Martin von Mackensen Vortrag Auf den Boden gebracht

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[00:00:30] Ja, ganz herzlichen Dank für die schönen, lieben Einführungsworte und ganz herzlichen Dank, dass ich hier sprechen darf, und ich tue das sehr gerne. Und ich hoffe, ich kann es in dem Motiv tun, was angeklungen ist, zu bekräftigen, zu Freude zu machen an dem, was vielleicht doch viele von euch mehr oder weniger täglich tun: die Arbeit mit und an dem Boden, natürlich mit und an den Pflanzen und mit und an den Tieren, mit und an den Präparaten. Und ich hoffe, dass durch den Bogen, der entsteht – und ich bin nicht sicher, ob ich zu viel reingepackt habe und wir genügend Zeit danach haben, auch ein bisschen zu sprechen – ich hoffe, dass ich eigentlich etwas rüberbringen kann, was innerlich vielleicht hilft, durchzuhalten, innerlich vielleicht hilft, neue Blicke zu suchen, innerlich vielleicht auch hilft, ein bisschen methodisch, ja, feiner, genauer mit der Arbeit an und mit dem Boden als Grundlage der ganzen Menschheit umzugehen. Und damit ist eigentlich schon etwas angeklungen, was ja selbstverständlich ist und womit man jetzt natürlich schön anfangen könnte mit vielen Zitaten vom Club of Rome und was weiß ich, wie wichtig die Arbeit am Boden ist, wie unwiederbringlich verlorene Fruchtbarkeit ist. Und so weiter. Und das erspar ich uns, weil es ist mir eigentlich die Zeit zu knapp und das wissen wir eigentlich alles schon. Und worum es geht, ist, wie kommen wir eigentlich weiter und wie kriegen wir das, was wir zu tun haben, besser verstanden? Besser in unser Herz und besser in unsere Hände und Füße. Dem soll der Vortrag dienen. Das vielleicht so zur Einordnung zum Anfang. Ich möchte eigentlich über fünf Aspekte dieses Themas sprechen. Und die sind ganz unterschiedlich lang. Und wir schauen mal, dass ich mit der Zeit durchkomme und dass wir da noch ein bisschen Zeit haben für Fragen zum Schluss und nicht erst um sieben dann fertig sind.

[00:02:56] Also, ich soll um sechs fertig sein und ich müsste eigentlich jemanden haben, weil ich keine Uhr habe, der um 5:45 einmal schreit, falls ich dann da immer noch im Monologisieren bin, was ich nicht möchte. Ja, also als allererstes: Was tun wir, indem wir Gemüseanbau, Gartenbau, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Waldwirtschaft betreiben? Was machen wir da mit dem Boden? Wo sind wir da? An welcher Stelle, dass wir uns da noch mal klar werden? Da gibt es den Naturprozess. Der Naturprozess ist eigentlich etwas: Eine Pflanze wächst in irgendeiner Weise. Es könnten viele Pflanzen sein, es kann ein ganzer Baum sein und dann fällt es herunter und dann gibt es hier unten so eine schöne Mittelschicht und da unten sind die Wurzeln. Und irgendwann ist die Pflanze ganz, fällt in sich zusammen, selbst eine uralte Eiche von mehreren 100 Jahren. Irgendwann fällt sie zusammen und dann dauert es wieder viele, viele Jahrzehnte. Und dann ist sie irgendwann zu Humus, zu organischer Substanz geworden, die schon wieder im Leben ist. Und es wächst wieder neu. Also die Pflanze, die einjährige Pflanze, die aufwächst und spätestens mit dem ersten Frost liegt sie unten und wird wieder verdaut. Das ist der Naturprozess und der ist wunderbar und interessant anzuschauen und von dem können wir viel lernen. Aber das ist nicht unser Prozess. Wir machen was anderes. Und darüber müssen wir uns immer wieder deutlich werden, dass wir nicht ein Naturprodukt betreiben, sondern ein Kulturprozess. Dass da jetzt Nahrung entsteht, das ist sozusagen im Naturprozess überhaupt gar nicht vorgesehen. Da kommt vielleicht ein Vogel vorbei und klaut sich auch mal einen Samen, aber mehr ist das nicht. Oder ein Reh, das irgendwo mal knabbert oder so, aber das lässt dann auch wieder was liegen und auch der Vogel lässt was da und verliert vielleicht eine Idee, eine wunderbare Düngung eines Naturstandortes, aber das war's dann auch.

[00:05:24] Wir machen was völlig anderes. Darüber muss man sich immer wieder gut klar werden, dass man nicht die falschen Vergleiche macht. Wie könnte man das, was, sagen wir mal, die Grundlage ist unserer Arbeit, wie könnte man das auf die knappste Weise zusammenfassen? Wir haben sehr wohl auch zunächst eine Pflanze, die wächst. Aber ist es eine Pflanze? Ist es nur immer Kohl? Ist es nur immer Getreide? Es sind verschiedene Pflanzen. Und dieses Prinzip der Verschiedenheit der Fruchtfolge, des Fruchtwechsels könnte man... Man kann anfangen, an welcher Stelle man will, aber das wäre eins. Also hier ist der große Schnitt: Das ist der Naturprozess. Und jetzt sind wir hier bei dem Kulturprozess und das Erste ist Fruchtfolge. Das Zweite, dass hier verschiedene Pflanzen wachsen, dass das nicht immer dasselbe ist. Und das Zweite ist, und das steht in keinem Buch: Wenn man anfängt, so zu gucken, wie wurde Landwirtschaft erfunden, dann kommt man zum Beispiel in diese Zentren und landet im fruchtbaren Halbmond. Und dann sind die großen Rätsel: Wie konnte die Menschheit das Getreide aus den Gräsern hervorbringen oder die... ja, die Pflanzen. Und so weiter und so weiter. Und nie wird dort angesprochen, dass nicht nur Kulturpflanzen und Haustiere sind, sondern dass das Ganze mit Kulturboden beginnt. Das steht da immer nicht und man glaubt das dann auch, das wäre irgendwie nebensächlich. Aber nein, das ist das Allererste, dass der Mensch – und das kann man überall sehen – mit einer Art Hacke, mit Holzhacken, mit wie auch immer den Boden bewegt, den Boden öffnet, Luft und Licht in den Boden holt, das stört, zerstört, weggeschafft, was da ist und etwas Neues hinbringt. Dafür sorgt, dass etwas ganz Bestimmtes dort wächst. Das ist Bodenbearbeitung. Ohne Bodenbearbeitung... Ich bin ein sehr großer Freund von minimaler Bodenbearbeitung.

