Bodenentwicklung im Jahreslauf - 3. Folge von Manfred Klett

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Bodenentwicklung im Jahreslauf - 3. Folge - Sommerprozesse

Landwirt als Vorausdenkender 00:00:41

Also was ja das ganze Anliegen ist, das ist, dass wir nicht nur, wie das in der modernen Landwirtschaft der Fall ist, in einem punktuellen Denken uns bewegen. Punktuell, das heißt, dass man alle Arbeitsprozesse möglichst zusammenführt in einem. Und dann hat es sich. Und so ist dort auch die moderne Bodenbearbeitung, ist von der Art, dass man eben die Tendenz hat, möglichst wenige Arbeitsgänge zu machen und die zu kombinieren. Also einmal eine Bodenbearbeitung und schon auch gesät gleichzeitig. Und so ist es auch mit der Ernte mit dem Mähdrescher. Da merkt man gar nicht mehr, dass man überhaupt noch erntet. Das merkt man auf dem Hof gar nicht mehr, dass da eine Ernte draußen stattfindet. Und so ist es eigentlich mit allem in der Landwirtschaft heute. In einem Einmannbetrieb kann man gar nicht anders operieren.

Das ist sozusagen - ich erinnere noch mal an dieses Beispiel, das ich erwähnt habe, das der Wette von dem Achilleus mit der Schildkröte. Das ist so kennzeichnend, dieses Rätsel, was eben für sich nicht lösbar ist, weil der Achilleus, das war zweifellos ein Schnellläufer. Aber die Schildkröte war weiser als Achilleus. Die hat die Weisheit gegen die Schnelligkeit gesetzt. Und hat gewonnen, den Wettlauf gewonnen, weil er sie nie eingeholt hat, aufgrund der Eindimensionalität des ganzen Geschehens, wo sie nur drum gebeten hat, den Achilleus, um einen kleinen Vorsprung. Und nachdem er ihr das zugestanden hat, war die Wette gewonnen. Weil man nur eindimensional denkt. An solchen Dingen haben sich die Griechen geübt, ihr Denken geübt. Also es geht darum, jetzt diese zweite Dimension hinzu zu denken.

Und die zweite Dimension ist die Zeit. Und das spielt in der Bodenbearbeitung die Rolle schlechthin, dass wir in der Zeit denken lernen, nicht nur räumlich, punktuell, sondern im Zeitprozess denken lernen und sagen, die Arbeit, die wir jetzt machen, bereitet eine bestimmte Bodenentwicklung vor oder hilft, dass sie stattfinden kann. Und dann kommt der nächste Bodenbearbeitungs-Gang und der bereitet wiederum eine bestimmte Entwicklung vor. Man muss als Landwirt oder richtiger Ackerbauer, sage ich mal, prometheisch denken. Man muss vorausdenken. Man muss immer den Prozess, der jetzt fällig ist, den die Natur schon irgendwie macht, aber dass man den wirklich also optimiert, den muss man vorausdenken. Das macht den modernen oder überhaupt den wirklich tüchtigen Landwirt aus, dass er ein Vorausdenkender ist, ein Prometheiker, gerade im Ackerbau. Aber da muss man in der zweiten Dimension leben. Und es gibt auch noch die dritte Dimension. Das wäre sozusagen engstens verknüpft mit der Düngung. Und vielleicht noch eine vierte Dimension, engstens verknüpft mit dem menschlichen Geist. Also da reden wir jetzt nicht davon. Sondern zunächst mal nur, dass man den Zeitfaktor genügend berücksichtigt, gerade bei der Bodenbearbeitung.

Jeder Pflanzentypus braucht entsprechende Bodenbearbeitung 00:04:08

Und was wir jetzt im Frühjahr hauptsächlich tun, ist ja nur, einen Prozess zu unterstützen, der dann in der Folgezeit, wenn wir die Saat ausbringen, wirklich den Boden so vorbereitet hat, dass die Pflanze alles dasjenige findet, was ihr die Möglichkeit gibt, jetzt die Bodenprozesse selber weiter zu steuern. Also über die Wurzelausscheidungen und über alles das, dass die Wurzel wirklich in die Tiefe geht, sich wirklich anständig verzweigt. Dass der Typus der Pflanze sich offenbaren kann. Also jede Pflanze hat ja einen bestimmten Typus - übrigens ein Begriff, den Goethe geprägt hat in seiner Pflanzenforschung, Metamorphose der Pflanze. Aber (der) auch heute sagt man Phänotyp oder irgendwie so, in der heutigen Wissenschaft. Also jede Rosazee als Familie, aber dann jede einzelne Art unter den Rosazeen offenbart einen bestimmten Typus. Die Buschrose anders als eine Zuchtrose, Gartenrose oder aber unter den Tieren genauso. Überall muss man einen Blick haben für den Typus von etwas. Und jetzt geht es darum, wenn wir Ackerbauer sind oder Pflanzenbauer, Gartenbauer, dann müssen wir ein bisschen einen Blick haben für den Typus einer Pflanze, den wir jetzt anbauen. Was offenbart sich da in einer solchen Gestalt einer Gemüsepflanze oder einem Getreide, einer Getreideart. Und darauf müssen wir natürlich auch die ganze Bodenbearbeitung abstellen. Wir handeln immer in einen universalen Zusammenhang hinein. Und dieser universale Zusammenhang offenbart sich immer im Zeitprozess.

Erste Unkrautgeneration bleibt 00:06:07

So. Und jetzt haben wir ja gesehen, wie wir im Frühjahr dadurch einen Prozess befördern, dass wir den umgebrochenen, im Herbst umgebrochenen Acker, ob er jetzt gepflügt ist oder tief gegrubbert ist oder wie es auch sein mag, was man alles da heute machen, denken kann, dass wir den Acker jetzt abschleppen, um die möglicherweise noch vorhandene Frostgare noch zu retten und einzuebnen. Damit dann in Verbindung mit der Bodenfeuchte da jetzt ein Milieu geschaffen wird, in dem der Unkrautsame, der sowieso schon gequollen ist, schon über den Winter gequollen ist, aber eben nicht wächst, nicht keimt, aber jetzt, wo es warm wird, bis zu neun Grad Celsius im Boden, dann fängt es an zu keimen. Diese Unkräuter, die jetzt wachsen, diese erste Unkrautgeneration, die können wir nicht wegspritzen, wollen wir auch nicht.

Totalherbizid - Revolution und Bedrohung 00:07:12

Und das ist ja gerade die punktuelle Denkweise des modernen Landbaus, dass man ein Roundup-Ready hat, das ist das Glyphosat. Und das Glyphosat ist ein Totalherbizid, also gegen das die jetzt da demonstrieren da in Berlin. Das ist ein Totalherbizid, was die Landwirtschaft vollständig revolutioniert hat über die ganze Welt hin. In Amerika funktioniert die ganze Landwirtschaft nur noch auf dieser Basis. Und Europa droht sie, auch nur noch auf dieser Basis zu funktionieren. Deswegen haben wir von Jahr zu Jahr weniger Betriebe, die noch überhaupt existieren können. Denn so ein Totalherbizid lässt sich nur dort einsetzen, wo man von vornherein gute Böden hat. Das lohnt sich gar nicht, sozusagen im Mittelgebirge da irgendwo noch mit diesem Zeug da rumzumachen. Die Erträge bringen es dann nicht mehr, um das alles zu bezahlen, was man da alles an Inputkosten hat. Also dieses Totalherbizid sorgt dafür, dass die Landwirtschaft immer mehr Erträge bringt und immer ärmer wird, immer mehr Betriebe aufgeben müssen, weil sie diese fixen Kosten nicht mehr bewältigen können. Und also die Betriebsabnahme, ich habe immer gemeint, irgendwann ist doch mal Schluss. Aber es geht immer weiter. Also man geht davon aus, dass in den nächsten Jahren wieder 1.000 Betriebe irgendwie aufgeben in Hessen. Ja und dann werden die anderen immer größer. Und das größer werden der Betriebe bedeutet, umso mehr Totalherbizid, dass ein Mann so einen ganzen Betrieb von mehreren hundert Hektaren dann irgendwie maschinell bewältigt.

