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'''Marienhöhe''' oder '''Hof Marienhöhe''' ist ein Wohnplatz der Gemeinde Bad Saarow im Brandenburger Landkreis Oder-Spree. Das ehemalige Vorwerk des Ritterguts Saarow liegt auf einer Anhöhe in den Südausläufern der Rauener Berge zwischen Kolpin und Bad Saarow-Mitte rund 50&nbsp;Kilometer östlich von Berlin-Mitte.

Im Dezember 1927 kaufte der Landwirt [[Erhard Bartsch]] das Vorwerk und erprobte auf dem Hof ab 1928 die [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft]], die der [[A:Anthroposophie|Anthroposoph]] [[A:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]] in einem ''[[Landwirtschaftlicher Kurs|Landwirtschaftlichen Kursus]]'' entworfen hatte. Bartsch baute den Hof zu einem Zentrum der Demeterbewegung aus. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise konnte sich in der Zeit des Nationalsozialismus längere Zeit behaupten und zunächst einem Verbot entgehen. Nach einem Besuch des Hofs setzte sich der Reichsbauernpräsident Darré noch im Jahr 1940, ein Jahr vor dem Verbot des ''Reichsverbands für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise'', gegen die Partei-Linie für Marienhöhe ein. Auch die DDR-Zeit überstand Marienhöhe als privat geführter Biobauernhof und wurde als einer der wenigen landwirtschaftlichen Betriebe nicht in einer LPG zwangskollektiviert.

Nach wie vor ökologisch wirtschaftend, gilt Marienhöhe heute als der älteste biologisch-dynamisch arbeitende Hof in Deutschland.<ref>In den meisten Darstellungen wird Marienhöhe als der älteste ökologisch wirtschaftende Betrieb in Deutschland bezeichnet. Laut Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung nahmen zumindest Bauern im thüringischen Kreis Apolda die Ökologische Landwirtschaft gleichfalls bereits in den 1920er Jahren auf, allerdings im Gegensatz zu Marienhöhe mit einer Pause in der DDR-Zeit. Quelle: Frieder Rock, Institut für zukunftsrächtiges Wirtschaften e.&nbsp;V.: ''Infrastrukturentwicklung und Finanzierung von Biolandbau, -verarbeitung und -vermarktung in den neuen Ländern.'' Hrsg.: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Endbericht. [http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_Infrastrukturentwicklung.pdf?__blob=publicationFile&v=3 BBR-Online-Publikation, Endbericht, November 2004.] S.&nbsp;17.</ref>

[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 06.jpg|mini|hochkant=1.7|Feldarbeit auf dem Hof Marienhöhe im April 2014]]

== Geologie, Naturraum und Klima ==
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 31.jpg|mini|Hänge und Wald südöstlich von Marienhöhe]]

Marienhöhe befindet sich auf der ''Storkower Platte'' rund 1,5&nbsp;Kilometer westlich des Nordufers des Scharmützelsees, einem typischen Rinnensee, der als subglaziale Rinne während des Brandenburger Stadiums der Weichsel-Kaltzeit entstanden ist und die Storkower von der Beeskower Platte trennt.<ref>Olaf Juschus: ''Das Jungmoränenland südlich von Berlin – Untersuchungen zur jungquartären Landschaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe.'' S.&nbsp;2. Dissertation, Humboldt-Universität Berlin, 2001. Siehe Abbildung&nbsp;2 ''Platten und Urstromtalungen im Jungmoränenland südlich Berlins''. [http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/juschus-olaf-2001-05-04/HTML/chapter1.html online] Auch in: Berliner Geographische Arbeiten ''95.'' ISBN 3-9806807-2-X, Berlin 2003.</ref><ref>Brigitte Nixdorf, Mike Hemm u.&nbsp;a.: ''Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands, Teil&nbsp;5, Brandenburg'', Umweltforschungsplan des [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit|Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit]], Abschlussbericht F&E Vorhaben FKZ&nbsp;299&nbsp;24&nbsp;274, im Auftrag des [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamtes]] am Lehrstuhl Gewässerschutz der [[Brandenburgische Technische Universität Cottbus|Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus]], 2004. Kapitel&nbsp;1.26 ''Scharmützelsee'' S.&nbsp;107 ([https://www-docs.b-tu.de/fg-gewaesserschutz/public/projekte/uba_2/05_brandenburg.pdf Online], PDF; 1,92&nbsp;MB) .</ref> Das Plateau zählt zu den südlichen Talbegrenzungen des Berliner Urstromtals, die überwiegend aus eiszeitlichen Ablagerungen (vor allem Geschiebemergel und Sand) bestehen. Im Bereich der Rauenschen Berge überformen die weichselglazialen Ablagerungen eine [[Endmoräne|Stauchmoräne]] der [[Saaleeiszeit]], in der [[tertiär]]e [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimente]] wie [[Braunkohle]] bis dicht an die Oberfläche gestaucht sind.<ref name="Stackebrandt">Werner Stackebrandt: ''Neotektonische Aktivitätsgebiete in Brandenburg (Norddeutschland).'' In: ''Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge'', 1,2&nbsp;2005, Hrsg.: Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, Cottbus 2005, S.&nbsp;165–172. Siehe Kapitel&nbsp;1.3: ''Rauensche Berge.'' S.&nbsp;166–168, [https://www.geobasis-bb.de/geodaten/lbgr/pdf/1-2_05_Stackebrandt_165-172.pdf PDF].</ref> Das Hügelland zählt in den [[Naturräumliche Haupteinheiten Deutschlands|Naturräumlichen Haupteinheiten Deutschlands]] zum ''Ostbrandenburgischen Heide- und Seengebiet'' (Nr.&nbsp;82).