[00:07:58] Also nicht, dass ihr jetzt glaubt, ich wäre sozusagen für jährliches oder zweimal jährliches Pflügen und möglichst tief oder so, aber wir müssen ganz klar sagen, der Boden, mit dem wir es heute zu tun haben, mit dem wir Kultur machen, das ist ein Kulturboden. Und auch wenn wir uns bemühen, den möglichst oft und möglichst viele Jahre hintereinander nur flach zu bearbeiten und nicht tief usw., ist es trotzdem ein Kulturboden. Und wir haben ein ganz großes Bewusstsein darauf, dass wir durch Fruchtfolge, durch alles Mögliche eine tiefe und schnelle Durchwurzelung hinbekommen. Also dieser zweite Punkt, die Bodenbearbeitung als etwas, was sozusagen zum Kanon der Biodynamik oder zu jeder gesunden Landwirtschaft dazugehört. Und das Dritte, was jetzt wirklich ganz spezifisch dynamisch ist, das ist, dass wir ja nicht nur etwas anbauen, was wir zur Nahrung des Menschen aus dem Organismus herausgeben, sondern dass da jetzt dieses berühmte Equilibrium, dieses für jeden Hof neu zu findende Verhältnis zwischen "drinbehalten", "Futter werden", vielleicht sogar "zwischen Frucht sein" und so weiter und "verkaufbar raus". Dieses Verhältnis, wo man ja doch immer noch nicht genügend praktische Forschung hat, was ein Hof auf die Dauer kann. Und welcher Hof an welchem Standort ist vielleicht gerade dafür geeignet, im Wesentlichen nur Samen zu produzieren von irgendwelchen Kulturen und ansonsten eigentlich zu 95 % Futter? Und wenn er in 30, 40 Jahren mit den Böden mal da ist, wo man denken kann, dass er vielleicht mal ist, dann kann er vielleicht auch noch mehr herausgeben. Also diese Frage ist ja durch die äußeren, korrumpierten wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen heute viele Betriebe stehen, gar nicht so gut machbar. Aber jetzt hier an der Stelle, wo wir noch mal klären müssen, was die Grundlage unserer Arbeit bildet, da muss man es doch sehr deutlich benennen.

[00:10:17] Also dieses Verhältnis als Drittes: Wie viel verlässt den Betrieb und wie viel bleibt im Betrieb und wird jetzt verwandelt, veredelt und spielt eine große Rolle in Bezug auf die Düngung? Also wie viel Futter? Das wäre der dritte Aspekt oder wie viel bleibt im Betrieb? Und jetzt ist Futter ja ziemlich schnell zu Dünger. Eigentlich geht das ja sozusagen in ein, zwei Tagen durch die Kuh durch. Aber dann brauchen wir das ja ein- oder zweimal im Jahr. Ein Thema, was auch, finde ich, nicht deutlich genug, auch gerade in den Ausbildungen immer wieder klar gesagt wird: Alles mit dem Düngen hängt zusammen mit einer Kulturmaßnahme des Erhaltens, des Pflegens des Lagers usw. Der Mist entsteht täglich. Brauchen tue ich den ein- oder zweimal im Jahr. Kompostierung, Mistpflege und Lagerung – all dieses ist vor allem erst mal etwas, was furchtbar viel Mühe macht, wo man sich immer wieder drum kümmern muss, was man aber tut, weil man weiß, man braucht es eben zweimal oder einmal im Jahr. Also dieses, was der Mensch da macht, ist eine massive Kulturgeschichte und Kultur. Tatsache ist es eben nicht, der Fladen. Jetzt diesen Sommer konnte man doch sehen, was es bedeutet: Die Fladen, die sind ja noch nicht mal in die Weide... Ich weiß nicht, bei euch war das wahrscheinlich auf den meisten Standorten auch so, dass die einfach wochenlang lagen. Die oben, die sind ausgetrocknet und es gab kein Lebewesen aus dem Boden, das da hingekommen ist, um den langsam reinzuarbeiten, weil es einfach zu trocken war. Das ist ja sozusagen der Naturprozess und der Kulturprozess ist jetzt: Wir bearbeiten das, wir holen das in einem eigenen Betrieb, so, in einem anderen Betrieb, so, im dritten nur Kompostierung, wie auch immer.

[00:12:13] Das will ich jetzt gar nicht beurteilen oder beschreiben, sondern diese Kulturtat, den täglich anfallenden Mist zu Dünger zu machen, das ist er nicht von selber. Düngerpflege, sage ich mal, jetzt ist es verständlich, dieses Wort jetzt hier. Ja, und jetzt? Das könnte man auch schön hier im Kreis malen. Das spar ich mir jetzt, wo da so eine Kuh ist und wo der Mist hinten runterfällt. Und dann muss man so eine kleine Vertiefung malen und da kommt, dann entsteht so ein Haufen. Und den muss man schön abdecken und da hat man dann eine Haut drüber. Und so weiter. Und damit kommt man eigentlich schon an den letzten Punkt von diesen, von diesem Ersten: Um was handelt es sich eigentlich? Jetzt pflegen wir diese Pflege nicht nur mit unserer Intelligenz und vielleicht mit ein bisschen Erde und ein bisschen Holz aus den Hecken und vielleicht noch mit ein bisschen altem Kompost und bringen vielleicht eine Abdeckung darüber oder so, sondern jetzt kommen da ganz gezielt diese biologischen Kompostpräparate zum Einsatz. Also diese fünfte Stufe ist jetzt, dass Sie da auf diese Pflege noch in einer anderen Dimension, noch in einer anderen Weise darauf einwirken mit den biologisch-dynamischen Kompostpräparaten, zu denen ich ganz nachher wieder kommen möchte, ganz gegen Ende. Fünf, das kann man so mal als Fünf, dass Sie eine Basis haben, auf der wir jetzt sprechen. Darf ich das jetzt wieder abwischen und den nächsten Gedankengang machen? Lauter, ganz laut: Kulturbegriff. Ja, ja, man kann erst mal hier so weit sagen, dass Kultur etwas ist, was eben nicht von selber aus der Natur da ist, sondern wo es den Menschen braucht und in welcher Weise. Das können wir dann ganz zum Schluss noch mal wieder aufwerfen.

