Menschen in der Landwirtschaft - Interview Alberto - 21. Juni 2018

Aus BiodynWiki
Zurück zur Übersicht: «Menschen in der Landwirtschaft»

Video

- Alberto -

Transkription vom Interview mit dem biodynamischen Gärtner Alberto vom 21. Juni 2018

Trailer 0:00:00

«Ich brauche nicht zu beweisen, dass meine Arbeit gut gemacht wird. Ich arbeite, weil ich das liebe! Und wenn ich weiß, dass es richtig ist, dann tue ichs.»

Biografisches 0:00:48

Also, mein Name ist Alberto Lozano. Ich komme aus Spanien. Ich bin in Madrid geboren 1990. Ich bin Landschaftsgärtner, ausgebildet in Spanien. Zwei Jahre. Und dann, nach meiner Ausbildung, war ich in der Demeter Betrieb für zwei Jahre. Da habe ich meine Lehre gemacht. Und hier habe ich erst mal eineinhalb Jahre intensiv im Gemüseanbau gearbeitet, mit, am meisten mit mit Obst in der Obstanlage.

1. Frage: Warum bist du in der Landwirtschaft tätig? 0:01:21

Ich sehe, dass die Landwirtschaft wird immer gebraucht. Also, jeder muss essen. Und wenn es in meiner Hand ist Gemüse zu erzeugen, das gesund... für den Boden als auch für den Menschen ist. Das finde ich eine sehr großes, eine sehr großes Lebensmotiv. Einfach den Boden... den Boden zu lieben, weil am Ende, das versuchen wir glaube ich, mit biologisch-dynamischem Anbau verstehen, wie das, wie das mit dem Boden geht und da zu versuchen da Gemüse, also ich persönlich, Gemüse zu erzeugen, die für den Boden nicht schädlich ist und für den Menschen gesund ist. Wenn man (eine) Hand (Hände) hat und gut mit diesen Werkzeugen arbeitet, kann man, glaube ich, den Boden unterstützen in seiner Entwicklung und auch die Menschheit. Und das ist der Grund, warum ich in der Landwirtschaft bin.

2. Frage: Mit welchen Erwartungen sollte man in die Landwirtschaft gehen? 0:02:31

Ja, aber muss man. Da muss man auch vorsichtig sein, weil ein Aspekt ein schlechter Aspekt davon ist: "Ich muss in der Landwirtschaft gehen, weil das gesund ist." Das ist das klappt auch nicht. Weil ich denke oft, ich kann eine Wiese anschauen und die Blumen genießen. Aber letztlich ist das das unbewusste Prozess, dass hinter den Bewusste sich entwickelt, was am Ende wichtig ist. Also mir, für mich ist zum Beispiel wichtig, hier die Tomaten oder die Gurken zu pflegen, aber mit Genuss, einfach ohne, ohne Stress und auch ohne die Erwartung, dass das mir gesund machen kann. Das gehört... das kommt danach, wenn es kommen muss. Aber das ist nicht meine Entscheidung und meine Entscheidung. Ich habe Tomaten, ich habe Gurken und ich pflege ich. Oder ich habe Salat oder Kartoffel, egal welche Kultur. Und die pflege ich mit der Erwartung, dass die Pflanzen gut wachsen. Aber nicht mit der Erwartung, mir wird es dann besser gehen.

3. Frage: Wie wird der Mensch nach Aussage von Rudolf Steiner geprägt? 0:03:46

Das ist, glaube ich, ein sehr... also der Rudolf Steiner spricht darüber und der meint letztendlich ... "Die Natur muss in uns wirken". Aber nicht nicht bewusst. Also nicht da hingehen, um das Schöne zu sehen, sondern das Schöne muss zu dir kommen. Also es ist nicht ein Prozess, wo du deine Willenskraft dahin schickst um das Gesunde zu erwarten, sondern das soll zu dir kommen in deine natürliche Art und Weise. Du kannst am Strand gehen und einen Sonnenuntergang oder einen Sonnenaufgang zu sehen. Und jeder würde sich wundern, dass es schön ist. ... Also mein aber noch wichtiger wäre, wenn du in einem Misthaufen Regenwürmer findest und da du dich tief in ihnen freust, weil das da ist wirkliches Leben. Und das andere ist nur ein Bild von etwas Schönes.

4. Frage: Wie sind deine Erinnerungen an deine Zeit als Landbauschüler am Dottenfelderhof? 0:04:50

Also ich habe in der Landbauschule sehr, sehr viel gelernt. Ich bin auch sehr dankbar. Das hat mir konkret bei den Präparaten sehr viel geholfen, intensiver. Man kann es materialistisch ansehen. Wie die Pflanzen sind, wo sie gerne wachsen. Wie sein Leben des Jahresrhythmus ist. Das hat mir sehr sehr viel geholfen, um die Präparate tief zu verstehen. Dann natürlich kommt die geistige Seite, die muss man eher denken, nicht so..., also eher denken und fühlen und irgendwie ein ja, ein Motiv dafür finden.

