Herbert Koepf

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"Prof. Dr. agr. Dipl. Landwirt Koepf, Herbert H.

*24.11.1914, Herbrechtingen/Heidenheim (Deutschland)

✟07.01.2007, Stuttgart (Deutschland)

Sein Leben galt der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Seine Anliegen waren die akademische Forschung, die internationale Vernetzung, die Ausbildung. Als Professor, als Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung der Naturwissenschaftlichen Sektion, als Gründer des Studienganges für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweis am ‹Emerson College› hinterließ er auf seinem Lebensweg prägnante Fußstapfen.

[...] Wieder war es der Schwabe in ihm, der ihn in die Welt zog. Doch bis zu seinem 47. Lebensjahr verweilte er in den Grenzen seines Heimatlandes, seine in die Welt wirkende Mission vorbereitend. Schon in jungen Jahren wandte er sich der soeben aufstrebenden biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise zu. Nach Lehrzeit und dem Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim sowie Praktika auf biologisch-dynamischen Höfen in Sachsen und Brandenburg durchlebte er die Schrecken des Zweiten Weltkrieges als Soldat in Russland. Nach dem Kriege beteiligte er sich am Aufbau einer Gemeinschaft, die die Künste mit der Landwirtschaft zu verbinden suchte. 1950 dann trat er seine wissenschaftliche Laufbahn im Fach Bodenkunde an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim an. Er promovierte und habilitierte sich dort und wurde 1960 zum Professor ernannt.

Von Hohenheim aus pflegte er intensive Arbeitskontakte zu biologisch-dynamischen Betrieben, Arbeitsgemeinschaften, zum ‹Forschungsring›, den biologisch-dynamischen Instituten in Darmstadt und Järna (Schweden) und zur ‹Vereinigung anthroposophischer Naturwissenschaftler›. Er arbeitete in Gremien der Anthroposophischen Gesellschaft und wurde Mitbegründer des Rudolf-Steiner-Fonds für wissenschaftliche Forschung, dessen Vorsitz er 25 Jahre innehatte.

1962 dann strebte Herbert Koepf zu neuen Ufern. Nach dem Tode von Ehrenfried Pfeiffer, mit dem er in engem Arbeitskontakt stand, übernahm er die Leitung von dessen Laboratorium in Spring Valley (USA). Er kehrte 1966 an seine ursprüngliche Wirkensstätte Hohenheim zurück. Doch auch diese Zeit blieb nur ein Intermezzo. Mit dem Ruf nach England an das ‹Emerson College› im Jahr 1970 fand er endgültig zu der ihn ganz erfüllenden Lebensaufgabe. Dort baute er einen einjährigen Studiengang für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise auf und betreute diesen bis 1990. Der immer vollbesetzte Kurs wurde von Studenten aus 35 Ländern, Sprach- und Kulturräumen besucht. Hier war er der Lehrer, väterliche Freund und Lebensberater. Von hier aus hielt er Kontakt zu seinen ‹Emersonians›, die ihn in ihre fernen Länder zu Beratung und Vorträgen einluden.

Gleichzeitig mit dieser Aufbauarbeit übernahm Herbert Koepf 1971 die Leitung der Landwirtschaftlichen Abteilung der Naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum, die er teils vom ‹Emerson College›, teils durch mehrwöchige Aufenthalte am Goetheanum bis 1988 führte. In dieser Zeit gelang es ihm, aufgrund seiner menschlichen Souveränität, das Goetheanum wieder stärker in das Blickfeld der biologisch-dynamischen Bewegung zu rücken und Strömungen in der biologisch-dynamischen Bewegung zu befrieden.

Forscher und Publizist

1990, 76-jährig, zog es ihn noch einmal in die USA an das ‹Michael Fields Institute› in Wisconsin, wo er weiter forschend und über das ganze Land Arbeitskontakte pflegend tätig war. 1994 schließlich kehrte er in seine Heimat zurück und bezog seinen Alterssitz im ‹Nikolaus-Cusanus-Haus› in unmittelbarer Nachbarschaft zu seiner einstigen Wirkungsstätte an der Universität Hohenheim. Von dieser wurde ihm eben im Jahr 2002 die Ehrendoktorwürde für seine Verdienste um die wissenschaftliche Grundlegung des ökologischen Landbaus zuerkannt. Auch sein Alterssitz blieb der Ort unermüdlichen Schaffens und weitläufiger Kontaktpflege.

Herbert Koepf entfaltete zeit seines Lebens eine intensive deutsch- und englischsprachige, publizistische Tätigkeit in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, in den Organen der biologisch-dynamischen Bewegung, hauptsächlich ‹Lebendige Erde›, ‹Star and Furrow› (GB) und ‹Biodynamics› (USA). Zu den weit über 100 Publikationen zählen eine Reihe Bücher, vor allem in den 70er-Jahren das erste Standardwerk über den biologisch-dynamischen Landbau, das mehrere Auflagen erlebt hat und in Übersetzungen in den Universitätsbibliotheken weltweit präsent ist. Zuletzt noch veröffentlichte er 2001 als Co-Autor ‹Die Entwicklungsgeschichte der biologisch-dynamischen Landwirtschaft im 20. Jahrhundert›. [...]

Manfred Klett"[1]

Einzelnachweise