Hof als Organismus - 6. Folge von Manfred Klett, 2018: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hof als Organismus - 6. Folge von Manfred Klett, 2018 ==
 
Ich wünsche einen schönen guten Montagmorgen und jetzt ist ja wieder so ein Wochenende das Zwischen, wo man alles vergessen hat und andere Ambitionen hatte und so möchte ich noch mal kurz, ganz schnell hoffentlich den Gang der Handlung, den ich hier versucht habe zu entwickeln letzte Woche noch mal in Stichworten wiederholen, damit sie sozusagen den roten Faden noch mal bekommen. Also wir waren ja ausgegangen von einer recht seltsamen Betrachtung, nämlich mal herauszuarbeiten, die Polarität von Industrie und Landwirtschaft, um da aufzuzeigen, dass das wirklich eine Polarität ist in jeder Hinsicht, dass man das nicht zusammenwerfen kann, dass es nicht irgendwie ein Muddel gibt, wie das heute der Fall ist im Agrarindustrialismus, sondern dass man das wirklich ganz darüber hinaus erhalten und das ist wirklich eine Polarität, ist ein Gegensatz, aber ein sich gegenseitig sozusagen bedingender Gegensatz. Bisher immer bei allen Gegensätzen so, die sich gegenseitig bedingen.
 
Und wir haben gesehen, wie auf der einen Seite das Kapital regiert in der Industrie und auch die Industrie Kapital schöpferisch wirkt, während die Landwirtschaft eben das gerade nicht ist, sondern ihr Schöpfertum besteht darin, dass man den Boden fruchtbarer macht, die Kulturpflanzen leistungsfähiger und ebenso die Tiere, die Haustiere. Das ist eigentlich Produktionsmittel in der Landwirtschaft, die zusammengefasst in dem Organismus der Landwirtschaft, während in der Industrie der Mechanismus, das eigentlich produktive ist, in Verbindung mit dem menschlichen Geist. Also so haben wir gesehen, das sind einfach zwei Paar Stiefel, möchte ich mal sagen, die man deutlich auseinanderhalten muss und versucht oder ich habe versucht, jedenfalls daran deutlich zu machen, dass man rein aus der Betrachtung der Gegenwart den Organismus Gedanken als das eigentliche Prinzip der Landwirtschaft schon ableiten kann.
 
Man braucht noch nicht mal einen Zugriff in die Vergangenheit. Man könnte schon aus der Gegenwart eigentlich deutlich sagen, die Landwirtschaft hat Produktionsbedingungen, die so sind, dass sie eigentlich nur zur Entfaltung kommen können, wenn man den Gedanken des Organismus wirklich begreift. Und der ist sehr, sehr schwer zu begreifen, weil es mit dem Lebendigen und mit der belebten und besiedelten Natur zusammenhängt.
 
Und da muss man schon ein bisschen tiefer einsteigen in der Erkenntnis, um den Organismusgedanken überhaupt fruchtbar zu machen. Das war ja der Versuch meiner ganzen Darstellung auch diese Wochen durch sein, dass dieser Organismusgedanke immer deutlicher ins Bewusstsein drückt. Wie kann man denn überhaupt tiefer greifen? Und dann haben wir von dort aus die Frage gestellt, wo sind denn diese Ursprünge dieses Organismusprinzips in der Landwirtschaft? Ist es erst heute für uns eine Erfindung oder hat es also quasi eine Biografie dieser Gedanke? Hat er sich schon durch die Zeiten hindurch langsam unter der Hand der Menschen entwickelt, vorbereitet? Und dann haben wir uns zunächst mal einer geschichtlichen Betrachtung zugewandt, um mal zu sehen, wie überhaupt im geschichtlichen Verlauf oder wie der geschichtliche Verlauf überhaupt entsteht.
 
Wo hat er seinen eigentlichen Ursprung? Ist es einfach ein gesetzmäßiger Ablauf, wo der Mensch nur Opfer ist oder ist er Gestalter? Und wenn man da genauer hinguckt, dann muss man sagen, alle Geschichte ist Menschheitsgeschichte, ist gestaltet durch die Hand des Menschen, durch den Geist des Menschen und ist nicht irgendwie eine Notwendigkeit, die da außen außerhalb von uns abläuft. Und wir haben gesehen, bei genauer Betrachtung ist die ganze Geschichte Bewusstseinsgeschichte. Das halte ich für einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt in ihrem eigenen tieferen Einsteigen in den biologischen und armenischen Landbau oder überhaupt heute furchtbar in unserer heutigen Zivilisation zu leben, zu arbeiten, dass sie mit diesem Gedanken mehr Umgang pflegen.
 
Bewusstseinsgeschichte. Das Bewusstsein, was wir heute haben, gab es eben früher nicht. Dafür gab es ein anderes Bewusstsein, was ebenso hoch war in seinen Kulturleistungen wie das heutige.
 
Und je weiter wir zurückgehen, desto mehr glaubt man in eine Primitivität der Menschheit abzutauchen. Die Menschen waren halt noch nicht so weit. Die waren ungeheuer weit, aber auf einer ganz anderen Ebene, sodass Bewusstseinsgeschichte eigentlich eine ständige Metamorphose ist.
 
Von einem Zeitalter zum nächsten. Und wir haben dann auch die Zeitalter versucht, mal etwas mehr abstrakt abzuleiten. Von der Regression der Sonne durch den Tierkreis, ein altes, uralte Kenntnis, die die Menschheit da hatte auf diesem Felde, kann man heute am Himmel beobachten, dass die Sonne gegenüber dem ganzen gestirnten Himmel nicht an einem Punkt stehen bleibt, sondern dass sie in Regression gegen den Uhrzeigersinn durch den ganzen Tierkreis in 25.920 Jahren einmal hindurch geht.
 
Und wenn man diese Zahl von 25.920 Jahren geteilt durch zwölf, dann kommen wir auf 2160 Jahre. Das habe ich ja hier entwickelt. Und dass das in etwas übereinstimmt mit dem, was man historisch konstatieren kann, also die großen Abschnitte der Kulturabschnitte der Menschheitentwicklung, der letzten, zumindest seit den letzten Eiszeiten, seit der Sintflut.
 
Und dann haben wir unterschieden eben die urindische Kulturepoche als eine erste, dann die urpersische als eine zweite große Abschnitt der Entwicklung der letzten acht, neun, zehntausend Jahre. Und dann die ägyptisch-khaldeische, babylosische Kultur und schließlich die griechisch-römische Kultur. Und heute leben wir eben in unserer modernen Bewusstseinseelenkultur.
 
Ich brauche jetzt nicht nochmal alles in Beteil zu wiederholen. Jedenfalls waren wir dann zunächst mal zurückgegangen in diese Kulturzeitalter und von dort wieder herauf zu uns und haben gesehen, welche ungeheuren Kulturerträge diese Kulturzeitalter hervorgebracht haben. Von der Urindischen kann man noch nicht allzu viel sagen aus dem achten vorchristlichen Jahrtausend.
 
Man kann nur sagen, aufgrund auch der wenigen liturgischen Zeugnisse, die sehr viel später erst aufgeschrieben worden sind, wie die Bhagavad Gita, kann man irgendwie ahnend hinein vordringen in eine Kultur von einer unglaublichen Geistlichkeit, wo man den Eindruck hat, diese Menschen hatten noch ein Bewusstsein, was da mehr im Himmel war als auf der Erde. Mehr im Geiste als in den irdisch-sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Die Erde war Schein, das Nirwana war das Eigentliche, die geistige Welt.
 
So, und dann sehen wir wieder in der urperischen Kultur das, was von vorher vorbereitet worden ist, das an den Menschen gebundene Tier zum Haustier wurde, durch die Sesshaft-Werdung. Und dass da ein Züchtungssympos gewirksam wird, war eben aus dem Erfassen des Seelischen, des Menschen, dessen, was im Menschen seelisch ist, aus diesen Kräften heraus jetzt den Seelenleib der Tiere zu formen zum Haustier. Ich habe ja versucht, dort darzustellen, wie das die Haustier-Werdung eigentlich etwas ist, wo die eigentlich völlig unbegreiflich ist.
 
Vom heutigen Standpunkt aus der Genetik völlig unbegreiflich. Am Anfang stand die ganze Vielfalt. Sonst müsste man sagen, langsam hat sich das vervielfältigt aus dem Wolf.
 
Bei den Hunden, das Stammtier, wie man heute sagt, von aller Hunde, dann müsste ja allmählich dann irgendwo so Veränderungen entstehen. Nein, von allem Anfang an, seit es überhaupt, man vom Hund spricht, war die ganze Variationsbreite schon da. Also man merkt, da haben die Menschen ein Vermögen gehabt, nicht nur die physische Organisation des Tieres völlig zu verändern, das ganze Skelett und alles, die Kopfform, sondern eben auch die ganzen sonstigen physiologischen Vorgänge so zu verändern, dass das Haustier in diesem Sinne entstand, im Dienste des Menschen.
 
Und dann eben diese unglaubliche Kulturleistung der Urperse. Im Verlauf der ganzen urpersischen Kultur, sagte ich, sind so gut wie alle Kulturpflanzen entstanden. Man schaut immer zurück in diese Zeit und meint, das Einzige, was sie hervorgebracht haben, war eben der Faustkeil.
 
Den Stein konnten die noch nicht bearbeiten, wirklich. Das waren ganz die Anfänger, sehr, sehr primitiv. Aber die eigentliche Kulturleistung sind die Haustier, die Kulturpflanzen.
 
Wenn das mal begriffen würde, das steht im Keimlehrbuch. Es ist geradezu unbegreiflich. Man weiß es, man weiß, dass alle Kulturpflanzen praktisch vom dritten Jahrtausend vor Christus entstanden sind.
 
Aber weil man eben nicht den Begriff hat der urpersischen Kultur, nur sehr sehr ungefähr, weiß man das nicht so richtig zuzuordnen. Die Kulturpflanzen, das ist eine künstlerische Leistung der Menschheit gewesen. So wie die Haustiere zu formen, so hat man die Kulturpflanzen, das Lebendige, geformt.
 
Und jetzt habe ich dann geschildert, wie wir dann weitergegangen sind in der ägyptischen Kaldesche Kultur, wie da plötzlich die Menschen diese Fähigkeit nicht mehr haben. Die können nur noch das Erreichnis der vorangegangenen Natur nutzen und so veredeln noch ein bisschen. Aber im Übrigen ist deren Kulturleistung jetzt nicht mehr das Lebendige zu formen, sondern das Tote, die Pramide.
 
Also alle diese, das, was in der ägyptischen Kultur jetzt plötzlich hochkommt, dass man sich fassungslos davorsteht, was das für ein Wahnsinn unglaublicher Kulturumbruch war. So in das griechisch-römische Zeit hinein, wo sich das noch immer weiter verfeinert hat, brauche ich es nicht nochmal im Einzelnen schildern. Jedenfalls aus diesen ganzen vorgriechischen Hochkulturen sind vier Strömungen der Menschheit hervorgegangen.
 
So habe ich die geschildert. Nämlich einerseits die Ackerbauer, Acker- und Pflanzenbauer. Und genau gegenpolig dazu die Hirtenvölker, die noch normalisierend mit ihren Herden durch die Landschaft gezogen sind.
 
Und aus den Ackerbau-Pflanzenbau-Völkerschaften haben sich herausgegliedert dann die Obstbauer und die Gartenbauer. Das sind vier Strömungen, die so locker nebeneinander existierten, sich auch durchstrangen. Aber sie waren blutsgebunden an Völkerschaften.
 
Und dann haben wir ja hingeschaut auf dieses Ereignis, was jetzt stattgefunden hat, als das Mysterium von Golgatha. Ein Ereignis, auf das die Menschheit in zweierlei Hinsicht, wo die vorausgegangene Kulturvölker Kenntnis hatten durch die Mysterienstädten. Es wurde ja von den Propheten schon in Israel, schon seit dem 6. vorgerüsteten Jahrhundert auf dieses Ereignis hingewiesen, ganz konkret.
 
Ganz konkret, das steht ja alles im Alten Testament. Oder wie in den Mysterienstädten der Vergangenheit der Hochkulturen, wo hingewiesen worden ist auf dieses Ereignis, schon seit der indischen Kultur, schon seit der, Bishwakarman habe ich genannt, oder seit der urpersischen Kultur, Ahura Mazdao, oder eben durch die ägyptische Kultur, Osiris. Das waren sozusagen die Bilder, die die Menschheit hatten, wo sie sagten, dieses Wesen, dieses in der Sonne beheimatete Wesen wird eines Tages sich immer mehr der Erdensphäre annähern und wird dann eines Tages in sich inkarnieren, in einen leiblichen Menschen, in dem was, also den Jesus von Nazareth, inkarnieren wird und drei Jahre hindurch auf Erden leben und durch den Tod gehen und dadurch der Menschheit etwas vermitteln, was ihr überhaupt wieder Hoffnung geben kann für eine zukünftige Entwicklung in die Zukunft.
 
Und das verlebte ganz stark natürlich damals in Israel durch die Propheten, die alle darauf hingewiesen haben, seit dem 6. Jahrhundert, also mit einer derartigen Intensität, dass die Menschheit, die damalige vorderasiatische Menschheit, ganz stark in dem Bewusstsein gelebt hat, da ist was, was kommt, wo wir große Hoffnung haben können, dass die Entwicklung überhaupt weitergeht. Und dass es dann, das Ereignis selber, man anschauen kann, wie eine Art Ich-Geburt in die Menschen, wo das, was schon vorbereitet worden ist in der urindischen Kultur, in der Urpersön und so weiter, was da vorbereitet worden ist, dass das Ich sich sukzessive aufgewacht ist in den verschiedenen Wesensgliedern des Menschen, dass das plötzlich jetzt wirklich zum Ich-Bewusstsein der Keim gelegt ist, um das Ich-Bewusstsein zu entwickeln, in dem wir heute ja nun nachgerade stehen. Die Frage ist, ob wir wirklich uns selber kennen.
 
Je mehr wir uns selber als Menschen kennenlernen, desto mehr merken wir, dass wir zum Ich-Bewusstsein, zum Selbstbewusstsein erwacht sind. Und das hat eine lange, lange Bewusstseinsgeschichtliche Zeit hinter sich. Diese vier Strömungen nun, im Durchgang durch das Mysterium von Golgotha, erscheinen wieder in vollkommen verwandelter Gestalt in nachchristlicher Zeit.
 
Das hatten wir ja auch betrachtet, dass quasi eine gewaltige Umströmung sich vollzieht, der vorchristlichen Entwicklung in die nachchristliche Zeit. Und das habe ich dann deutlich gemacht, in dem, was dann seit dem 6., 7., 8., 9. Jahrhundert sich herausgestaltet, als der Dorforganismus, der Organismus der Landwirtschaft, in dem diese vier Strömungen sich mehr und mehr begegnet sind, durchdrungen sind und jetzt den Organismus einer landwirtschaftlichen Dorfgemarkung bilden. Mit Mittelpunkt der Kirche und ein Umkreis, der jetzt von Menschenhand durchgestaltet wird, aus den Impulsen heraus, die man aus diesem Mittelpunkt empfängt.
 
Das war der Anfang und hatte seinen Höhepunkt im 9. Jahrhundert. Das war die Zeit des Heiligen Grale. Und wir haben gesehen, wie zwei Strömungen da maßgeblich waren, bei der Herausgestaltung der Dorfschaft, der Erfindung des abendländisch-christlichen Dorfes.
 
Das waren zwei Strömungen. Das war das petrinische Christentum, was von Süden nach Norden kam, über die Alpen. Das römisch-petrinische Christentum, kann ich auch sagen, das exoterische Christentum, was sich ganz auf die Dokumente stützte, des Neuen Testaments, des Alten Testaments und was da sonst noch an Offenbarungen in den Menschen lebte, lebte im Vorderen Orien.
 
Noch ganz auf das Äußere, auf das Historische stützte, das petrinische Christentum. Und auf der anderen Seite dann das esoterische Christentum, das von Westen kam, repräsentiert durch Einzelpersönlichkeiten aus dem hivernischen Mysterien Irlands, von dem man heute so gut wie keine Ahnung hat. Das eine ist das mehr, ich möchte sagen, historisch begründete Christentum.
 
Das andere ist das esoterische Christentum. Ein Christentum, was eigentlich gar keine äußeren institutionellen Erscheinungen hatte. Und das hat sich durchdrungen im Bodenseegebiet.
 
Darauf habe ich nochmal aufmerksam gemacht. Im Bodenseegebiet haben sich diese beiden Strömungen im neunten Jahrhundert begegnet, des sechsten bis neunten Jahrhunderts. Und haben dort einen Kulturimpuls gesetzt, auch für die Landwirtschaft.
 
Und haben eigentlich erst so richtig, ich möchte mal sagen, den Organismusgedanken in der Landwirtschaft, also das Gestaltungsprinzip, was der Mensch, der Natur vermittelt. Das ist da erst richtig wirklich zur Geltung gekommen, seit dem neunten Jahrhundert. Eine Frage.
 
Was genau war nochmal der Anteil dieses irischen esoterischen Christentums ohne Institutionen? Also was haben die wirklich mitgebracht? Ja, also das habe ich an dem Beispiel von Kolumban, dem Jüngeren, erzählt. Der mit seinen Genossen, die dann später, Gallus hieß der eine, der hat dann St. Gallen begründet. Der andere hieß Radolf, der hat Radolfzell begründet.
 
Das hat da irgendwo seinen Niederschlag gefunden. Das waren Menschen, die hatten eine Kenntnis des Christentums, die sich nicht auf Dokumente gründeten. Sondern die haben aus den Mysterien des damaligen hibernischen Mysterien, haben die diesen ganzen Prozess, der sich ein Palästina abgespielt hat, der ein historischer Prozess war, haben die geistig erlebt.
 
Als das Sonnengeheimnis, was dem eigentlich zugrunde liegt, nämlich die Verbindung einer Sonnenwesenheit mit der Leibigkeit eines Menschen. Davon hatten die Kenntnis. Rein durch die Museenschauungen, die die Menschen damals noch hatten.
 
Die haben sozusagen rein übersinnlich das wahrgenommen, was sinnlich damals in Palästina auf der Erde stattgefunden hat. Deswegen hatten die einen viel, viel umfassenderen Sinn für das Wesen des Menschen, das Wesen der Erde überhaupt, des ganzen Kosmos. Und aus dem heraus hatten die, ja, möchte ich mal sagen, hatten die das Bedürfnis, das jetzt mit dem exoterischen Christentum zu verbinden.
 
Das war der Grund, warum die nach Kolumban, nach Mitteleuropa gekommen ist und später nach Italien. Um diese beiden Pole des Christentums, das rein historische Geschehen, was in Palästina durch vielerlei Bekundungen, durch die Evangelien vermittelt ist, das jetzt zu verbinden mit dem exoterischen Christentum, nämlich mit dem Sonnenmysterium. Dass es eigentlich ein Sonnenmysterium auf Erden war.
 
Dass wirklich dieser Ahura Mazdao, diese Gestalt des Vishwakarma, des Osiris, dass das eine Realität war, dass in den Mysterien wurde sie gelehrt durch der tausenden Dhol, dass dieses Wesen eines Tages sich mit einem menschlichen Leib verbindet. Das war eigentlich dieser exoterische Impuls, der vom Westen kam. Und der nur von einzelnen wenigen Menschen getragen war.
 
