Nikolaus von Kues, die Geschichte in Grundzügen, 2024

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+++ Rohtext, muss noch überarbeitet werden +++

1. Einleitung Gut, ja, vielen Dank für die Disziplin, den Löffel früh abgegeben zu haben, war eine Metapher, haha. Aber dass wir loslegen können, weil es ist einiges noch zu tun. Es hat man vielleicht heute Morgen gemerkt, dass der Weg ist steinig und steil, aber es lohnt ihn, rauf zu gehen.

2. Cusanus – Herkunft und frühes Leben Jetzt kurz Cusanus, das ist natürlich ein Riesending, Cusanus in 5 Minuten, unmöglich. Es ist aber so, dass für die oder diejenigen, die jetzt von weiter her kommen, gar keine Ahnung haben, mit wem das hier zu tun haben. Der gute Nikolaus ist geboren worden 1401 als Sohn eines, in manchen Schriften heißt es Schiffers, haha.

Der Mann war schwer reich, also der Vater von Cusanus war der reichste Mann weit und breit. Er war ein Handelsherr und hatte auch Weinberge und Beziehungen und Kontakte und lebte in einem einzigen steinernen Haus außerhalb der Stadtmauer. Das war ein Privileg, damals hatte kein Nichtadeliger ein Haus aus Stein.

Noch lauter, ja. Der Graf Ulrich von Manderscheidt, der damals hier Chef war vor 500 Jahren, übernachtete im Hause des Cusanus, wenn er hier Gerichtstage hielt. Und der Papa von Nikolaus gab ihm auch Geld, also er war schwer vermögend.

Und der Vater von Nikolaus bemerkte, dass der Knabe Talent hat, dass er fix war im Rechnen, im Schreiben, im Sprachen, Erlernen und eigentlich der ideale Nachfolger sei. Aber der zwölfjährige Nikolaus hat gesagt, Pfeffersäcke zählen, er fühlte sich zu höheren Berufen, und es gab Streit in der Familie, die berühmte Szene am Schmeißgraben. Der Vater hat nach einem Disput den Herrn Sohn aus dem Kahn befördert, der schwamm ans Ufer, packte sein Säcklein und war weg.

Und wo ist er hin? Zum Graf Ulrich von Manderscheidt. Und der war sowas wie väterlicher, nicht väterlicher, sowas wie eine Art Onkel. Und der sagte, oh, der weggelaufene, begabte Sohn meines besten Kumpels kommt jetzt hier, und das ist sowas wie eine heiße Kartoffel.

Und die hat er dann fallen lassen, wollte keinen Zoff mit dem Papa. Ich interpretiere jetzt frei und schickt ihn dann nach Deventer, da wo die Brüder vom gemeinsamen Leben waren. Deventer war damals deutsch, heiliges römisches Reich war für mal viel größer.

3. Intellektuelle Strömungen und frühe Bildungsphase Und dort gab es eine Gemeinschaft von Menschen, die fühlten sich sozusagen als Vermittler von Wissen berufen und haben übersetzt aus anderen Sprachen, vor allem aus Latein in die Landessprachen. Und haben auch Bücher geschrieben und haben Volksschulen betrieben und hatten ein neues Ethos oder – von der flämischen Mystik her – wo man eingeweihte Menschen hatte, die tief in die Religion eingewachsen waren. Die haben diesen ganzen Landstrich befruchtet, und dort ist diese neue Bewegung entstanden.

Cusanus war wohl dort. Also, wenn man geistig versucht, das zu verstehen, wie Cusanus später nachher agiert hat und hier in seinem Stift diese Verfassung niedergeschrieben hat, dann hat es eine ganz starke Nähe zu den sogenannten Windesheimern. Also, es gibt natürlich keinen Zettel, wo draufsteht: "ich, Nikolai de Cusa, war vom 25.08. …" – gibt es nicht.

