Hof als Organismus - 5. Folge von Manfred Klett, 2018

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Hof als Organismus - 5. Folge von Manfred Klett, 2018

Ja, wir wollen die gestrige Betrachtung fortsetzen und ich schaue nochmal kurz zurück. Es war ja so, dass wir uns jetzt länger befasst haben mit dem ganzen Entwicklungsweg, der in die Menschheit gegangen ist, in Bezug auf ihre Bewusstseinsgeschichtlichen Schritte durch die Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch. Und dass diese Bewusstseinsgeschichtlichen Schritte, also von dem Erwachen des Ich in der Lebensorganisation des Menschen, von dem Erwachen des Ich im Empfindungsleib in der urpersischen Kultur und von dem Erwachen des Ich dann in der Empfindungssäle in der gibtisch-kaldäischen Kultur und dem Erwachen des Ich in der Verstandessäle oder Gemütssäle.

Und jetzt heute stehen wir in dem Erwachen des Ich in der Bewusstseinseele. Das sind die großen Entwicklungsschritte im historischen Verlauf. Und wenn man sich in die hinein fühlt, also nicht nur hinein denkt, sondern wir sind ja auch fühlende Menschen, dass wir uns hinein versuchen zu versetzen in diese Zeitalter mal unter diesem Gesichtspunkt, dass wenn man zurückschaut in die vorchristliche Zeit von Menschenantriff, die ungeheure Fähigkeiten hatten, aber weit entfernt davon sind, welche Fähigkeiten wir heute haben.

Und die Fähigkeiten, die sie hatten, die haben wir heute nicht mehr. Sondern die Bewusstseinsentwicklung heißt Metamorphosen des Bewusstseins. Immer war der Mensch sozusagen auf einer hohen Stufe der Bewusstseinsbildung, aber eben entweder mehr träumend oder eben dann langsam erwachend bis hin zum vollen Erwachen, in dem wir uns heute erleben als Menschen.

Aber wir merken, dass wir eigentlich im Bezug auf unser eigenes Erleben als Menschen heute doch ziemlich dürftig ausgestattet sind, dass wir zwar uns erleben, aber wenn es darum geht, die Pflanze zu verstehen oder den Himmel zu verstehen oder irgendwie ein Tier zu verstehen im Stall oder so, dann merken wir, dass wir da ziemlich schnell passen müssen, dass wir eigentlich noch nicht wirklich durch die Oberfläche der Erscheinungswelt durchdringen mit unserem Bewusstsein heute. Aber wir sind wach geworden und wir wissen, dass ich es auf einen selbst ankomme, diese Wachheit immer wacher werden zu lassen. Also es ist ein Entwicklungsweg, den wir da versucht haben zu gehen und jetzt haben wir gesehen gestern, wie da eine Frucht daraus entstanden ist aus dieser ganzen Entwicklung, die sich dann in diesen vier Strömungen des Landbaus dokumentiert, in denen aber diese besonderen Fähigkeiten Ackerbauer zu sein, sozusagen die moderne Bewusstseinsentwicklung ihrer Zeit, das promethäische Element, dass das gebunden war an Völkerschaften.

Nicht an den einzelnen Menschen, die so waren, danach war es anders, sondern das war wirklich sozusagen noch so ins Blut eingebunden, in den Erbstrom. Durch die Jahrhunderte hindurch, stellen Sie sich mal vor, wie in diesen früheren Kulturepochen keine Schrift gab. Und trotzdem lebte in den Menschen ein Bewusstsein in Bezug auf Einsichten in die geistige Welt, die sich dann in Mythen niedergeschlagen hat, von unbeschreiblicher Dimension.

Also ich muss immer wieder neu sagen, die Kalevala in Finnland, das Nationalopos, wie man heute sagt, ist natürlich brauer Unsinn, das von Lönnrot aufgeschrieben wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, muss man sich mal so vorstellen. Im Norden Kareliens hat er da die Bauern aufgesucht, die sonst kein Mensch je gesehen hat, da kam er gar nicht hin. Im Gebiet bis rauf nach dem Nordmeer, in den Wäldern Finnlands, da hat er die aufgeschrieben, hat er gehört, was die Menschen sich da gegenseitig erzählen.

Dann schreibt er das nieder, dann wurde die Kalevala draus. Das sind tausende von Versen, die haben die treu erinnert. Das Erinnerungsvermögen dieser Menschen war weit, weit höher als das, über das wir heute verfügen.

So und jetzt haben wir gesehen, die Ackerbauer und demgegenüber polar, dazu die Hirtenvölker. Eine völlig andere Bewusstseinsverfassung und ich sagte, wie sich diese sozusagen spiegeln in dem Urbild von Kain und Abel. Kain der Ackerbauer und Abel der Hirte.

Und dass sie eigentlich, muss ich mal sagen, die Kulturträger waren in diesen vorgriechischen Zeiten, in Verbindung mit den Mysterien. Und dann hat es da herausgegliedert, der Gartenbau und der Obstbau. Das ist eine Errungenschaft und diese Errungenschaft nähert sich mehr und mehr jetzt dieser großen Ereignis der Zeitenwende und erfährt da eine Totalverwandlung, in dem sich dann erst im Verlaufe einer gewissen Vorläuferzeit von 500 Jahren immerhin, nach der Völkerwanderung, jetzt plötzlich die Frucht dieser Verwandlung erzeugt.

Gerade in den Ländern, die zu der Zeit, man möchte sagen, noch in dem Zustand der Primitivität lebten. Das stimmt nicht ganz. Es gab nie primitive Völker in dem Sinne.

Es gab immer eben Metamorphosen des Bewusstseins. Und diese Menschen, die nun diesen Impuls hier aufgegriffen haben, die waren nun völlig anderer Art als all diejenigen, die in der vorchristlichen Zeit Kulturträger waren. Da kommen wir nachher nochmal kurz drauf zurück.

Und da ist nun folgendes entstanden. Während das hier Menschheitsströmungen waren, die sozusagen locker nebeneinander existierten, zum Teil feindlich gesonnen, die Hirtenvölker gegenüber den Ackerbauern. Und andererseits aber doch, ich möchte sagen, in einer lockeren Ansiedlung, mal hier, mal dort, war der Obstbauer, der Gartenbauer, der Ackerbauer und so.

Es gab in vorchristlicher Zeit keinen Mittelpunkt. Nur die Mysterien. Die Mysterien waren sozusagen die Mittelpunkte.

Aber die waren so verborgen und so geheim, da konnte kein Mensch rein. Da musste man erst Stufen der Schulung durchlaufen, ehe man überhaupt zugelassen worden ist zu den Mysterien. Und es gab in dem Sinne für das Bewusstsein der Menschen keinen Mittelpunkt irgendwo.

Und jetzt im Durchgang durch dieses Ereignis nun erscheint plötzlich ein Mittelpunkt. Und ein Umkreis. Mittelpunkt und Umkreis, das ist das große Geheimnis der ganzen Entwicklungen der nachkrieglichen Zeit.

Denn der Mittelpunkt heißt ja, dass die Menschen plötzlich etwas erleben, was in ihnen Mittelpunkt ist. Und das ist das Ich. Das Ich, Herr Wachen, schreitet fort durch die Zeiten hindurch.

Und jetzt durch die Verstandeseele noch bis in die Bewusstseinseele, wo der Mensch mehr und mehr merkt, ich trage meinen Mittelpunkt in mir selbst. Ich bin ein Ich-Wesen. Ich bin nicht du.

Ich kann nicht sagen, ich wäre der andere, sondern ich bin der, der ich bin. Also diese Ich-Kraft aus sich selbst sich bestimmen zu wollen als Mensch ist neu. Ist erst seit der Neuzeiten im eigentlichen Sinne so richtig immer deutlich hervorgetreten.

Und heute, damals waren es noch wenige Menschen wie so einer wie der Kopernikus oder der Galilei oder so, die so richtig vorgeprescht sind im ganzen Zeitalter. Oder in den Künsten der Raphael oder der Michelangelo oder Leonardo da Vinci oder Dürer oder Grünewald. Das waren alles Menschen, die der Entwicklung vorausgeschritten sind.

Und die anderen sind nachgezogen. Und heute muss man sagen, wir alle, alle Menschen hier auf Erden plus minus und nicht nur in Europa, sondern rund um den Erdball sind in einer Situation, dass jeder anfängt, Ich zu sich zu sagen. Und aus diesem Ich-Gefühl heraus, dieser Ich-Empfindung heraus wirksam zu werden in der Welt.

Aus seiner Individualität heraus. Das ist das Neue. Das ist die Errungenschaft der Neuzeit.

Das veranlag sich jetzt hier in diesem, was ich hier an die Tafel gemalt habe, dass hier ein Mittelpunkt ist, ein, ich möchte mal sagen, moralisch sakraler Mittelpunkt, wo etwas an die Menschen herangeführt worden ist, aus dem Geiste, der sich hier eben artikuliert hat. Und dann jetzt ein Impuls gesetzt wird, dass aus der Kraft dieses Mittelpunkt-Erlebens heraus ein Stück Erde kultiviert wird. Mittelpunkt und Umkreis.