Die [[Bodenwertzahl]] auf den kargen Flächen der Marienhöhe schwankt zwischen 8 und 50 und beträgt im Durchschnitt&nbsp;20. Damit bewegt sie sich im unteren Bereich der [[Bodenertrag|Ertragsfähigkeit]]. Der Hof liegt auf einer Höhe von 80 bis 92&nbsp;m über [[Normalnull|NN]], rund 50&nbsp;Meter über dem Wasserstand des Scharmützelsees. Großräumig befindet sich das Gebiet im Übergangsbereich zwischen [[Ozeanisches Klima|ozeanischem Klima]] in Westeuropa und [[Kontinentalklima|kontinentalem Klima]] im Osten. Kleinräumig sind hohe Trockenheit mit vorsommerlicher [[Dürre]] prägend. Die [[Niederschlag|Jahresniederschlagsmenge]] wurde für Marienhöhe für 1996 mit 350&nbsp;mm angegeben.<ref name="LandLeben">LandLeben<!--sic--> e.&nbsp;V.: {{Webarchiv|url=http://www.landleben-ev.de/aesthetik/seiten/haupt/Hofpt/mht.html |wayback=20131126161130 |text=Landschaftsästhetisches Hofportrait: Hof Marienhöhe. „Die sandige Oase.“ |archiv-bot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }}</ref> Für die nahegelegene Wetterstation [[Beeskow]] erfasste der [[Deutscher Wetterdienst|Deutsche Wetterdienst]] im Jahresmittel der Periode 1961 bis 1990 einen Niederschlag von durchschnittlich 519&nbsp;mm. Bereits dieses Ergebnis fällt ins untere Zehntel der in Deutschland erfassten Werte. Nur an 5 % der Messstationen des Wetterdienstes wurden niedrigere Werte registriert.<ref>Deutscher Wetterdienst: ''Mittlere Niederschlagshöhe 1961–1990''; siehe Werte für Beeskow [http://www.dwd.de/mittelwerte Download über DWD Mittelwerte]</ref>

== Geschichte ==

=== Gründung als Vorwerk, Namensgebung, 1880–1918 ===
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 03.jpg|mini|Marienhöhe, Feld]]

Das Vorwerk wurde 1880 als Schäferei auf einer Rodungsinsel in den ausgedehnten Kiefernforsten am Südrand der Rauenschen Berge angelegt. Es gehörte zum Rittergut Saarow, dem heutigen Bad Saarower Wohnplatz [[Dorf Saarow]], das sich zu dieser Zeit im Besitz des Barons Julius von Bonseri befand. Im Jahr 1905 wurde das Vorwerk verpachtet und als ''Schöne Aussicht'' und als Rodelberg genutzt. Ein Jahr später ließ der Landwirt Pfeiffer neben dem Vorwerk eine Villa bauen. Nach Darstellung der Bad Saarower Ortschronik wurde der Ort nach dem Vornamen von Pfeiffers Frau Maria im Jahr 1906 Marienhöhe genannt.<ref>Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow … .'' … [https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEM1Y0a1o4MjhUZHM/edit?pli=1 Kapitel ''Wirtschaftliche Erschließung.'' S.&nbsp;7–10.]{{Toter Link|url=https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEM1Y0a1o4MjhUZHM/edit?pli=1 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} (PDF).</ref> Nach Angabe des Historischen Ortslexikons hingegen erhielt der Ort den Namen erst von der [[Deutsche Christliche Studentenvereinigung|Deutschen Christlichen Studentenvereinigung]] (DCSV), die den Ort um 1918 ankaufte und ''Gut Marienhöhe'' nannte.<ref name="HOL">Joachim Schölzel (Bearb.): ''Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IX: … . ''</ref>

=== Georg Michaelis und DCSV, 1918–1927 ===

Der Ehrenvorsitzende der DCSV, der kurzzeitige [[Reichskanzler]] und preußische [[Ministerpräsident]] [[Georg Michaelis]], hatte an seinem Sommerwohnort Bad Saarow ein Schulungszentrum für Studenten errichten lassen. Die provisorischen Bauten bestanden aus einem hölzernen Versammlungshaus für 800&nbsp;Hörer und einer ehemaligen Kriegsgefangenenbaracke. 1921 ließ Michaelis das Einkehrhaus ''Hospiz zur Furche'' bauen und schenkte es der Studentenvereinigung zur ''Erholung und geistlichen Erbauung''.<ref>Evangelische StudentInnengemeinde in der Bundesrepublik Deutschland: {{Webarchiv|url=http://www.bundes-esg.de/bundes-esg/geschichte/furche.html |wayback=20140424160518 |text=''Einkehrhaus „Hospiz zur Furche“.'' |archiv-bot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }}</ref> Zur Sicherstellung der Versorgung hatte die DCSV, wahrscheinlich um 1918,<ref name="HOL" /> das Vorwerk erworben, in dem 1920 die Nahrungsmittelproduktion aufgenommen wurde.<ref>Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow … .'' … [https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcES05wNnNUYzQ1M3c/edit?pli=1 Kapitel ''Das Gebiet und die Landhauskolonie (1905 bis 1922).'' S.&nbsp;14–18.]{{Toter Link|url=https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcES05wNnNUYzQ1M3c/edit?pli=1 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} (PDF).</ref> Ein Drittel des Ödlandes lag unter der Anbauwürdigkeit und der DCSV gelang es nicht, die Produktion wirtschaftlich zu betreiben. Georg Michaelis bot die Marienhöhe daher im Jahr 1927 Erhard Bartsch als Versuchsgut an.<ref name="Kulturimpuls">Herbert H. Koepf: [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=39 ''Erhard Bartsch.''] Forschungsstelle Kulturimpuls, Biographien Dokumentation.</ref>

=== Beginn der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, 1928 ===

Im Auftrag eines Freundeskreises übernahm Bartsch die rund 100 Hektar Land umfassende Marienhöhe im Dezember 1927 und begann 1928, die Ratschläge Rudolf Steiners zu erproben.
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 20.jpg|mini|Altes Wirtschaftsgebäude in Marienhöhe]]