[00:14:34] Tolle Frage, weil ich auf verschiedenen Ebenen genau dazu mit diesem Vortrag versuche, Anregungen und Antworten zu geben. Und dann können wir es noch mal aufwerfen. Super Frage. Um das Ganze noch mal anzuschauen, ist es okay. Jetzt möchte ich einen zweiten Punkt besprechen, der jetzt vielleicht gar nicht so einfach ist, weil der eigentlich heute nicht so in unserem, auch in unserem biodynamischen Bewusstsein ist. Und ich habe ein bisschen dafür schon vorgearbeitet, indem ich gesagt habe: Ja, denkt mal, der Kulturboden ist eigentlich, entsteht durch den Menschen. Und jetzt muss man eigentlich noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Wenn Boden entsteht, woraus entsteht er denn eigentlich? Aus dem Mineral, aus dem Stein und aus dem, was das Leben mit dem Licht macht? Also ganz am Ende oder ganz am Anfang, egal wie man es sieht, ist Boden Stein und Licht. Können die folgen? Man muss nur auf einen Standort gehen, wo es keinen Boden gibt, gibt es ja fast nicht auf dieser Welt. Aber wenn ihr ganz ins Hochgebirge geht, da, wo sozusagen der ewige Frost ist und jetzt ist ein paar Wochen kein Frost und das wird dann vielleicht auch mal ein paar Monate, schon zwei, drei Monate, und jetzt wird der Fels so ein bisschen grünlich, kriegt so einen graugrünen Schleier, die ersten Algen und Flechten kommen und dann geht das Leben los, in einem unglaublichen Tempo und einer unglaublichen Power und Dynamik. Alles aus dem Licht und aus dem Stein. Und in unserer Kultur gab es eine Strömung, und an die möchte ich hier absichtlich andocken, die das besonders gut verstanden haben. Das waren die Zisterzienser, die die Fähigkeit hatten oder das geübt haben, die Fähigkeit, Fruchtbarkeit – um was ja unser Thema heute ist – Bodenfruchtbarkeit, langfristige Fruchtbarkeit zu entwickeln an den Orten, wo sie eigentlich von Natur aus gar nicht ist.

[00:17:11] Das waren diejenigen unter den Ordensleuten, Gruppierungen im 10., 11., 12. Jahrhundert, die dahin gingen, wo niemand gesiedelt hat, weil es besonders felsig, besonders sumpfig, besonders mager, schlechte Böden waren. Also sie haben gleichzeitig eine Kultur entwickelt für ihre Sakralbauten, für die Räume, in denen sie sich immer wieder versammelt haben. Aus denen, könnte man sagen, sie die Kraft geschöpft haben für diese unglaubliche Leistung. Und diese Räume sind so schlicht, wie die ganze Christenheit sonst nie gebaut hat. Die sich sozusagen alles, was Schmuck und was Bemalung usw. war, das haben sie alles eigentlich für überflüssig gehalten. Und gleichzeitig haben sie eine unglaublich wunderschöne Proportion der Gebäude, ihrer Kirchenräume, ihrer sakralen Räume erreicht. Und die erscheint uns heute so wunderbar. Ich glaube, dass sie einem Zisterzienser von damals, dass der dem gar nicht so wichtig war. Das Wichtigste war, dass es Räume waren, die besonders für das Singen geeignet waren. Man könnte vielleicht so sagen, die unglaubliche Kulturleistung der Zisterzienser in Mitteleuropa, die darin besteht, dass sie nicht nur die unfruchtbaren, die schlechten Standorte fruchtbar gemacht haben, sondern die darin besteht, dass sie nach wenigen Jahrzehnten an so einem Standort so fruchtbare Böden hatten, dass die restlichen umgebenden Kulturen darauf geschaut haben und ihre Innovationen in Bezug auf die Landwirtschaft abgekupfert haben, sodass man sagen kann, sie sind eigentlich auch Motoren gewesen der Entwicklung der Landwirtschaft. Ihre besondere Kulturleistung besteht aber eigentlich darin, dass sie ihre Kraft für diese übermenschliche Arbeit – die wurden im Durchschnitt keine 30 Jahre alt – dass sie die daher holten, dass sie eigentlich gespürt haben, der Stein, aus dem sie gebaut haben, in dem sie sich versammelt haben, der in seiner ganz nackten, schlichten Klarheit da war, er ist derjenige, der mit dem Licht zusammen auch eben in Form des Gesanges, der Musik die Kraft gibt, aus der heraus sie gearbeitet haben.

[00:20:00] Und ein berühmter Spruch eines ihrer großen Führer, Bernhard von Clairvaux: "Ihr werdet größere Wunder erleben auf dem Felsen als aus den Büchern der Christenheit, und ihr werdet sehen, wie aus den Felsen Öl und Honig zu gewinnen ist. Ist das nicht das Größte, was es gibt?" So ungefähr: "Ist das nicht das größte Wunder, was man sich überhaupt vorstellen kann?" Also, dass man den Felsen fruchtbar macht. Bis dahin Südfrankreich. Dass man den Ölbaum, die Olive pflanzen kann, dass man Öl gewinnt, dass der Felsen fruchtbar wird, dass da Wiese ist, dass da Blumen sind, dass da Honig, dass da Nektar, dass da Pollen ist, dass die Bienen da sind, dass man Honig gewinnen kann, als zwei Lebensmittel von ganz besonders, ja von einer ganz besonderen Qualität. Also dieses... Ich wollte da einmal so ein bisschen ein Bild aufmachen, wo eigentlich unsere, sage ich mal, wenn ich uns für groß halten würde, würde ich sagen Brüder und Schwestern. Oder wenn ich uns für klein halten würde, würde ich sagen unsere großen Vorbilder unterwegs waren. Ja, ich wollte einmal diesen Kultureinschub machen, die Zisterzienser, und wenn ihr mal Ferien habt und doch mal reist oder so, und ihr seht in irgendeinem Führer, da ist so was in der Gegend. Dann geht doch mal mit diesem Sinn dahin, dass ihr guckt, wie steht dieses Rest von Gebäude hier in der Landschaft? Wie ist die Landschaft? Vielleicht einen halben oder einen Kilometer um so ein ehemaliges Kloster herum? Anders? Und wie spürt man das vielleicht noch? Und was strahlt in dem Gebäude selber? Was für eine Kraft kann man da empfangen? Ich bin jedenfalls von solchen Orten vielfach sehr beschenkt gewesen und möchte euch das so ein bisschen als, ja, als etwas mitgeben. Und meine eben, das sind wirklich Motive, die viel zu wenig berücksichtigt werden, wenn es um Bodenfruchtbarkeit geht.

