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Manfred Klett - Feier zur Buchveröffentlichung: Von der Agrartechnologie zur Landbaukunst
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Film |
Einleitung
Dr. Manfred Klett gehört zur zeitgenössischen Speerspitze der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Seine Biografie ist geprägt von Schaffensimpulsen, die in die weite Welt hinaus zielten. Mit 88 Jahren kam es zur Erscheinung seines Buchs «Von der Agrartechnologie zur Landbaukunst». Manfred zu Ehren, fanden sich am 18. Juli 2021 im Rahmen einer kleinen Überraschungsfeier einige seiner Wegbegleiter auf dem Dottenfelderhof ein. In der dieser Filmdokumentation kommen Martin von Mackensen, Ueli Hurter und Manfred selber zu Wort. Am Rande der Feierlichkeit entstanden auch noch draußen, im Innenhof des Dottenfelderhof, Interviews rund um die Fragestellung, was die Gäste persönlich mit Manfred Klett verbindet. Mit Thomas Lüthi, Albrecht Römer, Fabio Brescacin und Ueli Hurter.
Martin von Mackensen spricht 0:00:07
Begrüßung durch Martin von Mackensen 0:00:07
Ja. Einen wunderschönen guten Morgen. Ich bin ganz froh, dass wir das hier heute so machen können. Und natürlich haben sich der eine oder andere früher oder später auch wieder abgemeldet. Und als sie die Idee hatten, das hier heute so zu machen, da war eigentlich gleich klar: Wir wollen keinen großen Saal und 300 Leute, sondern heute soll im Mittelpunkt stehen die Möglichkeit, mit dem Manfred zu sprechen über das eine oder andere im Anschluss. Es ist also kein drei Stunden Programm.
Erinnerung an Georg Glöckler 0:00:49
Und nun möchte ich gar nicht viel sagen, auch zu dem Buch, und so weiter, sondern ich möchte eigentlich an dieser Stelle eine Persönlichkeit mit hier herein rufen, die ganz inniglich über viele Jahrzehnte mit dem Manfred verbunden ist: Der Georg Glöckler. Und als wir das geplant haben hier, da war mir sofort klar, jetzt würde der Schorle sagen: Da muss Beethoven her, da muss Beethoven gespielt werden! Und das war so über die letzten 10, 12, 15 Jahre, dass er oft auch hierher kam, der Georg Glöckler, ohne einen Anlass.
Es gab also keinen Unterricht oder so, sondern er kam einfach, weil er auf der einen Seite den Manfred und die Li besuchen wollte, und auf der anderen Seite insbesondere meinen Kindern geholfen hat, gut in der Schule zu sein, zu ermuntern, dass sie Musik machen und viele Fragen mit mir zu besprechen. Und dann ging er einmal zu Manfred rüber und dann kam er zurück und hat gesagt: "So, jetzt haben wir wieder besprochen, wie alles zu verstehen ist. Und im Übrigen muss der Manfred jetzt wirklich mal das alles aufschreiben. Das mit den Präparaten, das ist so wichtig, das muss jetzt aufgeschrieben werden. Ich habe es ihm noch mal gesagt."
Und ich spüre wirklich seine Freude, dass das so zu Ende gekommen ist, dass das möglich gewesen ist, dass das jetzt vorliegt. Und damit möchte ich meine Worte an dieser Stelle schon beenden.
Und wir hatten eigentlich ein anderes Stück ausgesucht, aber ich bin ganz froh. Bent, der spielt hier öfters, begleitet in den Kursen oft die Eurythmie morgens, was eine unglaubliche Bereicherung ist, muss man sich ja vorstellen: Der Eurythmist morgens um sieben und der Klavierspieler morgens um sieben da. Und das ist wichtig und gleichzeitig eine unglaubliche Herausforderung im Januar und Februar - nicht in so einer schönen Jahreszeit, und ich habe ihn gebeten zu spielen, und er macht es gern, und ich freue mich. Und im Anschluss wird der Ueli ein bisschen was zu der ganzen Situation sagen, die da entstanden ist durch dieses Buch und der Manfred selber auch.
Und im Einverständnis mit Manfred haben wir eben gesagt, wir wollen das filmen. Es ist sozusagen ein persönliches Verhältnis entstanden zwischen François Hagdorn und Manfred und auch mir und manchen anderen hier auf dem Hof - doch manches zu dokumentieren. Und ich bitte euch, das sozusagen mit Verständnis zu akzeptieren. Manfred schätzt das sogar, dass die Sachen nicht verloren sind. Und dann hören wir den Bent mit dem langsamen Satz aus der achten Sonate der Pathetique.
Musik ...
Ueli Hurter spricht 0:09:08
Begrüßung und Einführung durch Ueli Hurter und Vorstellung des Buchs 0:09:09
Ja, lieber Manfred, liebe, Li, liebe Freunde, es ist aus dem Kreis der Freunde, die wir hier versammelt sind, mir zugekommen, jetzt etwas zu sagen zu dem Buch. Und ich hoffe, ich kann so sprechen, dass du das verstehen kannst, Manfred. Ist das der Fall? Kannst du das verstehen? Und das darum, weil ich das Entstehen dieses Buches, wo es dann als Manuskript fertig gewesen ist oder am fertig werden war, und zu einem Buch hat werden wollen, begleiten konnte. Das Projekt ist über die Sektion gelaufen, und von daher weiß ich schon, was drinsteht. Jemand, der es auch sehr weiß, ist Hans-Christian Zehnter, weil er hat das Lektorat gemacht im Detail, das war nicht meine Aufgabe. So haben wir zusammengearbeitet und darum möchte ich jetzt versuchen, vielleicht, ich nehme an, die meisten haben es noch nicht gelesen, sich nicht vollständig ein bisschen etwas zu dem Buch zu sagen. Und da mache ich zuerst ein paar Vorbemerkungen und dann auch noch ein paar Nachbemerkungen.
Das Buch ist nicht mit wenigen Worten zu beschreiben - es ist kolossal 0:10:25
Und dann ein bisschen etwas zu diesem Buch kann man eigentlich nicht sagen, weil es ist kolossal! Es ist umfassend. Es ist tief und hoch zugleich. Es geht in feinste Ziselierungen, und es berücksichtigt die verschiedensten Gesichtspunkte und Erfahrungshintergründe. Und ich glaube, da muss man auf den Autor schauen. Ich glaube, man muss, kurz bevor man etwas zu dem Buch sagt, sich vergegenwärtigen, dass der Autor Manfred Klett jetzt kürzlich 88-jährig geworden, in seinem Lebenslauf in seine Biografie die Grundlage gelegt hat, um so etwas überhaupt schreiben zu können.
Rückblick auf Manfred Kletts Lebenslauf und Karriere 0:11:12
Und wenn ich das ganz kurz rekapituliere: Die meisten von uns kennen ja die eine oder andere oder auch viele Episoden aus diesem Leben. Dann ist es so, dass mit 35 Jahren ein Doktor der Agronomie vor uns steht. Der also das Wissen seiner Zeit bis hin zu einer Doktorwürde sich so angeeignet hat, dass er dafür stehen kann. Und ich würde sagen, ich vermute es, ich weiß es nicht genau, Manfred, du warst damals wahrscheinlich auch schon ein Doktor der Anthroposophie. Agronomie und Anthroposophie, ich weiß, dass man das nicht so haben kann, aber wenn man schaut, was dann gekommen ist, dann vermute ich, dass da auch schon sehr vieles in diese Weise angeeignet war.
Und dann kommt das Jahr 68. Manfred ist Jahrgang 33, mit 35 Jahren beginnt hier das Abenteuer Dottenfelderhof. Wir kennen diese Geschichten, wie das hier eigentlich nicht zu Händen gegeben worden ist, sondern genommen worden ist und wie das dann hier losgegangen ist, die ersten Jahre, die weiteren Jahre.
Und da kommt die zweite Phase in der Biographie vom Autor von Manfred Klett, 20, 21 Jahre volles Drinstehen in der Praxis, in der ökonomischen, in der sozialen, in der umfassenden Herausforderung, einen umfassenden, biodynamischen Betrieb in die Realität zu führen, mit allem, was dazugehört.
Dann kam der Ruf nach Dornach und da folgten weitere 20 bis 21 Jahre. Wenn ich das mitnehme, dass ihr da noch bis 2010 in Dornach gewohnt habt, wo die Sektionsleitung war in den ersten 14 Jahren, glaube ich und dann in den nächsten sieben Jahren noch das mit dabei sein in diese Zeit ist, soweit ich weiß auch hauptsächlich das Engagement, der Aufbau in Juchowo, also nochmals eine Phase, wo Manfred, was er vorher schon eigentlich war, aber jetzt auch funktionell eigentlich der Sprecher geworden ist der ganzen biodynamischen Bewegung weltweit. Und dieses Sprechen ihm auch, wie soll ich mal sagen, in einem sehr hohen Maße zugekommen ist. Ich glaube die Vorträge von Manfred aus dieser Zeit neben vielem anderen sind eigentlich wie der Atem gewesen in diesen Jahren für diese Bewegung und wenn ich so in die Runde schaue, dann gehören wir im Wesentlichen auch zu denen, die in diesem Atem dann ihre eigenen Initiativen und Leben aufgebaut haben.
Und dann ab 2010, eigentlich könnte man sagen, der Alterssitz wieder hier auf dem Hof und damit, wenn ich das richtig gehört habe, auch angeregt durch Georg Glöckler, dann die Phase, dieses umfassende, breite Erfahrungspanoptikum, wozu ja noch viele Sachen gehören, wie zum Beispiel auch die allererste Kindheit, Geburt und Kindheit in Afrika und so, wie das jetzt in dieses Buch geronnen ist. Also dieser Alterssitz, der ja eine vielleicht auch zurückgezogene Situation hätte bedeuten können, war es eben innerlich überhaupt nicht! Sondern da ist dieses in weiten Teilen vorher schon ausgesprochene, aber vielleicht nicht schriftlich gefasste gefasst worden und ich glaube, das kennen wir alle auch aus unserem Leben, dann gibt es immer gewisse Stellen, wo man drum herum schifft, und wo man denkt, das überlege ich mir dann mal schon noch.
Das Buch als Standardwerk und Manfred Kletts umfassender Ansatz 0:15:03
Aber wenn man so ein Buch schreibt mit dem Anspruch, eben wirklich das Ganze umfassend wie es heißt, Wesenszüge im Untertitel des biologisch-dynamischen Landbaus, eine Landwirtschaft der Zukunft, dann muss man auch einleuchten. Und ich glaube, da ist, wie soll man sagen, eine Tat gelungen und vollbracht worden von dir, Manfred, die wir nicht genug hoch schätzen können. Ich glaube, es ist ab jetzt das Standardwerk für das Biodynamische, und zwar eben nicht unter den praktischen nur, unter den naturwissenschaftlichen nur, oder unter den geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkt nur -sondern unter allen Gesichtspunkten zusammen.
