Bodenentwicklung im Jahreslauf - 2. Folge von Manfred Klett

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Bodenentwicklung im Jahreslauf - 2. Folge - Frühlingsprozesse

Einleitung - Bodenentwicklung langfristig und im Jahreslauf 00:00:44

Ja, ich wünsche einen schönen guten Morgen. Heute ist Samstag. Die zweite Woche ist zu Ende. Bis dahin reichen normalerweise die Kräfte. Und die dritte Woche kommt dann der Tiefschlaf. Und dann dauert es eine Weile, bis man wieder so ganz den Anschluss findet. Ja, wir haben gestern also angefangen, uns mit der Bodenentwicklung im Jahreslauf zu befassen. Und wir hatten da zunächst mal zwei Gesichtspunkte, indem wir gesprochen haben von der langfristigen Boden Entwicklung, die dann zu den sogenannten Bodentypen geführt hat. Dass jeder Standort seinen ganz spezifischen, charakteristischen Boden-Typus hat, je nachdem, wie in den letzten 10.000 Jahren die Witterungsverhältnisse, die klimatischen Verhältnisse und so weiter waren. Also da muss man so ein bisschen doch auch eine Kenntnis haben von diesem Tatbestand. Aber ich habe dann gesagt, dass dann eine viel bedeutendere Entwicklung diejenige ist, mit der wir konkret umgehen, die wir selber konkret mitgestalten. Und das ist die Bodenentwicklung im Jahreslauf. Und die geht ja parallel dem Pflanzenwachstum. Also man kann die gar nicht unabhängig denken von dem, was dann auf diesem Boden sich dann im Verlaufe des Vegetationsjahres entwickelt an Pflanzennatur. Und da haben wir uns zunächst mal angeschaut, also wir differenzieren ja dann im Zeitenlauf. Entwicklung heißt ja immer, in der Zeit denken, nicht nur im Raum, dann denken wir nur physikalisch. Aber in dem Augenblick, wo wir in der Zeit denken, denken wir im höheren Sinne chemisch-physiologisch. Und jetzt geht es darum, jetzt zu unterscheiden, was sind die besonderen Winterprozesse, was sind die Frühjahrsprozesse im Boden, die Sommer-, die Herbstprozesse. Und die begleiten wir ja, durch Bodenbearbeitung und so weiter.

Winterprozess - Wachstumsruhe oder Wachstumszwang 00:02:51

Und da haben wir gestern angefangen, jetzt den Blick zu werfen auf den Winterprozess. Und der Winterprozess ist ein sehr verborgener, weil im Grunde genommen ja eigentlich da nicht mehr viel äußerlich passiert auf der Erde. Die Pflanzen sind abgestorben im Herbst, die Bäume stehen wie so Gerippe in der Landschaft, Laub abgeworfen. Also ein äußeres Leben ist da kaum noch zu konstatieren. Und wenn Sie hinschauen, zum Beispiel auf eine Winterung, also ein Winterweizen, der im Herbst gesät worden ist und der jetzt überwintert und Sie schauen sich mal die Pflanzen an während des Winters, da hört das Wachstum auf.

Es hört leider Gottes nicht auf heutzutage, bei dieser milden Witterung. Da sieht man immer, dass die Blätter die Tendenz haben, sich ein bisschen zu stellen. Und im konventionellen Landbau können wir beobachten, dass die Blätter immer gestellt bleiben, auch während des Winters, der Winterzeit, wegen dem Stickstoff-Überhang in den Böden. Es ist zu viel Stickstoff vorhanden, dass die Pflanzen quasi gedrängt werden, immer noch weiter zu wachsen, obwohl die äußeren Bedingungen es eigentlich gar nicht wirklich zulassen. Das ist wie ein Zwang, den ich ausübe, mit diesem Stickstoff-Überhang.

Winterung - Winterweizen 00:04:19

Sondern was eigentlich wintertypisch ist, gerade für die Winterung, ist am schönsten beim Winterweizen zu sehen, dass die Blättchen, die drei Blätter oder vier Blätter, je nachdem, wie sie sich jetzt schon entwickelt haben im Vorwinter, dass die sich platt an die Erde legen, wie ein Stern. Wenn Sie mal so 15 Grad minus haben, 10 Grad minus so im Januar, jetzt in dieser Zeit und sie gehen dann raus auf den Acker, dann würden Sie sehen, dass die Blättchen dieser Pflanze wie eine Rosette, rosettenartig angeordnet, platt an die Erde gedrückt sind, also sich nicht stellen. Das heißt, das Wachstum kommt vollkommen zu Ende. Und man hat immer den Eindruck, wenn man dann über den Acker geht und diese sternförmigen, rosettenartigen Bildungen sieht, der Blätter, wie wenn das ein Abbild wäre des gestirnten Himmels über der Erde. Wie wenn sich das abbilden würde jetzt in diesen- dieser Formgestaltung der Pflanzen.

Das Einzige, was dann noch wächst während des Winters, das Einzige, alles andere ist tot, also ist abgestorben und im Ruhezustand, das sind die Wurzelspitzen der tiefgehenden Saugwurzeln der Wintergetreide. Also die wachsen ganz, ganz langsam noch, also stark verlangsamt, aber sie wachsen. Aber sie wachsen in die Tiefe, also in Richtung Erdmittelpunkt. Also keine wie die Kronwurzeln, die wachsen erst im Frühjahr. Aber die Saugwurzeln, die gehen in die Tiefe und verlängern sich so ein klein wenig über den Winter hindurch, bis also eine Tiefe von 1 Meter, 1,20 Meter, 1,50 Meter, je nachdem, wie der Boden beschaffen ist. Das ist also auch ein Phänomen, was man beobachten kann.

Grundprinzip des Winters - Kristallisation - Formkräfte 00:06:14

Dann haben wir gestern darauf hingeschaut, dass für den Winter typisch sind, diese zwei Erscheinungsformen der Kristallisation. Also ich möchte sagen, das Grundprinzip des Winters heißt Kristallisation. Und was heißt Kristallisation? Es heißt Formung. Das sind Formen der Kräfte. So wie die Pflanze jetzt ganz gedrängt am Boden liegt, das ist auch ein Formphänomen, diese Rosette. Und so ist auch in Bezug auf das Mineralische, dass alles die Tendenz hat, noch mehr Form zu werden als vorher und zwar bis in die innersten Kristallisationsvorgänge der bestehenden Mineralien. Die ganze Mineralnatur der Erde tendiert noch mehr, sich durchzuformen bis ins innerste Kristallgefüge. Aufgrund der jetzt einstrahlenden Umkreiskräfte des Fixsternhimmels, die eben keine Zeit-Raum-Kräfte sind, die nicht in Zeit und Raum wirken, sondern die außerräumlich, außerzeitlich, also in dem Sinne keine Kräfte sind, die man jetzt messen kann. Die kann man physikalisch nicht messen. Man kann nur den Effekt sehen, wie jetzt diese kristallbildenden Kräfte im kristallisierenden Wasser, in den kristallisierenden Schneeflocken nach Sternengesetzen, das heißt nach dem hexagonalen Prinzip sich durchgestalten, durchformen.

Und so geht es eben-, setzt sie sich fort im Boden, in dem ganzen Kristallgefüge, bis in die Tiefen der Erde, dass diese Formkräfte wirksam werden. Und diese Formkräfte brauchen wir weiß Gott das ganze Jahr hindurch. Die werden hauptsächlich im Winter empfangen von der Erde und müssen dann bewahrt werden für das spätere Pflanzenwachstum. Und die Bewahrung dieser Kräfte, das ist vor allen Dingen die Aufgabe der Tonmineralien. Der Ton im Boden, der sich dann auch stärker durchformt. Wir haben von den sekundären Tonmineralien gesprochen. Also dass aus dem amorphen Zustand der Hydroxide, also von Kieselsäure und Aluminium-Hydroxid, das sich so durchgestaltet, dass plötzlich wieder ein hexagonales Blättchen entsteht, ein Kristallblättchen, ganz fein, mikroskopisch klein, aber immerhin, in die Gestaltlosigkeit formt sich etwas herein und bildet diese hexagonalen Strukturen. Und diese Formkräfte brauchen wir einfach für das ganze Jahr.

Formkräfte des Winters - Nahrungsqualität 00:09:02

Denn aus diesen im Winter eingesammelten Formkräften gestaltet sich dann im Verlaufe des Jahres die Pflanze aus. Die Pflanze formt sich ja auch. Und je stärker diese Kräfte wirksam sind im Winter, desto stärker formt sich die Pflanze aus. Bis dahin, dass die Fruchtbildung, also im Falle des Getreides, das Getreidekorn, was ja ein dickes Korn ist, nicht wie beim Gras hauchdünn, winzig klein, sondern schon eine richtige, kräftige Form hat, also auch substanzerfüllt ist, dass diese Formkräfte bis in die Gestalt-Durchformung der Früchte sich vollzieht. Und dann entsteht Nahrungsqualität. Die Formkräfte des Winters sind maßgebend für die Nahrungsqualität, für die Durchformung des Eiweißes, der Kohlenhydrate, auch der Fette und Öle. Die eigentliche Qualitätsbildung wird im Winter veranlagt durch die einstrahlenden Formkräfte.

