Grundkurs biodynamische Landwirtschaft , 2021, 1. Folge von Martin von Mackensen

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[00:00:00] Einführung: Die Bedeutung des Gegenübers in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist nicht zu verstehen, ohne den Blick zu wenden auf das Gegenüber. Was ist das Gegenüber in der Gesellschaft von Landwirtschaft? Das ist die Industrie, das ist die Dienstleistung, das ist der Handel, unsere moderne Welt. Und wir müssen zunächst einmal das polarisieren. Wir müssen uns das einmal wirklich gut und gründlich klar machen. Was sind die Grundlagen des Handels, der Industrie, des Handwerks, der Dienstleistung? Und was sind die Grundbegriffe, die Funktionsweisen von Landwirtschaft grundsätzlich? Und dabei geht es mir jetzt nicht speziell um biologisch-dynamisch, biologisch-organisch, bio, konventionell-extensiv, konventionell-intensiv oder irgendwie so, sondern Landwirtschaft grundsätzlich nach dem Prinzip, nachdem sie funktioniert. Und Gewerbe und Industrie grundsätzlich nach dem Prinzip, nach dem dieser Bereich in der Welt funktioniert.

[00:02:00] Natur und Kultur in Landwirtschaft und Industrie

Da kann man ja sagen oder kann man so beginnen: Das alles beginnt mit der Natur. Die Natur ist. Und dieser Anfang? Ja, was machen wir da in der Landwirtschaft? Arbeiten mit den Wesen, mit den Teilen, mit den Organen der Natur. Aber das ist keine Natur. Das ist längst eine Kultur geworden und das wird uns in den nächsten Tagen auch genauer beschäftigen. Wie ist eigentlich die Natur zu einer Kultur-Natur geworden, mit der wir heute Landwirtschaft machen? Also der Weizen. Den finden wir nirgends auf der Welt, so in der Natur. Das ist ganz, ganz stark durch den Menschen verwandelte Natur, die Kuh. Und so weiter. Sogar der Boden. Auch das wird uns in den nächsten Tagen beschäftigen.

Wie ist es im Gegensatz dazu in der Industrie? Was ist Gewerbe? Was ist Handel? Was ist Dienstleistung in Bezug auf Natur? Wenn ich einen Computer herstelle, dann brauche ich Materialien, die nehme ich aus der Natur. Und wenn ich einen Computer betreiben will, dann brauche ich Energie. Die nehme ich aus der Natur. Einfach ist das noch zu verstehen bei Wind und Wasser kann man Energie draus machen oder Verbrennung. Und so muss man auch sagen, ist alles, was Gewerbe, was Handel, was Technik, was aber auch eben unsere ganze moderne Kultur, vom Bauen bis zur Fortbewegung alles braucht die Natur.

[00:04:00] Verbrauch und Erzeugung von Natur in der modernen Welt

Was macht die moderne Welt mit der Natur? Was macht die Industrie? Was macht das Handwerk? Was macht der Handel? Was macht auch die Dienstleistungswelt mit allem aus der Natur? Es wird verbraucht. Das Wesen des Naturmäßigen in der heutigen Welt. Und immer. Das war schon immer so und das wird auch so bleiben. Es geht gar nicht anders. Wird ständig Natur verbraucht und dieses Verbrauchen geschieht dadurch, dass Geist des Menschen sich damit verbindet, darauf angewendet wird. Der Geist des Menschen, der die Natur ergreift. Das ist am Ende der Computer oder am Ende die Hobelbank, an der der Schreiner einen neuen Tisch baut. Was man sich auch immer aussucht.

Und dann kommt etwas heraus, was ein Produkt ist. Wonach ein Bedarf besteht. Niemand braucht das, sonst würde ich das nicht produzieren. Jemand möchte diese Dienstleistung haben, die ich der Hersteller. Und damit entsteht, dass dieser Bedarf handelbar wird. Es entsteht ein Preis. Eine Ware, eine Dienstleistung bekommt eine Gegenleistung. Es entsteht die Frage nach Geld als einem Wert, der sozusagen dafür da ist, um das handeln zu können. Und der eigentliche Wert dieses Produktes? Da kommt jetzt diese große Frage Ja, wie entsteht der denn? Wo wird der denn festgelegt? Wenn das Produkt viel produziert wird, wenn es eins zu viel da ist, dann wird es nicht wirklich überall gebraucht. Dann fällt der Preis. Wenn das Produkt knapp ist, dann wird der Preis höher. Also man hat diese Vorstellung von dem Preis, der flexibel ist, der durch Angebot und Nachfrage entsteht. Und so weiter und so weiter.

Wir wollen jetzt gar nicht da einsteigen in die ganze moderne Volks- und Betriebswirtschaft. Es gibt ja Einzelne unter euch, die das auch studiert haben, die da richtig fit sind. Das kann man jetzt viel verfeinern, und ich will das gar nicht bewerten, ich will es charakterisieren. Das ist sowieso das, was ich jetzt morgens hier immer versuche, die Dinge grundsätzlich zu charakterisieren und nicht zunächst irgendwie zu bewerten, sondern um zu verstehen, um eine Stufe tiefer zu verstehen Was machen wir da eigentlich, wenn wir Landwirtschaft, wenn wir Gartenbau, wenn wir Waldbau, wenn wir Obstbau, wenn wir Viehhaltung machen? Was machen wir da eigentlich? Und wir haben jetzt ein bisschen durch diesen kleinen Schwenk gesehen.