Unkräuter und ihre ökologische Bedeutung 00:09:01

Also wenn wir das nicht machen und das wollen wir ja auch nicht, sondern wir wollen wirklich der Natur Raum geben, ihren eigenen Gesetzen und die nur eben fördern, unterstützen, optimieren im Jahreslauf. Und da müssen wir eben zusehen, wie wir im Frühjahr, jetzt im Übergang vom Winter, im Frühjahr diese Vorbereitung bis zur Saat nutzen, um den Unkrautbestand so gering wie nur möglich zu halten. Ihn nicht auszuschalten, weiß Gott nicht. Es geht nicht darum, dass man die Unkräuter einfach gleichsam so behandelt wie ein Totalherbizid, sondern die haben ja ihre Bedeutung, die haben ihre ökologische Bedeutung. Nicht wahr, das sind ja blühende Elemente in der Landwirtschaft, auf den Äckern draußen für die Bienen, für die ganze Insektenwelt, für alles, was da kreucht und fleucht, haben die irgendeine Bedeutung.

Also das hat gar keinen Sinn, zu meinen, die Äcker müssten total unkrautfrei sein. Das sind Hirngespinste, würde ich mal sagen, die man eigentlich heute hat, irgendwie aus rein technologischem Denken heraus. Sondern alle Unkräuter und zwar jedes Unkraut hat irgendeine Bedeutung, auch für die Humusbildung. Also die Humusbildung ist ja keineswegs so, dass es jetzt also egal ist, von wo der Humus herkommt, sondern jede Pflanzenart trägt etwas zur Qualität der Humusbildung bei. Und so auch die Unkräuter. Und zwar insbesondere die Wurzeln von den Unkräutern. Und Unkräuter sind ja im Grunde genommen Heilkräuter, nahezu allesamt. Die sind ja medizinal, die sind ja offizinal. Das heißt irgendwie, irgendein Pflanzenkenner unter den Ärzten versteht sich dann auf diese Unkräuter und der kann die als Tee´s oder sonst wie einsetzen. Ich sagte ja schon mal hier in dem Zusammenhang, es gibt nach Paracelsus keine Einzelpflanzenart, die nicht irgendeine Krankheit beim Menschen heilt. Und so ist es mit den Unkräutern.

Landbau muss zur Kunst werden 00:11:21

Aber Sie müssen es in Maßen halten, denn wir wollen ja eine Nahrungsfrucht erzeugen. Da muss das richtige Gleichgewicht gefunden werden. Und diese Zeit vom Winter zum Frühjahr ist die Zeit, wo wir das vorbereiten müssen. Und das ist schon mal eine ordentliche Kunst. Man merkt, dass die Landbau-, weiß nicht was, -Wissenschaft heute, die muss zur Landbaukunst werden. Man muss ein künstlerisches Vermögen entwickeln, auf dieser Klaviatur, wie wir das gestern Abend gehört haben, jetzt unser eigenes Konzert zu spielen durch das Jahr hindurch. Jeder Hof hat seine eigene Melodie, in dieser Hinsicht. Und jeder hat seinen eigenen Rhythmus in dieser Hinsicht. Und jeder hat auch das harmonische Ganze, was zur Dreiheit des Musikalischen gehört, die Harmonie. Auch diese muss er selber sozusagen herstellen. Wir sind eigentlich als Landwirte sozusagen, das ist die Mission einer zukünftigen Landwirtschaft, dass man das begreift: Landbau muss wieder eine Kunst werden. Und so ist die Bodenbearbeitung im eminentesten Sinne eine Kunst, indem sie nämlich der Natur etwas vermittelt, den Naturprozessen, durch die, die so über etwas, über sich selbst hinausgeführt werden, über die Standortmöglichkeiten, wo man gerade ist, muss sozusagen diese Naturhaftigkeit, muss ein bisschen auf ein höheres Niveau gehoben werden. Und das macht dann eigentlich die Kunst des Landwirts aus. So. Und jetzt möchte ich nochmal/ Ja?

B Kann ich noch eine Frage stellen, bevor Sie in den Sommer gehen? Und zwar die Winterfurche.

I Kommen wir noch drauf.

B Okay. Also es geht mir nur nochmal um so eine Beleuchtung. Also wir kennen zumindest im Osten ständig das Argument, Winterfurche ist "Scheiße". Zum einen weil nichts drauf ist.

I Weil es?

B Weil nichts drauf ist, weil nichts bewurzelt ist, nichts bewachsen ist über Winter, dass es quasi brachliegt, also nackt daliegt. Und zum anderen, weil die Frostgare die Struktur zerschmettert.

I Ich komme auf diese Problematik noch zu sprechen. Sehen Sie, ja erst kommen wir ja erst vom Frühjahr zum Sommer und dann zum Herbst und dann zum Winter. Und da tritt diese Frage - wird diese Frage virulent.

Kombinierte Arbeitsgänge - Zeitverkürzung - Unkrautvermehrung 00:13:54

So, und jetzt möchte ich noch einmal betonen, dass bei der Aussaat, wenn der Boden gut genug vorbereitet ist, dass die heutige Art, die so elegant ist wie nur was, dass man mit der Kreiselegge, die kombiniert mit der Sämaschine, dass man davon wirklich die Finger lässt. Weil man dann, das ist ja die Verkürzung, ein Zeitverkürzungprozess, sondern das Unkraut muss vorher bekämpft werden, dass man die Kreiselegge höchstens nur noch braucht, um grobe Schollen irgendwie zu zerteilen, wenn es ein schwerer Boden ist, schlecht durch den Winter gekommen, da kann es sein, dass ich jetzt noch mal mit der Kreiselegge vorher vorweg das Ganze noch mal rumrühre, aber man muss dann aufpassen, dass nicht zu viel Erdbewegung stattfindet, weil sonst wieder neue Unkräuter auskeimen. Je mehr ich die Erde bewege, tiefere Schichten erschließe und die kommen nach oben und schon keimen wieder neue Unkräuter aus. So, also die Kreiselegge möchte ich nochmal betonen. Also es ist für mich eindringlich, also ich kann da gar nicht zugucken, was man heute so macht, weil man der Eleganz erliegt, die die heutigen Bodenbearbeitungsverfahren haben. Und schaut nicht mehr hin, um was es eigentlich geht. Und wundert sich dann auch noch, dass da ein Unkraut auf dem Acker draußen steht.