Beziehung - nächtlicher Sternenhimmel - Wintererde 00:10:10

Nun möchte ich noch auf einen Gedanken aufmerksam machen, im Zusammenhang mit der Kristallisation. Der mag ein bisschen befremdlich klingen, aber man kann ihn ja mal aussprechen. Sehen Sie, im Winter ist alles äußere Leben abgestorben. Und dann meint man also, die Erde ist mausetot. Sie ist rein physisch, rein anorganische. Also es ist auch wirklich so. Zunächst einmal, die ganzen Prozesse sind anorganischer Natur, physikalischer Natur. Aber gleichzeitig hat man den Eindruck, wenn man mal rausgeht auf das Feld, so Mitte, Ende Januar, ich habe es glaube ich, hier schon mal gesagt, weiß ich nicht, und stellt sich nachts mal draußen hin, wo es dunkel ist. Und stellt sich einfach auf den Acker. Und es ist es wirklich elend kalt um einen herum. Man muss es sich schon irgendwie ganz schön warm machen. Und stellt sich jetzt auf den Acker, auf den bloßen Boden und stellt sich einfach mal hin und lässt sich jetzt beeindrucken von dem, was da ist, was da wirkt. Und über einem der gestirnte Himmel. Die Sterne leuchten wunderbar im Januar, ganz hoch am Himmel bestrahlen die das Firmament. Und dann stehen wir da auf der dunklen Erde, da unten. Und um uns herum ist auch eine dunkle (unv.) Die Sinne werden nicht affiziert. Und dann merkt man plötzlich, wie man innerlich ganz zur Ruhe kommt und nur schaut, nur betrachtet, besinnt. Besinnt mal diese Eindrücke, die man da gewinnen kann. Ich empfehle, das mal zu machen, einfach sich mal ein bisschen stärker beeindrucken lassen von dem, was eigentlich ständig in der Welt wirkt. Und das geht am besten, wenn die Autos nicht mehr draußen und die Geräuschkulisse da und alles das. Sondern gerade in der Nacht da draußen mal zu stehen auf dem Feld und zu sehen, wie das da so grummelt und murmelt und irgendwie die ganze Welt strömt, strahlt auf einen ein. Und es werden Empfindungen erweckt, die man sonst gar nicht hat. Und so weiter. Da merkt man, dass wirklich der Sternenhimmel unmittelbar jetzt mit der Erde in eine Beziehung tritt. Das Gefühl, man kann es nicht denken, aber man kann es fühlen, dass da eine Relation ist, dass das nicht irgendwo da oben ist und hier unten ist die Erde. Sondern dass das irgendwie in einer Korrespondenz steht. Also dieses Einstrahlende aus dem kosmischen Umkreis auf die Erde ist eine Realität, die kann man jedenfalls gedanklich erahnen, wenn man das mal vielleicht bei Rudolf Steiner gelesen hat. Man kann es aber fühlen, sich vergegenwärtigen, wenn man sich mal so nachts an einem solchen-, an solchen Verhältnissen sich exponiert.

Winterruhe - Formkräfte - Gedankenkräfte 00:13:31

Nun, was ist das eigentlich für ein Vorgang des Nachts oder des, überhaupt des Winters? Es ist ein Vorgang, dass man sieht, dass das äußere Leben weg ist. Die Bäume haben kein Grün, außer den Fichten, den Tannen. Die stammen aus einer ganz anderen Evolutionsepoche der Erde, die ist viel älter als die Laubgehölze, die dann viel stärker sozusagen diesen Winterprozess mitmachen. Jedenfalls das äußere Leben ist verschwunden und diese Formkräfte werden wirksam. Kristallbildungen da im Untergrund bis in die Tiefen der Erde. Und da findet ein Prozess statt, den man immer selbst als Mensch nachvollziehen kann, wenn man sich dem wirklich hingibt, wenn man die Situation selber in sich herstellt. Das heißt, wenn man denkt. Wenn man, weil Sie wissen vielleicht ganz genau, wenn ich mich konzentrieren will auf einen Sachverhalt, dann heißt es: Ich möchte ihn ja doch bedenken, ich möchte mit meinem Denken etwas verstehen wollen. Und da muss ich erst mal zur Ruhe kommen, so wie die Natur draußen zur Ruhe kommt während der Winterszeit. Ich muss selber in mir einen Zustand herstellen, dass ich mich wirklich konzentrieren kann auf einen bestimmten Sachverhalt, den ich jetzt durchschauen will, durchdenken will. Also wenn ich ein denkender Mensch sein will, muss ich innerlich irgendwie zur Ruhe kommen. Ich muss die Lebensprozesse in mir zurückdrängen. Ich kann nicht, wenn ich sozusagen ungeheuer tätig bin oder sozusagen wo herumtanze oder sonst was mache, kann ich ja nicht irgendwie jetzt mich konzentrieren auf einen bestimmten Gedanken, sondern da muss ich mich hinsetzen und mal wirklich innerlich zur Ruhe kommen. Und dann lasse ich meine Gedanken auf einem bestimmten Inhalt ruhen. Und das mache ich, wenn ich mein Denken steigern will, in der Meditation. Die Meditation ist nichts anderes als eine Bemühung, in innerer Konzentration mein eigenes Gedankenleben so stark ins Bewusstsein zu heben, dass ich in Ruhe auf einem Gedanken eben ruhe, in innerer Ruhe einen Gedanken zu fassen suche, mich innerlich zu verbinden mit dem, was da in einem bestimmten Gedanken, ob es ein mathematischer Gedanke ist oder ob es ein Inhalt ist, den ich aus der Sinneswelt begrifflich entnommen habe, was es auch sein mag. Wenn ich mich darauf konzentriere, dann merke ich, dass ich mich mehr verbinde mit etwas, was man Geist nennt.

Konzentration der Gedanken - Wille im Denken 00:16:30

So im normalen Bewusstsein ist es so, dass wir das immer wegdrängen, möglichst nur ja nicht. Also man muss sich enorm anstrengen, um einen Zustand in sich herzustellen, der so ist, dass ich mal alles ausschließe, was sonst so in der Welt ist, und nur mich konzentriere auf dieses eine. Und dann merke ich, dass der Gedanke wesenhaft ist, in seiner innersten Natur wesenhaft, dass es nicht ein Nomen ist. Heute haben wir, in der heutigen Naturwissenschaft weithin diese Auffassung, das sind alles Nomen, es ist ein Nominalismus eigentlich. Wir brauchen Namen für das. Wir nennen das sogar mit lateinischen Namen, dass das auch jeder versteht in der Welt. Und dass  Löwenzahn Taraxacum officinale heißt und so. Dann ist es Schluss. Und wenn ich das weiß, dann bin ich schon mal fast zufrieden. Aber da fängt es erst an. Denn gerade wenn ich einen Löwenzahn betrachte, dann merke ich, dass er ja als Komposite eine völlig andere Natur hat als eine Rose oder als eine "Konifere" (unv.) oder so. Ich merke also, da drückt sich etwas aus in dieser Pflanze, die will etwas zeigen, sie will etwas offenbaren. Und wir sehen das eben zwar mit Augen, aber wir können es noch lange nicht verstehen, was da als bildendes Prinzip im Löwenzahn wirksam ist. Also wenn man sich konzentriert auf einen Gedanken und das ist eine Übung, die verlangt Wille, da müssen Sie den Willen ins Denken schicken, sonst passiert nichts. Sonst irrlichterlieren die Gedanken irgendwie durch die Gegend. Sondern Sie müssen den festhalten. Sie müssen sich wirklich konzentrieren. Also das ist quasi eine Übung, die man selber machen muss als Mensch, wenn man sich tiefer mit einer Sache verbinden will.

Gedanke wird Erlebnis 00:18:36

Und das Eigenartige ist nun, dass, wenn man denkt, wirklich denkt und das Denken verschwindet immer mehr aus der Welt. Je digitaler die Welt wird, desto mehr verschwindet das menschliche Denken. Also weil man das nicht mehr delegieren kann. Heute delegiert man alles an den Computer, an alles (unv.) mögliche Medien. Man möchte sich von außen die Sachen sagen lassen, gar nicht mehr von innen. Und Denken bedeutet, dass man sich von innen, durch innere Anstrengung was aussprechen lässt, im Gedanken. Dass der Gewicht hat. Dass der ein wesenhaftes Gebilde ist, mit dem ich da umgehe. Also dass der wirkliche Denker, ich meine jetzt nicht der Mathematiker, Mathematiker denken manchmal gar nicht so sonderlich toll, weil die nämlich irgendwo das so mehr intuitiv aus dem Ärmel schütteln ihre einzelnen Formeln. Selbst als Mathematiker muss man sich anstrengen, um einen Gedanken, den man wie selbstverständlich irgendwo formelmäßig im Bewusstsein hat, dass man den so denkt, dass man sich mit diesem Inhalt des Gedankens innerlich verbindet, dass er zum Erlebnis wird.

Alles Gedankliche hat Gesetzescharakter 00:19:59

Also zum Beispiel, da gibt es das Gesetz des Pythagoras, der formuliert hat, dass das Quadrat über der Hypotenuse gleich den beiden Kathetenquadraten ist, im rechtwinkligen Dreieck, kennen Sie ja, der Satz des Pythagoras. Wenn ich ein Viereck, ein Quadrat nach der längsten Seitenlänge eines Dreieckes bilde, dann ist das flächenmäßig gleich den beiden Kathetenquadraten der kürzeren Längen. Das hat der Pythagoras zwar entdeckt irgendwie, hat es auch formuliert, aber ist es nicht so, dass es nicht immer schon die Menschheit gewusst hat. Man lebte früher intuitiv in diesen Gesetzen, in diesen Gedanken drin, nur hat man sie sich nicht zum Bewusstsein gebracht. Und dann kommt plötzlich einer, der schon weiter fortgeschritten ist in seiner eigenen Gedankenentwicklung und formuliert jetzt, liefert den Beweis, dass es so ist. Aber dazu muss man so einen Inhalt in sich, in innerer Konzentration versuchen nachzuvollziehen. Nicht nur als eine Gegebenheit einfach. In der Schule lernt man das einfach und da hatten wir es oder hatten es nicht. Was soll das? Sondern es muss wirklich zum inneren Erlebnis werden. Was das für ein Gesetz ist, dass gerade die Hypotenuse und das Quadrat darüber gleich den beiden Kathetenquadraten ist. Das ist doch ein Wunder. Das ist ein Gesetz. Und so ist eigentlich alles Gedankliche, hat diesen Gesetzescharakter. Es ist wesenhaft. Es ist nicht nur ein Nomen. Und das muss man sich mal zum Erlebnis bringen. Es gehört zu den modernen Menschen. Das stellt sich durch nichts alleine ein, sondern ich muss mich anstrengen, um überhaupt mal gefühlsmäßig dahin zu kommen, dass Gedanken gelebt, erlebt werden können.