[00:07:00] Unterschiedliche Rollen von Natur und Produktionsmitteln in Landwirtschaft und Industrie

Der Blick auf die Industrie, der Blick auf das Gewerbe, auf den Handel, auf das Handwerk, auf die Dienstleistungswelt. Dort wird Natur als ein Teil der Produktionsmittel gebraucht. Natur ist in dieser Welt ein Stück Produktionsmittel. Kommt ihr mit? Ganz einfach eigentlich. Und wie ist es eigentlich in der Landwirtschaft? Wie ist das im Gartenbau? Wie ist das da, wo wir eben mit der Natur eine Kultur-Natur entwickeln, um eben Nahrungsmittel zu erzeugen, um eine Welt zu entwickeln, die wieder in der Lage ist, auch in 100 Jahren gesund und fruchtbar zu sein und wieder Nahrungsmittel zu erzeugen. Das ist ja gerade kein endlicher Prozess.

Wie ist das jetzt da? Was? Was für eine Qualität hat die Natur dort? Und was ist jetzt bei der Landwirtschaft? Das Produktionsmittel? Man könnte auch fragen Was ist das Kapital? Und wie ist das da mit der menschlichen Arbeit? Nicht? Das sind ja diese drei großen Säulen, diese drei großen Bereiche, die alle alles produktive Schaffen des Menschen betreffen. Aber wir fangen an mit dieser Frage der Produktionsmittel. Was ist das Produktionsmittel in der Natur, in diesem Naturprozess, Landwirtschaft, in diesem Kultur-Natur-Prozess?

Und da kann man sagen, na ja, ich kann keine Milch erzeugen ohne eine Kuh oder eine Ziege oder ein Schaf oder so ein Tier, das sich melken lässt. Also muss ich das kaufen. Ist das mein Produktionsmittel? Und wenn ich mir das dann klar mache, dann kann ich das eigentlich gar nicht kaufen. Jetzt wird es ein bisschen schwierig, Muss man aufpassen. Natürlich kann man eine Kuh kaufen, aber eigentlich aus dem Wesen der Landwirtschaft heraus muss man sagen Diese Kulturkuh, die müsste ich eigentlich vor 10.000 Jahren jemand abkaufen. Der erste, der sie gemacht hat, gibt es aber so gar nicht und schon gar nicht in irgendeinem Laden oder mit dem Handy bestellbar oder so nicht die erste Kuh auf der Welt. Kommt ihr mit? Das heißt, ich muss jetzt eigentlich in Gesichtspunkt entwickeln diese Kuh, dieses Wesen, Milch in messbares Tier. Das ist entstanden in einem langen, langen Prozess, der ganz anders funktioniert hat als mit dem Handy bestellen.

[00:09:00] Selbstregeneration der Produktionsmittel in der Landwirtschaft

Und auf diesem Prozess müssen wir etwas tiefer eingehen. Der Witz im Zusammenhang mit dieser Frage Was ist Gewerbe? Was ist Handel? Was ist Industrie? Was ist Dienstleistung? Der Witz in Bezug auf die Kuh ist jetzt: Die Kuh entsteht neu, indem ich sie melke. Ich kann sie nämlich nur melken, wenn sie ein Kalb bekommen hat. Das ist bei jedem anderen industriellen Produktionsmittel niemals so! Die Schraube, mit der ich ein tolles Gerät mache, die ist dann weg, die ist da in meiner Maschine drin, die verbrauche ich dann, die kann ich einmal bestellen, die kann ich einmal haben, dann wird die da eingebaut und nach fünf Jahren hält die immer noch und nach acht Jahren fängt die ein bisschen an zu wackeln und nach 15 Jahren ist die ganze Maschine kaputt und das Ganze kommt in Schrott und im besten Fall wird sie recycelt und mit viel Energieaufwand und wieder im Hochofen. Und so weiter. Kann vielleicht wieder ein neues Metallobjekt daraus werden? Ich brauche die aus der Natur das einzige einzelne Produktionsmittel und verbrauche das.

Und die Kuh, die da vor vielen Jahrtausenden entstanden ist, in einem ganz geheimnisvollen Prozess, den wir heute übrigens noch nicht mal nachmachen können. Da können wir heute noch nicht mal nachmachen. Die moderne Menschheit hat es noch nicht mal zu einer einzigen neuen Kulturpflanze gebracht, oder Kulturtier. Das ist also was sehr Großes und sehr Geheimnisvolles, was uns da in den nächsten Tagen beschäftigen wird. Diese Kuh, die füttere ich, die melke ich, die pflege ich, die ziehe ich auf. Die ist in einem Zusammenhang eines landwirtschaftlichen Organismus. Und die ist, in dem ich das tue, wieder neu da. Ein paar Jahre warten, und das geht nur nach den Gesetzen der Kuh. Aber das ist so! Merkt ihr diesen unglaublichen Unterschied? Also um die Selbstregeneration, die Selbsthervorbringung der Produktionsmittel. Das ist etwas, was nur in diesem Bereich der Fall ist. Was Unglaubliches, was man sich eigentlich immer wieder gut klar machen muss. Eigentlich ist die Landwirtschaft so, dass sie ihre Produktionsmittel ständig neu erzeugen kann. Eigentlich ist die Landwirtschaft so, dass sie ihre Produktionsmittel ständig neu erzeugen kann.

Das ist in der Industrie, im Gewerbe genau gerade nicht so! Alles wird in mehr oder weniger starkem Maß verbraucht. Und das kann man besser und schlechter machen. Und das kann man so machen, dass man damit später wieder was anderes machen kann. Und so weiter. Und dann gerinnt das in diesem Produkt. Und dieses Produkt, das verkaufe ich. Und das geht über Stufen, natürlich über Handel. Und so weiter. Und das ist etwas völlig anderes als eben die Landwirtschaft. Und jetzt kann man auch eine Kehrseite finden. Schon. Es wird auch ein nächster Gesichtspunkt deutlich. In der Industrie, im Handwerk kann ich zunächst einfach viel erzeugen. Ich brauche nicht nur einmal, zweimal, fünfmal, zehnmal dieses Produkt erzeugen, sondern ich kann das im Grunde genommen unendlich oft erzeugen. Ich habe da kein Maß aus der Sache.