Humusabbau 00:15:28

Rhizossphäre 00:15:28

Jetzt nehmen wir an, wir hätten also ganz optimal gesät. Und dann haben wir ja drüber gesprochen, wie also jetzt hier die Wurzel herunter wächst und hier sich dann nach oben dann die Blättchen entwickeln, an die Blattrosette, die Wurzeln in die Tiefe gehen und jetzt diese Wurzelhaare sich entwickeln. Hier an jeweils an die Wurzelspitzen, ganz feine Wurzelhärchen. Und dass sie als Assimilate, die sich oben bilden, jetzt über die Wurzelhärchen ausgeschieden werden in den Umkreis. Und jetzt im Umkreis dieser Wurzeln diese Rhizossphäre sich bildet. Dass sich also ein symbiontischer Mantel von Mikroben um die Wurzel herum sich bildet. Also dass die Wurzel richtig eine Wurscht wird, wenn man das mal genauer angucken würde. Man hat mal ausgerechnet, dass rund siebzig Prozent des gesamten Mikrobenlebens im Frühjahr, wenn die Kulturpflanze wirklich sich entfaltet, gesät ist, sich jetzt mehr und mehr versammeln und vermehren, rund um die Wurzeln. In den Dienst des Pflanzenwachstums sich stellen. Und dann aber auch im Umkreis der Pflanzenwurzel dann anfangen, den Humus abzubauen. Deswegen sagte ich ja, dass das also der Prozesse ist, um den es da geht, Humusabbau. Humusabbau.

Förderung durch "Hautbearbeitung" 00:17:13

Und dass dieser Prozess jetzt von uns gefördert werden muss, da haben wir auch drüber gesprochen. Und dass dafür bestimmte Bodenbearbeitungs-Maßnahmen erforderlich sind. Und da haben wir von der Hautbearbeitung gesprochen. Hautbearbeitung. Also nur zwei bis drei Zentimeter tief, so als ungefähres Maß. Hängt immer vom Standort ab. Nur kratzen. Kruste brechen, das ist das eigentliche Wort. Kruste brechen. Nach jedem Regen bildet sich diese Kruste. Da kann man Gift drauf nehmen. Im Ackerbau ist das einfach so, weil der Humusgehalt von vornherein ein bisschen niedriger ist als im Gartengelände. Wenn der bei zwei Prozent Humus im Boden ist, selbst bei 2,5 Prozent treten diese Verschlemmungs-Erscheinungen an der Oberfläche auf. Und die muss ich also wieder brechen, weil der Boden atmet wie Mensch und Tier. Nämlich Kohlendioxid aus und Sauerstoff ein. Die Pflanze, die oberirdische Pflanze macht das Umgekehrte. Die atmet Kohlendioxid ein und Sauerstoff aus. Über die Blätter atmet sie Kohlendioxid ein.

Atemprozess der Erde 00:18:31

Also was hier entbunden wird im Boden, das tun die Pflanzen da oben schon wieder verwerten in den Blättern. Das ist eine unglaubliche Erscheinung, dass ein und derselbe Organismus umgekehrte Atmungsprozesse hat, unter der Erde, über der Erde. Und dann sagte ich eben, dass diese Kohlensäure, die hier entsteht, durch Abbauvorgänge und immer, wenn etwas abgebaut wird, dann entsteht Kohlendioxyd, dass das aus der Erde raus muss. Das ist schwerer als die Luft, spezifisch schwerer. Und jetzt muss nur oben durch die Krustenbrechung hier sehen, dass das also hier, das Kohlendioxid abgeleitet wird. Und wenn dann über unseren Acker ein Wind streicht im Frühjahr, dann wirkt der Wind immer so, der saugt dann das schwere Kohlendioxid aus den Bodenporen heraus, herauf an die Luft. Das ist der Sinn des Windes für die Landwirtschaft, dass der Boden entlüftet wird, durch den über den Acker streichenden Wind. Ein Sinn von vielen. Das ist nicht nur der einzige, aber ein wesentlicher Faktor. Und gleichzeitig, durch das Brechen der Kruste, kann dann wieder Sauerstoff in den Boden rein, denn alle Bodenorganismen sind Sauerstoffatmer, die sogenannten Aerobier. Unter den Mikroben möchten wir gerade, dass die Aerobier, die Sauerstoffatmer aktivieren, die diesen Humusabbau betreiben.

Druckstellen auf dem Acker 00:20:12

Sauerstoffmangel - Fäulnis 00:20:12

Es gibt auch Mikroben im Boden, die sind Anaerobier. Das heißt, es sind Fäulniserreger, die also nicht einen oxidativen Abbau betreiben, sondern einen reduzierten, auf dem Wege der Reduktion. Das wollen wir möglichst nicht haben. Jede Druckstelle auf dem Acker, gerade im Frühjahr, hinter dem Schlepperrad, das merken wir nur nicht, bedeutet, dass da reduzierende Vorgänge die Folge sind. Immer wenn was gepresst wird, gedrückt wird, da geht die Luft raus, kein Sauerstoff mehr da. Und dann fangen plötzlich diese reduzierenden Mikroben und Bakterien, fangen an, ihre unheilvolle Tätigkeit zu entwickeln. Es gibt Böden, schwere Tonböden, habe ich selber mal/ also war fassungslos, es zu sehen, aber es tritt viel häufiger auf, als man denkt, dass, wenn man mal ein kleines Profil gräbt mit dem Spaten und ein bisschen tiefer geht, dann merkt man plötzlich, dass dort eine blaue Zone ist im schweren Tonboden, bläulich. Und wenn man das in die Hand nimmt, dann riecht es nach Schwefelwasserstoff. Und das sind solche Zonen, wo Grünmassen in den Boden eingearbeitet worden sind im Herbst. Es wurde dann nass. Und dann eben kein Sauerstoff im Boden und es kommt dann zu einer Art Abbau, aber eben anaerob. Und dann fängt es an zu stinken, dann stinkt der Boden. Und das ist immer bei allen Druckstellen, ist das sehr schnell und leicht der Fall. Und das meiden die Pflanzenwurzeln. Da wachsen die einfach nicht mehr weiter, ....diese reduzierenden Verhältnisse im Boden.

Denitrifizierung 00:22:02

Und insbesondere bei allen Druckstellen kommt es zu sogenannten, ich schreibe das mal an, Denitrifizierungen. Im Gegensatz zu Nitrifizierung. Nitrifizierung heißt, durch Sauerstoffzufuhr kommt es zur Bildung von Nitraten, von Nitratstickstoff. Und die Pflanzenwurzeln nehmen vorzugsweise den Nitratstickstoff auf, den oxidierten also. Das Nitrat ist NO3. Und es kommen dann so nette Denitrifzierungen unter anaeroben Bedingungen. Und zwar wiederum durch spezifische Bakterien, die sogenannten Denitrifkanten. Das sind auch verschiedene Arten von Bakterien. Und die verwandeln dann den Stickstoff in NO2. Die oxidieren den auf. Und dieses NO2 nennt man Lachgas. Und dieses Lachgas entweicht an die Atmosphäre und sorgt für den/ hat den ungefähr dreißigfachen Wert an Abbau in der Atmosphäre im Vergleich zum CO2. Also das CO2, was diese Klimaverhältnisse so sehr beeinflusst, wird noch mal dreißifgfach höher befördert durch diese Entweichung des Stickstoffs aus dem Boden beziehungsweise aus den Abgasen auch der Autos. Also dieses NO2 kommt in die Atmosphäre, regnet dann auch wieder zurück, zum Teil wird das vom Regenwasser aufgenommen, sodass wir heute naturgemäß schätzungsweise allein vierzig Kilogramm N pro Hektar vom Himmel kriegen, an N, an Stickstoff, gegenüber unter ganz ursprünglichen natürlichen Bedingungen, noch so nach dem Zweiten Weltkrieg waren sieben Kilogramm pro Hektar und Jahr, und heute sind es vierzig, sechzig Kilogramm pro Hektar und Jahr. Also wir haben quasi einen Mineraldünger aus der Luft. Und diesen Vorgang der Denitrifizierung, den müssen wir tunlichst unterbinden.

