Biologisch-dynamische Landwirtschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter '''biologisch-dynamischer Landwirtschaft''' versteht man die Bewirtschaftung nach [[A:anthroposophie|anthroposophischen]] Grundsätzen nach [[A:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]].<blockquote>''"Wir sind auf einer Mißion: zur Bildung der Erde sind wir berufen."<ref>[[wikiquote:Novalis|Novalis, eigentlich: Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, (1772-1801) in Blütenstaub §32]] </ref>(Novalis)''</blockquote>
 
Unter '''biologisch-dynamischer Landwirtschaft''' versteht man die Bewirtschaftung nach [[A:anthroposophie|anthroposophischen]] Grundsätzen nach [[A:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]].


== Grundlagen ==
== Grundlagen ==

Aktuelle Version vom 7. Juni 2024, 08:40 Uhr

Unter biologisch-dynamischer Landwirtschaft versteht man die Bewirtschaftung nach anthroposophischen Grundsätzen nach Rudolf Steiner.

"Wir sind auf einer Mißion: zur Bildung der Erde sind wir berufen."[1](Novalis)

Grundlagen

Der landwirtschaftliche Betrieb wird als Organismus und Individualität angesehen, ähnlich einem physischen Körper geht es um das harmonische Zusammenspiel der beteiligten Organe. Angestrebt ist eine Vielseitigkeit, jedoch im richtigen Verhältnis zueinander. Zum Beispiel das richtige Verhältnis des eigenen Futterbaus und der Art und Menge der gehaltenen Tiere. Das Ideal ist, dass möglichst keine oder nur alternativlose Roh- und Hilfsstoffe dem Hoforganismus von außen zugeführt werden. Hier ist die Hoftorbilanz zu beachten, es kann nicht mehr den das Hofgelände verlassen, als es die Naturgrundlage der Hofindividualität geben kann.

Rohstoffe und Hilfsmittel, welche nicht aus der eigenen biologisch-dynamischen Erzeugung stammen, unterliegen kontrollierten Einschränkungen. D.h. zum Beispiel, dass die Tiere in einem biodynamischen Betrieb nicht mit konventionell erzeugten Stoffen gefüttert werden dürfen. Da der Aufwand für die Erzeugung nach kontrolliert biodynamischen Kriterien i.d.R. Ressourcenaufwändiger ist, nämlich beispielsweise durch den Verzicht auf mineralische Kunstdünger und den Verzicht von den meisten im konventionellen Landbau verwendeten Pestiziden, macht es die Aufzucht und Fütterung deutlich kostenaufwendiger.

Ein zentraler Aspekt der biodynamischen Wirtschaftsweise ist die Frage der Düngung. Im Mittelpunkt steht der Kuhdung, die Ausscheidung der Kühe, welcher bis dato für die Humusbildung der Wirtschaftsflächen (Weide- Acker- und Gartenbau) als das beste Düngemittel gilt. D.h. der biologisch-dynamische Landwirt entwickelt die Frage der Hofindividualität anhand der zur Verfügung stehenden Flächengrößen und des Fruchtbarkeitsvermögens der Flächen, und leitet daraus ab, wie viel Vieh für den Standort erforderlich ist. Eine gesunde Landwirtschaft kann nicht einseitig ausgerichtet sein, es liegt daher im Interesse des Landwirtes für Vielfalt zu sorgen. Dazu gehören das Anlegen von Hecken und Wasserstellen/ Biotopen, aber auch Blühstreifen für Insekten und diversifizierte Bäume und Hecken mit unterschiedlichem Blütezeitpunkten für zum Beispiel Insekten werden angestrebt.

Durch eine harmonische Fruchtfolge, der pünklichen Bodenbearbeitung, und der Verwendung von geeigneten Pflanzensorten kann auf dein Einsatz von chemischen Pestiziden (Insektizide, Fungizide, Herbizide) verzichtet werden. Jedoch es gibt wenige Ausnahmen, wie z.B. dem Einsatz von Kupfer im Obst- und Weinbau, welche ja auch den Charakter von Monokulturen haben können.

Charakteristisch für die biologisch-dynamische Landwirtschaft ist der Einsatz von den sogenannten Präparaten. Es gibt unterschiedliche, welche hauptsächlich zur Stützung der Bodenfruchtbarkeit- oder des Blühverhaltens, oder der Verbesserung des Kompost dienen sollen.

Im Bereich der Züchtung von Pflanzen wird das Ziel verfolgt, die Pflanze "wesengemäß" zu züchten. Daher ist auch die konsequente Ablehnung der Gentechnik[2] zu verstehen.