[00:12:00] Anpassung und Wandel in der Landwirtschaft

In der Landwirtschaft ist alles, alles aus der Sache heraus bestimmt. Ich kann da eigentlich gar nicht viel sagen. Und ein ganz großes Teil, ein großer, großer Teil unserer heutigen Krise besteht gerade darin, dass man meint, man muss nur an der richtigen Stelle drehen oder tippen oder drücken oder besonders pfiffig nachdenken. Und dann gibt die Kuh halt doppelt so viel Milch. Ich erzähle das jetzt extra so ein bisschen albern. Aber diese Haltung, die ist seit 200 Jahren sozusagen ganz, ganz manifest. Eigentlich ist Landwirtschaft doch so was Ähnliches wie Produktion und man muss nur an der richtigen Stelle ein bisschen besser das irgendwie hinkriegen. Es ist eine Haltung, das ist etwas, was in uns ganz stark wirksam ist als Menschheit seit ungefähr 200 Jahren. Und das hat die ganze industrielle Revolution. Es hat all das hervorgebracht, was uns das Leben heute ermöglicht. Aber in Bezug auf Landwirtschaft haben wir ganz schnell gemerkt: Das geht so nicht. So tickt Landwirtschaft nicht. So funktioniert das nicht. Dieses sich selber wieder neu hervorbringen können. Und dabei gehe ich noch einen Schritt weiter bei der Kuh und dem Kalb. Das Kalb ist in gewisser Weise sogar immer ein bisschen besser als seine Mutter. Nicht, weil es mehr Milch gibt. Nicht, weil es irgendwie sein Fell besser zu verkaufen wäre als Leder oder sonst irgendwas. Sondern weil jetzt eine neue Verbindung zwischen dem Zusammenhang, aus dem dieses Kalb stammt, nämlich dem landwirtschaftlichen Organismus und dem Tierwesen selbst passiert ist. Das hat sich aktualisiert. Es mag jetzt alles sehr komisch klingen, ich weiß, aber es ist wirklich so.

Mit jeder neuen Generation, auch bei den Kulturpflanzen und bei den Böden, ist jedes Mal, jedes Weitergehen ein Aktualisieren und damit ein Besserwerden für die aktuellen Bedingungen. Und jetzt mal einen ganz kurzen Schwenk. Ich hoffe, ihr kommt mit. Wenn wir jetzt in unsere Situation heute schauen, mit der Klimasituation, mit dem Klimawandel, mit diesen unglaublichen Herausforderungen des wahnsinnig schnellen Wandels, dann spielt genau das eine riesige Rolle. Ich habe viel mit dem Pflanzenzüchter und biodynamischen Pflanzenzüchter zu tun und wir haben gerade in der vergangenen Woche eine Fortbildung gemacht für die Pflanzenzüchter. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, vor welchen Fragen die eigentlich stehen. Weil man ganz klar sieht in 20, 30 Jahren sind die Verhältnisse so anders, dass wir ganz andere Pflanzen brauchen. Wie kommen wir jetzt zügig dahin? Da wird es ganz, ganz massiv deutlich.

Die Pflanze, die ich jetzt habe, die muss sich verändern. Ich muss anders selektieren, ich muss mich mehr darauf einstellen. Ich brauche andere Qualitäten, andere Fähigkeiten. Kommen wir im Detail noch dazu, die da jetzt erforderlich sind, um sozusagen geeignet zu sein für das, was Landwirtschaft in 20 Jahren ist. Das heißt, ich habe gerade in diesem Prinzip der Selbstregeneration, des sich selbst neu Hervorbringens in der Landwirtschaft die Möglichkeit, dass es dabei immer eine Art Aktualisierung, eine Art Anpassung, eine Art Verwandlung, eine Art Neugestaltung des Menschen oder Modifikation der Gestaltung des Menschen gibt, die ganz, ganz bedeutsam ist.

Ich mache eine kleine Geschichte dazu. Dann gehe ich weiter und ergänze auch das, was ich an der Tafel angefangen habe. Ich habe hier mit unserem Getreidezüchter, mit dem Hartmut Spieß, mit dem Dr. habil. Hartmut Spieß, einem Mann, der wirklich die Landwirtschaft auch aus dem Akademischen komplett kennt und der hier lange die Getreidezüchtung gemacht hat und jetzt an die nächste Generation weitergegeben hat und der hier derjenige war, der die ersten bundesweit die ersten Getreidesorten überhaupt hat zulassen können. Die ersten überhaupt ökologisch gezüchteten Sorten, die hier an diesem Ort entstanden sind, sind durch ihn selektiert worden und gezüchtet worden.

Und mit dem habe ich Anfang der 90er Jahre hier eine ganze Zahl von Weizensorten hier drüben angebaut, das steht heute im Gebäude. Das war so ein kleiner Garten zum Zuchtgarten und das waren jetzt Weizensorten, die wir aus der Genbank gekriegt hatten. Und die waren hier gesammelt worden in der Gegend. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war also so 80, 90 Jahre her und es war ein sogenannte Landsorten waren groß. Wir waren unglaublich glücklich, als wir das irgendwie rauskriegten damals, dass es da Sammlungen gab hier aus dieser Gegend zwischen Frankfurt und Gießen, mehr bei Gießen, aber wirklich hier aus dieser fruchtbaren süd- oder mittelhessischen Senke Landsorten. Wir haben ja auch das ist doch toll. Also die werden noch heute in unseren Ökobetrieben sicher die Lösung sein. Und dann haben wir die angebaut.

