Bodenentwicklung im Jahreslauf - 4. Folge von Manfred Klett

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Stand 31. Oktober 2023: Wir sind einen großen Schritt weiter gekommen, vielen Dank an Margherita für die vollständige Transkription der 4 Vorträge "Bodenentwicklung im Jahreslauf von Manfred Klett". Als letzter Schritt erfolgt nun die Erstellung des Glossar. Wir dürfen gespannt sein!  
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Transkription des Vortrages 4. Folge: Bisher nur als Rohtext verfügbar ...

Einen schönen guten Morgen! Alle Berliner zurück? So. Alles Glyphosat scheint verboten zu sein, nachdem ihr da in Berlin wart oder wie? Ja, wir wollen also heute in dieser Zusatzstunde abschließen dieses ganze Thema Bodenentwicklung im Jahreslauf, im Zusammenhang mit der Bodenbearbeitung. Es kann ja auch nur ein Überblick sein. Man muss sozusagen das als Gesamtbild nehmen, um damit dann selbstständig irgendwie weiterarbeiten zu können in der Praxis. Nun hatten wir ja gesehen, dass der Winterprozess dadurch charakterisiert ist, dass es da rein physisch, mehr oder weniger physisch-anorganische Prozesse sich abspielen, also die Kristallisation. Dann haben wir gesehen, dass dann mit dem beginnenden Frühjahr in der Übergangszeit schon so Ende Februar, Mitte Februar, Ende Februar die Tage länger werden, der Boden sich langsam erwärmt und dadurch jetzt plötzlich über Nacht quasi, also in kürzester Frist Lebensvorgänge stattfinden im Boden, die man äußerlich noch gar nicht sieht. Deswegen muss man da immer erst mal genauer gucken, um zu sehen, wie es jetzt mit den Unkräutern steht und all dem. Also ein starker Aufschwung des Mikrobiellen, der mikrobiellen Entwicklung in den Böden und aber auch der ganzen Bodeninsekten, was da so kreucht und fleucht, der Würmer. Also ein Lebensvorgang, der sich da anbahnt im Übergang zum eigentlichen Frühling und der sich dann noch fortsetzt bis in den Sommer, Frühsommer hinein. Ein Lebensvorgang im Boden, ein ätherisch-lebendiger Vorgang, wo die Natur wieder anfängt, sich auszuatmen. Und das setzt sich dann fort über das Frühjahr, gegen den Sommer hin. Und wir haben am Samstag da noch mal darüber gesprochen, wie dann, gerade am Beispiel des Getreides jetzt aufgezeigt, Reifevorgänge einsetzen, nach der hlüte, die sowohl oben in der Blüte und dass da langsam die Samenentwicklung sich bildet, entwickelt. Aber gerade die ganze Pflanze also als vegetative Pflanzengestalt selber gleichsam ausreift. Es ist ein Reifevorgang, der die ganze Pflanze durchdringt, ehe sie dann endgültig dann abstirbt. Und auch der Boden reift aus. Vom Frühsommer in den Sommer hinein, immer stärker gegen den Herbst hin, reift der Boden, nicht nur die Frucht da oben. Sondern in der ganzen Natur vollzieht sich ein Art Reifevorgang. Und an diesem Punkt müssen wir jetzt im Sommer einsetzen. Wir haben dann gesehen, wie dieser Reifevorgang beim Getreide abschließt gewissermaßen durch diesen Kieselsäuremantel, den die Pflanze jetzt um sich herum legt. Indem die Kieselsäure aus dem Boden aufgenommen, als kolloidale Kieselsäure im Wasserstrom jetzt die ganzen Pflanzengewebe durchdringt und sich dann peripher ablagert in den äußeren Geweben. Und dadurch die Pflanze ihren Glanz erhält. Also das ist der Teil, der glänzt, richtig glänzt. Man kennt das heute kaum noch, das Phänomen, weil das konventionelle Getreide glänzt nicht mehr. Aber das ist das eigentliche Urphänomen des reifen Getreides, dass es anfängt, zu glänzen. Am stärksten kann man das beim Hafer sehen, dieser goldene Glanz. Und das steigert sich dann bis in die Ähren herauf, bis in die Spelzen und bis in die Grannen. Und dann, wenn das der Fall ist, dann kommt es dann wirklich zur Reife des Korns. Und jetzt müssen wir da drei Stufen der Reife unterscheiden. Die Erste ist die sogenannte Teigreife und dann die Gelbreife und die Todreife. Die Teigreife heißt, dass das Getreidekorn noch grünlich ist, dass man es noch relativ leicht zerdrücken kann, dass dann unter Umständen im Frühstadium noch so ein Milchsaft austritt. Und in dieser Teigreife wird heute auch schon Getreide zum Teil geerntet für Grünkern. Wenn man also den Grünkern herstellt, Graupen, meistens aus Dinkel, sonst aus Weizen, das ist also ein Vorgang, in dem man das grüne Korn erntet, in diesem Zustand der Teigreife und nachträglich dörrt. Ein Dörrevorgang ist es ja, der ja zur Graupenbildung führt. Nun die nächste Stufe ist dann die Geldreife. Und da ist das Korn schon richtig schön gelb. Also wirklich, dann merkt man, das hat Farbe bekommen, ist nicht mehr grün. Und es ist noch biegsam. Man kann es eigentlich nicht mehr zerdrücken, aber man kann es so biegen, es bricht nicht. Das ist Gelbreife. Und in der Gelbreife hat man früher das Getreide gedroschen, solange es noch keinen Mähdrescher gab. Also durch alle Zeiten hindurch, die tausenden Jahre von Entwicklung in der Landwirtschaft, wurde immer das Getreide in der Gelbreife geerntet, geschnitten, zuerst mit der Sense, später kam dann der Mähbinder auf. Und dann hat man das in Garben gebunden und hat die Garben aufgestellt in Hocken, oben noch eine Quergarbe drauf, damit der Wind das nicht durcheinanderwirbelt. Und dann hat man das gelbreife Getreide nachgetrocknet in der Hocke, draußen auf dem Feld, noch mindestens also sagen wir mal drei, vier Tage, wenn die Sonne richtig gebrannt hat. Aber ansonsten vielleicht sogar eine ganze Woche. Manchmal standen die Hocken 14 Tage draußen. Und dann hat man dann dieses nachgetrocknete Getreide eingefahren, auf den großen Leiterwägen aufgetürmt. Das war eine wunderbare Arbeit, die Garben da hoch zu staken. Und dann hat man das eingefahren in die Feldscheunen. Jeder Hof hatte früher so eine Feldscheune. Und also unser Feldscheune ist 87 hier abgebrannt, das letzte Stück. Und man sieht auch kaum noch Feldscheunen draußen. Man sah oft riesen Hallen, wo man dann die Getreideernte eingebanst hat. Also Einbansen hieß, dass man die Garben sozusagen sorgsam abgelegt hat, sodass man sie leicht auch wieder herausnehmen konnte, wenn man dann im Winter angefangen hat, das Getreide zu dreschen. Der Drusch war im Winter, nicht direkt jetzt vom Feld weg. Im Winter hat man dann das gedroschen mit der Standdreschmaschine. Und da konnte man wunderbar die Unkrautsamen sammeln. Da konnte man die Spreu sammeln, zur Fütterung für die Tiere. Und man hatte dann das Stroh. Also das war eine wunderbare Sache. Und heute ist es so, dass man während der Todreife drischt, 14 Tage später normalerweise, als die Gelbreife, wenn das Getreide todreif wird. Und das todreif ist also dann, wenn man das Korn über den Daumen brechen kann. Das hat dann ungefähr 16 Feuchtigkeit. Besser ist 15, 14 Prozent Feuchtigkeit. Und dann ist es auch lagerfähig. Man kann es vielleicht noch ein bisschen nachklüften dann, in den Silos, wo man so einlagert. Aber das ist ungefähr die Feuchtigkeit, die das Getreide lagerungsfähig macht. Über 16 Prozent wird sehr problematisch. Und 16 Prozent ist schon die Grenze. Ja und der Mähdrescher, das eleganteste Instrument, was es gibt. Aber im Grunde genommen für den Boden und für den Ackerbau nicht sonderlich geeignet. Es ist wirklich, man merkt ja heute von der Ernte so gut wie nichts mehr. Wenn heute so ein Betrieb, so ein Hof sein Getreide drischt, da fährt ja ab und zu mal ein Wagen rein, voll mit Getreide. Und dann kommen da auch irgendwann mal dann so ein paar Rundballen da reingefahren. Das war es dann auch. Das machen dann zwei, drei Schlepper und zwei, drei Leute. Und man merkt von der Ernte gar nichts. Früher war das so, die gesamten  Höfe waren allesamt, wer nur also Hände hatte, der war draußen auf dem Feld und hat die Hocken aufgestellt oder hat die Garben gebunden oder sonst was gemacht. Das habe ich noch alles erlebt. Und und da weiß man auch was Zusammenarbeit auch auf einem Hof, da gab es kein Halten. Da waren Kinder und die ältesten Menschen hier, die kamen, gingen alle mit aufs Feld und haben geholfen. Und