Gedanke - Kriställchen im Gehirn 00:22:14

Und während wir das machen, bildet sich etwas in uns, was man nicht für möglich hält. Und die Medizin weiß das und spricht auch darüber, aber kann es nun überhaupt nicht erklären und die Bedeutung schon gar nicht. Sie wissen vielleicht - also dass wir ein Gehirn haben, das wissen wir. Aber es gibt ja die sogenannte Hypophyse und die sogenannte Epiphyse. Das sind Anhangsdrüsen am Gehirn. Die Hypophyse sitzt an der Unterkante des Gehirns und die Epiphyse obendrauf. Winzige Drüsen. Und es ist sowieso schon seltsam genug, dass es im Gehirn Drüsen gibt. Ja?

B Können Sie die beiden Worte anschreiben?

I Epiphyse. Hypophyse.

B Dankeschön!

Und diese Epiphyse, von der Hypophyse weiß man sehr wohl, dass sie überall ganz bestimmte Funktionen im menschlichen Organismus haben. Es sind Drüsen, die haben eigentlich im Gehirn gar nichts zu suchen, denn die Drüsen gehören in den unterbewussten Teil des Körpers. Also alles, was unterhalb des Zwerchfells ist, da sind die Drüsen zu Hause. Also bei der Hypophyse weiß man das in etwa. Bei der Epiphyse hat man ja eigentlich bis zum heutigen Tag gerätselt, was da sich eigentlich abspielt. Denn das Eigenartige ist, dass man beobachtet hat, dass die Epiphyse sich mit Kriställchen füllt, feinen organischen Kriställchen und zwar dann, wenn man denkt. Und wenn die Gedanken in Vergessenheit geraten und wieder wegdriften, dann löst sich das im Gehirnwasser wieder auf. Die hängt so halb im Gehirnwasser drin, die Epiphyse. Und es findet also bei jeder Gedankenbildung ein Kristallisationsvorgang statt. Und der dämmert wieder weg.

Wintererlebnis - Denkakt der Erde und des Menschen 00:24:24

Und sehen Sie, dieser Vorgang findet im Winter in unserer Erde statt. Es bildet sich immer etwas, es kristallisiert etwas. Quasi also wie wenn die Epiphyse jetzt aktiv wäre und dann löst es sich wieder auf, sobald es dann ins Frühjahr reingeht. Man muss im Makrokosmos dieselben Prozesse aufsuchen, die wir im Menschen finden. Das heißt, das Wort, der Mensch wird zur Grundlage gemacht. Wir müssen alle diese Prozesse in uns aufsuchen, um die Prozesse im Makrokosmos, in der Natur draußen entdecken, um eine Verwandtschaft zu entdecken zwischen Mensch und Natur. Also so gesehen, wenn man das mal versucht, auch sich innerlich zur Empfindung zu bringen, muss man sagen, im Winter, wenn es kalt wird, wenn diese Kristallisationsprozesse stattfinden, denkt sich die Erde selber. Die Erde entwickelt sozusagen eine Art Eigenbewusstsein während der Winterszeit. Und das lässt sich zart, zart, zart erleben, wenn man sich mal dem exponiert, wie ich es vorhin geschildert habe. Dann dämmert einem das, dass da ein Verwandtschafts-Gefühl entsteht zwischen dem eigenen Menschsein und dem, was sich da makrokosmisch, sich um einen herum ausbreitet. Also das ist ein Wintererlebnis. Jeder Denkakt ist ein Wintererlebnis. Im Denken denkt sich der Mensch selbst und er kann sich selber denken. Und so ist eigentlich der Winterprozess zwar ein Todesprozess, äußerlich, aber innerlich wird die Erde ungeheuer geistig während des Winters sein. Und das sind diese Formkräfte, in Verbindung mit dem, was da jetzt die Erde in quasi Rückschau auf das vergangene Jahr und in Vorausschau auf das kommende Jahr, was da sozusagen sich prozessual in der Erde abspielt.

Beginn der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise 00:26:41

Also das wollte ich nur noch mal, diesen Gedanken geäußert haben. Da fängt sozusagen in gewissem Sinne die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise an, dass man sich mal solchen Gedanken hingibt. Dass man sich versucht, wirklich mal erkennend, fühlend, wollend, so in die Natur zusammen hineinfühlt, dass man das erlebt, was da draußen ist und was korrespondiert zum eigenen menschlichen Innern. Und die heutige Naturwissenschaft, die heutige Medizin kann einem da Hilfestellung leisten, weil sie Dinge entdeckt, die so rätselhaft sind, wenn man sie nur als Phänomene jetzt gerade mal so vor Augen hat und die dann verständlich werden, wenn man plötzlich da draußen in der Natur einen verwandten Prozess entdeckt und sagt, das stimmt ja überein, das ist derselbe Vorgang, nur eben nicht innermenschlich, sondern außermenschlich. So. Das wollte ich jetzt nur noch mal kurz erwähnt haben und hindeuten, dass das ja eigentlich die Stimmung ist, die wir erleben können, wenn wirklich Winter ist. Wenn da draußen eine Schneedecke ist. Wenn das alles kristallisiert ist da, über die ganze Landschaft sind weiße Schneekristalle. Und es ist kalt, es schneit vom Himmel oder es ist ein klarer Sternenhimmel über einem und da drunter ist alles Ruhe, Ruhe, Ruhe. Dann ist das eine Situation so auf der Erde, die wir herstellen müssen, wenn wir einen Gedanken bewusst denken wollen. Aber das war jetzt nur ein kleines Intermezzo.

Beginn des Frühlingsprozesses 00:28:31

Wie geht es jetzt weiter im Jahreslauf? Wir haben gesehen, dass das Ergebnis dieses Winterprozesses, wo die Natur sich selber bearbeitet - Natur bearbeitet sich selbst durch die Kristallisationsvorgänge - da haben wir nichts zu suchen draußen. Ja, wir haben sehr wohl was zu suchen draußen, indem wir über einen Acker gehen im Winter, also vor allem, wenn es gefroren ist, und schauen uns wirklich genauso wie im Sommer oder so - lassen diese Stimmungen auf uns wirken, die in dieser Jahreszeit draußen walten. Das gehört zum Landwirt-sein allemal dazu. So, und das Ergebnis nun dieses Winterprozesses ist die Frostgare, haben wir gesagt. Und jetzt werden die Tage wieder länger, vom 23. Dezember an, im Tiefststand der Sonne werden die Tage wieder langsam, langsam, langsam länger. Und dann kommt Lichtmess Anfang Februar und die Sonne gewinnt mehr an Kraft. Und da liegt jetzt der blanke Boden draußen und ist vielleicht noch durchfrostet. Aber dann, wenn da so ein paar sonnige, schöne, warme Tage kommen, taut der Boden auf und es fangen an, die obersten Poren ihr Wasser zu entlassen, durch Verdunstung, die obersten Poren. Es dringt die warme Luft in den Boden langsam ein. Das ist ein ganz langsamer Vorgang im Frühjahr, dass das, was sich während des Winters gesondert hat, in die Elemente, dass jetzt plötzlich von oben her die Luft, die Wärme in diese Bodenporen, die vom Wasser befreit sind, eindringen.

Erwärmung des Bodens - warmer Sandboden, kalter Tonboden 00:30:41

Und da findet jetzt etwas statt. Und zwar, das ist wiederum ein einzigartiger Vorgang, der sich normalerweise den Sinnen entzieht. Sie müssen sich jetzt vorstellen, sobald der Boden auch nur ein bisschen warm wird, und er wird nur warm dadurch, dass die Luft in ihn eindringt. Und es kommt darauf an, wie schnell so was geht. Also am Sandboden zieht die Luft sehr schnell ein, weil viel von dem Bodenwasser abdrainiert nach unten. Oder auch bei Sonneneinstrahlung schneller verdunstet. Jedenfalls geht das im Sandboden sehr viel schneller. Im Tonboden, den man auch in der Sprache der Landwirtschaft einen kalten Boden nennt, gegenüber dem warmen Sandboden, der braucht sehr lange, bis er sich erwärmt. Der schwere Boden, der Tonboden braucht sehr lange. Warum eigentlich? Weil er in den Poren das Wasser hat - das sind sehr feine Poren - das Wasser festhält, kapillar festhält. Das verdunstet nicht so leicht. Da muss es schon eben ordentlich warm werden. Aber das dauert eben seine Zeit. Und er bleibt so lange kalt, als das Wasser im Boden ist. Weil das Wasser eine enorm hohe Wärmekapazität hat, wie man sagt. Das heißt, es braucht sehr viel Sonnenwärme, ehe sich das Wasser um ein Grad Celsius erwärmt hat, das ist eine Kalorie, um ein Grad Celsius erwärmt hat. Und im Tonboden erwärmt es sich einfach nicht, weil keine Luft und keine Wärme in den Boden kommt. Sehr lange Zeit nicht. Deswegen spricht man vom kalten Boden.

Wenn wir aber jetzt eine Frostgare haben, gerade auf einem Tonboden, dann ist es ein sehr lockeres Gefüge, aber eben eine Art Einzelkrümel-Gefüge. Die Krümel hängen nicht zusammen, die sind nur rein mechanisch durch Frostsprengung entstanden. Und jetzt kommt der erste große Regen zur Unzeit sozusagen. Und dann verschlemmt der meine ganze schöne Frostgare. Da ist nichts mehr übrig. Dann ist es nur wieder eine homogene, zusammengeschlossene Erdschicht, vollkommen homogen. Und jetzt muss ich Glück haben. Und da muss der Landwirt, er muss ab und zu auch mal Glück haben, dass dann lang genug, sagen wir mal im Februar doch mal die Sonne scheint, und dann am Ende dieses Prozesses es dann erst regnet, wenn dieser geheimnisvolle Prozess stattgefunden hat, den ich jetzt schildern möchte.