Von daher wird das umstritten. Egal, er ist dann weitergegangen und hat studiert in Köln und zuerst in Heidelberg, und er war eigentlich gar kein Priester zuerst, sondern Jurist, und dann ist er nach Padua gegangen. Und Padua muss man sich vorstellen als sowas wie die beste Universität der damaligen Zeit, wo ganz viele der ganz großen Leute studiert haben.

Ich war noch nie da, aber es gibt einen wunderbaren Artikel in der Zeitschrift Die Drei über die Universität von Padua und was da los war. Großartig. Also, unser Nikolaus ist gut ausgebildet, kommt dann wieder zurück, versöhnt sich mit dem Papa und macht dann Karriere in kirchlichen Kreisen.

4. Der Übergang in die kirchliche Laufbahn Konzil zur Base. Und jetzt kannst du gerne noch ergänzen, was er alles noch gemacht hat. Wichtig ist natürlich, dass er dann diese Laufbahn einschlug.

Angeblich hätte er die ersten juristischen Prozesse verloren. Dann hat er die sogenannte kirchliche Laufbahn eingeschlagen, Kirchenrecht studiert und war auch in Paris an der Uni. Und in Köln ist er bekannt geworden dadurch, dass er die Schenkung des Konstantin an die Kirche als Fälschung entlarvt hat.

Also, dass das damals die Päpste beruften, die sich darauf, dass der Kirchenstaat ihnen von dem Kaiser Konstantin geschämt wurde. Und das stimmt überhaupt gar nicht. Das war so eine Fälschung aus der Frühzeit der christlichen Kirche.

Hat er entdeckt und hat das auch publiziert, und war dann nicht so beliebt erst in der Kirche. Aber später dann hat der Graf von Mandelscheidt ihn mitgenommen aufs Basler Konzil, und da hat er zuerst mal die Streitereien erlebt. Und hat dann auch ein berühmtes Buch geschrieben über die Einheit der Kirche.

Ich weiß schon, wie es auf Latein heißt. Und da wurde er so ein bisschen bekannter in der Welt der Intellektuellen, besonders natürlich der Philosophen. Man muss dazu sagen: Pardois – das war die Kernschmelze der Renaissance.

Wir springen jetzt hier von der Scholastik in die Renaissance. Pardois ist das Vorurteil. Die großen Renaissance-Leute aus Italien haben da studiert. Später kamen auch mehrere Päpste aus diesem Stall. Und Cusanus, der auch da studierte, hatte natürlich schon seine Beziehungen dadurch. Dann hat er sich im Nachhinein sehr schnell nach oben gedient und wurde dann nach dem Konzil zu Basel.

Und in seinen Veröffentlichungen wurde er erst mal mit vielen Fründen belegt. Er hatte Geld plötzlich. Mandelscheidt war da oben.

Münster-Maifeld war eine große Fründe von ihm. Das heißt, er bekam aus diesem Geld, und dann ging er nach Rom.

5. Diplomatie, Kardinalserhebung und Reisen Und dort hat er dann zum ersten Papst als Legat gedient. Er besuchte die Reichs- und Fürstentage im Reich. Er sprach mehrere Sprachen. Er war sprachlich sehr begabt. Und er hat dann angefangen, auch die ersten Versuche, die oströmische und weströmische Kirche wieder zu vereinigen – das war so eine Idee von ihm.

Das ging dann später weiter. Er wurde dann wegen seiner Verdienste von Nikolaus V. zum Kardinal erhoben – der erste deutsche Kardinal seit Bonifatius, also seit fast 1.000 Jahren – und auch noch einer, der nicht mal aus dem Adel war, was völlig ungewöhnlich war für Rom. Aber eben aufgrund seiner Verdienste. Und dann konnte er natürlich agieren. Und dann hat er eben sehr viele Negationsreisen gemacht, besonders Reisen nach Konstantinopel, nach Ostrom. Und kurz, bevor die Türken, also die Osmanen, damals Konstantinopel eingenommen und zerstört haben, ist er da abgehauen. Und auf dem Weg zurück, auf dem Schiff, hat er den berühmten – wie er es schreibt – also er hat von oben den Gedanken bekommen, diesen Zusammenfall der Gegensätze.