das war eine Arbeitspitze im Jahr förmlich. Aber die schönste Zeit im Jahr, in gewissem Sinne. Nun der Mähdrusch, da würde ich doch noch was dazu sagen. Der hat eigentlich für den Ackerbau fast nur Nachteile. Also einmal sind die Mähdrescher maßlos schwer. Also auf den Vorderräders sind die wahnsinnig schwer und machen unglaubliche Spuren. Das ist nachher für das nachfolgende Bodenbearbeiten, den Stoppelsturz immer sehr störend, weil da wieder der Schildpflug rausspringt und es ist ein unsaubere Arbeit. Das ist das eine. Das Zweite ist, dass der Mähdrescher die Unkrautsamen hinten rausbläst auf den Acker. Früher hat man sogar Säcke gehabt, in den früheren Zeiten während des Mähdruschs hat man noch große Säcke gehabt, wo man Unkrautsamen getrennt aufgefangen hat, um sie vom Acker runterzubringen. Heute wird das Zeug alles rausgeblasen und dann mit dem Stroh entweder gehäckseltes schon, das Stroh oder eben ungehäckselt. Und dann nimmt die Presse dann anschließend, die Hochdruckpresse, nimmt dann das Stroh auf und die Unkrautsamen liegen alle wunderbar, einschließlich der Bruchkörner, einschließlich des Ausfallgetreides, liegt dann auf dem Acker. Da sieht man immer diese grünen Spuren. Wenn man das Stroh abgeräumt hat und es regnet, dann sieht man diese grünen Spuren auf dem Acker. Nun ja, das ist ein weiterer Nachteil. Ein dritter Nachteil ist der, dass der Mähdrescher verlangt, die Totreife. Das heißt, wir müssen 14 Tage warten nach der Gelbreife, bis wir endlich dreschen können. Es muss dann das Wetter auch danach sein. Und diese 14 Tage sind ganz entscheidend für die Ausreife des Bodens zur Bodengare, zur Sommer-Bodengare, gewiss. Aber jetzt muss man aufpassen, dass diese Reife nicht zu weit geht, dass der Boden nicht total austrocknet. Er trocknet schon aus, schon seit Anfang Juli, sagen wir seit der und nach der Blüte fängt er schon langsam an, auszutrocknen, weil auch das Wurzelwachstum nachlässt. Es sterben ja schon nach der Blüte die ersten Wurzeln ab. Und dadurch nimmt das Bodenleben, auch Mikrobenleben ab an Aktivität. Und der Boden trocknet aus. Wenn man vor der Blüte über einen Acker läuft und wir haben einen biodynamischen Betrieb, einen guten Boden, dann merkt man, dass unter dem Boden noch immer der Boden nachgibt, federt, zurückfedert. Der Boden federt gleichsam unter den unter den Schuhen. Während nach der Blüte, wird er immer härter. Und dann im Juli, in der vollen Ausreife des Getreides wird dann ziemlich hart. Also der gibt ja nicht mehr nach und dann unter den Füßen. Das heißt, der Boden trocknet aus. Die Sonnenstrahlen kommen auch immer tiefer herunter, weil es gibt ja keine grünen Blätter mehr. Also die trocknet zusätzlich noch durch die Wärme und natürlich durch die Sonnenstrahlen aus. Und da muss man rechtzeitig sehen, rechtzeitig genug sehen, dass man jetzt die Restfeuchtigkeit noch bewahrt, möglichst bewahrt, dass man nicht so lange den Acker über den Mähdrusch hinaus offen liegen lässt, sondern dass man so früh wie möglich, unmittelbar nach der Ernte, den Boden bearbeitet, die Stoppelbearbeitung. Und diese Maßnahme konnte man eben früher 14 Tage früher machen, eben in der Gelbreife. Und das hatte ganz große Vorzüge für die Erhaltung der Bodengare beziehungsweise die Erhaltung der Feuchtigkeit im Boden. Noch zusätzlich 14 Tage sind sehr lange. Gerade im Sommer, wenn es so richtig heiß ist. Und dann kommt es eben zum Verlust der Bodenfeuchtigkeit. Und auch eben zum Rückzug der ganzen Organismen, also insbesondere der höherentwickelten, wie zum Beispiel die Regenwürmer, die ziehen sich dann gerne in den Unterboden zurück, wenn es allzu warm wird und trocken wird. Das mögen sie nicht. Und auch diese intensive Lichteinstrahlung mögen die nicht. Nun ist der Acker abgeräumt, hier im Sommer. Und da stehen hier draußen die Stoppeln. Und unter den Stoppeln ist hier eine unglaubliche Wurzelmasse. Und hier oben liegen dann überall noch dieses Ausfallgetreide und die Unkräuter. Und jetzt müssen wir überlegen, um welchen Bodenprozess es jetzt geht, der sich im Sommer abspielt. Was ist jetzt nach der Ernte der entscheidende Bodenprozess? Und wie können wir den unterstützen, durch entsprechende Bodenbearbeitungs-Maßnahmen? Aber wir müssen immer zuerst versuchen, prozessual zu denken. Was hat sich jetzt seit dem Frühjahr entwickelt im Boden, bis zum Sommer hin? Und jetzt ernten wir da draußen. Und jetzt müssen wir fragen, hier war es ein Vorgang im Frühjahr, der ganz stark die Bodenfruchtbarkeit in Anspruch genommen hat durch Abbauvorgänge. Und jetzt, nachdem wir geerntet haben, welcher Bodenprozess ist jetzt maßgebend für die ganze Weiterentwicklung des Bodens? Wir haben also Bestandsrückstände des Wachstums, des vorausgegangenen Jahres oder Jahreslaufes. Und da sind jetzt Wurzeln im Boden, das sind Stoppeln draußen, Spreureste, Reste von abgestorbenen Unkräutern und so weiter. Und jetzt kommt es darauf an, einen Bodenprozess einzuleiten, der zum Gegenteil führt von dem hier. Nämlich, dass wieder ein Humusaufbau stattfindet. Wir müssen jetzt wirklich kräftiger einsetzen mit der Bearbeitung. Früher haben wir gesagt nur Hautbearbeitung, also gerade mal von oben ein bisschen den Boden antasten. Aber jetzt kommt es darauf an, hier etwas kräftiger einzuwirken mit der Stoppelbearbeitung. Indem wir jetzt in der Regel, also die klassische Regel sind acht Zentimeter, im Allgemeinen. Das hängt auch ein bisschen von Betrieb zu Betrieb ab, dass man acht Zentimeter versucht, jetzt hier das alles durcheinander zu wirbeln, dass die Stoppeln eingearbeitet werden in den Boden, dass die Wurzeln durcheinander gerührt werden und die noch wachsende Unkräuter vielleicht entwurzelt werden. Also ungefähr bis zu einer Tiefe von acht Zentimetern, also nicht zu tief, aber auch nicht zu flach, versuchen wir jetzt, einen Prozess einzuleiten dadurch, dass die organischen Rückstände der Pflanzen sich mit dem Erdreich vermischen. Es geht um ein Vermischen und ein Lockern. Das sind die beiden eigentlichen Vorgänge, die wir gerätemäßig bewältigen müssen, Mischen und Lockern. Und zu welchem Ziel eigentlich? Natürlich, wir müssen jetzt irgendwie sehen, dass wir die Stoppel unter die Erde bekommen. Aber alles dasjenige, was dann folgt, ist ja ein Vorgang, wie wiederum unter Sauerstoffzufuhr jetzt die Bodenorganismen anfangen, diese organische Substanz abzubauen. Es ist nochmal ein Abbauprozess und zugleich eben ein Umbauprozess. Aber zunächst müssen sie mal besiedelt werden, die ganzen organischen Reste, die Wurzeln, die Stoppeln besiedelt werden mit Mikroben, die dann anfangen, insbesondere natürlich, wenn es Eiweißhaltiges ist. Also zum Beispiel Leguminosenstroh, das wird ruckzuck abgebaut. Aber so ein Stroh wie sagen wir mal, der Roggen oder die Gerste oder Weizen haben ein sehr weites C-N-Verhältnis, also sehr viel Kohlenstoff und wenig Stickstoff. Also es ist wenig Eiweiß eingebunden in den Stängel und das mögen die Mikroben nicht. Die mögen viel Eiweiß. Die mögen das leicht haben. Und das ist so quasi, die fangen gleich immer mit dem Nachtisch an. Und das ist eben, wenn es sehr viel Eiweiß in den/ Deswegen auch Gründüngung. Wenn Sie Gründüngung einarbeiten in den Boden, das ist eine Katastrophe, was Sie da machen, weil dann das Mikrobenleben viel zu stark angeregt wird. Die bauen das dann so rasant ab, dass nachher nichts mehr übrig bleibt. Und das ist hier keine Gefahr beim Getreidestroh, wegen des weiten sogenannten C-N-Verhältnisses. Also da ist der Kohlenstoff zu Stickstoff ungefähr 80 zu 1. Und infolgedessen ist es ein sehr, sehr langsamer Prozess. Gerade das Stroh ist sehr widerstandsfähig gegenüber dem mikrobiellen Abbau. Und so muss ich jetzt Bedingungen schaffen, gerade hier im Oberboden, dass einerseits die Feuchtigkeit bewahrt wird. Warum wird sie da eigentlich bewahrt durch eine solche Stoppelbearbeitung? Denn Sie tun ja gerade im Gegenteil sogar durch Lockerung und so weiter erst recht sozusagen die Verdunstung anregen.