Und alle, alle diese 28 verschiedenen Sorten und Stämme waren nicht geeignet. Alle fielen um. Alle wurden mit Pilzbefall und so weiter. Es war ganz deutlich. Diese damals gesammelten, damals gebräuchlichen Sorten, das waren ja noch eine ökologische Landwirtschaft Anfang des 20. Jahrhunderts. Da gab es noch gar keine Mineraldünger, da gab es noch gar keine Spritzmittel, da hatte jeder Hof noch Tiere, da war die Landwirtschaft klein und so weiter. Eigentlich muss man doch denken, ja, das ist doch unsere Welt. Die müssen doch, das müssen doch die idealen Sorten sein. Ach, wie toll, dass jemand die gesammelt hat, dass die beide Kriege überstanden haben und heute als Saatgut da sind. Und mit denen kann man doch sicher was machen.

Alle 28 wunderschöne Pflanzen, aber man musste die einzeln anbinden, weil alle umfielen. Aber vielleicht an diesem Ja oder an dem besonderen Boden oder so noch mal und noch mal probiert. Auch innerhalb von drei Jahren wurde deutlich, keine einzige. Es waren dann zwei dabei. Die haben wir gesagt, könnte man vielleicht einkreuzen hat nachgemacht. Die sind auch heute ein bisschen kleines Stück weit in einer dieser neuen Züchtungen sozusagen enthalten. Aber als solche waren auch die nicht anbauwürdig. Also nur um mal ein bisschen Bild zu haben, was diese Entwicklung bedeutet. Eigentlich würde man doch sagen, ja, 80 Jahre, in denen alles Mögliche auf der Welt passiert ist. Aber die Landwirtschaft, die es vor der konventionellen Landwirtschaft gab, und die heutige Ökolandwirtschaft oder biodynamische Landwirtschaft, das ist doch sehr ähnlich. Da müssen doch dieselben Pflanzen gut funktionieren. Nein.

Und heute verstehe ich das so: Die aufschreiben die Frage, weil ich komme sonst raus. Heute verstehe ich das, weil die Entwicklung, die passiert ist, eben auch bei selber gleicher, ähnlicher Bewirtschaftung neue Pflanzen notwendig macht. Das ist ein immerwährender Prozess. Dies ist einfach falsch gedacht. Wir haben damals aufs falsche Pferd gesetzt mit diesem Gedanken. Es ist eine unglaubliche, immerwährende Entwicklung, dass diese Pflanzen ständig weiter bearbeitet werden müssen. Das ist so, das ist ganz richtig und normal. Das, was von der Luft kommt, das, was wie die Böden sind, wie die Böden bearbeitet werden, wie die Fruchtfolgen sind, wie die Tiere sind, wie der Mist ist, wie der Dünger zubereitet wird und so weiter. Das hat alles sich unglaublich verändert, obwohl beides öko geblieben ist. Und das hat dazu geführt, dass wir eben heute ganz andere Bedingungen haben und ganz andere Pflanzen brauchen.

Vielleicht das so als kleines Fenster aus meinem eigenen Erleben, wie dieser unglaubliche Wandel in der Landwirtschaft da ist und wie man eigentlich ganz gut verstehen kann. Es gibt nicht das Produktionsmittel, was ich sozusagen besonders gut schaffen muss. Und dann habe ich es für immer. Unser lieber Bill Gates, der sehr Computer-Millionär oder Milliardär, der hat ja die Vorstellung, dass er für die Menschheit was Gutes tut, indem er das Saatgut kauft. Das weiß ich nicht. Warum er das so denkt, dass die staatlichen Organisationen das nicht so gut könnten oder wie auch immer. Jedenfalls hat er ja viel Geld dafür ausgegeben, so etwas zu tun, da in Nordnorwegen, in so einem Keller oder ich glaube, auf Spitzbergen ist es ja.

Und das ist ja sicher aus der Haltung, etwas Gutes zu tun für die Menschheit. Und da muss man ja sagen, ja, das ist sicher auch gut und nicht verkehrt, solche Genbanken zu haben. Aber die Vorstellung, dass man das da holen könnte, nach irgendeiner Katastrophe und wieder anbauen kann, das ist nach wenigen Jahrzehnten totaler Quatsch. Das was ich mit einer anbaubaren Frucht habe, das ist das, was bis letztes Jahr an Verwandlung, Kraft, an Verwandlung, Energie, an Verwandlung, Bemühung von Menschen da reingegangen ist. Vergessen wir gerne. Ja.

Also so vielleicht zu diesem. Zu dieser kleinen Klammer. Und wir gehen jetzt noch mal darauf zurück. Der Mensch, der diesen Organismus der Landwirtschaft bildet. Die Landwirtschaft als Kultur-Natur. Und daraus wird eben ein Organismus. Kommen wir noch dazu, was das genau bedeutet? Und jetzt gibt es da etwas, was da herausgeht, was ein Produkt ist, was eine Nahrung ist, was man eben irgendwie verkaufen kann, handeln kann. Und so weiter. Und wo ein Bedarf natürlich dazu da ist und schlussendlich eben damit gehandelt wird. Und was dann auch einen Preis hat. Und wenn man auf der anderen Seite die Industrie anschaut, da ist die Natur eben nur ein kleiner Teil, ein gewisser, eine Produktionsmittel. Und dann kommt wie in beidem der Mensch, der seinen Geist darauf verwendet.

[00:20:00] Kapital und Produktionsmittel in Industrie und Landwirtschaft

Und daraus entsteht nun in der Industrie ein Produkt. Und da kommt es noch ganz andere Produktionsmittel dazu. Und man braucht Kapital. Und es entsteht etwas, was ein Produkt ist und was sich jetzt eben weltweit handeln kann, verkaufen kann. Und so weiter. Und dabei ist alles, was ich von der Natur gebrauche, wird gebraucht, wird verbraucht. Ich entnehme sozusagen ständig etwas. So ist auch die Herangehensweise. Ich brauche da was. Wie kriege ich das weg? Wer holt mir das da raus aus der Erde oder aus dem Rohstoff? Man spricht vom Rohstoff. Ich brauche einen Stoff. Den muss es doch irgendwo geben. Und den finde ich auch. Und dann wird er abgebaut und steht bei mir zur Verfügung. Und daraus kann ich jetzt etwas produzieren. Und der ist dann dort nicht mehr. Und die Folge des Ganzen ist Abbau. Nicht nur da, dass da dieser Rohstoff nicht mehr ist, sondern am Ende ist dieses Produkt auch noch Müll oder zumindest braucht es ja Energie und Intelligenz und wieder Produktion und so weiter, um wieder irgendwie das zu recyceln, daraus wieder etwas zu machen, was man verwenden kann.