Also es gibt Kolumban den Älteren, Kolumban den Jüngeren. Es gab noch eine ganze Reihe von diesen Mönchen, die dann auf den Kontinent gekommen sind und überall missioniert haben und versucht haben, dieses mit dem römisch-petridischen Christentum zu verbinden. Dass es nicht zu einseitig wird, nicht nur sozusagen sie schreien an äußerliches Geschehen irgendwie, was man so oder so interpretieren kann, sondern dass dem ein wirklich exoterischer Impuls zugrunde liegt.
 
Ich habe mich mal damit auseinandergesetzt und habe das so verstanden, dass dadurch auch die Kelten nicht wirklich von den Römern missioniert werden konnten, weil die einfach schon Bescheid wussten. Ja, die Kelten, das waren ja auch Kelten. Also der Kolumban war auch ein Kelte.
 
Die Iren sind ja im Ursprung ein keltisches Volk. Und so auch in der Britannie. Also in Frankreich, wo sich weitgehend hinter dem ganzen Grasgeschehen abgespielt hat, alles Kelten.
 
Die Kelten waren die Träger, möchte ich mal sagen, viel stärker einer kosmisch orientierten Christentum, als das für die Römer gilt. Aber wir wollen da nicht stehen bleiben, sondern wir haben die Entwicklung jetzt weiter verfolgt. Wie sich nun in Verbindung mit diesem Impuls der Entwicklung der Dorfschaften, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie einen Mittelpunkt hatten und einen Umkreis.
 
Der Mittelpunkt, das war die Kirche. Das war ein Steinbau, ursprünglich ein Holzbau, später ein Steinbau. Romanisch, sich da lebend, also von der romanischen Baukunst durchgestaltet.
 
Die kam auch von Süden nach Norden. Schon im dritten, vierten, fünften Jahrhundert gab es schon die ersten romanischen Bauten in Mailand. Wo man sieht, wie dieser Impuls dann über die Alpen hinweg ganz Europa durchdrungen hat, die romanische Baukunst.
 
Also es war ein Mittelpunkt und es war eine geistig-moralische Quelle für die Menschen. Und dann war die Dorfbemerkung eine wilde Natur, die jetzt durch die Hand des Menschen so durchbastiziert, so durchgestaltet wurde, dadurch, dass Ackerbau, Viehzucht, Gartenbau und Obstbau einander in einer ganz bestimmten gesetzmäßigen Weise durchdrangen. Das habe ich ja auch dargestellt.
 
Ich werde nachher nochmal darauf zurückkommen. So, und diese Bauwerke, das wollte ich noch einmal kurz wiederholen, diese Bauwerke, die romanische Baukunst, also die ursprünglichste überhaupt vom Frühmittelalter an, bildete den ersten Mittelpunkt. Und dann entwickelte sich aus dieser romanischen Baukunst zu Beginn des zwölften Jahrhunderts die Gotik.
 
Wo jetzt aus diesen Dorfschaften, mehr war das ja, es gab ja kaum Städte, ganz wenige, sondern zunächst mal waren es Dörfer, aus denen heraus jetzt plötzlich diese gewaltigen Kathedralen, diese gewaltigen Dome und Münster emporstrebten in der Gotik. Und wo man merkt, je weiter wir dann dem 13., 14. Jahrhundert zustreben, zuletzt wird das Ganze abgeschlossen von der Backsteingotik, da sehen wir, wie eigentlich die Gotik in gewissem Sinne der Abschluss des gesamten abendländisch-christlichen Landbaus ist, schon am Ende des 14.
 
Jahrhunderts. Und dass die ganze Baukunst, auch die Malerei, überhaupt alle Künste, in einem ganz innigen Zusammenhang stehen mit dem Organismusgedanken in der Landwirtschaft. Das war nicht zu trennen.
 
Diese gewaltigen Bauten, zum Beispiel von Scharte in Frankreich oder des Straßburger Münster oder von Reims oder des Ulmer Münster oder welches Bauwerk sie nehmen, klein oder groß, die wachsen gleichsam wie eine von Menschenhand gestaltete Kunstschöpfung aus den Landschaften heraus. Die Kulturlandschaft ist nicht unabhängig zu denken von diesen Bauwerken. Das ist eine große Einheit vom Ursprung her.
 
Das muss man sich mal klar machen. Und so wie die Kirchen, diese großen, gewaltigen Kunstschöpfungen bis ins Ende des 14. Jahrhunderts hinein, wie die heute zerbröseln und zerbrökeln.
 
So zerbröseln und zerbrökeln schon seit dieser Zeit die Kulturlandschaften. Schon seit der Zeit, das Beginn des 15. Jahrhunderts, ist eigentlich der Impuls, die Kulturlandschaften weiterzubilden, schon bis zu einem gewissen Grad erlarmt.
 
Keine Innovation mehr. Auch im Kirchenbau, wenn Sie dann die Folgezeit nehmen nach dem 15. Jahrhundert, zum Beispiel der Barock oder Rokoko oder dann der Klassizismus oder die Neugotik im 19.
 
Jahrhundert. Das sind alles Kunstentwicklungen, die nur auf Vergangenes noch einmal heraufholen und irgendwo verändern. Aber nichts Neues.
 
Nichts prinzipiell Neues. So stehen wir wirklich, und da waren wir ja irgendwo angekommen, jetzt in unserer Betrachtung stehen wir wirklich am Beginn des 15. Jahrhunderts an einer Schwelle, wo man den Eindruck hat, ja, wie geht es überhaupt weiter? Das Alte ist zu Ende.
 
Die griechisch-römische Kultur ist rund um den Übergang vom 14. bis zum 15. Jahrhundert endgültig zu Ende.
 
Und eine neue Zeit bricht an. Alles ist im Umbruch, aber auch alles. Wenn Sie das mal genauer prüfen, in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Philosophie, wohin Sie auch schauen, an dieser Schwelle des 14.
 
bis zum 15. Jahrhundert wird alles in Frage gestellt. Und jetzt könnte man das an vielerlei Symptomen, könnte man das verdeutlichen.
 
In der Malerei, in der Kunst, das würde jetzt zu weit führen. Ich möchte das an einem Beispiel versuchen anzudeuten, was die Landwirtschaft betrifft. Welcher Umbruch sich da anbahnt? Nun ja, also zunächst sehen wir ja, wie da nochmal eine Kulturblüte entsteht in der Renaissance.
 
Und diese Renaissance ist aber eine Kulturblüte, die vor allen Dingen schon in der Stadt sich abspielt. In Florenz, in Rom, in Mailand. Also da im Süden, da entwickelt sich eine kunstschöpferische Leistung ohnegleichen.
 
Aber man hat so den Eindruck, zunächst einmal ist es eben eine echte Renaissance. Das heißt eine Wiedergeburt von dem, was schon mal war, was vorausgegangen ist. Und da möchte ich Ihnen jetzt nur auf die Schnelle ein Gesetz nennen, das nämlich, wenn ein neues Zeitalter anbricht, dann muss das Vergangene noch einmal auf höherer Stufe wiederholt werden.
 
Das gilt für alles Lebendige, für alles auf Erden, was nur irgend lebendig ist auf Erden. Am Beginn eines neuen Zeitalters muss das Vorausgegangene noch einmal auf höherer Stufe wiederholt werden. Später hat dann Ernst Haeckel, also der Naturwissenschaftler, der hat es dann formuliert mit dem Biogenetischen Grundgesetz, dass die Individualentwicklung immer eine Wiederholung der Stammesentwicklung bedeutet.
 
Das ist nur naturwissenschaftlich formuliert. Die Individualentwicklung ist eine Wiederholung der Stammesentwicklung. Und dieses Gesetz gilt für alles, für jede Entwicklung, dass man immer sich klar sein muss, wenn ich was Neues will, auch jetzt individuell als Mensch, muss ich irgendwo doch das Vergangene, und sei es, dass ich mir das ins Bewusstsein hebe, wiederholen, um dann den großen Schritt in die Zukunft zu tun.
 
Besteht aber nicht die Gefahr, also selbst jetzt, wenn wir es aufschreiben, dieses Gesetz, dass es zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird? Eine was, eine? Eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ja, inwiefern soll es eine Prophezeiung sein? Eine sich selbsterfüllende Prophezeiung. Erfindende.
 
Erfüllen. Erfüllende, selbsterfüllende, von wegen. Die erfüllt sich eben nicht von selbst, sondern die erfüllt sich eben nur dadurch, dass der Mensch das an seinem Selbstbewusstsein erwacht.
 
Und früher war es eben so, dass in Mysterien, ich möchte mal sagen, die Geistnähe der Menschen noch in ganz anderen Bewusstseinszuständen, da kam die Erfüllung von der Seite. Aber heute können wir nicht mehr darauf vertrauen, dass nur irgendjemand einem hilft, in den eigenen biografischen Schritten, sondern man muss sich selber helfen. Das ist das Erwachen des Ich in der Bewusstseinseele.
 
Heute ist der Mensch so einsam, so allein, in Bezug auf das, was eigentlich die Verwirklichung seines Selbstes in der Welt, seiner Aufgabe in der Welt bedeutet. Das erleben Sie heute selber schon. Also jeder steht heute doch immer forträtselnd vor der Frage, was ist eigentlich meine Aufgabe in diesem Erdenleben? Welche Aufgabe habe ich? Wo kann ich ansetzen? Wo sind meine Fähigkeiten so orientiert, dass das mein Lebensziel werden kann? Also es kommt ganz aus der inneren Ich-Erkraftung heraus, die Sicherheit, dass es nicht eine Fremdbestimmung ist, die das Gesetz erfüllt, sondern ich muss es erfüllen.
 
Wenn ich Sie recht verstanden habe, was ich damit meine. Man ist heute als Mensch, man kann heute nicht mehr so ohne Weiteres auf irgendeinen lieben Gott da hinter den Wolken auf dem Himmel oder auf irgendwas direkt vertrauen, es sei denn, ich arbeite dieser Welt entgegen. Ich muss ihr erkenntnismäßig entgegenarbeiten, dann kann mir unter Umständen Hilfe zukommen.
 
Aber es muss von mir ausgehen. Es kommt mir nicht mehr einfach nur von außen so wie von selbstverständlich entgegen. Das ist ja der Grund, warum wir hier zusammensitzen, dass wir uns mal mit diesen Grundfragen auseinandersetzen.
 
So, aber jetzt, welches Beispiel ist jetzt das, was ich nennen möchte, um deutlich zu machen, die Umbruchzeit des 14. und 15. Jahrhunderts in der Landwirtschaft? Also da sehen wir, wie in der Zeit, als die Renaissance sich da so entwickelt in Italien, da sehen wir, wie weiter westlich in Spanien und Portugal dort in den Menschen ein ungeheuer Trieb erwacht, die Welt zu erobern.
 
Und zwar ursprünglich noch ganz aus den geistigen Impulsen heraus. Man suchte nämlich nach dem Priester Johannes. Das ist eine Gestalt, die eben auch aus den Ursprüngen des Christentums in den Menschen lebte, als ein hoher Eingeweihter.
 
Und jetzt suchte man diesen Priester Johannes, weil man der Auffassung war, dass der nicht mehr in Europa lebt, sondern in Indien. Und das war der eigentliche Grund, warum damals die Seefahrer nach Indien wollten. Und das war sozusagen eine Grundhaltung oder eine Grundgesinnung durch das ganze 15.
 
Jahrhundert, ausgehend von der Schule des Heinrichs des Seefahrers in Südportugal. Also der Trieb, jetzt irgendwo einen Seeweg zu finden nach Indien. Und da sehen wir jetzt zu dieser Zeit mit dem Beginn des 15.
 
Jahrhunderts, man kann auf den Punkt genau jetzt diese Seefahrer da immer größere Wolken ziehen über den Atlantik. Eine Wolke heißt von nach Süden zu segeln, einen großen Kreis zu ziehen und dann wieder zurückzukommen von Norden her nach Portugal oder Spanien. Und auf diesen Wolken, die sie da schon um 1400 herum gezogen haben, haben sie die kanarischen Inseln entdeckt und besiedelt.
 
Und dann haben sie die kapverdischen Inseln weiter südlich entdeckt. Und so haben sie immer größere Wolken gezogen, immer größer. Und dann eines Tages kommen sie wieder zurück in Richtung Portugal und sehen dann eine Insel.
 
Und das ist die Insel Madeira. Da wurde die Insel Madeira entdeckt. Und dann, die war unbevölkert, da wohnten keine Menschen drauf, der älteste Urwald Europas, der seit Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urzeiten existierte.
 
Und wenige Jahre später nach dieser Entdeckung, das war im 1425, landen wieder Schiffe von Portugal dort auf Madeira. Und was machen die? Diese Portugiesen, die brennen den Wald ab. Die haben die ganze Insel abgefackelt, die hat zweieinhalb Jahre gebrannt.
 
Wie eine Riesenrauchwolke damals über den Atlantik hat die ganze Insel, wurde verarscht sozusagen. Keinerlei Vegetation mehr. Und was haben sie als nächsten Schritt gemacht? Sie haben die Ureinwohner von den Kanarischen Inseln, die sogenannten Guanchen, die Ureinwohner von den Kanarischen Inseln, haben die rübergeholt und haben sie versklavt.
 
Und haben dann dort Kanäle und komplizierteste Bewässerungssysteme bauen lassen mit den Guanchen. Und dann haben sie in der Folgezeit die gesamte Insel in eine Zuckerrohrinsel verwandelt. In Monokultur Zuckerrohr angebaut.
 
1428, 1429 war das dann soweit. Und dann gibt es einen weiteren Hinweis, dass aus dem Jahr 1456 der König Juan von Portugal seine Erlaubnis erteilt hat, dass auf Madeira eine erste Zuckerrohrmühle, eine industrielle Verarbeitung des Zuckerrohrs gebaut werden darf. Das wusste der König noch erlauben.
 
Und die Folgezeit war, dass da jetzt in Monokultur Zucker angebaut worden ist. Vorher gab es Zuckerrohr nur in kleineren Flächen, das hatte noch keinen Markt. Aber jetzt entstand ein Zuckermarkt, gleich zu Beginn der Neuzeit, in dem jetzt der Zuckerrohr von Madeira in Schiffsladungsweise auf den Kontinent an die Fürstenhäuser geliefert worden ist.
 
Und ein anderes Dokument weist darauf hin, dass 1472, also noch vor Kolumbus 1472, die erste massive Zuckerladung nach England, nach Bristol exportiert worden war. Der Export von einer Insel, Monokultur erzeugt mit Hilfe von Sklavenhänden. Und natürlich, England war da dann der größte Abnehmer, weil wie Sie wissen, noch heute die Engländer gerne ihre Schmieds lutschen.
 
Und also da wurde das damals schon veranlagt, im 15. Jahrhundert, dieser Zuckerverbrauch, dieses Zuckerbedürfnis, was da sich immer mehr im Beginn der Neuzeit in den Menschen herausbildete. Und dann entwickelt sich also da etwas, was eigentlich symptomatisch ist für die ganzen folgenden Jahrhunderte, bis zur Gegenwart eigentlich.
 
Die Grundbedingungen für den industriellen Landbau, die sind da eigentlich angelegt. Nämlich einerseits die Vernichtung des Naturbiotops. An die Stelle tritt jetzt die Monokultur.
 
Und das natürlich mit Hilfe von Kapital, was dann rüberfloss von Portugal, das zu finanzieren. Und dann mit Hilfe von Sklavenhaltung diese Produktion zu bewerkstelligen. Damit haben sie gleichsam alle Elemente, die letzten Endes zum industriellen Landbau hinführen, da veranlagt.
 
Insofern, das Madeiras liegt ja noch nie in Europa, es ist ja noch nicht Amerika. Nachdem Kolumbus dann 1492 in Mittelamerika, wo er gesagt hat, ich will auch nach Indien, er wollte ja genauso nach Indien wie alle anderen, ist er einfach nach Westen gefahren, weil er gesagt hat, da muss ja, weil die Erde rund ist, muss ich irgendwann mal nach Indien ankommen. Und wo ist er gelandet? Auf der Dominikanischen Republik.
 
Und deswegen heißen die heute noch die Westindischen Inseln. Das ist der Grund, warum die heute noch Westindische Inseln heißen. Nur aufgrund eines Irrtums, möchte ich mal sagen.
 
Aufgrund dessen wurden jetzt diese Westindischen Inseln besiedelt, dann die ganz Mittelamerika, alles noch unter spanisch-portugiesischer Herrschaft. Daher auch die Namen, Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Costa Rica, San Salvador oder Panama oder so, das sind alles ja noch spanische Besiedlungen, die dann diesen europäischen Landbau in Form von Monokultur, aber jetzt verwandelt, dorthin gebracht haben, auch nach den Südstaaten Amerikas, in Verbindung mit der Sklavenhaltung. Und dann hat man dann, nachdem die Guanschen, die sind ja fast ausgestorben auf Wege ihres Sklaventums, hat man ganz Afrika erschlossen, von dort die Sklaven nach Westen zu transportieren.
 
Die Araber haben dafür gesorgt, dass sie zusammengetrieben worden sind und auf Märkten verkauft wurden. Und die großen Schiffsagenturen haben dann diese Sklaven auf den Märkten in Afrika gekauft und dann en masse nach Westen verfrachtet, um jetzt da in Monokultur eine neue Landwirtschaft aus der Taufe zu heben. Die können sich das nicht grausamer und nicht abstrakter in gewissem Sinne vorstellen, was da eigentlich zu Beginn schon seit der Neuzeit geschehen ist.
 
Ein völlig neuer Impuls, vollkommen abstrakt, aus abstrakten Gedanken gesteuert und aus Machtimpulsen selbstverständlich. Das ist eine ganz neue Qualität, die hat es so vorher nicht gegeben. Der Sklave, der ab da entsteht, ist ein anderer Sklave, als der in Rom in Griechenland war.
 
Das kann man einfach nicht in einen Topf schmeißen. Und jetzt sehen wir, wie das jetzt von dort, von Madeira aus nach Westen, die gesamte Landbaukultur, all jener Siedler irgendwo beeinflusst hat, die da aus Europa ausgewandert sind in den Westen. Was hat sich jetzt gegenteilig dazu entwickelt? Das ist ja ein hochgradig negativer Aspekt, den ich jetzt geschildert habe.
 
Was sind die letzten Endes einmündigen in Industrialisierung der Landwirtschaft? Was ist eigentlich dazu quasi als Gegenbild noch entstanden, was wirklich versucht hat, jetzt den Keim für eine wirklich zukünftige Landbaukultur zu setzen? Und das findet sich auch im 15. Jahrhundert. Und zwar jetzt aber in Mitteleuropa.
 
Dass da es offensichtlich wenige Dorfgemeinschaften gab, die sich abgekoppelt haben von Kirche und Adel. Sie müssen sich vorstellen, die Landwirtschaft war durch das ganze Mittelalter noch gesteuert. Letzten Endes doch durch Kaiser und Kirche, beziehungsweise durch die Klöster.
 
Und keiner konnte lesen und schreiben von den Bauern, sondern das Lesen und Schreiben, das waren auch nur wenige Mönche, diejenigen, die dann Grafen wurden. Die Grafen, der Name Graf leitet sich ab von Grafein, griechisch, und das heißt schreiben. Das waren die Schreiber, der Fürsten, die wurden dann zu den Grafen.
 