Der Kontext der Hochschule am Goetheanum und die praktische Bedeutung der biodynamischen Landwirtschaft 0:15:56
Und wenn ich jetzt versuche, ein bisschen daraus etwas zu bringen, dann möchte ich das machen auf dem Hintergrund meiner jetzigen Funktion als Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft, wo uns Manfred ja vorangegangen ist, weil es war Manfred ein großes Anliegen, dass dieses Buch im Kontext der Hochschule am Goetheanum erscheint. Und wir müssen uns fragen - möchte ich jetzt alle mitnehmen: "Was kann diese Hochschule eigentlich bieten? Was kann sie leisten? Was ist ihre Aufgabe im Verhältnis zu dieser biodynamischen Landwirtschaft?" Die einerseits ja so eklatant praktisch ist von den ersten Anfängen an. Steiner sagt ja deutlich: "Natürlich ging ich dorthin, um den Kurs zu halten, wo das auch gemacht wird." Niemals hätte er den in Dornach gehalten, niemals! Sondern er ging dahin, krank war und in diesen späten Jahren diese riesen Reise.
Der Erkenntnisappell der Hochschule und Selbstreflexion 0:17:05
Und auf der anderen Seite, und das ist eben auch das Buch, was das zeigt, basiert diese Hochschule auf diesem Erkenntnisappell könnte man sagen, des Menschen sich selber gegenüber: "Erkenne dich selbst". Das ist eigentlich nach einer gewissen Ebene das Eingangstor in diese Hochschule. Und was kann jetzt dieser sich erkennende Mensch, diese um seine Erkenntnis bemühter Mensch? Was kann da rauskommen für die Landwirtschaft? Das ist nicht so evident.
Und, so möchte ich das, was ich bringe, über das Buch aufgespannt wissen, zwischen diesem Anspruch jeweils eben an jeden Einzelnen von uns aus sich aus, von niemand anderem, aber sicher aus: "Mensch, erkenne dich selbst". Und dann den Bogen spannen zu einem Spruch, den Manfred als Widmung diesem Buch voranstellt, und er geht folgendermaßen:
Unter Schmerzen hat unsere Mutter Erde sich verfestigt. Unsere Mission ist es, sie wieder zu vergeistigen, indem wir sie durch die Kraft unserer Hände umarbeiten zu einem Geist erfüllten Kunstwerk.[1]
Vielleicht nochmal:
Unter Schmerzen hat unsere Mutter Erde sich verfestigt. Unsere Mission ist es, sie wieder zu vergeistigen, indem wir sie durch die Kraft unserer Hände umarbeiten zu einem Geist erfüllten Kunstwerk.
Von dem Erkenne dich selbst bis zu dieser Hände Arbeit um die Erde umzuarbeiten, zu einem Geist erfüllten Kunstwerk und in der Konsequenz ist er der Titel des Buches Von der Agrartechnologie zur Landbaukunst.
Und ich habe dann Stellen gesucht, die ich zitieren, vorlesen könnte und mache das nicht, weil es ist so dicht geschrieben. Ehrlich gesagt, wenn ich jetzt einen Abschnitt vorlesen würde, ihr kommt nicht richtig rein. Man muss ... das ist nicht auf diese Art geschrieben, dass man das so machen kann.
Ausgewählte Sätze aus dem Buch und deren Bedeutung 0:19:37
Jetzt habe ich einfach drei Sätze herausgesucht, die ganz knapp sind und wo ich versuchen werde, ein bisschen im Umfeld, in dem Buch zu beschreiben. Es ist aus dem Anfangsteil des Buchs, aus dem Mittleren und aus dem Ende.
Erstes Zitat: Der Mensch ist kein fertiges Wesen, er ist ein Werdendes 0:19:55
Und der erste Satz, den ich lesen möchte ist folgender:
"Wie kann ER, und damit ist der Mensch gemeint, wie kann er die Kraft des Werdens, die er in sich trägt, fruchtbar machen für neue Werdeprozesse, die die Natur aus ihrem Gewordensein herausführen?"
Wie kann der Mensch die Kraft des Werdens ... da ist ganz komprimiert zusammengefasst, was in dem Buch über verschiedene Kapitel ausgeführt wird, dass der Mensch kein fertiges Wesen ist, dass er eben nicht nur zu der Naturreichen gehört, mit denen er so stark verwandt ist, mit denen wir so intim umgehen in der Landwirtschaft, sondern dass er ein Unfertiger ist, ein Werdender ist. Dieses: "Mensch erkenne sich selbst" hat ja nur Sinn, wenn diese Erkenntnis nicht von vornherein schon klar ist, was da erkannt werden kann.
Und zum Beispiel in dem Buch wird dadurch die ganze kulturgeschichtliche Entwicklung der Landwirtschaft nachgezeichnet. Weil der Mensch ein Werdender ist und sein Verhältnis zur Erde ein Werdendes ist. Und heute ist das auf den einzelnen individuellen Menschen überkommen. Das war ja lange Zeit Völkerangelegenheit oder vielleicht auch Gruppenangelegenheit. Gerade wie man mit der Erde umgegangen ist. Auch das wissen wir aus dem Strom, der vom Dottenfelderhof aus unterrichtet wird in der Welt[2], aber heute stehen wir in einer Situation, wo der Einzelne diese wertende Instanz in sich entdecken, akzeptieren und dann in Arbeit nehmen kann und soll. Und das ist ja schon an und für sich ein gewisse Situation, die ich würde mal sagen, im Verhältnis zu dem, wo die Landwirtschaft sich landläufig heute noch versteht, wo ein sehr spezieller Ansatz ist.
Und dann geht es weiter: Wie kann er die Kraft des Werdens, die er in sich trägt, fruchtbar machen? Und jetzt nicht für sich oder für seine Nächsten fruchtbar machen? Für neue Werdeprozesse ... und jetzt auch nicht so in der Kunst oder so ein bisschen im Zwischenmenschlichen oder so, sondern fruchtbar machen für neue Werdeprozesse, die die Natur aus ihrem Gewordensein herausführen. Ja, das ist der Anspruch! Also diese Natur, die uns trägt, die wir eigentlich aus dem ganzen klassischen naturwissenschaftlichen Verständnis als geworden, als geronnen, als fixiert erleben, soll jetzt, und das ist die Frage, vom Menschen aus in eine Zukunftsfähigkeit, würde ich mal sagen, hinein begabt werden. So sehen wir am Anfang des Buches, wie dieses Verhältnis von den kulturfähigen Menschen im Verhältnis zur Erde auf die weiteste Art thematisiert wird.
Zweites Zitat: Die soziale Dimension der Landwirtschaft. Die soziale Frage 0:23:35
Ein zweites Zitat, das ist aus dem mittleren Teil. Auch ein Satz:
"Eine gelungene Arbeitsbesprechung macht schon einen guten Teil einer effizienten Betriebsführung aus."
Also, der hat mich getroffen, dieser Satz. Euch trifft er auch, das weiß ich genau. Weil wir haben alle unsägliche Male schon unsäglich tief gelitten an diesen Arbeitsbesprechungen. Und jetzt kommt sie hier und dann ist es ein guter Teil einer effizienten Betriebsführung. Diese Kombination, dass dieses Leiden am Morgen in dem Kreis ja eigentlich ein guter Teil der effizienten Betriebsführung ist. Und damit will ich sagen: Wenn man dann herangeht und sich dieser Aufgabe stellt, dass man Werdendes aus seinem Menschsein in die Natur hineinbringen könnte, dann ist man sofort mit anderen zusammen und dann kommt sofort die soziale Frage. Und sehr vieles in dem Buch ist diese sozialen Seite der Landwirtschaft gewidmet. Für mich, der auch stark damit verbunden ist, ist das einfach eine, eine Erlösung. Praktisch, dass wir jetzt als biodynamische Bewegung, die wir uns stark verstehen, hin gewendet zur Natur, das ist ja klar. Aber dass wir uns durch dieses Buch verstärkt auch verstehen können als diese sozial wollende, gestaltende Bewegung. Und das ist jetzt nur in diesem einen Satz, an dem einen Punkt in einem Nukleus gezeigt. Aber die ganze Frage, die man groß gesprochen als Dreigliederungsfrage besprechen könnte, also wie gestalten wir in Mikro-sozialen, im Mesosozialen, im Makrosozialen heute soziale Verhältnisse, wo dieser einzelne zu sich erwachende Mensch nicht ausradiert wird und nicht einfach jeder sich einen Egoismusblase um sich herum baut. Sondern wo das so leben kann, dass dieses zusammen arbeiten, zusammen wollen, zusammen gestalten und zusammen erkennen auch wirklich möglich ist. Diese Sache, die Steiner gebracht hat in der Dreigliederung, da schreibt Manfred Klett einfach..., das wurde dann, ist nicht gegangen auf die Weise, wie es veranlagt war. Dann hat Steiner das auch beendet. Und dann kam der Landwirtschaftliche Kurs.
Damit wir uns dessen innewerden, an diesem speziellen Moment, wo wir jetzt sind, dass das hier so hereingeschrieben ist, und dass ich glaube, dass das voll stimmt und eben im Betrieb, in der Bewegung und in der ganzen sozialen Gestaltung lernt man sehr viel in diesem Buch über diese Seite der Landwirtschaft, die ja mit allem, was irgendwie in der Zivilisation relevant ist, zusammenhängt, was ein Zitat ist aus dem Landwirtschaftlichen Kurs."
Drittes Zitat: Die Rolle der Präparate in der biodynamischen Landwirtschaft 0:26:55
Und dann komme ich zum Dritten Zitat. Aus den letzten Kapiteln des Buches, ich zitiere:
"Man kann dann davon sprechen, dass der Luftstickstoff Vergangenes im Gegenwärtigen wiederholt. Hingegen ermöglichen die ebenfalls zur Trägerschaft von Astralkräften umgewandelten Erdenstoffe, Kalium und Kalzium Zukünftiges im Gegenwärtigen".
Jetzt sind wir bei den Präparaten. Jetzt sind wir bei der ausführlichsten Besprechung jedes einzelnen Präparates. Ich weiß nicht, ob es eine andere, so ausführliche, gediegene, ich würde mal sagen eben multifaktorielle Besprechung der Präparate gibt wie in diesem Buch?