Und außen herum waren Marksteine gesetzt. Bis hierher und nicht weiter. Gewiss, es gab noch die Bauernwälder.

Man hatte mal Ornotte, Rechte ringsherum. Aber im Grunde genommen war das sozusagen das Areal, auf dem sich das Urbild Europas entwickelt hat. Die Dorfschaft.

Die Dorfschaft. Das Dorf. Das ist ein unerhörtes Ereignis.

Städte, ich sagte ja schon, Städte gab es eigentlich so gut wie nicht. Die waren alle ausradiert, was vor austro-römischer Zeit noch existierte. Und erst nach und nach haben sich dann aus den Dörfern auch Städte entwickelt.

Sondern was es neben den Dörfern gab, das waren die Klöster. Verstreut über die Lande irgendwo. Und die Seerwesen, die sich auch zu dieser Entwicklung selbstverständlich beigetragen haben.

Und die Pfalzen. Die Pfalzen, die waren auch verstreut über die Lande, wo der König oder der Kaiser von Pfalz zu Pfalz gezogen ist. Und hat gesehen, hört mal, seid ihr Königsreuder oder nicht? Hat da recht gesprochen.

Der König, der Kaiser war in diesen Zeiten, ab Karl dem Großen ganz besonders, war Stellvertreter Gottes auf Erden. In Bezug auf die äußeren sozialen Verhältnisse. Und der Papst in Rom war der Stellvertreter Gottes in Bezug auf geistige Angelegenheiten.

So war die Sache dann strukturiert etwa im 8. Jahrhundert. Karl der Große ließ sich Kaiser krönen in Rom. Und war damit legitimiert, jetzt die weltlichen Dinge zu regeln auf der Erde.

Und der Papst war dazu legitimiert, oder hat sich selbst dazu legitimiert, im Übrigen kann man fast sagen, über die geistigen Dinge zu befinden. Und so entstand dann auch damals eine Dualität, da möchte ich jetzt nicht weiter drauf eingehen. Damit war eigentlich veranlagt der ganze große Streit des Mittelalters.

Zwischen Kirche und Königtum. Von Karl dem Großen bis zu den Staufern im 13. Jahrhundert.

Und das setze ich natürlich auch durch alle Zeiten hindurch fort. Aber nun, das Geheimnis ist hier die Mittelpunktsetzung. Und eine geschlossenes Ganzes, ein Drumherum, eine Dorfgemarkung.

Und das, was die Menschen, die hier in diesem Mittelpunkt, was die da erlebt haben, indem da sich sozusagen am Altar ein bestimmter Kultus vollzogen hat, das hat die Gemütsseele geprägt, nicht die Verstandesseele. Sondern das menschliche Gemüt war so gewaltig in dieser Zeit ausgebildet, das ist immer wieder für mich erschütternd, wenn Sie irgendwelche Bilder aus dem 9., 10., 11., 12. Jahrhundert angucken, Malereien, was die Menschen da vergessen haben.

Diese Hingabe, eine totale Hingabe an irgendetwas, an irgendeinen Gegenstand der Welt. Alles, was die Welt den Menschen eingeprägt hat, hat das Gemüt geprägt und das Gemüt hat geantwortet in vollständiger Hingabe an das, um was es jetzt geht. Da sind alle jene Tugenden, waren da lebendig, die man zum Beispiel wie Ehrfurcht nennt.

Ich frage Sie, wo lebt die Ehrfurcht heute noch? Das frage ich wirklich. Gibt es den Begriff überhaupt noch? Lebt der überhaupt noch im Bewusstsein? Im Museum. Ich würde sagen, ja.

Ich glaube schon, dass es noch Momente der Ehrfurcht gibt. Es ist nicht erloschen. Aber wenn man das mal vergleicht mit dieser Zeit damals, und man schaue unter diesem Gesichtspunkt mal auf die ganze Kunst jener Zeit, da würde man einfach sagen, mein Gott, was lebt auch in den damaligen Sagen und Mythen auf? Das Parzival und so weiter.

Da merkt man, was da in den Menschen für Kräfte noch lebten, aus der Gemütseele heraus, entweder drauf zu hauen, also Krieg zu machen, oder aber so vollständige Hingabe. Man lebte in einem ganz anderen Verhältnis zur Natur und zu Menschen. Und der Quell dieser ganzen Kulturentwicklung ist letzten Endes das Dorf.

Das Dorf. Eine neue Gemeinschaft. Denn die Menschen, die sich hier versammelt haben, die waren nicht einfach nur Autortonen, das heißt, geschichtlich dort am Ort ansässig seit Urzeiten, sondern die haben sich ja versammelt aus der Völkerwanderung.

In der Völkerwanderung hat sich ganz Europa in Bewegung gesetzt. Es ist ja unbeschreiblich, wie die Ostgoten, die Westgoten, die kamen mehr oder weniger aus Asien, nach Westen gezogen. Und andere gotische oder beziehungsweise nordische Völker kamen von Gotland herunter, von Schweden herunter und zogen durch Deutschland bis runter nach Sizilien und so weiter.

Es war ja alles in Bewegung. Frankreich war vorher Gallien, jetzt ist es das Frankenland geworden. Die Franken haben dieses Land dann in Besitz genommen.

Also die Menschen, die jetzt hier sich zu einer neuen Gemeinschaft zusammengefunden haben, auch durchaus noch im Erbgang stehen. Zweifellos. Aber dennoch quasi wie eine Neuschöpfung.

Und diese Neuschöpfung hängt zusammen mit dem esoterischen Christentum der hibernischen Mysterien. Gerade so jemand wie Kolumbahn und seine Genossen, die haben ein Empfinden gehabt, dass hier auch eine neue Sozialität in der Dorfgemeinschaft sich begründen muss in Zukunft. Der eigentliche petrinische Impuls, das ist der Kirchenbau.

Aus Steinen was zu bauen, was Dauer hat. Und auch der ganze Kultus weitgehend kam aus dem petrinischen Christentum. Aber der Dorfgedanke, der ist hibernisch.

Und vielleicht kann ich das kurz mal noch sagen, ich komme nachher sowieso nochmal darauf zurück. Diese beiden Strömungen, sagte ich gestern, sind sich begegnet, die einen über die Alpen rüber kommen, das petrinische Christentum und die anderen von Westen kommen und begegnen sich im Bodenseegebiet Kolumbahn. Habe ich ja genannt, den Namen.

Wenn Sie heute in das Bodenseegebiet, in den Bodensee-Landschaftsfarmen, heute ist es nicht mehr so ganz leicht erfahrbar, aber man hat den Eindruck, diese Landschaft hat einen ganz eigenen Charakter. Da atmet sich irgendetwas, man weiß es nicht so recht was. Das Interessante ist, dass gerade heute die meisten heilpädagogischen Einrichtungen, sozialtherapeutischen Einrichtungen gerade in der Bodensee-Landschaft finden, dass das eine therapeutische Landschaft ist.

Also eine, die eine Geistesgeschichte hinter sich hat, die da in diesen Frühzeiten veranlagt worden ist. Und diese Veranlagung war eben durch die Begründung des Klosters Reichenau. Da möchte ich doch noch ein paar kurze Worte dazu sagen.

Es ist schon sehr rätselvoll, weil das nur ein ganz kurzer Augenblick war, was die Reichenau angeht, historisch gesehen. Nur ein Augenblick, wo man den Eindruck hatte, hier wird ein Mittelpunkt in Europa gesetzt. Das war nämlich in der Zeit um das Jahr 1000 herum.

Sie müssen sich vorstellen, da gab es Karl den Großen, um 800 wurde der gekrönt, der lebte also in dieser Zeit. Und die Karolinger, die haben dann noch eine Zeit lang weitergewirkt hier in Mitteleuropa, wurden in Europa aufgeteilt, die Enkel von Karl dem Großen und dann kamen die Otonen. Die Otonen kamen aus Sachsen, Otto der Große und dann sein Sohn, Otto der Zweite.

Das war derjenige, der den Dortenfelder Hof, dem Kloster Worms zu lehnen gegeben hat im Jahr 976. Also der Dortenfelder Hof steht ganz in dieser Tradition drin. Der war ein freier Königshof zu Karls des Großen Zeiten, freier Königshof.

Und dann Otto der Zweite hat dann diesen Hof zu lehnen gegeben, als Pfründe für das Kloster Worms, damit ein paar Mönche freigestellt werden konnten, um die Bibel abzuschreiben. Denn sonst waren ja alle irgendwo praktisch tätig, aber dass jemand freigestellt werden konnte, ein Mensch freigestellt werden konnte, um etwas zu tun, dass er seine künstlerischen Ambitionen oder sowas verwirklichen konnte in der Welt, dazu mussten Pfründe her, die das ermöglichen. Und das waren dann die Lehnen, die kaiserlichen, königlichen Lehnen an die Klöster.

Die haben das dann ermöglicht, dass der Zehnte dann abgeführt worden ist an die Klöster und finanzierten dann irgendwo ein, zwei, drei, vier Mönche. Und das geschah 976 im Dortenfelder Hof durch Kaiser Otto III. Und Kaiser Otto III., der Sohn dieses Kaiser Ottos II., der wurde nur 20 Jahre alt.