Aber der gemeine Volk konnte weder lesen und schreiben, sondern hatte nur seine Legenden, nur seine Märchen, nur seine Mythen, alles das, was von Mund zu Ohr weitergegeben worden ist. In unglaublicher Fülle. Und diese sich loskoppelnden Dorfgemeinschaften von der Bevormundung von Kirche und Adel, die hat man genannt die freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften.
 
Das muss ich jetzt zwar an die Tafel mahlen. Diese freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften haben zunächst mal natürlich wie alle Dörfer noch den alten Impuls, den ich da charakterisiert habe, wo diese in verschiedenen Formen der Landwirtschaft sich jetzt, also die Viehhaltung, der Gartenbau, der Obstbau und der Ackerbau, sich da entwickelt haben, der Acker- und Pflanzenbau. Und das Ganze dann außenrum gegeben war vom Wald.
 
Das ist dieses Bild. Mittelpunkt und Umkreis. Also das war eine bestimmte Naturordnung also.
 
Man hat die Natur geordnet zur Kulturlandschaft. Das ist sozusagen das Vermächtnis des Mittelalters an die Neuzeit. Das ist dieses Prinzip hier.
 
Und das stand noch ganz stark, wie gesagt, unter der ganzen Führung von Kirche und Adel. Und jetzt kommt die Neuzeit und da plötzlich versuchen jetzt diese Dorfschaften sich frei zu schwimmen. Von dieser Bevormundung.
 
Und es entwickeln sich die freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften. Nur an einzelnen Ordnen. Freie wirtschaftliche Dorfgemeinschaften.
 
Und diese freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften, also die waren auch hier heraus hervorgegangen, denn jedes Dorf war eine Gemeinschaft, eine eingeschworene Gemeinschaft. Und jetzt bildet sich hier eine neue Sozialordnung. Sozialordnung.
 
Eine Sozialordnung, die im Dienste dieser Naturordnung steht. Und wie sah die aus? Die sah so aus, dass in diesen freien Wirtschaftsgemeinschaften, da war auf der einen Seite wurde die ganze Kultur des Mittelalters, jetzt auf höherer Stufe, gleichsam die Wiederholung, noch einmal zur Blüte gebracht. Alles das, was an Legenden, was zum Beispiel Parsifal oder das Nibelungenlied oder Beowulf oder das Hildebrandt-Lied, alles Geistesgut der Vergangenheit lebte, in unendlichen Versen, im Gedächtnis dieser Menschen, die sich das am Feierabend da vor den Bauernkarten sitzend, haben sich diese Geschichten erzählt.
 
Da war ein unglaublicher Reichtum an Geistesleben, aber eben ungeschrieben. Nicht lesbar irgendwie, sondern es wurde von Mund zu Ohr, von Generation zu Generation weitergereicht. Also eine Art instinktives, freies Geistesleben.
 
Keineswegs vollbewusst, aber eben einfach noch lebendig. Aber auf einer höheren Stufe lebendig. Das war eine ungeheure Kraft, die von hier ausgegangen ist.
 
Und die ganze Dorfgemeinschaft stand sozusagen im Dienste dessen, jetzt dieses freie Geistesleben. Aber nur sonst noch halb träumend, halb bewusst, denn man konnte noch nicht lesen und schreiben. Jetzt gab es ein Zweites, was sich da in den freien Wirtschafts- und Dorfgemeinschaften herausentwickelt hat.
 
Nämlich ein autonomes Rechtsbewusstsein. Die haben sich abgenabelt von der Kirche, abgenabelt vom Adel. Die wollten mit denen nichts mehr zu tun haben.
 
Die wollten jetzt ihre eigene Rechtsordnung, die schon immer galt, selbstverständlich, die wollten sie jetzt bewusst selbst gestalten. Es galt schon immer das germanische Recht in diesen Zeiten, noch nicht das römische Recht. Das römische Recht deklariert einen Grund und Boden zu Eigentum.
 
Der sagt, das ist dein Eigentum, das ist dein Eigentum, das ist dein Eigentum. Daran hatten die überhaupt kein Interesse, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, das ganze Dorf, die Dorfgemarkung war selbstverständlich in der Verwaltung, in der treuhänderischen Verwaltung der ganzen Dorfgemeinschaft. Das war das germanische Recht.
 
Im germanischen Recht wurde nicht irgendwo ein Stück Grund und Boden einer bestimmten Familie zugeschrieben, sondern in der Dreiteilung, die ich ja geschürt habe, die Fruchtfolgegestaltung in der Dreifelderwirtschaft, da hatte in jedem Teil jede Familie gewisse Anrechte. Je nach Größe der Familie ein größeres Stück Land, was ihr zur Verfügung stand, wenn es eine kleine Familie war, dann eben ein kleineres Stück. Jedenfalls, das war noch völlig flexibel, das war noch nicht festgeschrieben, das war nicht definiert.
 
Sondern es lebte einfach als Rechtsgefühl in den Menschen. Und jetzt haben die versucht, hier ein autonomes Rechtsleben zu entwickeln. Auch ein Rechtsleben von Mund zu Ohr, nicht definiert, nicht geschrieben in Gesetzesform, sondern gesprochen von Mund zu Ohr.
 
Und jedes Jahr waren es dann die Ältesten in einem solchen Dorfschaft, die jetzt darauf geschaut haben, gilt das Recht noch so wie es ist, müssen wir es verwandeln, müssen wir es nächstes Jahr in eine andere Form annehmen usw. Das war völlig flexibel, von Mund zu Ohr. Und das Dritte, was sich daraus gebildet hat, das waren instinktive wirtschaftliche Assoziationen.
 
Das ist das Wunder. Instinktive wirtschaftliche Assoziationen. Das heißt, die haben nicht einfach auf einem anonymen Markt produziert, solche Dorfschaften, sondern in der Zeit war die Entwicklung so weit vorangeschritten, dass es natürlich schon die freien Reichsstädte gab, seit dem Mittelalter.
 
Die wuchsen und wuchsen so nach und nach aus Dörfern heraus. Meistens aus Märkten, zentralen Märkten wuchsen die freien Reichsstädte allmählich und überhaupt die Stadtentwicklungen. Die einzelnen Dorfschaften waren dann um einen solchen zentralen Markt, der irgendeinem größeren Dorf sich dann entwickelt hat, waren die einzelnen Dorfschaften so angeordnet, in einer bestimmten Entfernung, das kann man heute noch in den Siedlungsstrukturen sehen, dass der Bauer an einem Tag mit seinem Pferd oder Ochsengespann zum Markt hin und am Abend wieder zurückfahren konnte.
 
So war die ganze Siedlungsstruktur plus minus über ganz Europa. Also ein zentraler Markt, der dann mehr und mehr zur freien Reichsstadt bzw. zur Stadt geführt hat.
 
Alle Städte hatten irgendwo diesen Ursprung hier. Und die Dörfer waren so angeregt, so dass das, was hier erzeugt worden ist, ringsherum in den verschiedenen Dorfschaften, das hatte hier seinen zentralen Markt. Abgesehen von der Selbstversorgung des Dorfes natürlich.
 
Dann haben die ihre Überschüsse hier auf dem Markt vermarktet. Und im 15. Jahrhundert galt, dass einmal in der ganzen Geschichte, der europäischen Geschichte, einmal Preis und Wert übereingestimmt haben.
 
Preis und Wert übereingestimmt haben. Jedes Produkt hat immer einen Wert, aber der Preis ist unter Umständen weit davon entfernt von diesem Wert. Und damals hatte ich eine Identität zwischen Wertschöpfung und den Preisen, die man erhalten hat, um diese Wertschöpfung wieder hervorzubringen im nächsten Jahr.
 
Man hat keine Reichtümer angehäuft, sondern man hat das erzeugt und das vermarktet. Und die Vergütung, die Preise waren so, dass sie wiederum den Menschen ermöglicht haben, im nächsten Jahr dasselbe wieder hervorzubringen. Das ist ein instinktives, assoziatives Zusammenwirken im 15.
 
Jahrhundert. Wenn Sie jetzt auf diesen Impuls hingucken, auf diese Grundlage einer Naturordnung, dann haben wir eigentlich eine Veranlagung, nach der wir heute streben. Das, was hier veranlagt ist, der Organismus, der Organismusgedanke als Grundlage für eine Naturordnung, wir heute auch danach streben, ein wirkliches Geistesleben zu entwickeln, was ein freies ist, was von den individuellen Möglichkeiten des einzelnen Menschen und seinen Fähigkeiten getragen ist.
 
Und selbstverständlich suchen wir heute nach einem autonomen Rechtsleben, nämlich dass wir uns endlich mal unabhängig machen von der Agrarpolitik, in der wir uns befinden, die alles kaputt macht, oder Brüssel, was uns beherrscht. Sondern dass wir wenigstens in dem Umkreis, wo wir tätig sind, allmählich ein neues Rechtsgefühl entwickeln. Wir wollen keine Revolutionäre sein und alles über Bord kippen, was ist.
 
Sondern wir wollen in dem Umkreis, wo wir tätig sind, auf einem solchen Hof wie den Dortmunder Hof oder anderem Ort, wenigstens versuchen, so zusammenzuarbeiten, dass ein neues Rechtsgefühl entsteht, was nicht geschrieben werden braucht. Wo man einfach ein solches Vertrauen zu einander entwickelt, dass das Vertrauen die Grundlage für das Rechtsgefühl wird. Und dann weiß man, was recht und billig ist.
 
Und dass sofort mein Gewissen schlägt, wenn ich merke, dass ich da irgendwo die anderen übervorteilt habe oder nur an mich denke. Also was wir dringend, nachdem wir uns förmlich sehnen, möchte ich mal sagen, das ist ja, dass wir eine neue Rechtsordnung schaffen, wo das Vertrauen, nicht mehr das Misstrauen von Mensch zu Mensch, das herrscht heute vor, sondern das Vertrauen von Mensch zu Mensch, das Rechtsgefühl ernährt. Das war damals veranlagt.
 
Und das Dritte, nach dem streben wir genauso. Wir wollen ein Wirtschaften, was nicht auf der Grundlage des Egoismus sich aufbaut. Dass jeder nur hortet das, was er sozusagen meint, den anderen abknapsen zu können.
 
Denn alles, was ich gewinne im Wirtschaften, verliert der andere. Das muss man sich auch mal klar machen als ein Gesetz. Jeder Gewinn im Wirtschaftsleben bedeutet irgendwo einen Verlust.
 
Sie schütteln den Kopf. Ja. Das ist eine Sichtweise.
 
Ich respektiere Ihre Sichtweise. Ja, gut, lassen wir es mal an eine Sichtweise. Jedenfalls kann man das am laufenden Band doch bemerken, dass der Egoismus ganz gewiss nicht die Triebkraft des Wirtschaftslebens alleine sein kann.
 
Dass der Mensch selbstverständlich in jeder Handlung aus seinem Selbst heraus irgendwie wirken will, das ist ja klar. Aber wenn der Egoismus sich im Wirtschaftsleben etwas anzueignet, was mehr ist als das, was er wirklich bedarf, was dann sozusagen das Bankkonto im Hintergrund ist, wo man merkt, dass man nach persönlicher Reichtum strebt, dann merkt man sehr schnell, dass Armut woanders entsteht. Sie verordnen allerdings das beim Menschen und nicht beim Geldsystem an sich.
 
Nein, das liegt beim Menschen. Es ist der Egoismus. Es ist der Egoismus, der einfach dazu führt, dass hier diese wunderbare Sozialordnung, dass sie dann irgendwo unterwandert wird.
 
Das meine ich damit nur. Sehen Sie, das, was wir eigentlich anstreben, dass wir etwas versuchen, in Freiheit zu entwickeln, das können wir auf dem Rechtsleben nicht. Auf dem Rechtsboden können wir keine Freiheit gebrauchen.
 
Da brauchen wir Gleichheit. Und auf dem wirtschaftlichen Boden können wir keine Freiheit und Gleichheit gebrauchen. Da brauchen wir die Brüderlichkeit.
 
Solidarische Wirtschaft nennt man es heute. Da ist schon im 15. Jahrhundert der Keim gelegt worden für diese Sache.
 
Und wenn wir dann die weitere Entwicklung jetzt verfolgen, die weitere Entwicklung verfolgen wir jetzt von Beginn der Neuzeit an. Ja, Sie wollten noch etwas sagen? Ja, wie haben denn diese Dorfgemeinschaften es geschafft, sich von Adel und Kirche zu befreien? Das ist eine lange Geschichte. Das ist eine lange Geschichte.
 
Schon mal eine Zentralperson von diesem Punkt ist jemand ganz, ganz Unscheinbares. Unscheinbar bis dort hinaus. Ein Hirtenmädchen.
 
Wer war das? Die Jungfrau von Orlea. Die Jungfrau von Orlea. Die war genau geboren in der Zeit, von der ich hier spreche, zu Beginn des 15.
 
Jahrhunderts. Hat nur ein sehr, sehr kurzes Leben gehabt. 19 Jahre wurde dann verbrannt in Rouen.
 
Und was hat sie gemacht in den wenigen Jahren ihres Lebens? Sie hat Frankreich von England gelöst. Das war die ewige Auseinandersetzung zwischen Frankreich und England. Und durch die Tat der Jungfrau von Orlea, die dann den König gewonnen hat und die dafür gesorgt hat, dass dann die Schlachten zugunsten von Frankreich gewonnen wurden, gegen die Engländer, haben fortan die Engländer rausgeschmissen aus Frankreich.
 
Und es bildeten sich von dem Moment ab die beiden klassischen Nationen Europas, England und Frankreich. Das sind die klassischen Nationen Europas. Kein anderes Land Europas ist in dem Sinne eine Nation geworden wie Frankreich und England.
 
Und das ist die Tat der Jungfrau von Orlea. Ein Hirtenmädchen. Es wurde von der Kirche verurteilt zum Tode.
 
Aufgrund dieser Taten. Verbrannt. Sie hat sich geopfert, sozusagen, diesen Prozess mit unglaublichem Mut und einer Weitsicht, ohnegleichen, hat sie es vermocht, gleichsam die Grundlagen für Europa zu legen.
 
In der Auseinanderdividierung dieser Nationen und ebenso Spanien und Portugal wurden dann ja auch Nationalstaaten. Aber erst dann. Es waren immer einzelne Menschen, die versucht haben, sich jetzt irgendwo aus dieser Bevormundung, in der jeder stand, selbstverständlich, das ganze Mittelalter hindurch.
 
Früher war es keine Bevormundung, da war es noch führend. Geistig führend. Aber je weiter die Entwicklung fortschritt, hat sich das mehr und mehr als eine Bevormundung herausgestellt.
 
Weil die Menschen wollten aus sich heraus einen geistigen Impuls verwirklichen. Ein Geist sein von irgendwoher. Und die Auseinandersetzung, die das in den folgenden Jahrhunderten hatte, die kann ich nochmal ganz kurz erwähnen.
 
Also, dieser Impuls hier, das ist 15. Jahrhundert, wo die versucht haben, etwas herüberzuretten, über die Schwelle der Neuzeit, die Bauern, in die folgenden Jahrhunderte, und dieser Impuls hat dann praktisch nur gereicht, bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, des 16.
 
Jahrhunderts, Entschuldigung, und endete in den Bauernkriegen. Die Bauernkriege waren ja dann wirklich der Aufstand der Bauern. Da haben die Bauern nun wirklich versucht, jetzt gegen Kirche und Adel zu kämpfen, um ihre Freiheiten, um sowas weiterzuentwickeln.
 
Und dieser Aufstand, 1424-1425, ist ja dann mit Blut ertränkt worden. Und führte dann zur Gegenreformation. Die Bauern hatten sich ja dann mit den Protestanten verbündet, und so weiter.
 
Das ist also ein Trauerspiel aller ersten Ranges in der ganzen Entwicklung von Mitteleuropa. Was sich da vollzogen hat, und damit war eigentlich dieser Impuls zunächst mal untergegangen. Aber er wirkte unterirdisch fort.
 
Wann war das, Anfang des 15. Jahrhunderts? Die Bauernkriege? 1424-1425. Also das war auch, also wenn Sie das lesen, was sich da abgespielt hat, die kamen mit Sensen und Gabeln, und das war so, das bedeutete einen ersten gewaltigen Niedergang der Landwirtschaft in Europa.
 
Und dann kam das 17. Jahrhundert, das war jetzt das Beginn des 16. Jahrhunderts, 1524-1525, die Gegenreformation zog sich durch das ganze 16.
 
Jahrhundert hindurch. Und dann kommt das 17. Jahrhundert, und da am Anfang 1604 bracht eine Schrift auf, noch nicht gedruckt, sondern noch so als Manuskript, fand aber sogleich eine unglaubliche Verbreitung, eine Schrift von einem jungen Menschen, der nicht älter war als 18 Jahre, der in Tübingen studiert hat, Theologie, dann Pfarrer war in Herrenberg, Herrenberg ist in Württemberg unten, zwischen Stuttgart und Schwarzwald.
 
18-jährig. Und der hat eine Inspiration gehabt. Und hat sich hingesetzt und hat die niedergeschrieben.
 
Und hat sie dann veröffentlicht, also nicht nur einen Manuskriptdruck, und die hat eine so unglaubliche Reaktion ausgelöst, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, und die heißt Die kymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz. Die kymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz.
 
Im Grunde genommen ist das in Bildern ausgedrückt die Einweihung eines Menschen. Einweihung heißt, dass er erwacht ist zu einer wirklichen Geisterkenntnis. Und in Bezug auf Christian Rosenkreuz anno 1459.
 
Und dieser Christian Rosenkreuz ist eine Gestalt, die völlig außerhalb des Bewusstseins heute lebt. Die hat 1459, das ist historisch belegt, die Fraternitatis Rose et Cruces begründet. Die Bruderschaft vom Rosenkreuz.
 
Und er hat in der Zeit wohl seine eigentliche Einweihung empfangen, also zu einer höheren Erkenntnis. Und diejenigen, die diese Mitglieder dieser Bruderschaft waren, das waren alles die Stillen im Lande. Das waren meistens Ärzte, Künstler, alle diejenigen, die eine hohe Kenntnis, eine hohen Fähigkeiten entwickelt hatten, die haben nichts verlauten lassen von dem, was sie innerlich bewegt hat, was sie innerlich geistig befördert hat, sondern haben nur Gutes getan.
 
Einer der Hauptrepräsentanten dieser Rosenkreuzer war dann Paracelsus. Paracelsus, der wird auch genannt übrigens von Valentin André, der junge Mann hieß Valentin André, der wurde an der chemischen Hochzeit genannt. Aber es gab eben dann andere, überall waren die Verstreut, die Stillen im Lande, die nur sozusagen im Sinne dieses Rosenkreuzerischen Impulses als Ärzte heilend gewirkt haben oder als Künstler tätig waren wie Dürer, von dem man jetzt immer deutlicher weiß, dass er ein Rosenkreuzer oder jedenfalls mit denen in Verbindung stand.
 
Er hat den Isenheimer Altar gemalt. Das sind alles aus dem Rosenkreuzerischen Geist, also einer neuen Schau der Dinge, ein viel umfassenderes Wissen, was diese Menschen beseelt hat. Und dann hat wieder Valentin André nicht nur diese Schrift geschrieben, sondern noch weitere, die Konfessio und alles Mögliche bis zum Jahr 1614, 1616 wurden die alle in Straßburg gedruckt und dann kam der Krieg aus, 1618.
 