[00:21:17] B Ich schneide das Kapillare ab.

[00:21:24] I Das ist hier genau, da ist hier eine Grenze. Und da ist es dann so, im Laufe des Jahres hat sich eine ganz bestimmte Kapazität ausgebildet. Das heißt also, dass Wasser entgegen der Schwerkraft in diesem ganz feinen Haarrisse und Röhren oder was auch immer, kapillar aufsteigt. Und wenn es eben nicht bearbeitet würde, würde es so weit aufsteigen und würde verdunsten. Und hier steigt es jetzt nur so bis hier Unterkante dieser bearbeiteten Schicht herauf. Und verdunstet natürlich hier auch, aber an der Unterkante dieser bearbeiteten Schicht. Das war ein Landwirt, Rosenberg-Lipinski hieß er, der hat um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert gerade diese Tatsache beobachtet. Und hat gesagt, das ist so wichtig, dass diese Feuchtigkeit hier jetzt hereinsteigt, um hier ein bisschen für Feuchtigkeit zu sorgen, innerhalb dieser bearbeiteten Schicht. Und hat ungeheure Bedeutung für die Entwicklung des Gesamt der ganzen Abbauvorgänge jetzt des Strohs und der sonstigen abbaubaren organischen Rückstände. Die brauchen also Feuchtigkeit. Die brauchen aber auch Sauerstoff, deswegen die Bearbeitung. Durch die Bearbeitung kommt ja Sauerstoff in den Boden. Und sie brauchen Dunkelheit, Finsternis. Da darf die Sonne nicht direkt darauf brennen, also nicht reinscheinen. Insofern müssen die Stoppeln hier wirklich herunter eingemischt werden, hier in den Boden. Da darf man möglichst keine Stoppeln mehr sehen. Und dann fängt eben ein Prozess an. Und dieser Prozess ist der, dass zunächst mal die geformte, gestaltete organische Substanz vom Boden verdaut werden muss. Und jeder mikrobielle Angriff heißt ja eigentlich ein Verdauungsvorgang. Das ist genau dasselbe wie bei uns, unsere eigene Verdauung oder bei der Kuh im Pansen. Ich stelle einen chaotischen Zustand her. Und da fangen jetzt diese Mikroben ihre Tätigkeit an, indem sie abbauen, abbauen, abbauen, abbauen. Und das muss man sich auch mal ganz klar machen, alles Mikrobenleben im Haushalt der Natur, einschließlich der Bakterien, führt letzten Endes zur Mineralisation, zu einem totalen Abbau. Also dass von der organischen Substanz alles veratmet ist, da bleibt nichts mehr übrig. Und noch ein paar Mineralsalze im Boden. Das war es dann auch. Also das Mikrobenleben steht so lange im Dienste einer höheren Natur, als die Pflanze wächst. Aber wenn sie abgestorben ist, so ist da nichts mehr, was die Mikroben sozusagen zu Symbiosen anregt. Da ist nichts mehr, sondern dann bauen die ab, mineralisieren. Und glücklicherweise ist das eine organische Substanz, die nicht so leicht zu mineralisieren ist, sodass es sich ziemlich lange ausdehnt, dieser ganze Prozess. Aber das ist sozusagen Ihre Tätigkeit. Das ist eine atomistische Tätigkeit. Das ist Myriaden, Milliarden, Billionen in so einem winzigen Würfel Boden, guten Boden, da stecken Milliarden und Milliarden solcher Mikroben drin. Das ist aber atomistisch. Sozusagen jede versucht sozusagen, ihr eigenes Leben da zu fristen, mit dem, was da ist und baut ab und kümmert sich nicht darum, dass wenn sie alles abgebaut hat, da ist nichts mehr da und da sterben sie eben alle ab. So. Aber es geht ja nicht nur um den mikrobiellen Abbau, sondern es geht auch darum, dass jetzt im Sommer gerade das höhere Bodenleben aktiviert werden muss. Das ist die Zeit, wo wirklich, möchte ich mal sagen, die Regenwürmer anfangen, ihre segensreiche Tätigkeit zu entwickeln. Und Sie glauben gar nicht, wie segensreich der Regenwurm ist. Das könnten wir gar nicht. Wir können als Menschen nicht annähernd das leisten, was der Regenwurm in unseren Böden leistet. Er steht nur repräsentativ für andere Organismen, höhere Organismen im Boden, selbstverständlich. Es gibt also Ringelwürmer. Es gibt natürlich die Collembolen, die sogenannten Springschwänze. Es gibt also Asseln und alles das Zeug. Es gibt also eine Unzahl von verschiedenen Organismen, die jetzt hier im Boden, besonders gerne hier in dieser Zeit, wo so viel organische Substanz im Angebot ist, da oben, oberflächennah, die da tätig werden wollen. Und die Stoppelbearbeitung dient dazu, jetzt ein Milieu zu schaffen, in dem gerade die Bodentiere ihre Tätigkeit entfalten können in einer Zeit des Jahres, die ihnen nicht besonders zuträglich ist, wenn jetzt nämlich die Sonne von oben herunterbrennt auf dem langen Acker. Die Regenwürmer, die fliehen die Wärme, die ziehen sich dann gerade im Sommer gerne in ihre Röhren, ganz unten, einen Meter tief in die Erde zurück und warten, bis es wieder feucht wird. Und dadurch, dass man jetzt hier diese Lockerschicht schafft, Sauerstoff dringt ein, die Feuchtigkeit steigt auf. Hier bildet sich also ein Milieu, was diesen Bodentieren dann zuträglich sein kann. Und insbesondere die Regenwürmer. Durch die Stoppelbearbeitung locken wir die Regenwürmer herauf, in einer Jahreszeit, wo sie eigentlich eher die Tendenz haben, nach unten zu gehen. Wir locken sie durch ihre Röhren herauf, so dass sie jetzt anfangen, hier oben horizontal, die kommen vertikal durch ihre Röhren hoch und fangen jetzt an, hier oben die organische Substanz zu fressen, in sich aufzunehmen. Und der Regenwurm braucht eben auch dreierlei Dinge. Er braucht Sauerstoff, ein Sauerstoffatmer. Und er braucht Finsternis um sich herum. Er scheut das Sonnenlicht. Wenn er im Sommer aus dem Boden herauskommt und findet sein Loch nicht mehr zurück, dann verbrennt er unter der Sonne und er trocknet sofort aus, dann ist er tot. Also er braucht Sauerstoff, er braucht Feuchtigkeit und die Finsternis des Bodens. Es sind dies alles Wesen, die im Finstern leben. Und jetzt vollzieht er da seine segensreiche Tätigkeit. Und hier möchte ich jetzt mal kurz schildern, ehe wir dann auf die Bearbeitungsmaßnahmen selber noch mal eingehen. (...) Also der Regenwurm steht repräsentativ für die alle höheren Bodentiere, wohlgemerkt. Und der Regenwurm ist ja ein seltsames Gebilde. Es ist eigentlich nur ein Schlauch, so, Schlauch, irgendwie so. Und dieser Schlauch ist segmentiert. Überall, wo Sie in der Natur Segmentierung vorfinden, ist es ein Ausdruck einer relativ frühen evolutiven Entwicklung im Tierreich. Jede Segmentierung ist eigentlich noch ein Bild mehr des Pflanzlichen als Tierischen. Die Pflanze, wenn sie wächst, bildet immer eine Segmentierung, wenn es auch in der Vertikalen ist. Das Blatt, Stängel, Blatt, Stängel, Blatt, Stängel. Also ist immer ein Stängel-Glied und dann kommt ein Blatt, entweder gegenständig stehen die Blätter oder kreuzständig oder so. Und dann kommt wieder ein Stängelglied und so weiter. Es ist immer dieses rhythmische Gegliedertsein, das ist typisch für alles Lebendige. Und bei den Getreiden ist eben nicht so, dass/ bei jedem Knoten kommt ein Blatt raus. Also weil sonst kommen immer zwei Blätter heraus oder richtige Blattwirtel. Bei den Getreiden haben wir nur ein Blatt, das dann von jedem Knoten mit dem Stängel mitwächst und dann plötzlich einen Knick macht und dann sich abbiegt nach außen und erscheint dann als das Blatt. Nun, der Regenwurm zeigt eine ebensolche rhythmische Gliederung wie alle Würmer, auch die Raupen. Also die zeigen diese rhythmische Gliederung. Das weist darauf hin, dass dort die Stoffwechselprozesse, das ist sozusagen das Unbewusste ja im Menschen, dass sie da am allerstärksten ausgebildet sind. Und Stoffwechselprozesse sind immer Pflanzen-verwandt. Das ist also sozusagen die Pflanze in uns, auch im Menschen, wo wir völlig unbewusst sind, in dem, was sich da eigentlich abspielt. Wie die Pflanze auch eben ein Schlafbewusstsein hat, so hat der Mensch da unten ein Schlaf/ Er schläft eigentlich immer in seinem Stoffwechselorganismus. Da dringen wir mit unserem Bewusstsein nicht rein. Also schon morphologisch gesehen kann man sagen, dieser Wurm ist eigentlich ein Evolutionszustand, der mehr einer früheren Epoche der tierischen Evolution entspricht. Nun ist dieser Regenwurm aber ein erstaunlich hoch organisiert, inwendig. Er hat nämlich einen geschlossenen Blutkreislauf, der durch alle Segmente hindurch führt und hier oben eine kleine Verdickung hat. Das kann man das Herz nennen, aber das wäre fast zu viel gesagt. Jedes Segment wird also durchblutet und es hat außerdem ein ausgesprochen entwickeltes Nervensystem, das Gangliensystem, was auch durch alle Segmente hindurch geht. Und da sind immer so Verbindungen auch in den einzelnen Segmenten. Deswegen kann man einen Regenwurm ja durchschneiden, soll man nicht machen, aber wenn das mal geschieht, dann kann es sein, dass er fortlebt. Meistens kann er sich nicht mehr zum vollen Wurm regenerieren. Das ist ein Märchen. Aber er kann noch mal vielleicht die Wunde schließen und kann dann vielleicht die eine Hälfte noch eine Zeit lang überhaupt am Leben halten, aufgrund dieser besonderen, sowohl was den Blutkreislauf anbetrifft, als auch den die Nerventätigkeit, die Ganglientätigkeit. Und jetzt kommt aber noch eines dazu, dass dieser Regenwurm sage ich mal hier vorne, der hat Maul und irgendwo setzt er dann auch seine Häufchen ab und dazwischen, zwischen dem Maul, was jetzt eigentlich kein  Maul ist, er hat nämlich keine Zähne und nix, sondern er hat nur eine etwas verhärtete Haut, durch die er in der Lage ist, sich jetzt die einzelnen Sandkörnchen im Boden, Tonteilchen aufzunehmen und eben Pflanzenrückstände aufzunehmen. Also was der Regenwurm frisst, ist organische Substanz, Ton und Feinsand. Denn er frisst sich ja durch den Boden durch. Also hier oben, wenn er hier oben tätig ist, dann schiebt er sich durch den Boden durch. Dann tut er sozusagen den Leib zusammenziehen. Und dann drückt er sich nach vorne durch. Da wird er ganz spitz vorne und drückt sich durch den Boden durch. Also das ist normalerweise seine Horizontalbewegung, hier oben in dem bearbeiteten Boden. Aber ansonsten ist der Regenwurm ja ein Tier, welches solche senkrechten Röhren heruntergeht. Die gehen tief, tief