Und jetzt haben wir besprochen über mehrere Kapitel: Das Schafgarbe Präparat, das Kamille Präparat und das Brennnessel Präparat. Die ersten drei der Kompost Präparate, und jetzt kommt ein Zäsur wie im Landwirtschaftlichen Kurs auch, wo Steiner ja seinen Zuhörern sagt, die ihn ja wahrscheinlich ein bisschen so komisch angeguckt haben, "Ja, aber du sagst uns ja gar nichts über Stickstoff." Und dann sagt er: "Ich habe ihnen genau über Stickstoff gesprochen, über diese drei Präparate, weil eben durch das Schafgaben Präparat Kalium, durch das Kamille Präparat Kalzium in einer gewissen Weise, das hast du hier jetzt nicht separat erwähnt, durch das Brennnessel Präparat Eisen eigentlich zu Trägen werden dessen, was sonst der Stickstoff hat, diese Astralität zu tragen, und dann werden sie richtig Stickstoff sammeln. Da erzeugt man sich neuen Stickstoff, und gerade dieser ist so wahnsinnig wertvoll! Und das wird hier in dieser Weise gesagt, dass man eigentlich einen Stickstoff hat, der als N2 in der Luft ist und das Alte im Gegenwärtigen ermöglicht - das ist die Erkenntnisgeschichte, könnte man sagen, und dann hat man diesen neuen Stickstoff aber jetzt nicht molekular gedacht oder atomar gedacht, sondern als Träger der Astralkräfte, der Empfindungskräfte, der Verbindungskräfte, der entsteht, weil das Kalium durch das Schafgarben Präparat auch seine Verhaftetheit im Stofflichen in das Prozessuale hat kommen können. Dasselbe für das Kalzium, im Kamille Präparat und in einer gewissen Weise beide vereinigt mit dem Eisen im Brennnessel Präparat.
Der Beitrag der Hochschule in der Landwirtschaft 0:29:53
Und da sind wir jetzt an diesem Punkt, den wir am Anfang gesucht haben: Was kann eine solche Geschichte wie diese Hochschule, wovon die Sektion ein Teil ist und worin das Buch erscheint jetzt als Arbeitsstrom, als Arbeitsraum, was kann sie beitragen, damit unsere Erde in dieser Weise nicht weiter leidet, kaputt geht und nicht nur das Leiden gehabt hat, in dem sich konzentrieren, sondern jetzt auch ein Leiden hat im Kaputtgehen, was wir ja täglich mit ihr veranstalten, sondern wo wir aus unserem Vermögen, Unvermögen möchte ich sagen, als Werdende etwas hinein bauen können.
Die Präparate sind Keime für die Wandlung in eine "Neue Natur" 0:30:37
Die Antwort ist klar: bei den Präparaten jetzt ganz einfach, auch handwerklich real gesprochen, aber eben auch im Sinne eines Verständnisses und eines ... ja, Tag - Verständnisses, könnte man sagen, sind Ansätze, sind erste Keime gelegt, wo dieses möglich ist. Und das ist der Atem dieses Buches, dass wir nicht keine Präparate haben, die wir kleinen Mengen in unsere kleinen Komposthaufen machen, sondern dass wir Keime haben von etwas, was gigantisch ist. Weil dadurch, wenn diese Keime wachsen und sich entwickeln, dadurch eigentlich eine, ich möchte sagen "Neue Natur", fast aus der jetzigen umgewandelte kultivierte Natur so entstehen kann, dass es uns, die wir diese Möglichkeit haben, die Erde kaputt zu machen, auch die Möglichkeit haben, sie aus ihrer Gewordenheit aus ihrer zu Ende gekommenen Verfasstheit, aus der Weisheit in einer gewissen Weise in diese zugängliche Liebe zu führen. Das ist der Atem dieses Buches. Und obwohl er an vielen Stellen eben ins Einzelne geht, weht dieser Atem durch.
Wer liest dieses Buch? 0:32:07
Ich habe versucht, ein bisschen in das Buch reinzuschauen und hoffe, ich habe Lust gemacht, dass man es auch liest! Man muss lange Ferien nehmen, um es zu lesen, aber das ist auch gut.
Und jetzt mache ich noch ein paar kurze anschließende Bemerkungen, denn wenn es geschrieben ist, muss es gelesen werden. Und die Frage ist jetzt: "Wer liest es? Ja, wer liest denn das?" Das ist ja die Frage, weil ja ... und wer versteht das dann auch? Und da müssen wir sagen, wir sind jetzt eine Kreis von solchen Menschen, die das lesen und eben durch das, dass wir schon so lange zusammenarbeiten - wir werden es auch verstehen. Das glaube ich schon. Wir werden vieles, das ist mir so gegangen von dem, was ich in mir trage, als eine Art Ahnung, oft wird hier nochmals wie neu kommt es mehr von außen ... und ich werde mir sicherer in dem, was ich über Jahre vielleicht nur ahnungsweise in mir getragen habe. Ich glaube, wir sind ein Kreis und wir sind ja ein Ausschnitt eines größeren Kreises. Das sind die Menschen, die du und ihr herein gerufen habt, in die Arbeit der biodynamischen Bewegung und die Mitträger geworden sind. Das Problem ist nur, wir sind jetzt alle ungefähr um die 60! Aber wir können das noch verstehen, lesen und verstehen. Und wir sind jetzt nicht mehr die Jungen. Wir haben alle unseren, wenn ich so in die Runde schaue, nicht ganz, aber die meisten haben ihren Hof schon weitergegeben oder sind mit dem Gedanken damit beschäftigt - und dann hat man noch so ein bisschen ehrenhafte Pöstchen natürlich schon, aber wir sind nicht mehr eigentlich jetzt so voll drin.
Generationenwechsel - Notwendigkeit der aktiven Weitergabe 0:33:56
Aber ich glaube, wir müssen diese Situation so wahrnehmen und uns sagen, unsere Generation sagen: Lesen wir das, verstehen wir das und geben es unseren Nachfolgern mit und gleich denen ihren Lehrlingen auch, und Studenten. Ich glaube so muss es gehen, weil es ist nicht selbstverständlich, dass wenn das geschrieben ist, dass es dann auch zum Leben kommt in der Bewegung. Die Generationen gehen schnell heute. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass man mit den jetzt 20 bis 30 jährigen als 60-jähriger sich noch richtig verständigen kann.
Und das hat hier ein über 80-jähriger Mensch geschrieben! Also ich glaube, es braucht eine aktive Rezeption des Buches und ich hoffe, dass wir uns dazu ein bisschen verpflichten. Muss man jeder schauen, wie er das macht. Aber dass das durchkommt zu unseren Nachfolgern, die jetzt um die 40 sind und die Höfe führen und zu denen ihren Lehrlingen, die jetzt 20, 25 sind und eigentlich dann die Sache weitertragen müssen.
Auftakt zum 100-jährigen Bestehen der biodynamischen Bewegung 0:35:03
Das nächste, was ich sagen möchte, und das habe ich auch in einem Geleitwort, was ich verfasst habe, gesagt: Ich sehe dieses Buch mit als ein Auftakt zu den 100-jährigen Feierlichkeiten, zu dem Landwirtschaftlichen Kurs. Das ist dann 2024 der Fall. Jetzt sind wir 2021. Ich finde das richtig. Das ist ein Präludium, das für uns allen bewusst wird: Wir tragen ein Erbe, was hier so ausgedrückt ist. Wir sind ja gerade an der Neuherausgabe des Landwirtschaftlichen Kurses, dass wir als diejenige Generation jetzt dastehen, denen es zukommt, diese 100-jährige Geschichte auch zu gestalten, in jeder Hinsicht, lokal, regional, auch international.
Generationen-Dialog 0:35:56
Und es ist ja nicht nur ein zurückblicken, sondern das ist ein wichtiges sich Innewerden, und das haben wir besprochen im Vertreterkreis, da hast du, Christoph, dich sehr stark engagiert, dass wir jetzt nicht aus unseren Seniorsein heraus nochmal sagen, wie es eigentlich ist, sondern dass wir versuchen, an der Tagung in Dornach eine Situation zu schaffen, und das müssen wir eben jetzt anfangen und das ist wie ein Auftakt dazu, dass die Generation, die jetzt oder die Generationen, die jetzt dran sind und am kommen sind, dass die aus ihrem Vermögen heraus eigentlich die großen Bilder, die im Landwirtschaftlichen Kurs drin sind, für sich lernen, so auszudrücken, dass es daraus ein Dialog, ein Gespräch wird. Das wird eben ein bisschen ein anderes Gespräch sein, als ihr es geprägt habt in eurer Generation, als wir es prägen und dass wir das nicht abwürgen oder nicht herein rufen, sondern dass wir uns zurücknehmen. Das hinein rufen aber so etwas wie dieses Buch dann auch ganz klar als Ermöglichung mit dabei haben.
Langfristige Perspektive und Fortbestand 0:37:11
Und wenn ich noch ein bisschen weiter schaue, dann ist ja mit 2024 dann hoffentlich auch noch nicht ganz Ende. Das wäre ja dann die ersten 100 Jahre gewesen und es lebt ja ganz stark in der Bewegung. Doch das Bewusstsein, dass dieser Impuls der da möglich geworden ist 2024, zwischen Rudolf Steiner und seinen Mitarbeitern für die Landwirtschaft, das der eigentlich Epochemachende ist und eine große Zukunft hat. Er kommt von weit her und er wird weitergehen. Das heißt, wir gehen doch davon aus, dass nach dem ersten Jahrhunderte, ich sage es jetzt mal großspurig, noch weitere Jahrhunderte folgen werden. Ich hoffe nicht nur Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte.
Die Bedeutung des Buches und der biodynamischen Bewegung 0:37:53
Und ich glaube, in diesem Buch ist eben diese eine Seite, die jetzt vielleicht im ersten Jahrhundert immer wieder ein bisschen zurückstecken musste, dass mit der Neugestaltung Neuergreifung der Arbeit an der Natur im Sinne der Landwirtschaft, einer Kultivierung der Natur, so dass sie dann auch die Früchte liefern kann, die uns ernähren, dass damit wesentlichst einhergeht eine Möglichkeit, ein Aufruf und eine Kraft, auch die sozialen Verhältnisse zu gestalten. Ich hoffe, und dazu ist ein Keim gelegt, ist eine Spur gelegt in diesem Buch, dass wir die Kraft finden werden, als, sagen wir mal, biodynamische Bewegung innerhalb der anthroposophischen Bewegung, diese so stark herausforderten Situationen im Sozialen mit unserer Arbeit an der Erde, sich davon nicht abzuwenden, sondern zuzuwenden. Und dass das so möglich wird, dass ein Bauen an der Erde als Kunstwerk auch an Bauen im Sozialen als Kunstwerk, dass sich die zwei Sachen ergänzen und gegenseitig stärken. Vielleicht so viel! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Manfred Klett spricht 0:39:34
Danksagungen an Bent Duddek, Ueli Hurter, Peter Schnell, Hans-Christian Zehnter, Georg Glöckler, Liselotte Klett, Unterstützern und Begegnungen im Allgemeinen 0:39:34
Lieber Bent, ganz herzlichen Dank für die Einstimmung und Dir Ueli aller herzlichsten Dank für Deinen Überblick über das Ganze und ich brauche eigentlich gar keine Worte mehr zu machen. Aber ich versuche doch noch mal aus meinem Erleben, aus meiner Sicht ein paar Worte dazu beizutragen.
