Dottenfelderhof

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Dottenfelderhof in Bad Vilbel, Foto: Martin Matěj

Überblick

Der Dottenfelderhof ist ein biologisch-dynamischer Gemischtbetrieb mit Demeter Zertifizierung. Er hat eine landwirtschaftliche Gesamtnutzfläche von ca. 218 ha. Er liegt in der südlichen Wetterau an der Nidda bei der Stadt Bad Vilbel.

Seit 1968 wird der Dottenfelderhof von einer Betriebsgemeinschaft geführt wird.

Dort findet Obst- und Feingemüsebau statt. Futtermittel für die ca. 80 Schwarzbunt Milchkühe und deren Nachzucht, für die 2 Hühnerherden und die 12 Schafe und Pferde werden weitgehend im Eigenanbau erzeugt.

Es erfolgt eine zwölfjährige Fruchtfolge mit Luzernegras, Winterweizen, Winterroggen/Gründüngung, Hackfrucht/Gründüngung, Sommerhafer/Öllein, Kleegras, Winterweizen und Winterroggen, Gründüngung, Hackfrucht/Gründüngung und Sommerweizen.

Zum Dottenfelderhof gehört ein moderner Hofladen, eine Käserei, eine Holzofenbäckerei, ein neues Hofcafé, Forschung & Züchtung, und ein Schulbauernhof.[1]

In der staatlich anerkannten Landbauschule des Dottenfelderhof finden sogenannte Jahreskurse für die Spezialisierung in der biodynamischen Theorie und Praxis statt. Aber auch monatliche Winterkurse mehrere, die mitunter auch für die Auszubildenden der biodynamischen Ausbildung zur Schulung dienen. Nachwuchsförderung findet aber auch fürs Freiwillige Ökologische Jahr statt.

Über die regelmäßigen Veranstaltungen liest man auf der Webseite vom Dottenfelderhof: "Willkommen zu unseren Veranstaltungen! Ob Sie zum Einkauf, zum gemütlichen Plausch im Café oder zum Erleben unserer Landwirtschaft kommen: wir hoffen, dass Ihnen der Dottenfelderhof zu einem kleinen Stück Heimat wird. Unsere Veranstaltungen wollen dazu immer wieder Tore öffnen. Mit großer Freude zeigen Ihnen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Arbeitsbereichen unsere Arbeit und die Ideen dahinter. Wir möchten Sie für die biologisch-dynamische Landwirtschaft begeistern und freuen uns auf Ihre Fragen."[2]

Adresse: Hofgemeinschaft Dottenfelderhof, Dottenfelder Hof, 61118 Bad Vilbel, Tel: +49 (0) 6101 529 620, https://www.dottenfelderhof.de

Öffnungszeiten

  • Hofladen: Montag bis Samstag 8-19 Uhr
  • Hofcafe: Montag bis Samstag 9-18 Uhr


Einblicke in den Dottenfelderhof

Martin von Mackensen beim Vortrag über den Dottenfelderhof am 20. Januar 2024. Hier gehts zum Film

Hier gibt Martin von Mackensen, Leiter der Landbauschule vom Dottenfelderhof, mit einer kurzen Präsentation Einblicke in die Charakteristika des Dottenfelderhof. Die Zuhörer bestehen aus langjährigen Gesellschaftern der sogenannten Landwirtschaftsgemeinschaft vom Dottenfelderhof. Aber es sind just ein paar neue Gesellschafter hinzugestoßen - ein Anlass für Martin ganz generelle Informationen zu geben. hier geht's zum Video|


Geschichte [3]

+++ (Stand 15. Nov 2023/ vorläufige, unbeendete Version auf Basis des Artikels Die Drei ...) +++

"Der Dottenfelderhof feiert 2018 Jubiläum: Seit 50 Jahren wird er von einer heute im Kern aus zehn Menschen bestehenden Betriebsgemeinschaft nach den Richtlinien des Demeter Verbandes bearbeitet. Diese beruhen auf dem genannten Kurs Rudolf Steiners und setzen die strengsten Standards innerhalb des Ökolandbaus. Die Geschichte des Hofes selbst reicht allerdings bis ins frühe Mittelalter zurück: Schon im 9. Jahrhundert war es ein freier Königshof der Karolinger. 976 schenkte Kaiser Otto II die Benediktinerabtei Mosbach im Odenwald mit dem Besitz Dutdunueld dem Hochstift Worms, 1121 ging der Hof als Lehen an das nur gut 10 km nördlich in der Wetterau gelegene Prämonstratenserkloster Ilbenstadt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde ein Großteil der Gebäude zerstört. Die Grundsteinlegung des heutigen Haupthauses fand um 1700 statt.