Und man nannte ihn schon damals das Wunder der Welt. Und der hat in seinen ganz jungen Jahren, er wurde dann ermordet, wie es sich gehörte zur damaligen Zeit. Dem war er ständig ausgesetzt, natürlich.

Auch wieder aus Gegensätzen zwischen Rom und dem, was sich da eigentlich neu entwickeln wollte. Jedenfalls dieser Kaiser Otto III., der hat das Kloster Worms zum Mittelpunkt gelegt. Zum Mittelpunkt seines ganzen Wirkens machen wollen in der Welt.

Und das war veranlagt. Und man kann ja heute noch irgendwie ahnen, wenn man da hinkommt, wenn man dieses wunderschöne Kirchenland sieht, das Münster von da auf der Reichenau, man ahnt, was da für eine Spiritualität aufgekeimt war. Das Kloster Reichenau war seit 700 bis 900, wurde es genannt, die Diplomatenschule Europas.

Das heißt, da wurden alle die Menschen erzogen, die dann am Hofe des Karls des Großen wirkten, also auch jene, die Beziehungen pflegten bis zum Hofe Harun al-Rashids in Bagdad und jene, die eine Beziehung pflegten zu dem, was man den Heiligen Gral nennt. Es war eine ungeheure Spiritualität, die da lebte und wirkte in diesen 200 Jahren. Später gab es nochmal eine zweite Blüte der Reichenau, aber da komme ich jetzt nicht drauf ein.

Es war eine wirkliche Hochblüte und die erwuchs im Wesentlichen aus der Reichenau als Kloster und eben diesen jetzt sich gestaltenden Dorfgemeinschaften. Der Höhepunkt der Dorfgemeinschaftsbildung war vom 8. bis ins 9. Jahrhundert. Also das 9. Jahrhundert ist eigentlich die zentrale Entwicklung des Dorfgedankens in Europa.

Und eben ausstrahlend über ganz Europa. Wo nur immer irgendwie Siedlungen sich entwickelt haben unter dem Einfluss der Klöster, das Christentum entwickelte sich in diesem Sinne das Dorf mit Mittelpunkt und Umkreis. Und man nannte damals, dann in der Folgezeit, die Bodenseelandschaft den Gottesgarten in der Mitte der Christenheit.

Der Gottesgarten in der Mitte der Christenheit, so hieß die Bodenseelandschaft damals. Und um den Bodensee herum bauten sich Klöster und Klöster und Klöster. Die Orden, die ganzen Orden, die sich später dann aus den Benediktinern heraus entwickelt haben, wie die Cistercienser oder Augustiner oder wie sie alle hießen, die Dominikaner, die haben sich dann nach und nach alle so schön um den Bodensee herum angesiedelt.

Eine unglaubliche Kulturblüße. Und etwas von dieser Qualität, die kann man, wenn man sich damit mal ein bisschen beschäftigt hat, dann irgendwo merkt man das in dieser Landschaft. Auch heute noch.

Es ist eine therapeutische Landschaft. Also nicht umsonst, dass da diese vielen gerade sozialtherapeutischen Einrichtungen auch angesiedelt sind. Nun, also das war jetzt nur nochmal ein Hinweis darauf, dass das hier eigentlich, möchte ich mal sagen, die Begründung der Dorfschaften mit Mittelpunkt und Umkreis, dass das die Urzelle Europas ist, dass das der eigentliche kulturtragende Impuls war, in Verbindung mit den Klöstern selbstverständlich, der kulturtragende Impuls, der über tausend Jahre, weit über tausend Jahre gewährt hat.

Nicht umsonst heißt im Russischen das Dorf Mir. Aber Mir heißt sogleich Friede. Das heißt, das Dorf war eigentlich der Mittelpunkt auch eines friedvollen Wirkens an der Erde durch alle Jahrhunderte hindurch, aus Bewusstseinsuntergründen, spirituellen Untergründen, die eben aus diesem Mittelpunkt erflossen.

Nun möchte ich mal der kurzen Frage nachgehen, was waren das jetzt eigentlich für Menschen, die sich da angesiedelt haben in so einem Dorf, die da jetzt irgendwo herkamen oder da über die Völkerwanderung da sich jetzt gerade eingefunden hatten. Es waren einmal die Kelten. Die Kelten waren schon länger ansässig in Europa, also hier.

Die Kelten waren ansässig vom Schwarzen Meer über den ganzen Balkan, dann nördlich der Alpen, wie in einem Streifen durch Süddeutschland hindurch, dann über Frankreich bis nach Irland rüber. Das war alles keltisch. War ein riesengroßer Boom.

Und diese Kelten, die hatten eine ganz eigene Kultur auch entwickelt, standen viel stärker mit den Römern in Verbindung, solange die Römer da ihr Imperium hatten. Und die andere Bevölkerung waren die Germanen. Und die keltischen Stämme und die germanischen Stämme waren außerordentlich vielfältig, aber es waren eben Träger, die waren im Wesentlichen Träger, die Germanen der Völkerwanderung.

Und was waren das jetzt für Leute? Also gerade die Germanen. Die Kelten waren schon viel gebildeter im gewissen Sinne. Die waren, man kann nicht sagen wild.

Das wäre völlig falsch, das so zu sagen. Sie waren auch nicht einfach nur grobschlechtig, überhaupt nicht. Es ist schwer, irgendeinen Namen zu finden, was die eigentlich waren.

Die hatten Qualitäten, die noch völlig der Entfaltung bedurften, um sichtbar zu werden. Diese Menschen haben nicht teilgenommen an dieser Entwicklung, die ich hier geschildert habe. Von Ur-Indien, der Pflege der ätherischen Organisation.

Oder über Ur-Persien, der Pflege des Astralleibes als noch eine Ganzheit. Und dann die Ägypter, die die Empfindungssäle herausgebildet haben. Dann die Verstandessäle, die Römer und so weiter.

Bis zur Bewusstseinssäle hin. Das hatten die alles gar nicht. Die waren insofern, könnte man sagen, wild.

Sie waren zurückgebliebene Völkerschaften aus noch früheren Vergangenheiten. Und insofern könnte man sagen, ungebildet bis zum, es geht nicht mehr. Die hatten ihre Götter.

Die kennen ja vielleicht die Äther oder so. Dann merken sie schon, da ist eine gewaltige Welt. Aber alles hat diesen unglaublich starken, diesen inneren, wie soll ich sagen, starkmütigen Charakter.

Und diese Menschen hatten diese seltsame Eigenschaft, irgendwo mit dem Tod befreundet zu sein. Sie sahen im Sterben den Heldentod zu erleben auf dem Schlachtfeld, das war ungefähr das Höchste. Das heißt, sie hatten so eine Kampfesnatur.

Und die war so ausgebildet, so stark, dass man sagen kann, wenn man nicht irgendwo mal im Kampf an die Grenze seines Seins geführt worden ist, dann taugte man eigentlich nichts. Man musste kämpfen. Starkmütig waren diese Menschen.

Unglaublich starkmütig. Und die brauchen nur die ganzen Lüten zu lesen. Das Nibelungenlied, das ist natürlich ganz extrem.

Oder ein Beowulf, das ist in England geschrieben worden. Oder eben das Hildebrandlied. Weiß man heute, leider Gottes, alles gar nicht mehr.

Man muss sich da mal reinleben, wie die gedacht haben, wie die geschrieben haben, was sie wollten in der Welt. Die haben sich erst mal allesamt aufs Haupt gehauen. Das war das Allerbeste.

Kommen wir gleich nochmal drauf zurück. Also eine ganz eigenartig starkmütige Welt, die hatten nicht ihre Leiblichkeit, ihre Wesensglieder, die Lebensorganisationen und so weiter, durchgebildet wie diese vorchristlichen Völker. Die hatten an dieser ganzen Entwicklung so gut wie nicht teilgenommen.

Und jetzt tauchen die da plötzlich auf und erobern nach und nach das ganze römische Reich. Das ist deren Qualität gewesen. Deren Qualität bestand darin, deswegen suchten sie immer den Kampf.

Das Ich Erwachen. Die hatten viel, viel stärker als die vorchristlichen Völkerschaften. In diesem Mut, den die hatten, in dem Starkmut, in dem sich kämpfend auseinandersetzen mit der Welt, da lebte plötzlich jetzt in dieser Ungeformtheit ihrer Leibesglieder, lebte das Ich auch.

Aus jeder Zeile könnte das fast lesen, wenn sie so ein Hildebrandlied zur Hand nehmen. Nun also, diese Menschen kommen jetzt in einen solchen Zusammenhang und erleben jetzt hier diesen Mittelpunkt. Erleben, was daraus spricht.

Und das für diese Menschen war die Begegnung mit dem Christentum, die Erhellung ihrer eigenen Ich-Natur. Sie wurden wach im Ich. Und der Leib selber, der hatte noch diese ungeheure, ungeformte Kraft.