Aber möchte zunächst einmal alle diejenigen begrüßen, die hier von so weit her gekommen sind zu dem heutigen Tag, der für mich eine totale Überraschung ist, im Grunde, obwohl ich schon durch Tür und Angel schon da und dort gehört habe, dass so was im Busch ist. Aber wenn ich sehe, wer hier jetzt gekommen ist, zu dieser Zusammenkunft, dann muss ich einfach meine große Dankbarkeit ausdrücken. Denn das sind alles Kämpen ??? auch, mit denen man viele Jahre zugebracht hat in der Zusammenarbeit.
Und nun, leider kann ich, den kann ich hier nicht begrüßen unseren Peter Schnell, den ich ja hier eingeladen war, warum er nicht gekommen ist, ich weiß es nicht. Jedenfalls möchte ich auch, kann ich auch nicht begrüßen diejenigen, die jetzt an dem Zustandekommen dieses Buches direkt unmittelbar Anteil hatten, nämlich Thomas Didden, der jetzt gerade in Urlaub gefahren ist, berechtigtermaßen. Und aber mein herzlicher Dank gilt jetzt zunächst einmal Hans-Christian Zehnter. Er hat ja nun die ganze Lektoratsarbeit übernommen, und in einer außerordentlich feinsinnigen, zarten und schonenden Weise, aber dezidiert Weise dieses Buch lektoriert. Also ich bin ihm sehr, sehr dankbar.
Und des Weiteren Ueli. Ueli hat sich ja auch dafür eingesetzt, dass das Ganze seinen guten Ablauf genommen hat. Er hatte ja selber so schon angedeutet, er war sozusagen ein Mercurius zwischen dem Goetheanum und dann dem Verlag und mir. Auch Dir herzlichen Dank!
Und weiter möchte ich danken alle denjenigen, die, die mir im Leben begegnet sind einfach und die die Möglichkeit geboten haben, solche Erfahrungen zu sammeln, wie ich sie gesammelt habe.
Wenn ich nämlich Rückblicke auf mein eigenes Leben frage: "Was standen eigentlich von dir?" Da muss ich eigentlich mich noch ganz klein machen und sagen: "Es stammt alles von anderen Menschen"! Und die Kommunikation durch das Leben hindurch war eben eine solche, dass ich sagen muss: "Ich danke allen Menschen, die mir begegnet sind, irgendeinen Beitrag, der dazu geführt hat, dass ich in mir selber gewisses Weltbild hat ausgestalten können".
Und so möchte ich auch danken jetzt, auch der wurde ja schon angesprochen: Georg Glöckler. Georg Glöckler, ein Freund von mir, seit Urzeiten, seit der Schulbank sozusagen, hat hier ja, wie schon gesagt worden ist, ungeheuer viel mitgewirkt am Zustandekommen des Dottenfelderhofes schon seit 1968 und wesentlich beigetragen hier in der Arbeit der Landbauschule Anthroposophie zu vermitteln, und ... ihm danke ich jetzt posthum sozusagen. Er ist ja jetzt vor zwei, drei Jahren gestorben. Danke ich also unendlich viel, was mir auch die Möglichkeit geboten hat, hier von allem Anfang an in diesen Zusammenhängen hier zu wirken.
Des Weiteren möchte ich danken meiner Frau, Liselotte Klett, genannt Li. Da muss ich einfach sagen, ich hätte eigentlich gar nicht dieses Buch so schreiben können, wie ich es haben schreiben dürfen, weil sie mir den Rücken in jeder Hinsicht frei gelassen hat und weil hier ja immer ein Trubel ist auf dem Hof und man immer mit anderen, anderen Dingen auch zu tun hat. So war Ruhe um mich herum und ich konnte sozusagen in Ruhe in dieser Arbeit mich hingeben. Und sie hat dann auch das Erstlektorat übernommen.
Und weiterhin möchte ich, ich hoffe, dass ich niemanden vergesse, der Betriebsgemeinschaft, in der ich hier groß geworden bin, und all denjenigen meinen herzlichen Dank zum Teil posthum auch ausdrücken.
Aber insbesondere möchte ich jetzt noch mal den Namen Peter Schnell nennen, der es ermöglicht hat, dass dieses Buch hat in dieser Form erscheinen können, also die ganzen Kosten übernommen hat, die Software AG Stiftung, so für die Verlagskosten und die Druckkosten des Erstdruckes. Und er hat ja auch hier sehr intensiv teilgenommen an dem ganzen Werden des Dottenfelderhofes, schon seit Mitte der 80er Jahre intensiver, und vieles ermöglicht, was heute hier an Infrastruktur auf dem Hof entstanden ist.
Nun möchte ich aber doch noch mal, wenn es erlaubt ist, zeitlich, möchte ich noch ein paar Bemerkungen machen aus meiner eigenen Biographie, die hingeführt haben zu diesem Buch.
Zuruf von seiner Ehefrau Li aus dem Publikum: "Darf ich dich mal unterbrechen? Du hast die vielen Mädels vergessen, die dir geholfen haben"
Manfred Klett: Ja stimmt, da ist eine (Manfred deutet mit seiner Hand in Richtung Publikum zur Mitarbeiterin Rocio). Ja, das ist gut, dass du mich daran erinnerst. Also, das wollte ich eigentlich auch sagen, dass ich ja kein Computer Freund geworden bin, sondern dass ich alles handschriftlich verfasst habe. Und es musste also alles dann in Maschinenschrift übergeführt werden. Und so fand ich dann immer wieder treue Seelen, die sich dieser Aufgabe gewidmet hat. Das ist eine ganze Reihe gewesen und all denen, die das sozusagen nebenher neben den betrieblichen Aufgaben hier geleistet haben, meinen herzlichen Dank sagen. Also stellvertretend Rocio (Lanthier).
Biografische Momente im Zusammenhang mit dem Buch 0:46:42
Ja, aber jetzt wollte ich noch ein paar biografische Momente kurz schildern, die im Zusammenhang mit dem Buch stehen. Es war weiß Gott nicht in meine Wiege gelegt, dass ich je in meinem Leben ein Buch schreibe. Überhaupt nicht. Ich, der ich in Ostafrika geboren bin, am Kilimandscharo - sozusagen in einem alten Kolonialland - und hätte wahrscheinlich eine Biographie hinter mich gebracht eines Kolonialmenschen.
Erster biografischer Lebensstrom: Mein Wirken hatte immer schon die Tendenz nach außen 0:47:21
Und schon aber von Jugend auf war ein Zug in mir, der ganz stark die Tendenz hatte, nach außen zu wirken in die Welt. Ich wollte immer schon die Welt irgendwo verändern, aber durch meine Hände Werk. Und wollte zugreifen. Schon in frühester Jugend habe ich, was habe ich nicht gewühlt, draußen in der Natur und überall. Und als wir dann aus Afrika rausgeschmissen worden sind wegen des Zweiten Weltkrieges, wir waren einer der ersten Flüchtlinge damals, hatten in Afrika alles verloren. Da war es dann wiederum so, dass ich dann in meines Großvaters wieder nur im Garten gewühlt habe und weiß Gott was gemacht habe. Jedenfalls immer nach außen, immer nach außen wirkend!
Und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - ich habe den ganzen Nationalsozialismus noch sozusagen durchschmecken können, wirklich von A bis Z damals, aber immerhin nach dem Zweiten Weltkrieg, fühlte ich mich sozusagen befreit: Jetzt kannst du loslegen.
Nachkriegszeit und Wiederaufbau 0:48:38
Und da wir noch ein Haus besaßen in Stuttgart, das dann aber durch eine Luftmine noch im letzten Moment quasi zu Staub zerblasen worden ist, das ganze Haus, sah ich es als meine Aufgabe an, direkt nach dem zweiten Weltkrieg: Ich muss das alles aufräumen, ich muss da jetzt auch Sorge tragen, dass da wieder eine neue Wohnstätte entsteht. 1.000, ja, man kann fast sagen, tausende von Schubkarren alleine schaufeln, die Betontrümmer zertrümmert mit dem Vorschlaghammer und so ... immer nach außen gewirkt, so in diesem Sinne.
Schulzeit und Widerstand Aufgabenstellungen "von Außen" 0:49:18
Und auch in meiner Schulzeit war es so, dass ich sozusagen die Dinge an mich herankommen ließ, aber sie trafen mich nicht wirklich. Erst in der Waldorfschule, glücklicherweise kam ich an die Waldorfschule Uhlandshöhe, wo das anfing, plötzlich so zu klingen in mir ..., und dennoch, wenn es darum ging, etwas zu schreiben, Aufsätze zu schreiben, so wehrte ich mich dagegen mit aller Macht, weil ich gesagt habe: "Man kann von mir nicht verlangen, zu etwas Stellung zu nehmen, was in dieser Form als Aufgabe ... von mir, von außen, an mich herantritt! Wie soll ich darauf antworten?" Das war mein großes Problem, auch durch die ganze Schulzeit hindurch.
Reise in den Vorderen Orient und Entschluss Landwirt zu werden 0:50:04
Und als ich dann später nach dem Abitur, wo es mich verschlagen hat in den vorderen Orient und dort ein Jahr lang unter den Beduinen gelebt habe und Baumwolle angebaut habe, da war es wieder der Drang, jetzt wirklich da einzugreifen, in die alten Kulturzusammenhänge und die auf mich wirken zu lassen. Und als ich dann zurückkam nach Deutschland, da habe ich gesagt: "Jetzt musst du ..." habe ich mich entschlossen, Landwirt zu werden. Weil das eben das Gebiet ist, wo man so richtig zugreifen kann.
Und dann habe ich eine Lehrstelle gesucht. Und ich kannte die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise überhaupt nicht, obwohl ich Waldorfschüler war. Und das war damals überhaupt nicht üblich, dass man davon gesprochen hat. Und da schwebte mir eine konventionelle Lehre auf irgendeinem renommierten Betrieb (zu) vor."
Wendepunkt des Schicksals: Dottenfelderhof 0:50:59
Aber das Schicksal hatte eine wunderbare Wendung mit mir getroffen, indem ich hier auf dem Dottenfelderhof gelandet bin. Damals schon biologisch-dynamisch bewirtschaftet durch Ernst Becker, und wo ich jetzt auch wiederum als Lehrling zur damaligen Zeit, wo viel, viel, viel noch von Hand gemacht worden ist, alles noch mit Pferden bearbeitet worden ist, wo ich so richtig mich so ganz und gar meinem Schicksal gefügt habe, mit Freude zugreifen zu können. Nun, das war dann auch der Moment einer gewissen Wende, also diese erste Phase, die ich jetzt geschildert habe, diese erste Spur, die war eigentlich so, dass ich meiner Veranlagung gefolgt bin, die ich mitgebracht habe, um sozusagen mit aller Macht irgendwo in die Außenwelt zu wirken.
Begegnung mit Georg Glöckler und die goethische Weltanschauung 0:51:59
Und das nahm dann natürlich auch in gewissem Sinne noch seine Fortsetzung als ich nach meiner Lehre dann, wir haben noch während hier, ... da komme ich nachher noch mal darauf zurück ..., ich habe dann hier den Dottenfelderhof verlassen und wie ich nach Stuttgart kam, haben wir, habe ich dann als erstes meinen Freund Georg Glöckler aufgesucht.