Diese Art von Produktion hat immer den Charakter, dass etwas verbraucht wird und am Ende muss es entsorgt werden oder tolles Wort entsorgt. Ich muss mich muss tragen. Die Sorge, was passiert ist, das Gift schadet das. Und jetzt muss ich so machen, dass ich da keine Sorge mehr haben brauche. Ich mache eine Entsorgung. Ich kann, brauche mich nicht mehr darum sorgen, was da ist. Nicht, ob das immer stimmt. Das ist ja die große Frage. Nicht wie viel Sorgen uns das macht, was man ordentlich entsorgt hat. Das sehen wir ja im Moment gerade in der Welt, also diametral anders. Ich habe diese Situation: Etwas wird verbraucht.

Und jetzt es. In der Mitte zwei Teile von Mensch und Geist. Ja, der des Menschen Geist wird sozusagen verwendet in Bezug auf die Natur. Oder man kann auch sagen, der menschliche Geist ergreift die Natur, oder ja, wird es. Wird darauf angewendet, dann entsteht das. Ich bin da jetzt sehr schnell durchgegangen und natürlich könnten wir jetzt noch lange darüber sprechen, was eigentlich Kapital ist, auch was Kapital in der Landwirtschaft ist. Vielleicht können wir das doch noch einen kleinen Moment tun. Ja, die Zeit reicht. Was ist denn jetzt das Kapital in der Landwirtschaft?

In der Industrie brauche ich Kapital, damit ich mir überhaupt erst mal Produktionsmittel besorgen kann. Ich brauche eine Halle und die Halle muss temperiert sein. Und natürlich soll da Strom sein. Und natürlich braucht es in dieser Halle auch noch Wasser und Wärme und also ganz bestimmte Bedingungen für meine Produktion. Und das muss ich mir erst mal alles kaufen. Was mache ich denn noch mit dem Kapital, mit dem Kapital? Was ich brauche, Muss ich Maschinen kaufen, mit denen ich jetzt produziere. Und diese Maschinen sind teuer. Und das Wesen dieser Maschinen ist vor allem, dass sie in fünf, acht Jahren veraltet sind. Da brauche ich nämlich neue. Da geht das besser. Oder anders. Oder neuer oder schneller oder wie auch immer. Oder zumindest sind die Maschinen einfach kaputt, die ich da hatte und dann brauche ich neue. Das heißt, ich muss ständig einen Preis haben, nachher an meinem Produkt, wo ich etwas zur Seite lege dafür, dass ich neue Produktionsmittel kaufe. Kommt ihr mit? Das ist ganz normal. Das ist unsere heutige Wirtschaftswelt, unser wirtschaftliches Gebaren, unser wirtschaftliches Verhalten. So müsste jeder vernünftige Unternehmer da vorgehen. Das heißt, ich muss ständig mehr Preis haben als nur für die Produktion und für meine Mitarbeiter.

Und so weiter. Ich muss ständig etwas zur Bank legen, damit ich übermorgen mir eine neue Maschine kaufen kann. Ganz normal. Das muss man machen. Man denkt immer: "Oh, diese Unternehmer, da wird noch schnell noch das verdient. Und die wollen so ganz gigantisch reich werden und so." Das stimmt erst mal gar nicht, sondern erst mal ist das Wesen der Industrie, des Handels, der dieser ganzen Welt, so dass ich sozusagen einen Preis erzielen muss, wo ich etwas zur Seite lege.

Und mit diesem zur Seite Gelegten kann natürlich eine Bank irgendwie arbeiten und so, aber im richtigen Moment muss ich dann sehr schnell auch einen fetten Kredit bekommen oder eben davon wieder vieles zurück. Und noch was obendrauf, damit ich die neueste Maschine kaufen kann, damit die Produktion weitergeht.

Und in der Landwirtschaft ist das völlig uninteressant. Ich brauche so viel Geld für mein Produkt, dass ich das weitermachen kann, was ich tue. Und es funktioniert umso besser, je weniger ich bezahlen muss. Irgendwas. Natürlich brauche ich auch eine Maschine, weil wir heute eine relativ industrialisierte Landwirtschaft machen. Aber das Wesen der Landwirtschaft ist gar nicht so, dass ich ständig Produktionsmittel brauche, die ich verbrauche. Sondern innerhalb dieses Prozesses entsteht wie von selbst das Bessere und das neue Produktionsmittel. Das habe ich versucht, an dem Kalb und der Kuh klarzumachen.

Und es ist bei den Pflanzen genauso. Indem ich einen guten Weizen habe, indem ich einen guten Weizenanbau gemacht habe, habe ich auch das Saatgut für das nächste Jahr. Und das ist mit eines der wesentlichsten Produktionsmittel in der Landwirtschaft. Genauso wie das Kalb, aus dem eine Kuh werden kann, die ich wieder melken kann. Also das ist wirklich genau umgekehrt. Und heute ist die Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht doch Industrie geworden, auch die biologisch-dynamische.