in den Boden und vielleicht sogar unter den C-Horizont. Also auch Löss-Böden allemal, nicht nur durch das verwitterte Profil, sondern bis hinein in den Unterboden. Und bei Löss-Boden hat man nachgewiesen, dass Regenwürmer bis zu sieben Meter tief Löcher bilden können, solche Röhren bilden können. Und in diesen Röhren wohnen. Das ist das erstaunliche Phänomen. Wandert nun der Regenwurm auch rauf und runter. Hier unten hat er vielleicht irgendwo eine kleine Ausbuchtung. Und da kann er sich dann, wenn es trocken ist oder im Winter, dann tut er sich hier unten so einwickeln. Und da ruht er dann. Aber ansonsten bewegt er sich in der Senkrechte. Das ist schon mal ein unglaubliches Phänomen. Der Regenwurm ist ein Horizontalwesen, der kann sich nur schlängeln. Aber kaum kommt er in seine Röhre, dann fühlt er die Röhre, dann steht er in der Senkrechten. Man muss immer auf solche Phänomene aufmerksam werden. Es ist was anderes, wenn ein Tier in der Waagerechten ist, als wenn er in der Senkrechten ist. Das sind Bewusstseinsunterschiede des Seelischen des Tieres. Das erlebt sich gleich ganz anders. Und in diesen Röhren bewegt sich nun der Regenwurm relativ schnell, erstaunlich schnell. Er hat ja keine Beine, er hat nur die blanke Haut. Und diese Haut sondert ständig, unentwegt Schleim ab, um sich immer schön feucht zu halten. Und dann hat er aber eingebettet in die Haut einerseits Punktaugen, also dass sozusagen die ganze Hautoberfläche/ Was nehmen wir da für eine Farbe? Der hat hier die ganze Hautoberfläche, hat er hier Punktaugen. Die sind ganz verborgen in dieser Schleimschicht, in der äußeren Schleimschicht. Und er hat außerdem Borsten. Und diese Borsten, die kann er dann in der Senkrechten ausstülpen und kann sich dann sozusagen stufenweise hochschieben. Und das geht verdammt schnell. Also man glaubt es nicht, wie schnell so ein Regenwurm da rauf und runter geht. Er hat also so Borsten, die er ausstülpen kann. Die verschwinden in der Haut normalerweise. Und dann wenn er aber da in den Röhren sich bewegen, dann stülpt er die aus und dann bewegt er sich nach oben. Und indem sich nun dieser Regenwurm hier in dieser Höhle bewegt, sondert er ständig auch Schleim ab. Und diese Schleim, das ist praktisch Eiweiß, also ganz junges Eiweiß. Also nicht nur natürlich, aber hauptsächlich. Und mit dem kleidet er jetzt diese Wurmlöcher und diese Wurmröhren, die er selber gefressen hat wohlgemerkt, die hat er selber hergestellt, kleidet er jetzt mit diesem Eiweiß und diesem Schleim diese Röhren aus und stabilisiert damit die Röhren. Wenn da so ein Starkregen kommt, dass der nicht sofort zuschlemmt, sondern dass dadurch eine Art Wandbefestigung stattfindet, der Röhrenwand. Und es gibt fossile Regenwurmlöcher, das habe ich selber noch gesehen, in Lössprofilen, Regenwurmröhren, die aus der vorletzten Eiszeit stammen. Also nicht aus der letzten, sondern es gibt ein sogenanntes Interglazial zwischen den Eiszeiten, wo sich auch schon Bodenbildung vollzogen hat. Und da hat man in Lössböden Regenwurmröhren aus noch vor den Eiszeiten befindlichen Interglazial, in entsprechenden Löss-Standorten gefunden. So stabil ist das. Also der macht seine eigene Statik. Und dieser Schleim, der da abgesondert wird, ist gleichzeitig natürlich ein wunderbarer Boden für die Mikrobenwelt. Also die Mikroben, da kommen dann Sporen natürlich mit, mit dem Regenbogen werden Sporen eingetragen. Und dann keimen die aus, diese Sporen und bilden jetzt da also ein ganzes Myzel, Pilzmyzel, aber auch auskeimende mikrobielle Protozoen, alles Mögliche, also einzellige Wesen. Und die fangen dann an zu wachsen und vegetativ sich zu entwickeln. Und wenn das weit genug ist, dann steigt der Regenwurm herunter oder steigt je nachdem hoch und und grast seine eigenen Röhre ab. Seine Röhren, da ist der Tisch gedeckt, durch diese auskeimenden Mikroben pflanzlicher Art, tierische Art, also Protozoen. Und die grast er ab, indem er da in seinen Röhren rauf und runter geht. So. Und wenn es jetzt stark regnet und wenn man die Regenwürmer genau beobachtet, dann kann man ungefähr wissen, wann es regnet. Die machen nämlich hier oben einen kleinen Deckel drüber aus Lehm. Wenn es zum Regen kommt, also wenn ein Starkregen, ein Gewitterregen daniedergeht, dann sind die Röhren verschlossen. Die verschließt er vorher. Die machen die Tür zu. Das nicht da das ganze Wasser runterläuft. Aber kaum ist der Regen vorbei, dann öffnet er das hier oben wieder, damit der Sauerstoff reinkommt. Das ist eine. Das Zweite ist, dass der Regenwurm eigentlich die Bodenatmung am allermeisten beeinflusst. Ich habe ja gesagt, der Boden atmet genauso wie Mensch und Tier. Es sind ja Abbauprozesse hier im Organischen hier oben erstmal oder auch hier bei dem ganzen Frühjahrswachstum, Abbauprozesse. Da wird CO2 frei, Kohlendioxid. Das ist ein Gift. Raus aus dem Boden! Ja, wie? Schwerer als Luft. Jetzt sammelt sich das Kohlendioxid, es ist schwerer als die Luft, hier in diesen Röhren. Also da würde man sofort ersticken, wenn man da als Mensch da rein eintauchen wollte. Der Regenwurm hält es aus. Und jetzt, wenn er dann hochsteigt in seiner Röhre, ist es ist wie eine Pumpe, die das CO2 quasi herausgedrückt aus der Erde, in die Atmosphäre. Und wenn er wieder runter saust, dann zieht er Sauerstoff nach. Also er befördert aktiv durch seine Lebenstätigkeit die Bodenhaftung. Er entlüftet und belüftet durch seine Bewegungen in der Senkrechten. Also das ist ein richtiges Wunder, ist sowas. Und ich möchte nur gleich bemerken, dass es also wesentlich darauf ankommt, dass in den Böden möglichst viel Regenwürmer sind. Und da sind große, große Unterschiede. Also auf Sandböden hat man es mit dem Regenwurm sowieso schwer, weil da kein Ton ist. Er braucht Ton. Und da komme ich nachher noch mal drauf zurück. Er braucht Ton, er muss mit den organischen Substanzen zugleich Ton zu sich nehmen. Und im Sandboden ist so wenig Ton. Und infolgedessen kann man so schwer Löcher stabilisieren. Das Einzelkorngefüge eines Sandboden. Aber normalerweise, in unseren normalen Standorten, ist doch genügend Ton vorhanden für die Entwicklung des Regenwurmlebens. Und jetzt muss man zusehen, dass man da möglichst viele Regenwürmer in den Boden bekommen. Und das heißt, ich muss dafür sorgen, dass genügend organische Substanz immer angeboten wird, dass diese Regenwürmer im Boden abbauen können. Und dann vermehren sie sich ja auch. Dann legen sie ihre Eier und dann schlüpfen dann wieder junge Regenwürmer. Und wenn man  Berechnungen vornimmt, wie viel Regenwürmer in so einem Boden normalerweise sind, wenn es ein guter Boden ist, dann sagt man ganz über den Daumen gepeilt mindestens so viel Regenwürmer an Gewicht unter dem Boden wie eine Großvieheinheit über dem Boden. Eine Großvieheinheit sind normalerweise 500 Kilogramm Lebendgewicht, Kuh. Eine Kuh über dem Boden, eine Kuh in Form von Regenwürmern unter dem Boden. Das ist so ein Daumenmaß. Wenn man es aber genau zählt, dann entdeckt man enorme Unterschiede. Wir hatten glücklicherweise, in den Siebziger Jahren war das schon, irgendwie Ende der Siebziger Jahre, von der Universität Gießen hier mal eine Regenwurmzählung. Und zwar nicht nur hier, sondern auch auf allen benachbarten konventionellen Betrieb mit Viehhaltung auch und Ackerbau, gemischter Betrieb und ein extrem konventionell bewirtschafteter Gartenbaubetrieb oder so. Ja, so ein Gartenbaubetrieb, aber vollkommen extrem in Monokultur bewirtschaftet. Haben wir da auch Profile aufgegraben und haben da genaue Untersuchungen gemacht. Man macht das normalerweise mit Formalin. Man nimmt also einen Quadratmeter, steckt den genau ab, misst ihn aus. Und dann träufelt man Formalin auf den Acker und das Formalin, die Dämpfe, die ziehen dann ein in den Boden und die locken die Regenwürmer, die halten das nicht aus, sie wollen an die Luft. Die kommen dann alle obenr auf, alles was beweglich ist, jedenfalls. Und das sind ja, die größeren Tiere gehen ja erst hier runter, die kleineren, die bleiben ja mehr hier gegen die Oberfläche hin, den Sommer über. Also da haben die diese Zählung gemacht. Und zwar von winzig-klein, geschlüpft bis voll entwickelten Regenwürmern. Regenwürmer werden normalerweise neun Jahre alt. Also die können ein ganz schönes Alter erreichen und auch eine ganz schöne Größe. Und haben die gezählt. Und da haben sie bei dem bei dem extrem bewirtschafteten Gartenbaubetrieb vier Regenwürmer pro Quadratmeter gefunden. Da haben sie gesagt, na ja, immerhin, das ist doch was. Vier Regenwürmer. Und dann haben sie auf dem konventionellen Betrieb, Nachbarbetrieb hier in Gronau, haben sie 25 gefunden pro Quadratmeter. Und dann haben sie Untersuchungen gemacht auf verschiedenen Standorten hier, aber vor allen Dingen unten, im Unterland. Zwei Jahre nach Kleegras, auf unseren Tonböden da unten, Niederschwemmland-Boden, haben sie 600 gefunden. Und da haben sie gesagt, na ja, das ist ja ganz schön viel, also die Fachleute. Sie haben gesagt, aber 400 könnten es auch sein, das ist gut. Also da sieht man, also wir müssen daraufhin sehen, also wenn diese Bodenatmung durch die Regenwürmer richtig nachvollziehen kann und der Abbau der organischen Substanz, der ja auch wiederum ein ganz besonderer Vorgang ist, wie ich es gleich schildern werden, dann sieht man, dass der Regenwurm eigentlich der eigentliche Fruchtbarkeitsbildner der Erde ist. Und wenn sie da nicht die Hilfe haben von den Regenwürmern durch das ganze Jahr hindurch, denn die arbeiten das ganze Jahr hindurch, wenn es nur irgendwie Witterung danach ist, bevorzugt natürlich zu einer bestimmten Jahreszeit und das ist eben die von hier bis zum Herbst hin, wenn diese Aktivität ständig stattfindet, dann kann das kein Landwirt besser machen, kein Bodenbearbeitungs-Gerät besser machen. Also je aktiver der Boden in Bezug auf die Regenwürmer ist und hoher Regenwurm-Besatz und so 300, 400 Regenwürmer