5. Frage: Was ist dein Idealbild von Lehre und Ausbildung? 0:05:30

Also heut zu Tage ich sehe, dass Lehrnen unabhängig sein muss, wo du bist und mit wem du bist. Also, oder andersrum gesagt, wenn du etwas dem Menschen beibringen möchtest. Man sollte entscheiden, vor Ort und in den Moment: "Was brauchen die?" Und das habe ich hier mit einem Dozent erlebt, der Gunther Gebhard heißt. Er versucht nicht, die Leute zu überzeugen oder was er darüber denkt, zu sagen, sondern er versucht, was der Mensch, der gegenüber ihm steht, zu hören braucht. Und auf dem Punkt bin ich sehr begeistert.

6. Frage: Wie kann der Nachwuchs für die Landwirtschaft gefördert werden? 0:06:28

Ich wünsche mir das von, also dass in der Schule schon die Möglichkeit gibt, Bauer zu sein. Weil ich erinnere mich, dass ich in die Schule war. Man hat nie über Landwirtschaft gesprochen. Wenn es etwas in der Schule nicht gibt, dann denken die Schüler nicht darüber nach, ob sie so was sein möchten. Ich wäre sehr, sehr glücklich, wenn die Schule mehr über Landwirtschaft gesprochen wird, damit es auch jüngere Leute mehr mehr, mehr Lust haben, einfach Bauer zu sein. Weil ich erlebe das, wenn ich hier bin und Praktikanten habe und ich erzähle aus meiner eigenen Perspektive, was ich darüber nachdenke. Dann, wenn sie oft überzeugen, bis sie vielleicht auch sogar überlegen, könnte ich so was auch machen. Da, glaube ich, könnte die Gesellschaft noch noch viel unternehmen.

7. Frage: Landwirtschaft ist anstrengend! Wie überwindest du dich zu solcher Arbeit? 0:07:33

Ich habe sehr viel Glück in meinem Leben gehabt, weil ich die Liebe gefunden habe und das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Und in der Tatsache hat es mir einfach geholfen, so viele Sachen einfach zu tun, wenn es not- und noch besser ist, wenn es notwendig ist. Da vergisst man sich selbst und tut, was notwendig ist. Und das ist, ich glaube, das ist für die Menschen sehr, sehr, sehr wichtig und man hat danach das Gefühl, man hat es getan, weil es getan werden muss und so ist gut. Ich glaube, dieses Motiv wird auch die jugendliche Leute sehr viel helfen, weil die ohne diese Willenskraft einfach nur leben, aber ohne einen tieferen Motiv.

8. Frage: Wie förderst du deine Willenskraft? 0:08:25

Für meine Willenskraft habe ich natürlich das Gemüseanbau als große Übung. Wenn Natur und der Menschen in Verbindung weiß, wenn ich die Salate nicht im Frühling pflanze, dann habe ich keine Salate. Also, ich pflanze Salat. Das ist eine große Übung. Ich persönlich, ich habe natürlich auch sehr viele, viele Kampfkünste gemacht. Ich mache oft Sport, ich gehe schwimmen, ich gehe Fahrradfahren, ich laufe. Das unterstützt auch meine Willenskraft auf eine andere Art und Weise natürlich. Eine Sache ist die Notwendigkeit, wie ich vorher gesagt habe. Die andere Sache ist: Mein, mein Lebensmotiv.

9. Frage: Welche Rolle spielt für dich die Anthroposophie in der Landwirtschaft? 0:09:18

Manchmal... also ich lese oft Anthroposophie. Und am Anfang lese ich so wie eine Roman. Ich lese einfach was, was dazu gesagt wird über ein Thema und dann versuche ich Beispiele im Leben zu finden. Und so ganz langsam kommt dann die Reflektion. Man hat etwas gelesen und ich bin nicht ein Mensch, der etwas liest und denkt, das ist wahr. Ich muss dann genauer nachprüfen, ob das so ist oder nicht.

Zumindest in der Landwirtschaft versuchen wir, einen größeren Blick zu haben. Nicht nur, nicht nur was eine Pflanze braucht, sondern ich beobachte gerne den gesamten Garten, sozusagen als als... deswegen kommt der Begriff Organismus, weil da das alles zusammenkommt sozusagen. Und da .... hat für mich die Anthroposophie zusammen diese, sozusagen dieses groß zu sehen und miteinander verbinden.

10. Frage: Wie sieht für dich die Landwirtschaft der Zukunft aus? 0:10:24

Ich wünsche mir für die Landwirtschaft in die Zukunft das die, dass wir, die Landwirte mehr unsere Empfindungen trainieren. Ich spreche auch von mir selbst, weil ich am Anfang natürlich nicht konnte, also als ich meine Lehre gemacht habe. Da musste ich einfach mit dem Kopf arbeiten. Ich muss jetzt gießen, weil es sind drei Tage her, dass ich gegossen habe und jetzt muss ich das machen, weil ich... immer aus dem Kopf hinein.

Und jetzt zum Beispiel, da habe ich das Glück, dass ich diese Empfindung trainieren kann und das bringt mir oft sozusagen Ideen, die ich vorher nicht hatte und die oft klappen. Also, diese man nennt das Intuition, wo du etwas sozusagen ein Gefühl dafür hast und du tust das mit einem guten Gewissen und am Ende wird es oft auch gut getan.

Für mich existiert: "Bin ich... kann ich heute in Ruhe schlafen, weil ich gut getan habe". Das ist für mich am Ende das Wichtigste.

Zurück zur Übersicht: «Menschen in der Landwirtschaft»