Also, Gott als die Entfaltung des Einen. Und die Natur als die Entfaltung des Einen. Gott als das Singuläre und so weiter.

6. Philosophische Werke und deren Einfluss Dann hat er darüber jede Menge philosophische Abhandlungen geschrieben. Also, insgesamt gibt es zwölf fundamentale philosophische Bücher von ihm, die heute immer noch als die Grundlagen der deutschen Philosophie gelten. Also, kein deutscher Philosoph – ob das Kant oder Hegel oder Feuerbach oder egal wer – der nicht Cusanus studiert hat.

Das war einfach die Grundlage. Das war eine moderne, neue Philosophie. Und er hat also die Fähigkeit, so auch wie Kant, in unglaublich kompakter Weise zu schreiben. Also, das ist für einen Laien richtig schwer zu lesen. Kann ich nicht empfehlen. Aber über ihn kann man es gut lesen.

Es gibt eine Menge gute Biografien, die übrigens auch von Anthroposophen geschrieben, weil Steiner war ein großer Verehrer von Cusanus. Seine Lehre vom Geist hat ihn sehr beeindruckt. Und er hat dann so nebenbei mehrfach seine Heimat besucht und hat dann irgendwann den Entschluss gefasst, sein Vermögen und seine berühmte Bibliothek nach Bernkastel, nach Kuls zu bringen.

7. Stiftung des Nikolaus-Hospitals und soziale Vision Und hat dort das Nikolaus-Hospital gründen lassen, bauen lassen in der Form eines Klosters. War aber nie Kloster, sondern das war von Anfang an ein Altersheim – mit Einzelzimmern, für die damalige Zeit revolutionär.

Und wir reden jetzt von Einweihung 1458, sind wir inzwischen. Also, das war schon ganz schön außergewöhnlich. Und er hat genau festgelegt, wie diese Leute dort zu leben haben.

Ihm ging es darum, dass drei Stände – die alten Leute, die nichts hatten, die arm waren; aus dem einfachen Arbeit, Bürgern, Bauern; aus dem Adel und aus dem Klerus – dass die zusammenleben sollten und dort gemeinsam arbeiten und leben als alte Menschen und sollten dort ein Beispiel abgeben für die Umwelt, dass doch die Klassen, die verschiedenen Klassen, zusammenleben und zusammenarbeiten können, natürlich auch im christlichen Sinne.

Es gibt eine Kirche. Und – das ist das ganze Verrückte – er hat dann gesagt, wenn ich sterbe, wenn ich südlich der Alpen sterbe, soll ich in Rom begraben werden. Ist auch passiert.

Er ist in San Pietro in Vingoli, in der berühmten Kirche am Kolosseum, wo der Moses von Michelangelo steht, da ist er begraben – offiziell. Wenn man reinkommt, links gleich die große Grabplatte mit seinen Hauswappen, der rote Krebs, denn der hieß von zu Hause auf Nikolaus Krebs, auf Moselanisch Nikolaus Krebs, oder Nik Krebs Nikolaus, wie sie hier sagen. Und der Vater hieß Krebs Hennes, war das.

Ja, der Henne Krebs. Und dann hat er dieses Wappen dort – kann man das schön sehen, sieht man den Kuss überall, den roten Krebs, auch im Hospital, aber später im Barock nochmal alles ein bisschen ausumgebaut. Und das war ja ursprünglich eben auch noch romanischer Stil, etwas mit Gotik in den Kreuzgängen.

8. Architektonische Symbolik und das Erbe Und interessant auch ist eine Idee von dem Gegenfall, der Gegensätze: Wenn Sie den Kreuzgang betreten, sehen Sie diese vier Schiffe des Kreuzgangs mit Fenstern, mit gotischen Fenstergerippen zum Innenhof, weil natürlich in Deutschland es so kalt ist – kann man so einen Kreuzgang nicht offen gestalten, das ist allem klar. Und jedes Fenster sieht gleich aus. Aber wenn Sie genau hingucken, sehen Sie, dass es völlig verschieden ist.