Ruhe im Winter - Geduld im Frühjahr 00:33:33

Dass nämlich im frühesten Frühjahr, sagen wir jetzt in der zweiten Hälfte Februar, wenn der Boden sich oberflächlich vielleicht zwei, drei, vier, fünf Zentimeter erwärmt hat, noch nicht bis neun Grad. Erst bei neun Grad fangen überhaupt dann die Unkrautsamen an, zu keimen. Aber doch auf dem Wege dahin. Und man geht raus auf den Acker, sieht noch gar nichts. Man sieht nur, dass die obersten Erhebungen des Ackers, bei einer rauen Furche die Furchenkämme oder sonst, wenn er schon vorbereitet ist im Herbst, dass er schon stärker eingeebnet ist, so kleine Unebenheiten, die werden plötzlich hell. Im Winter ist der Boden dunkel durch die Wassersättigung. Jetzt im Frühjahr wird er plötzlich hell. Und das ist ein Zeichen, dass Luft und Wärme in den Boden reinkommen. Und wenn Sie dann sich mal so richtig als Landwirt fühlen, dann ist es so, dass, wenn sie das sehen, dann werden sie unruhig. Da werden sie unruhig, und zwar deshalb, weil sie sagen, jetzt muss ich was machen. Im Winter hat man nie diese Unruhe, da hat man die Ruhe. Aber jetzt wird man unruhig. Man sagt, jetzt trocknet der Boden aus. Jetzt müsste ich ja eigentlich doch die erste Bearbeitung schon folgen lassen. Ich müsste schon das erste Saatbett vorbereiten. Die Saat muss schleunigst in den Boden. Es ist jedes Frühjahr eine Verführung. Jedes Jahr ist es eine Verführung, dass man zu früh des eben ansichtig Entschlüsse fasst und dann raus fährt und will schon die Saat in den Boden bringen. Da muss man Geduld, Geduld, Geduld üben und genauestens beobachten.

Und die wichtigste Beobachtung, die man machen kann, ist die, dass man rausgeht auf den Acker. Angenommen, er wäre in rauer Furche und eine schöne Frostgare. Und dann knien Sie sich auf den Acker nieder und streichen so mit der Hand und dem Arm über den Boden drüber hinweg, vielleicht in der Tiefe bis zu zwei, drei Zentimetern, so wie Sie es gerade so zur Seite schieben können den Boden. Und dann sind sie völlig überrascht, wie nach wenigen Sonnentagen ein Gewusel da in dem Boden ist. Dass da plötzlich ein Leben von der Sonne in Gang gesetzt worden ist, in kürzester Frist. Also Ringelwürmer und die ersten Käfer marschieren da rum, alles unter dem Boden. Und da oder dort eine Larve vielleicht von der Collembole kann man dann drin sehen. Aber das ist noch nicht so interessant.

Frühjahrsprozess - Elemente durchdringen sich - Lebendverbauung 00:36:32

Sondern man sieht folgendes, wenn man den Boden beiseite schiebt, schiebt man nicht mehr die blanke Frostgare beiseite, sondern man bemerkt, dass die frostgaren Krümel plötzlich zusammenhängen, dass sie zusammengewachsen sind, dass sie nicht mehr mechanisch, reine mechanische Gebilde sind, sondern dass das auch eintritt, dass ein solcher Krümel hier und ein solcher Krümel hier, irgendwie geformt, und ein solcher Krümel hier, in anderer Weise geformt, dass der jetzt nicht mehr für sich alleine ist, sondern dass, wenn man das genauer anguckt, man sieht es eigentlich mit bloßem Auge nicht, es bedarf da auch ein bisschen das Mikroskop dafür, aber man sieht, dass hier plötzlich Brücken entstehen, von Krümel zu Krümel. Das sind Bakterienkolonien, die sich binnen kürzester Frist ausbilden und hier jetzt diese Krümel zusammenbinden. Und hinterlassen dann hier eine Pore. Das ist jetzt die Pore. Und diese Pore ist dann ausgekleidet mit diesen amorphen Substanzen wie Kieselsäure. Das tue ich mal hier so andeuten. Das ist dann hier alles so ein bisschen ausgekleidet mit Kieselsäure und Aluminium-Hydroxid, so hier außen rum. Und diese Pore ist lufterfüllt und wenn es regnet auch mal kurz wassererfüllt. Jedenfalls, es entstehen Bedingungen, wo sich jetzt Erde, Wasser, Luft und Wärme durchdringen. Das ist der Frühjahrsprozess. Und damit stabilisieren sich jetzt die Krümelstruktur. Und wenn Ihnen das gelingt, dass das eintritt, dann ist die halbe Ernte gewonnen. Denn diese Struktur ist unzerstörbar durch das Jahr. Wenn man nicht die größten Fehler später macht mit der Bodenbearbeitung, ist diese Struktur nicht mehr zerstörbar. Die hält an und tritt dann später als Sommergare auf. Aber dann ist sie noch stärker lebend verbaut. Diesen Prozess nennt man laut Sekera, ein Bodenkundler in Wien, ein fabelhafter Mann, hochbegabt, jung gestorben, nennt man Lebendverbauung. Lebendverbauung. Also das ist so ein Begriff aus den Naturwissenschaften. Aber das bezeichnet diesen Vorgang hier treffend, dass tatsächlich durch Lebensvorgänge einer erwachenden Natur, einer langsam ausatmenden Erde jetzt hier die einzelnen Bodenkrümel so auf organischem Wege verbunden werden, dass sie eigentlich nicht mehr auseinanderfallen können. Sondern es stabilisiert sich immer weiter, immer weiter durch das Jahr hindurch. Diesen Prozess hier, also wenn der gelingt, dann ist wirklich die halbe Ernte gewonnen.

B Welchen Fehler gilt es zu vermeiden?

I Wie bitte?

B Welchen Fehler gilt es zu vermeiden?

Abschleppen des Bodens 00:40:11

Na ja, also in diesem Falle, habe ich gesagt, ist es wirklich eine glückhaft Sache, wenn es gelingt. Jetzt ist die große Frage natürlich, wie kann man das unter Umständen ein bisschen steuern, also dem ein bisschen nachhelfen? Und da gibt es einen Bodenbearbeitungs-Vorgang, den man heute überhaupt nicht mehr kennt, also so gut wie nicht mehr kennen, das ist sogenannte Abschleppen. Wissen Sie, was das ist? Ja?

B Na ja, einfach mit einer Wiesenschleppe über einen Acker fahren.

I Wie bitte, wie?

B Eine Wiesenschleppe.

Zum Beispiel Wiesenschleppe. Die ist meistens schon ein bisschen schwer. Aber es gibt also die verschiedensten Gerätschaften. Früher, solange man noch mit Pferden gearbeitet hat, hat man einfach alte Wagen, eiserne Räder von den Wagen, hat man mit Ketten aneinander gebunden und hat die so einfach über den Acker geschleppt. Oder ein Strauchwerk von Hecken zusammengebunden, ist man früher mit den Pferden, hat man das Strauchwerk über die Äcker gezogen. Oder aber, dann gibt es aber die verschiedenen Schleppen. Vielleicht sind sie heute auch noch am Markt, weiß ich nicht. Die sind dann also so gebaut, dass es hier so zwei Bretter sind, zwei Dielen, die sind hier verbunden und haben hier unten eine kleine Schar. Und mit dem zieht man jetzt so über einen Acker und ebnet dadurch den Acker ein. Die feinen Krümel werden jetzt verteilt, gleichmäßig, sodass der Acker eben wird.

Förderung der Unkrautkeimung und der Lebendverbauung 00:41:47

Und was mache ich dabei? Ich sorge dafür, dass jetzt das Unkraut gleichmäßig in dieser verebneten Fläche keimen kann. Da kommt schön Luft rein, kommt schön Wärme rein, das Sonnenlicht kommt rein und so. Dann fangen plötzlich, bis auf vier Zentimeter Tiefe vielleicht, manchmal sogar noch tiefer, fangen jetzt die Unkräuter an zu keimen. Die brauchen diese Temperatur von ungefähr neun Grad Celsius. Und dann fängt es an zu keimen. Und sehen Sie, wir müssen diesen Keimvorgang der Unkräuter, müssen wir anregen. Und gleichzeitig fördern wir damit diese Lebendverbauung. Aber andererseits fördern wir die Unkrautkeimung. Und das ist für den biologisch-dynamischen Landwirt das A und O. Und dieses A und O wird heute nicht beherrscht.

B Ich habe noch nicht ganz verstanden, wieso die Lebendverbauung angeregt wird.

I Bitte?

B Wie wird mit dem Abschleppen die Lebendverbauung angeregt?

Ja, weil die Bodenkrümel, die Frostgare, die wird gleichmäßig verteilt. Und dann entsteht eine gleichmäßige Oberfläche, die locker ist, zwei Zentimeter, drei Zentimeter, viel tiefer darf es nicht gehen. Und das erwärmt sich dann ganz gleichmäßig. Und dann kann diese Lebendverbauung wirklich den Boden strukturmäßig stabilisieren. So wie er dann nachher dann auch sein soll. Später kommt dann die Saat rein und so. Dass man nicht noch mal zu viel im Boden rumwühlen muss. Ja?

B Aber diese Krümel sind doch nur ein Aspekt der Lebenverbauung, richtig? Es sind ja auch noch Humusteile oder lebende Bestandteile, die müssen ja auch da sein. Die müssen ja auch irgendwie....

I Das ist alles da drin, ja.

B Aber das ist ja auch steuerbar durch den Landwirt. // (unv.) dass es da ist.

Ja, ja. // Selbstverständlich, das ist ganz klar. Also neben den, die Frostkrümel sind eine mechanische Zerteilung auch der Bestandteile, die im Ton enthalten sind, also zum Beispiel Humus. Also das ist nicht ganz zu trennen. Aber selbstverständlich, also da ist alles, alles dran beteiligt. Deswegen sagte ich ja auch, dass hier in den Poren sich diese Hydroxide ausbilden, diese gelartigen Substanzen, also kolloidalen Substanzen, die dann diese inneren Hohlräume auskleiden und wasseraufnahmefähig sind und immer wieder Wasser abgeben können. Aufnahme. Es ist wie ein rhythmischer Prozess. Wenn es trocken wird, geben die Wasser ab. Wenn es feucht wird, nehmen sie es wieder auf. Das atmet quasi in diesen Poren, diese Hydrathüllen. Jedes Körnchen ist mit einer Hydrathülle umgeben.