Auch die ökologische Landwirtschaft muss sich ständig täglich diese Frage stellen: Wo will ich wie weit in diese Seite gehen? Wo will ich wie weit ein Unternehmer werden, der eigentlich etwas braucht aus der industriellen Welt, aus der industriellen und Fertigungswelt, die so tickt? Um eine Landwirtschaft zu machen. Und das muss man sehr bewusst tun. Ich will gar nicht sagen, das ist verkehrt und das darf man nicht oder so, sondern ich bitte darum, dass ihr sozusagen irgendwann Landwirte und Gärtner und Unternehmer und Forstwirte und Tierhalter und Obstbauer werdet, die das nicht unbewusst tun, die sich bei jeder dieser Entscheidungen klar werden: Aha, jetzt brauch ich das aus dieser Welt da drüben, die ganz anders tickt. Und wie mache ich das, dass ich das wieder bezahlen kann?

Nicht mehr ist dann so glücklich, dass man neuen Schablonen, neuen Misstrauen usw. hat. Und eigentlich muss man sich schon bei der ersten Fahrt klarmachen: Hoppla, in sieben, acht, neun, zehn Jahren wirst du das Ganze wieder neu brauchen. Du musst also jetzt deine Ökonomie so einrichten, dass du in sieben, acht, neun, zehn Jahren einen neuen Schlepper hast, weil der alte wird es dann nicht mehr tun. Du kannst ja noch eine Weile dran rumreparieren und es ist ganz gut. Die Landwirte schaffen das vielleicht auch auf zwölf und 15 Jahre oder so, aber irgendwann ist Schluss.

[00:25:00] Neuausrichtung der Landwirtschaft: Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven

Mit der Kuh ist das genau umgekehrt. Mit dem Boden ist das genau umgekehrt. Mit der Pflanze ist es genau umgekehrt. Überall entsteht das Neue, ja das sogar ein bisschen bessere Neue, wie von selber im Vorgang dieser Landwirtschaft selbst. Und indem wir eben das Saatgut nicht mehr im eigenen Hof herstellen, indem wir eben den Boden so bearbeiten müssen, dass wir da ständig noch Dinge hinzutun müssen, verlassen wir immer mehr dieses grundsätzlich landwirtschaftliche Prinzip.

Und das ist heute weit fortgeschritten in der konventionellen Landwirtschaft. Das ist aber auch in der ökologischen und auch in der biodynamischen Landwirtschaft durchaus eine große, wichtige Frage. Wie viel industrielles Produktionsgebaren, will ich es mal nennen, oder die Haltung, die eigentlich eben typisch ist für die Industrie? Wie viel hat die da? Ein Zug. Und da möchte ich jetzt etwas kurz vor ich gehe jetzt weiter kurz vorbringen, das lasse ich auch ein paar Tage hier.

Ich mache es so, dass ich jetzt immer Bücher und Literatur oder so mitbringe und lass das auch hier dann liegen oder hinten auf dem Flügel. Und das dürft ihr und sollt ihr gerne lesen, aber bitte hier im Raum lassen. Das liegt einfach daran, dass ich dann zum Vorbereiten doch noch mal reingucken möchte. Und das ist manchmal ganz spät abends oder sehr früh morgens oder so, und dann will ich euch das nicht irgendwo in den Zimmern hervorholen, weil das weiß ich dann nicht, wo es ist. Also bitte im Raum lassen.

Und dieses hier ist jetzt eine Studie, nicht von irgendwelchen Öko-Leuten, auch nicht von irgendwelchen biologisch-dynamischen Leuten, sondern von einer englisch-amerikanischen Gesellschaft, die also solche Studien macht: Die Zukunft der deutschen Landwirtschaft nachhaltig sichern. Und das ist entstanden aus einer sehr interessanten Sache, dass nämlich hier in Frankfurt oder deutschlandweit, aber der Hauptsitz ist eben hier in Frankfurt, gibt es dieses Denken: Bergische Naturforschende Gesellschaft. Denkt man erst mal: Ja, das ist so eine alte Oper. Da sitzen so ältere Herren und sprechen so dies und das. Das ist nicht der Fall, sondern es ist wirklich einer der besten, größten und interessantesten deutschen Naturforschungsunternehmen, muss man heute sagen. Große Museen, aber eben auch viel aktuelle Forschung wird von denen ermöglicht und gesteuert.

Zum Beispiel dieses Schiff, was da jetzt im vorvergangenen Winter sich hat einfrieren lassen, also vor einem Jahr in der Arktis. Ich weiß nicht, ob ihr das mitgekriegt habt. Dieses Forschungsschiff, die teuerste Expedition, die wohl je in die Arktis gemacht wurde, wo ein Schiff mit unglaublich vielen Forschern sich hat einfrieren lassen in dem Eismeer und unglaublich viel Untersuchungen gemacht hat. Das hat die Senckenberg Gesellschaft finanziert und ermöglicht. Also Spitzenwissenschaftler, die eben vieles untersuchen in Bezug auf die Natur. Und die haben die Frage entwickelt: Was ist eigentlich mit der Landwirtschaft?

Und dann sind sie durch die Gegend gezogen und haben gesucht: Wer kann uns denn da mal ein Gutachten machen? Und sie sind gelandet bei einer Consulting-Organisation, einer englischen Consulting-Organisation, und die hat ihnen diese Studie gemacht und die ist am Ende des letzten Jahres herausgekommen. Sie ist jetzt ein gutes Jahr alt und da gibt es sehr lesenswerte Passagen und diese Studie kommt jetzt zu interessanten Ergebnissen. Da ist nämlich das so, dass wir heute sagen können: Die Landwirtschaft braucht Bedingungen der Natur, die zu regenerieren, die wiederherzustellen sind. Landwirtschaft verbraucht heute Natur. Wenn wir das Bild von vorhin haben, dann ist klar: Landwirtschaft erzeugt eigentlich Naturkulturbedingungen, die nachhaltig sind.