Der promovierte Landwirt [[Erhard Bartsch]] gehörte zum engen Freundeskreis [[A:Rudolf Steiner|Rudolf Steiners]] und hatte gemeinsam mit [[Franz Dreidax]] und [[Almar von Wistinghausen]] mit einem Fragenkatalog den Vortragszyklus ''[[Landwirtschaftlicher Kurs|Landwirtschaftlicher Kursus]]'' (''Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft'') vorbereitet,<ref name="Kulturimpuls" /><ref>Gunter Vogt: ''Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum.'' Ökologische Konzepte, Band&nbsp;99. Stiftung Ökologie & Landbau, 2000, ISBN 3-934499-21-X, S.&nbsp;98.</ref> den Steiner zu Pfingsten&nbsp;1924 auf dem Gut [[Kobierzyce|Koberwitz]] südlich von [[Breslau]] hielt. Die Vortragsreihe gilt ''heute als Geburtsstunde der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die zum wichtigsten Impulsgeber für den [[Ökologische Landwirtschaft|Öko-Anbau]] werden sollte.''<ref name="Haufe">Stephan Haufe: [http://www.deutschlandfunk.de/widerstaendiger-geist.697.de.html?dram:article_id=74210 ''Widerständiger Geist. Hofgemeinschaft Marienhöhe – einer der ersten Biohöfe in Deutschland.''] In: Deutschlandfunk. Umwelt und Verbraucher. Archiv. Beitrag vom 29.&nbsp;Dezember 2005.</ref>

Bartsch betrachtete es als Herausforderung, gerade auf kargem sandigen Boden den ''Landwirtschaftlichen Kurs'' zu erproben. ''Bartsch erwarb dieses Land nicht nur, weil es billig war. Zugleich wollte er beweisen, dass die biologisch-dynamische Anbauweise Erträge auch unter ungünstigen Bedingungen hervorbringt. Er war überzeugt, dass dieser Beweis eine große Bedeutung für die Landwirtschaft haben würde.''<ref>Mündliche Mitteilung des Landwirts Heinz-Hellmuth Hoppe (1918–2008), der ab 1957 auf dem Hof Marienhöhe arbeitete. Wiedergegeben von und zitiert nach: Jörgen Beckmann: ''Pflanzenzüchtung in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Entwicklungen im 20.&nbsp;Jahrhundert.'' …, S.&nbsp;84f.</ref> Der langjährige Weggefährte und Absolvent der [[Ritter- und Domschule zu Reval]] [[Almar von Wistinghausen]] (1904–1989), der gleichfalls Landwirt war und von Beginn an auf Marienhöhe mitarbeitete,<ref>Forschungsstelle Kulturimpuls, Biographien Dokumentation: [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=787 ''Almar von Wistingshausen.'']</ref> war anfangs skeptisch:

{{Zitat|Marienhöhe lag auf einem Sandhügel mit einzelnen unfruchtbaren Lehmkuppen, von Kiefern umgeben, und es konnte nur davor gewarnt werden, die Bewirtschaftung eines so extremen Sandbodens im Regenschatten von Berlin als Musterbetrieb für die neuen Aufgaben zu übernehmen.|Almar von Wistinghausen. Erinnerungen an den Anfang der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. 1982.<ref>Almar von Wistinghausen. Erinnerungen an den Anfang der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Vom landwirtschaftlichen Auftrag Rudolf Steiners und von seinen Schülern. Verlag Lebendige Erde, Darmstadt 1982, S.&nbsp;41. Zitiert nach: Jörgen Beckmann: ''Pflanzenzüchtung in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Entwicklungen im 20.&nbsp;Jahrhundert.'' …, S.&nbsp;17.</ref>}}

Mit konsequenter Landschaftsgestaltung, der Anlage von [[Hecke|Windschutzhecken]], reichlicher Verwendung [[Organische Bodensubstanz|organischer Materialien]] mit einer speziellen [[Humus]]wirtschaft, Anbau und Viehhaltung gelang es Bartsch und seinen Helfern trotz der Widrigkeiten, auf Marienhöhe die Idee des ''geschlossenen bäuerlichen Betriebsorganismus'' zu verwirklichen.<ref name="Bonin17">Gyso von Bonin: ''Wie konnte die Idee vom ökologischen Landbau auf der Erde Fuß fassen?'' …, S.&nbsp;17.</ref><ref>Jörgen Beckmann: ''Pflanzenzüchtung in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Entwicklungen im 20.&nbsp;Jahrhundert.'' …, S.&nbsp;17.</ref>

=== Musterhof und Zentrum der Demeter-Bewegung, 1930er Jahre ===
[[Datei:Demeterhaus Bad Saarow 01.jpg|mini|[[Liste der Baudenkmale in Bad Saarow|Denkmalgeschütztes]] Demeterhaus in der Lindenstraße 8]]

Aufgrund der Erfolge entwickelte sich Marienhöhe in den 1930er Jahren zum Musterhof und Zentrum der [[Demeter (Anbauverband)|Demeter-Bewegung]]. Auf Marienhöhe befand sich die Geschäftsstelle des Verbandes, die Erhard Bartsch gleichfalls führte. Die Zentrale betrieb Öffentlichkeitsarbeit, stellte in Schriften die biologisch-dynamische Methode dar und organisierte Tagungen mit Themen wie [[Kompostierung]], Tiergesundheit, Humusaufbau und -pflege, Gründung der Marke Demeter und ökologischen [[Waldbau]]. Von dort aus wurden insbesondere Höfe und Güter östlich der [[Oder]], die auf die neue Wirtschaftsweise umgestellt hatten, betreut und beraten.<ref>Jörgen Beckmann: ''Pflanzenzüchtung in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Entwicklungen im 20.&nbsp;Jahrhundert.'' …, S.&nbsp;19, 67.</ref><ref name="Bonin17" />

Im Jahr 1939 schenkte Prinzessin Franziska [[Haus Lippe|von Lippe]] (geb. Gräfin [[Schönborn (Adelsgeschlecht)|Schönborn]]-Buchheim) der Demeter-Bewegung ein repräsentatives Gebäude im heutigen Wohnplatz Bad Saarow-Mitte (Lindenstraße 8), das
1924 nach Plänen von [[Max Werner (Architekt, 1877)|Max Werner]] als Wohn- und Bürohaus für Angestellte der Saarower Landhauskolonie gebaut worden war. In dem Haus waren die Demeter bereits zuvor mit Büroräumen und einem Kindergarten vertreten.<ref>Sylvia Weidemann: ''Das Demeterhaus.'' Eintrag für März in: Förderverein „Kurort Bad Saarow“ e.&nbsp;V.: {{Webarchiv | url=http://www.foerderverein-bad-saarow.de/daten/wandkalender_2013.pdf | wayback=20140306212927 | text=Wandkalender 2013.}}</ref><ref>Reinhard Kiesewetter: ''Traumgehäuse Bad Saarow. 60&nbsp;Häuser mit bewegter Geschichte in Bad Saarow-Pieskow am „Märkischen Meer“.'' Hrsg.: Förderverein Kurort Bad Saarow e.&nbsp;V., Bad Saarow 2002, S.&nbsp;108f.</ref> Unter dem Namen Demeterhaus ist das Gebäude heute [[Liste der Baudenkmale in Bad Saarow|denkmalgeschützt]].

