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Hof als Organismus - 7. Folge von Manfred Klett, 2018
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Hof als Organismus - 7. Folge von Manfred Klett, 2018
So, das muss wohl sein. So, und da sehen wir, wie bei Goethe da etwas aufleuchtet. Wirklich, aber jetzt doch ganz im Poetischen, im Dichterischen.
Aber wenn man die Geheimnisse liest, und das empfehle ich jedem von Ihnen, das mal zu tun, dann kann man etwas wie eratmen dieser verborgenen Geistlichkeit, die im Rosenkräutertum gewaldet hat. Der ganze Dichterische Gang ist so, dass man förmlich, also das berührt einen zutiefst, wenn man das liest. Und das ist ein Fragment geblieben.
Und Goethe hat dann versucht, also hat das einfach als Fragment belassen, nie wieder aufgegriffen. Die Phantomaphose des letzten Endes, nachher der Faust, vor allen Dingen Faust zweiter Teil. Aber dann haben Studenten aus Göttingen 25 Jahre später Goethe gebeten, doch mal dieses Gedicht fortzusetzen.
Die waren auch so tief berührt von diesem Gedicht, dass sie gemeint haben, das müsste doch jetzt fortgesetzt werden. Und Goethe hat es dann also nicht gemacht, hat einen Brief geschrieben, hat es auch ein bisschen erläutert, so wie allgemein und so, aber da hat es nichts, also hat es von sich gewesen, da nochmal direkt anzuknüpfen. Sondern die ganzen folgenden Dichtungen sind letzten Endes Metamorphose, dieser Geheimnisse, kann man sagen.
Also das nur nebenbei, aber auch im 18. Jahrhundert atmete doch dieser Impuls weiter im ganzen geschichtlichen Verlauf immer aus den Untergründen kam das herauf. Und dann im 19.
Jahrhundert haben wir gesehen, wie da jetzt eine Zeit anbricht, wo nochmal ein ungeheurer Freiheitsimpuls die Menschen bewegt. Sie wollen sich nochmal befreien aus diesen alten Fesseln. Kommen in der 48.
Revolution zum Ausdruck, 1848, ging auch schief, total schief, denn die Folge war, naja, brauche ich jetzt nicht im Einzelnen erzählen, Kirche und Adel haben nochmal den Sieg davon getragen. Und das 19. Jahrhundert war das technologische Zeitalter.
Das hat so richtig jetzt zum Durchbruch gekommen aufgrund der Entwicklung der Naturwissenschaften. Und ich sagte schon, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein großes Interesse seitens der einzelnen Naturwissenschaften sich hinbewegte in Richtung auf die Landwirtschaft.
Und wie kann man eigentlich den Bauern, wie kann man den Landwirten helfen, dass sie aus ihrer Misere rauskommen, der ewigen Armut. Und Naturabhängigkeit, so könnte man auch mal sagen. Und da habe ich Ihnen ja kurz geschildert, dass die zentrale Frage für die Wissenschaft damals war, was ist die alte Kraft der Erde, Humus.
Und dem versuche ich nochmal nachzugehen. Aber die meisten dieser Leute, die da jetzt ein gewisses Interesse entwickelt haben, das waren Chemiker. Und einer der herausragenden, also neben Wöhler, der die Armstoffsynthese entdeckt hat im Jahr 1828 rundherum, war es dann Justus von Liebig, der nun ganz konkret gesucht hat nach Möglichkeiten, wie man den Landwirten unter die Arme greifen kann.
Ich bin Physiker und Chemiker. Das ist meine Wissenschaft. Und ich kann nur das leisten, was aus der chemischen, physikalischen Betrachtung der Pflanzen für mich möglich ist.
Was die Pflanzen zur Pflanze macht, das ist nicht meine Sache. Da kann ich kein Urteil drüber geben. Aber ganz gewiss ist, wie ein Haus aus Bausteinen gefertigt ist, so ist eben auch die Pflanze aus diesen Bausteinen.
Und jetzt müssen wir nach diesen Bausteinen erstmal gucken, dass wir das Haus richtig bauen können. So hat Liebig etwa gedacht. Ein ganz genialer Geist, ganz noch verwurzelt auf der einen Seite in dem, was vorausgegangen ist, also in der ganzen götischen Zeit, und gleichzeitig mit einem anderen Bein schon mitten im Materialismus stehend.
Und das war das Schicksal des 19. Jahrhunderts. Das Heraufkommen des Materialismus als Weltanschauung, der dann die ganzen Naturwissenschaften gefesselt hat förmlich, auch das ganze Bewusstsein der Menschen gefesselt.