Stickstoffdüngung - Luftverschmutzung 00:24:37

Und ich möchte wissen, ich habe es noch nicht rausgekriegt, es steht in keiner Zeitschrift, nirgends, auch nur ein Sterbenswörtchen über den Sachverhalt, wie man das ja über Jahrzehnte erlebt hat, wenn es ungute Erscheinungen waren, die man möglichst vertuschen wollte. Aber gerade hier in Bezug auf die Entlassung von NO2 aus unseren Böden, aufgrund der hohen Stickstoffdüngung, wie man sie heute pflegt, werden das, man weiß ungefähr den Faktor, ungefähr 25 Prozent des gedüngten Stickstoffs, der geht wieder in die Luft. Der sorgt dafür, dass da/ Aber man hat vielleicht Messgeräte entwickelt, aber man setzt sie nicht ein. Es ist kein Kriterium der Beurteilung. Und weil man der Landwirtschaft natürlich nicht wieder noch mal neue Vorschriften machen müssten, man hat schon die Stickstoffdüngung reduziert in den letzten Jahren, muss ich schon sagen oder gezielter eingesetzt. Deswegen hat man die sogenannte Nmin-Untersuchungen eingeführt, also versucht, wirklich, das Bodenprofil zu untersuchen, in Bezug auf den Stickstoffgehalt in verschiedenen Etagen, um zu prüfen, wie viel an Stickstoffdüngung jetzt notwendig ist für die Pflanze, zusätzlich zu dem, was schon da ist. Solche Sachen hat man ja schon alle gemacht. Und dennoch, es gibt keine, ich kenne keine Bilanz, wo gesagt wird, welchen Anteil die Landwirtschaft wirklich an der Verschmutzung der Luft durch NO2, in welchem Grad sie beteiligt ist, prozentual im Verhältnis zusammen zu den Autoabgasen oder so. Es ist enorm jedenfalls, enorme Mengen gehen da in die Luft. Und das entsteht immer durch Druck, hohen Druck. Und den verursachen unser schweren Maschinen, mit denen wir heute über die Äcker da marschieren. So, das ist also noch ein Problem, was ich kurz ansprechen wollte.

Frühjahrsbearbeitung 00:26:45

Getreide - Wachstumsstoß durch Kronenwurzel 00:26:45

Wenn wir jetzt den Weg nehmen vom Frühjahr zum Sommer hin, dann geht diese Frühjahrsbearbeitung, hängt dann sehr ab von den Früchten, die wir in unserer Fruchtfolge anbauen. Jede Frühjahrsbearbeitung in Form von Striegel, Hacke und so weiter, Hacke und leichter Egge, die hört auf, wenn das Getreide schosst. Dann ist Schluss. Da hat der Bauer nichts mehr auf dem Acker zu suchen. Er kann durch seine Bestände durchgehen und kann gucken, wie alles schön ist und so. Aber bearbeitungsmäßig hat er da nichts mehr zu suchen. Jetzt müssen die Pflanzen wachsen. Und die wachsen enorm schnell, über Nacht, mehrere Zentimeter in die Höhe. Der Roggen kann wirklich über Nacht, man kann es messen von Tag zu Tag, wie der dann plötzlich da in die Höhe geht. Vorher, das habe ich noch vergessen zu sagen, vorher bildet er ja hier oben, aus den obersten Ethanol(i)um, bildet er die sogenannten Kronenwurzeln aus. Die gehen ganz flach unterm Boden. Und die sind die eigentlichen Kraftsammler, Stickstoffsammler auch, durch mikrobiellen Abbau, der jetzt diese ungeheure Massenerzeugung an organischer Substanz hervorruft. Denn das ist alles/ was da wächst ist Stickstoff, ist Eiweiß. Denn der Stickstoff setzt sich um in Eiweiß. Und das wächst und wächst und wächst und streckt sich endlos in die Höhe so ein Roggen. Der Roggen wird dann ungefähr zwei Meter hoch oder 2,50 Meter sogar oder Mais noch höher, drei Meter. Also das ist eine Wuchsleistung, die so unglaublich ist, im Mai. Aber das geschieht im Wesentlichen durch diese Kronenwurzeln, die jetzt die Zersetzungprodukte, die Abbauprodukte, aus dem Humus Substanz umsetzen in dieses enorme Wachstum. Das ist auch der Grund, warum wir aufpassen müssen im Frühjahr, dass wir hier nicht zu tief mit der Hacke irgendwas machen und damit dann diese Kronenwurzeln verletzen. Das ist leicht der Fall. Beim Roggen soll man überhaupt nichts machen bei der Winterung und auch bei der Wintergerste nichts. Der Winterweizen, da kann man noch ein bisschen tiefer gehen. Ansonsten hackt man am besten dann nur die Sommerung, da passiert nicht allzu viel. Also Hafer und Sommerweizen oder so. Also diese Kronenwurzeln, die sind eigentlich diejenigen, die jetzt diesen unglaublichen Wachstumstoß so Anfang Mai bewirken. Und dann wächst unser Getreide, wächst und wächst und wächst bis Mitte Juni, bis zur Blüte, bis so die Ähren/ die Ähren schieben oben raus. Also da haben wir nichts zu suchen da draußen auf dem Acker.

Hackfrüchte - Kartoffel als "Humusfresser" 00:29:57

Anders ist es bei den Hackfrüchten. Also alles, was man Hackfrüchte nennt, das sagt ja schon der Name, bedeutet, dass ich so lange hacke, bis die Reihen geschlossen haben. Und die schließen dann vielleicht erst Mitte Juni oder vielleicht sogar Ende Juni. Und gerade die klassische Frucht, die klassische Hackfrucht überhaupt ist die Kartoffel. Die Kartoffel, die dadurch wächst, dass ich sogar relativ frischen Dünger zu den Kartoffeln gebe. Und dann die Kartoffelknolle und dieses ungeheuer schnelle Wachstum, dass ich das sozusagen kräftig anrege, zusätzlich zum vorhandenen Humus noch eine kräftige Düngung von außen. Und jetzt muss ich sehen, wie kann ich das anregen, dass das möglichst schnell vonstatten gehen kann, das Wachstum. Und deswegen muss ich sie ständig bearbeiten. Ich muss die Kartoffeln, wenn ich sie gelegt habe, im Boden, häufe ich sie ein bisschen an. Und dann, vielleicht nach ein paar Tagen, gehe ich wieder mit dem Striegel drüber und striegele oder egge sie gar herunter, wie man das sagt. Ich mache sie fast wieder flach. Und dann geht sehr viel Unkraut schon mal dabei flöten. Und vor allen Dingen werden die Humusprozesse, die Abbauprozesse derart angeregt, dass die sofort von der Kartoffel umgesetzt werden in Knollenwachstum und so weiter. Und dann häufele ich wieder hoch. Und wieder ist ein Bodenbearbeitungsgang, der Humusabbau bedeutet. Und dann streiche ich wieder, wieder herunter, wie man das nennt, Herunterstreichen. Also auch wieder mit einem Striegel oder mit einer Egge, je nachdem. Und wieder kommt es zu Humusabbau, wieder zu Unkrautvernichtung. Und dann tue ich am Ende dann, bevor die Reihen sich schließen, noch mal kräftig aufhäufeln. Und dann kommt es auch zur Ruhe. Und das ist der Grund, warum man die Kartoffeln die "Mistfresser" nennt, man könnte auch sagen die "Humusfresser" nennt oder die "Bodenfruchtbarkeitsfresser" nennt. Das sind sie wirklich. Und zwar warum? Durch die Häufigkeit der Bearbeitungen.