Kombinierte Arbeitsgänge - Kreiselegge und Sämaschine 00:44:44

Also noch mal zu dem Abschleppen. Dieses Abschleppen ist eigentlich heute vergessen. Warum eigentlich? Weil allgemein die Tendenz besteht heute in der Bodenbearbeitung, die einzelnen Arbeitsgänge zusammenzuführen zu möglichst einem nur. Und das schrecklichste Instrument, was es auf diesem Felde gibt, also das ist meine Überzeugung, ja?

B Kreiselegge.

I Bitte?

B Die Kreiselegge?

Ja, also ich meine nicht grundsätzlich die Kreiselegge, aber dass ich die Kreiselegge kombiniere mit der Sämaschine, das ist eine reine Katastrophe. Da soll man die Finger davon lassen. Und die biologisch-dynamischen Betriebe machen das genauso wie andere auch, weil es so elegant ist. Aber das zu kombinieren erzeugt Unkrautwuchs. Erstmal kreist die Kreiselegge am Ende doch ein bisschen zu tief und trocknet den Boden aus. Sie macht eine gute Arbeit, möchte ich gar nicht sagen, weil sie von oben kreiselt. Die Fräse, die fräst sich so von senkrecht nach unten ein. Aber die Kreiselegge, die tut von oben wirbeln, den Boden. Und da muss man sehr genau einstellen, dass es nur wirklich, also nur zwei, drei Zentimeter sind. Aber das bedeutet, dass ich noch mal ein Samenbett schaffe für die Unkräuter, also ein Keimbett für die Unkräuter. Und das darf sich ein biologisch-dynamischer Landwirt einfach nicht leisten. Sondern man hat eigentlich, ich möchte sagen, die Erfahrungen und jahrzehntelang der Bodenbearbeitungsentwicklung, hat man heute weitgehend vergessen, weil heute auf dem Markt Gerätschaften sind, wo man verschiedene Bearbeitungsgänge zusammenführen kann.

Zum richtigen Zeitpunkt das Richtige richtig tun 00:46:42

Und das Gegenteil muss sein. Ich muss sie auseinanderziehen. Die Zusammenführung heißt ein Raum Prozess. Im Augenblick muss es schon stimmen. Und sich auseinander zu ziehen, heißt, den Zeitprozess zu dehnen. Und gerade in der Bodenbearbeitung kommt es drauf an, das Grundgesetz alles Acker- und Pflanzenbaus, Gartenbaus, nämlich zum richtigen Zeitpunkt das Richtige richtig zu tun. Das ist das ganze Geheimnis. Zum richtigen Zeitpunkt das Richtige richtig zu tun. Ich muss mich in den Zeitprozess stellen. Und das bedeutet dann, von dem Gesichtspunkt aus hat das Abschleppen eine ganz große Bedeutung. Aber wir sind gleichsam auch als biologisch-dynamische Betriebe fast gehindert daran, das vernünftig machen zu können, weil wir nicht so früh mit den Schleppern auf den Acker können. Bei unserer Größe der Schlepper und der Größe der Gerätschaften ist das alles zu schwer. Das lastet alles auf der Hinterachse. Die hängen an der Drei-Punkt-Aufhängung und da fährt man über den Acker und dann macht man solche Spuren, tut die wieder schön zustreichen, dass man sie ja nicht sieht. Aber im Untergrund hat man ganz starke Verdichtungen, die sich das ganze Jahr nicht mehr zurückbilden. Wenn man zu früh drauffährt. Die bilden sich nicht mehr zurück. Auch mikrobiell findet da nichts mehr statt.

Abschleppen - Pferd und Schlepper 00:48:10

Und das klassische Zugelement war immer schon da das Pferd gewesen. Mit dem Pferd kann man eben abschleppen. Obwohl der Pferdehuf eine starke Verdichtung hervorruft, denn ich kann mit dem Pferdehuf glatt 14 Tage früher auf den Acker als mit dem Schlepper, mit dem Pferd. Aber das Pferd hinterlässt dann mit seinen vier Hufen durchaus ganz schöne Druckspuren in den Äckern. Sinkt vielleicht so tief ein. Aber diese Druckspuren interessanterweise, bilden sich im Lauf des Jahres zurück. Die werden mikrobiell von allen Seiten her, bei einem aktiven Boden wird das wieder zurückgebildet. Während die Schlepperspuren, die werden in der Regel heute nicht mehr zurückgebildet. Die bleiben und zwar nicht nur durch den Bodendruck des Schleppers, der natürlich wesentlich größer ist als der des Pferdes. Also man kann das abfedern durch Terra-Reifen oder geringen Luftdruck und kann also tolle Sachen machen, zweifellos. Man kann Zwillingsreifen aufziehen und so weiter. Das sind alles Möglichkeiten, noch ein bisschen früher auf den Acker zu kommen. Aber der Schlepperreifen oder der Schlepper zieht ja dadurch, dass die Reifen sich drehen. Und im Drehen fährt der Schlepper immer ein Stückchen weiter. Und da entsteht der sogenannte Schlupf. Der ist immer da. Schlupf, das heißt, das ist die Vorwärtsbewegung, gegen den Widerstand schlüpft der Reifen ein klein wenig durch und erzeugt dann ganz feine Schleif/ beziehungsweise er verschmiert den Acker. Wenn er zu feucht ist, gibt es Schmierspuren. Man nennt es dann später also eine sogenannte Solenbildung, die dadurch eintritt. Die Pflugsohle ist schlepperverursacht. Und das ist das eine. Das andere ist die Vibration. Früher hat man nur Einzylinder gehabt, der Lanz Traktor, der hat "wwhhhh" so gemacht und dann gab es die Zweizylinder und dann gab es die Dreizylinder. Heute sind es überhaupt Vierzylinder und es gibt vielleicht sogar Sechszylinder jetzt bei 300 PS Maschinen, diese Antriebstechnik durch den Kolben Rhythmus, der setzt sich fort durch die ganze Maschine bis auf die Räder, erzeugt Schwingungen und durch diese Schwingungen wird diese Verschmierung bzw. die Verdichtung in den Böden noch einmal verstärkt. Also deswegen kann man mit dem Schlepper erst auf den Acker, wenn wirklich der Boden tragfähig ist und dann ist es zu spät. Wir sind immer zu spät draußen mit dem Schlepper. Also eigentlich bräuchten wir im Übergang vom Winter zum Frühjahr bräuchten wir das Pferd, um rechtzeitig genug draußen zu sein, mit einem schönen, mit einer schönen, einfachen Schlepper, die man sich selber bauen kann und ebnet das Feld ein und regt, wenn es schon eingeebnet ist, dann rührt man es ein klein wenig auf, zwei Zentimeter, drei Zentimeter und schon wächst das Unkraut.

Erste Generation Unkraut 00:52:00

Und diese erste Generation von Unkraut müssen wir haben und dann kann erst die Saat erfolgen nach 14 Tagen, möchte ich mal sagen. Und dieses Prinzip wird heute vielfach missachtet. Man muss in der Zeit mit den Prozessen mitgehen, mit der Bearbeitung des Bodens. Na ja, also angenommen, es gelingt jetzt, wir hätten den Acker ein bisschen abgeschleppt und das Unkraut wäre schon in einer ersten Generation aufgelaufen. Und das kann man ja immer wieder prüfen, indem man auf den Acker geht und dann diese Bewegung macht, das gehört zum Landwirt, dass er sich auch hinkniet und dann diese Bewegung macht und guckt. Und wenn er dann sieht, nach dem Abschleppen, vielleicht eine Woche später geht er raus und macht wieder so, dann sieht er, dass unterm Boden lauter weiße Fäden sind. Und diese weißen Fäden ist das aufgelaufene Unkraut, was noch nicht den Boden durchstoßen hat, noch keine Keimblätter durchgedrückt hat durch die Bodenoberfläche. Da ist das keimende Unkraut noch ganz weiß-gelblich gefärbt und oben die Keimblätter, die liegen wunderschön angelegt, aber noch unter der Erde. Und alle Unkrautbekämpfung ist dann am erfolgreichsten, wenn ich die Unkräuter in diesem fädigen Stadium erwische. Wenn ich sie da erwische. Da haben sie nämlich meistens noch keine Wurzelhaare ausgebildet. Da senkt sich nur die Wurzel in die Tiefe, aber noch nicht die ganz feinen Härchen, womit sie sich dann mit der Wurzel verbindet. Und wenn sie mal mit der Erde verbunden ist über die Wurzelhaare, da kann ich sie nicht mehr rausreißen. Dann holt sie der Striegel nicht mehr raus. Also ich muss wirklich dieses fädige Stadium erwischen, nämlich dann, wenn ich die Pflanze noch gar nicht sehe, wo der Keimling noch nicht die Kruste durchbrochen hat. Es verlangt eigentlich von dem Landwirt, dass er vom Abschleppen an ständig draußen im Acker rumguckt und guckt, also wie sieht es da aus. Und dann ergreift er daraufhin auch seine Maßnahmen.

Erst Krümelwalze - dann Sämaschine 00:53:57

Die nächste Maßnahme wäre jetzt dann im Frühjahr, dass er einen Eggen-Strich über den Acker zieht, mit der Krümelwalze. Ich halte dieses Gerät immer noch für das Allerbeste für die biologisch-dynamische Landwirtschaft, nicht diese modernen Apparate da, sondern, also schon, es kann von mir aus eine sechs Meter breite Egge sein, mit der man auch vorsichtig, nicht tiefer als drei Zentimeter, den Boden durcheggt. Und dahinter läuft die Krümelwalze und drückt ein bisschen an. Und dann lässt man das noch mal ein bisschen ruhen. Und dann kommt die Sämaschine, nicht, dass nochmal vielleicht ein bisschen Unkraut aufläuft, sodass man beim Säen selber noch mal eine Unkrautbekämpfung machen kann. So, und jetzt müssen wir mal säen. Ich lasse das hier noch mal stehen.

