Moritz - Menschen in der Landwirtschaft, 2018

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Moritz, am 28. Oktober 2018 auf der Herbsttagung der Freien Ausbildung in Berlin. Hier geht's zum Video

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Ja, bei mir war auch so ein bisschen die Frage, Psychiatrie oder Bauernhof? Ja, da ging ich jeden Tag aus der Schule und hatte keinerlei Bezug zur Welt um mich herum. Da gab es Geschichte mit tausend Jahreszahlen und irgendwelchen bedeutenden Personen, aber nie in begeisternder Art um mich herangeführt. Das klingt jetzt fast ein bisschen Vorwurfsfall und in gewisser Weise bin ich empört, denn ich habe sehr lange gebraucht, um zu merken, wie interessant die Welt eigentlich ist.

Das kam bei mir so mit 20. Bis dahin war für mich alles ein Brei. Bei mir war dann mit 18, 19 habe ich plötzlich an einem Menschen gemerkt, dass man Dinge tun kann, weil man sie sinnvoll findet.

In meinem Fall war das ein Gartenbaulehrer an einer Waldorfschule in Stuttgart, der mich eigentlich aus einer so engen Sicht und aus so einer klitzekleinen Streichholzschachtel, in der ich bis dahin lebte, herausgeholfen hat. Nicht dadurch, dass er sagte, du machst jetzt das und das und es ist alles toll und du musst doch nur und hier wie die Waldorfs wissen, wie es geht. Nein, sondern einfach durch seine Art.

Das war er als Mensch und wie er in seinem Leben stand. Überhaupt schon, dass es eine normale Schule ist, eine normale Schule, in der täglich Kinder gehen, so wie es überall ist und es das Fach gibt, Gartenbau. Der Esel, so wie hier in Berlin-Dahlem Esel und Schafe hatte er.

Die Kinder dürfen über ihm selber rausführen. So abends unser erster Gang durch die Waldorfschule, da saß abends noch der Werklehrer, am Sonntagabend saß der in seiner kleinen Werkstatt in der Schule und hat sich überlegt, wie bringt er morgen den Kindern bei, wie sie diese Schüssel, wie sie an eine gewisse Arbeit herangehen und hat über die einzelnen Schüler nachgedacht. Völlig absurd, dass da einer sitzt am Sonntagabend, hat einen Familienvater und überlegt, wie bringt er das den Kindern so nahe, dass sie Feuer fangen können für ihr kleines Handwerk.

Das waren so Momente, die haben mich völlig umgehauen und da merkte ich, da ist was, das habe ich vielleicht mein Leben lang gesucht und wusste es nicht. Und das hat mich letztlich dann auch in die Landwirtschaft geführt, dass ich in der Landwirtschaft jedenfalls für mich auch einen Bezugspunkt hatte, wo ich merken konnte, da kann man eine Arbeit tun, da kann man einer Arbeit nachgehen, da kann man ein Leben führen, das man ununterbrochen mit sinnvoller Arbeit fühlt. Ich bin kein Interviewmensch.

Ja, so ein Esel, ne? Stell dir vor, als Kinder wärt ihr in eine Schule gegangen, in der ihr einem Esel das alte Winterfell rausbürsten dürftet. An den Fingern sammelt sich so ein schwarzer, fettiger Film und dann hat man alles voller Haarbüschel und dann kratzt man die wieder raus und zieht den Kamm am Esel entlang und dem tut es gut. Solche Erfahrungen muss man eigentlich machen.

Also mir geht es jetzt nicht darum, die Welt zu retten durch mein biologisch korrektes, ökologisch korrektes Verhalten, sondern dass man einfach mit der Welt zu tun hat, sie anfasst und mit ihr arbeitet und dadurch lernt man sie kennen und dadurch lernt man erkennen und dadurch wird man der Welt gerecht. Oder ein Stück weit. Die Welt steckt voller Bedürfnisse und es ist die größte Befriedigung, die man selber letztlich erlangen kann, wenn man den Bedürfnissen der ganz unmittelbar einen umgebenden Welt nachgeht.

Ja, das glaube ich, dass das auch in neuerer Zeit immer hoffentlich auch wieder Bedeutung erlangt, dass wir Menschen eben eigentlich Gestalter sind. Und alles, was ich draußen mache, wenn ich es mit inhaltlicher Anteilnahme tue, wirkt das auch auf mein Denken. Vielen Dank für die Hintergrundgeräusche.

Okay, der Dreh ist zu Ende. Ihr könnt alle wieder eure Smartphones auspacken. Bis zum nächsten Mal!

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