[00:22:20] Also das eigentlich jetzt alles aus dem zweiten Punkt. Wir müssen sehen, der Boden ist zunächst nicht Boden, sondern ist Stein und Licht. Und der nächste Punkt jetzt ist das Leben des Bodens. Das ist gar nicht so vorstellbar, wie wir, so blöd materialistisch wie wir sind. Und ich nehme mich da überhaupt nicht aus. Eben sind das... Wir denken ja, da drinnen ist jetzt Leben und wir können doch da Bakterien und da wächst Wurzel und da kommt vielleicht auch ein Regenwurm vorbei und da ist noch eine Assel und eine Bohne. Und so weiter und so weiter. Und das ist eigentlich totaler Quatsch. Weil wir müssen eigentlich von etwas ausgehen. Wer schafft denn das Leben? Im Boden? Auf dem Felsen? Schon mit der ersten Alge die Welt der Pflanzen. Wir dürfen nicht denken, der Boden lebt für sich. Das ist ein Quatsch. Nirgends auf der Welt gibt es einen Boden, der für sich lebt. Wenn man den Boden auch nur zwei, drei Jahre wirklich befreit, alles pflanzliche Leben unmöglich macht, dann ist da kein Boden mehr, der ist ganz schnell kaputt. Und wo man auch hingeht, sieht man: Boden entsteht aus den Pflanzen. Das heißt, dieser wunderbare Begriff, den Rudolf Steiner so nebenbei benutzt im Landwirtschaftskurs, den kann man sich sozusagen in den Schlepper malen, einfach mit dem Edding oben irgendwo in die Kabine reinschreiben. Und wer einer schimpft, sagt: "Ich habe das, ich hätte gesagt, das soll man ruhig mal machen." Na ja, mit einem ähnlichen "gemeinsames Erd- und Pflanzenwachstum". Wenn man darüber nachdenkt, immer wieder: Was ist das eigentlich für ein irrer Begriff? Als würde die Erde wachsen. Tut sie ja nicht. Aber ich kann die Pflanze nicht denken ohne den Boden. Und ich kann den Boden nicht denken ohne die Pflanzen. Also dieses gemeinsame Wachstum.

[00:24:21] Das rutscht ihm so raus. Sucht gerade nach einem Wort, das seit Jahren "gemeinsames Erd- und Pflanzenwachstum", gut. Man kann das gar nicht oft genug... Also ich habe 30 Jahre das immer wieder wie ein Bonbon gelutscht und ich werde es noch weiter so machen, weil man kapiert auf einmal was von Pflanze und von Boden. Die Pflanze ist ja wie beschenkt, wie hervorgebracht von der Aktualität des Lichtes, der Sonne, von der Wärme usw. Das ist ja das Tolle. Man braucht ja im Frühling nur mit möglichst laienhaften, möglichst unverfälschten, möglichst freien Emotionen mal rausgehen, dann kapiert man das ja sofort. Die Sonne lockt eigentlich die Pflanzen hervor, aber der Boden gibt es ja. Er ist ja derjenige, der sie hervorbringen lassen kann. Ohne Boden kann die Sonne noch so schön scheinen. Im Frühling wird endlich warm, die Vögel zwitschern, aber wenn kein Boden da ist, können die Samen da sein. Es passiert gar nichts. Kann man auch die Samen nass machen auf dem Beton oder auf einer Glasscheibe oder auf Metall oder so? Passiert nichts. Man muss sich das gut klarmachen: Es ist ein Zusammen. Und in dem Moment verlässt den Boden etwas, was er vorher hatte. Was als Power, als Möglichkeit, als Potenz dieses Hervorbringens da war, was jetzt nicht mehr da ist. Das wächst jetzt mit den Pflanzen über dem Boden. Das geht nach oben, immer weiter nach oben, nach oben und kann zum Beispiel im Getreide dann geerntet werden und wandert dann in die Bäckerei oder wo auch immer. Und im Boden passiert jetzt im Herbst ein ganz, ganz anderer Prozess, der wie ein... eher wie ein Verarbeiten, wie ein Aufnehmen, wie ein Zerlegen und wieder neu Ansammeln. Also ich will damit jetzt so ein bisschen antippen, diesen ganzen Bereich in diesem zweiten Aspekt, gemeinsames Erd- und Pflanzenwachstum.

[00:26:28] Das ist immer Wachstum. Leben ist immer Rhythmus, ist immer ein Prozess. Und zunächst ist der Rhythmus der einfachste, verständliche Rhythmus, der Jahresrhythmus. Und wenn man nicht den Jahresrhythmus und dieses Leben des Bodens zusammen anschaut, wird man nie, nirgends irgendwas kapieren. Das ist total elementar. Man braucht nicht so viel Wissen von allen möglichen Fraktionierungen und Mineralien und so, das ist total gut, wenn man da auch Bescheid weiß. Aber viel entscheidender ist die Rhythmik dieses Prozesses. Und die lernt man leider nirgends, in keinem Buch und keiner Uni. Das ist zum Kotzen. Ja, also die müssen wir uns eben selber beibringen. Und das heißt beobachten, beobachten und wieder nachsinnen und wieder beobachten und sich austauschen, sich gegenseitig helfen. Mensch, wie war das? Ich habe dieses Jahr was entdeckt und... Und so weiter und so! Jetzt ist es früher feucht, nie länger. Und wie verschiebt sich das? Also diese ganze Ebene, dieser ganze Bereich, wo man eigentlich mit einer ganz lustvollen, immer wieder neu hinguckt, versucht, mit dabei zu sein. Mit seinem eigenen empfindenden Bewusstsein in dem Prozess mit drin zu sein. Gemeinsames Erd- und Pflanzenwachstum. Da habe ich jetzt gar nicht so hingeschrieben, aber ich glaube, ihr habt es euch aufgeschrieben. Oder muss ich das noch mal hinschreiben? Das ist dieses zweite Kapitel. Jetzt möchte ich ein nächstes. Das hängt zusammen mit dem, was Kalk ist und was Silikat ist. Mit Kalk und Kiesel. Das ist auch Boden. Wieder ein ganz anderer Gesichtspunkt. Der klingt zunächst so, als müsste man da Chemie gemacht haben und als würde das nur mit dem Mineralischen oder Physisch-Chemikalischen zusammenhängen. Aber sobald ihr im Landwirtschaftskurs den ersten Vortrag auch nur ein bisschen lest, merkt ihr: Dieser ganze erste Vortrag ist in gewisser Weise nur diese Polarität durchdekliniert. Von ganz oben bis ganz unten, dort und da und da und da.