Also wir befinden uns jetzt im Übergang vom Frühjahr zum, also noch mitten im Frühjahr. Der nächste Schritt ist, dass wir jetzt die Saat ausbringen. Also ich spreche jetzt und nehme das Beispiel Getreide, weil das Getreide am allerschönsten den Jahreslauf mitmacht. Nehmen Sie mal jetzt den Sommerweizen und den wollen wir säen. Jetzt haben wir vorhin in Eggenstrichen noch mal das Feld vorbereitet, wunderschöne, krümelnde Schicht, Oberflächenschicht. Und jetzt legen wir hier also in so einen aufgearbeiteten, gelockerten Boden hier das Samenkorn rein. Und es ist wirklich eine fabelhafte Konstruktion, so eine Sämaschine. Weil nämlich die macht das viel besser als die Handsaat. Die Handsaat streut ja, wenn man aus dem Tuch raussät auf den Acker, streut ja den Samen oberflächlich auf die Erde. Und da muss man noch mal mit der Egge drübergehen, um ihn so ein bisschen einzueggen. Während diese Sämaschine legt das Saatgut absolut exakt ab, dosiert, kann man genau einstellen, die Saatgutmenge, und zwar so ab, dass hier unter, dass hier beim Sävorgang der Säschar hier eine leise Verdichtung erzeugt, in der Saatgut-Rille, leise den Boden verdichtet. Und auf diese verdichtete Zone wird die Saat abgelegt und dann hinten "der Nachstreicher " von der Sämaschine deckt das wieder zu. Sodass hier eine ganz leise Verdichtung ist, wo das Saatgut drauf liegt. Und was bedeutet das? Durch die Verdichtung wird kapillar Wasser angezogen von unten, steigt auf. Und dadurch quillt der Same schneller, nimmt Wasser auf. Der Same muss quellen. Vor der Keimung muss er genügend Wasser aufgenommen haben. Und das sorgt man dafür, dass durch die leise Verdichtung unter dem Samenkorn hier jetzt kapillar das Bodenwasser aufsteigt und dadurch der Same schneller quellen kann. Das ist schon eine kunstvolle Geschichte.

B Den Samen, kann man den auch vorquellen?

Das muss nicht unbedingt sein, aber man kann es selbstverständlich machen. Ich meine, an sich, die Samen, die draußen in der Natur sich finden über den Winter, sind ja massenhaft, also Unkräuter und so, die sind alle gequollen. Aber die kommen erst zum Keimen, wenn es warm wird. Und also können wir diesen Prozess auch immer erst dann machen, wenn der Boden wirklich oberflächlich neun Grad Celsius erreicht hat. Dann fängt es auch gleich an zu keimen. Es quillt und es keimt.

Denken lernen im Tun 00:58:23

So, und wenn wir jetzt die Saat ausgebracht haben, ich wollte nur noch mal sagen, nochmal warnen, wirklich, ich persönlich, andere mögen anderer Auffassung sein und es ist auch interessant, welche unterschiedlichen Auffassungen es gibt heutzutage, wenn es um die Bodenbearbeitung geht. Es ist eigentlich, ich würde mal sagen, mehr ein Herumirren als ein wirklich sicheres Handhaben, was ich so erlebe. Jeder hat so seine eigenen Theorien. Er geht aber nicht auf die Prozesse ein. Und das Angebot an entsprechender Maschinerie ist so endlos heute, weil jede Firma glaubt, jetzt wirklich den Trick gefunden zu haben, dass man etwas machen kann, ohne dass man denken muss. Gerade der Landwirt, der muss denken lernen in der Arbeit. Im Tun selber muss er ganz wach sein und dann kommt man mit ganz einfachen Maschinen auch hin.

Entwicklung der Saat - Wurzel, Spross, Keimblatt 00:59:24

Also jetzt haben wir unsere Saat hier im Boden. Jetzt keimt dieser Same und sendet jetzt als Allererstes die Keimwurzel hier herunter in die Tiefe. Die Pflanze verwurzelt sich, bevor sie eigentlich überhaupt richtig ihren Spross entwickelt. Und dann aber sehr bald folgt dann auch der Spross hier, das Keimblatt oder so, was es denn jetzt sein mag, bei einer monokulturellen Pflanze, nur eins. Und dann entwickelt sich hier die Wurzel. Zunächst ist es die Keimwurzel, die zunächst einfach nur als Wurzelstrang in die Tiefe wächst, in Richtung Erdmittelpunkt, also der Schwerkraft folgend. Und solange sie noch ganz im Anfang dieses Keimlingstadiums ist, ähnlich wie die Unkräuter, dann kann ich so eine Pflanze auch wieder ganz leicht aus dem Boden rausziehen. Da ist kein Widerstand, fast kein Widerstand. Und dieser Widerstand entsteht erst, wenn jetzt hier also verstärkt Seitenwurzeln sich ausbilden. Das sind also meistens immer drei Saugwurzeln in die Tiefe. Und auch dann kann man noch die Pflanze relativ leicht herausziehen.

Ausbildung der Wurzelhaare 01:01:13

Aber sobald sich hier diese feinen Wurzelhärchen herausbilden, immer hier oben an den Wurzelspitzen, dann ist die Pflanze verhakt, dann kriege ich sie nicht mehr raus. Und das ist auch ein Problem dann der Unkrautbekämpfung. Sobald die Pflanze ergrünt, kommen diese Wurzelhaare unten, treten in Erscheinung im Boden. So, welcher Prozess findet jetzt statt? Hier war es, wo wir jetzt sagen der der Lebendverbauung, der Strukturveranlagung. Und was ist jetzt der nächste Prozess im Frühjahr - wir befinden uns immer noch in dieser Zeit - der jetzt maßgebend wird und bestimmend wird auf das ganze folgende Jahr bis hin zur Ernte? Das ist der, dass durch die Ausbildung dieser Wurzelhaare. Im Übrigen können Sie das wunderschön sehen, wenn Sie im Herbst mal Roggen sehen und ziehen dann doch aus dem schönen, lockeren Boden, kraftvoll den Spross mit Wurzel raus, aus dem Boden. Dann sehen Sie, dass um die Wurzel herum lauter Krümel hängen. So wie so eine Wurst ist das. Lauter Bodenkrümeln hängen an der Wurzel. Das sind die Wurzelhaare. Die verwachsen jetzt mit dem Erdreich. Und dadurch bekommt die Pflanze überhaupt erst richtig Halt. Also hier bilden sich jetzt aus überall diese Wurzelhaare. Zunächst die ganze Länge der Wurzel, zuletzt nur noch am Ende, an der Wurzelspitze, diese Wurzelhaare.

Pflanze ernährt sich selber 01:02:36

Samenmehlkörper 01:02:36

Und das ist jetzt wieder eine tolle Erscheinung. Indem nämlich zunächst einmal die Pflanze wächst. Aus was eigentlich? Aus was wächst eigentlich überhaupt die Pflanze? Dass das überhaupt mal in Gang kommt, der ganze Prozess? Eine Wurzel sich bildet, das erste Blatt sich bildet, das Keimblatt?

B Aus dem Samenkorn. Aus der Reserve vom letzten Jahr sozusagen.

Ja. Das ist das, das letzte Jahr hat sozusagen die Grundlage geschaffen, dass überhaupt die Pflanze keimen kann. Und das ist der Mehlkörper, der Samenmehlkörper. Am einen Ende sitzt der Keimling, schon veranlagt. Und dann ist da der Samenkörper, der beim Fruchtgetreide entsprechend vergrößert ist. Aber der enthält alles dasjenige, was die Pflanze braucht, um keimen zu können. Das holt sie aus sich selbst heraus, aus der Vergangenheit, veranlagt im vergangenen Jahr. Und das ist schon mal ein ganz großes Wunder. Also sowohl die Keimwurzel, die erste Keimwurzel als auch dieser Keimling, indem er nach oben in Erscheinung tritt und dann an der Sonne ergrünt. Alles das wird zunächst mal nur aus dem Samenkorn ernährt. Die Pflanze ernährt sich selber, indem sie keimt und diese Keimwurzel ausbildet.

Humus 01:04:13

Und dann irgendwann kommt aber der Moment, wo diese Quelle erschöpft ist. Und was dann? Was dann? Wie bringt die Pflanze es jetzt fertig, von den Reserven des vergangenen Jahres, die erschöpft sind, jetzt sich aktuell mit dem Boden zusammen, jetzt zu einer höheren Pflanze zu entwickeln? Wo kommt das jetzt alles her, was sie da braucht zum Wachsen? Sie braucht so was wie den Samen. Vorher hat sie den Samen gehabt, den Mehlkörper. Und jetzt muss sie etwas finden, was eigentlich dem verwandt ist, diesem Mehlkörper. Und das muss sie im Boden offensichtlich finden. Und das ist der Humus.

Der Humus ist eigentlich, möchte ich mal sagen, die Quelle der Nährsubstanz nach der Samenkeimung. Und an den Humus muss jetzt die Pflanze herankommen, den muss sie sich irgendwie aufschließen. Denn von selbst geht da auch nichts. Also hier die Lebendverbauung, die sorgt schon ein bisschen dafür, die ganze Mikrobentätigkeit im Boden, die wird aktiviert. Aber jetzt erfolgt die Saat und jetzt senkt die Pflanze ihre Wurzeln hier runter, in diesem Zusammenhang. Und jetzt muss sie sich quasi dieser Bakterien und dieser Mikroben und all dem bedienen, dass die aktiv werden und den Humus aufschließen, sodass die Wurzel jetzt das Ergebnis dieses Aufschlusses sich aneignen kann.

Wurzelhaare und Erde wachsen zusammen 01:06:09

Und da passiert ein wahres Wunder. Also das kann man gar nicht anders sagen. Dass nämlich diese Wurzelhaare müssen Sie sich so vorstellen, also wenn das jetzt eine Wurzel wäre hier, mit der Wurzelspitze, dann bildet sich hier als Ausstülpung der Epidermiszellen, das sind die Epidermiszellen hier, die bilden ganz feine Ausstülpungen hier, einen halben Millimeter lang, manchmal auch einen Millimeter lang oder nur einen viertel Millimeter. Das sind die Wurzelhaare. Und diese Wurzelhaare wachsen mit dem Erdreich zusammen. Die wachsen mit der Mineralität der Erde zusammen. Die bilden eine Einheit. Die Pflanze ist in Bezug auf ihre Wurzel mit der Erde eins, ungetrennt. In der Luft und der Wärme bildet sich ihre Gestalt aus. Es ist getrennt von allem übrigen. Da berührt sich kein Baum den anderen. Aber über die Wurzel sind alle Bäume verbunden im Wald. Das ist ein Wunder. Durch Mykkhorizen, das ist eine Pilzsymbiose von Wurzel zu Wurzel. Ein ganzer Wald ist irgendwie unterirdisch über das Wurzelwerk miteinander verbunden. Oberirdisch ist die Pflanze voneinander getrennt.