Jede Bodenbearbeitung bedeutet Humusabbau 00:32:23

Das muss man sich auch zehnmal hinter die Ohren schreiben, jede Bearbeitung, wann auch immer im Jahreslauf, bedeutet Humusabbau. Und am stärksten ist das im Frühjahr der Fall, im aufsteigenden Jahr. Die Erde atmet aus und gestaltet sich jetzt hinein in die Formen des Pflanzenwachstums. Und diese ungeheure Anregung, die da durch die Lebensprozesse im Boden geschieht, durch die erwärmende Sonne, die Feuchtigkeit, die Luft und so weiter, die wird am stärksten aktiviert, gerade im Kartoffelanbau, im Hackfruchtbau generell. Bei den anderen Hackfrüchten ist es nicht gar so schlimm, aber bei den Kartoffeln ist es wirklich. Also ich habe da immer ein bisschen Manschetten, zu viel Kartoffeln anzubauen, in der Fruchtfolge. So, bei den Hackfrüchten ist ja klar. Auch dann Gemüsebau ist es ja so, also im Gartenbau, wo ich ständig immer wieder hacke, immer wieder striegele oder irgendwas mache, die Kulturen einigermaßen sauber halte. Also jede Bodenbearbeitung führt dazu, dass Humus abgebaut wird.

Kompostierung im Gartenbau 00:33:49

Das ist übrigens auch der Grund, das gehört zwar jetzt nicht in unser Thema, das gehört in den Februarkurs, im nächsten Jahr. Also wenn man dann die Düngung zum Thema hat. Gerade im Gartenbau brauchen wir deshalb die Kompostierung, weil wir so intensiv arbeiten im Gartenbau, eine Kultur nach der anderen, immer wieder bearbeitet. Und da kommt es zum Humusabbau. Da kann gar nicht das Gegenteil wieder geschehen, dass er wieder was Neues aufbaut. Dann muss ich alle Abfälle rausnehmen, sie kompostieren und dann in Form von Kompost wieder den Dauerhumus von außen als Dünger dem Erdreich zufügen. Und das ist anders im Gartenbau als in der Landwirtschaft.

Blüte und Absterbeprozess der Getreidepflanze 00:34:44

So, jetzt kommen wir noch mal zu einem Punkt, den ich doch erwähnen möchte, obwohl also es ist keine Bodenbearbeitungs-Maßnahme in dem Sinne, sondern ein Prozess, der dann stattfindet und den man auch in der Regel gar nicht so deutlich im Blick hat. Jetzt stellen Sie sich vor, unser Getreide wäre jetzt gewachsen, geschosst, hätte die Ähren geschoben, hätte sich voll ausgestaltet, kommt zur Blüte. Ganz unscheinbarer Blüte. Die Blüte beim Roggen sieht man nur dadurch, wenn der Wind bläst, dass da plötzlich so eine gelbe Wolke, Staubwolke über die Felder zieht, also die Sporen vom Roggen, von der Roggenblüte. Also Mitte Juni etwa haben wir es mit der Getreideblüte zu tun. Und dann sehen wir plötzlich, das ist eigentlich schon ein genaueres Studium wert, dass die ersten feinen Feinwurzeln absterben. Mit der Blüte stirbt da unten schon was ab, Wurzelspitzen. Und dann sehen wir, dass die untersten Blätter vergilben, gelb werden. Und dann geht es weiter nach oben, von unten nach oben. Ein Blatt nach dem anderen wird langsam/ also vergilbt, wird gelb. Das Fahnenblatt ist aber noch grün, das oberste, das große Fahnenblatt. Und dann wird auch das Fahnenblatt plötzlich gelb. Also alles nach der Blüte. Und dann sieht man noch das letzte Internodium, dieses langgezogene Internodium vom obersten Fahnenblatt bis in die Ähre sieht man noch grün, einigermaßen grün. Und dann stirbt es auch ab, verfärbt sich allmählich. Und dann ist die Ähre immer noch grün, zum Teil. Und dann stufenweise wird dann auch die Ähre allmählich gelb und so weiter. Und dann setzt der Reifeprozess ein. Also die Pflanze, die Getreidepflanze stirbt von unten nach oben ab. Das ist ein ganz interessantes Phänomen. Und nun findet da in diesem letzten Absterbeprozess noch ein Prozess statt, nämlich der, dass die Wurzeln jetzt nicht mehr Kalium oder Phosphorsäure oder sonst wie so viel brauchen oder aufnehmen aus dem Boden, weil sie ja absterben. Also sie wachsen ja nicht mehr. Die brauchen, zum Wachsen brauchen die Kalium. Wissen Sie eigentlich, warum die Pflanze so viel Kalium braucht?

B Wasserhaushalt?

Osmose der Pflanze durch Kalium 00:37:37

Ja, es ist der Wasserhaushalt. Aber eben ein spezifischer Wasserhaushalt, die ganzen osmotischen Vorgänge. Also das Kalium sorgt in der Pflanze dafür, dass es zu Säftespannungen kommt. Schauen Sie sich mal eine Weintraube an, eine Weinbeere oder eine Kirsche, wenn sie schön reif ist oder eine Johannisbeere oder schwarze Johannisbeere oder was es auch sein mag. Da müssten Sie sich doch eigentlich wundern, warum die nicht schrumpelig sind. Die schrumpeln später, gewiss, wenn sie überreif werden. Aber zunächst sind sie gespannt. Das ist eine ungeheure/ das ist wie ein Ballon. Also wie man einen Luftballon voll mit Luft pumpen würde, so sind diese Beeren vollgepumpt mit Wasser, aber was erzeugt/ also Flüssigkeit, besser gesagt. Und was erzeugt nun diesen Druck? Dass da, ich sag ein richtiger, hochgradiger Druck wirksam, der lange in den Beeren gehalten wird. Und die Grundlage dafür, dass dieser Turgordruck, wie man das nennt, gehalten wird, dazu braucht man das Kalium. Das Kalium besorgt diese Möglichkeit, dass Osmose stattfindet. Dass man verschiedene Konzentrationen, Säftebildung bei den Pflanzen hat. Verschiedene Konzentrationen. Wenn hier eine niedrige Konzentration ist und hier eine höhere Konzentration, dann müsste das ja einen Ausgleich geben, normalerweise. Unterschiedliche Konzentrationen gleichen sich immer aus. Aber jetzt sorgt das Kalium in Verbindung mit anderen Fermentativen und sonstigen Prozessen, sorgt dafür, dass, wenn eine Haut dazwischen ist, dann hat man hier niederen Druck und einen hohen Druck. Man nennt das die Osmose. Und das ist ein unglaubliches Phänomen. Also dass die Pflanze ihren eigenen Druck regulieren kann mit dem Kalium, sowohl interzellular als auch extrazellular, zwischen den einzelnen Zellen.