Die erwachten in ihrem Ich. Und das war dann ein langer, langer Weg durchs Mittelalter hindurch, dass diese Kräfte, die da in den Menschen lebten, dass sie verwandelt worden sind, eben in etwas Neues. Wollte ich was sagen? Ja, ich wollte fragen, wie es zum Zusammenhang der Leib-Eigenschaft mit dem Erwachen des Ichs zusammenpasst.

Ja, also die Leib-Eigenschaft, die ist ja eigentlich erst später so richtig zum Zuge gekommen. Und da war schon alles dekadent. Und es hat ja noch lange, lange gedauert, bis sie aufgehoben worden ist.

Es ging ja noch bis ins 19. Jahrhundert. Und zum Teil erst im 20.

Jahrhundert. Also es ist unglaublich. Aber da war das alles schon total dekadent.

Aber im Laufe unserer Betrachtung werden wir noch sehen, was da für Geschehnisse noch stattfinden müssen, um sich davon zu befreien. So. Was sich da vollzogen hat? Dieses Ich-Erwachen, das wird nirgends schöner dargestellt als in Parsifal von Wolfram von Eschenbach.

Hat im 13. Jahrhundert aufgeschrieben, bezieht sich aber absolut auf das 9. Jahrhundert. In die Zeit des Heiligen Graal.

Und ich sagte ja schon, dass das Kloster Reichenau eine Beziehung gepflegt hat zu dem Heiligen Graal. Die waren da auch einverwoben. Was es mit dem Heiligen Graal auf sich hat, möchte ich jetzt gar nicht weiter verfolgen.

Und dann nur das eine. Parsifal ist ein Mensch, ein typischer Repräsentant dieser ungeformten, willenshaften, ungemein willenshaften Natur. Zunächst der Sohn der Herzeleide und des Gawahn, die da als Vertreter der Graalsfamilie in der Welt gewirkt haben.

Und Gawahn, der Vater, hat dann auch irgendwann bald seinen Tod gefunden. Die Herzeleide war dann Witwe geworden, hat ihren Sohn genommen, Parsifal, und zog sich in Wälder zurück, damit der Sohn ja nicht wieder in Versuchung kommt, Hütter zu werden und wiederum irgendwo frühzeitig seinen Tod zu finden in den Auseinandersetzungen. Und da wächst nun dieser Parsifal auf, ganz im Walde, verborgen, und der Obhut seiner Mutter.

Und jetzt eines Tages geht er raus, und da sieht er im Wald, sieht er so etwas glitzern. Da waren das drei Ritter in ihren Rüstungen, wo das Sonnenlicht, wo die Bäume gebrochen waren, auf die Rüstungen fielen. Und das glitzerte so auf, und da war der so wahnsinnig fasziniert.

Das wollte er auch werden. Er wollte Ritter werden. Er sah diese Gestalten, und irgendwo war da sein Ideal erfüllt.

Und es dauerte nicht lange, dann zieht er von zu Hause weg. Und völlig, also der Tumbeltor schlechthin, was typisch ist für diese Bevölkerung damals, der Tumbeltor, der sah seinen Ursprung, der dann auch in den Märchen überall auftaucht. Der Tumbeltor.

Also der, ich möchte sagen, Tumb heißt nicht dumm, sondern einfältig. Noch nicht wirklich in der Welt mit Bewusstsein stehend. Also zieht er los, und was macht er? So jung wie er ist, er klaut einem schlafenden Ritter die Rüstung, und zieht sie sich an, und stattet sich aus mit dessen Waffen, und zieht los.

Und meint, er könnte jetzt im Kampf die Welt erobern. Und wenn dann jemand das Weg kam, irgendein anderer Ritter, dann hat er versucht, ihn gleich aufs Haupt zu schlagen. Wenn Sie das schildern, ist es sehr vereinfacht, hätte ich gesagt.

Wenn Sie das lesen zunächst mal, dann merken Sie, da ist eine tiefe Veranlagung in diesen Menschen, im Kampf sich selbst zu erleben als ich. Den Kampf zu suchen förmlich. Und so zieht er nun seinen Weg, und haut dann wieder einem so richtig mal auf den Kopf.

Und dann liegt er da, und was macht er? Er steigt herunter, zieht sein Visier herunter, und beugt sich zu ihm, und sagt ihm, ich heiße Parsifal, wie heißt du? Das ist die wunderbare Offenbarung einer bestimmten Bewusstseinshaltung, die es vorher nie gegeben hat. Dass da einer sich vorstellt, erst mal dem durch Handlung eins aufs Haupt gibt, kannte den gar nicht, und dann stellt er sich vor, und sagt, ich heiße so, wie heißt du eigentlich? Also erst die Handlung, dann die Erkenntnis. Das ist diese typische Haltung, die man da in dieser mittelalterlichen Zeit findet.

Erst drauf, und dann, aha, das handelt sich ja hier um den und den und jenen. Sodass allmählich durch diesen Impuls hier, jetzt dieser ungeheure Starkmut, und das wird beschrieben dann in Parsifal von Wolfgang von Eschenbach, man zunächst mal in Einfältigkeit seine eigene Ich-Natur erlebt, und dann seinen Irrweg geht durchs Leben, Irrwege noch und noch, und er wird dann zum Graal hingeführt, und er sollte dort erkennen, das Leiden dieses Menschen, Gurnemanns, er sollte das jetzt erkennen, und er erkennt es nicht, er stellt keine Frage, er stellt noch keine Frage. Die Menschen haben damals noch nicht gefragt, die haben gehandelt, und jetzt muss er den Graal wieder verlassen, muss wieder seinen Irrweg gehen, und allmählich lernt er, die Kraft, die in ihm lebt, seinen Starkmut, zu verwandeln in eine ganz neue Tugend, in die Demut.

Starkmut verwandelt sich durch diesen Impuls in diese ungeheure Kraft der Demut, der Hingabe an den anderen Menschen, und erst daraus war er in der Lage, die Frage zu stellen. Das sind Bilder, das sind unglaubliche Bilder, wo man merkt, diese Verwandlung des Handelns des starkmütigen Menschen zu einem Menschen, der sich jetzt überhaupt durch die Frage der Welt öffnet. Die Fragehaltung ist eine ganz moderne Entwicklung, das Ich stellt die Frage, das Ich zweifelt, und daraus entstehen Fragen, und man möchte Erkenntnisse gewinnen, nachdem er vorher erst mal nur gehandelt hat.

Das bezeichnet eigentlich die ganze Parthivalsage. Es ist beispielhaft für die ganze Bewusstseinshaltung des frühen Mittelalters, 9. Jahrhundert. Also die Wandlung von Starkmut in Demut.

Das ist ein unerhörtes Ereignis, was die Grundlage auch der ganzen Bewusstseinsentwicklung in Europa ausmacht, dass so eine solche Qualität in den Menschen aufgelebt ist. Jetzt die andere Frage. Was hat sich denn nun abgespielt hier in diesem Mittelpunkt? Denn es war ja so, dass der wirklich der geistige Mittelpunkt der ganzen Dorfschaft war, der Dorfgemeinde.

Weil sie hatten ja keinen anderen Quell, sie hatten nur die Natur natürlich um sich herum. Und die kannten sie ja einigermaßen. Sie lebten noch sehr in atavistischem Bewusstsein.

Das kann man auch in den Märchen noch erkennen. Und jetzt ist hier nun ein Impuls wirksam im Inneren dieses Raumes. Sie müssen sich mal vorstellen, diese Kirchbauten, die waren ja alle zunächst mal eine ganz kleine Kapelle.

Aber sie waren allemal schon immer größer als die Behausungen der Bewohner. Das waren so Karten, das waren so ganz dürftige, wirklich so dürftigste Häuschen oder Strohdächer unter denen, die da gelebt haben. Und plötzlich aus der Gemeinschaft wächst da jetzt ein Impuls heraus, hier einen solchen Bau zu entrichten als Mittelpunkt.

Auch steingemauert, mächtig. Und immer höher wurde der und immer breiter und immer länger. Ja, da haben die Menschen eben, möchte ich mal sagen, Nahrung bekommen für ihr Ich.

Die Bedeutung des Christentums liegt darin, dass der Mensch aus ihm Nahrung sucht für seine eigene Ich-Entwicklung. Also dass das Ich stärker wird, immer stärker ins Bewusstsein eintritt, als das eigentlich seelische Empfinden. Im Seelischen lebt man noch ganz irgendwo im Allgemeinen.

Aber dass das Seelische selber geistig sich erkraftet zum Ich-Bewusstsein, der Quell, den muss man hier suchen. Im Ursprung, nicht heute. Das ist alles, das hatte alles seine Zeit, alles seine Zeit.

Was war nun eigentlich der eigentliche Impuls der Erschließung der Erde durch diese Art der Zusammenführung der vorchristlichen Vierströmungen des Landbaus? Das Besondere ist, dass jetzt ein und derselbe Mensch, das sagte ich gestern schon, die Fähigkeit erlangt habe aus der Erkraftung seines Ich, jetzt Ackerbauer zu sein und Viehzüchter und Gartenbauer und Obstbauer in einer Person. Diese Fähigkeit wuchs. Und das ist ein typisches Phänomen des Ich, dass es Dinge, die getrennt sind, zusammenführt.