sollten es dann schon auch sein. Aber die müssen natürlich ernährt werden und so weiter. Und in Monokultur geht es gar nicht. Monokultur Mais, Monokultur Weizen oder so. Sondern ich muss eine Vielfalt in der Fruchtfolge haben, muss auch einen bestimmten Unkrautbesatz haben. Das mögen sie auch gerne. Die unterschiedlichen organischen Substanzen sind sehr unterschiedlich schmackhaft, mit sehr unterschiedlichem Eiweißhgehalt. Also ein breites Angebot muss da sein, dass die Regenwürmer sich entwickeln. Und nun ist es so, dass der Regenwurm mit seinem Mund hier all das aufnimmt. Und zu diesem Ziel frisst er sich durch den Boden hindurch. Hier oben drückt er sich durch den Boden hindurch, im Wesentlichen, muss nicht sein, aber im Wesentlichen doch, wenn schön locker ist. Ansonsten muss er seine Röhren auswählen. Und dann baut er vielleicht sogar eine zweite da in die Tiefe und eine dritte und eine vierte. Und was macht er denn aber mit dem Material, was er alles frisst? Das hat er alles in sich drin. Und wenn er dann voll ist, dann marschiert er hier oben rauf und legt das hier oben als ein Häufchen ab. Der Regenwurm sorgt dafür, dass die Böden sich verjüngen. Der ist der große Verjünger unserer Böden. Entgegen der Schwerkraft holt er von unten die Erde rauf und legt sie oben ab. Ich habe mich früher immer gewundert. Ich habe mich immer sehr für Ausgrabungsstätten interessiert, so und Griechenland und so. Und da habe ich mich immer gewundert, wie diese riesen Trümmer von Tempelanlagen, dass man die alle heute nur noch die Oberfläche sieht, die liegen alle irgendwo so halb vergraben in der Erde oder ganz zu. Und da muss man regelrechte Ausgrabungen machen. Na ja, als ich da mal so einen Archäologen da gefragt habe, der hat gesagt, ja, die sinken nicht ein, sondern die werden überwachsen dadurch, dass die Regenwürmer auf diesem Kalkboden so intensive Arbeit leisten, dass die Böden nach oben wachsen, die dort dadurch wachsen, sozusagen. Stellen Sie sich vor ein Regenwurmbesatz von 400 Regenwürmern pro Quadratmeter, das sind also mindestens 1.000 Kilogramm Lebendgewicht pro Hektar, die sorgen dafür, dass jedes Jahr zirka über 100 Tonnen Erde von unten nach oben verfrachtet werden. Pro Hektar 100 Tonnen. Durch ihren eigenen Leib nehmen sie das auf und marschieren dann wieder hoch und legen oben ihre Häufchen ab. Und je kalkreicher der Standort ist, desto stärker ist das, desto höher auch normalerweise der Regenwurmbesatz. Und saure Böden, die mag der nicht. Da gibt es dann auch andere Regenwurm-Arten, die da ein bisschen besser mit der Säure zurechtkommen. Aber der Lumbricus terrestris, also unser normaler Tauwurm, den wir so kennen, der braucht diesen Kalk. Und auf diese Weise also regenerieren sich unsere Böden, werden juvenil von Jahr zu Jahr, juveniler wieder. Wir haben ja ständig eine Mikroerosion von oben nach unten. Bei jedem Starkregen durch die Bodenporen werden Tonteilchen und so weiter nach unten verfrachtet. Und damit hängt die Alterung der Böden zusammen, die ich ja schon erwähnt habe, die Alterung der Böden, dass von oben nach unten, das Profil, eine Profilierung entsteht. Und oben die Böden dann verarmen an Ton und so weiter, durch Mikroerosion. Jetzt kommt der Regenwurm und trägt das alles wieder hoch. Es ist ein Wunder. Also was der Regenwurm macht, das ist immer das Beste vom Besten. Und er ist außerdem nicht jemand, der der Meinung ist, er müsste unbedingt, wenn er sozusagen ein bisschen mit dem Futter nicht so weit her reicht, dass er dann die grünen Blätter von den Pflanzen frisst. Er frisst nichts Grünes von den Pflanzen, er ist in dem Sinne kein Schädiger, er wirkt nie schädigend auf die Pflanze. Auch nicht im Boden, wo die Wurzel lebendig da wächst, das frisst er nicht. Er schädigen in keinem Punkt. Natürlich, ab und zu macht man mal Unfug. Das habe ich mal beobachtet, dass so ein Regenwurm ein grünes Pflanzenblatt abgebissen hat. Und was hat er gemacht? Er hat die ganze Oberfläche von dem Blatt, also neben seinem Loch. Die ganze Oberfläche von dem Blatt hat er jetzt mit seinem Schleim eingeschleimt. Und dann hat er das Blatt zusammengerollt, das kann der und hat es jetzt in seine Höhle reingezogen. Und da steckte das da ganz in der Höhle drin. Und da entwickeln sich jetzt in der Höhle, im Schleim, alle möglichen Bakterien. Und die bilden jetzt wieder so einen schönen Bakterienrasen oder Mikrobenrasen. Und das weidet er ab. Da war das Blatt sozusagen auch nur ein Mittel zum Zweck, dass er wieder seinen Tisch gedeckt bekommen. Aber ansonsten macht er überhaupt keinen Schaden. So und jetzt der Verdauungsvorgang ist ja der, dass er jetzt hier die Nahrung aufnimmt. Und dann wandert diese Nahrung in die Mundhöhle, Maul, Höhle, Mundhöhle. Das ist eine Erweiterung des Darms. Und dieser Darm, der geht dann auch hier durch bis hinten hin. Und diese Erweiterung dieser Mundhöhle, dazu braucht er jetzt und um dieses organische Material klein zu machen, braucht er jetzt insbesondere Feinsand oder auch mal ein Grobsandkorn, Kiesel. Und den braucht er hier in seinem Magen. Und mit diesem Kieselsand mahlt er jetzt, durch entsprechende Kontraktionen des Magens, mahlt er jetzt die organische Substanz klein. Also ähnlich wie das Wiederkauen der Kühe. Das macht er hier in seinem Maul. Und dann geht also diese verkleinerte organische Substanz, das geht hier also jetzt durch den ganzen Dünndarm hindurch. Und dieser Dünndarm ist voll gestopft, prall voll mit Mikroben. Und daran können Sie erkennen, dass der Regenwurm als Tier diesen Prozess, der bei der Pflanze peripher hauptsächlich ist, die diese sogenannte Rhizosphäre um die Wurzel herum, diese Symbiose, die ist um die Wurzel herum, im Wesentlichen, beim Tier ist sie innen drin. Da stülpt sich das Äußere ins Innere. Das ist ein Umstülpungsvorgang. Und daran können Sie schon erkennen, das Tier unterscheidet sich von der Pflanze durch Umstülpungen. Schon das Gastrulastadium, also wenn ein Organismus sich entwickelt, dann kommt es zu dieser Umstülpung. So. Das nennt man das Gastrulastadium. Wo jetzt die Zelle sich entwickelt. Zunächst ist sie noch verbunden mit der Außenwelt, nachher schließt sie sich ab. Und dann bildet sie ein Innenraum. Und so ist es eben beim Regenwurm. Das ist ein Innenraum, jetzt der ganze Darmschlauch, wo diese organische Substanz von außen reinkommt und jetzt mikrobiell von innen aufgeschlossen wird, unter der Regie des Seelenleibes, Astralleibes, wie auch immer, Empfindungsleibes, eben eines Tieres, was beseelt ist. Unterdessen Regie wird jetzt hier die organische Substanz abgebaut und die ganzen Symbiosen gesteuert, die da in diesem Darm ihre Tätigkeit entwickeln, prall, voll. Und sodass also hier jetzt systematisch hier ein Abbauvorgang mikrobielle Art stattfindet und jetzt aber gleichzeitig der Ton mitgenommen wird auf diesen Weg, sodass am Ende etwas in Erscheinung tritt, was der fruchtbarste Boden schlechthin ist. Und das sind die Regenwurm-Krümel. Warum? Weil die Regenwürmer es fertigbringen, nicht nur den Humufizierungsprozess, also den Humusaufbau zu bewerkstelligen. Dass das nicht alles nur mikrobielle abgebaut und mineralisiert wird, sondern das Gegenteil. Die schaffen nur die Vorbedingungen, dass jetzt ein Aufbauprozess unter der höheren Organisation des Regenwurms stattfinden kann. Und das nennen wir dann Humifizierung oder Humusaufbau. Es entsteht etwas Neues. Es ist nicht mehr dasselbe, was er an Futter von außen aufgenommen hat, das wird total verwandelt in eine Substanz, die wir Humus nennen. So rätselvoll diese Humussubstanz ist und so immer noch die Wissenschaft, darüber rätselt, was das überhaupt ist, also die ganze Humustheorie, die man in den Fünfzigerjahren hatte, die ich noch gelernt habe, die ist heute längst hinfällig, eigentlich, obwohl man das gar nicht realisiert. Weil die Wissenschaftler oder heute Landbauwissenschaftler, Bodenkundler sich um den Humus nicht sonderlich kümmern. Die kümmern sich um alles andere, aber der Humus ist eigentlich relativ uninteressant. Es hat ein bisschen eine Erneuerung des Bewusstseins stattgefunden in den letzten Jahren gewiss, das muss man schon sagen. Aber meistens von Leuten, die so mehr am Rande stehen. Also die Frage, wie es möglich ist, dass aus einer Substanz, die auf dem Wege ist des Abbaus, dieser Abbau abgefangen wird und plötzlich ein Neuaufbau stattfindet, in etwas, was nicht mehr die ursprüngliche Pflanze ist, sondern was etwas ganz Allgemeines ist, das über alle Pflanzen übergreift und was man dann Humus nennt, das vollzieht sich bevorzugt, ich möchte sagen nicht nur im Regenwurm, aber bevorzugt in den höheren Bodentieren. Und das Ergebnis nun, dieser Form der Verdauung, ist nun hier das Regenwurm-Häufchen, was er oben ablegt. Und wenn man das untersucht, dann steckt es nach wie vor voll mit Mikroben. Also da ist immer noch eine hohe Mikrobenaktivität, insbesondere die so genannten Ligninzersetzer. Lignin ist der Stoff, der das Holz verholzen lässt. Also die Stabilität, den Widerstand des Holzes bewirkt gegenüber mikrobiellem Angriff. Also dass die Stämme nicht von innen verfaulen, wie bei Rotfäule bei den Fichten, sondern dieses Lignin fressen natürlich auch die Regenwürmer, vor allen Dingen Wurzeln, da ist es ja vermehrt drin. Die Wurzel verholzen ja auch leicht. Und sodass die Verdauung, die der Regenwurm eingeleitet hat, die setzt sich in den Häufchen fort. Und zwar nach wie vor, möchte ich mal sagen, unter der Regie des Regenwurms. Also das ist dann nicht irgendwie beliebig, sondern die sind so imprägniert, gleichsam von dem Seelenwesen dieses Tiere so imprägniert, dass die Mikroben nicht machen können, was sie wollen, sondern sie machen eben genau das, was der Regenwurm ihnen diktiert hat. Und dabei entsteht nun etwas, was auch ein riesen Rätsel ist, nämlich der sogenannte Ton-Humus-Komplex. Das ist der Fachausdruck, also Ton-Humus-Komplex. Ja?