Kieselsäure 00:39:54

Pflanze nimmt Kieselsäure auf 00:39:54

Nun findet da also ein letzter Prozess statt. Die Pflanze braucht kein Kalium mehr, braucht das alles nicht mehr. Sie nimmt plötzlich Kieselsäure auf. Kieselsäure, dieses wabbelige Zeug, diese Kolloide, die da im Boden da unten die Hohlräume auskleiden. Nicht, dass sie das erst mal da in der Blüte tut. Sie fängt ja schon, schon vorher an. Aber dann richtig, dass sie als letzten physiologischen Prozess Kieselsäure aus dem Boden aufnimmt. Der Boden verarmt auch noch an Kieselsäure, an diesen Kolloiden. Die wandern mit dem Wasserstrom hoch und durchwandern nun/ diese Kieselsäure durchwandert nun alle Gewebe der Pflanze, durchsetzt diese Gewebe und wandert dann raus bis an die Peripherie. Die Kieselsäure findet sich dann an den Blatträndern konzentriert, aber auch in den Stängelgliedern, immer an der äußersten Cuticula, nennt man diese äußerste Haut, da ist in den Zellen Kieselsäure konzentriert. Und so an den Blatträndern, so an den Blattspitzen. Und dann das nächste Blatt hat noch höhere Kieselsäuregehalte und das nächsthöhere nochmal höhere Kieselsäuregehalte und die Stängelglieder auch. Und zuletzt geht es dann hoch bis in die Ähre und da findet sich noch mehr Kieselsäure. Also diese Kieselsäure sorgt dann für diese Elastizität, dass ein solcher Halm sich im Wind so elastisch hin und her bewegen kann. Da ist die Kieselsäure im wesentlichen beteiligt. Und dann steigert sich noch einmal der Kieselsäuregehalt in den Spelzen, die die Getreidekörner, die sich da entwickeln, in der Ähre umhüllen. Und der tollste, der höchste Kieselsäuregehalt sind dann schließlich die Grannen. Die bestehen dann praktisch zu neunzig Prozent aus Kieselsäure. Die brechen ja auch, die sind auch stachelig, also haben ja auch eine gewisse/ kaum noch elastisch.

Bildung der Kieselsäurehaut - Pflanze opalisiert 00:42:14

Also was ist das für ein Prozess? Was veranlasst das Getreide? Getreide sind Gramineen. Das sind einkeimblättrige Pflanzen, Gräser also, gehören zu den Gräsern, die diese langen, langen elastische Stängel da bilden. Und jetzt da im Wind hin und her wogen. So ein Roggen, der dann so ungefähr so hoch wird. Der heute kaum noch die Standfestigkeit hat, um das auszuhalten, diese Höhe, da noch sich im Wind aufrecht zu halten. Aber das hängt von dem Kieselsäuregehalt ab. Was macht denn diese Kieselsäure? Indem sie an die Peripherie wandert, trocknet sie aus. Ist sehr wasserhaltig, ein Kolloid. Trocknet aus. Und was bildet sich? Ein Halbedelstein, nämlich Opal. Die Pflanzen opalisieren in der äußersten Zellschicht des ganzen Stängels. Und dann eben auch bis in die Färbung der Ähren und so weiter, umkleidet sich die ganze Getreidepflanze mit einer Opalhaut, einer Kieselsäurehaut.

Qualitätsbildung - Ausformung bis zur Reife 00:43:36

Und Kieselsäure im Haushalt der Natur ist diejenige, die im Zusammenhang steht mit den ganzen planetarischen Systemen. Also man hat so den Eindruck, dieser ganze Prozess ist die Voraussetzung, dass eine anständige Reife sich vollzieht. Dass es eine physiologische Parallelerscheinung ist zur eigentlichen Reife der Früchte, der Samenfrüchte wie beim Getreide oder sonstwie. Also da spielt ja Kieselsäure für die Qualitätsbildung, das heißt für die Ausformung, die letzte Ausformung im Jahreslauf, also bis zur Reife eben der Früchte, spielt die Kieselsäure eine ganz zentrale Rolle. Sie ist diejenige, die eigentlich die Formkräfte des Winters sozusagen jetzt wirklich einbaut. Und zwar nicht nur peripher in die Pflanze, sondern sämtliche substanziellen Prozesse, die da stattfinden, die Eiweißbildung, die Kohlehydratbildung, die werden quasi durchgeformt, durchgestaltet durch die Kieselsäure. Und das erzeugt erst die wirkliche Nahrhaftigkeit. Wir essen heute unreifes Zeug, im Wesentlichen heute. Wenn wir im Supermarkt einkaufen, das ist alles in der Unreife geerntet. Vor allen Dingen alles, was man an Bananen importiert oder sonst wo an Zitrusfrüchten, das ist alles unreif. Da ist dieser Prozess nie zu Ende gekommen, ja?

B Es dies der Grund für das Horn-Mist-Präparat, dass man das einsetzt?

Horn-Mist- bzw. Horn-Kiesel-Präparat - Unterstützung zur Ausformung 00:45:25

Ja, sicher. Das ist ja gerade der Witz. Also das Horn-Mist-Präparat weniger als das Horn-Kiesel-Präparat. Das Horn-Mist-Präparat ist immer sozusagen, um überhaupt die vegetativen physiologischen Prozesse in Gang zu setzen, über die Wurzel. Und das Horn-Kiesel-Präparat  ist gerade dasjenige, welches die ganzen physiologischen Prozesse jetzt im Blattgrün bis hin zur Reife aktiviert und steuert und optimiert. Also wenn man das Horn-Kiesel-Präparat so in der jungen Pflanze spritzt, dann hat man immer noch/ unterstützt man noch die Ausformungsvorgänge im Vegetativen.  Und wenn man es nach der Blüte spritzt, dann gegen die Reife hin, dann unterstützt man gerade die Ausformungsvorgänge der substanziellen Erfüllung der Früchte, also unterstützt die Nährhaftigkeit. Und das sind immer Formfragen. Den Begriff hat man heute in der Naturwissenschaft nicht. Man hat nur Substanz. Es kommt auf die Substanz an. Aber dass die Substanz immer eine Formung braucht. Ich möchte mal noch dieses eine Beispiel erwähnen. Sie haben ja alle von dem BSE seinerzeit gehört. Bovine enzephalitische sonst wie was, Schwammbildung im Gehirn. Da werden bestimmte Zellen so verändert, dass sie substanziell im Bezug auf die Eiweißstruktur noch dieselbe Struktur haben, unverändert, sondern nur die Form ist verändert. Dass ein und dieselbe Zelle, die vorher sozusagen funktionstüchtig war, ihre Funktionstüchtigkeit nur dadurch verliert, dass sie eine andere Form annimmt. Ein Wunder, also für die Naturwissenschaftler ist das ein Wunder, aber ich hab nie wieder/ das hat man damals deutlich gesagt. Man hat es eigentlich wirklich herausgekriegt, die Struktur des Eiweißes ist nicht verändert, sondern nur deren Formgestalt. Und dadurch verliert sie die Funktionsfähigkeit. Das ist mal ein Hinweis gewesen, dass man immer Form und Substanz als Polaritäten zusammendenken muss.

B Ich erinnere mich gerade, wir haben im Kurs bei uns, im Seminar mal Rudolf Steiner gelesen, ich weiß nicht, welche Schrift. Und da drin schrieb er, gäbe es in der Natur mehr Kieselsäure, vor allen Dingen, hätten sie überall Kakteen.

I Ja, das sind die Landwirtschaftlichen Kurse, dieser Vortrag.

B Okay. Und hätten wir mehr Kalk, glaube ich, dann wären überall Lianen oder so weiche Formen. Aber er hat nichts von der Reife gesagt. Also es ging wirklich nur um die Form. Deswegen noch mal die Nachfrage.