Wissenschaftliche Ergebnisse zur Wirksamkeit der biologisch-dynamischen Methode

Die Wirkung der biologisch-dynamischen Methoden und Präparate ist im Gegensatz zu den biologisch-organischen mit den gängigen naturwissenschaftlichen Methoden nicht in allen Fällen schwer nachzuweisen. Jedoch existieren mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die einen signifikant messbaren Anstieg von Lebendigkeit der bewirtschafteten Böden schon nach einigen Jahren biologisch-dynamischen Anbaus gemessen an der Artenvielfalt und Menge von Mikroorganismen beweisen. Siehe auch den Vortrag von Dr. Jürgen Fritz von der Universität Kassel-Witzenhausen über die Wirkung der Präparate auf das Mikrobiom.

Forschungsarbeiten des anthroposophienahen Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL) über mehr als 20 Jahre legen nahe, dass im Vergleich zu konventioneller und organisch-biologischer Landwirtschaft in der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise durch den Einsatz der Biologisch-Dynamischen Präparate die Fruchtbarkeit des Bodens erhöht werden konnte.[3] Bei den wesentlichen Parametern wie Biomasse der Regenwürmer, Anzahl der Beikräuterarten oder Anzahl der Laufkäferarten lagen die biologisch-dynamisch gepflegten Versuchsflächen meistens vor den organisch-biologisch und konventionell bewirtschafteten. Diese Auswertung ist als DOK-Versuch (dynamisch, organisch, konventionell) bekannt.[4] Des Weiteren konnte das Darmstädter Institut für Biologisch-Dynamische Forschung, ebenfalls eine anthroposophienahe Einrichtung, zeigen, dass die Artenvielfalt, die Menge von Mikroorganismen und der Humusgehalt der bewirtschafteten Böden schon nach einigen Jahren biologisch-dynamischen Anbaus signifikant ansteigt.[5]

Praxis

Der landwirtschaftliche Betrieb mit seiner einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt wird als lebendiger Organismus angesehen. Rinderhaltung, hofeigenes Saatgut und Futter, Düngung mit kompostiertem oder fermentiertem Wirtschaftsdünger (Präparate) und Leguminosenanbau sind die Basis für einen autarken Hofkreislauf, in dem Boden, Pflanzen, Tiere und Menschen im harmonischen Gleichgewicht leben und sich zu einem vitalen Gesamtorganismus zusammenschließen können. Statt chemischer Mineraldüngung und Schädlingsbekämpfung werden in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise spezielle Kräuter-, Quarz- und Mistpräparate für die Düngung, Schädlingsbekämpfung und Kompostbereitung eingesetzt. Präparate aus Kuhdung und aus Heilpflanzen wie Löwenzahn oder Baldrian fördern die Lebendigkeit des Bodens. Die Komponenten werden dynamisch mit Wasser verrührt, wodurch sich ihre feinstofflichen Qualitäten entfalten, und in homöopathischer Verdünnung ausgebracht. Alle Vorgänge, von der Präparatbereitung bis zur Ausbringung, müssen zur rechten Zeit erfolgen, die durch die Wechselwirkung irdischer und kosmischer Rhythmen bestimmt wird. Dass bei abnehmendem Mond geschlagenes Holz wesentlich widerstandfähiger ist, wird heute schon weitgehend allgemein anerkannt; nicht weniger wirken aber auch andere kosmische Rhythmen bedeutsam auf die irdischen Lebensvorgänge ein (Konstellationsforschung).

Heute kann die biologisch-dynamische Landwirtschaft auf eine 80-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Biologisch-dynamisch hergestellte Produkte werden häufig, aber nicht ausschließlich, unter der Marke Demeter vertrieben.

Geschichte & Entstehung

Schloss Koberwitz (1910)

Schon in den 1920er Jahren konnten sensible Zeitgenossen bedenkliche Beobachtungen machen. Vor allem Landwirte, Gutsbesitzer und Lebensmittelverarbeiter, die der Anthroposophie Rudolf Steiners nahe standen, machten die Entdeckung, dass die Nahrungsmittel, mit denen sie täglich zu tun hatten, weniger gut zu schmecken begannen. Kein Vergleich war mehr möglich zwischen der Kartoffel, die man noch in der Kindheit genossen hatte. Aber auch beim Getreide und anderen Kulturen war ein Nachlassen der Vitalität/Qualität zu bemerken. Die mineralische Stickstoffdüngung entwickelte sich nach dem Erscheinen des Hauptwerks von Justus Liebig (1803–1873) zusammen mit der industriellen Massenproduktion von Nahrungsmitteln.

In Wissenschaft und Praxis waren keine Ambitionen zur Erhaltung der Nahrungsmittelqualität und der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge zu verzeichnen, und so erhoffte sich ein zunächst recht kleiner Kreis von Menschen, aus der Anthroposophie heraus neue Impulse für den Landbau.

