Demeter

Aus BiodynWiki
Version vom 12. Januar 2022, 01:14 Uhr von Francois (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Hier schreibt Manfred Klett in der Jubiläumsausgabe zum 15 Jährigen Bestehen der Stanislaw Karlowski Stiftung: ==Der Demeter Mythos und der biologisch-dynam…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Hier schreibt Manfred Klett in der Jubiläumsausgabe zum 15 Jährigen Bestehen der Stanislaw Karlowski Stiftung:

Der Demeter Mythos und der biologisch-dynamische Landbau

Der Mythos weist auf einen paradiesisch-kosmischen Urzustand der Schöpfung hin, über den Demeter herrscht. Ihre Tochter Pers ephone macht sich unschuldig schuldig und erleidet, von Pluto in die Unterwelt geraubt, ein Schicksal, das sie von ihrer Mutter und dem Leben im Paradies trennt. Trauernd zieht sich die Mutter von der Erde zurück, das Paradies verfällt. Durch einen Vertrag, den Zeus als Repräsentant der oberen Götter mit Pluto, dem Repräsentant der unteren Götter, abschließt, darf Persephone ein Teil des Jahres wieder in die Oberwelt aufsteigen und muss den anderen Teil in der Unterwelt zubringen. Das äußere Bild dieses Geschehens ist der Rhythmus des Jahreslaufes. Im Frühjahr mit der aufsteigenden Sonne, im Keimen, Sprießen und Sprossen der Pflanzenwelt taucht Persephone aus den Tiefen der Erde auf, erfreut sich im Sommer im Reifen und Fruchten der schöpferischen Kraft ihrer Mutter und im Herbst mit der absteigenden Sonne und den ersterbenden Leben der Pflanzen muss sie wieder in die Unterwelt abtauchen. Das Demeter-Persephone Schicksal ist in Metamorphose auch das Unserige. Wir leben in der Natur mit ihren Höhen- und Tiefenkräften. Alles, was im Zeitenlauf erscheint, vergeht wieder. Was für die Kontinuität in der Natur sorgt, sind die Samen und es ist der fruchtbare Boden als keimhafte Mitte zwischen dem Oben und dem Unten. Diese Mitte durch unsere Ideen und unserer Hände Arbeit zu pflegen und zu düngen, damit sie immer mehr Mitte werde, ist dasselbe, was sich auch im Menschen vollzieht. Er „düngt“ seine Mitte, d.h. Herz und Seele, wenn er in Selbsterkenntnis sich aus dem in ihm wirkenden Geist in Freiheit selbst zu bestimmen lernt. Die Polarität des Oben und Unten und ihre naturhafte Wechselwirkung (Persephone) kennzeichnet die vorchristliche Entwicklung, wie sie in ähnlichen Motiven im Biblischen Sündenfall aufleuchtet. Der Impuls des christentums bedeutet, inner-und außermenschlich, die ausgleichende Mitte zwischen den Höhen und Tiefen zu schaffen. Er löst damit den vorchristlichen Vertrag zwischen Zeus und Pluto auf. In dieser Hinsicht muss die Zukunftsaufgabe der Landwirtschaft gesehen werden. Sie ist allem voran eine Düngungsfrage, eine solche der Transsubstantiation, eine, die die Tiefen-und Höhenkräfte durch die Belebung der Erde zu einer höheren Synthese vereinigt. Zu dieser Entwicklung fühlt sich der biologisch-dynamische Landbau verpflichtet. Er knüpft an den Demeter-Persephone-Mythos an und sucht diesen aus dem Geiste des Christentums zu einer höheren Synthese zu verwandeln.


Was bedeutet das Demeter Zeichen?

Infolge der rasch sich ausbreitenden biologisch-dynamischen Arbeit in Deutschland, Anfang der 30er Jahre bestanden schon über 1000 Betriebe, wurde 1929 der „Demeter-Wirtschaftsbund“ gegründet, und zur selben Zeit entstand der Name „biologisch-dynamisch“. Schon 1933 wurde der Demeter Wirtschaftsbund im Zuge des Gleichschaltungsgesetzes der Nationalsozialisten wieder aufgelöst. Nach dem zweiten Weltkrieg fand 1953 seine Neubegründung, jetzt unter dem Namen „Demeter- Bund“, auf dem Dottenfelderhof statt. Er fungierte seit dieser Zeit als Rechtsorgan des „Forschungsrings für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise“, der Rechtsnachfolger des Demeter-Wirtschaftsbundes war und damit Eigentümer des Demeter Zeichens wurde. Der Forschungsring vergab die Rechte zur Führung des Demeter Zeichens an die biologisch-dynamischen Ländervereinigungen bis Ende der 1990er Jahre. Heute ist „Demeter-International“ (DI) Rechtsnachfolger des Forschungsrings und damit Eigentümer und Verwalter des Demeter Zeichens. Ursprünglich war es, und sollte so auch heute noch verstanden werden, ein Verbandszeichen, das auf dem Rechtsfeld diejenigen vereint, denen aus dem geistigen Impuls des biologisch-dynamischen Landbaus das Recht zugesprochen war, das Demeter Zeichen zu führen. Es lag nahe, dass dies auch Konsequenzen auf dem Wirtschaftsfeld hatte. Die biologisch-dynamisch erzeugten Produkte sollten über Weiterverarbeitung, Groß- und Einzelhandel bis zum Verbraucher mit dem Demeter Zeichen den geistigen Impuls kenntlich machen, der der biologisch-dynamischen Anbauweise zugrunde liegt. Wegen der preislichen Diskrepanz zur konventionellen Massenproduktion verkümmerte allmählich das Bewusstsein von Demeter als ein Verbandszeichen zum bloßen Warenzeichen oder marktwirksamen Label. Die Aufgabe der Demeterbünde der Länder ist es, auf Grundlage der Demeter-Richtlinien für den Biologisch-dynamischen Landbau, die Weiterverarbeitung und den Handel, Verträge über das Recht zur Führung des Demeter Zeichens abzuschließen sowie eine Art Lizenzbeiträge den Demeterschutzbeitrag zu erheben, die dazu dienen die Verwaltungskosten zu decken sowie Mittel für Aktivitäten der Ländervereinigungen auf geistigem Feld, wie Forschung, Beratung und Ausbildung bereit zu stellen. Wie die Bezeichnung „Biologisch Dynamisch“ auf geistigem Feld für eine aus der Anthroposophie erweiterte Landwirtschaft steht, so das Zeichen Demeter auf dem Rechtsfelde für den Verband und auf dem Wirtschaftsfeld für das Erzeugnis. Es ist das einzige Verbands- und Warenzeichen, das einheitlich über die ganze Welt hin eine Nahrungserzeugung von hohem und höchstem Nährwert (biologisch-dynamisch) bezeichnet.

Quelle: https://docplayer.org/169169635-Jubilaeumsausgabe-zum-15-jaehrigen-bestehen-der-stanislaw-karlowski-stiftung.html