Und in dieser Zeit aber davor hat das wie ein Lauffeuer durch die Lande gewirkt, diese Schriften von Valentin André, diese Rosenkreuzer-Schriften. Die haben einen unglaublichen Impuls bei den ich erwachten Menschen mit sich gebracht, nicht in der Kirche, nicht beim Adel, sondern mehr im heraufwackelnden Bürgertum mit den Bauern. Naja, und die Folge war, dass dieser Impuls wiederum im Blut ertränkt worden ist, durch den Dreißigjährigen Krieg.
 
Der Dreißigjährige Krieg war ja die größte Katastrophe, die vor dem letzten Jahrhundert überhaupt über Europa hereingebrochen ist, von einer so unvorstellbaren Folgen, man muss sich vorstellen, dass in der Zeit ungefähr in Mitteleuropa die Hälfte der Bevölkerung ums Leben gekommen ist. Nicht überall, aber fast überall. Bis zur Hälfte wurde die Bevölkerung reduziert und auch noch 50 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg herrschten noch die größten Hungersnöte in der Zeit.
 
Und der Heer hat hervorgerufen dadurch, das war der Siegerhundskrieg der Protestanten gegen die Katholiken. Und wenn die Katholiken Heere nach Norden vorgestoßen sind, haben sie hinter sich verbrannte Erde hinterlassen. Und wenn sie nach Süden sich zurückgezogen haben, wieder verbrannte Erde.
 
Die Brunnen wurden vergiftet, indem einfach tote Tiere in die Brunnen reingeschmissen worden sind. Und so weiter und so weiter. Es ist an Grausamkeit kaum zu überbieten.
 
Und die Folge davon war, dass die Landwirtschaft vollständig am Boden lag. Es gibt ganz wenige Inseln in Europa, wo die Landwirtschaft sich ungebrochen gehalten hat. Das war in Flandern, in Südengland, Kent und dann in Wallonien bis in die Normandie.
 
Da hat sich die Landwirtschaft nahezu ungebrochen weiterentwickeln können. Aber ansonsten in Mitteleuropa war alles tabula rasa. Der Doddenfelder Hof hier, der eine Geschichte hat, die auf das Jahr 843, die Zeiten Karls des Großen, zurückreicht.
 
Dieser Hof hier, der 976 von Kaiser Otto II. dem Kloster Worms zu lehnen gegeben worden ist. Und da, wo später die Palmenzer Tänzer ab 1121 wirkten, in der Klostermaierei vom Kloster Ibenstadt.
 
Der Doddenfelder Hof wurde während des Dreißigjährigen Krieges platt gemacht. Da waren nichts mehr, nur ein paar Grundmauern noch übrig und der alte Saal da unten. Der stammt noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg.
 
Also, das ist eine der ersten ältesten historisch verfolgbaren Ansiedlungen hier weit und breit. Dieser Hof hier als Feierkönigshof waren es noch einige. Und später ein Lehensgut.
 
Und erst später wurde der dann weltlich durch die sogenannte Reformation unternehmt. Die ganzen Auflösungen der Klöster unter Napoleon. Also, der Doddenfelder Hof war platt, vor den Thron von Frankfurt am Main.
 
Und die Hungersnöte haben angehalten bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Und dieses Haus hier gegenüber, das wurde 1707 erst wieder aufgebaut.
 
Also 59 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Und zwar mit Gebälk, innen drin ist alles großes Gebälk, aus alten Kirchengestalten und Stühlen. Von Kirchen, die nie wieder aufgebaut worden sind.
 
Es gab ja die sogenannten Wüstungen im Dreißigjährigen Krieg. Wüstungen, die so verwüstet waren, dass die Dörfer nie wieder aufgebaut worden sind. Und zum Teil aus Balken dieser Zeit ist dieses Haupthaus wieder gebaut worden.
 
Die anderen Gebäude alles später, erst 1741. Und es hat endlos lang gedauert, bis in Mitteleuropa diese Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges überwunden war. Und jetzt setzt eine Zeit an, die sogenannte Aufklärung.
 
Da haben Sie bestimmt auch schon gehört. 18. Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung, wo jetzt nicht mehr Kirche und Adel so sehr die eigentlichen Triebfedern mehr waren, sondern es gab immer mehr Ressourcen in den Städten.
 
Und in dieser Zeit gab es schon riesige Abwanderungswellen aus der Landwirtschaft in die Städte, auch in der Gefolge des Dreißigjährigen Krieges, aber nicht nur, sodass die Städte immer mehr wuchsen und die Dörfer immer mehr verarmten. Und das hat dazu geführt, dass jetzt diese Menschen, die aus den Dörfern kamen, in den Städten einen neuen Beruf erlernen mussten, um überhaupt existieren zu können. Auf diese Weise entstanden überhaupt erst die Berufe.
 
Das ging schon im 14. und 15. Jahrhundert los, aber dann nach und nach, dass es überhaupt ein Berufsspektrum gab, das ist eigentlich erst seit der Neuzeit, nach und nach, und dann immer mehr und immer stärker und ich möchte mal da ein Beispiel noch nennen.
 
Da gab es zur Goethezeit einen namens Jungstilling, hieß der. Und dieser Jungstilling war ein ganz, ganz aus ärmlichstem Verhältnis stammend, hier aus den Siebengebirge und der hatte eines Tages nun den Drang, sein Dorf zu verlassen, sein Haus, also Wohnung und Essen immerhin zur Verfügung steht, Zelte und Kleidung, das zu verlassen und zwar ins Ungewisse. Er hat nur noch seinen Stock und hier seinen kleinen Beutel gehabt und so ist er abgewandert aus dem Dorf, auf niemals Wiedersehen.
 
Das war die typische Situation vieler, vieler Menschen, auf niemals Wiedersehen in ihre Heimat abzuwandern aus den Dörfern des Landes. Und dieser Jungstilling hat dann doch die Möglichkeit gehabt, durch Hilfe von außen dann auch zu studieren, auch zuletzt in Straßburg, da hat er auch den Goethe kennengelernt und Goethe hat ihm im übrigen immer wieder aus der höchsten Not geholfen und der wurde später einer der Begründer der Star-Operation. Freihändig auf den Kirchenstufen vor den Kirchen hat er blinde operiert und hat das dann alles mal niedergeschrieben.
 
Und das ist Jungstilling, das heißt Heimweh oder so ähnlich, egal wie, lesen Sie es. Lesen Sie es, also wenn Sie noch nie Tränen in den Augen gehabt haben, dann haben Sie es auch noch dann gewiss. Und das beschreibt, wie dieser Mensch seine Biografie wieder beschreibt, diese sich loslösen aus der Geborgenheit einer solchen Dorfschaft, jetzt da ins Nichts einer solchen Stadt abzuwandern und nur zu vertrauen, dass man aus eigenen Kräften jetzt sein eigenes Schicksal in die Hand nimmt.
 
So und so sieht man jetzt im 18. Jahrhundert riesenhafte Abwanderungswellen. Und wenn das nicht mehr ging, dann sind sie nach Amerika ausgewandert.
 
In Amerika wurde dann also aus dem Überschuss sozusagen derjenigen, die in den Städten keine Möglichkeit hier gefunden haben, die sind dann eben ausgewandert und haben Amerika besiedelt und wurden dort die großen Pioniere. Und jetzt sehen wir das gegen echt Ende des 18. Jahrhunderts oder im 18.
 
Jahrhundert, das möchte ich noch erwähnen. Das ist das, was im Moment eingetreten ist. Denn nach dem Dreißigjährigen Krieg war dieses Prinzip weitgehend zerstört.
 
Das musste erst wieder hergestellt, repariert werden sozusagen. Aber trotzdem waren die Bauern so bettelarm, so bettelarm, also jämmerlich am Beginn des 18. Jahrhunderts.
 
Und da tritt nun in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Mensch auf, Schubert. Und dieser wurde später sogar geadelt in den Edler von Kleefeld.
 
Und der hat, was hat er gemacht? Der hat diese maßlose Not der Bauern gesehen und ist durch Europa gereist und hat geguckt, was machen die anderen. Und da kam er auch eben nach Kento, nach Flandern und weiß Gott wohin und hat erkannt, die bauen Klee an. Und da hat er den Kleeanbau eingeführt in ganz Mitteleuropa und hat es die Bauern veranlasst, also wenn das die Winterung war, wo die Winterung geteilt wurde, die Sommerung, dann hat er in den Brachflächen, die sogenannte Brache, die hat er jetzt besömmert.
 
Die Besömmerung der Brache. Die Brache war bisher nur sozusagen Unkrautaufwuchs, wo man dann die Rinder noch rausgetrieben hat im Sommer, um Futter zu haben. Diese Brache hat er besömmert, gesagt, hier müsst ihr Klee anbauen.
 
Hier macht ihr euren Weißen, da euren Hafer und so weiter. Und das Rotier ist ja sowieso, da kommt nächstes Jahr der Klee hier hin, dann dahin und so weiter. Eine unglaubliche Bereicherung der Fruchtfolge.
 
Ich persönlich bin übrigens der Überzeugung, dass sie das vor dem Dreivierteljährigen Krieg auch gemacht haben. Aber jedenfalls, da ging eben alles zugrunde und wurde das quasi wiederentdeckt, ganz bewusst und eingeführt. Und da hat sich die Bauern vielfach zum Feind gemacht, weil die da nicht wollten, dass diese Brache durchgängig mit Klee bestellt wird, die Brachflächen, weil schon das römische Recht Eingang gefunden hat.
 
Das römische Recht Eingang gefunden hat und dadurch dieses System hier ganz starr geworden ist. Eigentumsrecht, wenn was zum Eigentum wird, dann kann ich hier nicht mehr flexibel die Dinge handhaben. Da ist das germanische Recht allmählich von dem römischen Recht abgelöst worden.
 
Also die Einführung der Besömmerung der Brache mit Kleeanbau, später dann mit Kartoffelanbau und noch später mit Rübenanbau. Erst im 19. Jahrhundert fing das an mit dem Rübenanbau, sodass allmählich die Brachflächen gleichsam zunächst einmal durch den Kleeanbau das Vieh wieder einigermaßen sich entwickelt hat, damit mehr Dünger anfiel.
 
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, noch Anfang des 18. Jahrhunderts, haben die Bauern zum Teil mit dem Schlitten das Vieh aus dem Stall aufgeladen und mit dem Schlitten rausgefahren auf die Weiden und es dort runtergeladen, um das Vieh wieder aufzubauen. So war der Zustand.
 
Und jetzt durch den Kleeanbau hatten die plötzlich so viel Futter zur Verfügung, um die Viehbestände wieder aufzubauen. Und das hat einen relativen Wohlstand hervorgerufen im Verlaufe des 18. Jahrhunderts.
 
Einen relativen Wohlstand. Die kamen aus diesen furchtbaren Armutsverhältnissen heraus. Aber es entstanden eben Fragen jetzt.
 
An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.
 
Die fingen an, Fragen zu stellen. An die Landwirtschaft, an die Bauern. Die Bauern konnten die natürlich nicht beantworten.
 
Die hatten keine Ahnung, gar keine Ausbildung oder irgendwas. Aber die hatten nur noch die alten Traditionen zur Verfügung. Mehr nicht.
 
Und es waren übrigens dann viele Bauern, die einfach zurückgeblieben sind, weil sie nicht mehr Abgeordnete sind. Und was da heraufkam, war jetzt, dass Menschen aus der Stadt rauskamen. Und haben mal geguckt, was macht ihr eigentlich.
 
Warum seid ihr denn so arm? Vielleicht können wir euch helfen mit der Naturwissenschaft. Und das leitet dann die ganze Entwicklung des 19. Jahrhunderts ein.
 
Jetzt möchte ich nur noch eines sagen. Was das 18. Jahrhundert betrifft.
 
Da fing nämlich das an, was im 19. Jahrhundert zur Katastrophe wurde. Nämlich, dass die Menschen, die da abgewandert sind aus der Landwirtschaft, aufgesogen worden sind.
 
Nicht nur von der Stadt als solcher, sondern von der Industrie. Von der aufblühenden Industrie, die jetzt arbeitsteilig gearbeitet hat. Das waren die ersten Migranten überhaupt in Europa.
 
Die kamen von draußen aus den Dörfern in die Städte, um dort zu arbeiten. Morgens früh mit zu Fuß dahin. Abends nach einem 10-Stunden-Arbeitstag dann wieder nach Hause gewandert.
 
Und diese Menschen wurden also aufgesogen von der wachsenden Industrie. Und bildeten dann das, was man heute Proletariat nennt. Oder damals Proletariat genannt hat.
 
Das waren alles Bauernsöhne. Aus den Dörfern. Und die waren natürlich so jetzt, haben sozusagen alles das an Geborgenheit verloren, was sie vorher hatten.
 
Und mussten jetzt auch anfangen, ihr Leben selbst zu gestalten. An das Bürgertum, an die Naturwissenschaft. Und wenn die dann Fragen gestellt haben, dann hat der Naturwissenschaftler zu ihnen gesagt, der Mensch stammt vom Affen ab.
 
Das war keine Antwort, was der Proletarier eigentlich hören wollte, wer der Mensch eigentlich ist. Er stammt vom Affen ab, also mehr ist es nicht. Und dann ist er zum Bürger gegangen und hat gesagt, du armer Mensch, studiere doch erstmal den Homera, dann verstehst du ein bisschen mehr von der Welt.
 
Also wie da plötzlich das Bürgertum weder keine Antworten geben konnte, den Bauern, dem Proletarier, und auch die Naturwissenschaften, keine Antwort geben konnte, auf deren Fragen. Und deren Fragen war eine soziale. Es war eine Frage, die in diese Richtung ging.
 
Vorausgegangen, oder am Ende dieser Entwicklung, naja am Ende nicht mittendrin, aber es überzog dann auch ganz Europa, das war die Französische Revolution. Möchte ich doch nochmal kurz erwähnen. Was ist denn eigentlich in der Französischen Revolution die große Triebfeder gewesen? Das hier, nicht das hier.
 
Die fragten nach Freiheit, die fragten nach Gleichheit und die fragten nach Brüderlichkeit. Das waren die hohen Ideale der Französischen Revolution, Freiheit, also Liberté, Egalité, Fraternité. Das waren die großen drei gewaltigen Ideale.
 
Man merkt, wie dieser Impuls des 15. Jahrhunderts im 16. Jahrhundert neu aufleuchtet.
 
Und wieder aufleuchtet in der Französischen Revolution. Und wieder mit Blut ertränkt. Wieder irgendwo, aber der Strom fließt unterirdisch noch weiter.
 
Ins 19. Jahrhundert. Und kommt dann erneut zu diesen Freiheitsbestrebungen 1848 und so weiter.
 
Aber zunächst mal haben wir es mit diesen gewaltigen Abwanderungswellen zu tun. Und im 19. Jahrhundert sind die Bauern wieder sehr hart verarmt.
 
Und derart nicht mehr wissen, wo es überhaupt weitergehen kann. Und alle Neuerungen kamen nicht aus der Landwirtschaft, sondern ausschließlich von außen. Das ist auch eine Tragik, die man sich mal ganz bewusst machen muss.
 
Dass alles, was die Lösung des eigenen Problems sein sollte, man nicht selber entdeckt hat als Landwirt, sondern er wurde restlos bevormundet durch den Input, der jetzt von außen in die Landwirtschaft einfloss. Und diejenigen, die die großen Fragen an die Landwirtschaft stellten, waren nicht die Landwirte selbst, sondern eben die Naturwissenschaftler. Und so gerade um die Wende des 18.
 
zum 19. Jahrhundert sehr stark in Paris, in der Sorbonne, aber dann später hier in Deutschland, in Gießen, tauchen jetzt Naturwissenschaftler auf, Chemiker überwiegend, auch Physiker, Fragen stellen, wie können wir euch helfen in der Landwirtschaft. Und die erste große Frage, die am Anfang des 19.
 
Jahrhunderts gestellt worden ist, das war die Frage, was ist die alte Kraft der Erde? Das war die Frage. Was ist die alte Kraft der Erde? Das wusste man. Man wusste, dass der Boden irgendwo eine alte Kraft hat.
 
Man wusste nicht, ob man die zurückführen sollte. Darum wollte man jetzt forscherisch nachgehen. Und man vermutete, dass es der Humus ist.
 
Und dann entstand die Humusforschung. Beginn des 19. Jahrhunderts.
 
Gleichzeitig entstanden die landwirtschaftlichen Fakultäten an den Universitäten. Die Universität Hohenheim, also damals Landwirtschaftliche Hochschule, Berlin-Dahlem, durch Albrecht Theer begründet, ein Zeitgenosse Goethes, der ursprünglich Arzt war. Es waren immer moderne Menschen, die jetzt den Impuls haben, wir müssen jetzt eine Wissenschaft begründen, wir müssen eine Ausbildung begründen, auf wissenschaftlicher Basis, damit wir den Landwirten helfen können.
 
Und unter denen, die da jetzt entscheidend auch gewirkt haben, möchte ich wenigstens nur die eine Person nennen, haben Sie ja schon mal gehört, oder? Liebig, Justus von Liebig. Der hat ja gelehrt, als junger Professor, nachdem er auch zuerst auch in Frankreich war, er hat in Gießen hier, jetzt in der Nähe. Und der war ein Universalgenie, kann man sagen.
 
Und der stand mit einem Bein noch im deutschen Idealismus der Goethe-Zeit und mit dem einen Bein bereits im Materialismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Und dieser Liebig, er hatte die zentrale Frage, wie kann ich euch helfen, euch Bauern, euch armen Bauern, um die Umgebung von Gießen.
 
Da ist er rausgegangen und hat dort gesagt zu den Leuten, sagt mir doch, wie ich euch helfen kann. Da wussten die gar nicht, was sie da antworten sollten. Da hat er gesagt, ich bin ja Chemiker und Physiker, ich kann der Chemie und Physik irgendwie einen Beitrag leisten.
 
Und was hat er gemacht? Er ist rausgegangen auf den Feld und hat Proben gesammelt von den verschiedenen Kulturpflanzen, ist dann reingegangen in sein Labor und hat die chemisch analysiert. Wenn man das chemisch analysieren will, muss man erst mal das Leben raustreiben aus diesen Pflanzenproben, aus den Blättern oder Stängen, was er da gesammelt hat. Dann muss man es tot machen, muss es durchs Feuer führen, dass die Asche übrig bleibt.
 
Dann fängt man an, die Asche zu analysieren. Dann hat er da drin alle möglichen Stoffe gefunden, also eine ganze Latte, die dann in periodischen Systemen versammelt sind, angefangen von Kalium und Phosphorsäure, Magnesium und Kalzium und die ganze Latte der Spurenelemente usw. Hat er gefunden.
 
Die Hauptsubstanzen, die in der Pflanze relevant sind für ihre Entwicklung, das ist Kalium und Phosphorsäure und der Stickstoff natürlich, aber den hat er von sich weggeschoben. Kalium und Phosphorsäure, das ist das Minimum. Wenn jedes Jahr die Pflanzen die aus der Erde rausholen, dann kann man ja absehen, dass irgendwann mal in der Erde nichts mehr drin ist.
 
Dass da notwendigerweise ein Defizit entsteht. Naja, uff, Zeit ist ja längst um. Und dieser Liebig, damit möchte ich die Sache jetzt abschließen, dieser Liebig hat daraus dann seinen Liebigdünger begründet, denn Kaliumphosphatdünger war, keine großen Erfolge erzielt und es waren richtig viele Tage gewesen, aber doch in der Folgezeit waren es acht Tage, wo einzelne Menschen, die dem Liebig die Treue gehalten haben und die haben dann bewiesen, dass dieser Grundgedanke von ihm hervorragend war und hervorragende Resultate erzeugt hat.
 