Und wir hatten ja schon auf dem Dottenfelderhof damals hier einen Lesekreis mit Ernst Becker, Graf Bothmer und Wolfgang Schaumann. Und ich saß da als kümmerlicher Lehrling in dem Kreis und habe nur solche Ohren gemacht. Da haben wir die Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung gelesen und anschließend noch die Geheimwissenschaft. Und beide Werke waren für mich ein Schlüssel für die Zukunft! So hatte ich die Empfindung ... ich habe nicht viel intellektuell gearbeitet, sondern ich merkte, das ist der Kern der Sache!
Und als ich dann wieder nach Stuttgart kam und meinen Freund Georg Glöckler besucht habe, diese Anekdote möchte ich nicht vorenthalten, da öffnete ich die Tür ... er studierte damals Mathematik und Physik und kam rein und hab gesagt:
"Schorle", das sage es mal nach Schwäbisch, "Schorle, komm Bur, du kannscht deine Literatur zum Fenster rausschmeißen. Ist ein Buch, gell, da hast du dein Leben davon ... das ganze Leben davon."
Und das waren die Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. Das war meine Bibel! Und ich habe dann, wir haben es auch zusammen über Jahre studiert, über Jahre studiert, immer wieder intensiv.
Akademische Laufbahn und Schreibschwierigkeiten 0:53:54
Ja jedenfalls, als ich dann an die Uni kam, nach Hohenheim, war es wieder so, dass eigentlich wenn ich meine Diplomarbeit zu schreiben hatte, das war etwas wie von außen, eine Pflichtübung, aber mehr war es nicht. Mein Herz hat nicht mitgeschlagen. Und als man dann meine Promotionsarbeit gemacht habe, dann war ein bisschen mehr Herzschlag drin, aber auch nicht allzu viel. Und als ich meine Berichte geschrieben habe über die Forschungsarbeiten damals im Institut für biologisch-dynamische Forschung an die VW Stiftung und an die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das war auch eine Pflichtübung, mehr war es nicht.
Das ist der eine rote Faden, der sich durch meine Biografie hindurchzieht. Das, dass ich mich sozusagen physisch sehr stark verbunden fühlte mit der Welt, aber alles, was das schreiben anging, das war für mich sehr problematisch.
Zweiter biografischer Lebensstrom: Erweckung des Eigenen Willens 0:54:53
Und da gibt es aber noch einen zweiten Strom in meiner Biografie und der fängt erst sehr viel später, eben im 35 Lebensjahr, also hier auf dem Dottenfelderhof als Lehrling ankam, und eben wir da diese beiden Bücher lasen, in diesem Lesekreisen, und ich mit solchen Ohren hörte, was die Erwachsenen da an Weisheit von sich gaben. Und das war der erste Eindruck. Das war eine Keimlegung sozusagen in mir.
Und ich merkte, wie wir da auf dem Dottenfelderhof anfingen, 68, das war ja wirklich eine Räuberburg hier, das man wirklich kopfüber ins Wasser gesprungen ist, um also wirklich Tag und Nacht, möchte ich fast sagen, sieben Jahre lang ist man unter Wasser geschwommen, um das Nötigste überhaupt zu tun. Und das war aber ... das tat ich gerne. Dem stellte ich mich ... das war eine Fortsetzung dessen, was ich mit diesem ganzen Leben gemacht habe.
Aber plötzlich merkte ich, das ging sehr schnell, fing sehr bald an: Dass ich das auch will. Dass ich das von mir aus will, was von außen an Anforderungen an mich herantritt. Und dieses eigen Wollen, was mich jetzt fortan beseelt hat, und immer mehr beseelt hat, dieses eigene Wollen, das verdanke ich eigentlich dieser Keimlegung damals, dieses gemeinsamen Lesens auf dem Dottenfelderhof.
Neue innere Entwicklungslinie durch die Anthroposophie 0:56:32
Und das setzte sich dann fort an der Universität, wo wir auch studentische Lesekreiese hatten, auch an außer studentische Lesekreise habe ich teilgenommen. Und so weiter, und so weiter.
Jedenfalls hat sich da so eine neue Entwicklungslinie angebahnt, die mich immer mehr erfüllt hat, wo ich merkte: Hier in mir wächst etwas neu auf, eine neue sozusagen, eine neue Kundschaft. Also in meiner ersten Wiege war diese Kundschaft noch nicht da, sondern erst jetzt wurde die sichtbar und fühlbar, das ich merkte: "Ich will es ja". Nicht mehr, es wird "es muss wollen", sondern" ich will in Freiheit!". Und das danke ich dann eigentlich, möchte ich sagen, der Anthroposophie, die sich dann immer mehr ausgebaut hat ... und auch als ich dann vom Dottenfelderhof nach Dornach gegangen bin, dann steigerte sich das, und zwar so, dass ich jetzt plötzlich in der Lage war, mich fühlte jedenfalls, das eine oder andere auch mal zu schreiben.
Erfahrungen in Dornach: Aus dem Spirituellen heraus freuen 0:57:51
Und ist ja notwendigerweise mit der Arbeit in Dornach verbunden, die Korrespondenz, die man da zu führen hat, die Fragen die an angestellt waren, eine ganz neue, der man eigentlich mehr schriftlich dann irgendwie Stellung nehmen mussten, die ganzen Rundbriefe, die man dann zu schreiben hatte, und so weiter, die Vorträge, die man zu halten hatte im In- und Ausland. Also alles das ging in eine ganz andere, ganz neue Richtung, die mir vollkommen neu war. Die, die ich aus mir herausholen musste, um es nach außen zu gestalten.
Als ich dann von Dornach wieder zurückgekommen bin, auf den Dottenfelderhof, übrigens dieser Zeit in Dornach, das muss ich noch sagen, verdanke ich unendlich viel, unendlich viel. Ich kann es gar nicht mit Worten fassen. Obwohl es ein Leidensweg auch war, muss man wirklich sagen, war es auch ein Weg der Freude. Man hat wirklich, eigentlich gemerkt, man muss das alles durchleiden, um auf eine Ebene sich zu beheben, wo man sich ganz neu spürt, aus dem spirituellen heraus freuen kann.
Und so muss ich einfach sagen, dass diese Erlebnisse, die ich in Dornach hatte, in der Zusammenarbeit mit den Menschen dort, in der Sektion und in der naturwissenschaftlichen Sektion insbesondere, und überhaupt, da muss ich sagen, dem danke ich unendlich viel!
Zurück am Dottenfelderhof: Der Weg des Schreibens reift heran 0:59:35
Und als ich dann wieder zurück gekommen bin auf den Dottenfelderhof, dann war es wieder so, dass ich jetzt fühlte: Ja eigentlich ... bist du nach wie vor irgendwo gefordert, gewiss. Aber im Grunde genommen ist in mir sozusagen dieser Weg, der zweite Weg, immer intensiver herausgefordert worden, mich auch in irgendeiner Weise schriftlich zu äußern!
Mein englisches Vortragsbuch 1:00:04
Und das möchte ich noch kurz erwähnen - wir haben natürlich vieles von Dornach aus geschrieben, und dann eines Tages, das möchte ich jetzt auch noch mal, ist eine Art Anekdote, aber ist es auch nicht: Ich hatte in England ja über viele, viele Jahre in den 70er Jahren oder, was sage ich denn? In den 90er Jahren immer an Silvester teilgenommen, an einer großen internationalen, englischsprechenden Tagung und dort im Wesentlichen auch immer Beiträge gegeben, Zyklen gegeben von Vorträgen.
Und das letzte Mal, als ich in England war, dann sagte ich: "Na ja, das war gewesen erst mal". Und eines Tages erscheint ein Buch auf Englisch. Und dann kam es in meine Hände, und da stand Manfred Klett obendrauf. Und dann haben wir einfach meine Vorträge herausgegeben, die ich damals gehalten habe, die letzten Vorträge in England, quasi einen Zyklus gegeben habe und haben den veröffentlicht haben wir dann ... ich wusste gar nichts davon. Ronald German hat es damals redigiert und es hat dann ziemlich Anklang gefunden, auch in der westlichen Welt, in Amerika, und auch von bis nach Schweden, ich glaube, ins Schwedisch ist auch übersetzt worden. Ging auch um die Präparate und alles mögliche des Biologisch-Dynamischen.
Neuer Schaffensprozesses nach der Lehrtätigkeit an der Landbauschule 1:01:39
Also, es waren sozusagen Zwischenstufen meines Veröffentlichungswesens. Und seltsam genug. Und wie ich dann hier auf dem Dottenfelderhof war und eine Weile an der Landbauschule Dottenfelderhof mitgewirkt habe, dann war ich dann noch mit irgendwann mal 85 geworden, und noch mal 86 geworden, dann habe ich gesagt, es ist irgendwie doch auch Schluss! Und auch gesundheitlich war das natürlich begründet.
Und dann sagte ich: "Ja, was machst du hier eigentlich?" Und da habe ich gesagt: "Also ich muss doch irgendwie sehen, dass ich das, was mich da bewegt hat, die ganzen Jahrzehnte hindurch ... muss ich das mal versuchen niederzuschreiben, damit ich mich selber vor mir selber rechtfertige". Ich wollte gar kein Buch schreiben. Sondern ich wollte nur sehen: Kannst du das noch exakter fassen, was sich da so bewegt hat?
Die Entstehung des Buches: Ein persönliches Projekt 1:02:45
Na ja, gut, und da habe ich angefangen. Das erste Kapitel war "Industrie und Landwirtschaft", weil mich das schon immer ungeheuer interessiert hat. Eben für mich selbst, nur um mir klar zu werden, was es eigentlich mit dieser Polarität und Disparität auf sich hat. Und so folgte Kapitel an Kapitel, noch nicht zusammenhängen und eigentlich immer der Meinung: Das schreibst du für dich selbst.
Und eines Tages war es dann doch so weit gekommen, dass ich mir gesagt habe: "Nein, nein ... also es kann ja sein, dass es mal eine Generation gibt, die das auch goutiert, was ich da geschrieben habe oder die es interessiert, die vielleicht irgendwo da anknüpfen will oder so. Vielleicht ist es doch gut, dass du siehst ... mach ein Buch draus ... hat lange gedauert.
Und, na ja, und dann war es eben eine ... spät im Leben Arbeit, wo sozusagen diese zweite biografische Strom in mir gegipfelt hat, während der andere Strom, der nach Wirkens physisch ... ist eigentlich ganz baden gegangen allmählich, ganz zurückgezogen. Und so muss ich sagen, dass dieses Buch letzten Endes eben ich den Begegnungen mit vielen Menschen, sehr vielen Menschen verdanke, was in mir da gereift ist.
Die Rolle der Anthroposophie und Rudolf Steiner 1:04:24
Und wenn ich aber wirklich mich frage: Wem verdanke ich eigentlich dieses Buch? Dann muss ich sagen: der Anthroposophie bzw. Rudolf Steiner. Ohne das hätte ich es nie schreiben können.