Es sind drei wesentliche Momente, also es gibt zig Momente, aber drei möchte ich mal herausgreifen. Abgesehen von der Entdeckung der Elektrizität und des Magnetismus, der Physik, war es die Entdeckung der Zelle als Grundbaustein des Organismus. Die Zellenlehre Ende der 30er Jahre des 19.
Jahrhunderts. Und das Schleiden hieß der, der das hauptsächlich Professor Leipzig, der hauptsächlich diese Zellenlehre entwickelt hat. Und der nächste mächtige Einschlag, den Materialismus auch mit begründet hat, war Darwin mit seiner Descendenztheorie, also der Entstehung der Arten, also the Origin of Species, mit dieser Schrift 1859 veröffentlicht, hat er die Evolutionslehre à la Darwin begründet.
Und alle Entwicklungslehren oder Entwicklungsgedanken, die Goethe gehegt hat, die der ganze deutsche Idealismus gehegt hat, das war alles vom Tisch. Sondern jetzt war eigentlich die ganze Evolutionstheorie beruhte auf äußeren Phänomenen, die man studieren kann im Tierreich, im Pflanzenreich, und hat dann alles begründet letzten Endes auf materielle Vorgänge, die sinnlich wahrnehmbar sind. Und daraus ist die Evolutionstheorie von Darwin entstanden, die heute noch an jeder Schule gelehrt wird.
Die nie bewiesen war, nie bewiesen war, bis zum heutigen Tag nicht. Und die auch Darwin am Ende seines Lebens nahezu abgeschoben hat. Das muss man auch wissen.
Aber sie ist natürlich ungeheuer eingängig, ungeheuer eingängig, dass es so ist. Aber man hat dabei eigentlich den Menschen verloren auf dem Auge. Irgendwo muss der Mensch ja auch noch irgendwo angesiedelt sein, und dann blieb einem nichts anderes übrig als zu sagen, letzten Endes stammt er eben doch vom Affen ab.
Und das war eben, ich möchte sagen, ein Todesurteil für die eigenen Entwicklungsgedanken, der durch alle Zeiten hindurch als ein Bewusstseinsgeschichtlicher seit Urururzeiten, also seit der urindischen Kulturepoche sichtbar wird, als die eigene Triebfeder für die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit. Ja, und das charakterisiert also den heraufkommenden Materialismus. Sodass auch die ganze Forschung im Hinblick auf die Landwirtschaft immer mehr davon tengiert worden ist.
Man muss sich vorstellen, dass in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts man die menschliche Seele erklärt hat als ein elektrisches Phänomen. Die menschliche Seele, also praktisch ist es elektrische Vorgänge, die irgendwo die ganzen seelischen Regelungen des Menschen erzeugen.
Sie können sich gar nicht so massiv genug vorstellen, wie ideell materialistisch, nicht einfach nur materialistisch wie wir heute sozusagen alle Güter der Welt haben wollen, sozusagen. Ein 180 PS Schlepper oder 300 PS Schlepper, dann ist der Landwirt zufrieden. Das ist nicht, sondern das war noch ganz ideell.
Der Materialismus wurde in Gedanken so gedacht. Das ist auch ein Entwicklungsgesetz in der Welt. Alles, was zunächst in Gedanken gedacht wird, wird nachher Wirklichkeit.
So illusionär es sein mag, oder so atomistisch man auch gedacht hat, letztlich hat man geglaubt, die Atome wirklich entdeckt zu haben. Als materielle Körper. Das ist auch noch eine Theorie, die überhaupt nicht bewiesen ist.
Sondern es gibt ja im Gegenteil in der ganzen Quantenphysik, möchte ich nur nebenbei bemerken, in der Quantenphysik gibt es heute die massiven Vertreter, die sagen, Niels Bohr gehörte dazu, Heisenberg gehörte dazu, Wolfgang Pauli gehörte dazu, alles Nobelpreisträger, die haben eindeutig gesagt, es gibt kein Materielles im Raum. Es gibt keine Körperchen, Korpuskeln, wie man sie auch nannte. Es gibt nichts, was irgendwie materiell fassbar ist, sondern alles löst sich in Energie auf, beziehungsweise alles löst sich in Mathematik auf, ist mathematisch zwar irgendwo fassbar, und aus dem tut man ja auch Modellen, dann alle möglichen Atomkraftwerke bauen, irgendetwas funktioniert ja sogar, aber diese Gedanken als solche sind gedacht worden und plötzlich werden sie materiell sichtbar in ihrer Auswirkung.