Ohne Stickstoff, nur Phosphorsäure und Kalium und sonst nichts. Auf ärmsten Sandböden nach 20, 30 Jahren konsequenter Arbeit dann also tolle Erfolge erzielt worden sind. Ich muss hier leider abbrechen dann werden sie morgen die Sache dann zu Ende führen.
 
Ich freue mich, weiterzukommen. Ich grüße Sie schön.
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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 11. August 2024, 00:33 Uhr

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Hof als Organismus - 6. Folge von Manfred Klett, 2018

Ich wünsche einen schönen guten Montagmorgen und jetzt ist ja wieder so ein Wochenende das Zwischen, wo man alles vergessen hat und andere Ambitionen hatte und so möchte ich noch mal kurz, ganz schnell hoffentlich den Gang der Handlung, den ich hier versucht habe zu entwickeln letzte Woche noch mal in Stichworten wiederholen, damit sie sozusagen den roten Faden noch mal bekommen. Also wir waren ja ausgegangen von einer recht seltsamen Betrachtung, nämlich mal herauszuarbeiten, die Polarität von Industrie und Landwirtschaft, um da aufzuzeigen, dass das wirklich eine Polarität ist in jeder Hinsicht, dass man das nicht zusammenwerfen kann, dass es nicht irgendwie ein Muddel gibt, wie das heute der Fall ist im Agrarindustrialismus, sondern dass man das wirklich ganz darüber hinaus erhalten und das ist wirklich eine Polarität, ist ein Gegensatz, aber ein sich gegenseitig sozusagen bedingender Gegensatz. Bisher immer bei allen Gegensätzen so, die sich gegenseitig bedingen.

Und wir haben gesehen, wie auf der einen Seite das Kapital regiert in der Industrie und auch die Industrie Kapital schöpferisch wirkt, während die Landwirtschaft eben das gerade nicht ist, sondern ihr Schöpfertum besteht darin, dass man den Boden fruchtbarer macht, die Kulturpflanzen leistungsfähiger und ebenso die Tiere, die Haustiere. Das ist eigentlich Produktionsmittel in der Landwirtschaft, die zusammengefasst in dem Organismus der Landwirtschaft, während in der Industrie der Mechanismus, das eigentlich produktive ist, in Verbindung mit dem menschlichen Geist. Also so haben wir gesehen, das sind einfach zwei Paar Stiefel, möchte ich mal sagen, die man deutlich auseinanderhalten muss und versucht oder ich habe versucht, jedenfalls daran deutlich zu machen, dass man rein aus der Betrachtung der Gegenwart den Organismus Gedanken als das eigentliche Prinzip der Landwirtschaft schon ableiten kann.

Man braucht noch nicht mal einen Zugriff in die Vergangenheit. Man könnte schon aus der Gegenwart eigentlich deutlich sagen, die Landwirtschaft hat Produktionsbedingungen, die so sind, dass sie eigentlich nur zur Entfaltung kommen können, wenn man den Gedanken des Organismus wirklich begreift. Und der ist sehr, sehr schwer zu begreifen, weil es mit dem Lebendigen und mit der belebten und besiedelten Natur zusammenhängt.

Und da muss man schon ein bisschen tiefer einsteigen in der Erkenntnis, um den Organismusgedanken überhaupt fruchtbar zu machen. Das war ja der Versuch meiner ganzen Darstellung auch diese Wochen durch sein, dass dieser Organismusgedanke immer deutlicher ins Bewusstsein drückt. Wie kann man denn überhaupt tiefer greifen? Und dann haben wir von dort aus die Frage gestellt, wo sind denn diese Ursprünge dieses Organismusprinzips in der Landwirtschaft? Ist es erst heute für uns eine Erfindung oder hat es also quasi eine Biografie dieser Gedanke? Hat er sich schon durch die Zeiten hindurch langsam unter der Hand der Menschen entwickelt, vorbereitet? Und dann haben wir uns zunächst mal einer geschichtlichen Betrachtung zugewandt, um mal zu sehen, wie überhaupt im geschichtlichen Verlauf oder wie der geschichtliche Verlauf überhaupt entsteht.

Wo hat er seinen eigentlichen Ursprung? Ist es einfach ein gesetzmäßiger Ablauf, wo der Mensch nur Opfer ist oder ist er Gestalter? Und wenn man da genauer hinguckt, dann muss man sagen, alle Geschichte ist Menschheitsgeschichte, ist gestaltet durch die Hand des Menschen, durch den Geist des Menschen und ist nicht irgendwie eine Notwendigkeit, die da außen außerhalb von uns abläuft. Und wir haben gesehen, bei genauer Betrachtung ist die ganze Geschichte Bewusstseinsgeschichte. Das halte ich für einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt in ihrem eigenen tieferen Einsteigen in den biologischen und armenischen Landbau oder überhaupt heute furchtbar in unserer heutigen Zivilisation zu leben, zu arbeiten, dass sie mit diesem Gedanken mehr Umgang pflegen.

Bewusstseinsgeschichte. Das Bewusstsein, was wir heute haben, gab es eben früher nicht. Dafür gab es ein anderes Bewusstsein, was ebenso hoch war in seinen Kulturleistungen wie das heutige.

Und je weiter wir zurückgehen, desto mehr glaubt man in eine Primitivität der Menschheit abzutauchen. Die Menschen waren halt noch nicht so weit. Die waren ungeheuer weit, aber auf einer ganz anderen Ebene, sodass Bewusstseinsgeschichte eigentlich eine ständige Metamorphose ist.

Von einem Zeitalter zum nächsten. Und wir haben dann auch die Zeitalter versucht, mal etwas mehr abstrakt abzuleiten. Von der Regression der Sonne durch den Tierkreis, ein altes, uralte Kenntnis, die die Menschheit da hatte auf diesem Felde, kann man heute am Himmel beobachten, dass die Sonne gegenüber dem ganzen gestirnten Himmel nicht an einem Punkt stehen bleibt, sondern dass sie in Regression gegen den Uhrzeigersinn durch den ganzen Tierkreis in 25.920 Jahren einmal hindurch geht.

Und wenn man diese Zahl von 25.920 Jahren geteilt durch zwölf, dann kommen wir auf 2160 Jahre. Das habe ich ja hier entwickelt. Und dass das in etwas übereinstimmt mit dem, was man historisch konstatieren kann, also die großen Abschnitte der Kulturabschnitte der Menschheitentwicklung, der letzten, zumindest seit den letzten Eiszeiten, seit der Sintflut.

Und dann haben wir unterschieden eben die urindische Kulturepoche als eine erste, dann die urpersische als eine zweite große Abschnitt der Entwicklung der letzten acht, neun, zehntausend Jahre. Und dann die ägyptisch-khaldeische, babylosische Kultur und schließlich die griechisch-römische Kultur. Und heute leben wir eben in unserer modernen Bewusstseinseelenkultur.

Ich brauche jetzt nicht nochmal alles in Beteil zu wiederholen. Jedenfalls waren wir dann zunächst mal zurückgegangen in diese Kulturzeitalter und von dort wieder herauf zu uns und haben gesehen, welche ungeheuren Kulturerträge diese Kulturzeitalter hervorgebracht haben. Von der Urindischen kann man noch nicht allzu viel sagen aus dem achten vorchristlichen Jahrtausend.

Man kann nur sagen, aufgrund auch der wenigen liturgischen Zeugnisse, die sehr viel später erst aufgeschrieben worden sind, wie die Bhagavad Gita, kann man irgendwie ahnend hinein vordringen in eine Kultur von einer unglaublichen Geistlichkeit, wo man den Eindruck hat, diese Menschen hatten noch ein Bewusstsein, was da mehr im Himmel war als auf der Erde. Mehr im Geiste als in den irdisch-sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Die Erde war Schein, das Nirwana war das Eigentliche, die geistige Welt.

So, und dann sehen wir wieder in der urperischen Kultur das, was von vorher vorbereitet worden ist, das an den Menschen gebundene Tier zum Haustier wurde, durch die Sesshaft-Werdung. Und dass da ein Züchtungssympos gewirksam wird, war eben aus dem Erfassen des Seelischen, des Menschen, dessen, was im Menschen seelisch ist, aus diesen Kräften heraus jetzt den Seelenleib der Tiere zu formen zum Haustier. Ich habe ja versucht, dort darzustellen, wie das die Haustier-Werdung eigentlich etwas ist, wo die eigentlich völlig unbegreiflich ist.

Vom heutigen Standpunkt aus der Genetik völlig unbegreiflich. Am Anfang stand die ganze Vielfalt. Sonst müsste man sagen, langsam hat sich das vervielfältigt aus dem Wolf.

Bei den Hunden, das Stammtier, wie man heute sagt, von aller Hunde, dann müsste ja allmählich dann irgendwo so Veränderungen entstehen. Nein, von allem Anfang an, seit es überhaupt, man vom Hund spricht, war die ganze Variationsbreite schon da. Also man merkt, da haben die Menschen ein Vermögen gehabt, nicht nur die physische Organisation des Tieres völlig zu verändern, das ganze Skelett und alles, die Kopfform, sondern eben auch die ganzen sonstigen physiologischen Vorgänge so zu verändern, dass das Haustier in diesem Sinne entstand, im Dienste des Menschen.

Und dann eben diese unglaubliche Kulturleistung der Urperse. Im Verlauf der ganzen urpersischen Kultur, sagte ich, sind so gut wie alle Kulturpflanzen entstanden. Man schaut immer zurück in diese Zeit und meint, das Einzige, was sie hervorgebracht haben, war eben der Faustkeil.

Den Stein konnten die noch nicht bearbeiten, wirklich. Das waren ganz die Anfänger, sehr, sehr primitiv. Aber die eigentliche Kulturleistung sind die Haustier, die Kulturpflanzen.

Wenn das mal begriffen würde, das steht im Keimlehrbuch. Es ist geradezu unbegreiflich. Man weiß es, man weiß, dass alle Kulturpflanzen praktisch vom dritten Jahrtausend vor Christus entstanden sind.

Aber weil man eben nicht den Begriff hat der urpersischen Kultur, nur sehr sehr ungefähr, weiß man das nicht so richtig zuzuordnen. Die Kulturpflanzen, das ist eine künstlerische Leistung der Menschheit gewesen. So wie die Haustiere zu formen, so hat man die Kulturpflanzen, das Lebendige, geformt.

Und jetzt habe ich dann geschildert, wie wir dann weitergegangen sind in der ägyptischen Kaldesche Kultur, wie da plötzlich die Menschen diese Fähigkeit nicht mehr haben. Die können nur noch das Erreichnis der vorangegangenen Natur nutzen und so veredeln noch ein bisschen. Aber im Übrigen ist deren Kulturleistung jetzt nicht mehr das Lebendige zu formen, sondern das Tote, die Pramide.

Also alle diese, das, was in der ägyptischen Kultur jetzt plötzlich hochkommt, dass man sich fassungslos davorsteht, was das für ein Wahnsinn unglaublicher Kulturumbruch war. So in das griechisch-römische Zeit hinein, wo sich das noch immer weiter verfeinert hat, brauche ich es nicht nochmal im Einzelnen schildern. Jedenfalls aus diesen ganzen vorgriechischen Hochkulturen sind vier Strömungen der Menschheit hervorgegangen.

So habe ich die geschildert. Nämlich einerseits die Ackerbauer, Acker- und Pflanzenbauer. Und genau gegenpolig dazu die Hirtenvölker, die noch normalisierend mit ihren Herden durch die Landschaft gezogen sind.

Und aus den Ackerbau-Pflanzenbau-Völkerschaften haben sich herausgegliedert dann die Obstbauer und die Gartenbauer. Das sind vier Strömungen, die so locker nebeneinander existierten, sich auch durchstrangen. Aber sie waren blutsgebunden an Völkerschaften.

Und dann haben wir ja hingeschaut auf dieses Ereignis, was jetzt stattgefunden hat, als das Mysterium von Golgatha. Ein Ereignis, auf das die Menschheit in zweierlei Hinsicht, wo die vorausgegangene Kulturvölker Kenntnis hatten durch die Mysterienstädten. Es wurde ja von den Propheten schon in Israel, schon seit dem 6. vorgerüsteten Jahrhundert auf dieses Ereignis hingewiesen, ganz konkret.

Ganz konkret, das steht ja alles im Alten Testament. Oder wie in den Mysterienstädten der Vergangenheit der Hochkulturen, wo hingewiesen worden ist auf dieses Ereignis, schon seit der indischen Kultur, schon seit der, Bishwakarman habe ich genannt, oder seit der urpersischen Kultur, Ahura Mazdao, oder eben durch die ägyptische Kultur, Osiris. Das waren sozusagen die Bilder, die die Menschheit hatten, wo sie sagten, dieses Wesen, dieses in der Sonne beheimatete Wesen wird eines Tages sich immer mehr der Erdensphäre annähern und wird dann eines Tages in sich inkarnieren, in einen leiblichen Menschen, in dem was, also den Jesus von Nazareth, inkarnieren wird und drei Jahre hindurch auf Erden leben und durch den Tod gehen und dadurch der Menschheit etwas vermitteln, was ihr überhaupt wieder Hoffnung geben kann für eine zukünftige Entwicklung in die Zukunft.

Und das verlebte ganz stark natürlich damals in Israel durch die Propheten, die alle darauf hingewiesen haben, seit dem 6. Jahrhundert, also mit einer derartigen Intensität, dass die Menschheit, die damalige vorderasiatische Menschheit, ganz stark in dem Bewusstsein gelebt hat, da ist was, was kommt, wo wir große Hoffnung haben können, dass die Entwicklung überhaupt weitergeht. Und dass es dann, das Ereignis selber, man anschauen kann, wie eine Art Ich-Geburt in die Menschen, wo das, was schon vorbereitet worden ist in der urindischen Kultur, in der Urpersön und so weiter, was da vorbereitet worden ist, dass das Ich sich sukzessive aufgewacht ist in den verschiedenen Wesensgliedern des Menschen, dass das plötzlich jetzt wirklich zum Ich-Bewusstsein der Keim gelegt ist, um das Ich-Bewusstsein zu entwickeln, in dem wir heute ja nun nachgerade stehen. Die Frage ist, ob wir wirklich uns selber kennen.

Je mehr wir uns selber als Menschen kennenlernen, desto mehr merken wir, dass wir zum Ich-Bewusstsein, zum Selbstbewusstsein erwacht sind. Und das hat eine lange, lange Bewusstseinsgeschichtliche Zeit hinter sich. Diese vier Strömungen nun, im Durchgang durch das Mysterium von Golgotha, erscheinen wieder in vollkommen verwandelter Gestalt in nachchristlicher Zeit.

Das hatten wir ja auch betrachtet, dass quasi eine gewaltige Umströmung sich vollzieht, der vorchristlichen Entwicklung in die nachchristliche Zeit. Und das habe ich dann deutlich gemacht, in dem, was dann seit dem 6., 7., 8., 9. Jahrhundert sich herausgestaltet, als der Dorforganismus, der Organismus der Landwirtschaft, in dem diese vier Strömungen sich mehr und mehr begegnet sind, durchdrungen sind und jetzt den Organismus einer landwirtschaftlichen Dorfgemarkung bilden. Mit Mittelpunkt der Kirche und ein Umkreis, der jetzt von Menschenhand durchgestaltet wird, aus den Impulsen heraus, die man aus diesem Mittelpunkt empfängt.

Das war der Anfang und hatte seinen Höhepunkt im 9. Jahrhundert. Das war die Zeit des Heiligen Grale. Und wir haben gesehen, wie zwei Strömungen da maßgeblich waren, bei der Herausgestaltung der Dorfschaft, der Erfindung des abendländisch-christlichen Dorfes.

Das waren zwei Strömungen. Das war das petrinische Christentum, was von Süden nach Norden kam, über die Alpen. Das römisch-petrinische Christentum, kann ich auch sagen, das exoterische Christentum, was sich ganz auf die Dokumente stützte, des Neuen Testaments, des Alten Testaments und was da sonst noch an Offenbarungen in den Menschen lebte, lebte im Vorderen Orien.

Noch ganz auf das Äußere, auf das Historische stützte, das petrinische Christentum. Und auf der anderen Seite dann das esoterische Christentum, das von Westen kam, repräsentiert durch Einzelpersönlichkeiten aus dem hivernischen Mysterien Irlands, von dem man heute so gut wie keine Ahnung hat. Das eine ist das mehr, ich möchte sagen, historisch begründete Christentum.

Das andere ist das esoterische Christentum. Ein Christentum, was eigentlich gar keine äußeren institutionellen Erscheinungen hatte. Und das hat sich durchdrungen im Bodenseegebiet.

Darauf habe ich nochmal aufmerksam gemacht. Im Bodenseegebiet haben sich diese beiden Strömungen im neunten Jahrhundert begegnet, des sechsten bis neunten Jahrhunderts. Und haben dort einen Kulturimpuls gesetzt, auch für die Landwirtschaft.

Und haben eigentlich erst so richtig, ich möchte mal sagen, den Organismusgedanken in der Landwirtschaft, also das Gestaltungsprinzip, was der Mensch, der Natur vermittelt. Das ist da erst richtig wirklich zur Geltung gekommen, seit dem neunten Jahrhundert. Eine Frage.

Was genau war nochmal der Anteil dieses irischen esoterischen Christentums ohne Institutionen? Also was haben die wirklich mitgebracht? Ja, also das habe ich an dem Beispiel von Kolumban, dem Jüngeren, erzählt. Der mit seinen Genossen, die dann später, Gallus hieß der eine, der hat dann St. Gallen begründet. Der andere hieß Radolf, der hat Radolfzell begründet.

Das hat da irgendwo seinen Niederschlag gefunden. Das waren Menschen, die hatten eine Kenntnis des Christentums, die sich nicht auf Dokumente gründeten. Sondern die haben aus den Mysterien des damaligen hibernischen Mysterien, haben die diesen ganzen Prozess, der sich ein Palästina abgespielt hat, der ein historischer Prozess war, haben die geistig erlebt.

Als das Sonnengeheimnis, was dem eigentlich zugrunde liegt, nämlich die Verbindung einer Sonnenwesenheit mit der Leibigkeit eines Menschen. Davon hatten die Kenntnis. Rein durch die Museenschauungen, die die Menschen damals noch hatten.

Die haben sozusagen rein übersinnlich das wahrgenommen, was sinnlich damals in Palästina auf der Erde stattgefunden hat. Deswegen hatten die einen viel, viel umfassenderen Sinn für das Wesen des Menschen, das Wesen der Erde überhaupt, des ganzen Kosmos. Und aus dem heraus hatten die, ja, möchte ich mal sagen, hatten die das Bedürfnis, das jetzt mit dem exoterischen Christentum zu verbinden.

Das war der Grund, warum die nach Kolumban, nach Mitteleuropa gekommen ist und später nach Italien. Um diese beiden Pole des Christentums, das rein historische Geschehen, was in Palästina durch vielerlei Bekundungen, durch die Evangelien vermittelt ist, das jetzt zu verbinden mit dem exoterischen Christentum, nämlich mit dem Sonnenmysterium. Dass es eigentlich ein Sonnenmysterium auf Erden war.