=== Marienhöhe im Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg (1933–1945) ===

==== Zwiespältige Haltung der NSDAP zu Marienhöhe ====

Die Erfolge auf Marienhöhe weckten breites Interesse nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. Deren Haltung zur Marienhöhe und zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft war eine Zeit lang zwiespältig. Die einflussreiche Stickstoffindustrie, die um ihren Düngemittelabsatz fürchtete, machte Druck gegen den Ökoanbau. Die [[Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft]] (DLG) beziehungsweise deren Geschäftsführer [[Otto Nolte]] vom [[Deutsches Kalisyndikat|Kalisyndikat]] in Thüringen stellte sich gegen die neue Landwirtschaft, nachdem [[I.G. Farben|IG&nbsp;Farben]] eine tendenziöse „Denkschrift“ an alle [[Geheime Staatspolizei|Gestapostellen]] und Ministerien gesandt hatte.<ref name="Bonin17" /> Der thüringische Wirtschaftsminister verbot bereits im November 1933 die öffentliche Erörterung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise und die Verbreitung ihrer Produkte.<ref name="Werner">Uwe Werner: ''Rudolf Steiner zu Individuum und Rasse. Sein Engagement gegen Rassismus und Nationalismus.'' In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart.'' Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-8305-1930-0, S.&nbsp;705–778, S.&nbsp;756ff.</ref>

Trotz Ablehnung des anthroposophischen Hintergrundes –&nbsp;die [[Anthroposophische Gesellschaft]] wurde im November 1935 verboten&nbsp;– sahen andere Nationalsozialisten in der ökologischen Wirtschaftsweise eine Chance und informierten sich vor Ort, wie der Reichsminister des Inneren [[Wilhelm Frick]] bei einem Besuch der Marienhöhe am 28.&nbsp;April 1934.<ref>Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow … .'' … [https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcES05wNnNUYzQ1M3c/edit?pli=1 Kapitel ''Das Gebiet und die Landhauskolonie (1923 bis 1937).'' S.&nbsp;19–26.]{{Toter Link|url=https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcES05wNnNUYzQ1M3c/edit?pli=1 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} (PDF).</ref> Insbesondere der [[Reichsnährstand|Reichsbauernführer]] [[Walther Darré|Richard Walther Darré]] und [[Rudolf Heß]] hatten Interesse an der Wirtschaftsweise und sollen Marienhöhe zu einer Musterwirtschaft ernannt haben.<ref name="Haufe" /> Darré passte der biologisch-dynamische Anbau in sein Autarkieprogramm, da die Anbaumethode nicht auf die Einfuhr von Düngemitteln angewiesen war. Zudem erhoffte Darré vom ökologischen Landbau die Schonung der [[Bodenfruchtbarkeit]].<ref>Gunter Vogt: ''Entstehung und Entwicklung des ökologischen Landbaus im deutschsprachigen Raum.'' Verlag Stiftung Ökologie & Landbau, Bad Dürkheim 2000, ISBN 3-934499-21-X, S.&nbsp;133–145.</ref> Heß, der selbst Interesse an gesundem Gemüse hatte, ließ sich insbesondere auch nach Fürsprache seiner Frau [[Ilse Heß|Ilse]] im Januar 1934 unterrichten und entschied, die öffentliche Polemik zu unterlassen und mit längerfristigen Vergleichsuntersuchungen die Wirksamkeit der biologisch-dynamischen Wirtschaft zu überprüfen.<ref name="Werner" />

==== Haltung von Erhard Bartsch zum Nationalsozialismus und seine Verhaftung ====
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H1215-503-009, Walther Darré bei einer Kundgebung.jpg|miniatur|[[Blut-und-Boden-Ideologie|Blut-und-Boden-Ideologe]] [[Walther Darré|Darré]] auf einer Kundgebung des [[Reichsnährstand]]es 1937]]

Bartsch stand dem Nationalsozialismus und der Person [[Adolf Hitler|Hitler]] anfangs mit großen Hoffnungen gegenüber; im Autarkieprogramm von Darré sah er eine günstige Perspektive für den biologisch-dynamischen Anbau.<ref name="Werner" /> ''Er setzte sich für ein ‚kulturtragendes Bauerntum‘ ein und erhoffte durch den NS-Staat eine Stärkung der biologischen Wirtschaftsweise gegen die vehementen und existenzgefährdenden Angriffe der chemischen Industrie. Die führenden Vertreter der biologisch-dynamischen Bewegung verhielten sich zu seinen Aktivitäten generell positiv, zumindest loyal.''<ref name="Kulturimpuls" /> Als Bartsch sich gegen die ideologische Vereinnahmung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft losgelöst von der Anthroposophie wehrte und sich entschieden weigerte, der NSDAP beizutreten, war die ökologische Methode von den parteiinternen Befürworten nicht mehr zu halten.