[00:28:52] Überall ist immer diese Polarität zugange. Und die müssen wir, wenn wir uns jetzt mit Boden beschäftigen, die müssen wir da suchen. Und auch die ist natürlich nicht total fest, sondern etwas prozessual. Aber die ist viel fester als jetzt das, was ich vorher gesprochen habe. Was heißt das? Also wenn ihr zum Beispiel doch mal ein paar Tage Urlaub macht und doch mal ins Gebirge fahrt, dann könntet ihr ja zum Beispiel bei Basel oder so oder auch schon im Schwarzwald sein und da würdet ihr das Urgestein sehen. Und bei Basel? Dann kommt ihr in den Kalk, die Kalkalpen. Und da muss man erst mal durch die Kalkalpen durch. Und dann kommt noch mal das Schweizer Oberland und plötzlich ist man wieder im Urgestein. Und jetzt könnte man sich da so ein bisschen drauf einlassen, weil man ja Urlaub hat, geht man mal ein Stündchen spazieren und dann fährt man weiter und guckt das am selben Tag, am nächsten Tag auf dieser anderen Welt und versucht sich mal darauf einzulassen. Was ist das für eine Welt? Es ist nämlich so, dass das Primäre der Mineralien von unten, die den Boden bilden, bis in unsere Stimmung sofort nachvollziehbar ist. Ich behaupte, wenn man jemand, ohne dass er es weiß, in eine bestimmte Landschaft hineinstellt und den so ein bisschen beobachtet und sich ein paar Kriterien erarbeitet, dann kriegt man ziemlich schnell raus, der ist jetzt in der Kulturlandschaft oder er ist in einer Urgesteinslandschaft. Das ist nicht nur... das sind nicht nur die Pflanzen und die Bodenprozesse, die Bodenprozesse sind klar. Oder muss ich das noch mal kurz wiederholen? Vielleicht besser. Also auf dem Kalk, was haben wir da für einen primären Boden? Was entsteht als erstes, wenn wirklich... wunderbar dunkel, schwarz, flach, wie diese, also wie so ein Gartenboden, aber ganz flach und immer trocken.

[00:30:44] Immer ist das Wasser weg. Das ist Kalk. Immer ist das Wasser das knappe... Jetzt im Sommer an so einer... da gehen jeden Tag tausend Leute... im Ahrtal ist so eine Schlucht und da gehen die ganzen Japaner durch und so, die gucken da, wie das Wasser so den Felsen auswäscht und man muss nur so auf Schulterhöhe... ist so ein, ist sehr kalt, macht so eine kleine, so eine kleine Spalte. Und das einfach... nie hat nie jemand irgendwas gemacht. Alles von diesem schwarzen Boden. Wie kommt es, dass in so einer kleinen, so einer kleinen Spalte wunderschöne, wieso, wieso aus dem, man es im Laden kauft, so Blumenerde, schwarzer, wunderbar duftender, bensiner... Das ist der Kalk, der Kalkboden. Aber es wächst nicht so viel darauf. Es fehlt immer das Wasser. Und wenn man, wie ich vor 30 Jahren auf einem jungen Betrieb und keine Ahnung... wenn man dann meint, man muss überall schön brav Kompost düngen und tut dann auch zum Standort Kompost düngen, dann ist man eigentlich selber blöd, weil einem die Alten wunderbar Mistfresserboden genannt. Es macht gar keinen Sinn. Da kann man so einen Edelkompost mit der Hand so ausstreuen, um die Präparate dahin zu bringen. Aber da große Mengen Mist oder Kompost hinzubringen, ist totaler Quatsch. Hat gar keinen Sinn. Gegenbild: Wie ist es auf einem Urgestein? Der erste, der Primärboden. Ist der so schwarz? Dunkel? Nein. Ist der so schnell warm? Blüht es da immer gleich drauf? Nein. Wenig Mineralien. Die Wiese darauf, die ist da. Überall wächst... in jedem Straßengraben wächst mehr. Es ist nicht so doll. Der rangiert nicht. Also, es geht alles langsam. Es ist nicht sehr tiefgründig. Und wenn es mal länger trocken ist, ist es dann doch auch schnell wieder zu Ende, das Wachstum.

[00:32:41] Es geht alles sehr gemütlich. Und so richtig gut wird das dann, wenn noch mal zweitausend Jahre ins Land gegangen sind und aus dem Ranger eine Braunerde geworden ist. Dann kann man sich freuen. Da kann man auch den Pflug anspannen und einen wunderbaren Gemüsegarten machen. Aber auf diesem Primärboden, auf dem Acker selber, ist nicht so toll. Also nur, dass man erst mal diese zwei Gegensätze hat. Das ist alles die Welt von Kalk und Kiesel. Und jetzt kommt es immer darauf an, dass wir das eigentlich ständig in ein... das ist wie ein... ja, wie so ein labiles Gleichgewicht, an dem wir ständig zu arbeiten haben. Wir müssen uns immer wieder unsere Böden angucken aus diesem Gesichtspunkt. Und man könnte jetzt einen ganzen Tag nur darüber sprechen, welche Maßnahmen, welche Möglichkeiten es gibt, um an diesem Gleichgewicht mit dem Mineralischen, mit dem Lebendigen, mit den Tieren, mit den Präparaten, mit, mit, mit, mit daran ein bisschen zu arbeiten. Also der Boden ist auch in unserem biodynamischen Zusammenhang immer auch die Frage des Equilibriums, des Ausgleichs, des Ins-Verhältnis-Bringens dieser beiden Seiten. Und wir haben da auch natürlich diese zwei wunderbaren Spritzpräparate, die ein Teil dieser Aufgaben sehr wohl auch abdecken, dieses Ins-Gleichgewicht-Bringen, die aber auch noch ganz andere Bedeutungen haben und nicht nur dafür sind. Das muss man auch deutlich sagen. Es wird manchmal falsch verstanden und ich laufe zu viel rum, als dass... die Welt ist... Also, ich gehe noch mal ganz kurz einen Schritt zurück in die Kulturlandschaft. Ein Teilchen ist es vielleicht sogar weiter hinten, es ist vielleicht ein bisschen Weinbau. Kann man schon bei Würzburg oder so haben. Oder im Fränkischen. Und es gibt es in vielen Gegenden in Frankreich, überall, überall, wo wirklich, ob auf Muschelkalk, auf Jurakalk usw.

[00:35:07] Und da ist so ein kleines Teilchen und man sucht den Bach vergeblich. Ein Trockental. Kennt ihr das, dass wir einfach immer darauf aufpassen, dass alle sich in so einem Teil drin hat? So nicht gemerkt? Das prägt die ganze Landschaft. Das Wasser versickert. Das kann man ganz mechanisch erklären, aber das ist eigentlich uninteressant. Die Welt ist sozusagen trocken dort, und gleichzeitig ist die Welt Blütenduft und unglaublich vielfältig. Viele, viele verschiedene Arten. Diese wunderbaren Insekten habt ihr... Gestern war gestern Thema die Insektenwelt. Nur eins passiert nicht, dass so richtig Massen entstehen. Also Erträge sind immer schlecht. Man muss von etwas leben, wo man keine große Masse produzieren muss. Und die Kieselwelt. Da ist das Wasser zu Hause. Da wachsen die Bäume richtig kräftig, groß und hoch. Da ist es ja immer ein bisschen schattig. Man muss auch mal was wegschneiden. Die Bäume, man muss die Hecken zurückbringen, soweit, dass da einfach auch genug Licht hinkommt. Man muss manchmal sogar für Drainagen, für Entwässerung sorgen. Das ist die Hitzewelle. Reicht das? Darf ich weitergehen? Diese beiden Aspekte, diese beiden Welten, dass man die auch als Thema mit drin hat. Und das möchte ich jetzt nicht als ein extra Kapitel noch mal bringen. Aber es ist doch sehr, sehr wichtig, dass man sich klarmacht, welche Rolle spielt jetzt eigentlich der Ton? Und der Ton ist ja nun etwas ganz, ganz Besonderes, weil er zunächst nicht da ist in der Bodenbildung. Also in einer primären Bodenbildung aus dem Gestein, wie man es in den Alpen oder auf dem Sand an der Ostsee hier beobachten kann, gibt es keinen Ton. Wo kommt der Ton her? Der Ton entsteht wirklich in den Böden. Man nennt das dann sekundäre Tonmineralbildung und der entsteht dann. Wenn der Kalk plötzlich nicht mehr die Oberhand hat.