Deswegen war es nicht an meiner Wiege so ohne Weiteres gelegt, sondern es musste erst erobert werden, ergriffen werden aus dem der Kraft, der Versuch jedenfalls aus der Kraft der Bewusstseinsseele so was originär aus dem eigenen Inneren zu ergreifen. Ja, und so muss ich sagen, ist das Buch in die Welt gekommen.
Wer liest das Buch? 1:05:02
Und ich habe mich immer gefragt: Wer liest das eigentlich? Ist es wirklich so, dass es dann Menschen gibt, die so was lesen? Und ich war da immer ein bisschen im Zweifel und habe mir gesagt, wenn es die gegenwärtige Generation nicht liest, dann liest es vielleicht die nächste. Oder die Übernächste.
Jedenfalls sind da versucht Gesichtspunkte zu entwickeln, die doch im Fortgang der Entwicklung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise seit dem Landwirtschaftlichen Kurs, ich bin ein Angehöriger der dritten Generation, was Sie so erlebt haben und was die so erstrebt haben und dass das vielleicht eine Anknüpfung sein kann für andere Generationen, auch darum, daran wieder anzuknüpfen. Und das war die Rechtfertigung dafür, dass ich dieses Buch geschrieben habe. Und ich kann nur hoffen, dass es dann auch irgendwann mal gelesen wird.
Ende der Rede von Manfred Klett.
Kurze Besprechung der Tagesordnung und im Anschluss eine Musikaufführung von Bent Duddek 1:06:15
Wir müssen dann schauen, wie du das machen willst mit denen nach dem Essen, ob du irgendwie möchtest. Und das kann sich einfach locker ergeben, oder?
Musikeinlage.
Ueli Hurter spricht 1:08:09
Übersetzungen in Italienisch und Russisch 1:08:09
Ein weiteres Kapitel sind da natürlich die Übersetzungen. Manfred selber ist zugange mit der russischen Übersetzung. Auf jeden Fall hat er ein Verhältnis zu jemandem, der das machen will, und ja also, wir hatten ja noch wenige biodynamische Aktivitäten in Russland, aber sie haben viel Erde. Also ich glaube, das ist schon das Wichtige. Und jetzt spricht mich gerade Fabio an für eine italienische Übersetzung. Und natürlich, weil du bekannt bist und gewirkt hast im englischsprachigen Raum, das müssen wir noch schauen, ich hoffe, dass das zu Stande kommt.
Und vielleicht kann man noch kurz was sagen. Also ich habe in einem Begleitwort versucht, dieses Buch "das Landwirtschaftliche Testament" von Manfred zu nennen. Das wurde mir dann rausgeschmissen. Das meinte ich aber nicht als eine Sache, weil man dann ablebt, sondern im Verhältnis zu dem Landwirtschaftlichen Testament, was von Sir Albert??? geschrieben ist. Ich möchte einfach noch mal diesen Zusammenhang aufmachen, dass wir im 20. Jahrhundert einerseits den Strom haben, der von Steiner ausgeht und dasjenige gebildet hat, was die biodynamische und die biologische Landwirtschaft heute ist.
Die Verbindung zwischen verschiedenen Strömungen in der Landwirtschaft 1:13:20
Und es gibt einen zweiten Strom, wie oft der im Englischsprachigen eigentlich geht. Und es ist immer auch eine Frage, inwiefern wir vorwärts kommen mit etwas ob dasjenige, was aus dem Mitteleuropäisch-Deutschen kommt, und dasjenige, was mehr aus dem Englischsprachigen kommt, ob sich das findet oder nicht! Das ist eine Schicksalsfrage für das 20. Jahrhundert und heute noch wie wir Wissen.
Und in diesem Sinne wollte ich nochmals dieses landwirtschaftliche Testament, was eine epochemachende Geschichte ist für jede Sprache der Welt (korrekt wiedergegeben?). Bei uns ist es gerade so, wer hat es schon gelesen, aber dass wir hier eigentlich auch mitnehmen müssen, dass wir ein Gespräch zu führen haben, ein weltweites Gespräch. Ich würde mal sagen, zwischen der westlichen Welt, der mittleren Welt und der östlichen Welt. Das gehört auch zur Landwirtschaft, vielleicht, dieses noch dazu.
Ende des Beitrags von Ueli Hurter
Manfred Klett spricht 1:14:18
Die Herausforderungen und Fortschritte der russischen Übersetzung 01:14:18
Da kann ich noch was ergänzen dazu, dass diese russische Übersetzung, die wird ja zurzeit in der Ukraine gemacht, in Odessa, und da ist auch der kleine Verlag. Und es war mir immer ein Bemühen, dafür auch die Gelder zu werben, denn die sind ja völlig außerstande sowas zu finanzieren. Und weil ja auch gar keine biologisch-dynamische Infrastruktur in Russland es bis jetzt gibt, und zwar überall leise, leise Ansätze, aber unter unendlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, an der Unterkapitalisierung ... die steht auf null gewissermaßen, kein Kapital zur Verfügung für nichts. Alles muss da wirklich nur von innen heraus gewollt werden.
Der Beitrag von Gunter Gebhard in Russland 1:15:16
Und da war es auch mir mein Anliegen gewesen, dass möglichst schnell so eine Übersetzung ins Russische erfolgt, und da war wir sehr hilfreich, der Gunter Gebhard. Und der ja jetzt in Russland lebt und dort Kurse veranstaltet für Waldorflehrer und Ärzte, der in meinen Augen doch herausragender Goetheanist ist. Also von Naturwissenschaften, er ist Pallentologe, Geologe und Biologe und er hat es jetzt wesentlich betrieben, dass dieses Buch da in Russland erscheint.
Die Zukunft der Landwirtschaft in Russland und die Bedeutung der Anthroposophie 1:16:00
Und das ist ein Grund und Boden, eine Erde die eigentlich eine große Zukunft hat. Und jetzt müssen die Menschen nur rechtzeitig genug Gelegenheit haben, doch aus dem Anthroposophischen heraus die eine oder andere Anregung zu bekommen, dass sie aus ihrer Seelehaltung heraus die ganze Erde zugewandt ist vom Ursprung her, was aber durch 90 Jahre Bolschewismus, man möchte sagen, weitgehend ausradiert worden ist. Aber was sozusagen doch in den Tiefen der Seelen schlummert, ein Keim, dass dieser Keim erweckt wird, dass die Menschen den Mut gewinnen, wirklich einen solchen, ... eine neue Beziehungen zur Erde zu finden. Das war auch eben mein Anliegen.
Interview mit Thomas Lüthi 1:17:01
Persönliche Begegnungen mit Manfred Klett und biodynamische Entwicklung 1:17:01
Mein Name ist Thomas Lüthi. Ich wohne und arbeite in Järna, in Schweden. Das sind so 50 Kilometer südlich von Stockholm. Da bin ich beschäftigt auf einem biodynamischen Ausbildungsbetrieb.
Früher habe ich als Gärtner gearbeitet und dann Ausbildungen geleitet. Und jetzt bin ich verantwortlich für eine Ausbildung auf Teilzeit.
Ich wurde heute eingeladen, hier auf den Dottenfelderhof zu kommen, um Manfred Klett und einige seiner Freunde zu treffen, weil er ein Buch geschrieben hat. Und als ich das hörte, habe ich sofort entschieden, hierhin zu kommen.
Ich schätze Manfred Klett sehr. Ich bin ihm jahrelang begegnet in Dornach, bei den Landwirtschaftlichen Tagungen im Vertreterkreis für Landwirtschaft und dann auch im Sektionskeis für Landwirtschaft. Und das waren für mich sehr wichtige Zusammenkünfte, wo das Biodynamische von ganz verschiedenen Seiten beleuchtet wurde, auch kontrovers im selben Raum von verschiedenen Persönlichkeiten ohne die Freundschaft zu verlieren. Das hat großen Eindruck gemacht und mir natürlich auch Impulse gegeben, das Biodynamische nicht nur als etwas Fertiges zu sehen, sondern etwas, das durch meine Tätigkeit in Gedanken, im Praktischen weiter entwickelt wird. Und da habe ich von Manfred Kletts Weitsicht, gleichzeitig mit der Verbundenheit mit der Scholle ??? sehr schätzen gelernt.
Neue Impulse im Forschungsring 1:19:21
Es ist eine Art Freundschaft entstanden. Ich habe Manfred auch nach Schweden eingeladen zu unserem Ausbildungsort, um da Kurse für unsere Studenten zu halten und für den Nordischen Forschungsring. Und das hat weitreichende und wichtige Impulse gegeben für die biodynamische Arbeit. Und darum war es besonders schön, einige von seinen Freunden hier wieder zu treffen, heute, und Manfred und Li zu treffen. Ich bin sehr dankbar, dass ich eingeladen worden bin zu diesem Anlass.
Es kommt auf die eigene Arbeit an. Auf sich selber bauen, selber etwas entwickeln 1:20:11
Was mir noch besonderen Eindruck gemacht hat in den Begegnungen mit Manfred, den Gesprächen, Überlegungen und auch in Vorträgen, dass er eben auf sich selber baut und Sachen selber entwickelt und nicht etwas, das schon erarbeitet ist und auch schon vorgebracht wieder vorbringen muss, sondern das geht in einem weiteren Bearbeitungsprozess und kommt auf andere Arbeit hervor. Und ich glaube, das ist ganz wichtig. Es war wichtig für mich und das ist wichtig für die biodynamische Arbeit, dass gezeigt wird, es kommt auf die eigene Arbeit an und dadurch auch eine Weiterentwicklung des biodynamischen Impulses.
Interview mit Albrecht Römer 1:21:16
Mein Name ist Albrecht Römer. Ich lebe seit 1981 in der Dorfgemeinschaft Lehenhof am Bodensee. Und mit meiner Frau zusammen habe ich den Hof bis zum Jahr 2000 gemacht und bin seit ... war 25 Jahre geschäftsführender Vorstand der Dorfgemeinschaft Lehenhof, das sind 300 Menschen, davon sind 140 Menschen mit Behinderung ... eine Camphill Gemeinschaft. Und ich habe einfach diese letzten 20 Jahre die strategische Entwicklung dort mit begleitet.
Meine Verbindung zum Dottenfelderhof 1:21:56
Ich habe von 1979 bis 81 hier zwei Jahre auf dem Dottenfelderhof als Geselle gearbeitet, wohl einer der ersten Gesellen. Vorher waren da meistens Auszubildende und dabei eben die ganzen Dottenfelderhof Pioniere kennen gelernt, aber eben auch meine Frau kennengelernt hier, und seither besteht eine Beziehung zum Dottenfelderhof als Ganzes, auch zu den anderen Pionieren und den Menschen dort. Die späteren Jahre ist eine Auszubildende von uns hier tätig gewesen. Also wir haben eine Verbindung zum Dottenfelderhof eigentlich bis heute an verschiedensten Stellen gehabt.