Ein Besuch Darrés –&nbsp;1939 nach einem Konflikt mit [[Heinrich Himmler|Himmler]] faktisch bereits entmachtet und 1942 vom Amt beurlaubt&nbsp;– auf dem Hof 1940<ref name="Chronik1938">Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow … .'' … [https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEX3dtbU9JMWtLdnM/edit?pli=1 Kapitel ''Die Gemeinde Bad Saarow (1938 bis 1944).'' S.&nbsp;27–29.]{{Toter Link|url=https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEX3dtbU9JMWtLdnM/edit?pli=1 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} (PDF).</ref> und eine anschließende befürwortende Stellungnahme des Reichsbauernführers an die Mitglieder des [[Deutscher Reichsbauernrat|Reichsbauernrates]] blieben wirkungslos:

{{Zitat|Ich habe in Marienhöhe festgestellt, dass die von Dr. Bartsch angewandten Methoden auf dem richtigen Wege sein müssen, denn die Ergebnisse seiner Wirtschaftsweise sprechen zu eindeutig zu seinen Gunsten. Der Erfolg spricht eindeutig für Dr. Bartsch. Wenn die Wissenschaft und unsere bisherige landwirtschaftliche Betriebslehre für diese Erfolge keine Erklärung haben, so ist das deren Angelegenheit. Für uns kann ausschliesslich die Leistung und der Erfolg massgeblich sein.|Brief (Auszug) des Reichsbauernführers Walther Darré, 20.&nbsp;Juni 1940.<ref>[[Arfst Wagner]] (Hrsg.): ''Beiträge zur Dreigliederung des sozialen Organismus.'' NS Dokumentation Band&nbsp;III. Lohengrin-Verlag, Tetenhusen 1992, S.&nbsp;16ff. Zitiert nach:  Nikolai Fuchs: Studie zum Verhältnis von Vertretern der Biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise zum Nationalsozialismus. Dornach 2004, S.&nbsp;7 Anm.&nbsp;22 [http://www.anthromedia.net/uploads/media/Studie.pdf (PDF)]</ref>}}

Der Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise wurde 1941 aufgelöst und Bartsch wurde, unter anderem mit der Begründung ''Sabotage der [[Erzeugungsschlacht|Reichserzeugungsschlacht]]'',<ref name="Chronik1938" /> zweimal im [[Polizeipräsidium Alexanderplatz|Gestapo-Gefängnis am Alexanderplatz]] in Berlin inhaftiert. Nach der Entlassung am 30.&nbsp;November 1941 durfte er in einer Art Hausarrest weiterhin auf Marienhöhe arbeiten und den Hof weiterbetreiben.<ref name="Werner" /><ref name="Haufe" /><ref name="Kulturimpuls" />

* {{Siehe auch|Biologisch-dynamische Landwirtschaft#Zeit des Nationalsozialismus|titel1=„Zeit des Nationalsozialismus“ im Artikel Biologisch-dynamische Landwirtschaft}}

=== Privatbetrieb auch in der SBZ- und DDR-Zeit (1945–1990) ===
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 29.jpg|mini|Wohnhaus auf dem Hof]]
Durch die schweren Kampfhandlungen im April 1945 brannte der Hof zum größten Teil ab und das gesamte lebendige und meiste tote Inventar ging verloren. Nur mit größtem Einsatz war es möglich, den Hof weiterzuführen.<ref>Erhard Bartsch:Die Entwicklung des Hofes Marienhöhe, September 1946</ref>
Von Marienhöhe, nach dem Krieg von der [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|Sowjetischen Militäradministration in Deutschland]] zum ''Zonenlehrbetrieb'' befördert,<ref>[http://www.demeter.de/sites/default//veranstaltungen/pdf/Einladung%20zur%20Waldpflegetagung-2013.pdf Biodynamischer Arbeitskreis Waldpflege. Tagungseinladung Sauen 2013.]{{Toter Link|url=http://www.demeter.de/sites/default//veranstaltungen/pdf/Einladung%20zur%20Waldpflegetagung-2013.pdf |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }}</ref> sollten Versuche mit der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in Russland durchgeführt werden. Das Vorhaben scheiterte nach Darstellung des Landwirts Gyso von Bonin an der Weigerung von Erhard Bartsch, der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] beizutreten.<ref>Gyso von Bonin: ''Wie konnte die Idee vom ökologischen Landbau auf der Erde Fuß fassen?'' …, S.&nbsp;18.</ref> Der [[Bodenreform in Deutschland#Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945|Bodenreform]] in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] (SBZ) und der späteren [[Kollektivierung#Deutsche Demokratische Republik|Zwangskollektivierung]] in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] entging Marienhöhe trotz erheblicher Repressalien und Drohungen der Behörden, indem seine Frau, die Österreicherin Hemma Bartsch, den Hof als österreichischen Besitz darstellte.<ref name="Haufe" /><ref>Jochen Bendele: {{Webarchiv|url=http://www.kleinezeitung.at/kaernten/familien/2870220/verwurzelt-dem-wurzerhof.story|wayback=20140928163446|text=''Verwurzelt auf dem Wurzerhof.''}} In: [[Kleine Zeitung]], 5.&nbsp;November 2011.</ref> Grundbesitz von Ausländern konnte wegen des ''Schutzversprechens der sowjetischen Besatzungsmacht für das Eigentum von Ausländern''<ref>[[Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen|Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen]]: ''Rechtsprechungsübersicht 04/2000'' vom 5.&nbsp;April 2000, S.&nbsp;25 {{Webarchiv|url=http://80.245.147.94/003_menue_links/e0_ov/h0_service/a0_publikationen/e0_rechtsprechung/rue2000/rue04_2000.pdf|wayback=20140424142543|text=(PDF)|archiv-bot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot}}</ref> nicht ganz so einfach [[Enteignung#DDR|enteignet]] und in [[Volkseigentum]] überführt werden.