[00:37:32] Ganz wichtig: Es muss, der PH-Wert muss ein bisschen runtergehen, es muss ein bisschen sauer werden, dann kann die Entstehung einsetzen. Es gibt einen ganz tollen Bodenkultur, der hat gesagt: Na ja, das ist ja da in diesen Böden, aus denen die Römer diesen Limes gebaut haben. Limes ist euch klar, dieser Grenzwall? Und... Jetzt gibt es drum herum überall schon den Ton in den Böden drin. Da ist sozusagen eine Braunerde zu einer Braunerde. Und so weiter. Und in diesem Limes noch nicht. Er ist nun knapp zweitausend Jahre aufgeschüttet und dann kann man eine zeitliche Dimension gewinnen. Aus diesem ganz einfachen Vergleich: zehn Meter, zwanzig Meter hin und her. Ich habe das viel gemacht, in dem noch deutlich zu erkennenden Limes irgendwo im Wald und zwanzig Meter daneben. In der flachen Ebene findet man den Ton schon. Da noch nicht, durch die Aufschüttung vor zweitausend Jahren, durch die Bewegung, ist dieser Prozess dort nicht so weit gekommen. Kann man verstehen? Also der Hammer eigentlich, dass man da reingucken kann. Ja, das ist ein Prozess, der braucht ein paar tausend Jahre, vielleicht noch in zweieinhalb, noch fünfhundert Jahre, dann ist es auch im Limes drin, in diesem aufgeschütteten Boden. Also Abwesenheit. Oder man könnte sagen: Zurückgehen der Kalkwirksamkeit lässt diesen Prozess losgehen, der ja ein wunderbarer ist. Wobei man eigentlich sagen muss, hier verliert man in gewisser Weise schon das rein Mineralische. Der Ton ist schon wie auf der Grenze zum Leben. Er quillt und er schrumpft. Das kann kein Stein. Das ist eigentlich schon eine leichte Lebensfunktion. Und wenn man ihn sich jetzt unter dem Mikroskop anguckt und diese ganzen Schichtenfähigkeiten usw., alle Möglichkeiten, die er da so hat, wenn es ein besonders guter Ton ist, dann wird einem immer mehr und mehr deutlich, das ist eigentlich überhaupt nichts Mineralisches mehr, sondern das hat schon eine zarte Lebensseite.

[00:39:37] Kann man es verstehen? Wir haben also mit dem Ton eigentlich den Übergang aus dem Mineralischen zum Lebendigen. Ich verlasse jetzt diesen dritten Punkt und komme zum vierten. Was ist das jetzt eigentlich, wenn wir nun schauen, wie wir Fruchtbarkeit der Böden zustande bringen wollen? Was heißt es denn nun eigentlich, richtig mit den Böden umzugehen, richtig mit ihnen zu handeln? Dann kommt das, was ich vorhin nur so schnell angedeutet habe, zum Tragen, dass die Tiere eben in dem Biodynamischen nicht nur freundlicherweise mit integriert sind oder... Ja, wir so sagen: Das ist doch ganz gesund oder so, sondern man kann jetzt sehr schnell verstehen: Ohne die Tiere keine dauerhafte Steigerung, keine Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit. Und diesen Prozess möchte ich doch noch mal ein bisschen genauer anschauen, sozusagen rausgesucht, rausfokussiert aus diesem, ich wiederhole es noch mal von vorhin: Wir bauen die Vielfalt an, wir haben die Fruchtfolge, wir haben die Vielfältigkeit der Kulturen und selbst auf der Wiese haben wir die Vielfältigkeit nebeneinander. Es entsteht daraus ein bisschen Nahrung und es entsteht daraus Futter. Und dieser Futterstrom wird jetzt durch die Arbeit des Menschen, durch die intelligente, durch die empfindungsgetragene, durch die Tätigkeit des Menschen – Denken, Fühlen und Wollen ist wirklich alles drei dafür notwendig – durch die Pflege zu Dünger. Aber jetzt müssen wir einmal wie rauszoomen die Arbeit des Tieres. Und das ist schon so, dass das etwas ist, was durch nichts anderes ersetzbar ist. Ich bin ja jetzt vier, fünf Jahre in China gewesen, bei Bauern, die Biodynamik machen wollten und da kamen auch ziemlich schräge Vögel und da kam ein Professor von einer Universität und sagte, ich müsste jetzt unbedingt sofort, er hätte schon die Tickets, ich müsste da hinfliegen und seine... in seinem Labor. Er hätte eine Maschine entwickelt, die mindestens so gut wie die Kühe, also Verdauung macht.

[00:42:10] Das wäre also ein Bioreaktor. Und da hat er mir Bilder gezeigt. Ich bin gar nicht hingeflogen, weil es war also völliger Quatsch. Aber das ist so typisch. Ja, die hören das, und dann wollen sie ganz schnell eine Erfindung machen und dann wollen sie damit viel Geld machen. Das war die Geschichte davon. Ich will nur sagen: Eigentlich geht das, kann das nie funktionieren. Was braucht es? Warum kann es nicht funktionieren? Weil es die Seele, weil es die innere Zuwendung des Tieres braucht dafür. Die ist da, die ist das überhaupt. Es geht dabei sekundär um das Material, um das Futter, was Mist wird. Primär geht es darum, dass ein Wesen total im Hier und Jetzt lebt und sich die ganze Zeit damit auseinandersetzt mit dem, was an Kräften war, als diese Pflanzen gewachsen sind und mit dem, was als Kräften möglich ist, die es seinem Verdauungsgut mit aufträgt für die Zukunft. Das habt ihr doch öfters schon gehört. Muss ich jetzt nicht noch dreimal wenden, oder? Das ist essentiell, das ist eine ganz, ganz wichtige Sache, dass man das immer wieder bedenkt. Was passiert da eigentlich? Und deshalb ist es wichtig, nicht nur, weil die Kühe sich nicht schlimm oder so quälen sollen oder irgendwie Probleme haben sollen, sondern die brauchen ihre Ruhe. Um diese Arbeit machen zu können, ist eine brutale, schwere Arbeit. Dieses innere Anschauen von dem, was man da eigentlich verdaut und dem einen Stempel, eine eigene Prägung aufzudrücken und was es braucht, damit der Standort sich weiterentwickelt. Das ist sozusagen ein Herzstück von Bodenfruchtbarkeit und Entwicklung, das man gar nicht groß genug schätzen kann. Und das können andere Wiederkäuer auch. Und wir? Unsere Arbeit ist jetzt, wir können das nicht, wir können es auch nicht mit der tollsten Maschine.