Und trotzdem wirkt jedes Fenster gleich. Also, man hat genau diese Gegensätze, die sich zusammenfallen, wenn man nicht genau hinguckt. Das ist ganz verrückt.

Also, er hat das viel umgesetzt. Er war selber nie da. Er ist gestorben, bevor es fertig war. Aber er hat wohl die Pläne gemacht, oder? Ja, die Pläne sind von ihm und die Stiftsurkunde.

Und wenn man sich überlegt – nur als Beispiel für seine Bedeutung – also, 1494 wird in Venedig die erste Karte gedruckt von Europa. Es gibt nur vier Exemplare auf der Welt von der.

Wir hatten eine zur Ausstellung hier. Und da steht oben drüber in der Zeile: „diese Karte“, auf Latein natürlich beruht, auf Angaben des Cousins Nikolaus von Kuss, des Kardinals Kuss. Also, er war der erste Kardiograph, der erste Kosmopolit.

Er war in Polen, er war in Schweden, er war überall – in Frankreich, in Italien. Er ist gereist, unterbrochen, und zwar immer nur am Pferd. Nicht wie die Kardinale normalerweise, in der Sänfte geschleppt worden am Pferd. Und in Hildes haben sie geschrieben, der Stammschreiber: „Es kam der Kardinal Kusanus, er nahm zwei Eimer Wasser und ein Brot.“ Was war damals ungewöhnlich für den Kardinal, dass er sich so spartanisch ernährt hat.

Also, er war ein Geistesmensch. Luxus und Reichtum waren völlig fremd. Er hat sich überfurchtlich aufgeregt über den Schlendrian und die Lumpereien am Vatikan.

Es gibt eine köstliche Biografie. Philippius II., der Piccolomini-Papst, der die meiste Zeit Papst war, als Kusanus lebte, beschreibt ihn immer als einen, der dauernd aufgeregt zu ihm kommt und ihm höfliche Skandale erzählt. Er hat die ganze Mist, er hat die ganze Behörde und so weiter. Er weiß ja, dass die alle lumpeln und huren und uneheliche Kinder haben und saufen und fressen und so weiter. Aber was willst du machen dagegen? Und dieser Moralist aus Deutschland regt sich furchtbar auf. Wirklich schön.

Es gibt die Originalaufzeichnung von diesem Papst. Es gibt ein Buch darüber von dem Herr Reichhardt. Das wäre amüsant zu lesen, wenn man sich über die Zeit informieren würde.

Also, der Bau, den Sie gleich besichtigen, ist tatsächlich sein Erbe. Und es ist ein unterbrochener Bau. Wir haben hier 14 Franzose-Einfälle hier gehabt in der Mosel – 14 in 200 Jahren, die alles demoliert, zerstört haben. Stadtbauern gesprengt, alle Steinhäuser gesprengt. Nur den Kusanus.

Den haben sie nicht gesprengt. Und auch nicht sein Geburtshaus, weil das war selbst dem Napoleon heilig. Also, das muss man sich mal auch überlegen. Also, die haben ihn nicht gesprengt, weil er befreundet war, also verwandt war mit dem französischen König. Das haben sie ja alle Bögen zerstört.

Die hier an der Mosel, am Rhein, ja noch viel schlimmer. Von Basel bis nach Xanthes weiß heute keiner mehr. In Worms haben sie allein vier Synagogen gesprengt, zwölf Kirchen, fünf Stadttore, 20 große Töre. Worms hatte eine größere Stadtmauer als Wien – nur mal als Beispiel. Und alles, also alles zerstört – nicht im Krieg.

Wir sind immer nicht im Krieg. Das neue Gebiet konnte sich keiner wehren. Da war das Fürstentum Mainz und Köln. Die gegen 50.000 waren französische Armee – war nix. Und das haben selbst die Franzosen respektiert. Es ist auch nichts zerstört worden. Keine Bücher geklaut worden. Später hat man ein paar Bücher verkauft.