Synthetisierung am Sonnenlicht 01:07:33

Und dass jetzt diese Verbindung mit der Erde in dieser Weise stattfinden kann, sondert die Wurzel, sondert die Pflanze, durch das, was sie jetzt hier am Sonnenlicht, in dem die Pflanze hier weiter ihre Blätter herauf entwickelt so und dann langsam hier den Stängel entwickelt, da synthetisiert sie am Sonnenlicht. Die Sonne ist jetzt maßgebend, dass alles weitergeht. Synthetisiert sich im Sonnenlicht über das Blatt, über das Chlorophyll, synthetisiert sie Zucker. Und aus dem Zucker werden, das wird umgesetzt in Eiweißstoffe, in Kohlehydrate und alles übrige. Und diese sogenannten Assimilate, die sich hier oben in der grünenden Pflanze bilden, die fließen jetzt zum Teil herunter in die Wurzeln. Und dann fängt nämlich die Pflanze an, sich selbst zu ernähren. So muss man auch an die Sache denken. Die Pflanze ernährt sich schon über die Keimung selber. Und dann ernährt sie sich weiter durch die Assimilate an der Sonne in den grünen Blättern. Und dann würde sie natürlich bald absterben, wenn da nicht irgendwo von unten Wasser, also Feuchtigkeit, Wasser und Mineralstoffe, die diesen ganzen Prozess unterstützen würden. Und dass das geschehen kann, dass die Wurzeln ihre eigene Aktivität entwickeln, um den oberirdischen Wachstumsprozess zu ermöglichen, rinnen diese Assimilate in den Blättern durch die Stängel, durch die Wurzel hindurch herunter bis an die Wurzelspitzen. Und ernähren die Wurzeln in ihrem Wachstum.

Pflanze ernährt den Boden 01:09:38

Aber damit nicht genug, sondern über diese Wurzelhaare scheiden jetzt die Wurzeln hier die sogenannten Wurzelausscheidungen aus. Und das sind also dann das Ergebnis dieser Assimilate hier oben, das sind, ich sage mal Eiweißbruchstücke, niedermolekulare Eiweiße, dann Zucker oder Kohlehydrate, so gut wie keine Fette. Aber dann Fermente, die organische Prozesse in Gang setzen und Säuren, organische Säuren. Das alles scheiden die Wurzelhaare aus. Die Pflanzen sind eigentlich ein Eimer ohne Boden. Also ein Großteil, den man eigentlich sich als Ernte erhofft, auf den Speicher zu kriegen, das bleibt unterwegs hängen, im Boden. Das wird ausgeschieden. Und durch diese Wurzelausscheidungen und zwar alles Ergebnisse bereits des lebendigen Pflanzen-Bildungsprozesses. Wenn sich Eiweiß gebildet hat, Zucker gebildet hat, Fermente, organische Säuren, das sind alles schon Ergebnisse einer Aktivität von Lebensprozessen. Das wird von den Wurzelhaaren ausgeschieden. Und was macht es da? Da ernährt die Pflanze den Boden. Es ist genau umgekehrt, als man es heute denkt, in der Pflanzenernährung.

Symbiosen der Pflanze im Boden 01:11:11

Aus ihrer eigenen Aktivität ernährt die Pflanze nämlich die Mikrobentätigkeit um die Wurzel herum und dadurch entstehen die sogenannten Symbiosen. Symbiosen, ich schreibe mal hier hin. Symbiose heißt Zusammenleben auf Griechisch. Symbios, ein Zusammenleben von Pflanze und Bakterien und Mikroben und und und, bis hin zu Pilzen, Pilzfäden, Pilzhyphen, die sogar in die Wurzel eindringen und sich da entsprechend mit den Elementen versorgen, die die Pilze brauchen. Und die Pilze sind gleichsam diejenigen, die die Pflanze mit Wasser und Mineralstoffen versorgen. Die Pilze holen aus den Pflanzenwurzeln, holen die das Eiweiß und alle Lebensstoffe heraus und versorgen die Pflanze selbst mit Wasser. Das ist ein Grund für das Baumsterben gewesen und ist es noch, dass die Pflanzen vertrocknen, weil diese Symbiose mit den sogenannten Mykorrhizen, Pilzhyphen nicht mehr funktioniert. Dann versorgen die Pilzhyphen nicht mehr die Bäume, die da vernetzt sind durch den ganzen Wald, nicht mehr genügend mit Wasser. Also das ist ein unendlich geheimnisvoller Prozess. Und der wird von der Pflanze gesteuert. Der läuft nicht einfach von Natur so ab, sondern die Pflanze ist aktiv. Man würde mal sagen, sie hat in dem Sinne kein Bewusstsein. Aber die physiologischen Prozesse laufen ab nach den Bedürfnissen des Wachstums. Die Pflanze will wachsen, wachsen, wachsen, wachsen. Und aus diesem Bedürfnis heraus steuert jetzt die Pflanze über die Wurzelausscheidung die ganze Bodenaktivität um die Wurzel herum. So. Hier war noch eine Frage.

B Ja. Das Wort Mykorrhiza, können Sie das nochmal anschreiben?

I Was war das?

B Mykorrhiza, ob Sie das anschreiben?

I Ach so! Ein komisches Wort. Myko heißt Pilz auf Griechisch und Rhiza heißt die Wurzel, also die Pilzwurzel. Mykorrhiza. Mit zwei R, mit H und mit Y. Mykorrhiza. Mit H, (C), Z, A. Das heißt nichts anderes wie Pilzwurzel.

Also die Pflanze, was muss sie im Frühjahr machen? Sie muss mit der Erde sich verbinden. Sie muss eins werden mit der Erde. Und diese Wurzelhaare, die wachsen so mit den Bodenelementen hier, mit diesen Krümeln so zusammen, dass da keine Grenze mehr ist, zwischen der lebendigen Wurzelsubstanz, der Wurzelhaare. Das ist meistens sehr, sehr zartes Eiweiß. Die wächst sozusagen jetzt mit diesen Humusteilchen oder Tonteilchen, was da so ist im Boden, wächst das zusammen, dass da keine Grenze mehr ist. Das kann man physikalisch-chemisch, kann man da keine Grenze in dem Sinne vorstellen. Und da scheiden jetzt diese Wurzeln auch die Säuren aus. Und die Säuren, die sorgen jetzt dafür, dass jetzt in diesen Tonteilchen sagen wir mal, jetzt die Tonmineralien abgebaut werden. Denn die Tonmineralien enthalten im Wesentlichen das Kalium. Und dass Austauschvorgänge, das sagt man heute in der Wissenschaft, Austauschvorgänge stattfinden zwischen den Wurzelhaaren und an den Oberflächen der Tonteilchen, da findet ein Kaliumaustausch statt. Und auf diese Weise kann die Pflanze selbsttätig, wohlgemerkt, sich mit Kalium versorgen. Die Phosphorsäure holt sie im Wesentlichen aus dem Humus. Durch den Humusabbau werden eigentlich die sogenannten Phosphor-Nukleotide, das sind die Kerneiweiße der Zellen, die enthalten immer Phosphor. Und durch den mikrobiellen Abbau wird diese Phosphorsäure frei und die Pflanzen nehmen sie auf.

Frühjahrsprozess - Abbauprozess des Humus 01:16:03

Jetzt haben wir also einen so unendlich geheimnisvollen Prozess, der da unter der Erde sich abspielt, von der Pflanze gesteuert, wenn man einen guten Boden hat. Und der hochgradig  gestört wird, wenn ich da Stickstoff drauf schmeiße. Denn durch die Stickstoffdüngung, kann ich jetzt so nebenbei hier erwähnen, wird gerade dieser Prozess gehemmt, der Aufbau dessen, dass sich hier um die Wurzeln herum eine Rhizosphäre entwickelt von Symbiosen, die bis zu einem Zentimeter Abstand, vielleicht sogar mal zwei Zentimeter Abstand von der Wurzel, sich die Mikroben des Bodens, also die da auch diese Lebendverbauung verursachen, herumgruppieren, heranziehen an die Wurzel, von der Wurzel ernährt werden und dann ihre Abbaukraft - die Mikroben sind im Wesentlichen dazu da, in der Welt Zeug abzubauen, um ihr eigenes Leben aufzubauen - und die bauen jetzt um die Wurzel herab den Humus ab. Sie ätzen die Mineralien an durch die Säuren. Man kann sogar messen heute, dass der PH-Wert erniedrigt wird im direkten Umkreis der Wurzeln. Das kann man heute schon messen. Durch die Ausscheidung der Säuren. Also ein biologischer Verwitterungsvorgang findet direkt um die Wurzeln herum statt. Und gleichzeitig wird der Humus angegriffen und da wird der Stickstoff freigesetzt. Stickstoff, Phosphorsäure und solche Sachen, die werden durch den mikrobiellen Abbau aus dem Humus freigesetzt. So dass der Frühjahrsprozess ein Abbauprozess ist, des Humus. Der Boden verliert an Humusgehalt. Das ist ein Verlust und zwar ein beträchtlicher Verlust. Aber er wird ein Gewinn, weil das sich sofort umsetzt in die Entwicklung der Pflanze über der Erde. Das wirkt dann ertragsbildend. Aber wenn das nicht funktioniert, dass der Abbau geschieht, ohne dass es genügend aufgenommen wird, das heißt, dass nur ein schütterer Bestand auf dem Acker steht oder eine starke Verunkrautung oder so, dann kann es sein, dass es eben schief läuft mit der ganzen Geschichte. Und dann kann man mehr Humus verlieren, als man gewonnen hat, nachher. Durch die Bestandesrückstände im Laufe des Jahres.