Es sind praktisch, man hat wirklich geglaubt, es wäre ein noch so kleiner, winziger Körper, das Atom, das letzte Unteilbare, um am Ende festzustellen, es löst sich alles in Mathematik auf, und Mathematik ist eine Geisteswissenschaft und keine Naturwissenschaft. Und eine Geisteswissenschaft, ja, das heißt, alles ist Geist. Alles löst sich irgendwo letztlich in Geist auf.
Und es ist interessant, 1929 war ein Kongress der Physiker, der Atomphysiker in Kopenhagen, wo Niels Bohr ja gelehrt hat, und da ging es um die große Streitfrage, ist die Physik, also die Atomphysik, ist die eine Naturwissenschaft oder ist das eine Geisteswissenschaft? Diese Frage bestand damals. Und da konnten die sich nicht einigen. Und dann haben die abgestimmt, stellen Sie sich mal sowas vor, in der Wissenschaft, haben abgestimmt, wer ist dafür, dass es eine Geisteswissenschaft oder eine Naturwissenschaft ist.
Und dann fiel, die Mehrheit hat gesagt, es ist eine Naturwissenschaft, und damit war eigentlich das Rennen gelaufen. Und erst dann im 20. Jahrhundert, durch die Quantenphysik, wurde immer deutlicher, so ist es eben doch nicht.
Aber man hat noch nicht die Konsequenzen herausgezogen. Ja, also gut, das war nur nebenbei. Das ist Liebig.
Liebig war ein ganz bedeutender Mensch. Ein genialer Mensch. Aber eben einerseits materialistisch, die Gier, der zweiten Lebenshilfe und der ersten eben ganz idealistisch.
Und er gilt ja als der Begründer der Archikultur-Chemie generell, aber auch eben der Begründer der Mineraldünger-Theorie. Er ist eigentlich derjenige, der die theoretischen Grundlagen geschaffen hat für die Entwicklung des Mineraldüngers, wie man ihn eben heute in der Landwirtschaft anwendet. Man vergisst aber immer zu sagen, dass Liebig nie ein Vertreter der Stickstoffdüngung war.
Im Gegenteil, er hat das abgewiesen, er hat gesagt, nein, Stickstoffdüngung, da möge die Natur selber dafür sorgen. Das ist Angelegenheit der Natur, die geht uns überhaupt nichts an. Sondern uns geht nur an Phosphorsäurenkali.
Das sind die von Natur aus nicht regenerierbaren Nährelemente der Pflanze. Der Stickstoff ist en masse in der Luft, immer da. Es kommt nur die Frage, wie kommt er da in den Boden? Und das ist ein biologischer Prozess, fertig, aus.
Da haben wir nichts zu tun, sondern wir haben dafür zu tun, dass das, was Erdenelemente sind, eben insbesondere das Kalium, das ist ein reines Erdensalz. Und auch das Phosphat ist so einbezogen in die Lebensprozesse, in die Eiweißbildung, aber es ist auch ein Erdenelement. Und dafür müssen wir sorgen.
Ich möchte jetzt nicht das im Einzelnen noch weiter ausmalen, nur darauf hinweisen, dass dann in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts einer Auftrag namens Hellriegel, der hat dann tatsächlich nachgewiesen, dass in den Knöllchen der Leguminosen, des Klees, da Bakterien sind, die in Symbiose, Endosymbiose mit den Leguminosen leben. Und die offenbar in der Lage sind, selbstständig ihr Eiweiß zu bilden.
Die brauchen nur die Kohlehydrate der Pflanze, aber selbstständig bilden die Eiweiß dadurch, dass sie den Luftstickstoff verwerten zur Eiweißbildung. Das hat er entdeckt. Er hat quasi postmortem, inzwischen war der Dings gestorben, von dem ich gerade gesprochen habe, der Begründer der Mineraldinger-Theorie.
Der Name ist mir gerade weggedämmert. Und das war quasi eine zentrale Bestätigung seiner Theorie gewesen. Der Stickstoff, da möge die Natur selber dafür sorgen.
Entschuldigung, wie hieß der, der die Knöllchenbakterien genau untersucht hat? Wie hieß der, der die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien... Hellriegel. Hellriegel. Das war ungefähr so 86 rum, wo er das entdeckt hat.