Und in dieser Studie und überall, das wissen wir natürlich alle längst, und deshalb sitzen auch viele von euch ja überhaupt hier, ist klar: Unsere Art von Landwirtschaft verbraucht ständig Werte von Natur. Also das Wasser wird durch Landwirtschaft schlechter, die Luft wird durch Landwirtschaft angereichert mit Methan, klima wirksam. Die Landwirtschaft verbraucht Energie. In der Summe eine ganz unmögliche Sache eigentlich. Heute sogar in vielen Betrieben, ja sogar in den Betrieben, der Fall, dass unterm Strich sozusagen die gesamte Produktion, wenn man das alles anschaut, da wird sogar Energie verbraucht, was eigentlich ganz unmöglich ist.

Landwirtschaft kann sehr wohl so eingerichtet sein, dass sie zumindest autonom ist in Bezug auf die Energie und so weiter und so weiter. Wir haben also viele, viele Stellen, an denen landwirtschaftliches Arbeiten heute dazu führt, dass zwar vielleicht hohe Ertragsmengen entstehen, aber ein Verbrauch von Natur. Und dieser Verbrauch von Natur, diese Umweltschäden, dieser Energieverbrauch usw., das haben diese Leute nun quantifiziert. Die haben die deutsche Landwirtschaft, nur die deutsche Landwirtschaft ins Auge gefasst und haben versucht, alles zusammenzukriegen, was sie kriegen können.

Also die haben sozusagen gesagt: Was wird da produziert, welche Werte sind es und was ist der Preis dafür? Wie hoch muss eigentlich dieser Verbrauch an Energie, dieser Verbrauch an Umwelt, dieser Schaden der Landwirtschaft angesehen werden? Und teilweise haben sie das dann wieder auf Hektar zurückgerechnet. Teilweise habe ich das gemacht, um euch sozusagen ganz mundgerechte Zahlen zu bringen. Dieser Verbrauch von Landwirtschaft, von Natur, und jetzt mache ich Natur in Anführungsstrichen, weil ich da eben auch Energie drunter subsumiere, alles. Und da kommt diese Studie auf einen Wert von 5.800 € pro Hektar und Jahr deutsche Landwirtschaft.

Und dann macht diese Studie natürlich vorher einmal: Was wird denn umgesetzt? Umsatz, nicht Gewinn, Umsatz. Und da wird alle tierische Produktion zur Produktion mit hinzugezählt, also nicht die Verarbeitung von irgendwelchen Metzgereien oder Molkereien oder so, sondern die Erzeugung, die Erzeugung von tierischer. Alles, was mit den Ställen, alles was mit der Tierhaltung zusammenhängt, wird miteingerechnet und ebenfalls auf Hektar umgerechnet. Ohne Förderung, also nicht EU-Agrarförderung oder so oder irgendwelche sonstigen Subventionen. Nur das, was wirklich erzeugt wird, kommt hier mit. Diese wirkliche Erzeugung ist 1.380 € pro Hektar und Jahr inklusive der Tiere.

Wie hoch ist die Subvention? So ganz ungefähr. In Deutschland, nicht in der Schweiz, da ist sie sehr viel höher. In Hessen sind wir jetzt bei 350 oder so öko. Und wenn es da noch eine Naturschutzleistung gibt, ist es auch noch mal ein bisschen höher. Und so weiter. Aber im Durchschnitt, ich glaube EU-weit, ist es sogar unter 300 €. Ungefähr da liegt das. Nur, dass man mal so ein bisschen so ein Gefühl hat. Ungefähr 300 € Förderung aus der Gesellschaft, ungefähr 1.300 €, 1.400 € Umsatz pro Hektar. Und jetzt ist das natürlich eine konventionelle Zahl, wenn man mal alle Schädigungen rechnet, alles, was verbraucht wird, was ja eigentlich gar nicht typisch ist für Landwirtschaft.

Wenn wir an das Urbild oder an das, was ich vorhin versucht habe zu entwickeln, denken, was eigentlich Landwirtschaft ist, das wieder hervorbringen von dem, was sie braucht, ja, sogar eine Verbesserung der Welt. 5.800 €. Und ich frage mich wirklich, wenn so was veröffentlicht wird, warum schreit man nicht? Sagt man nicht: "Irgendwas stimmt doch überhaupt gar nicht. Nicht irgendwas, sondern alles, alles mit Landwirtschaft kann doch so nicht weitergehen." Das stimmt doch. Das kann doch gar nicht sein. Wenn alles, was Schaden ist, wesentlich höher ist als das, was Umsatz ist, nicht Gewinn. Der Gewinn ist ja noch viel geringer.

Wenn man so sagen würde: "Naja, von dem Gewinn sind zehn, 20 % sind Schaden." So ungefähr tut man ja heute, so ist so das Gefühl, was und so in der Gesellschaft, wenn irgendwo Diskussionen sind oder Artikel geschrieben werden oder so, auch in unseren lieben Öko-Zeitungen und so, ist eigentlich das die Haltung. Ja, also die konventionelle Landwirtschaft, da braucht es doch einen ganz schönen Teil von dem, was da eigentlich gemacht wird, muss man nachher wiederverwenden, um die Schäden zu. Das stimmt gar nicht. Das, was da entsteht, ist nur ein kleiner Teil von dem Schaden. Wir bezahlen halt diesen Schaden nicht, der entsteht ständig.

[00:30:00] Notwendigkeit einer grundlegenden Neuausrichtung der Landwirtschaft

Wenn man den aber wirklich mal bewertet, wenn Wirtschafts- und ökologische und landwirtschaftliche und sonst solche Fachleute da mal hergehen und sagen: "Was, wie kann ich eigentlich diesen Schaden bemessen?", dann kommen die zu so einer Größe. Also da muss man doch sagen: Schluss. Das hat alles so gar keinen Sinn. Wir müssen uns eigentlich völlig neu darüber unterhalten: Was ist Landwirtschaft, was wollen wir und wie soll die denn gehen? An dem Punkt stehen wir und das ist mir eigentlich die wichtigste Aussage heute Morgen. Es geht nicht darum, ein bisschen besser. Es geht nicht darum, noch vielleicht ein bisschen nachhaltiger oder ja, so eine gewisse Kurskorrektur oder so, sondern wir stehen wirklich an der Stelle, die Sache neu erfinden zu müssen. So kann das nicht mehr weitergehen.