Dass wirklich dieser Ahura Mazdao, diese Gestalt des Vishwakarma, des Osiris, dass das eine Realität war, dass in den Mysterien wurde sie gelehrt durch der tausenden Dhol, dass dieses Wesen eines Tages sich mit einem menschlichen Leib verbindet. Das war eigentlich dieser exoterische Impuls, der vom Westen kam. Und der nur von einzelnen wenigen Menschen getragen war.

Also es gibt Kolumban den Älteren, Kolumban den Jüngeren. Es gab noch eine ganze Reihe von diesen Mönchen, die dann auf den Kontinent gekommen sind und überall missioniert haben und versucht haben, dieses mit dem römisch-petridischen Christentum zu verbinden. Dass es nicht zu einseitig wird, nicht nur sozusagen sie schreien an äußerliches Geschehen irgendwie, was man so oder so interpretieren kann, sondern dass dem ein wirklich exoterischer Impuls zugrunde liegt.

Ich habe mich mal damit auseinandergesetzt und habe das so verstanden, dass dadurch auch die Kelten nicht wirklich von den Römern missioniert werden konnten, weil die einfach schon Bescheid wussten. Ja, die Kelten, das waren ja auch Kelten. Also der Kolumban war auch ein Kelte.

Die Iren sind ja im Ursprung ein keltisches Volk. Und so auch in der Britannie. Also in Frankreich, wo sich weitgehend hinter dem ganzen Grasgeschehen abgespielt hat, alles Kelten.

Die Kelten waren die Träger, möchte ich mal sagen, viel stärker einer kosmisch orientierten Christentum, als das für die Römer gilt. Aber wir wollen da nicht stehen bleiben, sondern wir haben die Entwicklung jetzt weiter verfolgt. Wie sich nun in Verbindung mit diesem Impuls der Entwicklung der Dorfschaften, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie einen Mittelpunkt hatten und einen Umkreis.

Der Mittelpunkt, das war die Kirche. Das war ein Steinbau, ursprünglich ein Holzbau, später ein Steinbau. Romanisch, sich da lebend, also von der romanischen Baukunst durchgestaltet.

Die kam auch von Süden nach Norden. Schon im dritten, vierten, fünften Jahrhundert gab es schon die ersten romanischen Bauten in Mailand. Wo man sieht, wie dieser Impuls dann über die Alpen hinweg ganz Europa durchdrungen hat, die romanische Baukunst.

Also es war ein Mittelpunkt und es war eine geistig-moralische Quelle für die Menschen. Und dann war die Dorfbemerkung eine wilde Natur, die jetzt durch die Hand des Menschen so durchbastiziert, so durchgestaltet wurde, dadurch, dass Ackerbau, Viehzucht, Gartenbau und Obstbau einander in einer ganz bestimmten gesetzmäßigen Weise durchdrangen. Das habe ich ja auch dargestellt.

Ich werde nachher nochmal darauf zurückkommen. So, und diese Bauwerke, das wollte ich noch einmal kurz wiederholen, diese Bauwerke, die romanische Baukunst, also die ursprünglichste überhaupt vom Frühmittelalter an, bildete den ersten Mittelpunkt. Und dann entwickelte sich aus dieser romanischen Baukunst zu Beginn des zwölften Jahrhunderts die Gotik.

Wo jetzt aus diesen Dorfschaften, mehr war das ja, es gab ja kaum Städte, ganz wenige, sondern zunächst mal waren es Dörfer, aus denen heraus jetzt plötzlich diese gewaltigen Kathedralen, diese gewaltigen Dome und Münster emporstrebten in der Gotik. Und wo man merkt, je weiter wir dann dem 13., 14. Jahrhundert zustreben, zuletzt wird das Ganze abgeschlossen von der Backsteingotik, da sehen wir, wie eigentlich die Gotik in gewissem Sinne der Abschluss des gesamten abendländisch-christlichen Landbaus ist, schon am Ende des 14.

Jahrhunderts. Und dass die ganze Baukunst, auch die Malerei, überhaupt alle Künste, in einem ganz innigen Zusammenhang stehen mit dem Organismusgedanken in der Landwirtschaft. Das war nicht zu trennen.

Diese gewaltigen Bauten, zum Beispiel von Scharte in Frankreich oder des Straßburger Münster oder von Reims oder des Ulmer Münster oder welches Bauwerk sie nehmen, klein oder groß, die wachsen gleichsam wie eine von Menschenhand gestaltete Kunstschöpfung aus den Landschaften heraus. Die Kulturlandschaft ist nicht unabhängig zu denken von diesen Bauwerken. Das ist eine große Einheit vom Ursprung her.

Das muss man sich mal klar machen. Und so wie die Kirchen, diese großen, gewaltigen Kunstschöpfungen bis ins Ende des 14. Jahrhunderts hinein, wie die heute zerbröseln und zerbrökeln.

So zerbröseln und zerbrökeln schon seit dieser Zeit die Kulturlandschaften. Schon seit der Zeit, das Beginn des 15. Jahrhunderts, ist eigentlich der Impuls, die Kulturlandschaften weiterzubilden, schon bis zu einem gewissen Grad erlarmt.

Keine Innovation mehr. Auch im Kirchenbau, wenn Sie dann die Folgezeit nehmen nach dem 15. Jahrhundert, zum Beispiel der Barock oder Rokoko oder dann der Klassizismus oder die Neugotik im 19.

Jahrhundert. Das sind alles Kunstentwicklungen, die nur auf Vergangenes noch einmal heraufholen und irgendwo verändern. Aber nichts Neues.

Nichts prinzipiell Neues. So stehen wir wirklich, und da waren wir ja irgendwo angekommen, jetzt in unserer Betrachtung stehen wir wirklich am Beginn des 15. Jahrhunderts an einer Schwelle, wo man den Eindruck hat, ja, wie geht es überhaupt weiter? Das Alte ist zu Ende.

Die griechisch-römische Kultur ist rund um den Übergang vom 14. bis zum 15. Jahrhundert endgültig zu Ende.

Und eine neue Zeit bricht an. Alles ist im Umbruch, aber auch alles. Wenn Sie das mal genauer prüfen, in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Philosophie, wohin Sie auch schauen, an dieser Schwelle des 14.

bis zum 15. Jahrhundert wird alles in Frage gestellt. Und jetzt könnte man das an vielerlei Symptomen, könnte man das verdeutlichen.

In der Malerei, in der Kunst, das würde jetzt zu weit führen. Ich möchte das an einem Beispiel versuchen anzudeuten, was die Landwirtschaft betrifft. Welcher Umbruch sich da anbahnt? Nun ja, also zunächst sehen wir ja, wie da nochmal eine Kulturblüte entsteht in der Renaissance.

Und diese Renaissance ist aber eine Kulturblüte, die vor allen Dingen schon in der Stadt sich abspielt. In Florenz, in Rom, in Mailand. Also da im Süden, da entwickelt sich eine kunstschöpferische Leistung ohnegleichen.

Aber man hat so den Eindruck, zunächst einmal ist es eben eine echte Renaissance. Das heißt eine Wiedergeburt von dem, was schon mal war, was vorausgegangen ist. Und da möchte ich Ihnen jetzt nur auf die Schnelle ein Gesetz nennen, das nämlich, wenn ein neues Zeitalter anbricht, dann muss das Vergangene noch einmal auf höherer Stufe wiederholt werden.

Das gilt für alles Lebendige, für alles auf Erden, was nur irgend lebendig ist auf Erden. Am Beginn eines neuen Zeitalters muss das Vorausgegangene noch einmal auf höherer Stufe wiederholt werden. Später hat dann Ernst Haeckel, also der Naturwissenschaftler, der hat es dann formuliert mit dem Biogenetischen Grundgesetz, dass die Individualentwicklung immer eine Wiederholung der Stammesentwicklung bedeutet.

Das ist nur naturwissenschaftlich formuliert. Die Individualentwicklung ist eine Wiederholung der Stammesentwicklung. Und dieses Gesetz gilt für alles, für jede Entwicklung, dass man immer sich klar sein muss, wenn ich was Neues will, auch jetzt individuell als Mensch, muss ich irgendwo doch das Vergangene, und sei es, dass ich mir das ins Bewusstsein hebe, wiederholen, um dann den großen Schritt in die Zukunft zu tun.

Besteht aber nicht die Gefahr, also selbst jetzt, wenn wir es aufschreiben, dieses Gesetz, dass es zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird? Eine was, eine? Eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ja, inwiefern soll es eine Prophezeiung sein? Eine sich selbsterfüllende Prophezeiung. Erfindende.

Erfüllen. Erfüllende, selbsterfüllende, von wegen. Die erfüllt sich eben nicht von selbst, sondern die erfüllt sich eben nur dadurch, dass der Mensch das an seinem Selbstbewusstsein erwacht.

Und früher war es eben so, dass in Mysterien, ich möchte mal sagen, die Geistnähe der Menschen noch in ganz anderen Bewusstseinszuständen, da kam die Erfüllung von der Seite. Aber heute können wir nicht mehr darauf vertrauen, dass nur irgendjemand einem hilft, in den eigenen biografischen Schritten, sondern man muss sich selber helfen. Das ist das Erwachen des Ich in der Bewusstseinseele.

Heute ist der Mensch so einsam, so allein, in Bezug auf das, was eigentlich die Verwirklichung seines Selbstes in der Welt, seiner Aufgabe in der Welt bedeutet. Das erleben Sie heute selber schon. Also jeder steht heute doch immer forträtselnd vor der Frage, was ist eigentlich meine Aufgabe in diesem Erdenleben? Welche Aufgabe habe ich? Wo kann ich ansetzen? Wo sind meine Fähigkeiten so orientiert, dass das mein Lebensziel werden kann? Also es kommt ganz aus der inneren Ich-Erkraftung heraus, die Sicherheit, dass es nicht eine Fremdbestimmung ist, die das Gesetz erfüllt, sondern ich muss es erfüllen.

Wenn ich Sie recht verstanden habe, was ich damit meine. Man ist heute als Mensch, man kann heute nicht mehr so ohne Weiteres auf irgendeinen lieben Gott da hinter den Wolken auf dem Himmel oder auf irgendwas direkt vertrauen, es sei denn, ich arbeite dieser Welt entgegen. Ich muss ihr erkenntnismäßig entgegenarbeiten, dann kann mir unter Umständen Hilfe zukommen.

Aber es muss von mir ausgehen. Es kommt mir nicht mehr einfach nur von außen so wie von selbstverständlich entgegen. Das ist ja der Grund, warum wir hier zusammensitzen, dass wir uns mal mit diesen Grundfragen auseinandersetzen.

So, aber jetzt, welches Beispiel ist jetzt das, was ich nennen möchte, um deutlich zu machen, die Umbruchzeit des 14. und 15. Jahrhunderts in der Landwirtschaft? Also da sehen wir, wie in der Zeit, als die Renaissance sich da so entwickelt in Italien, da sehen wir, wie weiter westlich in Spanien und Portugal dort in den Menschen ein ungeheuer Trieb erwacht, die Welt zu erobern.

Und zwar ursprünglich noch ganz aus den geistigen Impulsen heraus. Man suchte nämlich nach dem Priester Johannes. Das ist eine Gestalt, die eben auch aus den Ursprüngen des Christentums in den Menschen lebte, als ein hoher Eingeweihter.

Und jetzt suchte man diesen Priester Johannes, weil man der Auffassung war, dass der nicht mehr in Europa lebt, sondern in Indien. Und das war der eigentliche Grund, warum damals die Seefahrer nach Indien wollten. Und das war sozusagen eine Grundhaltung oder eine Grundgesinnung durch das ganze 15.

Jahrhundert, ausgehend von der Schule des Heinrichs des Seefahrers in Südportugal. Also der Trieb, jetzt irgendwo einen Seeweg zu finden nach Indien. Und da sehen wir jetzt zu dieser Zeit mit dem Beginn des 15.

Jahrhunderts, man kann auf den Punkt genau jetzt diese Seefahrer da immer größere Wolken ziehen über den Atlantik. Eine Wolke heißt von nach Süden zu segeln, einen großen Kreis zu ziehen und dann wieder zurückzukommen von Norden her nach Portugal oder Spanien. Und auf diesen Wolken, die sie da schon um 1400 herum gezogen haben, haben sie die kanarischen Inseln entdeckt und besiedelt.

Und dann haben sie die kapverdischen Inseln weiter südlich entdeckt. Und so haben sie immer größere Wolken gezogen, immer größer. Und dann eines Tages kommen sie wieder zurück in Richtung Portugal und sehen dann eine Insel.

Und das ist die Insel Madeira. Da wurde die Insel Madeira entdeckt. Und dann, die war unbevölkert, da wohnten keine Menschen drauf, der älteste Urwald Europas, der seit Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urzeiten existierte.

Und wenige Jahre später nach dieser Entdeckung, das war im 1425, landen wieder Schiffe von Portugal dort auf Madeira. Und was machen die? Diese Portugiesen, die brennen den Wald ab. Die haben die ganze Insel abgefackelt, die hat zweieinhalb Jahre gebrannt.

Wie eine Riesenrauchwolke damals über den Atlantik hat die ganze Insel, wurde verarscht sozusagen. Keinerlei Vegetation mehr. Und was haben sie als nächsten Schritt gemacht? Sie haben die Ureinwohner von den Kanarischen Inseln, die sogenannten Guanchen, die Ureinwohner von den Kanarischen Inseln, haben die rübergeholt und haben sie versklavt.

Und haben dann dort Kanäle und komplizierteste Bewässerungssysteme bauen lassen mit den Guanchen. Und dann haben sie in der Folgezeit die gesamte Insel in eine Zuckerrohrinsel verwandelt. In Monokultur Zuckerrohr angebaut.

1428, 1429 war das dann soweit. Und dann gibt es einen weiteren Hinweis, dass aus dem Jahr 1456 der König Juan von Portugal seine Erlaubnis erteilt hat, dass auf Madeira eine erste Zuckerrohrmühle, eine industrielle Verarbeitung des Zuckerrohrs gebaut werden darf. Das wusste der König noch erlauben.

Und die Folgezeit war, dass da jetzt in Monokultur Zucker angebaut worden ist. Vorher gab es Zuckerrohr nur in kleineren Flächen, das hatte noch keinen Markt. Aber jetzt entstand ein Zuckermarkt, gleich zu Beginn der Neuzeit, in dem jetzt der Zuckerrohr von Madeira in Schiffsladungsweise auf den Kontinent an die Fürstenhäuser geliefert worden ist.

Und ein anderes Dokument weist darauf hin, dass 1472, also noch vor Kolumbus 1472, die erste massive Zuckerladung nach England, nach Bristol exportiert worden war. Der Export von einer Insel, Monokultur erzeugt mit Hilfe von Sklavenhänden. Und natürlich, England war da dann der größte Abnehmer, weil wie Sie wissen, noch heute die Engländer gerne ihre Schmieds lutschen.

Und also da wurde das damals schon veranlagt, im 15. Jahrhundert, dieser Zuckerverbrauch, dieses Zuckerbedürfnis, was da sich immer mehr im Beginn der Neuzeit in den Menschen herausbildete. Und dann entwickelt sich also da etwas, was eigentlich symptomatisch ist für die ganzen folgenden Jahrhunderte, bis zur Gegenwart eigentlich.

Die Grundbedingungen für den industriellen Landbau, die sind da eigentlich angelegt. Nämlich einerseits die Vernichtung des Naturbiotops. An die Stelle tritt jetzt die Monokultur.

Und das natürlich mit Hilfe von Kapital, was dann rüberfloss von Portugal, das zu finanzieren. Und dann mit Hilfe von Sklavenhaltung diese Produktion zu bewerkstelligen. Damit haben sie gleichsam alle Elemente, die letzten Endes zum industriellen Landbau hinführen, da veranlagt.

Insofern, das Madeiras liegt ja noch nie in Europa, es ist ja noch nicht Amerika. Nachdem Kolumbus dann 1492 in Mittelamerika, wo er gesagt hat, ich will auch nach Indien, er wollte ja genauso nach Indien wie alle anderen, ist er einfach nach Westen gefahren, weil er gesagt hat, da muss ja, weil die Erde rund ist, muss ich irgendwann mal nach Indien ankommen. Und wo ist er gelandet? Auf der Dominikanischen Republik.

Und deswegen heißen die heute noch die Westindischen Inseln. Das ist der Grund, warum die heute noch Westindische Inseln heißen. Nur aufgrund eines Irrtums, möchte ich mal sagen.

Aufgrund dessen wurden jetzt diese Westindischen Inseln besiedelt, dann die ganz Mittelamerika, alles noch unter spanisch-portugiesischer Herrschaft. Daher auch die Namen, Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Costa Rica, San Salvador oder Panama oder so, das sind alles ja noch spanische Besiedlungen, die dann diesen europäischen Landbau in Form von Monokultur, aber jetzt verwandelt, dorthin gebracht haben, auch nach den Südstaaten Amerikas, in Verbindung mit der Sklavenhaltung. Und dann hat man dann, nachdem die Guanschen, die sind ja fast ausgestorben auf Wege ihres Sklaventums, hat man ganz Afrika erschlossen, von dort die Sklaven nach Westen zu transportieren.

Die Araber haben dafür gesorgt, dass sie zusammengetrieben worden sind und auf Märkten verkauft wurden. Und die großen Schiffsagenturen haben dann diese Sklaven auf den Märkten in Afrika gekauft und dann en masse nach Westen verfrachtet, um jetzt da in Monokultur eine neue Landwirtschaft aus der Taufe zu heben. Die können sich das nicht grausamer und nicht abstrakter in gewissem Sinne vorstellen, was da eigentlich zu Beginn schon seit der Neuzeit geschehen ist.

Ein völlig neuer Impuls, vollkommen abstrakt, aus abstrakten Gedanken gesteuert und aus Machtimpulsen selbstverständlich. Das ist eine ganz neue Qualität, die hat es so vorher nicht gegeben. Der Sklave, der ab da entsteht, ist ein anderer Sklave, als der in Rom in Griechenland war.

Das kann man einfach nicht in einen Topf schmeißen. Und jetzt sehen wir, wie das jetzt von dort, von Madeira aus nach Westen, die gesamte Landbaukultur, all jener Siedler irgendwo beeinflusst hat, die da aus Europa ausgewandert sind in den Westen. Was hat sich jetzt gegenteilig dazu entwickelt? Das ist ja ein hochgradig negativer Aspekt, den ich jetzt geschildert habe.

Was sind die letzten Endes einmündigen in Industrialisierung der Landwirtschaft? Was ist eigentlich dazu quasi als Gegenbild noch entstanden, was wirklich versucht hat, jetzt den Keim für eine wirklich zukünftige Landbaukultur zu setzen? Und das findet sich auch im 15. Jahrhundert. Und zwar jetzt aber in Mitteleuropa.

Dass da es offensichtlich wenige Dorfgemeinschaften gab, die sich abgekoppelt haben von Kirche und Adel. Sie müssen sich vorstellen, die Landwirtschaft war durch das ganze Mittelalter noch gesteuert. Letzten Endes doch durch Kaiser und Kirche, beziehungsweise durch die Klöster.

Und keiner konnte lesen und schreiben von den Bauern, sondern das Lesen und Schreiben, das waren auch nur wenige Mönche, diejenigen, die dann Grafen wurden. Die Grafen, der Name Graf leitet sich ab von Grafein, griechisch, und das heißt schreiben. Das waren die Schreiber, der Fürsten, die wurden dann zu den Grafen.