Während Erhard Bartsch ab 1950 überwiegend auf dem Wurzerhof in [[Sankt Veit an der Glan]] ([[Kärnten]]) wirkte, blieb seine Frau Hemma auf der Marienhöhe und hatte, gemeinsam mit dem oben erwähnten Landwirt Heinz-Hellmuth Hoppe, großen Anteil am Überleben des Hofs in der [[Planwirtschaft]]. Sehr wahrscheinlich war Marienhöhe in der DDR, in der es nach offizieller Lesart, von absoluten Nischen abgesehen, keinen Ökolandbau gab,<ref>Frieder Rock, Institut für zukunftsrächtiges Wirtschaften e.&nbsp;V.: ''Infrastrukturentwicklung und Finanzierung von Biolandbau, -verarbeitung und -vermarktung in den neuen Ländern.'' Hrsg.: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Endbericht. [http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_Infrastrukturentwicklung.pdf?__blob=publicationFile&v=3 BBR-Online-Publikation, Endbericht, November 2004.] S.&nbsp;17.</ref> der einzige privatwirtschaftliche Bauernhof, der biologisch-dynamische Landwirtschaft betrieb.<ref name="Kulturimpuls" /> Ohne Mitgliedschaft in einer [[Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft|Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft]] (LPG) konnte der Hof in dieser Zeit nur durch die finanzielle Hilfe von Freunden und der Familie Bartsch in Österreich überleben.<ref>Homepage Marienhöhe</ref> Zudem wurden [[Schnittblume]]n angebaut, die in der DDR zu den Mangelwaren gehörten.<ref name="Haufe" /> In Anlehnung an die [[Asterix|Asterix-Comics]] bezeichnete die [[die tageszeitung|taz]]<!--sic--> Marienhöhe als ''kleines gallisches Dorf'' in der DDR.<ref>Ansgard Warner: [http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sp&dig=2009/04/04/a0004&cHash=3a1b84d904 ''Weleda im Land der Plaste und Elaste.''] In: [[die tageszeitung]]<!--sic-->, 4.&nbsp;April 2009.</ref>

== Marienhöhe in den 2010er Jahren ==
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 22.jpg|mini|Marienhöhe im April 2014]]
[[Datei:Stand Marienhöhe Chamissoplatz 01.JPG|mini|Verkaufsstand auf dem Ökomarkt des [[Chamissoplatz]]es in Berlin-Kreuzberg]]
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 14.jpg|mini|Wirtschaftsgebäude]]
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 26.jpg|mini|Wohnhaus auf dem Hof]]
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 08.jpg|mini|Gärtnerei]]

Nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Deutschen Wiedervereinigung]] 1990, nach der die DDR-Betriebe weitgehend reprivatisiert wurden, ging Marienhöhe gewissermaßen den umgekehrten Weg. 1991 schenkten Bartschs Erben den Hof einem eigens gegründeten gemeinnützigen Verein, um dem Wunsch ihres Vaters zu erfüllen, was zu DDR Zeiten nicht möglich gewesen war.<ref>Schenkungsurkunde Notariat Fürstenwalde 1991</ref> Leonore Scholze-Irrlitz, Leiterin der Landesstelle für Berlin-Brandenburgische Volkskunde an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Universität]], kommentierte diese Entwicklung mit dem Satz: ''Der einzige private Landwirtschaftsbetrieb in der DDR hat das Land entprivatisiert.''<ref name="Haufe" />

=== Hofgemeinschaft, Struktur und Ziele ===
Der neue Grundbesitzer, der ''Verein für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, Kulturarbeit und Sozialtherapie auf dem Lande e.&nbsp;V.'' hat seine Flächen an den Betreiber, die kollektive ''Hofgemeinschaft Marienhöhe [[Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Deutschland)|GbR]]'', verpachtet. Die Vereinssatzung verpflichtet die Hofgemeinschaft, ausschließlich biologisch-dynamisch zu wirtschaften.

Die Gemeinschaft besteht aus rund vierzig Menschen aller Altersstufen. Hinzu kommen zeitweise Lehrlinge, Praktikanten und Teilnehmer des freiwilligen [[Freiwilliges Ökologisches Jahr|ökologischen Jahres]] (FÖJ). Besucher werden auf Hofführungen über die Geschichte und zu wechselnden Schwerpunktthemen wie Schweinehaltung oder Milch und Milchverarbeitung informiert. Ihre Produkte, die nach wie vor unter dem geschützten [[Marke (Recht)|Markenzeichen]] [[Demeter (Anbauverband)|Demeter]] stehen, vermarktet die Gemeinschaft in einem [[Hofladen]] vor Ort und mit einem Stand auf dem Ökomarkt auf dem [[Chamissoplatz]] in [[Berlin-Kreuzberg]] auch im Direktvertrieb.<ref name="Flyer">Hofgemeinschaft Marienhöhe GbR: ''Hof Marienhöhe. Biologisch-dynamischer Anbau seit 1928.'' Flyer, ohne Datumsangabe (erhalten im April 2014).</ref>

Wie einer der Marienhöher Landwirte in einer Sendung des [[Deutschlandfunk]]s 2005 ausführte, sieht die Hofgemeinschaft ihr vorrangiges Ziel nicht darin, sich am Markt auszurichten und Gewinne zu erzielen. Wichtiger sei es, ein Land so zu bewirtschaften, dass es fruchtbarer wird und seine Nährstoffe nicht verliert.<ref name="Haufe" /> Zudem arbeitet die Hofgemeinschaft daran, die [[Monokultur]] der angrenzenden [[Kiefern]]forste nach und nach in [[Mischwald|Mischwälder]] zu [[Waldumbau|wandeln]].<ref name="Flyer" />

=== Betriebsspiegel ===
Die Angaben zu Flächen, Kulturen und Viehhaltung beziehen sich zum Teil auf den Stand 1996.<ref name="LandLeben" />

==== Anbauflächen, Kulturen und Bäckerei ====

Die Gesamtfläche des Hofs von 112&nbsp;[[Hektar]] besteht aus 32&nbsp;ha Wald, 31&nbsp;ha [[Dauergrünland]], 40&nbsp;ha [[Acker]]land, 3&nbsp;ha [[Streuobstwiese]]n, 1,5&nbsp;ha [[Gartenbau]] und rund 5&nbsp;ha sonstigen Flächen. Zum Hof gehören drei weitere Flächen, die außerhalb der Rodungsinsel liegen, darunter als größte Fläche die Wierichwiesen.

Auf den Kernflächen des Hofs werden an [[Getreide]] Roggen, Hafer, Gerste und Weizen und an Futtermischungen sowie [[Hülsenfrucht|Leguminosen]] [[Luzerne]]/[[Kleegras]], Roggen/[[Breitblättrige Platterbse|Winterwicke]], [[Lupinen|Lupine]], [[Zwischenfruchtbau|Serradella]], [[Landsberger Gemenge]], Sonnenblumen/Buchweizen/Mais/Lupine/Hirse, Steinklee/Möhre und Rüben angebaut. In der Gärtnerei gedeihen vielfältige [[Feingemüse]] und an [[Gemüse|Feldgemüse]] Kartoffeln und Möhren. Unter den Obstsorten dominieren [[Beerenobst]], Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche.