1803 wurden der klösterliche Meierhof – auch Pfaffehof genannt – säkularisiert und ging in landgräflichen Besitz über (bis 1951). Manfred Klett, der als junger Mann ein Jahr im Vorderen Orient, der Wiege der Landwirtschaft, mit Nomaden gearbeitet hat, resümiert: »So hat der Hof alle Bewusstseinsentwicklungsstufen der europäischen Menschheit auf dem Weg zur Verwirklichung des christlich-abendländischen Landbaus durchgemacht. Die Errungenschaften der vorchristlichen Kulturen wurden durch die Klöster vermittelt. Heute müssen wir einen neuen Impuls schöpfen. Es ist die zentrale Aufgabe des biologisch-dynamischen Arbeitens, die Landwirtschaft im Sinne einer Metamorphose als christlichen Kulturimpuls neu zu begründen. Für diese gesellschaftliche Aufgabe steht der Dottenfelderhof repräsentativ da.« Damit blickt der heute 85-jährige Klett – »ein intellektueller Naturwissenschaftler mit der Erfahrung eines Stallknechts« – nicht nur zurück, sondern auch auf die zukünftigen Aufgaben der biologisch-dynamischen Arbeit, die sich 2024 auf ihr Inaugurationsmoment vor 100 Jahren wird zurückbesinnen können. Doch auch als Demeterhof hat der »Dotti« schon eine Vorgeschichte:

Durch den Verwalter Ernst Becker, der in die Pächterfamilie eingeheiratet hatte, wurde der Hof von 1946 an für zehn Jahre zu einem Zentrum der biologisch-dynamischen Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei die Bewirtschaftung fast ausschließlich mit Pferden vorgenommen wurde. Schon damals lebte durch die Mitarbeit von Hans-Jörg Graf von Bothmer (dem Sohn des Begründers der Bothmergymnastik; durch ihn hatte Becker während seines Landwirtschaftsstudiums in Stuttgart-Hohenheim die Anthroposophie kennengelernt und Wolfgang Schaumann dort auch ein Forschungsimpuls; es wurden gemeinsame Projekte mit der Universität Gießen durchgeführt. Gegen Ende dieser Zeit hat auch Klett dort seine landwirtschaftliche Lehre absolviert und sich mit Beckers Impulsen verbunden. Nach intensiven Verhandlungen mit der verpachtenden Nassauischen Siedlungsgesellschaft (NSG) und trotz des befürwortenden Eingreifens Tassilo Tröschers, des Staatssekretärs im Hessischen Landwirtschaftsministeriums, scheiterte das Projekt schließlich am Widerstand der Pächterfamilie. Das bedeutete eine Rückkehr zur konventionellen Bewirtschaftung für die nächsten zehn Jahre – nun ohne Pferde, dafür zum Teil mit Strafgefangenen.

Heute gibt es wieder drei Arbeitspferde auf dem Hof, mit denen der Gärtner Albrecht Denneler die Gemüsefelder bestellt. Becker war noch bis zur Beendigung der langfristigen Pacht an die Familie Albert im Jahr 1964 auf dem Hof tätig. Anschließend bewirtschaftete er die Versuchsflächen des Instituts für biologisch-dynamische Forschung in Darmstadt.

Doch war das Auslaufen des Pachtvertrags auch für Becker und Klett das Signal, neu mit dem Land Hessen zu verhandeln. Ihr Ziel war, einen biologisch-dynamischen Musterbetrieb unter Begleitung durch das Land und die Universität Gießen zu errichten, sowie die Bildung einer Betriebsgemeinschaft als geeignete Sozialform und eine zeitgemäße Lösung der Bodeneigentumsfrage.

Trotz des Interesses von Tröscher, der inzwischen Staatsminister war, dauerte es noch vier Jahre, bis ein Neustart der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung im Frühjahr 1968 möglich wurde. Es galt nicht nur, Widerstände in Politik und Verwaltung zu überwinden, sondern ohne jegliche Sicherheit eine Finanzierung für Haus und Inventar auf die Beine zu stellen. Letzteres gelang schließlich auf abenteuerliche Weise mit Hilfe des Bochumer Anwaltes Wilhelm-Ernst Barkhoff, der gerade die Gemeinnützige Kredit-Garantiegenossenschaft (GKG) gegründet hatte. Erst seit 1979/80, als der Hof auf Vorschlag der Betriebsgemeinschaft der Domänenverwaltung unterstellt wurde, kann der Bestand als gesichert gelten. ...