[01:01:59] B Was genau passiert, bevor es Ton-Humus gibt?

[01:02:02] I Bitte? Wie?

[01:02:02] B Was geschieht, bevor wir Ton-Humus haben? Können Sie das noch mal sagen?

[01:02:09] I Na ja, das ist ein geheimnisvoller Vorgang, dass eine mineralische und eine organische Substanz eine untrennbare Verbindung eingehen. Und dafür sorgen eben die Bodentiere. Der Regenwurm ist nur ein herausragender Repräsentant. Sie müssen sich vorstellen, dass jetzt der Regenwurm etwas macht, dass das, was er selber abgebaut hat, durch seinen mikrobiellen Abbau an organische Substanz, einen Aufbau bewirkt, aber gleichzeitig den Ton bindet an den Humus. Dass da eine untrennbare Verbindung ist. Und das ist dann die Substanz, die eigentlich Dauerfruchtbarkeit erzeugt. Wenn ein Boden dauerhaftfruchtbar ist, das heißt nicht im nächsten Jahr wieder einen Dünger brauchen. Sondern dass er wirklich über die Jahre hinweg ein hohes Niveau an Dauerfruchtbarkeit bewahrt, das ist wesentlich den Bodentieren zu verdanken. Also man ist zwar sich ziemlich sicher heute, dass die Schwarzeerden in der Ukraine oder in der Magdeburger Börde oder Kölner Bucht oder Soost da oben oder den ganzen Prärien in Nordamerika, das sind ja alles Schwarzeerde-Böden, die eigentlich ihr Dasein der Tätigkeit dieser Bodentiere verdanken. Es gibt heute Humusformen, das hat man in Amerika nachgewiesen, die über 1.000 Jahre alt sind, Dauerhumus. In den Prärien des mittleren Westens. Also diese Bodentiere, die möchten wir jetzt gerne aktivieren im Sommer. Sie sind auch schon im Frühjahr irgendwo tätig, weil es da immer organische Substanz abzubauen gibt, noch vom Vorjahr. Aber jetzt im Sommer, wo diese frischen Massen da entstehen, da möchten wir sie gerne hier oben haben. Und dazu müssen wir jetzt den Boden entsprechend bearbeiten. Wir müssen nur aufpassen, dass wir die Zeit noch/ Da müssen wir den Boden entsprechend bearbeiten und Sorge tragen, dass eben da genügend Feuchtigkeit aufsteigt, die Feuchtigkeit überhaupt bewahrt wird, dass genügend Sauerstoff da ist und so weiter. Und jetzt kann man natürlich gleichzeitig auch hier noch das nutzen und gleich wieder eine Gründung reinbringen, direkt nach dem Stoppelsturz eine Gründung raus, dass der Boden auch beschattet ist. Und das mögen die Regenwürmer gerne. Das Sonnenlicht, das direkte Sonnenlicht ist für sie tödlich. Aber kaum ist da eine beschattende Gründüngung oben drüber, bis in den Herbst hinein, dann können die ungestört sozusagen ihre ganze Arbeit leisten, vollziehen. So, jetzt möchte ich noch ein paar Worte sagen und vielleicht noch eins zum Regenwurm. Der ist sozusagen ein Universalgelehrter oder ein universal tätiges Wesen. Und ich habe mich immer gefragt, wie man eigentlich den Regenwurm verstehen kann, evolutiv. Und nun gibt es ja in den Naturreichen die bekannte Total-Metamorphose. Kennen Sie den Begriff? Also dass ein Insekt oder ein Tier, hier in diesem Fall ein Tier, ein Regenwurm, ein Lumbrizide Eier legt. Eier, die legt er hier oben irgendwo ab, im Boden. Und dann schlüpfen da draus Larven. Und die entwickeln sich dann zu Raupen beziehungsweise Entschuldigung, nicht zu Raupen, sondern beim Regenwurm eben zu Larven und die werden dann zu jungen Regenwürmern und so weiter. Aber es gibt andere Tiere, die jetzt Eier legen und aus den Eiern schlüpfen dann Larven und die entwickeln sich zu Raupen. Und die Raupen sind zunächst einmal in gewissem Sinne gar nicht zu differenzieren von einem Regenwurm, ist auch stark segmentiert. Nur haben sie meistens starke Farbenprägungen beziehungsweise auch Haare oder so in den Segmenten, kann ja sein. Aber im Prinzip sind sie eigentlich ein Regenwurm. Fressen en Masse, im Gegensatz zum Regenwurm, organische Substanz an der wachsenden Pflanze. Also die sind ja gefräßig bis dort hinaus. Und dieser Eichenwickelspinner, der räumt diese ganzen Blätter von so einer großen Eiche ab. Die können wirklich irren Schaden entwickeln, indem sie von der wachsenden Pflanze die lebende Substanz aufnehmen und dadurch die Pflanzen enorm auch schädigen. Und es gibt verschiedene Schmetterlingsarten. Kennen wir ja. Den Fuchs, den kleinen Fuchs oder so, der entwickelt sich jetzt auf ganz spezifischen Pflanzen, von denen er sich ernährt, die Raupe sich ernährt. Also zum Beispiel die Brennnessel. Deswegen haben wir immer so gern Brennnesseln auch am Wegrand stehen, überall so kleine Brennnessel-Inseln. Damit diese Schmetterlinge sich da entwickeln können. Auch das Tagpfauenauge. Oder es gibt andere Schmetterlinge, zum Beispiel der Distelfalter, der entwickelt sich ausgesprochen auch Disteln. Und so haben die Schmetterlinge insbesondere also ganz spezifische Pflanzen, worauf sie sich entwickeln, wo die Raupe sozusagen die Nahrung findet, die sie braucht für ihre eigene Entwicklung. Wenn jetzt eine solche Raupe, die genau so aufgebaut ist, wie so ein Regenwurm, die kommt plötzlich auf den Gedanken, dass mein Dasein noch nicht abgeschlossen ist. Ich muss da weiter wurschteln. Und dann fängt die sich an, einzusperren in einen Kokon, verschwindet vollständig in diesem Kokon und löst sich auf. Da bleiben ganz wenige Nervenstrukturen, die bleiben noch erhalten. Aber der ganze Organismus löst sich auf. Da sind keine Strukturen mehr, weder von der Raupe noch von etwas Zukünftigem zu sehen, sondern zunächst Masse, einfach Chaos. In dieser Hülle, an der Sonne. Sie hängen sich dann, diese Kokons, an der Sonne auf. Und die Sonne brütet da was aus. Dieser Kokon. Plötzlich öffnet er sich. Und was tritt hervor? Der Schmetterling, noch zusammengefaltet, verknitterte Flügel. Und dann quält der sich da raus aus diesem Kokon. Und dann tut er sich erst mal in der Luft so ein bisschen an der Sonne erwärmen und dann atmet er, pumpt ja, wie man sagt, mit den Flügeln und zack fliegt davon. Und das ist die Total-Metamorphose. Das heißt vom Ei über die Raupe, die Puppe oder den Kokon hin bis zum Imago, wie man das sagt, dann zur vollen Erscheinung, dem Schmetterling. Und wenn man jetzt die Entwicklung des Regenwurms in dieser Hinsicht betrachtet, dann bleibt der beim Raupenstadium stehen. Der entwickelt sich nicht weiter. Also von der Evolution her gesehen muss man sich ja wirklich fragen, ja, wie ist das eigentlich? Der hätte doch ein Schmetterling werden können. Aber er wird keiner. Er bleibt unterwegs stehen und fliegt nicht in die Luft, sondern gräbt sich in die Erde herunter. Und baut da sozusagen sein Reich auf, geht da mit dem Festen der Erde um. Das hinfälligste Wesen. Der Regenwurm ist so neunzig Prozent Wasser, in seiner Leiblichkeit. Das hinfälligste Wesen, kein Rückgrat, kein gar nichts. Der begibt sich da und beißt sich durch die feste Erde hindurch nach unten, in die Tiefe der Schwerkraft entgegen und entwickelt da diese wundersame Tätigkeit. Und ich habe immer den Eindruck, dass dieses Zurückgebliebensein in diesem Raupen- beziehungsweise Wurmzustand Kräfte zurückgehalten hat, die sonst in die Entwicklung der Imago gehen. Wenn Sie nämlich den Schmetterling angucken, Sie würden es der Raupe nicht ansehen, der Larve nicht ansehen, Sie würden es dem Ei schon gar nicht ansehen, was da mal draus wird, dass da wirklich ein Tagpfauenauge da mit dieser wunderbaren Musterung seiner Flügel, was eigentlich fast nur Staub ist. Das ist nur physisch, da ist kaum noch Leben drin. Das ist rein physisch, aber in einer unglaublichen Form, durchformt und durchfärbt, eine Farbenpracht, geordnet, strukturiert. Und der Leib selber ist zwar auch einer, der besteht aus Kopf, Brust und Abdomen, gewiss. Ein paar Beine sind auch noch dran. Der Schmetterling. Aber man hat den Eindruck, das Tier ist eigentlich jetzt nur noch da, ich möchte mal sagen, irgendwo eine ganz, ganz intensive Nahrung aufzunehmen, nämlich die Nektarinen aus den Blüten. Davon kann er sich ernähren, nicht mehr vom Blatt, wie die Raupe. Und nach kurzer Zeit stirbt er. Stirbt er und wird zu Staub. Er war vorher schon halb Staub, jetzt wird er vollends zu Staub. Aber diese wunderbare Erscheinung und dieses Flattern durch die Lüfte von Blume zu Blume, das ist ein Bild, wo man den Eindruck hat, der Schmetterling verbraucht sich selbst in seine eigene Imago. Und der Regenwurm, der bringt es nicht dahin. Aber er hat damit Überschuss-Kräfte durch die er diese unglaublich weisheitsvollen Arbeiten im Boden leisten kann. Und das ist mein Bild, wohlgemerkt. Das steht auch nicht irgendwo geschrieben. Aber das hat eine innere Notwendigkeit, dieser Gedanke. Denn man muss sich mal in den evolutiven Prozess ein bisschen hineinleben, hineindenken, wie das ganze Tierreich und Pflanzenreich bestimmte Stufen der Entwicklung durchlaufen hat. Und wenn da ein bestimmte Tier auf einer bestimmten Ebene stehen bleibt, dann hat es eine Bedeutung. Das ist dann nicht einfach mal, da hat der liebe Gott mal einen Blackout gehabt und hat gesagt, es könnte auch ein Regenwurm ein Schmetterling werden. Er wird keiner. Sondern er hat das Schicksal quasi, aufgrund dieser zurückgehaltenen Fähigkeiten das Feste der Erde durchzuarbeiten. Ja, also jetzt aber noch noch schnell zu den Bodenbearbeitungsgeräten. Es gibt heute eine derartige Fülle von Stoppelbearbeitungsgeräten, das ist geradezu grausam. Und es hängt damit zusammen, das habe ich schon mal gesagt, dass heute die Technik versucht, diese Vorgänge so optimal wie nur irgendwie zu konstruieren. Und jedes Mal merkt man, es klappt dann doch nicht so ganz. Warum? Weil der Mensch mit seiner Vernunft hinzu gedacht werden muss. Mit seinen Fähigkeiten. Man muss beobachten können. Als Ackerbauer muss man beobachten können und dann sorgsam das Gerät, das man hat, jetzt richtig einsetzen. Und so kann man mit den einfachsten Geräten unter Umständen Besseres erreichen als mit den kompliziertesten Geschichten, die man heute auf dem Markt hat. Es kommt auf die eigene Vernunft an. Die Techniker haben immer den Eindruck, die müssen das vorausdenken, dass der Landwirt nicht mehr denken braucht. Der Landwirt muss denken. Und die Geräte, die kann er dann auch entsprechend gut einsetzen. Das Klassische aller Bodenbearbeitungsgeräte für den Sommer, für den Stoppelsturz, ist der Schälpflug. Über den Schälpflug geht eigentlich nichts drüber. Das ist das allerbeste Gerät. Das schält flach, acht Zentimeter, kann man ganz flach einstellen. Eine sehr, sehr schmale Furche. Und der Boden, wenn man den schält, dann schüttet er, wie man so sagt. Der Boden schüttet. Es ist nicht wie beim Pflug, dass es ein Pflugbalken herumgezwängt wird, sondern schon durch das Wenden des Pfluges wird eine Scherung hervorgerufen, die dann diese koprogene, das heißt sehr, sehr porenreiche Schicht hier oben so auseinander löst, dass der Boden fließt, schüttet. Und darauf kommt es an. Und gleichzeitig mischt er, der Schälpflug mischt. Wenn er schüttet, mischt er auch. Und er schafft ebene Sauerstoff in den Boden. Und durch diese Art, wenn die richtig eingestellt ist, macht er auch keine Flugschule. Das heißt, die Regenwurm