Das angebaute Getreide wird zum Teil als Futtergetreide verwendet. Roggen, Weizen und Dinkel werden in der Hofbäckerei vor jedem Backtag in einer [[Schrotmühle|Steinmühle]] frisch [[Schrot (Getreide)|geschrotet]]. Aus mehrstufig geführtem [[Sauerteig]], Wasser und Salz werden verschiedene [[Vollkornbrot|Vollkorn-Brotsorten]] hergestellt.<ref name="LandLeben" /><ref name="Flyer" />

==== Wierichwiesen {{Anker|Wierich}} ====

Die ausgedehnten Wierichwiesen haben einen vollkommen anderen Charakter als die übrigen sandig-lehmigen Flächen des Hofs. Zwar gilt die Bewirtschaftung von [[Niedermoorwiese]]n unter den heutigen ökonomischen Bedingungen der Landwirtschaft längst als unwirtschaftlich, von Marienhöhe werden sie aber nach wie vor zur [[Heu]]gewinnung genutzt.<ref name="LandLeben" /> Das [[Moor|Niedermoor]] ist Teil der weichselzeitlich genutzten Schmelzwasserabflussbahn zwischen den Rinnenseen [[Petersdorfer See (Bad Saarow)|Petersdorfer See]] und Scharmützelsee.<ref name="Stackebrandt" /> Die Wiesen sind von zahlreichen kleinen Entwässerungsgräben durchzogen, die in zwei größere Gräben münden. Den Namen tragen sie nach der Nordbucht ''Wierich'', früher ''Wierig'', des Scharmützelsees. Der erstmals 1745 als ''Wurrich'' erwähnte Name geht auf das [[Niedersorbische Sprache|niedersorbische]] ''wjerch'' zurück und bedeutet ''Gipfel, oberer Teil'', bezieht sich hier also auf den oberen Teil des Sees.<ref>Sophie Wauer: ''Brandenburgisches Namenbuch.'' Teil&nbsp;12: ''Die Ortsnamen des Kreises Beeskow-Storkow''. Nach Vorarbeiten von Klaus Müller. (''Berliner Beiträge zur Namenforschung'', Band 13). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08664-1, S.&nbsp;178f.</ref>

Die Wiesen liegen rund 1,5&nbsp;Kilometer östlich des Hofs zwischen Bad Saarow-Mitte und dem Wohnplatz [[Am Dudel (Bad Saarow)|Am Dudel]]. Sie sind von einem Fußweg umschlossen, dem 5&nbsp;Kilometer langen Schmeling-Rundweg –&nbsp;benannt nach [[Max Schmeling]], der mit seiner Frau [[Anny Ondra]] am Rand der Wiese in der sogenannten ''Künstlerkolonie am Dudel'' wohnte.<ref>Förderverein Kurort Bad Saarow e.&nbsp;V.: [http://www.foerderverein-bad-saarow.de/daten/schweling_rundweg.pdf ''Schmeling-Rundweg Bad Saarow''] (PDF).</ref> Auf der Höhe am Nordwestrand der Wiesen steht das [[Liste der Baudenkmale in Bad Saarow|denkmalgeschützte Atelier- und Wohnhaus]] des Bildhauers [[Josef Thorak]].

==== Viehhaltung und Käserei ====
[[Datei:Marienhöhe (Bad Saarow) 18.jpg|mini|2011 fertiggestellter neuer Kuhstall]]

Die [[Hausrind|Rinderherde]] samt Zuchtbullen gehört zur vom Aussterben bedrohten Rasse [[Mitteldeutsches Rotvieh]].<ref name="Flyer" /> Das robuste [[Zweinutzungsrasse|Zweinutzungsrind]] kann weite Strecken zurücklegen und erbringt beim Einsatz als Arbeitstier trotz körperlicher Anstrengungen ansprechende [[Milchleistung]]en. An [[Grenzertragsstandort]]en wird die Rasse auch zur Offenhaltung der [[Kulturlandschaft]] gehalten.<ref>Thomas van Elsen, Tanja Ingensand, Mark Reinert (Bearb.; [[Universität Kassel]], Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau): ''Statusbericht zur naturverträglichen Bodennutzung als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.'' Hrsg.: Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Recklinghausen (LÖBF), Recklinghausen, 2003, S. 141. [http://www.lanuv.nrw.de/natur/pdf/StatusberichtLOEBF_050404.pdf (PDF)]</ref> In der [[Vegetationsperiode]] wird die Marienhöher Herde täglich auf die Weide geführt. Gleichfalls als robust gelten die [[Hausschwein]]e des Hofs, die [[Deutsches Sattelschwein|Deutschen Sattelschweine]], die 2006 zur [[Gefährdete Nutztierrasse des Jahres|gefährdeten Nutztierrasse des Jahres]] gekürt wurden. Hinzu kommen einige Schafe und Pferde sowie 10 [[Bienenstock|Bienenvölker]]. Die Ernährung der Tiere erfolgt ausschließlich mit wirtschaftseigenem Futter ohne [[Silage]]. Die Milch wird in der hofeigenen handwerklichen [[Molkerei|Käserei]] zu verschiedenen [[Rohmilch]]spezialitäten verarbeitet. Die Fleisch- und Wurstprodukte entstehen in Zusammenarbeit mit einer regionalen Fleischerei.<ref name="Flyer" /><ref name="LandLeben" />