Er hat seine Bibliothek – war eine unvorstellbar tolle Bibliothek, kann man sagen. Nur als Beispiel.

9. Kulturelle Schätze, Drucke und internationale Bedeutung Ich habe ein Buch, das verkauft wurde. Ich habe es mir vor kurzem im britischen Museum angeguckt: Die Reichen des Marco Polo. In Original. Das war beim Cosaunus – handschriftlich.

Heute im britischen Museum. Damals, der Rektor Schönes aus der Brockzeit, hat das verkauft an den britischen Buchhändler, um damit den Umbau des Hospitals zu finanzieren. Was er gekauft hat, was er besorgt hat – tolle Ware.

Er hat auch mehrere Guttenberg-Drucke, die extra für den Kardinal auf Plakament gedruckt wurden – nicht auf Papier. Wir wissen heute: Er hat Guttenberg finanziert. Also, ohne Cosaunus – kein Guttenberg.

Es ist eine umfassende, globale Person. Es gibt das berühmte Zitat von Giordano Bruno – ich weiß nicht, ob der etwas sagt –, der bedeutendste italienische Philosoph der Renaissance. 100 Jahre später sagt er: Im 15. Jahrhundert haben die Säulen der Weisheit in Deutschland gestanden. Und ihr Name war Nikolaus von Kurs. Wenn man heute nach Italien kommt, kennt ihn keiner mehr.

Er will schon gerne zugeben, dass der bedeutendste Gelehrte der italienischen Renaissance ein Deutscher war. Haben die Italiener nicht so gerne – man kann es nachvollziehen.

Ich empfehle, ihm die Piccolomne in Siena anzusehen. Da gibt es Bilder von ihm, die da gemalt worden sind – oder auch in Pienza, in dem Dom von Pienza. Da gibt es ein Bild, wo er selber dargestellt ist. In einem Sackgestein hängt es deswegen. Man sollte sich nicht die Frage aussetzen, wer in diesem komischen Kardinal ist.

Sie treffen hier auf eine Persönlichkeit. Wie soll man das sagen? Nach seinem Tod sollte sein Herz entfernt werden, aus seinem Brustkorb, und sollte nach Kurs gebracht werden. Das Herz finden Sie in der Kapelle und eine Messingplatte, die eine Kopie seiner K-Platte darstellt.

Das war dieser symbolische Akt. Er war ein Mann voller Mystik, Symbolik. Er hat sich nur in geistigen Sphären bewegt.

Ich kann ihn sehr empfehlen. Es gibt einige von Meuthen und Meffert – es gibt sehr schöne Biografien über ihn, ausführlich und auch über seinen Tag, was er geschrieben hat.

Es gibt eine Cousins-Gesellschaft in Trier, die erforscht, was er geschrieben hat. Man nennt das Küchen-Latein. Und das auch noch in Steno. Er stand morgens um 4 Uhr auf, um halb 5 bis um halb 7 wurde geschrieben, dann ließ er schreiben, danach ging er seine Kirche feiern, danach ging er zum Papst – früher Audienz. Er hat die Kirche geöffnet, dann ging er ab aufs Pferd.

Er wollte die Klöster reformieren. Wenn der Cousin länger gelebt hätte, hätte es keinen Luther gegeben. Er wollte die Kirche reformieren. Er war ein Moralist. Überall wurde Highlife. In Südtirol hat er sogar Krieg führen müssen gegen den dortigen Junker, der die Frauenklöster nicht reformieren wollte. Da ging der Adel ein und aus, natürlich, bei den Frauenklöster(n). Da war ein Partyzeichen angesagt. Da hat der Cousin gesagt: "Das geht so nicht." Ja, da kommt Ärger. Schon wieder so ein doofer Deutscher, der da reinredet und so. Ja, wie sagt unser Südtiroler Weinhandelsfreund? Drei Dinge fürchten die Italiener: die Arbeit, den Tod und eine deutsche Frau.

Tja, Südtirol. Ich hör auf. Ich zweifle schon ab hier.