Das hat natürlich auch wieder ziemlich revolutionär gewirkt, dass man gemerkt hat, da ist ein Zusammenhang. Und das hat die Bauern erst recht nochmal angeregt, jetzt wirklich den Leguminosenanbau in die Fruchtfolgen aufzunehmen. So, und jetzt war da aber noch die zweite Gestalt, die ich kurz wenigstens erwähnen möchte.
Und diese Gestalt, dieser Mensch war Bürgermeister in einer Gemeinde hier, auf der rechtsrheinischen Seite, auch nordwestlich des Siegerlandes, einer kleinen Gemeinde Ehrenlichster Bauern. Und dieser hieß Friedrich Wilhelm Reifeisen. Der war Bürgermeister dieser kleinen Gemeinde.
Und der hat die unendliche Not der Bauern gesehen. Der hat gesehen, wie diese Bauern sich von Jahr zu Jahr höher verschulden, aufgrund der Tatsache, dass sie ja Saatgut kaufen mussten. Der ganze Saatguthandel war zusammengebrochen im Laufe des 19.
Jahrhunderts, weil die alten kirchlichen Institutionen und auch fürstlichen, also Adelsinstitutionen nicht mehr bestanden, die für diesen Handel früher gesorgt haben. Und die Bauern waren also unendlich verarmt und verarmten sich von Jahr zu Jahr mehr, weil sie die Zinsen nicht bezahlen konnten der Wucherer, die ihnen Geld geliehen haben. Damals gab es ja keine Banken.
Stellen Sie sich mal vor, es gab keine Banken für die Landwirtschaft. Und da wussten die gar nicht, wo sollen die das Geld herkriegen. Dann haben es irgendwelche Leute, was man heute die großen Investmentbanker nennt, das waren so damals eben Privatleute, die das Geld geliehen haben, ihre Zinsen verlangt dafür.
Die konnten die Bauern nie erwirtschaften und verschuldeten sich von Jahr zu Jahr mehr. Das war der Ausgangspunkt für den Reifeisen jetzt als Bürgermeister zu sagen, nicht der Einzelne darf mehr sein Problem lösen, sondern wir müssen es gemeinsam lösen. Und daraus entstand ja sein Wahlspruch, alle für einen, einer für alle.
Also ein Wunder dieses Wort. Alle für einen, einer für alle. Und was hat er gemacht? Er hat gesagt, wer nur irgendwo Geld im Barstrumpf hat, und der legt es ein zusammen, dann machen wir ein gemeinsames Konto.
Und wer arm ist, der kann dann hier von diesem Konto kann der Geld leihen. Zu erträglichen Zinsen und auch der Einleger bekam dann irgendwo einen bestimmten Zinssatz für diesen Barstrumpf Geld. Und daraus entstanden das gesamte Genossenschaftswesen.
Können Sie den kurzzeitlich einordnen? Einordnen? Das ist so die 90er Jahre, das 19. Jahrhundert. 92, 93, 94.
Also da entstand das Genossenschaftswesen. Der hat den Genossenschaftsgedanken entwickelt und hat dann mit den Bauern zusammen mit seiner Gemeinde gemeinsam das Saatgut eingekauft. Das wurde dann billiger und konnte dann gemeinsam bezogen werden.
Und das wurde dann verteilt in der Gemeinde und dann entstanden die Einkaufsgenossenschaften. Und dann kam die Ernte und dann, die hatten ja alle keine Märkte in dem Sinne, wurden die Märkte erschlossen durch Verkaufsgenossenschaften. Und dann musste man sehen, wie geht man mit dem Geld sachgemäß um und dann entstand eben die Genossenschaftsbanken.
Das Genossenschaftswesen ist eigentlich, man möchte fast sagen, eine Anknüpfung an diesen Impuls. Irgendwo, wenn auch man das vielleicht jetzt nicht genau, jede Schwur genau so verfolgen kann, dass es sich belegen lässt, aber im Geist, vom Geistlichen her gesehen, der Gedanke, einer für alle, alle für einen. Das ist eigentlich der tiefe Aspekt auch dieses ganzen Impuls hier.
Und das hat ja Wunder gewirkt. Wirklich, das geht aus dem Stand heraus, hat sich dann langsam auch durch das Genossenschaftswesen, durch Reifeisen da im Umkreis immer mehr ausgebreitet, immer mehr ausgebreitet und hat viele Probleme dieser armen Bauern jedenfalls teilweise gelöst. Nun ja, jetzt aber der Sprung ins 20.
Jahrhundert. Das 20. Jahrhundert wurde ja letzten Endes sehr entscheidend für das Schicksal der Landwirtschaft, nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt.