Dass eine Ganzheit entsteht. Und die Dorfgemarkung war eigentlich nur eine Spiegelung dieser Ich-Werdung der Menschen, die sich dann in ihrer Arbeit niedergeschlagen hat. Ora et labora.

Und nun hat diese Dorfgemarkung noch eine besondere Entwicklung genommen, von dieser Frühzeit an, dass nämlich alles, was Ackerbau war, die Gemarkung in drei Teile geteilt wurde. Etwas, was wahrscheinlich auf keltische Zeiten zurückgeht. Und dass die Menschen jetzt hier im Dorf, hier haben sie Gartenbau betrieben, also alle Gemüsearten, Grubbgemüse, Feingemüse, Beerenobst, hier war auch die Bienenhaltung angesiedelt, die Gärten waren umzäunt gegen den Wildeinfluss usw.

Hier wurde Obstbau betrieben. Hier Wiesen- und Weidewirtschaft. Und nun haben diese Menschen den größten Teil der Gemarkung in diese drei Teile geteilt.

Und haben einen Ackerbau betrieben, ein ungeheurer Schritt aus der vorgegebenen Zeit. Ackerbau betrieben, indem sie in diesem Drittel der Dorfgemarkung die ganzen Winterfrüchte angebaut haben, die Winterungen. Und in dem zweiten Drittel die Sommerungen, die Sommergetreide.

Also Winterweißen, Wintergerste, Winterroggen. In dem einen Drittel die Sommerungen, das ist Hafer, Sommergerste, Sommerweißen. Und dann, was man im Sommer sonst noch vielleicht anbaut, zur damaligen Zeit.

Also Hirse z.B. oder Erbsen. Alles Früchte, die man hier aus dem vorderen Orient übernommen hat. Die versammelten sich hier jetzt.

Und das dritte Drittel hier, das lag brach. Das ist die Brache, da wurde nichts angebaut. Da wurden nur in einem Jahr, im Frühjahr, sind sie da mit ihren einfachen Gerätschaften drüber geeckt oder so.

Nicht gepflügt, einfach geeckt. Und haben den Boden angeregt, dass dann noch zusätzlich Unkrautsamen auflaufen. Dass Klee aufläuft, dass andere Wildpflanzen da auflaufen.

Und so besämmerte sich die Brache. Und war dann die Grundlage dafür, dass ab Sommer, nachdem die Weiden oder das Futter erschöpft war, wurde das Vieh dann auf die Brache rausgetrieben. Und das Vieh fas dann diese Weiden ab, diese Brachflächen ab.

Und hinterließ den Dünger, hinterließ auch die Jauche. Und auf diese Weise wurde diese Brache gedüngt. Ein Ruhejahr in Verbindung mit einer natürlichen Düngung.

Und gleichzeitig wurde auf die Brache aber auch Allermiss, der hier während des Winters angefallen war als Stapelmiss, der wurde hier auf die Brache rausgebracht im Herbst dieses einen Jahres. Und im nächsten Jahr folgte dann die Brache auf die Sommerung. Und die Sommerung auf die Winterung.

Und die Winterung auf die Brache des Vorjahres. Diese Dreifelderwirtschaft, die klassische Dreifelderwirtschaft. Und die ist ja auch in den Serienwerfverruf geraten, in den jüngsten Zeiten, weil man sich gesagt hat, die hätte überhaupt nicht funktioniert.

Hat auch vielfach zuletzt nicht mehr richtig funktioniert. Aber das hat ganz andere Gründe. Das hat funktioniert über nahezu, kann man sagen, 1000 Jahre.

500 Jahre allemal. So lange hat es funktioniert, als das germanische Recht galt. Sobald das römische Recht Einzug gefunden hat, teils durch die Klöster, dann durch den Adel, später dann im 14., 15., 16.

Jahrhundert, wurde plötzlich der Grund und Boden als Eigentum erklärt. Als Privateigentum. Und jeder hatte ein Recht, eben sein Eigentum zu bewirtschaften.

Bis dato, in diesen Ursprüngen, gab es kein Eigentum. Das germanische Recht kannte kein Eigentum in dem römisch-rechtlichen Sinne. Privare heißt ja auf Latein rauben.

Das ist eine ganz interessante Ableitung des Wortes. Privateigentum ist geraubtes Eigentum. Wenn Sie tiefer denken, immer tiefer, immer nochmal ein Stockwerk tiefer denken, dann werden Sie das wirklich verstehen, dass es eigentlich kein Eigentum am Grund und Boden geben kann.

Undenkbar. Damals lebte noch in den Menschen dieses Gefühl, die waren viel trächtiger als wir heute, viel exakter im Fühlen, dass das eine Schöpfung ist, auf die ich keinen persönlichen Anspruch heben kann. Sondern der Grund und Boden ist nicht vermehrbar, wie sonst irgendwas, was man kaufen und verkaufen kann, sondern der ist ein Fixum und der ist die Grundlage dafür, dass da etwas heraufwächst, was für alle Menschen da ist, nämlich die Ernährungsgrundlage.

Also in diesen Zeiten lebte noch ein ganz anderes Rechtsgefühl. Und in einem solchen Dorf hatte der in der Dreifelderwirtschaft, wenn er eine große Familie hat, mehr Land in diesem Drittel und in diesem Drittel und in diesem Drittel. Und wenn es eine kleine Familie war mit geringeren Bedürfnissen, hat er eben weniger Landrechte zur Nutzung.

Das war ganz flexibel gehandhabt. Und es gab eben dann den Ältestenrat in den Dörfern der Ting, Ting nannte man das in frühesten Zeiten, wo dann die Ältesten jedes Jahr neu die Rechtsordnung bestimmten. Entweder sie bestätigten die bestehende Rechtsordnung oder sie haben sie den entsprechenden Entwicklungsergebnissen angepasst.

Also das ist hier jetzt die Dreifelderwirtschaft. Und diese Dreifelderwirtschaft ist es eigentlich, das ist die erste Fruchtfolge. Also erst einmal haben die natürlich die ganze Gemarkung bearbeitet.

Also die haben die Bodenbearbeitung aus der vorgerichtlichen Zeit übernommen. Sie haben die Bodenbearbeitung verfeinert. Erst hauptsächlich seit den keltischen Zeiten gibt es den Pflug.

Caesar, als er von Rom nach Norden gezogen ist, kommt dann nach Gallien und ist auch ganz erstaunt, wie die Leute ihren Boden bearbeiten. Zwei Schare, mit Pferdezug, zwei Schare, unvorstellbar für die Römer. Die haben noch geritzt ursprünglich.

Und also die Bodenbearbeitung war schon sehr weit gedehnt in ihren Regelungen. Jetzt ist das die erste wirkliche Fruchtfolge. Sie müssen sich vorstellen, in den frühfristigen Hochkulturen, sagte ich, war das der Organismus im Naturwachstum.

Da waren die Bedingungen der Natur noch so, dass man gar nicht groß was machen wollte. Die Natur hat sich selber gedüngt. Durch die jährlichen Überschwemmungen, durch die Sedimentationen von Humus, von Feinteilchen, Tonen und so weiter.

Jedes Jahr haben sich die Böden verjüngt. Wunderbar scheinende Sonne von da oben, Wärme und Luft und Wasser und Erde, das stimmte zusammen. Da brauchte man nur noch so ein bisschen nachhelfen.

Das war in diesen Kulturen. Und in anderen Gegenden der Erde hat sich dann die Brandkultur entwickelt. Und die Brandkultur, die hat auch funktioniert als eine Art Fruchtfolge, indem man ein Stück Wald abgebrannt hat, aber ganz, ganz, ganz definiert abgebrannt hat.

Und dann hat man sieben Jahre lang diese abgebrannte Fläche kultiviert. Das war die Asche, die natürlich auch stark düngend gewirkt hat. Und dann hat man wieder ein weiteres Stück Wald abgebrannt und das Vorausgehende hat sich dann wieder regeneriert.

Auf diese Weise wanderten sozusagen diese Siedlungen durch die Wälder durch. Aber hier in Europa hat sich jetzt ein System entwickelt, wo man den Wald nur einmal gerodet hat. Also im sechsten Jahrhundert ging das richtig los.

Und die zweite große Rodeperiode war dann im elften, zwölften Jahrhundert. Durch die wachsende Bevölkerung hat man auch die Wälder hier, den Odenwald oder den Schwarzwald oder hier in Taunus, hat man angefangen, die Wälder auch da Lichtungen reinzuschlagen. Jedenfalls das war eine einmalige Rodung.

Aber dann hat man dieses Kulturland so behandelt, dass es sich aus sich selbst wieder regeneriert hat. Auf diesem Wege des Wanderns der Früchte durch die ganze Dorfgemarkung im Ackerbau, dass es ein System war, wo der Humusgehalt der Böden sich wirklich auf einem Niveau halten konnte. Auf diesem Wege.