[00:44:06] Wir können es nur schützen, pflegen, konservieren, erhalten, so wie es jeweils für den jeweiligen Betrieb richtig ist. Und bei dieser Arbeit? Das klingt jetzt so ein bisschen, wir sind ja hier in der Waldorfschule, waldorfmäßig. Also nein, es geht um ganz, ganz knallharte materielle Substanzen. Es geht um den Kohlenstoff und Stickstoff. Die Kuh tut sozusagen mit jedem bakteriellen Zersetzungsprozess, mit jedem Prozess schiebt sie an diese Kohlenstoffstrukturen, an das Heutige des Futters, etwas von sich, von ihrer Emotionalität, vermittelt durch den Stickstoff, den man riechen kann, das Ammoniakhafte, das, was auch als Nitrat dann in ihr und so weiter... Ich kann jetzt leider nicht den internen Kreislauf machen. Es gibt tagelang... dass man sich das ganz klar macht. Das ist nicht Waldorfschwafel von: "Ach, die Kuh, die so das so beguckt und dann so, das passt so schön." Das ist wirklich harte Realität, das kann man an jedem Punkt in dieser Verdauung finden. Und ich mache das auch mit meinen Studenten immer wieder, einmal im Jahr so ein Tier wirklich auseinandernehmen und uns das genau anschauen, wie dieser Prozess vonstattengeht, auch wenn einen das zunächst ekelt. Hey, das kann doch nicht sein, dass Biodynamik das nie in seinem Leben wirklich gesehen hat, was da eigentlich, das, was da eigentlich sozusagen als äußeres Abbild im Tier zu finden ist, diese geheimnisvolle Welt, die da in dem Tier passiert, die ganz durchzogen ist von der eigenen Seele, von dem eigenen Wahrnehmen und wiederum Ausdrücken. Also dieser Kern, dieses Kernstück dieses Prozesses, dieser Pflege, der da passiert, den kann man gar nicht intensiv genug festhalten. Und da gibt es ja in England einen Versuch, den hat man schon im 19. Jahrhundert angelegt. Ich habe mich mit dem noch mal beschäftigt.

[00:46:17] In den 20er, 30er, 40er Jahren ist es betrieben wurde: ewige Trockenbau. Das geht nur mit Trocken, dass man einfach immer nur Roggen baut und dann hat man eine relativ kleine Menge Rindermist gedüngt in der einen Parzelle und in der anderen nicht über ziemlich lange Jahre. Und dann hat man das aufgehört, 20 Jahre lang und hat die gleich weiter bewirtschaftet. Und noch nach 20 Jahren, nachdem man das nicht mehr gedüngt hat und die beiden Parzellen gedüngt, einfach weiter bewirtschaftet hat. Der Ertrag ist dann immer so ziemlich langsam, immer schwächer runtergegangen, war aber immer noch ein ganz schwacher Ertrag. Aber man hat richtig noch was geerntet. Hat man nach 20 Jahren noch den Unterschied dieser Parzellen gesehen? Nicht so sehr im Ertrag, aber in der Qualität. Und der eine Forscher, das haben nicht alle gesehen und der sagt: "Ja, es sei auch eine in der Bodenstruktur ein Unterschied gewesen, 20 Jahre nachdem man nichts mehr, nachdem beide Parzellen gleich gar nichts mehr passiert ist." Also eine unglaublich lange Nachwirkung dieser, ja dieser seelischen Tätigkeit des Tieres. Da geht es nicht um Stoffmenge. Ja, ich möchte jetzt... Wie haben es eigentlich stehen, muss zu Ende kommen. Ja, also ich möchte jetzt noch zu dem eigentlich wichtigsten Punkt kommen und man könnte sagen, man könnte die so auch aufmalen. Wir haben also zunächst gesprochen über dieses, was Mineral... alles, was mit dem Boden zu tun hat, hat in gewisser Weise ist die Frage von Mineral und von Licht. Da habe ich ja lange, vielleicht auch zu lange schon drüber gesprochen. Und dann haben wir hier diese Seite, dass wir diese Lebendigkeit der Pflanze und des Mineralischen haben als gemeinsames Wachstum. Einmal nie denken, Boden würde von sich aus entstehen oder könnte sogar nur existieren ohne die Pflanze.

[00:48:33] Also diese Lebendigkeit, die eigentlich ja durch das... wie von oben, wie durch das Leben der Pflanze dem Boden verliehen wird. Und dann haben wir jetzt gesprochen eine ganze Zeit doch über dieses, was eigentlich durch die Tiere möglich wird, was gar nicht von sich aus sonst da wäre. Das ist nicht etwas, was auf diesen beiden Stufen möglich ist. Ich habe einen Begriff, ja, was die Tiere eben machen, das ist gut. Und da, natürlich kann man sich das immer gut an den Kühen klarmachen, die Kühe und die Wiederkäuer. Natürlich sind das die, die sozusagen den Futterstrom usw. Aber man darf auch einen Spatzen und eine Schwalbe und einen Regenwurm nicht vernachlässigen. Die tun das auch in einer bestimmten Weise und ihr Kanon zusammen ist es, der diese Zusammenhänge, der Emotionalität oder des Bewusstseins ausmacht. Jedes Tier trägt ein Bewusstsein, das wir nie so haben können. Was hat der Regenwurm für ein... Wenn man den wenigstens mal interviewen könnte? Wann regnet ihr? Macht schon die Klappe zu und er weiß schon, jetzt wird es trocken oder macht sie auf, weil bald Regen kommt oder so. Jetzt, wir kriegen es halt nicht mit, wir können ihn nicht interviewen, aber da ist eine unglaubliche Intelligenz. Aber ganz in sich, in seiner spezifischen Situation wie gefangen oder wie konzentriert. Aber die bilden den Zusammenhang, die bilden im Boden den Zusammenhang von oben und unten. Und die Schwalbe macht einen Zusammenhang in der Landschaft. Und deshalb brauchen wir Hecken, damit jedes Getreide auch wirklich bespielt ist von Gesang. Ist jetzt auch schon wieder fast materialistisch. Ja, könnt ihr, könnt ihr folgen? Ah ja, die Bio... Die Ökobewegung fängt mit dem stummen Frühling an, das kennt ihr, Rachel Carson. Das ist eigentlich total selbstverständlich. Wir können, wir brauchen die Tiere, wir brauchen diesen Zusammenhang.