Ja, vielen Dank. Wir beenden das hier an der Stelle. Es gibt sehr viel mehr zu erzählen.

10. Wissenschaftlicher Austausch und Vorwegnahme moderner Erkenntnisse Er war schon von Padua an, glaube ich, befreundet mit dem damals führenden Geografen. Der hieß Toscanelli. Und bei langen Spaziergängen haben die zwei sich ausgetauscht, ob die Kugelgestalt der Erde vielleicht eine Option ist, über die man nachdenken könnte.

Cusanus hat auch durch Beobachtung und Berechnung herausgefunden, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist, sondern die Sonne steht im Mittelpunkt und die Erde dreht sich darum herum. Also, das, was Kopernikus später auch berechnet und darlegt und beweist – praktisch und auf dem unser Weltbild sozusagen ruht – hat Cusanus schon vorgedacht.

Die Schriften von Toscanelli waren im Gepäck eines gewissen Christoph Kolumbus. Also, Cusanus und Toscanelli haben sich schon darüber ausgetauscht, wie das wäre, wenn man mit dem Schiff nach Westen segelt, ob man dann vielleicht da im Osten wieder rauskommen könnte. Also, man sieht, er hat enorme Wirkung gehabt, viele Inspirationen. Er hat natürlich auch Pythagoras studiert.

Er hat die Schriften von Plato nach Europa gebracht, also von Byzans hier nach Italien. Er hat viele Jobs besorgt. Als Byzans unter Druck war, waren die Herren, die auf hohen Rössern saßen – die wegen ihrer überragenden Bildung im Vergleich zu Rom … in Rom sprach man praktisch kaum gutes Latein dort. Und die Stadt lag auch weitgehend in Trümmern. Aber die waren immer noch nasehoch. Und die Byzantiner dann auch.

Und wenn sich zwei mit hohen Nasen irgendwie näherkommen sollen, ist das schwierig. Dann war der Zeitpunkt aber da, dass der Druck der Osmanen rund um Byzans so groß war, dass die da zu Verhandlungen bereit waren und sind dann mit dem Nikolaus los.

Es waren damals etwa 100 hochgebildete Doktores und Professores, und die hatten Bücher dabei. Und der Cusanus war ein großer Bücherfreund. Und da war das Wissen der Antike, was noch übrig war, sozusagen im Gepäck. Und das brachte er mit nach Italien. Und er kannte ja viele. Er hatte super Beziehungen, und er konnte dann die Einzelnen aus Byzans geflohenen, gelehrten Herren sozusagen als Hauslehrer unterbringen. Und damit bekommt die Renaissance plötzlich ein Turbo – die sowieso schon da ist. Und dann kriegt die plötzlich wie so eine Saat im Mai in warmen Regen. Und da hat unser Cusanus seinen Anteil.

Damit höre ich jetzt auf. Und du wolltest noch was sagen? Ich wollte drüben das eigentlich sagen, aber wir sind eine riesengroße Gruppe. Und es ist ein Altenheim, und ich weiß nicht, wie laut ich da reden kann. Das heißt, ich weise euch hierhin.

Und dann können wir gucken, ob wir das drüben auch noch mal machen können – auf die architektonischen Elemente, die wir uns da anschauen können. Und da gibt es auf der einen Seite – der Michael hat es ja schon erwähnt – den Kreuzgang.

11. Architektonische Meditation: Kreuzgang und Kapelle Und ein Kreuzgang sieht ja so aus normalerweise, und in der Mitte ist ja dieses Kreuz. Und da ergänze ich jetzt auch mal ein bisschen kulturhistorisch: Ich war vor einigen Jahren in Taj Mahal. Das war gar nicht das Spannende, sondern nebendran das viel Spannendere waren die Paläste von den Herrschern, den Persischen.