Also die Brache war eigentlich die Ruhezeit, wo der Boden sich regenerieren konnte. Und dann folgte die Winterung, die sehr viel Kraft aus den Böden, Furchtbarkeitskraft in Anspruch genommen hat. Und dann die Sommerung und so.

Taunus, ja, rotiert. Das ist die Dorfgemarkung. Die letzten Reste, ja.

Weiß man, ob da schon Mist auf die Felder gebracht wurde? Ja, das meine ich eben. Das habe ich auch schon gesagt. Also die wurden einmal rausgetrieben auf die Brache, die Kühe gehütet, auch die Schweine, auch die Schafe.

Und dann wurde noch der im Winter anfallende Stapelmist auf die Brache rausgebracht. Das funktionierte alles. Das funktionierte weit über die Zeiten und wir profitieren heute davon, wenn wir das wieder begreifen.

Dadurch haben die jetzt tatsächlich ihre Bodenfruchtbarkeit erhalten. Auf diesem Wege sind eben dann auch alle Früchte der vorgerichteten Entwicklung, die haben sich hier jetzt versammelt in einem solchen Dorf. Selbstversorgung.

Da hat sich die Gemeinschaft weitgehend selbst versorgt. Es fielen dann langsam, langsam an die ersten Märkte, wo die Bauernüberschüsse dann irgendwo hin verbrachtet haben, wo dann auch mehr Handwerker waren und wo Handel war. Dann entstanden die freien Reisstädte und dann ordneten sich dann die Dörfer so ein bisschen um die Städte herum und es entstand dann auch ein Markt.

Aber zunächst einmal war es natürlich für die Dorfgemeinschaft eine Art Selbstversorgung. Die ganze Dorfgemachung. Nun möchte ich noch ein zweites hier anführen in diesem Zusammenhang.

Nämlich nochmal auf den Mittelpunkt zurückgehend. Da haben die diese riesen, also wachsenden Bauwerke errichtet. In Stein.

Gehauen. Diese kleine Gemeinschaft hier. Und später, also zunächst war es die Romanik.

Und die Romanik, die Ur-Romanik, die ist noch so, dass sie kaum über die Baumwüste heraus reicht. So richtig geduckt sozusagen gegen sich, wie wehrend gegen die Wildheit der Naturen drumherum. Und je mehr nun die Entwicklung fortschreitet durch das 9., 10., 11., 12.

Jahrhundert, merkt man, dass die Bauwerke immer gewaltiger werden. Solche, die Romanik hat sozusagen, da hier ihre Entwicklung genommen, hat sie sich zu dem bloßen Schiff, Kirchenschiff, noch den Turm dazu entwickelt im 10. Jahrhundert.

Und also hat eine wunderbare, gewaltige Bauwerke. Die sind regelmäßig abgebrannt, weil die so viele Kerzen da drin stehen hatten oder sowas. Und dann mussten sie wieder neu aufbauen.

Wenn was gebrannt hat, dann waren es meistens die Kirchen. Durch die vielen Lämpchen und Kerzen und die da eben drin. Naja, und so hat sich die Romanik hier vor allen Dingen, in Verbindung mit den Klöstern hier vor allen Dingen, in jeder Dorfkirche offenbar, zu immer gewaltigeren Bauwerken.

Und dann kommt der Übergang zur Gotik im 12. Jahrhundert, 1120, sowas geht es los, kommt die Gotik und da sehen wir plötzlich Bauwerke aus dem Mittelpunkt dieser Dorfschaften herauswachsen, die fast den Himmel erstürmen wollen, der Gotik. Und das eine Beispiel, was ich nur erwähnen will, das eine bedeutendste Beispiel überhaupt in dieser Zeit, das ist Chartres.

Ich weiß nicht, ob Sie jemals in Chartres waren. Wenn Sie nicht waren, dann fahren Sie mal hier nach dem Chorus nach Chartres. So schlage ich Ihnen vor, dass Sie das machen.

Das ist also ein Menschheitswunder, was da gebaut worden ist im 12. Jahrhundert. Und wo Sie sich vorstellen müssen, dass das nichts anderes war wie ein Dorf.

Das heutige Chartres, wie es heute noch ist, ist ein kleines Städtchen geworden in der Boos. Die Boos ist eine große Ackerbaulandschaft drumherum. Und dann bauen diese Menschen, es waren nicht nur diese Menschen, sondern es war ein Impuls, der so wie ein, durch die Lande zu die Menschen sind nach Chartres gewandert, aus anderen Dörfern.

Die Grafen haben sich vor die Karren gespannt, die Herrzöge, der Adel, haben Steine aus dem Steinbruch geschleppt, um diesen Bau aufzuführen. Und wenn Sie den heute sehen und sich vorstellen, dass die Bauern, die da gesiedelt haben, um diesen Kirchbau, das war ganz da unten irgendwo, so ein ganz unscheinbares Behausung. Und jetzt dieses gewaltige Bauwerk.

Über Jahrzehnte gebaut. Ein Impuls, der gehalten hat. Über Jahrzehnte, immer hat man weiter gestaltet und hat den zu einem der höchsten Kunstwerke der ganzen Menschheitsgeschichte errichtet.

Über tausend Plastiken hat diese Kirche. Wunderschön plastiziert. Und wenn Sie das anschauen, wenn Sie Chartres anschauen, dann haben Sie den Eindruck, Griechenland ist wiedergeworden.

Aber nicht die griechische Statue wie damals, sondern mit derselben Kunst, mit derselben Kunstfertigkeit, werden Gestalten geschaffen, von denen man den Eindruck hat, wie wenn die eine Innerlichkeit hätten, was die griechischen Statuen nicht haben. Die sind lebendig, ungeheuer lebendig in der Form. Aber hier bei diesen Statuen merkt man, wie wenn die Innerlichkeit, mit der sie selbst geschaffen worden sind, von den Menschen, wie wenn aus diesen Gestalten ein Innenwesen heraus spräche.

Das ist das Ausschein, natürlich, klar. Aber so kunstvoll wie die Kunst in Chartres ist auch nie wieder gebaut worden. Also man kann keine Worte drüber machen, sondern man muss es mal anschauen, auch die Glasfenster.

Es ist wirklich eine der gewaltigsten Schöpfungen überhaupt der ganzen Menschheitsgeschichte. Die wuchsen also hier aus diesem Mittelpunkt in der Dörrschaften heraus. Und die wurden immer gewaltiger.

Die Gotik hat sich ja gemächtig entwickelt dann im 13. Jahrhundert und kommt langsam zu Ende im 14. und 15.

Jahrhundert. In der Bergsteingotik, die dann hauptsächlich im deutschen Osten bis tief nach Polen rein sich entwickelt hat. Plötzlich ist zu Ende.

Ein ganz gewaltiges Aufblühen im Hochmittelalter. Mächtige Bauten, alles aus den Dörrschaften heraus. Das waren alles ja Dienstleistungen, die die Menschen da erbracht haben.

Neben dem, dass er tagsüber im Stall, morgens im Stall war, anschließend auf dem Acker draußen, haben sie diese Türchen gebaut. Und dann kommt eben die Gotik, die Hochgotik. Und in der Gotik kann man sehen, das äußere Kennzeichen ist ja da, dass das Rundbogenfenster sich dann nach oben zuspitzt, immer spitzer wird und die Bauwerke immer höher werden.

Alles so himmelstrebend ist. Nun diese Gotik, da hat man den Eindruck, die setzt den Schlussstein zur ganzen vierten nachatlantischen Kultur. Griechenland und Rom.

Da kommt es jetzt zu Ende mit dem Schlussstein oben, mit der riesigen Gewölbe da oben, die so gewölbt sind, dass ein Stein es braucht, um das Ganze zusammenzuhalten. Und dieses Seitenstreben, um die Kräfte abzufangen, über die Seitenschiffe und so weiter. Also da entwickelt sich ein unglaublicher Impuls und immer höher und immer höher und gewaltiger ein Schlussstein und Schluss ist es.

Im 14., 15. Jahrhundert, also Beginn des 15. Jahrhunderts, alles ist vorbei.

Die Kulturlandschaft um sich herum ist fertig. Die Dorfschaften haben ihre hohen Kulturblüten erlebt. Nicht eine an der anderen.

Hier mag kein Wald dazwischen gewesen sein. Und hier war schon der nächste Kirchturm und hier war der nächste Kirchturm. So Dorfschaft an Dorfschaft.

Wie ein Netz spannte sich über ganz Europa immer diese Mittelpunkte. Man lief von Dorf zu Dorf, wanderte durch den Wald und schon grüßte von Ferne der nächste Kirchturm. Das ist die klassische Kulturlandschaft und die war fertig schon im 15.

Jahrhundert. Seit der Zeit zerbröckelt alles. Wie die Kirchen, wie die Kathedralen zerbröckeln, so zerbröckelt auch die äußere Kulturlandschaft.

Die gehören zusammen. Diese Bauwerke hier sind ein Organ, ein höheres Organ der gesamten Kulturlandschaft. Es ist gar nichts voneinander zu trennen eigentlich.