[00:50:41] Es ist völlig klar. Man muss es nur mal benennen. Bitte. Und das ist das Gute im Menschen. Und das hat ja auch wieder eine Wirkung. Na klar. Ja, ja, ja, ja, ja. Also, man kann fast sagen, für die Kuh ist die Schwalbe wie das Salz in der Suppe. Es schmeckt einfach alles besser, wenn da irgendwo eine Schwalbe ist. Ja, das kann man beobachten. Und dann haben wir hier diese ganze Seite, über die ich jetzt ganz wenig gesprochen habe, was alles zu tun hat mit dem die Pflege nicht nur des Düngers selber und das ist das Anwenden der Präparate. Und so weiter, sondern überhaupt das Hinwenden und so etwas tätig sein mit diesem Ganzen, was auch eben den ganzen Organismus noch mal auf einer ganz anderen Seite zusammenhält als jetzt. Nur, nur, aber eben als diese Ebene der Tiere. Und jetzt möchte ich noch sprechen, hier über das Letzte. Es sind nämlich am Ende fünf. Und das hier oben, das kann man nennen, das persönliche Verhältnis, also dieses, was der Steiner dann so sehr, was ihm so leid tut, wo er so merkt: Die haben schon scheiße viel Arbeit und ich muss denen jetzt doch irgendwie noch was mehr abverlangen. Und er sagte ja, es ist ein hartes Wort und es tut mir leid, so ungefähr. Aber ich muss es Ihnen sagen, es ist erforderlich. Sie müssen... Es nützt nichts, wenn Sie nur am PC sitzen. Damals saßen die Gutsherren eben woanders. Hatten noch keinen PC, aber im Prinzip war das genau dasselbe. Sie müssen sich mit der Sache verbinden. Sie müssen das selber machen. Sie müssen selber ein persönliches Verhältnis, insbesondere zu dem Prozess, wo aus dem, von den Tieren und von der Erde und von dem Holz, dem Rest und von dem, was aus dem Graben kommt und so weiter, der Kompostierung, wo daraus Dünger, wo daraus Bodenfruchtbarkeit wird.

[00:53:00] Das wird nur etwas, wenn Sie sich dem zuwenden, und er nennt das persönliches Verhältnis. Und ich meine, und das ist eigentlich das, was ich hier jetzt heute durch diesen Saal hier hochrollen will. Das macht Spaß, das ist das, was Dynamik ausmacht. Am Ende ist es... Natürlich müssen wir auch auf dem Markt fahren, natürlich müssen wir auch die Kartoffeln sortieren und das Mehl und so weiter. Und so weiter. Und so weiter. Und so weiter und so weiter. Aber dass man einmal sich irgendwie am Tag diesen Moment gönnt, wo man sagt: Jetzt will ich dieses persönliche Verhältnis ein bisschen pflegen. Ich meine, das müssen wir immer mehr entwickeln, immer mehr auch so entwickeln, dass es Freude macht und dass es Spaß macht. Und dazu möchte ich sozusagen hoch, hoch zu euch. Es ist nicht nur ein Spaß, sondern die Zuwendung. Ist doch eigentlich klar, dass die in der Natur wirksam ist. Wenn ich mich etwas, wenn ich einem gegenüber mich zuwende, in einer Positivität, in eine Offenheit, in eine Regelmäßigkeit, in einer Positivität, dann passiert da was. Und gleichzeitig ist doch eigentlich auch klar, da passiert auch was bei mir. Also ich habe mir überlegt, als Begriff: Zuwendung und Beschränkung, so würde ich das aus meinen Erlebnissen schildern, dass man plötzlich weiß, wo es drauf ankommt. Das sind so diese kleinen Geschenke, dass man plötzlich irgendwie Wesentliches von Unwesentlichem in diesem riesigen Laden, wo alles durcheinandergeht, wo man immer den Dingen hinterherrennt. Plötzlich weiß man, wo es echt drauf ankommt und was man halt auch noch erledigen muss. Das sind so diese Beschränkungen, die aus diesem Bemühen um das persönliche Verhältnis, insbesondere zu diesem Prozess des Düngerwerdens, des fruchtbar Werdens, fruchtbarer Werdens der Böden, die einem da zurückkommen. Und so weit wollte ich kommen.

[00:55:17] Und jetzt können wir darüber sprechen. Bemühung und Beschränkung bis... Ja gut, dann kann ich euch ja noch einen Spruch offerieren, dem ich, der für mich, der eine große Rolle gespielt hat, bei diesem Bemühen und Beschenktwerden und den findet. Ihr müsst ihn jetzt nicht mitschreiben, den findet ihr, braucht nur drei, vier Worte eingeben bei Google, dann kommt er. Aber das nützt einem nichts, wenn man ihn einmal liest. Irgendwann kann man ihn auswendig und dann wird es eigentlich erst so richtig interessant, weil er eigentlich ein Hinweis ist dafür, wie man vorgehen kann. Und das ist der ganz alte Goethe, der so in seiner... Er hat so einen bestimmten Ort, wo er gerne ab und zu mal hingeht. Und da machte er ein Gedicht mit einem einzigen Satz und das will ich euch jetzt vortragen, das meine ich, enthält genau dieses... eigentlich gar nichts auswendig. Aber ich bin ein bisschen aufgeregt. Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten Nebelschleier sich enthüllen und den sehnlichsten erwarten, Blumenkelche bunt sich füllen, wenn der Äther, Wolken tragend, mit dem klaren Tage streitet und ein Ostwind sie verjagend blaue Sonnenbahn bereitet, dankst du dann, Anblick dich weidend, mit reiner Brust der großen Holden wird die Sonne rötlich scheinend rings den Horizont vergolden. Ein einziger Satz: Früh am 12:00 und dann kommt das entscheidende Wort: Denkst du dann, dann passiert was. Also noch mal vorlesen. Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten Nebelschleier sich enthüllen und dem sehnlichsten erwarten, Blumenkelche bunt sich füllen, wenn der Äther, Wolken tragend, mit dem klaren Tage streitet und ein Ostwind sie jagend blaue Sonnenbahn bereitet, dankst du dann, Anblick dich weidend, reiner Brust der großen Holden wird die Sonne rötlich scheinend rings den Horizont vergolden. Ein schönes Abendrot. So?