Und in diesen Palästen – was war da? Kreuzgänge. Und zwar mit dem Kreuz. Und ich bringe euch jetzt nur als einen Hinweis, dass das persische Wort „Paradies“ – ich weiß nicht, ob euch das bewusst ist – heißt der Garten. Das heißt, der Paradiesgarten ist eigentlich eine Doppelung. Und was wir im Kreuzgang machen, ist, wir meditieren ja da rum und laufen da so rum. Und Michael hat es ja schon erwähnt, schaut da bitte hin.

Das sind überall diese gotischen Fenster, und jedes hat eine andere Form. Das heißt, ich kann hier – in der Mitte ist ja meistens so eine Fontäne, das ist jetzt dort nicht – ich kann von den verschiedensten Blickpunkten aufs Gleiche schauen. Das ist die Übung, die ihr alle dort machen könnt. Und die Cusanus dort veranlagt.

Der nächste Schritt ist die Kapelle – ein unglaubliches Kleinod. Was passiert, wenn ich durch das Hauptportal einer Kirche gehe? Worauf blicke ich dann normalerweise direkt? Auf den Altar, aufs Allerheiligste. Was macht Cusanus mit uns? Ihr könnt es beobachten, wenn ihr durch die Porte reingeht. Da steht erst mal eine große Säule. Ihr seht, der Blick ist verwehrt zu dem Allerheiligsten.

Und ich kann jetzt erst mal mit den Augen hoch und sehe dann über mir ein riesengroßes Kreuz-Rippen-Gewölbe. Also, da kommen ganz viele Wege zu diesem einen oder zu diesem universellen Wissen – oder wie wir es auch immer nennen wollen. Und jetzt kann ich – das ist ja klar, er ist ja Katholik – um die Säule rumgehen, und dann habe ich da den schönen Renaissance-Altar.

Da gibt es den Weg, aber es gibt auch andere – das ist vielleicht die eine Message. Die andere ist, das ist auch besonders an dieser Kapelle. Und da kommen wir zu unserem Thema: zu Kalk und Kiesel auch ein bisschen oder Substanz und Kosmos, wie wir es auch immer nennen wollen.

Ja, wenn wir uns die Hauptkapelle anschauen – es gibt relativ wenig Kirchengebäude, die in einem Quadrat gebaut sind – also, da haben wir sozusagen unsere vier Elemente, über die haben wir ja heute schon genug geredet. Und dann haben wir hier oben die Trinität. Das ist dann hinten, wo es dann hin zu dem Altar geht, können wir das als Dreieck denken. Und wenn wir da hinwollen, dann ist da eine Schwelle. Da muss man tatsächlich eine kleine Stufe hochgehen – könnt ihr auch mal wahrnehmen. Und die dritte Ebene: Er war ja auch ein kleiner Revoluzzer.

Wenn ihr in die Kapelle reingeht und nach links schaut, ist dort ein Fresco. Und auf diesem Fresco ist das jüngste Gericht dargestellt – das kennen wir. Aber auch das ist so ein bisschen gotisch. Ich male das mal so hin, und das können wir uns auch so denken.

Das Lustige ist: Da unten hier ist so ein Höllenwesen, und in diesen Schlund gehen nicht nur irgendwelche nackten Menschen, sondern da gehen auch die Bischöfe und Könige rein. Das heißt, der Adel und so, der kann durchaus auch da den falschen Weg gehen.

Da oben, hier in der Mitte, könnt ihr drauf achten – ist der gute Christus, der so dasteht. Aber der steht hier an dieser Schwelle auch mal wieder. Also, ich gebe euch das einfach mit: Auf der einen Seite das Revolutionäre, und das ganze Ding war auch übertöntigt – das wollte man nicht unbedingt, das weißt du viel besser. Ja, aber achtet mal da drauf.

Hier, sozusagen, auch wieder Kosmos, Erde und dieses Mittlermotiv dazwischen drin. Damit gehen wir rüber. Wir können uns das dann auch gerne noch mal genauer anschauen. Aber mit so einer großen Gruppe geht rein – nehmt wahr – und dann kommen wir wieder hier zurück und können dann tatsächlich mehr an der Mittlerebene arbeiten. Ja, können wir das schaffen?