Löcher hier oben, die hier runtergehen, die werden nicht zugeschmiert. Und das ist das Schlimmste was man machen kann mit der Bodenbearbeitung, dass man die Regenwurmlöcher zuschmiert. Wenn man zu feucht über einen Acker fährt oder mit einem sehr stumpfen Schar, was keinen richtigen Untergriffe mehr hat, dann schmiert es diese Regenwurmlöcher, die hier unten, hier hoch gehen überall, die schmiert es hier zu. Dann können die nicht mehr atmen. Und das löst dann ungute Entwicklungen aus. Neben dem Schälpflug ist eigentlich auch noch ein recht gutes Bearbeitungsgerät für den Stoppelsturz, ist die Scheibenegge. Wenn man kreuz und quer fährt über den Acker, doppelt scheibt, kann man auch, weil die auch nicht so tief greifen, diese Geräte und auch abscheren und nicht schleifen. Das ist immer wichtig, dass hier unten eine Bruchzone entsteht und nicht eine Schleifzone. Also auch mit einer Scheibenegge kann man da sehr Gutes erreichen. Der einzige Nachteil der Scheibenegge ist, dass sie die Quecke vermehrt, wenn man welche hat. Weil man die Queckenwurzeln alle durchschneiden und jede Queckenwurzel gibt dann eine neue Pflanze. Also das ist ein echtes, echtes Problem. Und so weiter. Heute wird vielfach gegrubbert und meistens zu tief gegrubbert, viel zu tief. Also man muss so flach wie möglich grubbern und Sorge tragen, dass der Durchmischungseffekt genügend stattfindet und dass die Stoppeln wirklich eingearbeitet werden. Das macht der Grubber nicht so gut. Der lockert hauptsächlich. Und dann gibt es noch ein wunderbares Gerät, in den Fünfzigerjahren haben die alle gekauft und nach kurzer Zeit standen die dann alle in der Ecke und sind verrostet. Das war die Fräse. Die Fräse spielt zwar heute noch im Gartenbau eine ganz große Rolle. In der Landwirtschaft ist ist sie eine reine Katastrophe, im Grunde genommen im Gartenbau auch. Also man muss unterscheiden die Kreiselegge, die horizontal rührt den Boden, die macht nicht diesen Schaden. Aber die Howard-Fräse, die da aufkam in den Fünfzigerjahren. Die ist Zapfwellen-betriebe. Und Zapfwellen-betriebene Bodenbearbeitungsgeräte taugen in der Regel sowieso nicht viel. Und die haben dann diese Zinken hier. So. Irgendwie so. Und jetzt ist das die Drehrichtung. Und hier ist das Gelände, so der Boden. Jetzt wird das Ding also mit der Zapfwelle angetrieben, dreht sich und gleichzeitig haben wir einen Vorschub oder Vorwärtsbewegung durch den Schlepper, sodass diese Messer hier reinschlagen und weil das gleichzeitig einen Vorschub ist, die Tendenz haben, diese Senkrechte hier schon mal zu verdichten. Die werden sozusagen immer ein bisschen gedrückt und verschließen sozusagen hier, wirken hier strukturschädigend. Und dann schneiden sie hier unten weg und verschmieren eben auch die Regenwurmlöcher, die von oben kommen. Und schmeißen hier hinten den Boden auf, wunderbar, sieht so herrlich aus. Total alles wunderbar gemischt. Also ich Fräse mischt besser als alles andere. Aber was sie bewirkt ist eben durch ihre Rotation und weil das eben Zapfwellen-betrieben ist, wirkt die strukturzerstörend. Da kann man machen was man will. Und wenn dann Starkregen kommt grade nach der Fräsarbeit, man muss da mal einen Acker angucken, wie der aussieht. Also  ein Bild des Jammers. Verschlemmt dann auch viel stärker als es sonst der Fall ist. Also das Interessante ist, dass das Gerät eigentlich fast das Ideal erfüllt. Aber die Nebenwirkungen wie bei der Allopathie, die Nebenwirkungen sind so, dass die Bauern nach kurzer Zeit oder ich habe das überall beobachtet in den Sechzigerjahren, dass die Fräsen dann plötzlich wieder irgendwo in einem Winkel auf dem Hof standen. Die Fräse einzusetzen, dass sie keinen großen Schaden macht, das sind nur ganz wenige Momente im Jahr, wo der optimale Zustand besteht. Wenn es zu feucht ist, verschmiert hier alles. Wenn es so trocken ist, braucht man so eine irre Energie, dass die Messer sehr schnell einen ungeheuren Abnutzungseffekt damit verbunden und also Energieverbrauch ohne Ende. Aber es gibt einen ganz kleinen Moment, dieser Übergang zwischen feucht und trocken, wo die Fräse vielleicht eine ganz gute Arbeit leistet. Also auch da, wie bei allen Geräten, man muss genau hingucken. So. Jetzt aber noch ein letztes Wort. Das ist schlimm. Sie ist wieder so weit fortgeschritten, die Zeit. Wir müssen doch noch ein kleines Wort zum Herbst sagen. Diese ganzen Prozesse, die ich jetzt geschildert habe, die setzen sich fort, natürlich bis in den Herbst hinein. Die Humusbildung ist im Jahreslauf, geht vom August an in Richtung Herbst, so wie die Kristallisationsbildung im Herbst, im Januar, Dezember, Januar dann bis ins früheste Frühjahr geht und dann ist Schluss. Winterkristallisation und im Herbst gegen Winter oder Sommer gegen Herbst hin, vollzieht sich die Humusbildung, genau polar im Jahr. Und gleichzeitig haben wir eben hier Humusabbau und hier haben wir Humusaufbau. Aber das zieht sich auch rein bis zum Herbst. Der Herbst ist dadurch charakterisiert, dass alles abstirbt. Im Haushalt der Natur schon fängt es an im August und natürlich bei der Getreideernte auch schon. Aber dann immer weiter im September, Oktober hinein merken wir, die Natur atmet alles das wieder ein, was sie im Frühjahr ausgeatmet hat. Es ist die große Zeit des Einatmungsprozesses der Erde. Und man sieht, wie die Pflanzen jetzt nicht mehr sich vegetativ im Wesentlichen entwickeln, sondern hauptsächlich natürlich generativ und dann eben auch ausreifend. Die ganze Pflanze reift aus, die Früchte reifen aus. Das Getreide ist geerntet. Aber jetzt stehen die Hackfrüchte draußen. Nicht? Also die Rüben oder die Kartoffeln oder was es auch sein mag, Möhren oder Rüben oder was es auch sein mag. Die Feldfrüchte stehen draußen. Und man merkt, jetzt ist der September, die warmen Septembertage noch bis in die ersten Oktobertage sind ideal für das Ausreifen die eigentliche Fruchtbildung. Dass die Früchte ihre jeweiliges Aroma, ihre jeweilige Süße, die Zuckerrüben ganz besonders, ein paar Tage länger im Oktober sind schon wieder eins, zwei Prozent zusätzlich Zucker in den Rüben enthalten, Zuckerrüben. Oder ein paar Tage im Oktober noch länger unter der Wärme, Oktoberwärme weiter wachsen lassend die Runkelrüben. Und schon haben wir wieder ein paar Doppelzentner mehr Ernte. Also man möchte gerne eigentlich, möglichst lange noch die Hackfruchternte bis in den Oktober rausschieben. Was man heute nicht mehr gerne macht wegen der schweren Maschinen. Denn wenn es dann feucht ist, dann ist also Schluss. Dann macht man nur noch Schaden. Also das Eigentliche, das Wesentliche des Herbstes besteht darin, dass, obwohl die Tageslängen und die sonstigen Bedingungen, Erde, Wasser, Luft und Wärme in etwa wie im Spiegel sind wie im Frühjahr, aber genau das Gegenteil bewirken. Hier hat man vegetativen Aufstieg im Jahreslauf. Hier hat man vegetativen Abstieg im Jahreslauf und Fruchtbildung. Alles reift aus. Die Insekten legen alle überall ihre Eier ab, die Mikroben alle ihre Sporen. Und es kommt zur Ruhe. Die Vögel fliegen nach Süden. Und alles verkriecht sich irgendwo in der Baumrinde oder sonst wohin, verschwindet. Kein Leben mehr draußen. Ein paar Vögel vielleicht noch, Singvögel, die dann hier beheimatet sind. Aber ansonsten kommt alles zur Ruhe. Das ist Herbst. Goldene Herbsttage, wo alles reift, Frucht bildet und dann schließt sich sofort an der November, da fängt es an zu stürmen, die Blätter werden vollends von den Bäumen geweht und zurück bleibt dann das Gerippe, das Ast-Gerippe. Und so begibt sich jetzt die Natur in den Winter hinein. Das heißt also, für die Landwirtschaft jetzt betrachtet, die Natur kommt äußerlich zur Ruhe. Einatmungsprozess der Erde. Und die vegetativen Prozesse sind nicht mehr, keineswegs mehr vorherrschend, sondern alles geht in einen Endzustand über. Also das äußere Leben schließt sich ab. Und das ist der einzige Moment im Jahreslauf, wo wir getrost, würde ich mal sagen, eine Bodenbearbeitung vornehmen können, die überhaupt nicht Rücksicht nimmt auf die organischen Prozesse. Sonst müssen wir Rücksicht nehmen auf das, was im Frühjahr Hautbearbeitung ist. Hier eben Mulchbearbeitung. Das habe ich noch vergessen zu sagen, Mulchbearbeitung. Und hier haben wir im Herbst, eben im Winter, Herbst, Winter, hier haben wir eben die Tiefenbearbeitung. Und da muss ich Ihnen doch noch ein kleines Wort sagen. Ein paar Wörtchen. Die Bodenentwicklung im Jahreslauf kommt im Herbst zu Ende. Im ausgehenden Winter fängt sie an, hat ihren Höhepunkt im Sommer. Und dann wiederum kommt sie langsam über den Herbst hin, gegen den Winter hin, zu Ende. Und darin zu Ende, dass die ganzen vegetativen Prozesse absterben, das Tierreich sich weitgehend zurückzieht, auch zum Teil in Dauerformen übergeht. Und jetzt, in dieser Zeit des Spätherbstes, hat man immer die klassische Winterfurche gezogen, also gepflügt. Und das Pflügen ist heute in Verruf gekommen. Und zwar mit Recht, weil die Pflüge, die heute konstruiert werden, nichts mehr taugen. Die sind viel zu mächtig. Schneiden, also pflügen viel zu tief, 25 bis 30 Zentimeter. Man möchte den Boden möglichst tief aufwühlen, damit die Nährstoffe gut verteilt werden, die man daraufschmeißt von außen. Und in die Pflüge sind zu steif, weil sie ja auch ewig lang, zwölfscharig oder zehnscharig oder achtscharig sind. Und so weiter. Also diese Art von Pflügerei ist ein irrer Energieverbrauch und ein Herumwürgen des Bodens, plus/minus. Und dadurch ist das Pflügen eigentlich in Misskredit geraten. Und jetzt kommt es gerade darauf an, in der Winterfurche ein Pflügen zu praktizieren, was eigentlich im Idealfall würde ich mal sagen, nicht tiefer geht als 18 Zentimeter. 18 Zentimeter, 16 bis 18 Zentimeter tief. Und wo nun tatsächlich durch den wendenden Pflug der ganze Pflugbalken umgelegt wird, aber nicht um umgedreht wird, nicht um 180 oder 360 Grad, sondern nur seitlich abgelegt. Sodass, wenn Sie so eine Pflugfurche haben, so und dann hier auch wieder, dann haben Sie hier einen Furchenkopf und hier das Furchental. Und der Humus, hier der Oberboden, der findet sich dann hier, nicht da unten, sondern hier. Das ist die klassische Pflugablage. Und wenn man das beherrscht und den geeigneten Pflug hat, der nicht so tief greift, dann kann man getrost pflügen im Herbst. Man zerstört nichts, man chaotisiert den Boden. Und wenn man jetzt aber das macht Frühjahr, ist eine Katastrophe, wenn man das macht schon im Sommer, dann ist es sehr problematisch. Aber wenn man das macht, wirklich für die Winterbestellungen, also die Herbstsaaten und dann vor allen Dingen für die Hackfrucht im kommenden Jahr, dann erweist sich eben im Rahmen der Fruchtfolge, nicht jedes Jahr, sondern im Rahmen der Fruchtfolge gedacht hin und wieder eine solche Furche, die bewirkt etwas ganz anderes, als was der biologisch denkende Mensch jeweils für richtig hält, nämlich dass man hier einen Zeitpunkt erwischt, wo die Bodenprozesse rein anorganischer Natur sind. Ja?