Arbeit in der Sektion 1:22:47
Und wenn wir jetzt auf die Beziehung zu Manfred Klett gucken, dann war die eigentlich erst verstärkt. Erst mal war er derjenige, der mich hier als Geselle eingestellt hat, aber er war dann später eben wo er in Dornach die Sektionsleitung übernommen hatte, hat er einen Sektionskreis gebildet mit verschiedenen Menschen, aber da waren eben Jüngere dabei und ich gehörte zu den Jüngeren, die gefragt waren, dort mitzuarbeiten. Und wir haben als Sektionskreis eben dreimal im Jahr getagt. Unter anderem Anfang der 90er Jahre auch zweimal am Lehenhof, also wo dann drei Tage Sitzungen dort waren und haben eigentlich die Arbeit der Sektion da begleitet, wie das Jahresthema und überhaupt die Aufgabe gehabt, neben dem Vertreterkreis Landwirtschaft eben auch spezieller noch die Sektionarbeit zu begleiten.
Von Beruf Landwirt und später eben Geschäftsführer, heute im Ruhestand und noch mit einigen Ehrenämtern betätigt. Und von daher war eine Zusammenarbeit jetzt mit der Sektion, die die neue Herausgabe des Landwirtschaftskurses und da die Martin von Mackensen, Ueli Hurter, hat sich dann ergeben, dass wir, dass ich da auch eingeladen war zu dieser Buch Vernissage.
Der soziale und der landwirtschaftlicher Organismus als eine höhere Ordnung von Individualität 1:24:40
Also es gibt ja jetzt so etwas wie Lieblingsgedanken oder ja Lieblingsideen die einen begleiten und eines aus dem Landwirtschaftskurs ist natürlich der:
"Eine Landwirtschaft erfüllt ihr Wesen im besten Sinne des Wortes, wenn sie aufgefasst werden kann als eine Art Individualität, eine geschlossene Individualität."
Das ist für mich der Satz, an dem ich immer wieder ankomme, auch in Bezug auf sozialen Organismus.
Also weil das bei uns ja das Thema war, die Dorfgemeinschaft und die Landwirtschaft, und wo ich sehe, dass da enorm viel drin steckt, dass man den sozialen Organismus und den landwirtschaftlichen Organismus eben als eine höhere Ordnung von Individualität sehen kann.
Und die Landwirtschaft ist eben der Teil, der konkret mit dem Ort sich auseinandersetzt. Und wenn man dann sieht, lange Zeiten anschaut, was war vor 100 Jahren an dem Standort, vor 200 Jahren, was wird in 100 Jahren sein, wenn man sieht, wie die Betriebe sich heute entwickelt haben mit biologisch-dynamischen Gedanken - aber man kann schon sehen, dass das noch nicht das Ende sein wird. Die Betriebe werden in 50 Jahren noch mal anders aussehen, wenn sich genügend Menschen finden, dass es nicht nur industrialisierte Betriebe sind.
Aber das merkt man heute schon an Bestrebungen, die Richtung Solawis gehen, also dass man eigentlich diese, ... das Zusammenwirken von Standort und menschlicher Gemeinschaft das ist der Leitgedanke für mich, und da gibt es natürlich viele Ansatzpunkte, die auch bei Manfred Klett zur Erscheinung treten.
Präparate und das Soziale 1:26:38
Die Frage: "Was ist da eine Präparatewirkung?" Klar auf die Bodenfruchtbarkeit. Aber was hat sie auch für eine Auswirkung ins Soziale? Hat sie eine Auswirkung? Da gibts Fragen, und wenn ich jetzt dahin gehe, dass Karl König eine Ansprache für Bauern und Gärtner gehalten hat, wo er sagt:
"Dort, wo ich die erneuerte Landwirtschaft mit dem erneuerten Menschenverständnis zusammenkommen",
oder in den Worten von Wilhelm Ernst Barkhoff:
"Das Interesse von an der Natur und das Interesse am Menschen sich begegnen, da entsteht etwas Drittes, Neues, der Dorfimpuls."
Dann ist das eigentlich die Seite, von der ich mich in der Landwirtschaft nähere und dann natürlich dieses Bild, gerade durch so eine Arbeit von Manfred Klett natürlich auch konkretisiert wird.
Diskussion über den Begriff "Dorfimpuls" und dessen Verbindung mit dem Christus-Impuls 1:27:38
Ja, es war jetzt gerade diese Frage: "Könnte man Dorfimpuls auch mit erweitertem Christus-Impuls bezeichnen?" Und das würde ich ... diesen Namen würde ich an der Stelle ungern verwenden, weil er doch viele Menschen heute ausschließt, die eben keinen Bezug zu dem Christusbegriff haben, oder sogar sich abgewiesen fühlen. Und es geht eigentlich mehr darum, dass man einen Begriff von Werden, von Entwicklung bekommt. Und überall wo Entwicklung stattfindet, könnte man das auch im Hintergrund den Christus sehen. Aber das würde ich ungern so aussprechen, weil es kommt wirklich mehr auf das Erleben, das, dass es eine Vergangenheit gibt, die zu einem Jetzt geführt hat und eine Zukunft gibt, die aus der Zukunft heraus in die Zukunft führt.
Das Credo des Werdens 1:28:44
Also dieses Werden, das ist für mich das Credo. Und das gilt natürlich für den Landwirtschaftsbetrieb. Das gilt für den sozialen Organismus, gilt für den einzelnen Menschen. Und es gilt eigentlich auch für die Menschheit, auch wenn sie das nicht immer so deutlich zeigt.
Interview mit Fabio Brescacin 1:29:09
Begrüßung und Vorstellung 1:29:09
Ja. Guten Morgen alle. Ich bin Fabio Brescacin, komme aus Italien, bin Präsident von EcorNaturaSi. Es ist eine Kette, eine Gruppe von Bioläden, Bio- und biologisch-dynamischen Läden in ganz Italien und auch etwas in Polen.
Feier des Buches von Manfred Klett und persönliche Erinnerungen 1:29:26
Ich bin hier heute zu feiern, dieses Buch von Manfred Klett. Aber ich kann mit euch teilen zwei Bilder. Ein Bild, wann ich jung war, war nach meinem Studium in Landwirtschaft. Ich war hier, ich habe den Januarkurs gemacht und ich habe ganz wenig Deutsch kennen gelernt. War für mich sehr schwierig und erinnere Abend. Manfred Klett hat diese Vorträge, diese Lessons gehalten und ich war in die erste Reihe, weil ich sollte eine große Konzentration haben, weil ich habe nicht alles verstanden.
Eindrücke von Manfred Klett und seine vielfältigen Tätigkeiten 1:30:06
Aber natürlich war schön, hat gesprochen über Philosophie, über Anthroposophie, über die Entwicklung des Kosmos der Erde. Es war so schön. Aber der Tag nachher am Morgen, sehr früh am Morgen, ich habe Manfred gesehen in einem ganz anderen Bild, er war verantwortlich für die Gebäude hier hat wirklich mit Zement und, und ... an dieser Sache gearbeitet, so war so zwei verschiedene Bilder und war sehr interessant. Weil eine Seite eine tiefe Erkenntnis, ... eine tiefe Geistige, so kann man sagen ja, Erkenntnis und eine Seite, ... viel praktisch viel am Boden, viel ... in normale tägliche Arbeit. Und er hat mir gesagt Fabio: "Weißt du, am Anfang, wir hatten eine Mark (D-Mark) und wir hatten kein Geld. Und den Mark sollten wir zweimal gucken, bevor wir bezahlt hatten, weil wir hatten so wenig Geld.
Manfred Klett in Italien 1:31:15
Das zweite Bild: Er ist oft in Italien gekommen. Frau Mozone ???, Frau Mozone ist eine Frau, die hat eine große ... die ist gestorben letztes Jahr, sie hat einen großen Hof in der Nähe von Milano. Sie hat immer Manfred eingeladen und es war immer eine Feier wenn Manfred da war.
Weil wirklich wir als junge Menschen, als junge Landwirte, als junge Leute, die wollten sich mit biologisch-dynamischen Landwirtschaft mehr beschäftigen, wirklich war so sehr begeistert. Wir haben dort früher gesagt, wir sehen Erkenntnis und Praxis zusammen.
Und einmal diese Frau hat einen Architekt, der Mann war ein Architekt und er hat keine Interesse in Landwirtschaft und kein Interesse in Anthroposophie. Und einmal er war bei Manfred Klett in einem Vortrag. Er hat gesagt: "Ich verstehe, liebe Frau, warum du so begeistert bist".
Danksagung und Hoffnung auf Übersetzung des Buches 1:32:12
Und das war unsere Erfahrung. Wir müssen als Italiener sehr, sehr viel danken, was Manfred hat gebracht in Italien, und ich hoffe, dass ich kann oder ich mit meine Kollegen und wir können diese Bücher übersetzen. Ich möchte, dass dieses Buch wirklich auch in Italienisch als eine stone, eine Säule sein kann für die Entwicklung der Landwirtschaft nicht nur biologisch-dynamischen Landwirtschaft, bei uns da sein kann. Ich danke sehr hier heute zu sein. Ich danke Manfred, ich danke du für deinen Film und: Thank you very much.
Interview mit Ueli Hurter 01:32:50
Ja. Hallo. Ich bin Ueli Hurter. Ich komme aus der Schweiz. Sowohl von meiner Person her wie auch von meiner Funktion her, weil ich bin Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft und bin am Goetheanum und bin eigentlich in diese Aufgabe gekommen, wenn man ein bisschen weiter zurückgeht, auch durch den Dottenfelderhof, und ich würde auch sagen durch Manfred Klett. Er war ja auch einmal Sektionsleiter und in diese Weise habe ich ihn auch eigentlich am Goetheanum zum ersten Mal gesehen.
Die Prägung durch Manfred Klett auf der Landwirtschaftliche Tagung 1:33:28
Das war eine der großen landwirtschaftlichen Tagungen. Ich war dann ganz junger Lehrling, und da hat man nur von weit hinten in diesem großen Saal hat man vorne eine Figur gesehen, die da mächtig gesprochen hat. Ich glaube, ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat, aber es war einfach tief eindrücklich, wie jemand mit seiner Kraft, seiner Persönlichkeit, der Stimme und der Geste diesen großen Saal gefüllt hat.
Begegnung mit Manfred Klett auf dem Dottenfelderhof 1:33:51
Und dann kam für mich eine Phase, wo es weiterging beruflich. Und dann habe ich über eine Zwischenprüfung gehört, dass hier ein Studienjahr aufgeht. Und dann bin ich hierhergekommen.
Das war irgendwie so, im Ende Juli auch. Es war das erste Studienjahr angesagt, ich weiß nicht genau, das hat irgendwie im September angefangen und es war auch nicht viel Zeit. Und dann war das ein riesen Erlebnis. Als kleiner Schweizer hier in diesen großen Hof zu kommen, muss man sich vorstellen.