Ich möchte jetzt da nochmal etwas nachholen, was ich doch noch gerne sagen wollte, dass dieser ganze Impuls hier eigentlich die Totalumstülpung ist dessen, was hier im Vorkrieg der Zeit vorausgegangen ist. Ein Umstülpungsimpuls, was hier außen war, jetzt verstreute die Lande, vereinigt sich hier zu einer Ganzheit, bekommt Innerlichkeit. Und was hier sozusagen von außen gewirkt hat, die Mysterien, die die Menschen erzogen haben und so weiter, kommt jetzt von innen aus an den Mittelpunkt heraus, nach außen.

Es ist eine vollständige Umstülpung. Und diese Umstülpung zeigt sich eben noch an etwas anderem. Das zeigt sich daran, dass in der frühen Romanik, zum Beispiel auf dem Münster-Reichenau, haben wir es mit einem Gebäude zu tun, das eigentlich so ein Drechteck ist.

Und noch nicht mal der Chor, da kommt erst später dazu, dass hier so eine Ausbuchtung ist. Aber das Entscheidende ist, das ist ganz geschlossen außen. Und innen drinnen stehen die Säulen.

Und hier ist der Altar. Und der griechische Tempel, der war genau umgekehrt. Der war auch so ein Ding hier, also mehr oder weniger so ein Rechteck.

Und da standen die Säulen alle außen. Ringsherum. Alles Säule, Säule, Säule.

Säule ganz offen zur Landschaft. Und hier auch. Ringsherum.

Und nur innen drinnen war die Zelle. Die war gemauert. Die war nahezu unzugänglich.

Und hier war der, hier thronte der Gott. Zeus oder Apollon oder so. Und da durfte kein Mensch rein.

Im griechischen Tempel, da war alles außen, was hier innen ist. In der Basilika. Und hier ist alles umschlossen außen, was in der Zelle innen drin war.

Also was hier innen drin, im verborgenen Tempel, das ist hier jetzt außenrum nur so ganz schmale Fensterchen. Und die Säulen sind, die tragenden Säulen sind innen drin. Und der griechische Tempel wurde nicht besucht von der Bevölkerung.

Der durfte nur angeschaut werden von außen. Nur die Priesterschaft durfte und nur Auserwählte durften überhaupt hier die Zelle rein. Der Altar, der Altar im Griechenland stand draußen in freier Natur, außerhalb des Tempels.

Und hier steht er jetzt, hier drin. Das ist jetzt der Altar. Also man sieht, in der ganzen Kunstgeschichte in Entwicklung sieht man, wie das eine gewaltige Metamorphose ist.

Was außen war, wird jetzt innen. Und das zeigt sich nun in den ganzen Kirchenbauten bis herauf dann in die Gotik. Die Menschen durften hier nicht rein.

Und hier, gerade in der Gotik wird das deutlich, hatte die Bedeutung des Bauwerks nur dadurch einen Sinn, dass die ganze Gemeinschaft reingegangen ist. Nur dadurch, dass hier so ein kleines Tor war, ein Rundbogen. Und da sind die Menschen rein und da haben sie was erlebt, innen drin.

Noch von außen. Also diese, das muss man sagen, das hängt alles zusammen mit der ganzen Entwicklung der Landwirtschaft. Denn die meisten Menschen waren ja da irgendwo eingebunden in die Landwirtschaft und haben sich in der Landwirtschaft abgebildet.

Ihr eigenes Wesen, was sie jetzt entwickeln in Verbindung mit diesem Impuls, dem christlichen Impuls, das bauen die hinein in der täglichen Arbeit in die äußere Natur. Und so dass die Kulturlandschaft eigentlich im eminent christlichen Impuls ist, aus diesem Mittelpunkt heraus. Der war schon im 15.

Jahrhundert fertig, raus und vorbei. Von da an hat sich nicht mehr viel abgespielt. Da waren die Menschen noch in einer solchen Verfassung, in einer solchen Arbeit, beim Kühe melken im Stall morgens früh und dann den ganzen Tag über draußen auf dem Acker.

Was sie da erlebt haben, das haben wir zurückgetragen wieder an den Altar. Und an dem Altar wurde das wieder neu befruchtet, dieses Erlebnis. Und wieder haben sie dann täglich sich hineingearbeitet in die äußere Natur.

Das war ein Spiel von innen und außen, dieser Impuls kam dann zu Ende, sagte ich, zu Ende des 14. Jahrhunderts, 15. Jahrhunderts.

Also 14. Jahrhundert, also 1400 war das zu Ende mit der Backsteingothik. Und von daher kann man sagen, ist die Sache eigentlich abgeschlossen.

Zu Ende. Keine neue Erneuerungsimpuls. Eine wunderbare Entwicklung der Durchdringung der gesamten Kulturlandschaft durch die menschliche Arbeit und die Schaffung von Kunstwerken, die alles überragen, was seit der Zeit an Baukunst sich entwickelt hat.

Alles überragend. Heute ist die Baukunst das Warenhaus, die Supermarktkette oder so. Das ist so das typische Architektur, auf die wir vielleicht heute stolz sind, manche Menschen.

Das ist der eigentliche Kunstimpuls des Mittelalters. Das war eben ein ganz aus dem Geistlichen heraus geschöpfter in Metamorphose der vorgerichtlichen Entwicklung. So, jetzt ist es zu Ende.

Das nun. Wir stehen eigentlich an der Schwelle des 15. Jahrhunderts, stehen wir ähnlich nochmal wieder so vor einer Frage, wie damals die vorgerichtliche Menschheit vor der Zeitenwende stand.

Was soll jetzt werden? Es ist alles im Grunde genommen, ist die Landschaft fertig? Da hat sich eine Hochblüte entwickelt. Was soll jetzt ein neuer Impuls kommen? Und das möchte ich Ihnen mal jetzt kurz ansprechen in den letzten Minuten. Dieser Übergang von der, ich mach das mal auf der anderen Seite, der Übergang von der des Hochmittelalters in die Neuzeit.

Zunächst ist es so, dass in der Landwirtschaft sich so gut wie nichts abspielt, sondern es verlagert sich in das, was jetzt sich schon vorbereitet hat im ganzen Mittelalter. Die Stadtentwicklung, die freien Reichstätte funktionieren. Die haben sich ja frei gemacht von der Vormundung von Kirche und Adel.

Aber die Landwirtschaft seufzte unter der Vormundung von Kirche und Adel. Aber sie versuchten doch, die Menschen versuchten sich doch zu behaupten, indem sie das alte germanische Recht noch fortgesetzt haben. Aber sie standen ständig unter dem Druck des römischen Rechtes, das jetzt immer mehr heraufkam.

Gleichzeitig sieht man, dass viele Menschen oder etwas fängt ein Prozess an, dass die Menschen tropfenweise die Landwirtschaft hinter sich gelassen haben, abgewandert sind in die aufstrebenden Städte. Tropfenweise. Es geht ganz langsam.

Es war ja auch ein wahnsinniges Risiko, damals ein Dorf zu verlassen. Das war, da hatte man sein Haus, Unterkunft, da hatte man auch seine Lebensgrundlagen, Nahrung und so. Und wenn man jetzt so ein Dorf verlassen hat, wo kam man dahin? Ins Nichts.

Die ganzen Berufe haben sich ja erst nach und nach entwickelt in den Städten. Naja, das war also ganz, ganz zart. Der eine oder andere löste sich ja aus diesen dörflichen Zusammenhängen heraus, aber kaum bemerklich.

Und jetzt entwickelt sich etwas in den Städten, vollkommen neu. Abseits der Natur. Also gerade nicht in der Landwirtschaft.

Die Landwirtschaft hat, könnte man fast sagen, sie hat ihr Spiel gespielt, das ist vorbei, da kommt nichts mehr. Die können nur noch bewahren, was ist. Und der eigentliche neue Impuls, der kommt eigentlich aus der Stadt.

Und welcher ist das? Dass man alles vergisst, was gute Tradition war und nur noch auf eins baut, nämlich auf sein eigenes Denken. Das ist der Ich-Impuls der Bewusstseinseele. Da taucht nun das auf, plötzlich einer namens Kopernikus.

Kopernikus, der hat so 1400, weiß ich was, 40 oder sowas, bis ins 15. Jahrhundert hineingelebt. Und der war Domherr in Fraunburg, Ostpreußen an der Grenze zwischen West- und Ostpreußen am Meer gelegen.

Fraunburg war ja Domherr. Und er hat nun, der in Warschau, nicht in Warschau, in Krakau und in Bologna und noch in einer deutschen Universität studiert hat, der hat nun sich sehr beschäftigt mit dem Sternenhimmel und weniger durch eigene Beobachtungen, als durch theoretische Überlegungen ist er dazu gekommen, dass das Ptolemäische System, was bis dato Geltung hatte, dass nämlich die Sonne sich um die Erde dreht, das geozentrische Weltbild, dass das nicht stimmt. Jetzt müssen Sie sich mal vorstellen, die Menschheit hatte damals ein Weltbild, wie wir heute den Materialismus als Weltbild haben.