Podiumsgespräch mit den Pionieren - 50 Jahre Dottenfelderhof hier Hier gehts zum Film

Zur Betriebsgemeinschaft hatten sich 1968 neben Ernst Becker (1923-1999) und Irmgard Becker (1920-2009) sowie Manfred Klett (geb. 1933) und Lieselotte Klett (geb. 1938) noch Dieter Bauer (geb. 1938), Ebba Bauer (geb. 1940), Johannes Klein (1931-2008), Knud Brandau (geb. 1931) und Johanna Brandau (1931-2014) zusammengefunden – vier DiplomlandwirtInnen, ein Agraringenieur, zwei GartenbauingenieurInnen (eine davon später auch Hauswirtschaftsmeisterin), eine Krankenschwester und eine Großhandelskauffrau. Man war sich am Institut für biologisch-dynamische Forschung in Darmstadt begegnet. Alle brachten sie neben ihrer fachlichen Qualifikation Idealismus, Mut und Vertrauen mit, auch ineinander.

Natürlich hat man sich auch heftig gestritten. Doch war es anschließend meist schnell wieder möglich, sachlich die anstehenden Dinge gemeinsam zu regeln. Es wurde nicht ausdiskutiert, sondern (zunächst) stehen gelassen, bemerkt Knut Brandau in einem Podiumsgespräch mit den noch lebenden Pionierinnen und Pionieren Anfang April des Jubiläumsjahres.

Von Anfang an gibt es eine gemeinsame Kasse: Jeder kann sich nehmen, was er braucht. Natürlich hat man dabei auch eine Scheu: »Was steht mir zu? Niemand hat das Recht, in die Bedürfnisse des anderen hereinzureden. Neid muss man sich abgewöhnen. Doch es hat funktioniert; Schwierigkeiten sind ja normal …« (Ebba Bauer).

Doch der Kern der Gemeinschaftsbildung war und ist die gemeinsame anthroposophische Arbeit, die einmal wöchentlich stattfindet, anfangs in einem Wohnzimmer der beteiligten Familien. »Ohne geistigen Hintergrund ist eine solche Gemeinschaft nicht möglich«, so Dieter Bauer.

Der Pachtvertrag wurde aber nur von den Männern unterzeichnet. Trotz der hehren sozialen Ziele standen die Frauen zunächst noch ganz in deren »Windschatten«, sagt Ebba Bauer unverblümt. Sie waren zuständig für »Küche, Kinder und Kirche«, ihre Mitarbeit in den wöchentlichen Betriebsbesprechungen war nicht erwünscht. Erst nach 22 Jahren wurden auch sie offiziell in die Betriebsgemeinschaft aufgenommen. Seitdem spielen die Frauen auf dem Hof eine nicht mehr zu übersehende Rolle.

Die ersten sieben Jahre wurde gearbeitet wie »unter Wasser«(Manfred Klett). Man war zu äußerster Sparsamkeit gezwungen, Geld für Investitionen gab es nicht. Die Maschinen mussten nachts repariert werden, damit sie am Morgen wieder einsatzbereit waren. Und die Wohnverhältnisse im Haupthaus waren sehr beengt: Vier Erwachsene und acht Kinder wohnten auf einem Stockwerk und teilten sich ein kleines Bad und eine Waschmaschine. »Äußerlich war alles außerordentlich drangvoll, innerlich aber ungeheuer reich« (Manfred Klett).

Vieles musste auch erst erlernt werden. So baute Ebba Bauer in den 70er Jahren nach einem Sennerkurs in der Schweiz die Käserei auf, bevor sie in Düsseldorf ihren Bäckermeister machte. Als dann Siegfried Helbert (geb. Bassner) bei ihr das Käsen lernen wollte, hatte sie kaum Zeit und meinte nur: »Sie sind jetzt 30 und müssen mal langsam Verantwortung übernehmen«. Helbert ging ebenfalls einen Sommer auf die Alp und war lange Jahre der Käsemeister des Hofes. Zuletzt war Siggi betreiber des Hofcafé."[4]


Pioniere des Dottenfelderhof

Dr. Manfred Klett gehört zu den Pionieren des Dottenfelderhofes. In der nachfolgenden Biografie von ihm nimmt er aber auch Bezug zu den Pionieren, die vor und mit ihm am Dottenfelderhof eine tragende, prägende Rolle gespielt haben.