Und dann hieß es: "Ja, ja, der Klett kommt jetzt dann". Also der hatte das völlig vergessen, dass jemand kommt, der wartete nicht einfach schön im Büro, sondern der war hier oben auf dem Dach der neu entstehenden Landbauschule. Und das sind diese Gauben. Und da musste man die Ziegel oder die die Ziegel musste man abflexen, damit sie in diese schrägen Formen passen. Und der Manfred war also da oben und hat darum gemacht und kam dann völlig verstaubt und konnte kaum sprechen. Weil er so viel Staub in der Lunge hatte, kam er runter und hat sich zuerst mal wieder orientiert.
Seine Frau hat ihm gesagt: "Du, die sind da, die wollen vielleicht die Landbauschule machen". Das war dann das erste Realerlebnis mit diesem Manfred Klett. Dann ist man da rausgegangen und ein bisschen zur ehemaligen Bäckerei. Ich weiß gar nicht, ob die noch da ist, ein bisschen rumgegangen.
Und dann kam einer vom Mähdrescher und hat gesagt: "Jaaa...", ich glaube, es war noch alles per Sie...:"Herr Klett, da ist jetzt der Roggen, wir sollten ihn unbedingt Dreschen, aber er hat 16 oder 17 Feuchtigkeit und nicht 14. Was machen wir?" Also er war voll eingespannt.
Ein Besonderes Verständnis von Kollegialität 1:35:40
Und dann habe ich dann an einem gewissen Punkt gesagt: "Also, wenn Sie keine Zeit haben, dann machen Sie Ihre Sachen. Wir sind ja hier nur für dieses Abklärungsgespräch". Und das hat er souverän zur Seite gewischt und hat dann eigentlich so eine Bemerkung gemacht: "Na ja, wir sind ja unter Kollegen". Und das war schon sehr tief beeindruckend. Er hat uns als sehr junge Menschen wir waren damals 23, 24, hatten eben unsere ersten Schritte in der praktischen Landwirtschaft hinter uns. Und er hat hier auf dem Betrieb hat man von Kollege zu Kollege gesprochen. Das war seine Geste zu sagen, wenn wir da etwas bewirken wollen, könnte man sagen biodynamisch, hier oder anderswo, dann machen wir das von Kollege zu Kollege. Das war so ein Ersterlebnis für mich mit Manfred Klett.
Aufenthalt auf dem Dottenfelderhof 1:36:45
Ich bin dann an diesen Kurs gegangen. Es ging sehr gut. Ich bin dann weiter geblieben. Ich war zum Schluss fast drei Jahre auf dem Dottenfelderhof, hab mitgearbeitet auf den Betrieb und war dann auch noch in der Forschung und musste mich richtig losreißen, würde ich sagen. Ich musste mich richtig losreißen, dass ich von hier wieder auch weg kam. Das war High Life, das war der Place to be. Also höher ging es nicht.
Mit 28 Jahren die Einladung von Manfred Klett in den Vertreterkreis 1:37:11
Und ja, ich hätte auch hier bleiben können, habe mich dann anders entschieden und dann ging der Weg weiter, bis wir uns dann eben in Dornach wieder so getroffen haben, dass dann Manfred Klett auf den Betrieb, wo ich gewesen bin, wo ich dann angefangen habe in der französischen Schweiz. Da kam er dann. Er hat sich das nicht nehmen lassen, er kam und hat das angeschaut und hat das mit begutachtet und hat mich dann eingeladen in den Vertreterkreis einzutreten. Ich war damals 28 Jahre alt.
Also muss man sagen, dass auch hier wieder dieses Kollegiale und dieses absolut, denn man war angesprochen in in einer Schicht, wo man noch gar nicht war, aber wo man dann hingekommen ist, weil man so angesprochen wurde, das war die Geste, also wirklich super. Und ich muss einfach auch sagen heute, auch wenn ich da in meiner Funktion als Sektionsleiter agiere, und diese Verantwortung, wenn ich versuche, der gerecht zu werden, dann ist es immer noch so, dass ich wirklich aus der Schule Dottenfelderhof komme. Also ich bin eigentlich ein Träger dieses Impulses hier, so wie es hier lebt und mein Kollege, mit dem wir das zusammen machen, der Jean-Michel Florin aus Frankreich, der ist eben ein Schüler von Jochen Bockemühl. Das ist eben eine andere Schule. Und beide, ja, es geht sehr gut zusammen, aber durch das wird mir das auch bewusst, wie diese Durchdringung, würde ich mal sagen, von Praxis- und Erkenntnisleben und eben auch diesen Willen im Sozialen und auch im sozial Wirtschaftlichen wirklich die Sache zu greifen. Das habe ich von hier mitgenommen und das trage ich weiterhin in die Welt.
Die Einführung von Manfred Klett's Buch 1:39:11
Also eigentlich, wenn ich jetzt hier bin, heute ist der 18. Juli 2021 und wir haben hier uns eine kleine Gruppe, kann man sagen, weil Manfred Klett jetzt sein Buch veröffentlicht hat: "Von der Agrartechnologie zu Landbaukunst", ein fünfhundertseitiges Werk, wo er eigentlich die Quintessenz seines ganzen Lebens wissenschaftlich, praktisch, geisteswissenschaftlich, das er mit diesem Impuls verbunden hat, ist da hinein kristallisiert, in dieses umfassende Buch, wo er dem nachspürt: "Was habe ich da erlebt und inwiefern ist das, was ich erlebt habe, in meiner Biografie eigentlich wie ein Ruf aus der Zukunft, könnte man sagen, was da noch auf uns zukommt, was da noch möglich ist?"
Das ist das tolle an diesem Buch, dass es in dieses Große, in dieses Zukunftsfähige eigentlich hinein leuchtet und nicht ein, wie man es auch erwarten könnte, von einem 88-jährigen Menschen eine Art kleinliches Zurückschauen in eine bürgerliche Biografie ist.
Anerkennung für Manfred Klett's Lebenswerk 1:40:26
Also ich finde es ein gigantisches Buch, auch in dieser Hinsicht, dass es bis zuletzt - und was heißt zuletzt? Wir wissen nicht, wie lange Manfred Klett noch leben wird, weil er hatte schon länger mit seiner Gesundheit zu kämpfen und ist immer noch da und ist immer noch produktiv.
Aber in dieser Weise war das jetzt vielleicht doch eine Art Abschluss seines aktiven Berufslebens. Wenn man das alles unter Beruf subsumieren will, dass da etwas den nächsten Generationen übergeben wird mit diesem Buch in schriftlicher Form, was ein erstes Jahrhundert des biodynamischen Impulses fast wie subsummiert, in eine gewisse Form bringt, und dadurch vielleicht jetzt den Kommenden auch eine gewisse Freiheit gibt, auf Grundlage des ersten Jahrhunderts, aber auch mit einer gewissen Freiheit, diese Sache weiterzubringen. Ich glaube, das hat uns Manfred Klett mit seinem Buch in die Hände gegeben.
Themenbezogene Leseanregungen
- Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Landwirtschaftlicher Kursus: Acht Vorträge. GA 327. (Auch als "Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft: Landwirtschaftlicher Kursus" bekannt). Dies ist das grundlegende Werk von Rudolf Steiner für die biologisch-dynamischen Landwirtschaft
- Manfred Klett: Von der Agrartechnologie zur Landbaukunst. Wesenszüge des biologisch-dynamischen Landbaus - Eine Landwirtschaft der Zukunft, Verlag am Goetheanum, ISBN-13 978-3723516683, EUR 48
- ↑ Widmung im Buchdeckel Buch von Manfred Klett: Von der Agrartechnologie zur Landbaukunst Das Zitat stammt von Rudolf Steiner bei der Grundsteinlegung zum Rosenkreuzertempel der Loge Malsch "Franz von Assisi" nach dem Gedächtnis von Hilde Stockmeyer, aus: Rudolf Steiner: Bilder okkulter Siegel und Säulen, GA 284, Dornach 1993, S. 113
- ↑ Welcher Strom ist gemeint? :-)
Themenbezogene Videos
Dr. Manfred Klett - Biografie lang
Hier erzählt Manfred vor einer Handvoll von Azubis und Landbauschüler der biologisch-dynamischen Landwirtschaft vom Dottenfelderhof aus seiner Lebensbiografie.
"..., die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ist von der Art, dass man nicht meinen kann, das wär' ein Zuckerlecken, dass man da einfach so irgendwie... - weil jetzt heute der alternative Markt gerade mal so toll erschlossen ist - dass man meint, da irgendwas absahnen zu können. Nein! Das ist schon Stillstand! Schon wenn man glaubt, man könnte heute darauf bauen, dass einem sozusagen Preise zukommen, von denen sonst der konventionellen Landbau nur träumen kann - schon das, wenn man so einen Gedanken hat, ist man schon im Stillstand oder schon rückwärts gewandt. Sondern man muss immer - in seinem Bewusstsein - einen großen Schritt voraus sein der eigenen Biografie. Also man muss sich die Laterne selber anzünden, die einem sozusagen im Dunkel des eigenen Lebensweges dann voraus leuchtet."[1]
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Buchvorstellung "Von der Agrartechnologie zur Landbaukunst" vom Mitherausgeber Ueli Hurter
Hier zu sehen ist der Leiter der Landwirtschaftlichen Sektion am Goetheanum in Dornach, Ueli Hurter. Ueli war auch Mitherausgeber.
"Also dass dasjenige, was man in die Hände gibt der jungen Generation, dass das auf einem mindestens so guten, wenn nicht sogar weiterentwickelten Niveau übergeben werden kann, als man es selber von der vorhergehenden Generation übernommen hat. Und dass jetzt wirtschaftlich, betriebswirtschaftlich, aber auch volkswirtschaftlich ausgedrückt, ist eben etwas, wo der Autor darauf hinweist, dass hier im Kern etwas vorliegt, was eigentlich die ganze Wirtschaft sucht, nämlich eine regenerative Wirtschaft.
Wir sind in einer Gesamtsituation heute mit unserem Planeten Erde, wo wir unbedingt und schnell und an vielen Orten Ansätze und Setzungen brauchen, in eine Wirtschaft, die nicht nur verbraucht ist, die nicht nur belastend ist, die nicht nur einen negativen Impakt hinterlässt, sondern die regenerativ ist und die Landwirtschaft natürlich durch ihre Nähe zu den Lebensprozessen, aber dann verstanden als die biodynamische Landwirtschaft. Wenn sie das begreift, dann kann sie eigentlich ein Impulsgeber, ein Inspirator werden für die ganze Wirtschaft.
Das wird in diesem Buch herausgearbeitet und es ist ein Ruf, dass die zukünftigen Generationen das noch deutlicher herausarbeiten, damit umgehen und damit auch nicht nur in landwirtschaftlichen Zusammenhängen bleiben zum Bleiben, sondern das Einbringen in den gesamtwirtschaftlichen gesamtgesellschaftlichen Dialog."[3]