So hatte die Menschheit damals ein Weltbild, das darin bestanden hat, dass die Sonne sich um die Erde dreht und die Erde der Mittelpunkt alles, das ganze Kosmos ist. Das sogenannte Ptolemäische Weltsystem. Und jetzt stellt ihr das in Frage, zum Teil durch Beobachtungen, aber insbesondere aus ganz anderen Erwägungen und kommt zu dem Ergebnis, nein, es ist umgekehrt, die Erde dreht sich um die Sonne.

Und das war gefährlich, unglaublich gefährlich, sowas in die Menschheit zu versetzen. Das bedeutete, dass das ganze Weltbild erschüttert wird. Und der hat ja dann dieses ganz am Ende seines Lebens dieses Buch geschrieben, Harmonis Sismundi.

Und nur weil er so weit weg war von Rom, konnte er sich überhaupt noch am Leben halten da oben in Faunenbuchen. Und dann tauchte einer anderer auf, der Galilei, und hat festgestellt, nachdem er das Fernrohr erfunden hat und da oben raufgeguckt hat, um das ein bisschen schärfer zu sehen da, wie das da oben mit dem Planeten aussieht, hat er gesehen, ja, hat den Kopernikus bestätigt. Und dann wurde er von dem Papst herausgefordert, sich zu rechtfertigen und wurde ja dann quasi, also er ist nicht verbrannt worden, aber nahezu.

Also jeder, der sich gegen dieses alte Weltbild gestellt hat, der war lebensgefährdet. Und dann tauchte einer namens Johannes Keppler auf und der war ein Mathematiker und hat also unglaubliche Berechnungen angestellt, also unwahrscheinliche Sachen gemacht. Die drei kepplerschen Gesetze rühren ja von Keppler her.

Und das Schicksal verschlägt ihn, weil er fliehen muss vor den Verfolgungen der katholischen Kirche in der Gegenreformation, kommt er an den Hof von Prag, dort ein König und dort lebt Tycho de Brahe. Tycho de Brahe war der größte, einer der größten Astronomen aller Zeiten. Ein Däne, den es auch verschlagen hat, darunter, die waren aber eben protestantisch gesonnen und dieser Tycho de Brahe hat sein Leben damit zugebracht, dass er auf dem Dach oben lag und hat die Sterne beobachtet.

Und das alles genauestens registriert und aufgezeichnet. Und diese Aufzeichnung hat dann sein Freund, Keppler wurde sein Freund, der hat es dann übernommen und hat aufgrund dieser Aufzeichnungen präzise nachgewiesen, dass der Kopernikus recht hat. Und hat dann auch seine drei kepplischen Gesetze aufgrund dessen formuliert, nämlich zum Beispiel, dass die Planeten und die Erde um die Sonne eine elliptische Bahn ziehen, keine Kreisbahn, wie man bisher angenommen hat, eine elliptische mit zwei Brennpunkten und so weiter und dass die auch die Geschwindigkeit der Planeten um die Sonne herum, dass die unterschiedlich sind.

In einer Ellipse ist die Bewegung in der wenig gekrümmten Fläche langsamer und in der krümmten Fläche schneller, sodass zu gleichen Zeiten gleiche Flächen umschrieben werden. Das ist das zweite kepplische Gesetz. Zu gleichen Zeiten werden gleiche Flächen dieser Ellipse umwandert, obwohl die Planeten in der relativ wenig gekrümmten Fläche langsamer verlaufen als in den gekrümmten Teil der Ellipse.

Also unglaubliche Gesetze sind das. Und das war natürlich revolutionär bis zum Es geht nicht mehr. Also da bricht eine neue Zeit an, nicht auf dem Lande, in der Stadt.

Und das hatte eben zufolge, dass langsam die ländliche Bevölkerung eigentlich wie irgendwo alleingelassen, zurückgelassen war in mittelalterlichen Zuständen und es nur einzelne einzelne Orte waren innerhalb Mitteleuropas, wo sich etwas auch Neues versuchte anzubahnen. Und darauf werde ich dann morgen zu sprechen kommen. Montag ist das.

Zu sprechen kommen, wie jetzt auch in der Landwirtschaft der Versuch gemacht wird, irgendwo über diese Schwelle zur Neuzeit das Alte zu retten und das Neue zu finden. Dieser Versuch und wie der hoffnungslos gescheitert ist. Eine unglaubliche Tragik, die seit der Zeit über der ganzen landwirtschaftlichen Entwicklung liegt, die wollen wir dann am Montag betrachten und wollen das gleichzeitig betrachten in dem Gegenbild, wie eigentlich eine Entwicklung aus der Landwirtschaft herauswächst, die letzten Endes endet im konventionellen Landbau.

Schon im 15. Jahrhundert. Da werden schon die Keime gelegt für alles das, was heute der konventionelle Landbau ausmacht.

Also Monokultur, Massentierhaltung, alles was dazu gehört. Das hat seinen Ursprung schon im 15. Jahrhundert.

Im 15. Jahrhundert bricht eine neue Zeit an. Die Neuzeit, das Bewusstsein Seelenzeitalter.

Und wo man sieht, wie alles zusammenbricht, wie ein Kartenhaus. Und aus ganz anderen Untergründen plötzlich völlig neue Entwicklungen sich abzeichnen, die eigentlich der Bewusstseinseele den Weg bahnen. Und die Landwirtschaft geht zugrunde.

Die geht systematisch zugrunde. Seit dem 15. Jahrhundert.

Nicht erst seit dem 20. Sondern seit dem 15. Jahrhundert fängt das schon langsam an immer weniger zu werden.

Die impulsierenden Kräfte, die kulturtragenden Kräfte aus der Landwirtschaft verschwinden. Und das wollen wir dann am Montag uns nochmal vor Augen führen. Ja.

Gut. Wollen Sie noch irgendwas? Bitte? Der nächste Schritt nach? Stammt der Bewusstseinseele. Ach so.

Wir stehen mittendrin. Die rocken noch hier. Ja, der nächste Schritt ist, dass wir in Verwandlung dessen, was ich hier gespürt habe.

Es geht nicht um grundsätzlich Neues. In der Verwandlung dessen, was ich hier gespürt habe, aus der Bewusstseinseele heraus das zu begreifen, was sie damals mehr noch halb intuitiv aus alten Möglichkeiten heraus so gestaltet haben, das heute zu begreifen, wirklich zu begreifen, wir mit. Jeder von uns muss Forscher werden.

Wir können gar nicht mehr anders. Wir können nicht darauf beharren, dass es da draußen irgendwelche Forscher gibt und ich führe das aus. Das ist eigentlich die Bankorterklärung des modernen Menschen, dass er sagt, ich führe das aus, was andere ausgedacht haben.

Sondern selber sich gründen in seinem Urteil und selber sich fähig machen, handwerklich, das auch in die Tat umzusetzen. Das ist eigentlich der Bewusstseinseelen-Infos. Und das heißt nicht nur, dass man sich jetzt irgendwo handwerklich mit ein paar Maschinen noch für nötigen Hackfruchtbau macht oder irgend sowas, sondern, dass man aus einem Verständnis, ein verständnislicher Wirb, was einstmals in den vorchristlichen Hochkulturen noch ganz unbewusst, noch ganz schlummernd in den Menschen aufgeleuchtet hat.

Das heute aus der Kraft des Bewusstseins des modernen Menschen heraus zu entwickeln. Wieder eine neue Sternenerkenntnis. Wie Kosmos und Erde zusammenklingen.

Alles das. Das ist die Aufgabe, vor der wir stehen. Das kann nur aus einer forscher Gesinnung heraus.

Das kann nur daraus entstehen, dass das Ich Fragen stellt. Der Mensch muss Fragen stellen, entweder an die Welt oder an sich selbst. Und daraus entsteht das Neue.

Und das trägt dann ungeheuer individuelle Züge. Das kann man nicht alles über den Leisten schlagen. Da muss jeder Mensch heute sozusagen sein, auf seiner Biografie, muss er sich sozusagen selber dahin führen, dass er das auch, dass das zum Abbild seiner eigenen Ich-Wesenheit werden kann.

Das ist eine ungeheuere Herausforderung. Das haben wir zu tun. Mit den nächsten 100 Jahre, 200 Jahre, 1000 Jahre.

Ja? Die verschiedenen Stufen der Metamorphose des Bewusstseins, also welche Anteile wir erwachen. Bei uns heute? Nein, aus der Entwicklung heraus. Also diese verschiedenen Stufen.

Ja, die sind alle in uns anwesend. Die sind alle in uns anwesend. Ja, das ist mir klar, aber die was quasi zuerst erwacht ist, diese verschiedenen Schritte, das können wir dir sagen.

Das hatten wir die Tage davor. Ja, ich weiß nicht, wir können dir die Erzeichnungen geben. Sie war die Tage davor nicht da.

Ach so. Aber wir können ihr ja Ja, also wir können auch nochmal darauf zurückkommen. Wir wollen die Pause nicht allzu sehr belasten.

Und wir haben da noch Möglichkeiten das nochmal aufzugreifen. Ja, gut, ja, also dann wünsche ich Ihnen ein schönes Abend. Bis zum nächsten Mal.

Tschüss. Tschüss.

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