Vermittler der Reifekräfte 00:48:24

Ja, das ist klar. Kalk und Kiesel kann man nie auseinander denken. Das ist auch eine Polarität. Aber jetzt ist das Phänomen, dass bei der Reife, wo es um die Form geht, um eine ganz ziselierte Ausformung bis hin zu den Grannen. Wenn man sieht, wenn man die mal anguckt genau, wie die aussehen, diese Grannen, wie eine Säge fast. Also richtig zackenförmig und also fast rein mineralisch. Und der übrige Kiesel dann austrocknet zum Opal. Dann ist der, ist der Kiesel, hat immer die Funktion im Haushalt (?) der Natur, Sinnesprozesse zu ermöglichen. Wenn Sie verfolgen, wo der Kiesel auftritt beim Menschen, in den Augen, in allen Sinnesorganen, in der Haut, die ist Kieselsäure-reich, immer die Peripherie. Die Kieselsäure lagert sich immer in allen organischen, wo sie auch nur wirkt, immer an der Peripherie ab und das ist ein Hinweis darauf, dass die Kieselsäure quasi der Vermittler ist all dieser Kräfte, die jetzt von außen Reife bewirkend oder Substanz erfüllend und Reife bewirkend sind. Die Pflanze wird quasi wahrnehmend über die Kieselsäure, wie die Augen. Wir haben da sehr viel Kieselsäure, in den Augen. Wahrnehmend wird für das, was jetzt Sonnen-Planeten-Wirkung ist, in der Reife selbst. Und die Formkräfte, die kommen aus dem Winter, die werden dann von unten nach oben getragen. Aber dass sich das wirklich ausformt, Substanz erfüllen kann, dass die Substanzen sich wirklich durchstrukturieren, dass Reineiweiß entsteht und nicht nur Rohprotein, was nur füttert, aber nicht ernährt, dafür sorgt die Kieselsäure. Im Landwirtschaftlichen Kurs, im dritten Vortrag nennt er sie dann den äußeren Sinn im Irdischen. Die Kieselsäure als der äußere Sinn im Irdischen. Also ich wollte diesen Prozess hindeuten und eben darauf aufmerksam machen, dass diese Opalisierung den Glanz dem Getreide gibt.

B Äußerer Sinn im?

I Bitte?

B Äußerer Sinn im?

Glanz der goldenen Reife 00:50:51

Irdischen. Äußerer Sinn im Irdischen. Der Glanz. Haben Sie mal einen richtig schönen Hafer gesehen? Gelb, orange, golden, glänzend? Das ist einfach ein Anblick für die Götter, diese Farbe. Ein wirklich schöner, biologisch-dynamisch gewachsener Hafer ist, muss eigentlich goldgelb sein. Es gibt verschiedene Sorten, Färbungen, gewiss. Aber das liegt eigentlich in seiner Natur. Das heißt, das, was normalerweise immer mit dem Blütenprozess zusammenhängt, dass etwas sich verfärbt, Farbe annimmt, das zielt jetzt nicht nur in die Samenfrucht substanzbildend ein, sondern die ganze Pflanze ist von einem Blütenprozess durchdrungen, von oben bis unten. Und das hängt mit diesem wunderschönen Glanz, der da an der Peripherie entsteht. Und wenn Sie mal vergleichen, das Stroh von einem biologisch-dynamischen Betrieb mit dem eines konventionellen Betriebes, dann werden Sie dort nie diese Färbung antreffen. Die ist immer, geht ins Grau im konventionellen Zusammenhang. Und das Stroh in seiner Konsistenz ist auch  unterschieden. Das biologisch-dynamische Stroh bricht, wenn man es wirklich mal so - es biegt sich eine Weile, aber dann bricht es. Und das konventionelle Stroh bricht nicht, will nicht brechen. Das ist zäh. Und ich habe mal selber Untersuchungen gemacht vor vielen, vielen Jahren über die Kieselsäureeinlagerungen in Pflanzen und deren Wanderungen durch die Gewebe. Und dann habe ich festgestellt, dass im konventionellen Stroh die Kieselsäure nicht an die Peripherie kommt. Daher der mangelnde Glanz. Es bleibt im Gewebe hängen, die bleibt unterwegs hängen. Das ist ein Unreife-Symptom. Es kommt nicht zur Reife. Und die Reife heißt, dass sich die Stoffe dort ablagern, wo sie hingehören.

Biodynamisch hergestelltes Stroh - Futtermittel und Diätetikum 00:53:05

Und noch eine kleine Geschichte, wir kommen wieder nicht sehr weit, möchte ich doch noch zum Abschluss hier erwähnen in diesem Zusammenhang. Wir hatten eines Tages/ wir hatten immer mit dem Viehhändler zu tun gehabt im nächsten Ort, in Dortelweil, der hat uns das Vieh verkauft. Und wir hatten mit ihm so, solche Geschäftsbeziehungen, dass wir einfach das Vieh ihm gegeben haben, haben nie eine Rechnung gesehen und der hat es dann irgendwie verkauft und am Jahresende hat man dann irgendwo mal so eine Bilanz gemacht. Haben wir noch Schulden oder hat er noch Schulden bei uns? Und dann hat man das irgendwie ausgeglichen. So haben wir damals abgerechnet mit unserem Viehhändler. Total auf der Basis des totalen Vertrauens. Und eines Tages sagte er, ja, er verkaufe jetzt seine eigenen Kühe. Er hatte auch einen Stall gehabt, wo er die aufgekauften Kühe dann immer aufgestallt hat, bis er sie dann weiterverkauft hat. Und dann sagt er: Ja/ Wie war denn das noch mal genau? Er hat seine Kühe, hat er verkauft. Ja. Aber er hat dann immer wieder durch Zukauf das Vieh irgendwo in den Stall stellen müssen, bevor er sie dann weiterverkauft hat. Dann hat er gesagt, also er würde von uns gerne Stroh haben (er hatte kein Stroh mehr - er hat auch die Landwirtschaft aufgegeben) mal Stroh haben, damit er das einstreuen kann im Stall. Da haben wir auch das Stroh zur Verfügung gestellt. Und eines Tages kommt er dann zu uns und hat gesagt, er versteht die Welt nicht mehr. Er legt eben sein Heu in die Krippe und am Morgen kommt er im Stall und das Stroh ist weggefressen. Da haben die Kühe so lange rumgemacht, bis sie irgendwo an das Stroh gekommen sind, das da eingestreut worden ist. Und daran kann man sehen, dass das Stroh tatsächlich ein Futtermittel ist, wenn es nur richtig erzeugt wird, und zwar ein echtes Diätetikum für die Tiere. Wenn man das einmischt in das andere Futter, dass auch/ insbesondere das Jungvieh braucht Stroh in der Fütterung. Und zwar ein gutes Stroh, was bricht. Wenn dann die Strohteile durch den Wiederkauakt dann so langsam da unten in den Pansen reinkommen, müssen die ständig dieses Stroh, diese relativ zähe spitzige Substanz muss die Schleimhaut des Pansens ständig irgendwo reizen. Und dann wird der Verdauungsprozess noch mal intensiviert. Noch einmal gehen die Konvulsionen da in dem Pansen hin und her, erst recht. Also das geht bis in die Fütterung, bis in die Leistungsfähigkeit der Tiere hinein. Ein solches Stroh, das suchen die. Sehr, sehr rohfaserreich. Das brauchen die einfach, gerade das Jungvieh, für ihre eigene Entwicklung. Und/ also daran kann man erkennen, Stroh ist nicht gleich Stroh. Und Zukaufstroh schon gar nicht. Also, denn normalerweise ist das immer konventionelles Stroh. Und dann kauft man etwas zu, was eigentlich nicht so richtig in den Zyklus des eigenen Betriebsorganismus passt. Das ist ein echtes Problem.