=== Neu- und Umbauten 2010/11 ===

In den Jahren 2010/11 wurden der Kuhstall und eine Heulagerhalle neu erbaut, die Hofkäserei wurde umgebaut und erweitert. Der moderne Kuhstall verfügt über einen Fress-Melk-Bereich und eine großzügige Außenliegefläche für die 30&nbsp;Milchkühe. Die auf rund 1,05&nbsp;Millionen Euro veranschlagten<ref>Hof Marienhöhe: {{Webarchiv|url=http://www.hofmarienhoehe.de/Startseite_files/Spendenaufruf-Kuhstall.pdf |wayback=20150514032413 |text=''Umbau des Kuhstalls mit Scheune, Maschinenhalle und Käserei.'' |archiv-bot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} Informationsblatt Kuhstallneubau 2010/11.</ref> Maßnahmen wurden unter anderem mit Mitteln des [[Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums|Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums]] (ERLER) und mit Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe [[Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung|Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes]] (GAK) gefördert.<ref>[[commons:File:Marienhöhe (Bad Saarow) ERLER-Schild.jpg|Bild des ERLER-Schilds am neuen Kuhstall auf Commons.]]</ref>

== Resonanz und Marienhöhe im Film ==

In den 2010er Jahren gilt der Hof Marienhöhe wieder als Vorzeigebetrieb mit mustergültiger Ausbildung. Die Landwirte der Hofgemeinschaft werden vielfach eingeladen, auf Tagungen über ihre Erfahrungen mit dem biologischen Anbau zu sprechen. 2010 hospitierten rund 20&nbsp;Schülerinnen und Schüler der Grund- und Oberschule Bad Saarow auf dem Demeter-Hof.<ref>Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow … .'' … [https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEZHVpTlQ5MlRDQVE/edit?pli=1 Kapitel ''Die Umstrukturierung (1990 bis 2010).'' S.&nbsp;44–55.]{{Toter Link|url=https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEZHVpTlQ5MlRDQVE/edit?pli=1 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} (PDF).</ref> Im Mai 2012 besuchte der [[Naturschutzbeirat]] des Landkreises Oder-Spree den Hof.<ref>Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow … .'' … [https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEcmtaNjN5TUxqTlE/edit?pli=1 Kapitel ''Der weitere Weg trotz Wirtschaftskrise (2011 bis jetzt).'' S.&nbsp;56–59.]{{Toter Link|url=https://docs.google.com/file/d/0B3LcPJDiGgcEcmtaNjN5TUxqTlE/edit?pli=1 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 20:08:20 InternetArchiveBot }} (PDF).</ref> Im Zuge des wachsenden Stellenwerts [[Gesunde Ernährung und Bewegung|gesunder Ernährung]] und naturverträglicher Produktionsmethoden entdeckt auch die politische Prominenz den Hof wieder. So informierte sich im Jahr 2012 der Vorsitzende der [[Politische Partei|Partei]] [[Bündnis 90/Die Grünen]] [[Cem Özdemir]] vor Ort.<ref>Demeter: [http://demeter.de/Verbraucher/aktuell/rhythmus-ist-leben Rhythmus ist Leben. Das neue Demeter Journal erscheint.] 28.&nbsp;August 2012.</ref>

Am 4.&nbsp;Oktober 1998 sendete das [[ZDF]] im Magazin [[blickpunkt]] den Dokumentarfilm ''Die Ökologische Hofgemeinschaft Marienhöhe bei Bad Saarow'' mit einer Laufzeit von 104:14&nbsp;Minuten.<ref>[[DEFA-Stiftung]], Filmdatenbank: [http://www.defa.de/DesktopDefault.aspx?TabID=412&FilmID=Q6UJ9A00FG8A ''Die Ökologische Hofgemeinschaft Marienhöhe bei Bad Saarow''].</ref>

== Literatur ==
* Jörgen Beckmann: ''Pflanzenzüchtung in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Entwicklungen im 20. Jahrhundert.'' Verlag Edition Zukunft, Barsinghausen 2013, ISBN 978-3-89799-254-2. {{Webarchiv | url=http://www.verlag-edition-zukunft.de/10_buch/buch_02/buch_023/Buch_023_SI.pdf | wayback=20140424142427 | text=(PDF)}}
* Gyso von Bonin: ''Wie konnte die Idee vom ökologischen Landbau auf der Erde Fuß fassen?'' In: Projektgruppe Natürlich Bunt (Hrsg.): ''Natürlich Bunt. Das politische Spektrum der ökologischen Landwirtschaft.'' Dokumentationsband der 20.&nbsp;Witzenhäuser Konferenz, 4.&nbsp;bis 8.&nbsp;Dezember 2012. Kassel university press, Kassel 2013, ISBN 978-3-86219-470-4. [http://www.uni-kassel.de/upress/online/frei/978-3-86219-470-4.volltext.frei.pdf (online, PDF)]
* Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: ''Chronik der Gemeinde Bad Saarow am Scharmützelsee.'' (Entwurf.) Fürstenwalde/Spree, Bad Saarow, Stand 8.&nbsp;September 2013. (Die einzelnen Kapitel sind online als PDF-Dateien abrufbar. {{Webarchiv | url=http://ortschronisten.blogspot.de/2011/11/entwurf-der-chronik-fur-das-amt.html | wayback=20160304090840 | text=Übersicht mit jeweils einzeln anklickbaren Kapiteln}}.)
* Joachim Schölzel (Bearb.): ''Historisches Ortslexikon für Brandenburg.'' Teil&nbsp;IX: ''Beeskow –  Storkow.'' (=Veröffentlichungen des [[Brandenburgisches Landeshauptarchiv|Staatsarchivs Potsdam]], Band&nbsp;25). Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-86-0, S.&nbsp;224 (Nachdruck der Ausgabe: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1989, ISBN 3-7400-0104-6).

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.hofmarienhoehe.de/ Hof Marienhöhe, homepage]
* LandLeben<!--sic--> e.&nbsp;V.: [http://www.landleben-ev.de/aesthetik/seiten/haupt/Hofpt/mht.html Landschaftsästhetisches Hofportrait: Hof Marienhöhe. „Die sandige Oase.“]
* https://de.wikipedia.org/wiki/Marienh%C3%B6he_(Bad_Saarow)

== Einzelnachweise ==
<references />



[[Kategorie:Bad Saarow]]
[[Kategorie:Ort im Landkreis Oder-Spree]]
[[Kategorie:Ökologische Landwirtschaft]]
[[Kategorie:Agrarunternehmen (Deutschland)]]
[[Kategorie:Unternehmen (Landkreis Oder-Spree)]]

== Weblinks ==

https://www.hofmarienhoehe.de
{{Wikipedia}}