[01:31:59] B Und wenn man das mit Pferden im auslaufenden Winter macht, also so im Januar, Februar?

[01:32:07] I Ja, das wäre schön, geht nicht. Schauen Sie mal, wie man jetzt rausgehen wollte auf den Acker. Das wäre hoffnungslos. Da würden Sie nur noch verschmieren, alles kaputtmachen. Nein, nein, das ist eine Vorbereitung für den Winter. Ich muss vor dem Winter eine Bearbeitung machen, wie gesagt, nicht jedes Jahr, im Rahmen der Fruchtfolge gedacht, wo ich den Boden chaotisiere. Wo ich alles, was ich sich so wunderschön aufgebaut hat im Laufe eines Jahres an Bodenstruktur und an verschiedenen Schichtungen, wo sich verschiedene Tierwesen entwickelt haben, alles das ist zu Ende gekommen. Und jetzt kann ich mal den Boden chaotisieren. Und das Chaotisieren ist ein Naturprozess, wo ich einen Zustand herstelle, aus dem heraus eine neue Evolution im nächsten Jahr stattfinden kann. Das heißt aber, dass ich den Boden vorbereite, dass die Winterkräfte, von denen ich gesprochen habe, diese Formkräfte, Kristallisationskräfte, also die Kristallisation, dass die hier jetzt voll eingreifen kann. Und dann muss ich mir immer überlegen, will ich vielleicht doch im Rahmen der Fruchtfolge jetzt da eine Winter-Zwischenfrucht anbauen?  Oder so was. Dann ist alles wunderschön begrünt. Das hat man gerne, um den Stickstoff zu bewahren im Boden, dass der nicht ausgewaschen wird. Das ist die Gefahr da, dass es zu einer erhöhten Stickstoffauswaschung kommt. Ich kann ihn also entweder begrünen, dann muss ich aber Gründe haben, das auch zu machen. Oder ich lasse mal wirklich offen, dass gerade bei schweren Böden die Winterkräfte, die Kristallisationskräfte ungehindert da in dem Boden wirken können. Und dann entsteht die Frostgare und dann entsteht sozusagen wieder die Basis dafür, dass eine neue Entwicklung im Jahreslauf aufbrechen kann im nächsten Jahr. Also wir machen eigentlich durch Bodenbearbeitung etwas, dass wir im Winter den Boden aussetzen in die Kristallisationskräfte. Da ist der Boden dann rein physisch, da ist die Natur rein physisch, tot eigentlich, abgestorben äußerlich. Im Frühjahr haben wir dann das aufbrechende Leben, ungeheuere Lebensentfaltung bis gegen den Sommer hin. Im Sommer das Gegenteilige, der Humusabbau wird übergeführt in den Humusaufbau nach der Ernte. Ein Humus-Bildungsprozess gegen den Herbst hin. Das ist ein Verinnerlichungsprozess. Es ist kein Lebendsprozess wie hier, sondern die Natur verinnerlicht etwas. Und jede Fruchtbildung, die Brotfrucht, dass Fruchtbildung entsteht im Haus der Natur ist immer, dass da ein etwas Rundes entsteht, nicht mehr flächenhaft, das Blatt. Das gehört zur Pflanze. Aber sobald eine Frucht entsteht ist es ein Astralisierungsvorgang. Da beseelt sich etwas, da strukturiert sich etwas durch auf einer entsprechenden Naturstufe. Und das ist dann Nahrungsfrucht. Also es muss etwas reifen. Und das ist ein Astralisierungsvorgang hier im Sommer. Astralisierung. Und hier, wo das wieder ganz physisch wird, da ist der Moment, wo in dieses Chaos hier sozusagen Ich-Kräfte beziehungsweise Kristallisationskräfte, Formkräfte einwirken. Wenn man so auf die Bodenentwicklung im Jahreslauf hinschaut, muss man einfach sagen, das ist wie der ausgebreitete Mensch. Die Physische steht sozusagen ganz im Vordergrund im Winter. Dann wird das Lebendige aktiviert, dann das Seelische aktiviert. Und zuletzt ist sozusagen eine Direktbeziehung zum eigentlichen Geistigen, was da wirksam ist in der Welt gegeben im Winter. Und das eben mit Bodenbearbeitung zu begleiten, das ist unsere Kunst. Und das ist wirklich eine Kunst. Und da machen wir Fehler über Fehler, weil wir nicht beobachten. Da muss man wirklich in dem Sinne klassischer Naturwissenschaftler sein, die diese Fähigkeiten entwickeln, dass man beobachtet und denkt. Und das macht den Naturwissenschaft aus. Was anderes ist er eigentlich gar nicht. Dass er nur ganz genau seinen Sinnen traut, das, was er mit Augen sieht, oder mit Ohren hört und das gedanklich verarbeitet. Und dann kann der Landwirt ungemein fruchtbar durch die Bodenbearbeitung und nachhaltig vor allen Dingen wirken. So und wir haben die Zeit schon wieder überzogen. Es tut mir leid. Ich möchte nur noch das eine sagen. Wir haben uns ja versucht, jetzt diese ganzen Tage da zu verwenden, einen Gesamtüberblick mal zu geben über die Landwirtschaft auf dem Hintergrund der Bewusstseinsgeschichte der Menschheit. Das war ja eigentlich mein tiefstes Anliegen. Dass die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise keineswegs irgendwo ein Zufallsprodukt des zwanzigstens Jahrhunderts ist, sondern dass sie anknüpft an Bewusstseinsentwicklungs-Zustände durch die Zeiten hindurchgehen. Und je mehr ich sie verstehe, desto mehr verstehe ich auch den biologisch-dynamischen Landbau. Und dann wollte ich mal eben versuchen, wenigstens an einem Beispiel, gerade der Bodenbearbeitung, Bodenentwicklung im Jahreslauf zu sehen, wie wir in der Lage sind, aus unseren Ideen heraus, der Regenwurm macht schon alles wunderbar, aber er hat keine Ideen, der macht das eben so. Er ist ein leibgebundenes Wesen, der weisheitsvoll arbeitet. Und der Mensch ist ein Wesen, was ich aus der Leibgebundenheit befreit in seinem Bewusstsein und versucht jetzt wieder weise, nicht gescheit zu bleiben. Wir sind viel zu gescheit. Sondern weise zu werden, aber jetzt bewusst. Was der Regenwurm unbewusst macht oder die Kuh unbewusst macht oder das Tier generell, dass das der Mensch kraft seiner eigenen Entwicklungsmöglichkeiten, die er in sich trägt, wirklich selber aus sich heraus schaffen muss. Weisheit. Und aus dieser Weisheit, die man selber in sich begründet, selber, als Herzensweisheit, dann entsteht auch die Liebekraft, hingebungsvoll die Dinge auch wirklich zu tun. Also dann kann man anfangen zu unterscheiden, ist das jetzt wirklich notwendig, einen 250-PS-Schlepper zu kaufen, der einen Haufen Geld kostet und Arbeitskräfte raus rationalisiert oder tue ich lieber den Betrieb mit mehr Menschen ausstatten? Dass da mehr menschliches Bewusstsein, mehr menschliche Fähigkeiten Platz greifen. Das ist so eine Perspektive in die Zukunft, die wir ins Auge fassen müssen. Wenn wir mit dem allgemeinen Trend weiter mitschwimmen, gehen wir mit unter. Und dazu braucht es eben solche Betrachtung, die mehr in einer bildhaften Weise Zusammenhänge versuchen zusammen zu schauen. Und das motiviert ungemein bis in die tägliche Arbeit hinein. Und das war mein Anliegen. Und damit möchte ich jetzt diese Runde, unsere meine Runde hier abschließen. Ja? Ich wünsche Ihnen alles Gute!

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Alle Folgen auf einen Blick

Hier hält Manfred Klett einen Vortragszyklus über die Bodenentwicklung im Jahreslauf in 4 Folgen, welcher sich an der GA 327 (Landwirtschaftlicher Kurs) orientiert.

Vortragszyklus
«Bodenentwicklung im Jahreslauf»

 
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Literaturangaben

  • Rudolf Steiner: Landwirtschaftlicher Kurs, GA 327 (1999), ISBN 3-7274-3270-5, pdf auf fvn-rs.net

Einzelnachweise