B In welchem Pflanzenstadium würde man idealerweise Horn-Mist-Präparat ausbringen?

Anbringung - Horn-Mist-Präparat 01:19:05

Vor der Saat oder direkt nach der Saat, das ist der ideale Zeitpunkt. Weil das Horn-Mist-Präparat, dessen Bedeutung, das kann ich jetzt nur nebenbei erwähnen, hängt ja damit zusammen, dass dieser Prozess geschieht, dass dieses Ganze, was hier so unendlich subtil im Verborgenen, im Boden sich abspielt, dass das die richtigen Wege nimmt. Und das ist nicht nur ein Substanzgeschehen, wie man heute denkt im Materialismus, das ist ein Kräftegeschehen, Lebenskräfte, astralische, also Bildekräfte insgesamt, die jetzt hier wirksam sind. Die Formkräfte des Winters sind an all dem beteiligt. Also es ist ein Substanz-Kräfte-Geschehen, was sich da vollzieht.

Gegenstromprinzip der Wurzelhaare 01:19:51

Jetzt muss ich noch eins erwähnen. Ich bin wieder erschrocken über die Zeit. Dass durch diesen Abbauvorgang - da wird also der Stickstoff zum Salz, da entstehen Nitrate, die sind löslich in Bodenwasser, dann ist die Phosphorsäure, wird zum Salz, wird löslich im Wasser  PO4, und so weiter und so weiter -  also durch den Abbauprozess entstehen eigentlich Salze. Und diese Salze werden jetzt wiederum in Verbindung mit dem Wasser von diesen Wurzelhaaren aufgenommen. Also wir haben den seltsamen Prozess, der sich fast widerspricht, dass die Wurzelhaare einerseits etwas ausscheiden, aus ihrem eigenen Assimilatstrom und andererseits das Ergebnis des Abbaus hier, die Bodensalze aufnimmt über dieselben Wurzelhaare, im Gegenstrom-Prinzip. Ausscheidung, Einscheidung. Und das ist ein Lebensvorgang. In allem Lebendigen herrscht nicht das Prinzip von Ursache und Wirkung als Folge, sondern die Gleichzeitigkeit. Dass etwas in Gleichzeitigkeit gegenläufig geschehen kann. Und das findet in den Wurzelhaaren statt. Einerseits Ausscheidung, andererseits Einscheidung, das Ergebnis des Abbauprozesses durch die Symbiosen, durch diesen Symbiosenmantel der Rhizosphäre im Wurzelbereich.

Wurzel als Nerven-Sinnes-Pol der Pflanze 01:21:33

Sie können sich diese ganze Angelegenheit überhaupt, die kann man sich sozusagen ein bisschen zusammengestückelt denken. Aber der Gesamtumfang dessen, was sich da eigentlich in Gleichzeitigkeit abspielt, das ist so, eben so ähnlich wie im Menschen, wenn er fühlt, wenn er denkt. Da finden auch alle möglichen prozessualen Vorgänge im Gehirn oder sonst im Nervensystem oder sonst wo statt. Und das Ergebnis nehmen sie wahr, indem sie Gedanken haben, Gefühle haben und Willensimpulse freisetzen können. Und dieses ganze Geschehen hier unter dem Boden ist eigentlich ein Geschehen, so ähnlich wie im menschlichen Haupt, wo auch ständiger Abbau stattfinden muss im Gehirn, dass wir Gedanken haben. Und die Pflanze hat keine Gedanken, aber die wächst. Es ist ein Wachstumsprozess, der da ausgelöst wird. Aber man muss das in etwa auf gleicher Ebene sehen. Die Wurzel ist eigentlich der Nerven-Sinnes-Pol der Pflanze.

Beatmung des Bodens 01:22:35

So, jetzt muss ich, weil die Zeit schon wieder um ist, ich wollte schon mindestens meilenweit weiter sein, aber jedenfalls dieser Abbauprozess hier, dass ich Bodenfruchtbarkeit vermindere zugunsten des Pflanzenwachstums, den muss ich unterstützen im Frühjahr. Ich muss den Abbau unterstützen. Und wie mache ich das? Das mache ich dadurch, dass ich mit einem feinen Instrument hier oben ständig die Kruste breche, die hier bei jedem Regen im Frühjahr entsteht. Jeder Regen im Frühjahr löst aus, dass eine leise Verschlemmung der obersten Kruste entsteht, insbesondere bei humusarmen Böden, aber kann auch bei humusreicheren Böden der Fall sein. Und diese Kruste muss ich brechen. Warum? Weil die Wurzel atmet wie Mensch und Tier. Hier unten steht CO2 im Boden. Aber die Wurzel kann nur wachsen, wenn sie O hat, O2, Sauerstoff. Und jetzt muss ich sehen, wie kriege ich das Kohlendioxid aus dem Boden raus? Es wirkt nämlich wie ein Gift im Boden. Es ist schwerer als Luft. Es möchte immer im Boden unten bleiben. Und jetzt muss ich deswegen den Boden offenhalten im Frühjahr, so lange es nur irgend geht.

Und dazu dient unsere Frühjahrs-Bodenbearbeitung. Und das Hauptinstrument ist der Striegel. Die leichte Egge, wenn es nicht mehr so gut geht. Oder dann die Hacke bei den Hackfrüchten oder im Feldgemüsebau oder sonst wo. Also das sind alles nur Instrumente, die dazu dienen, zwei Zentimeter, drei Zentimeter höchstens die Kruste oben zu brechen. Nicht so, dass wieder Unkräuter auskeimen, das wäre ja fürchterlich. Sondern nur, dass der Boden so gebrochen ist, dass das schwere Kohlendioxid durch den über den Acker streichenden Wind aus den Bodenporen heraus gesaugt wird und andererseits Sauerstoff in den Boden reinkommt. Deswegen brauchen wir die Veranlagung dieser Bodenstruktur im Frühjahr, im frühesten Frühjahr. Da muss der Boden so vorbereitet werden, dass das wirklich genug stattfinden kann, dass der Boden entlüften kann, was eigentlich vergiftend wirkt auf das Pflanzenwachstum und umgekehrt Sauerstoff einatmen kann.

Netzstriegel - Striegelbearbeitung - Hautbearbeitung 01:25:37

Und das allerwichtigste Instrument ist der Striegel. Und das sind jetzt ja heute auch, es gibt ja heute moderne Striegel, die so zwölf Meter breit arbeiten, so Federzahnstriegel. Der klassische Striegel ist der Netzstriegel. Wissen Sie noch, was das ist? Netzstriegel sieht man heute kaum noch. Dabei ist es unübertroffen. Das ist einfach ein Netz von Metall. Und an jedem Kreuzungspunkt hier hängt ein senkrechter Zinken, etwas beweglich gestaltet, nicht steif wie bei der Egge. Bei der Egge ist, jeder Eggenzinken ist steif hier verschraubt. Während bei der Netzegge ist das Ganze so beweglich. Und der kann sich jeder Bodenunebenheit angliedern. Und da gibt es sechs Millimeter Zinken, acht Millimeter Zinken und zehn Millimeter Zinken, je nachdem, welche Böden man hat. Und das war das beste Instrument vom Striegeln, was ich überhaupt gekannt habe. Da konnte man sehr früh ganz zart mal nur über die Kruste fahren, um möglicherweise, wenn die Möhren nicht wirklich durchkommen durch die Kruste, wenigstens die Kruste so zu brechen, dass die Möhren die Kraft haben, den Boden, die Bodenkruste zu durchstoßen. Man braucht da sehr subtile Gerätschaften, um jeweils dem jeweiligen Zustand des Bodens gerecht zu werden. Die Striegelarbeit und dann eben die Hacke, zum Beispiel in der Winterung. Früher haben wir viel mehr unseren Weizen und unseren Hafer gehackt, als man es heute tut. Heute lässt man es einfach sein, lässt die Unkräuter wachsen, fertig, aus. Macht viel zu viel Arbeit. Aber früher hat man, also das liegt mir so im Blut, dass ich das gar nicht mehr angucken kann, wenn man nicht wirklich, so lang es nur irgend geht wirklich mit dem Striegel bis zum Schossen sozusagen des Getreides noch diese Kruste bricht. Und damit immer auch ein bisschen Unkraut dabei erwischt. Jetzt haben wir leider Gottes schon wieder die Zeit erreicht.

Also dieser Prozess der Bodenbearbeitung früher ist eine Hautbearbeitung. Hautbearbeitung. Ich darf nur die Oberfläche berühren und dies ist wie wenn man die Kühe striegelt oder das Pferd striegelt, so striegelt man jetzt den Acker und bricht die Kruste. Und dieser ganze Prozess wird enorm angeregt. Und ich habe soundso oft beobachtet, dass, wenn man den halben Acker gestriegelt hatte und dann kam der erste Regen, da musste man abbrechen, dann hat man im Nachhinein gesehen, dass der gestriegelte Acker grüner war als der noch nicht mehr gestriegelte. Das regt den Stickstoff-Freisetzungsprozess durch Abbau im Boden an, die mikrobielle Aktivität. So, und dann müssen wir jetzt sehen, ja, wie eigentlich? Wir haben jetzt nur noch den Nachmittag. Müssen wir jetzt sehen, wie es jetzt also sich fortsetzt in den Sommer hinein, unsere Bearbeitung der Böden und welche Prozesse da zu berücksichtigen sind. Und dann noch den Herbst. Da müssen wir also uns sehr sputen um das Ziel der Klasse noch zu erreichen. Gut, ja, dann müssen wir jetzt mal abbrechen. Die Pause soll ja schließlich sein. Danke!

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Alle Folgen auf einen Blick

Hier hält Manfred Klett einen Vortragszyklus über die Bodenentwicklung im Jahreslauf in 4 Folgen, welcher sich an der GA 327 (Landwirtschaftlicher Kurs) orientiert.

Vortragszyklus
«Bodenentwicklung im Jahreslauf»

 
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Literaturangaben

Einzelnachweise