Im Jahre 1924 entschloss sich Rudolf Steiner auf Einladung der Gräfin Johanna und des Grafen Karl von Keyserlingk und den Bitten anderer Landwirte und Gutsbesitzer folgend, einen Landwirtschaftlichen Kursus abzuhalten, der die geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft legen sollte. Dieser Kurs fand zur Pfingstzeit auf dem Gut Koberwitz, nahe Breslau satt. Vor etwa 100 Teilnehmern hielt Rudolf Steiner acht Vorträge, an die sich Aussprachen anschlossen. Es wurden Themen wie das Zusammenleben von Erde und Kosmos und die planetarischen Wirkungen auf die Erde und deren Bewohner behandelt.

Literatur

  • Adalbert Graf von Keyserlingk: Koberwitz 1924. Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft, Hilfswerk Elisabeth 1985, ASIN B0050G36Q4; Neuauflage: Books on Demand 2018, ISBN 978-3752862775
  • Hugo Erbe: Präparate zur Förderung des elementarischen Lebens im biologisch-dynamischen Land- und Gartenbau, Lohengrin-Verlag, Tellingstedt 2003
  • Christian von Wistinghausen, Wolfgang Scheibe, Eckard von Wistinghausen, Uli Johannes König: Anleitung zur Herstellung der Biologisch-Dynamischen Präparate, Arbeitsheft Nr. 1, 4. erweitere Auflage, Verlag Lebendige Erde, Darmstadt 2007, ISBN 3-921536-56-0
  • Christian von Wistinghausen, Wolfgang Scheibe, Eckard von Wistinghausen, Uli Johannes König: Anleitung zur Anwendung der biologisch-dynamischen Feldspritz- und Düngerpräparate, Arbeitsheft Nr. 2, Verlag Lebendige Erde, Darmstadt 2005, ISBN 978-941232-07-5
  • John Paull: Biodynamic Agriculture: The Journey from Koberwitz to the World, 1924-1938. in: Journal of Organic Systems, 6(1), 2011 academia.edu
  • John Paull: The Pioneers of Biodynamics in USA: The Early Milestones of Organic Agriculture in the United States, in: American Journal of Environment and Sustainable Development Vol. 6, No. 2, 2019, pp. 89-94 academia.edu
  • Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, 8. Auflage, GA 327 (1999) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org rsarchive.org
  • Maria Thun: Anbauversuche über Zusammenhänge zwischen Mondstellungen im Tierkreis und einzelnen Kulturpflanzen. Mit einer statistischen Nachprüfung der Ergebnisse. 32 Seiten. Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise, Darmstadt 1966; 3. erweiterte Auflage, 105 Seiten: Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1973 ISBN 3772510280
  • Maria Thun: (mit Hans Heinze) Weitere Berichte über Mond-Konstellationen und Wachstum von Kulturpflanzen. Nachbau-Versuche und Auswirkungen von Quarz-Behandlungen. Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise o. J.
  • Maria Thun: Milch und Milchverarbeitung. Aus der Konstellationsforschung erarbeitet. 52 Seiten. Aussaattage Thun-Verlag 1984; 1991 ISBN 3928636006
  • Maria Thun: Unkraut- Pilz- und Schädlingsregulierung (Aus der Sicht der Konstellations- und Potenzforschung). 87 Seiten. Biedenkopf, Thun-Verlag, 3. Auflage 1991 ISBN 3928636057
  • Maria Thun: Das Bild der Sterne im Wandel der Zeit. Unter besonderer Berücksichtigung "Seltener Konstellationen 1991". Thun-Verlag, 64 Seiten. ISBN 3928636014
  • Maria Thun: Hinweise aus der Konstellationsforschung für Bauern, Weinbauern, Gärtner und Kleingärtner. 210 Seiten. Thun-Verlag 1991; 1994 ISBN 392863609X
  • Maria Thun: (Zusammenstellung von Angelika Throll-Keller) Erfahrungen für den Garten. Aussaattage, Pflanzzeiten, Erntetage. 124 Seiten. Franckh-Kosmos Verlag (1994) ISBN 3440067386
  • Maria Thun: Bäume, Hölzer und Planeten. 136 Seiten. Aussaattage Thun-Verlag 1999 ISBN 3928636189
  • Maria Thun: Mein Jahr im Garten: 100 wertvolle Tipps. 117 Seiten. Kosmos (Franckh-Kosmos) 2004 ISBN 978-3440098806
  • Maria Thun: Gärtnern nach dem Mond mit Maria Thun: Aussaattage, Pflanzzeiten, Erntetage. 221 Seiten. Kosmos (Franckh-Kosmos) 2009 ISBN 978-3440121931

Periodika

  • Maria Thun: mit Matthias K. Thun: Aussaattage, Thun-Verlag (jährlich seit 1963).
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz
Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com. Freie Werkausgaben gibt es auf fvn-rs.net, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und
Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Ausführliche bibliografische Informationen mit Volltextsuche in allen derzeit verfügbaren Online-Ausgaben bietet die Steinerdatenbank.de.

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Sonstiges:

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Einzelnachweise


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