Und der Auslöser war, oder ein wesentlicher Auslöser überhaupt für die gesamte Geschichte des Abendlandes und der ganzen Welt. Das war schließlich und endlich, dass es gelungen war, den Stickstoff außer Luft zu synthetisieren. Stickstoffsalze außer Luft zu synthetisieren.
Man hat seit den 60er, 70er, 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, hat man Versuche, Versuche, Versuche gemacht. Man hat im elektrischen Lichtbogen versucht, Nitratstickstoff zu erzeugen.
Das ging auch, das haben die Norweger hauptsächlich gemacht, weil die billigen Strom hatten. Aber es war viel zu teuer, letzten Endes. Und so hat man immer wieder versucht, da Technologien zu entwickeln, vor dem 20.
Jahrhundert. Alles misslungen, hatte keinen Sinn. Sondern die einzige Stickstoffquelle bis dato war der Natriumsalpeter aus Chile, aus der Wüste Atacama.
Das war die einzige Stickstoffquelle in der ganzen Welt. Das ist die Wüste, die von Nordchile bis nach Peru reingeht. Atacama direkt angrenzend an den Pazifik.
Und dann geht es bis in die Gebirge rauf, die tollste Wüste, die man sich überhaupt vorstellen kann. Und dort haben ständige Blitzladungen stattgefunden in der Vergangenheit. Und bei diesen Blitzentladungen wurde eben Nitratstickstoff frei, wie das bei jedem Blitz auch der Fall ist.
Deswegen enthält der Regen immer etwas Nitrate. Heute, vor 50 Jahren waren es 7 Milligramm, heute sind es 10 oder 12 Milligramm pro Liter Regenwasser, kommt also Nitrat auf den Boden. Regen vom Himmel.
Und das ist nicht nur heute. Da sind einmal die Blitzentladungen, durch die Nitratstickstoffe entsteht, wo der elementare Stickstoff der Luft oxidiert zu Nitrat. Oder aber es sind die Stickoxide, die eben jetzt in die Atmosphäre aufsteigen, durch Autoabgase, aber auch durch die Düngung in der Landwirtschaft.
Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft. Es lässt ständig eine enorme Masse an Stickstoffen die Luft wieder zurück. Sogenannte Lachgas, NO2.
Und das kommt dann irgendwann mit dem Regen wieder runter. Und jetzt war es also tatsächlich möglich, im großtechnischen Verfahren, ein großtechnisches Verfahren der Stickstoffsynthese zu machen. Der sogenannten Ammoniak-Synthese.
Und das vollzog sich hier in Ludwigshafen am Rhein, durch Haber und Bosch. Haber war der Chemiker, und Bosch war der Ingenieur. Wir haben zusammengearbeitet.
Von 1903 bis 1913. Und der Haber war ein genialer Chemiker. Ein genialer Chemiker, aber eben auch ein furchtbares Schicksal.
Er war nämlich Jude, Volljude. Bosch nicht. Und die haben zusammengearbeitet.
Also wie bei den Juden, bei der jüdischen Naturwissenschaft, die waren ja, ich sag mal, alle genial. Da wusste man von vornherein, ein solcher jüdischer Wissenschaftler hat mehr im Kopf als jeder andere. Und dieser selbe Haber war der eigentliche Erfinder und Entwickler der Giftgase.
Die im ersten Weltkrieg dann zum ersten Mal da in Flandern und so weiter eingesetzt worden sind. Und eben auch jener Gase, die dann später im zweiten Weltkrieg in den Konstellationslagern angewendet worden sind. Dieser Mann Haber hat später sogar noch 1918 den Nobelpreis bekommen.
Hochbegabter Mann. Und er schafft die Grundlagen, die chemischen Grundlagen für die Synthese des Ammoniaks aus der Luft. Also wie ist es möglich, wie ist es möglich, drei Teile N, ein Teil N plus 3 O Sauerstoff zusammenzuführen? Wie ist das möglich? In der Luft ist oberlos Stickstoff.
Wir atmen 79 Prozent der Einatmungsluft ist Stickstoff. Und wenn wir nur an Stickstoff atmen würden, würden wir sofort umfallen. Sondern die 21 Prozent, oder knapp 21 Prozent, die in der Luft, die da Sauerstoff ist, die ermöglichen überhaupt, dass wir das Gegenteil erfahren, nämlich lebendig zu sein.
Der Stickstoff, der Sauerstoff macht lebendig. Der Stickstoff heißt Stickstoff, weil er einen ersticken lässt. Und jetzt war das also ganz schwierig, den trägen Stickstoff, der in der Luft immer als Doppelmolekül vorliegt, nämlich als N2.