Zeitprozess der Reife - Qualitätsbildung 00:56:37

Reifephysiologie 00:56:37

Ich gucke auf die Uhr und sehe schon wieder, dass die Zeit vorbei ist. Also wir sind jetzt eigentlich erst in den Übergang zum Sommer gekommen, wo dieser Prozess stattfindet. Und dieser Prozess ist eigentlich derjenige, der echte Qualitätsbildung hervorruft. Diese Reife. Einer der bedeutendsten Begriffe, die man überhaupt in Bezug auf die Qualitätsfrage stellen/ bilden muss, das ist der Begriff der Reifephysiologie. Was kennzeichnet wirklich ein reifes Produkt? Und da merkt man ganz deutlich, dass die meisten Produkte, die man heute im Supermarkt heute kauft, dass die nicht reif sind, die sind unreif, die sind unreif geerntet und sind dann nachträglich, wie die Bananen, mit Ethylen besprüht im Hamburger Hafen. Und da werden sie ganz schnell gelb, müssen dann schleunigst über den Ladentisch gehen, damit sie nicht vergammeln. Aber grün geerntet in Guatemala oder irgendwo da in den Bananenländern. Und so ist es mit den Zitrusfrüchten, so ist es mit allen. Die Mango-Früchte, die kann man gar nicht essen hier, die schmecken nach nichts. Die sind grün geerntet und die reifen einfach nie mehr so aus und wirken dann ernährungsphysiologisch auch nicht sehr positiv. Dieses grüne Zeug, was pseudoreif ist nach außen hin. Und das hängt damit zusammen, dass der Begriff der Reifephysiologie bedeutet, dass die innere Ausformung der Nährwert bestimmenden Substanzen, Eiweiß und die Kohlehydrate und die Fermente und alles das, dass das langsam, ganz langsam einen Endzustand erreicht. Und der Endzustand heißt Ruhe, physiologische Ruhe. Und wenn etwas sehr schnell verfault, dann tritt die physiologische Ruhe nicht ein. Schon vorzeitig verfault ist. Und diese physiologische Ruhe bedeutet Lagerfähigkeit. Dass die Produkte lagerfähig sind, das hängt mit dieser physiologischen Ruhe zusammen. Dass die sogenannten Fermente, die physiologische Prozesse aktivieren, dass die selber zum Stillstand kommen in ihrer Wirkung, zur Ruhe kommen und dann ist Ruhe, physiologische Ruhe. Und das heißt Reife. Und das braucht Zeit. Das ist wieder ein Zeitprozess.

Auswirkungen der Unreife - Krankheiten 00:59:31

Und wenn ich diesen Zeitprozess unberücksichtigt lasse, dann fault mir das Zeug unter den Fingern weg. Wenn ich es einlagere oder so, da muss ich schon Kühlschränke wieder haben und weiter Elektrizität, Energie-Input, damit ich also diese Früchte gerade noch ein paar Tage am Leben halte. Und wir können das anders haben. Also der Begriff der Reifephysiologie ist ein ganz, ganz wichtiger Begriff, der besagt im Grunde genommen die Durchformung der Substanz. Dass aus Rohprotein Reineiweiß wird. Und das ernährt. Das Rohprotein ernährt nicht. Im Gegenteil, das ist krebserzeugend. Aber das Reineiweiß, das ist dann dasjenige. Oder die ganzen Vitamine, das Vitamin C, das ist Ascorbinsäure von Haus aus. Aber wenn ich dann sehe, die reifen Früchte und untersuche die, dann finde ich kaum noch Vitamin C, sondern die Dehydroascorbinsäure ist eine Vorstufe zur Ascorbinsäurebildung, zum Vitamin C. Also wir essen ständig unreifes Zeug. Und das macht diese schleichenden Krankheiten aus, die man heute nicht so richtig diagnostizieren kann. Was die Krankenhäuser füllt und wo die Ärzte nicht wissen, was sie da genau noch machen sollen. Das hängt alles mit/ das sind Ernährungsfragen im ersten Grade.

B Der Unterschied zwischen Rohprotein und Reineiweiß ist mir nicht klar.

Rohprotein statt Reineiweiss - ernährungsphysiologische Katastrophe 01:01:14

Naja, also die Zeit ist schon längst vorbei. Aber vielleicht nur wenn Sie das fragen jetzt, Rohprotein ermittelt man dadurch, dass man die lebende Substanz aufschließt oder den sogenannten Kjeldahl-Aufschluss, so heißt das, das ist ein Verfahren. Und da bestimmt man den Stickstoff. Und jetzt weiß man, dass der Stickstoff in einem Verhältnis steht zu Kohlenstoff und anderen Stoffen und dann multipliziert man den mit einem gewissen Faktor und da kommt der Rohproteingehalt raus. Wenn man dann aber jetzt die gesamt Rohprotein, was irgendwo halb, dreiviertel strukturiertes Eiweiß ist, zum Beispiel freie Aminosäuren sind da drin, niedermolekulare Eiweißverbindungen der verschiedensten Art, Amide, aber eben kein hochstrukturiertes Eiweiß. Und je hochstrukturierter ein Eiweiß ist, desto gesünder ist es. Und das kann ich jetzt durch bestimmte Untersuchungsverfahren trennen. Das ist eine Säureaufschluss, dass ich das Rohprotein in einem bestimmten Säureaufschluss dann etwas abfiltrieren kann, was dann koaguliert hat. Und dann kann ich das selber untersuchen. Und damit merke ich, dass da ein großer Unterschied ist zwischen Rohprotein-Gehalt und dem sehr viel geringeren Reineiweiß-Gehalt, der eigentlich ernährungsphysiologisch von Bedeutung ist. Und das Rohprotein ist immer belastend und krankheitserzeugend, vieles davon sogar cancerogen.

Also wir tauchen jetzt hier in ein anderes Thema ein, aber es ist eine ernährungsphysiologische Frage. Und da wird heute einfach drüber weggesehen, weil die Untersuchungen sehr, sehr teuer sind. Die kann man nicht zu Routine-Untersuchungen machen, deswegen macht man es auch nicht. Man schweigt darüber aus. Ist nach wie vor der Überzeugung, dass Rohprotein das eigentliche Maß der Eiweiße ist. Dabei ist ein großer Bestandteil ist gar kein Eiweiß, es sind einfach Vorstufen zur Eiweißbildung. Die Formkräfte, die das durchgestalten, durchstrukturieren, auf die kommt es an. Die treten erst ein, wenn ein Produkt reif werden kann. Und im konventionellen Landbau wird es normalerweise auch bei der Todreife niemals reif. Das Getreide zum Beispiel. Weil zu viel Stickstoff nachgeliefert wird. Und die Pflanzen können nicht mehr zur Ruhe kommen. Die müssen noch immer irgendwann Stickstoff einlagern. Also zum Beispiel die Spät-Stickstoffdüngung, die wir in der Landwirtschaft heute generell handhaben. Mitte Juni noch mal drauf, was es hergeben kann, wo sozusagen der Stickstoff über die Blätter aufgenommen wird als Harnstoff und eingelagert wird ins Getreide, schafft mordsmäßig Erträge, aber das ist ernährungsphysiologisch eine Katastrophe. Die Pflanzen möchten immer weiter wachsen, weiter wachsen und können es nicht. Sie müssen reifen, aber die Reife kommt dann doch nicht richtig richtig zustande. Also da berühren wir jetzt Themen, die sind hochbrisant eigentlich und da redet keiner. Also ich meine, es kommt immer mehr auch an die Oberfläche, da oder dort. Vor 30 Jahren hätte man über so was überhaupt noch nicht reden können. Und heute gibt es dann schon Gesprächspartner, die das merken, dass da was ganz faul ist. Ja, also Entschuldigung! Die Zeit ist schon wieder davongeschritten und morgen machen wir dann wirklich mal eine Abrundung.

B Montag.

I Am Montag.

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Hier hält Manfred Klett einen Vortragszyklus über die Bodenentwicklung im Jahreslauf in 4 Folgen, welcher sich an der GA 327 (Landwirtschaftlicher Kurs) orientiert.

Vortragszyklus
«Bodenentwicklung im Jahreslauf»

 
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