Aber der gemeine Volk konnte weder lesen und schreiben, sondern hatte nur seine Legenden, nur seine Märchen, nur seine Mythen, alles das, was von Mund zu Ohr weitergegeben worden ist. In unglaublicher Fülle. Und diese sich loskoppelnden Dorfgemeinschaften von der Bevormundung von Kirche und Adel, die hat man genannt die freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften.

Das muss ich jetzt zwar an die Tafel mahlen. Diese freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften haben zunächst mal natürlich wie alle Dörfer noch den alten Impuls, den ich da charakterisiert habe, wo diese in verschiedenen Formen der Landwirtschaft sich jetzt, also die Viehhaltung, der Gartenbau, der Obstbau und der Ackerbau, sich da entwickelt haben, der Acker- und Pflanzenbau. Und das Ganze dann außenrum gegeben war vom Wald.

Das ist dieses Bild. Mittelpunkt und Umkreis. Also das war eine bestimmte Naturordnung also.

Man hat die Natur geordnet zur Kulturlandschaft. Das ist sozusagen das Vermächtnis des Mittelalters an die Neuzeit. Das ist dieses Prinzip hier.

Und das stand noch ganz stark, wie gesagt, unter der ganzen Führung von Kirche und Adel. Und jetzt kommt die Neuzeit und da plötzlich versuchen jetzt diese Dorfschaften sich frei zu schwimmen. Von dieser Bevormundung.

Und es entwickeln sich die freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften. Nur an einzelnen Ordnen. Freie wirtschaftliche Dorfgemeinschaften.

Und diese freien wirtschaftlichen Dorfgemeinschaften, also die waren auch hier heraus hervorgegangen, denn jedes Dorf war eine Gemeinschaft, eine eingeschworene Gemeinschaft. Und jetzt bildet sich hier eine neue Sozialordnung. Sozialordnung.

Eine Sozialordnung, die im Dienste dieser Naturordnung steht. Und wie sah die aus? Die sah so aus, dass in diesen freien Wirtschaftsgemeinschaften, da war auf der einen Seite wurde die ganze Kultur des Mittelalters, jetzt auf höherer Stufe, gleichsam die Wiederholung, noch einmal zur Blüte gebracht. Alles das, was an Legenden, was zum Beispiel Parsifal oder das Nibelungenlied oder Beowulf oder das Hildebrandt-Lied, alles Geistesgut der Vergangenheit lebte, in unendlichen Versen, im Gedächtnis dieser Menschen, die sich das am Feierabend da vor den Bauernkarten sitzend, haben sich diese Geschichten erzählt.

Da war ein unglaublicher Reichtum an Geistesleben, aber eben ungeschrieben. Nicht lesbar irgendwie, sondern es wurde von Mund zu Ohr, von Generation zu Generation weitergereicht. Also eine Art instinktives, freies Geistesleben.

Keineswegs vollbewusst, aber eben einfach noch lebendig. Aber auf einer höheren Stufe lebendig. Das war eine ungeheure Kraft, die von hier ausgegangen ist.

Und die ganze Dorfgemeinschaft stand sozusagen im Dienste dessen, jetzt dieses freie Geistesleben. Aber nur sonst noch halb träumend, halb bewusst, denn man konnte noch nicht lesen und schreiben. Jetzt gab es ein Zweites, was sich da in den freien Wirtschafts- und Dorfgemeinschaften herausentwickelt hat.

Nämlich ein autonomes Rechtsbewusstsein. Die haben sich abgenabelt von der Kirche, abgenabelt vom Adel. Die wollten mit denen nichts mehr zu tun haben.

Die wollten jetzt ihre eigene Rechtsordnung, die schon immer galt, selbstverständlich, die wollten sie jetzt bewusst selbst gestalten. Es galt schon immer das germanische Recht in diesen Zeiten, noch nicht das römische Recht. Das römische Recht deklariert einen Grund und Boden zu Eigentum.

Der sagt, das ist dein Eigentum, das ist dein Eigentum, das ist dein Eigentum. Daran hatten die überhaupt kein Interesse, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, das ganze Dorf, die Dorfgemarkung war selbstverständlich in der Verwaltung, in der treuhänderischen Verwaltung der ganzen Dorfgemeinschaft. Das war das germanische Recht.

Im germanischen Recht wurde nicht irgendwo ein Stück Grund und Boden einer bestimmten Familie zugeschrieben, sondern in der Dreiteilung, die ich ja geschürt habe, die Fruchtfolgegestaltung in der Dreifelderwirtschaft, da hatte in jedem Teil jede Familie gewisse Anrechte. Je nach Größe der Familie ein größeres Stück Land, was ihr zur Verfügung stand, wenn es eine kleine Familie war, dann eben ein kleineres Stück. Jedenfalls, das war noch völlig flexibel, das war noch nicht festgeschrieben, das war nicht definiert.

Sondern es lebte einfach als Rechtsgefühl in den Menschen. Und jetzt haben die versucht, hier ein autonomes Rechtsleben zu entwickeln. Auch ein Rechtsleben von Mund zu Ohr, nicht definiert, nicht geschrieben in Gesetzesform, sondern gesprochen von Mund zu Ohr.

Und jedes Jahr waren es dann die Ältesten in einem solchen Dorfschaft, die jetzt darauf geschaut haben, gilt das Recht noch so wie es ist, müssen wir es verwandeln, müssen wir es nächstes Jahr in eine andere Form annehmen usw. Das war völlig flexibel, von Mund zu Ohr. Und das Dritte, was sich daraus gebildet hat, das waren instinktive wirtschaftliche Assoziationen.

Das ist das Wunder. Instinktive wirtschaftliche Assoziationen. Das heißt, die haben nicht einfach auf einem anonymen Markt produziert, solche Dorfschaften, sondern in der Zeit war die Entwicklung so weit vorangeschritten, dass es natürlich schon die freien Reichsstädte gab, seit dem Mittelalter.

Die wuchsen und wuchsen so nach und nach aus Dörfern heraus. Meistens aus Märkten, zentralen Märkten wuchsen die freien Reichsstädte allmählich und überhaupt die Stadtentwicklungen. Die einzelnen Dorfschaften waren dann um einen solchen zentralen Markt, der irgendeinem größeren Dorf sich dann entwickelt hat, waren die einzelnen Dorfschaften so angeordnet, in einer bestimmten Entfernung, das kann man heute noch in den Siedlungsstrukturen sehen, dass der Bauer an einem Tag mit seinem Pferd oder Ochsengespann zum Markt hin und am Abend wieder zurückfahren konnte.

So war die ganze Siedlungsstruktur plus minus über ganz Europa. Also ein zentraler Markt, der dann mehr und mehr zur freien Reichsstadt bzw. zur Stadt geführt hat.

Alle Städte hatten irgendwo diesen Ursprung hier. Und die Dörfer waren so angeregt, so dass das, was hier erzeugt worden ist, ringsherum in den verschiedenen Dorfschaften, das hatte hier seinen zentralen Markt. Abgesehen von der Selbstversorgung des Dorfes natürlich.

Dann haben die ihre Überschüsse hier auf dem Markt vermarktet. Und im 15. Jahrhundert galt, dass einmal in der ganzen Geschichte, der europäischen Geschichte, einmal Preis und Wert übereingestimmt haben.

Preis und Wert übereingestimmt haben. Jedes Produkt hat immer einen Wert, aber der Preis ist unter Umständen weit davon entfernt von diesem Wert. Und damals hatte ich eine Identität zwischen Wertschöpfung und den Preisen, die man erhalten hat, um diese Wertschöpfung wieder hervorzubringen im nächsten Jahr.

Man hat keine Reichtümer angehäuft, sondern man hat das erzeugt und das vermarktet. Und die Vergütung, die Preise waren so, dass sie wiederum den Menschen ermöglicht haben, im nächsten Jahr dasselbe wieder hervorzubringen. Das ist ein instinktives, assoziatives Zusammenwirken im 15.

Jahrhundert. Wenn Sie jetzt auf diesen Impuls hingucken, auf diese Grundlage einer Naturordnung, dann haben wir eigentlich eine Veranlagung, nach der wir heute streben. Das, was hier veranlagt ist, der Organismus, der Organismusgedanke als Grundlage für eine Naturordnung, wir heute auch danach streben, ein wirkliches Geistesleben zu entwickeln, was ein freies ist, was von den individuellen Möglichkeiten des einzelnen Menschen und seinen Fähigkeiten getragen ist.

Und selbstverständlich suchen wir heute nach einem autonomen Rechtsleben, nämlich dass wir uns endlich mal unabhängig machen von der Agrarpolitik, in der wir uns befinden, die alles kaputt macht, oder Brüssel, was uns beherrscht. Sondern dass wir wenigstens in dem Umkreis, wo wir tätig sind, allmählich ein neues Rechtsgefühl entwickeln. Wir wollen keine Revolutionäre sein und alles über Bord kippen, was ist.

Sondern wir wollen in dem Umkreis, wo wir tätig sind, auf einem solchen Hof wie den Dortmunder Hof oder anderem Ort, wenigstens versuchen, so zusammenzuarbeiten, dass ein neues Rechtsgefühl entsteht, was nicht geschrieben werden braucht. Wo man einfach ein solches Vertrauen zu einander entwickelt, dass das Vertrauen die Grundlage für das Rechtsgefühl wird. Und dann weiß man, was recht und billig ist.

Und dass sofort mein Gewissen schlägt, wenn ich merke, dass ich da irgendwo die anderen übervorteilt habe oder nur an mich denke. Also was wir dringend, nachdem wir uns förmlich sehnen, möchte ich mal sagen, das ist ja, dass wir eine neue Rechtsordnung schaffen, wo das Vertrauen, nicht mehr das Misstrauen von Mensch zu Mensch, das herrscht heute vor, sondern das Vertrauen von Mensch zu Mensch, das Rechtsgefühl ernährt. Das war damals veranlagt.

Und das Dritte, nach dem streben wir genauso. Wir wollen ein Wirtschaften, was nicht auf der Grundlage des Egoismus sich aufbaut. Dass jeder nur hortet das, was er sozusagen meint, den anderen abknapsen zu können.

Denn alles, was ich gewinne im Wirtschaften, verliert der andere. Das muss man sich auch mal klar machen als ein Gesetz. Jeder Gewinn im Wirtschaftsleben bedeutet irgendwo einen Verlust.

Sie schütteln den Kopf. Ja. Das ist eine Sichtweise.

Ich respektiere Ihre Sichtweise. Ja, gut, lassen wir es mal an eine Sichtweise. Jedenfalls kann man das am laufenden Band doch bemerken, dass der Egoismus ganz gewiss nicht die Triebkraft des Wirtschaftslebens alleine sein kann.

Dass der Mensch selbstverständlich in jeder Handlung aus seinem Selbst heraus irgendwie wirken will, das ist ja klar. Aber wenn der Egoismus sich im Wirtschaftsleben etwas anzueignet, was mehr ist als das, was er wirklich bedarf, was dann sozusagen das Bankkonto im Hintergrund ist, wo man merkt, dass man nach persönlicher Reichtum strebt, dann merkt man sehr schnell, dass Armut woanders entsteht. Sie verordnen allerdings das beim Menschen und nicht beim Geldsystem an sich.

Nein, das liegt beim Menschen. Es ist der Egoismus. Es ist der Egoismus, der einfach dazu führt, dass hier diese wunderbare Sozialordnung, dass sie dann irgendwo unterwandert wird.

Das meine ich damit nur. Sehen Sie, das, was wir eigentlich anstreben, dass wir etwas versuchen, in Freiheit zu entwickeln, das können wir auf dem Rechtsleben nicht. Auf dem Rechtsboden können wir keine Freiheit gebrauchen.

Da brauchen wir Gleichheit. Und auf dem wirtschaftlichen Boden können wir keine Freiheit und Gleichheit gebrauchen. Da brauchen wir die Brüderlichkeit.

Solidarische Wirtschaft nennt man es heute. Da ist schon im 15. Jahrhundert der Keim gelegt worden für diese Sache.

Und wenn wir dann die weitere Entwicklung jetzt verfolgen, die weitere Entwicklung verfolgen wir jetzt von Beginn der Neuzeit an. Ja, Sie wollten noch etwas sagen? Ja, wie haben denn diese Dorfgemeinschaften es geschafft, sich von Adel und Kirche zu befreien? Das ist eine lange Geschichte. Das ist eine lange Geschichte.

Schon mal eine Zentralperson von diesem Punkt ist jemand ganz, ganz Unscheinbares. Unscheinbar bis dort hinaus. Ein Hirtenmädchen.

Wer war das? Die Jungfrau von Orlea. Die Jungfrau von Orlea. Die war genau geboren in der Zeit, von der ich hier spreche, zu Beginn des 15.

Jahrhunderts. Hat nur ein sehr, sehr kurzes Leben gehabt. 19 Jahre wurde dann verbrannt in Rouen.

Und was hat sie gemacht in den wenigen Jahren ihres Lebens? Sie hat Frankreich von England gelöst. Das war die ewige Auseinandersetzung zwischen Frankreich und England. Und durch die Tat der Jungfrau von Orlea, die dann den König gewonnen hat und die dafür gesorgt hat, dass dann die Schlachten zugunsten von Frankreich gewonnen wurden, gegen die Engländer, haben fortan die Engländer rausgeschmissen aus Frankreich.

Und es bildeten sich von dem Moment ab die beiden klassischen Nationen Europas, England und Frankreich. Das sind die klassischen Nationen Europas. Kein anderes Land Europas ist in dem Sinne eine Nation geworden wie Frankreich und England.

Und das ist die Tat der Jungfrau von Orlea. Ein Hirtenmädchen. Es wurde von der Kirche verurteilt zum Tode.

Aufgrund dieser Taten. Verbrannt. Sie hat sich geopfert, sozusagen, diesen Prozess mit unglaublichem Mut und einer Weitsicht, ohnegleichen, hat sie es vermocht, gleichsam die Grundlagen für Europa zu legen.

In der Auseinanderdividierung dieser Nationen und ebenso Spanien und Portugal wurden dann ja auch Nationalstaaten. Aber erst dann. Es waren immer einzelne Menschen, die versucht haben, sich jetzt irgendwo aus dieser Bevormundung, in der jeder stand, selbstverständlich, das ganze Mittelalter hindurch.

Früher war es keine Bevormundung, da war es noch führend. Geistig führend. Aber je weiter die Entwicklung fortschritt, hat sich das mehr und mehr als eine Bevormundung herausgestellt.

Weil die Menschen wollten aus sich heraus einen geistigen Impuls verwirklichen. Ein Geist sein von irgendwoher. Und die Auseinandersetzung, die das in den folgenden Jahrhunderten hatte, die kann ich nochmal ganz kurz erwähnen.

Also, dieser Impuls hier, das ist 15. Jahrhundert, wo die versucht haben, etwas herüberzuretten, über die Schwelle der Neuzeit, die Bauern, in die folgenden Jahrhunderte, und dieser Impuls hat dann praktisch nur gereicht, bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, des 16.

Jahrhunderts, Entschuldigung, und endete in den Bauernkriegen. Die Bauernkriege waren ja dann wirklich der Aufstand der Bauern. Da haben die Bauern nun wirklich versucht, jetzt gegen Kirche und Adel zu kämpfen, um ihre Freiheiten, um sowas weiterzuentwickeln.

Und dieser Aufstand, 1424-1425, ist ja dann mit Blut ertränkt worden. Und führte dann zur Gegenreformation. Die Bauern hatten sich ja dann mit den Protestanten verbündet, und so weiter.

Das ist also ein Trauerspiel aller ersten Ranges in der ganzen Entwicklung von Mitteleuropa. Was sich da vollzogen hat, und damit war eigentlich dieser Impuls zunächst mal untergegangen. Aber er wirkte unterirdisch fort.

Wann war das, Anfang des 15. Jahrhunderts? Die Bauernkriege? 1424-1425. Also das war auch, also wenn Sie das lesen, was sich da abgespielt hat, die kamen mit Sensen und Gabeln, und das war so, das bedeutete einen ersten gewaltigen Niedergang der Landwirtschaft in Europa.

Und dann kam das 17. Jahrhundert, das war jetzt das Beginn des 16. Jahrhunderts, 1524-1525, die Gegenreformation zog sich durch das ganze 16.

Jahrhundert hindurch. Und dann kommt das 17. Jahrhundert, und da am Anfang 1604 bracht eine Schrift auf, noch nicht gedruckt, sondern noch so als Manuskript, fand aber sogleich eine unglaubliche Verbreitung, eine Schrift von einem jungen Menschen, der nicht älter war als 18 Jahre, der in Tübingen studiert hat, Theologie, dann Pfarrer war in Herrenberg, Herrenberg ist in Württemberg unten, zwischen Stuttgart und Schwarzwald.

18-jährig. Und der hat eine Inspiration gehabt. Und hat sich hingesetzt und hat die niedergeschrieben.

Und hat sie dann veröffentlicht, also nicht nur einen Manuskriptdruck, und die hat eine so unglaubliche Reaktion ausgelöst, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, und die heißt Die kymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz. Die kymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz.

Im Grunde genommen ist das in Bildern ausgedrückt die Einweihung eines Menschen. Einweihung heißt, dass er erwacht ist zu einer wirklichen Geisterkenntnis. Und in Bezug auf Christian Rosenkreuz anno 1459.

Und dieser Christian Rosenkreuz ist eine Gestalt, die völlig außerhalb des Bewusstseins heute lebt. Die hat 1459, das ist historisch belegt, die Fraternitatis Rose et Cruces begründet. Die Bruderschaft vom Rosenkreuz.

Und er hat in der Zeit wohl seine eigentliche Einweihung empfangen, also zu einer höheren Erkenntnis. Und diejenigen, die diese Mitglieder dieser Bruderschaft waren, das waren alles die Stillen im Lande. Das waren meistens Ärzte, Künstler, alle diejenigen, die eine hohe Kenntnis, eine hohen Fähigkeiten entwickelt hatten, die haben nichts verlauten lassen von dem, was sie innerlich bewegt hat, was sie innerlich geistig befördert hat, sondern haben nur Gutes getan.

Einer der Hauptrepräsentanten dieser Rosenkreuzer war dann Paracelsus. Paracelsus, der wird auch genannt übrigens von Valentin André, der junge Mann hieß Valentin André, der wurde an der chemischen Hochzeit genannt. Aber es gab eben dann andere, überall waren die Verstreut, die Stillen im Lande, die nur sozusagen im Sinne dieses Rosenkreuzerischen Impulses als Ärzte heilend gewirkt haben oder als Künstler tätig waren wie Dürer, von dem man jetzt immer deutlicher weiß, dass er ein Rosenkreuzer oder jedenfalls mit denen in Verbindung stand.

Er hat den Isenheimer Altar gemalt. Das sind alles aus dem Rosenkreuzerischen Geist, also einer neuen Schau der Dinge, ein viel umfassenderes Wissen, was diese Menschen beseelt hat. Und dann hat wieder Valentin André nicht nur diese Schrift geschrieben, sondern noch weitere, die Konfessio und alles Mögliche bis zum Jahr 1614, 1616 wurden die alle in Straßburg gedruckt und dann kam der Krieg aus, 1618.

Und in dieser Zeit aber davor hat das wie ein Lauffeuer durch die Lande gewirkt, diese Schriften von Valentin André, diese Rosenkreuzer-Schriften. Die haben einen unglaublichen Impuls bei den ich erwachten Menschen mit sich gebracht, nicht in der Kirche, nicht beim Adel, sondern mehr im heraufwackelnden Bürgertum mit den Bauern. Naja, und die Folge war, dass dieser Impuls wiederum im Blut ertränkt worden ist, durch den Dreißigjährigen Krieg.