Und auch der Sauerstoff in der Luft liegt in O2 vor. Das sind so träge Stoffe, die wollen in keinen Prozess einbinden. Die wehren sich gegen jede Verbindung der Luft.
Und es gelingt nur den Pflanzen, auf einem sehr, sehr okkulten Wege, möchte ich mal sagen, jetzt diesen Stickstoff tatsächlich zu binden. In Eiweiß umzusetzen, pflanzliches Eiweiß. Tiere können das nicht.
Kann auch der Mensch nicht. Können nur die Pflanzen. Und deswegen hat er ... Wenn mein Name gerade mal weg ist, dann kommt er nicht so schnell wieder.
Also ... Haber. Nee, nee, nicht der Haber. Der Erfinder der Mineradinger Theorie.
Liebig. Liebig, ja. Also, weiß Gott.
Aber wenn man mal 85 ist, dann schwinden langsam auch die Gedächtniskräfte. Also jedenfalls ... Der Liebig hat es eben ganz sicher gesehen, dass eigentlich der einzige vernünftige Weg ist, dass der Luftstickstoff in die Erde kommt. Und diese Brüder hier, die beiden, der Bosch und der Haber, die sehen, mit aller Macht versuchen die jetzt, das wirklich großtechnisch zu entwickeln.
Es gelingt ihnen im großtechnischen Verfahren. 1913 ist die Sache fertig. 1914 bricht der 1. Weltkrieg aus.
Und die Alliierten ahnten das nicht. Die Alliierten, die Franzosen, also die Westmächte, die hatten davon keine Ahnung. Also vielleicht ein bisschen was, dass da was im Gange ist, aber konnten es nicht beherrschen.
Sodass, wenn sie mal die Gesichtsbücher lesen, über den 1. Weltkrieg, dann werden sie finden, dass sowohl auf deutscher Seite, aber insbesondere auf alliierter Seite, in zwei Monaten ist der Krieg vorbei. Die haben nämlich dann die Atlantik-Sperre gemacht. Von den Falkenland-Inseln bis nach Buenos Aires.
Kriegsschiffe stationiert. Und alle deutschen Schiffe, die von Chile den Natronsalpeter nach Mitteleuropa bringen wollten, die wurden abgefangen. Und so hatten sie geglaubt, in kurzer Zeit könnten sie den Krieg beenden, weil die über keinen Stickstoff zur Herstellung von Explosivstoffen mehr verfügten.
Das war ein Trick. Und unversehens ging der Krieg weiter. Der ging immer weiter und wurde immer teurer.
Ein reiner Artilleriekrieg. Ein paar Bomben sind auch gefallen. Aber es war ein Artilleriekrieg.
Und es war so fürchterlich, so fürchterlich. Stahlgewitter waren da. Stahlgewitter.
Wenn man mal nach Lothringen fährt, nach Verdun, da ist es Fort Duaumont. Das wurde hart bekämpft, damals 1916. Und da wurde der Boden 15 Meter tief gepflügt von den Granaten.
Allmählich bis zu 15 Meter tief war der Boden total durcheinandergewirbelt. Durch ständigen Granatenbeschuss. Das war nur möglich aufgrund dieser Stickstoffsynthese.
Haberwasch. Und so zog sich der Krieg hin. Und der wäre auch nicht zu Ende gegangen, wenn nicht eine Revolution in Deutschland gewesen wäre.
Weil Explosivstoff stand ohne Ende zur Verfügung. Ja, und das ist diese Geschichte, die wollte ich doch wenigstens mal erwähnt haben. Dass zu Beginn des 20.
Jahrhunderts die Stickstoffsynthese möglich war. Und nach dem Ersten Weltkrieg wussten die nicht wohin mit dem Zeug. Konnten ja leider nicht mehr den Krieg weiterführen.
Hätten sie gerne gemacht. Die Industrie hat nur profitiert. Inzwischen haben sie die anderen auch kennengelernt.
Und dann gab da die erste Zusammenkunft zwischen den feindlichen Mächten nach dem Ersten Weltkrieg war die Begründung des europäischen Stickstoffsyndikats. Und da haben die ausgehandelt, was machen wir jetzt mit unserem Stickstoffüberschüssen. Und dann haben sie die Landwirtschaft auf dem Markt entdeckt.