Und es ist keine nette moralische Frage für unsere nächste Generation oder so, sondern das ist eine Überlebensfrage von heute und morgen. Und wir haben in der Gesellschaft eine einzige Sache, die steht fest: Wir tun so, als wäre das nicht so! Der große Konsens besteht darin und leider, leider sind wir da auch. Vieles Ökologische und bio-Dynamische ist da auch so. Wir tun so, als wär das ja zu fünf %. Ich will nehmen so fünf % davon ernst. Weil es eigentlich so erschreckend ist, weil es eigentlich so wahnsinnig ist, was da passiert, dass man es fast nicht aushält, wenn man sich wirklich klar macht.

Und nun hat es ja die letzten Jahrzehnte. Irgendwie ist es doch immer weitergegangen. Und da denkt man: "Na ja, die Zahl wird nicht stimmen, die werden irgendwas überbewertet haben." Und so, und ich will ja gar nicht jetzt euch sagen, so was muss man glauben. Oder dass das Ultimative, diese sieben Professoren, die da mit ihren Wissenschaftsinstituten zusammengearbeitet haben, irgendwie ein, zwei Jahre diese Studie gemacht haben. Das kann man ja auch wieder vergessen. Man braucht ja nur rausgucken in die Landwirtschaft und sehen, was eigentlich los ist.

Es geht nicht darum, ein bisschen besser, ein bisschen anders, ein bisschen irgendwie zu verbessern, sondern wir müssen diese Sache ganz neu denken und dann auch neu machen. So geht es nicht weiter. In Frankreich hat man ausgerechnet, das ist schon einige Jahre her, die Nitratbelastung, die durch die mineralische Stickstoffdüngung passiert im Grundwasser, die muss wieder aus dem Grundwasser herausgeholt werden. Relativ komplizierte Technik. Es ist nicht so ganz einfach, mit Wasser zu entscheiden, wie fixieren die Nitrat herauszuholen, damit man das als Wasser trinken kann. Und das kostet viel Energie. Das sind teure Anlagen, die ständig gewartet werden müssen. Und so weiter. Und da hat man ganz klar, das kann eigentlich jedes Kind heute in der Schule lernen. Das kostet mehr als der ganze Effekt von diesem Dünger. Aber man macht das brav weiter, weil alle sozusagen diese Vereinbarung haben: Wir tun so, als wäre da nichts. Es ist doch immer gegangen. Wir machen einfach mal weiter.

Ich will euch jetzt nicht einen schlechten ersten Tag irgendwie machen oder irgendwie Hoffnungslosigkeit verbreiten. Gar nicht. Ich bin sehr hoffnungsvoll. Ich bin sogar nicht nur hoffnungsvoll, sondern ich bin ganz sicher, dass wir diese Art von neuer Landwirtschaft, dass wir die können und dass wir die auch immer besser machen werden. Aber man muss schon einmal auch wirklich darauf gucken, dass die Situation nicht so ist, wie es uns immer wieder vorgegaukelt wird. Ja, wir haben ein paar Probleme, aber wir werden das schon beheben.

Es kommt wirklich darauf an, ganz neu daran zu gehen und zu merken, dass wenn wir Landwirtschaft industriell machen, dass wir dann sehr bald in einer Situation sind, die gar nichts mehr mit Landwirtschaft zu tun hat. Das wollte ich heute Morgen rüberbringen. Herzlichen Dank fürs Zuhören. Soweit für heute. Und jetzt machen wir einen kleinen Moment, sozusagen noch sitzen bleiben und eine Minute nachsinnen. Und vor allem die Fragen, die jetzt da aufgetaucht sind, kurz festhalten. Dass ihr die festhalten könnt, dass sie dann wieder zu mir kommen können. Dass ich sie dann mit einbeziehen kann in den nächsten Morgen.

[00:35:00] Abschluss und Vorbereitung für den nächsten Tag

Morgens möchte ich gerne immer so einen Schwung machen, einen solchen Bogen spannen. Dass man ein Thema sozusagen mal en bloc behandeln kann. Und abends dann diese Stunde, die da Betriebsberechnung heißt, die funktioniert nur mit Frage und Antwort. Da sind wir komplett im Dialog, da mache ich nichts frontal. Da versuchen wir das kleine Einmaleins der Landwirtschaft auch eben mit Zahlen zu fassen, aber eben auch sonst grundsätzlich. Und da gilt dann: Die dümmste Frage ist die allerbeste. Da soll es so sein, dass jedes Thema, was wir behandeln, behandeln wir so lange, bis keiner mehr eine Frage hat. Also da darf man mir sozusagen Löcher in den Bauch fragen und eben auch vor allem die Sachen fragen, wo man meint, man traut sie sich nicht, weil die sollten eigentlich schon klar sein. Meistens sind das die allerbesten Fragen.

Also bitte hinnehmen. Bitte verzeihen, dass ich morgens einfach mal versuche durchzusprechen und einfach das kurz aufschreiben, wenn Fragen dazwischen sind. Die kann man auch gerne mir dann nachmittags geben oder zwischendurch oder jetzt gleich. Ich versuche, die dann am nächsten Tag mit einzubauen. Und wir werden morgen einsteigen und versuchen. Wie ist denn überhaupt Landwirtschaft entstanden? Das wird dann die nächsten Tage unser Thema sein und das auch ein bisschen dann durch die Geschichte durchgehen und versuchen zu verstehen, was eigentlich diesem, dieser unglaublichen Welt, diesem unglaublichen Wesen Landwirtschaft, was dem zugrunde liegt, wie das überhaupt entstehen konnte. Herzlichen Dank, dass ihr die ganze Zeit.