Der Dreißigjährige Krieg war ja die größte Katastrophe, die vor dem letzten Jahrhundert überhaupt über Europa hereingebrochen ist, von einer so unvorstellbaren Folgen, man muss sich vorstellen, dass in der Zeit ungefähr in Mitteleuropa die Hälfte der Bevölkerung ums Leben gekommen ist. Nicht überall, aber fast überall. Bis zur Hälfte wurde die Bevölkerung reduziert und auch noch 50 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg herrschten noch die größten Hungersnöte in der Zeit.

Und der Heer hat hervorgerufen dadurch, das war der Siegerhundskrieg der Protestanten gegen die Katholiken. Und wenn die Katholiken Heere nach Norden vorgestoßen sind, haben sie hinter sich verbrannte Erde hinterlassen. Und wenn sie nach Süden sich zurückgezogen haben, wieder verbrannte Erde.

Die Brunnen wurden vergiftet, indem einfach tote Tiere in die Brunnen reingeschmissen worden sind. Und so weiter und so weiter. Es ist an Grausamkeit kaum zu überbieten.

Und die Folge davon war, dass die Landwirtschaft vollständig am Boden lag. Es gibt ganz wenige Inseln in Europa, wo die Landwirtschaft sich ungebrochen gehalten hat. Das war in Flandern, in Südengland, Kent und dann in Wallonien bis in die Normandie.

Da hat sich die Landwirtschaft nahezu ungebrochen weiterentwickeln können. Aber ansonsten in Mitteleuropa war alles tabula rasa. Der Doddenfelder Hof hier, der eine Geschichte hat, die auf das Jahr 843, die Zeiten Karls des Großen, zurückreicht.

Dieser Hof hier, der 976 von Kaiser Otto II. dem Kloster Worms zu lehnen gegeben worden ist. Und da, wo später die Palmenzer Tänzer ab 1121 wirkten, in der Klostermaierei vom Kloster Ibenstadt.

Der Doddenfelder Hof wurde während des Dreißigjährigen Krieges platt gemacht. Da waren nichts mehr, nur ein paar Grundmauern noch übrig und der alte Saal da unten. Der stammt noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg.

Also, das ist eine der ersten ältesten historisch verfolgbaren Ansiedlungen hier weit und breit. Dieser Hof hier als Feierkönigshof waren es noch einige. Und später ein Lehensgut.

Und erst später wurde der dann weltlich durch die sogenannte Reformation unternehmt. Die ganzen Auflösungen der Klöster unter Napoleon. Also, der Doddenfelder Hof war platt, vor den Thron von Frankfurt am Main.

Und die Hungersnöte haben angehalten bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Und dieses Haus hier gegenüber, das wurde 1707 erst wieder aufgebaut.

Also 59 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Und zwar mit Gebälk, innen drin ist alles großes Gebälk, aus alten Kirchengestalten und Stühlen. Von Kirchen, die nie wieder aufgebaut worden sind.

Es gab ja die sogenannten Wüstungen im Dreißigjährigen Krieg. Wüstungen, die so verwüstet waren, dass die Dörfer nie wieder aufgebaut worden sind. Und zum Teil aus Balken dieser Zeit ist dieses Haupthaus wieder gebaut worden.

Die anderen Gebäude alles später, erst 1741. Und es hat endlos lang gedauert, bis in Mitteleuropa diese Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges überwunden war. Und jetzt setzt eine Zeit an, die sogenannte Aufklärung.

Da haben Sie bestimmt auch schon gehört. 18. Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung, wo jetzt nicht mehr Kirche und Adel so sehr die eigentlichen Triebfedern mehr waren, sondern es gab immer mehr Ressourcen in den Städten.

Und in dieser Zeit gab es schon riesige Abwanderungswellen aus der Landwirtschaft in die Städte, auch in der Gefolge des Dreißigjährigen Krieges, aber nicht nur, sodass die Städte immer mehr wuchsen und die Dörfer immer mehr verarmten. Und das hat dazu geführt, dass jetzt diese Menschen, die aus den Dörfern kamen, in den Städten einen neuen Beruf erlernen mussten, um überhaupt existieren zu können. Auf diese Weise entstanden überhaupt erst die Berufe.

Das ging schon im 14. und 15. Jahrhundert los, aber dann nach und nach, dass es überhaupt ein Berufsspektrum gab, das ist eigentlich erst seit der Neuzeit, nach und nach, und dann immer mehr und immer stärker und ich möchte mal da ein Beispiel noch nennen.

Da gab es zur Goethezeit einen namens Jungstilling, hieß der. Und dieser Jungstilling war ein ganz, ganz aus ärmlichstem Verhältnis stammend, hier aus den Siebengebirge und der hatte eines Tages nun den Drang, sein Dorf zu verlassen, sein Haus, also Wohnung und Essen immerhin zur Verfügung steht, Zelte und Kleidung, das zu verlassen und zwar ins Ungewisse. Er hat nur noch seinen Stock und hier seinen kleinen Beutel gehabt und so ist er abgewandert aus dem Dorf, auf niemals Wiedersehen.

Das war die typische Situation vieler, vieler Menschen, auf niemals Wiedersehen in ihre Heimat abzuwandern aus den Dörfern des Landes. Und dieser Jungstilling hat dann doch die Möglichkeit gehabt, durch Hilfe von außen dann auch zu studieren, auch zuletzt in Straßburg, da hat er auch den Goethe kennengelernt und Goethe hat ihm im übrigen immer wieder aus der höchsten Not geholfen und der wurde später einer der Begründer der Star-Operation. Freihändig auf den Kirchenstufen vor den Kirchen hat er blinde operiert und hat das dann alles mal niedergeschrieben.

Und das ist Jungstilling, das heißt Heimweh oder so ähnlich, egal wie, lesen Sie es. Lesen Sie es, also wenn Sie noch nie Tränen in den Augen gehabt haben, dann haben Sie es auch noch dann gewiss. Und das beschreibt, wie dieser Mensch seine Biografie wieder beschreibt, diese sich loslösen aus der Geborgenheit einer solchen Dorfschaft, jetzt da ins Nichts einer solchen Stadt abzuwandern und nur zu vertrauen, dass man aus eigenen Kräften jetzt sein eigenes Schicksal in die Hand nimmt.

So und so sieht man jetzt im 18. Jahrhundert riesenhafte Abwanderungswellen. Und wenn das nicht mehr ging, dann sind sie nach Amerika ausgewandert.

In Amerika wurde dann also aus dem Überschuss sozusagen derjenigen, die in den Städten keine Möglichkeit hier gefunden haben, die sind dann eben ausgewandert und haben Amerika besiedelt und wurden dort die großen Pioniere. Und jetzt sehen wir das gegen echt Ende des 18. Jahrhunderts oder im 18.

Jahrhundert, das möchte ich noch erwähnen. Das ist das, was im Moment eingetreten ist. Denn nach dem Dreißigjährigen Krieg war dieses Prinzip weitgehend zerstört.

Das musste erst wieder hergestellt, repariert werden sozusagen. Aber trotzdem waren die Bauern so bettelarm, so bettelarm, also jämmerlich am Beginn des 18. Jahrhunderts.

Und da tritt nun in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Mensch auf, Schubert. Und dieser wurde später sogar geadelt in den Edler von Kleefeld.

Und der hat, was hat er gemacht? Der hat diese maßlose Not der Bauern gesehen und ist durch Europa gereist und hat geguckt, was machen die anderen. Und da kam er auch eben nach Kento, nach Flandern und weiß Gott wohin und hat erkannt, die bauen Klee an. Und da hat er den Kleeanbau eingeführt in ganz Mitteleuropa und hat es die Bauern veranlasst, also wenn das die Winterung war, wo die Winterung geteilt wurde, die Sommerung, dann hat er in den Brachflächen, die sogenannte Brache, die hat er jetzt besömmert.

Die Besömmerung der Brache. Die Brache war bisher nur sozusagen Unkrautaufwuchs, wo man dann die Rinder noch rausgetrieben hat im Sommer, um Futter zu haben. Diese Brache hat er besömmert, gesagt, hier müsst ihr Klee anbauen.

Hier macht ihr euren Weißen, da euren Hafer und so weiter. Und das Rotier ist ja sowieso, da kommt nächstes Jahr der Klee hier hin, dann dahin und so weiter. Eine unglaubliche Bereicherung der Fruchtfolge.

Ich persönlich bin übrigens der Überzeugung, dass sie das vor dem Dreivierteljährigen Krieg auch gemacht haben. Aber jedenfalls, da ging eben alles zugrunde und wurde das quasi wiederentdeckt, ganz bewusst und eingeführt. Und da hat sich die Bauern vielfach zum Feind gemacht, weil die da nicht wollten, dass diese Brache durchgängig mit Klee bestellt wird, die Brachflächen, weil schon das römische Recht Eingang gefunden hat.

Das römische Recht Eingang gefunden hat und dadurch dieses System hier ganz starr geworden ist. Eigentumsrecht, wenn was zum Eigentum wird, dann kann ich hier nicht mehr flexibel die Dinge handhaben. Da ist das germanische Recht allmählich von dem römischen Recht abgelöst worden.

Also die Einführung der Besömmerung der Brache mit Kleeanbau, später dann mit Kartoffelanbau und noch später mit Rübenanbau. Erst im 19. Jahrhundert fing das an mit dem Rübenanbau, sodass allmählich die Brachflächen gleichsam zunächst einmal durch den Kleeanbau das Vieh wieder einigermaßen sich entwickelt hat, damit mehr Dünger anfiel.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg, noch Anfang des 18. Jahrhunderts, haben die Bauern zum Teil mit dem Schlitten das Vieh aus dem Stall aufgeladen und mit dem Schlitten rausgefahren auf die Weiden und es dort runtergeladen, um das Vieh wieder aufzubauen. So war der Zustand.

Und jetzt durch den Kleeanbau hatten die plötzlich so viel Futter zur Verfügung, um die Viehbestände wieder aufzubauen. Und das hat einen relativen Wohlstand hervorgerufen im Verlaufe des 18. Jahrhunderts.

Einen relativen Wohlstand. Die kamen aus diesen furchtbaren Armutsverhältnissen heraus. Aber es entstanden eben Fragen jetzt.

An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.

Die fingen an, Fragen zu stellen. An die Landwirtschaft, an die Bauern. Die Bauern konnten die natürlich nicht beantworten.

Die hatten keine Ahnung, gar keine Ausbildung oder irgendwas. Aber die hatten nur noch die alten Traditionen zur Verfügung. Mehr nicht.

Und es waren übrigens dann viele Bauern, die einfach zurückgeblieben sind, weil sie nicht mehr Abgeordnete sind. Und was da heraufkam, war jetzt, dass Menschen aus der Stadt rauskamen. Und haben mal geguckt, was macht ihr eigentlich.

Warum seid ihr denn so arm? Vielleicht können wir euch helfen mit der Naturwissenschaft. Und das leitet dann die ganze Entwicklung des 19. Jahrhunderts ein.

Jetzt möchte ich nur noch eines sagen. Was das 18. Jahrhundert betrifft.

Da fing nämlich das an, was im 19. Jahrhundert zur Katastrophe wurde. Nämlich, dass die Menschen, die da abgewandert sind aus der Landwirtschaft, aufgesogen worden sind.

Nicht nur von der Stadt als solcher, sondern von der Industrie. Von der aufblühenden Industrie, die jetzt arbeitsteilig gearbeitet hat. Das waren die ersten Migranten überhaupt in Europa.

Die kamen von draußen aus den Dörfern in die Städte, um dort zu arbeiten. Morgens früh mit zu Fuß dahin. Abends nach einem 10-Stunden-Arbeitstag dann wieder nach Hause gewandert.

Und diese Menschen wurden also aufgesogen von der wachsenden Industrie. Und bildeten dann das, was man heute Proletariat nennt. Oder damals Proletariat genannt hat.

Das waren alles Bauernsöhne. Aus den Dörfern. Und die waren natürlich so jetzt, haben sozusagen alles das an Geborgenheit verloren, was sie vorher hatten.

Und mussten jetzt auch anfangen, ihr Leben selbst zu gestalten. An das Bürgertum, an die Naturwissenschaft. Und wenn die dann Fragen gestellt haben, dann hat der Naturwissenschaftler zu ihnen gesagt, der Mensch stammt vom Affen ab.

Das war keine Antwort, was der Proletarier eigentlich hören wollte, wer der Mensch eigentlich ist. Er stammt vom Affen ab, also mehr ist es nicht. Und dann ist er zum Bürger gegangen und hat gesagt, du armer Mensch, studiere doch erstmal den Homera, dann verstehst du ein bisschen mehr von der Welt.

Also wie da plötzlich das Bürgertum weder keine Antworten geben konnte, den Bauern, dem Proletarier, und auch die Naturwissenschaften, keine Antwort geben konnte, auf deren Fragen. Und deren Fragen war eine soziale. Es war eine Frage, die in diese Richtung ging.

Vorausgegangen, oder am Ende dieser Entwicklung, naja am Ende nicht mittendrin, aber es überzog dann auch ganz Europa, das war die Französische Revolution. Möchte ich doch nochmal kurz erwähnen. Was ist denn eigentlich in der Französischen Revolution die große Triebfeder gewesen? Das hier, nicht das hier.

Die fragten nach Freiheit, die fragten nach Gleichheit und die fragten nach Brüderlichkeit. Das waren die hohen Ideale der Französischen Revolution, Freiheit, also Liberté, Egalité, Fraternité. Das waren die großen drei gewaltigen Ideale.

Man merkt, wie dieser Impuls des 15. Jahrhunderts im 16. Jahrhundert neu aufleuchtet.

Und wieder aufleuchtet in der Französischen Revolution. Und wieder mit Blut ertränkt. Wieder irgendwo, aber der Strom fließt unterirdisch noch weiter.

Ins 19. Jahrhundert. Und kommt dann erneut zu diesen Freiheitsbestrebungen 1848 und so weiter.

Aber zunächst mal haben wir es mit diesen gewaltigen Abwanderungswellen zu tun. Und im 19. Jahrhundert sind die Bauern wieder sehr hart verarmt.

Und derart nicht mehr wissen, wo es überhaupt weitergehen kann. Und alle Neuerungen kamen nicht aus der Landwirtschaft, sondern ausschließlich von außen. Das ist auch eine Tragik, die man sich mal ganz bewusst machen muss.

Dass alles, was die Lösung des eigenen Problems sein sollte, man nicht selber entdeckt hat als Landwirt, sondern er wurde restlos bevormundet durch den Input, der jetzt von außen in die Landwirtschaft einfloss. Und diejenigen, die die großen Fragen an die Landwirtschaft stellten, waren nicht die Landwirte selbst, sondern eben die Naturwissenschaftler. Und so gerade um die Wende des 18.

zum 19. Jahrhundert sehr stark in Paris, in der Sorbonne, aber dann später hier in Deutschland, in Gießen, tauchen jetzt Naturwissenschaftler auf, Chemiker überwiegend, auch Physiker, Fragen stellen, wie können wir euch helfen in der Landwirtschaft. Und die erste große Frage, die am Anfang des 19.

Jahrhunderts gestellt worden ist, das war die Frage, was ist die alte Kraft der Erde? Das war die Frage. Was ist die alte Kraft der Erde? Das wusste man. Man wusste, dass der Boden irgendwo eine alte Kraft hat.

Man wusste nicht, ob man die zurückführen sollte. Darum wollte man jetzt forscherisch nachgehen. Und man vermutete, dass es der Humus ist.

Und dann entstand die Humusforschung. Beginn des 19. Jahrhunderts.

Gleichzeitig entstanden die landwirtschaftlichen Fakultäten an den Universitäten. Die Universität Hohenheim, also damals Landwirtschaftliche Hochschule, Berlin-Dahlem, durch Albrecht Theer begründet, ein Zeitgenosse Goethes, der ursprünglich Arzt war. Es waren immer moderne Menschen, die jetzt den Impuls haben, wir müssen jetzt eine Wissenschaft begründen, wir müssen eine Ausbildung begründen, auf wissenschaftlicher Basis, damit wir den Landwirten helfen können.

Und unter denen, die da jetzt entscheidend auch gewirkt haben, möchte ich wenigstens nur die eine Person nennen, haben Sie ja schon mal gehört, oder? Liebig, Justus von Liebig. Der hat ja gelehrt, als junger Professor, nachdem er auch zuerst auch in Frankreich war, er hat in Gießen hier, jetzt in der Nähe. Und der war ein Universalgenie, kann man sagen.

Und der stand mit einem Bein noch im deutschen Idealismus der Goethe-Zeit und mit dem einen Bein bereits im Materialismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Und dieser Liebig, er hatte die zentrale Frage, wie kann ich euch helfen, euch Bauern, euch armen Bauern, um die Umgebung von Gießen.

Da ist er rausgegangen und hat dort gesagt zu den Leuten, sagt mir doch, wie ich euch helfen kann. Da wussten die gar nicht, was sie da antworten sollten. Da hat er gesagt, ich bin ja Chemiker und Physiker, ich kann der Chemie und Physik irgendwie einen Beitrag leisten.

Und was hat er gemacht? Er ist rausgegangen auf den Feld und hat Proben gesammelt von den verschiedenen Kulturpflanzen, ist dann reingegangen in sein Labor und hat die chemisch analysiert. Wenn man das chemisch analysieren will, muss man erst mal das Leben raustreiben aus diesen Pflanzenproben, aus den Blättern oder Stängen, was er da gesammelt hat. Dann muss man es tot machen, muss es durchs Feuer führen, dass die Asche übrig bleibt.

Dann fängt man an, die Asche zu analysieren. Dann hat er da drin alle möglichen Stoffe gefunden, also eine ganze Latte, die dann in periodischen Systemen versammelt sind, angefangen von Kalium und Phosphorsäure, Magnesium und Kalzium und die ganze Latte der Spurenelemente usw. Hat er gefunden.

Die Hauptsubstanzen, die in der Pflanze relevant sind für ihre Entwicklung, das ist Kalium und Phosphorsäure und der Stickstoff natürlich, aber den hat er von sich weggeschoben. Kalium und Phosphorsäure, das ist das Minimum. Wenn jedes Jahr die Pflanzen die aus der Erde rausholen, dann kann man ja absehen, dass irgendwann mal in der Erde nichts mehr drin ist.

Dass da notwendigerweise ein Defizit entsteht. Naja, uff, Zeit ist ja längst um. Und dieser Liebig, damit möchte ich die Sache jetzt abschließen, dieser Liebig hat daraus dann seinen Liebigdünger begründet, denn Kaliumphosphatdünger war, keine großen Erfolge erzielt und es waren richtig viele Tage gewesen, aber doch in der Folgezeit waren es acht Tage, wo einzelne Menschen, die dem Liebig die Treue gehalten haben und die haben dann bewiesen, dass dieser Grundgedanke von ihm hervorragend war und hervorragende Resultate erzeugt hat.

Ohne Stickstoff, nur Phosphorsäure und Kalium und sonst nichts. Auf ärmsten Sandböden nach 20, 30 Jahren konsequenter Arbeit dann also tolle Erfolge erzielt worden sind. Ich muss hier leider abbrechen dann werden sie morgen die Sache dann zu Ende führen.

Ich freue mich, weiterzukommen. Ich grüße Sie schön.

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