Und da wurde mit ungeheurem Kapital wurden jetzt Propaganda gemacht für die Stickstoffdingung der Landwirtschaft Anfang der 20er Jahre. Und der Stickstoff förmlich in die Landwirtschaft gepumpt. Und das hat natürlich die Ertragsauswirkungen gehabt.
Aber auch Negativwirkungen, dass das ganze Geteile gelagert hat. Man beherrschte noch nicht eine harmonische Düngung. Man beherrschte noch nicht Stickstoff plus Kalium, plus Phosphor, plus, plus, plus.
Man muss es aufgrund von Bodenuntersuchungen feststellen. Wo sind die Defizite? Und danach jetzt die Düngung. Dann konnte man unter Umständen die Sache einigermaßen steuern.
Aber sie beherrschen die Leute noch nicht durch die ganze Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Ich verstehe nicht, warum es plötzlich einen Stickstoffüberschuss gab. Weil kein Krieg mehr geführt worden ist.
Aber die haben trotzdem noch produziert quasi, oder aus der Luft? Ja, ja. Wenn man in der Industrie läuft, da will sie weiterlaufen. Und da steckte viel Kapital drin.
Also da steckte massenhaft Kapital drin. Da wurden die Aktiengesellschaften erst richtig entstanden. In dem Zusammenhang.
Nein, nein, das war das Geschäft schlechthin. Und soll man das plötzlich stoppen, weil der Krieg zu Ende ist? Und da musste man nach einem neuen Markt suchen. Und das war die Landwirtschaft.
Ja, und das hat dann dazu geführt, dass zwischen den beiden Weltkriegen in Europa generell, ganz besonders in Deutschland, jetzt der Stickstoff D das Düngemittel schlechthin wurde. Und die Erträge stiegen, tatsächlich. Aber eben auch große Probleme damit.
Nämlich dieses lagernde Getreide, das hatte man nicht im Griff. Naja, und dann kam der 2. Weltkrieg. Und dasselbe passierte dann in Amerika.
Dass sie auch durch den ungeheuren Stickstoffüberproduktion nach Ende des 2. Weltkrieges nicht wussten, wohin damit. Und damit haben sie die gesamte amerikanische Landwirtschaft auf Vordermann gebracht. Die ganzen Südstaaten wurden jetzt umgebrochen, gepflügt.
Das war vorher Weideland dort, wo die Cowboys da ihre Rinder durch die Lande getrieben haben. Das wurde jetzt umgepflügt. Und mit Hilfe des Stickstoff konnte man da Monokulturweizen, Monokultur Mais bzw.
später Soja. Und alles das, was eben heute im mittleren Westen Amerikas eine ungeheure Produktionsleistung ausmacht. Das ganze Vieh, was da in Texas einstmals war, das hat man verlagert an Mastproduktionsstraßen.
In den sogenannten Feedlots in der Nähe von Chicago. Da waren ganze Straßenzüge, wo das Vieh gehalten worden ist, gemästet worden ist. Und zwar gefüttert worden ist in Bannstraßen, Futterbannstraßen nach der jeweiligen Börsennotierung der geteilten Börse von Chicago.
Bevor es noch den Computer gab, haben die Berechnungen angestellt, wie jetzt auch genau die Futtermischung sein muss, dass es in der Börsennotierung in Chicago entsprach. Und damit haben dann das ganze Viehzeug gemästet, was früher auf den Weiden von Texas rumgelaufen war. Also jetzt vereinfacht, vereinfacht ausgedrückt.
Jedes Kalb, was geboren worden ist, damals in den USA, hat 2000 Kilometer im Mittel zurückgelegt vom Ort seiner Geburt zum Ort seiner Endmast. Irgendwo geboren und dann konzentriert in diesen gewaltigen Feedlots. Aber das jetzt nur nebenbei.
Man sieht also, dass durch den Stickstoff das ganze 20. Jahrhundert im Wesentlichen geprägt worden ist. Nicht nur die Landwirtschaft selber hat eine quasi Revolution durchlaufen, sondern auch das soziale Leben in den beiden Weltkriegen, die nur führbar waren durch diese Stickstoffsynthese.
Also die Konsequenzen davon, und ich sage immer, es kommt bestimmt noch einer, der mal die Geschichte des Stickstoffs schreibt, also irgendwo mal einen Titel erfindet, um denen mal die Konsequenzen der Erfindung der Stickstoffsynthese für die gesamte Entwicklung der Menschheit von Beginn des 20. Jahrhunderts mal niederschreibt. Damit das mal lesbar ist, dass man das mal bemerkt, welche Konsequenzen eine einzige Erfindung hat für das gesamte soziale Zusammenleben der Menschen weltweit.