Manfred Klett

Hier erzählt Manfred vor einer Handvoll von Azubis und Landbauschüler der biologisch-dynamischen Landwirtschaft vom Dottenfelderhof aus seiner Lebensbiografie.

"..., die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ist von der Art, dass man nicht meinen kann, das wär' ein Zuckerlecken, dass man da einfach so irgendwie... - weil jetzt heute der alternative Markt gerade mal so toll erschlossen ist - dass man meint, da irgendwas absahnen zu können. Nein! Das ist schon Stillstand! Schon wenn man glaubt, man könnte heute darauf bauen, dass einem sozusagen Preise zukommen, von denen sonst der konventionellen Landbau nur träumen kann - schon das, wenn man so einen Gedanken hat, ist man schon im Stillstand oder schon rückwärts gewandt. Sondern man muss immer - in seinem Bewusstsein - einen großen Schritt voraus sein der eigenen Biografie. Also man muss sich die Laterne selber anzünden, die einem sozusagen im Dunkel des eigenen Lebensweges dann voraus leuchtet."[5]

| hier geht's zum Vortrag |

Vortragsdokumentationen vom Dottenfelderhof

Hier findest du ausgesuchte Vortragsdokumentationen, die im Rahmen der Landbauschule vom Dottenfelderhof entstanden sind.

Biografie von Rudolf Steiner, ein Vortrag von Martin von Mackensen vom 17. Januar 2019 am Dottenfelderhof

Am 17. Januar 2019 hielt Martin von Mackensen im Rahmen der Landbauschule vom Dottenfelderhof einen ausführlichen Vortrag über die Biografie von Rudolf Steiner. So kann man einen gewissen Ein- und Überblick bekommen, wer Rudolf Steiner war, und in welche Richtung er als schaffender Mensch strebte.

Hier ein Ausschnitt aus Teil 1 aus dem Vortrag:

"Eines Tages, noch vor seinem achten Lebensjahr, sitzt er allein im Wartesaal. Da erscheint ihm eine Frau, die ihn um Beistand bittet und danach auf seltsame Weise verschwindet. Tage später stellt sich heraus, dass sich eben zu dieser Zeit die entfernt wohnende Schwester seiner Mutter das Leben genommen hat." Später deutet Steiner an, dass ihm seither die äußere Welt transparent geworden ist.

| hier geht's zur Biografie von Rudolf Steiner |

Kunst am Dottenfelderhof

Albrecht Denneler am 3. Dezember 2023 im Café des Dottenfelderhof

Dezember 2023: Siehe hier das aktuelle Projekt u.a. mit den Ikarus Holzskulpturen von Albrecht Denneler.

Der Name der Kunstausstellung "Ernte 23" steht für die Vielzahl der Skulpturen und Reliefs, welche über das Jahr 2023 "zu Albrecht kamen". Die Ausstellung im Café des Dottenfelderhof wird bis zum 7. Januar 2024 eröffnet bleiben.

Albrecht Denneler ist Chef des Obst- und Gemüsebau am Dottenfelderhof, ferner ist er in leitender Funktion in der Betriebsgemeinschaft des Dottenfelderhof. Als Landwirt und Gärtner steht man deshalb dem Begriff der Ernte, sprich dem Geschenk der Natur/ Kulturhandlung, mit etwas Demut und Dankbarkeit gegenüber.

Bei Albrecht ist Humor und Witz auch immer mit im Spiel, sei es bei der Namensgebung seiner Skulpturen und Reliefs, oder auch bei der Anspielung auf die damals populäre Zigarettenmarke "Ernte 23". Die Mehrzahl der Stücke aus der Ernte 23 hat mit der mythologischen Figur des Ikarus zu tun, und in Begleitung von live Gitarrenmusik von Holger Lützen nimmt Albrecht seine Zuhörer mit auf eine spannende geographisch- geschichtlich- mythologische Entdeckungsreise. Dabei liest Albrecht Texte vor, interpretiert dazu passende Kunstbilder, und erklärt warum er seine Exponate in einer bestimmten Weise gruppierte.

Albrecht verwendet einheimische Hölzer - viele stammen von Bäumen des Dottenfelderhofs, die gefällt werden mussten. Die Bearbeitung erfolgt mit einer Kettensäge. Es entstehen gegenständliche aber auch abstrakte Motive.

Weblinks


Ausbildung

Einzelnachweise