Ja, und diese ganze Entwicklung hat dazu geführt, dass es noch bis zum Ende der 50er Jahre gedauert hat, dass dann mit Hilfe der Stickstoffdingung, aber das andere werde ich nachher noch kurz schildern, dann also der Zusammenbruch des abendländischen Landbaus endgültig geschehen ist. Jetzt möchte ich zusammen noch kurz was einschalten, nämlich folgendes, hochinteressantes, was gerade auch wieder zeigt, wie die Vernunft dann auch wieder waltet. Da gab es nämlich während des Ersten Weltkrieges einen Professor, der hieß Arébou.
Aréboué. Aréboué. Aréboué.
Der war Professor in Hohenheim bei Stuttgart und war früher auch Güterdirektor, was für jeden Professor damals selbstverständlich war, dass man zuerst mal Güterdirektor war, also zumindest mal praktische Landwirtschaft kannte. Und der war Betriebswissenschaftler ja im Grunde der Begründer der landwirtschaftlichen Betriebswissenschaft. Vorher gab es keine Betriebswissenschaft in diesem Sinne.
Es gab schon Vorläufe im 19. Jahrhundert, aber er hat dann wirklich eine Betriebswissenschaft entwickelt für den bäuerlichen Betrieb. Und was hat das in seinem klassischen Buch einen Ackerbau, 1917 herausgekommen, da schreibt er Folgendes.
Er hat gesagt, jeder landwirtschaftliche Betrieb ist ein Betriebsorganismus, indem er verschiedene Zweige, Betriebszweige vereint zu einem höheren Ganzen. Also jeder landwirtschaftliche Betrieb ist ein Betriebsorganismus, da wurde der Begriff des Organismus von der Wissenschaft eingeführt in die Landwirtschaft, was vorher Bestand hat, jetzt wurde es plötzlich Wirklichkeit, in Gedanken. Jeder landwirtschaftliche Betrieb ist ein Organismus und alle seine Betriebszweige zusammen bilden eine höhere Einheit, eben diesen Organismus.
Der war eben auch ein Praktiker, der hat wirklich auch, weil er mal Betriebsdirektor war, Landwirtschaftsdirektor von Gütern im deutschen Osten, in Schlesien, da hat er seine Erfahrungen gesammelt und gesehen, nein, man kann den Hof nicht auseinanderreißen, sondern das ist eine Einheit. Das hat dann dazu geführt, dass die ganzen folgenden Betriebswissenschaftler für die Landwirtschaft in Deutschland zumindest, ich kann es nicht übersehen, wie es woanders war, auch zwischen den beiden Weltkriegen diesen Gedanken aufgegriffen haben und haben die ganze Betriebswissenschaft, die landwirtschaftliche Betriebslehre, begründet auf diesen Grundgedanken. Brinkmann hieß der eine, ein großer Fruchtfolge-Spezialist war das und dann zuletzt Wöhrmann in Göttingen, noch in den 50er Jahren habe ich ihn noch persönlich gehört an der Uni und war begeistert von diesen Darlegungen.
Das waren echte Könner, wirkliche Könner. Also durch Jahrzehnte hindurch war der Begriff des Betriebsorganismus, das ist Gestaltungselement der Landwirtschaft. Das heißt, das stimmt natürlich so nicht ganz, weil man ja nicht gestaltet hat, sondern man hat einfach das erhalten, was da war.
Die Betriebe waren alle Organismen, die waren alle so gefügt durch die verschiedenen Elemente, Gartenbau und Obstbau und Ackerbau und Viehwirtschaft, verschiedene Arten Vieh. Das war einfach noch ein Faktum. Und man hat nur gesagt, dieses Faktum müssen wir optimieren.
Das ist die Aufgabe. Das muss irgendwie noch verwandelt werden, dass es noch viel optimaler funktioniert, aus der Kraft der Bewusstseinseele heraus. Entstanden ist es aus der Kraft der Verstandeseele, also aus dem Hochmittelalter.
Aber das müssen wir jetzt begreifen, wir müssen es durchdringen mit unseren Gedanken und wir müssen es optimieren. Dann kamen die 60er Jahre und diese 60er Jahre schlagartig, schlagartig nach der Entdeckung der Herbizide, der synthetisch und systemisch wirkenden Herbizide, war diese Sache zu Ende. Ich habe das ja alles erlebt.
Ich habe da quasi halb mitgewirkt in diesen ganzen Sachen noch. Es erschlägt einen schier, wie bis Ende der 50er Jahre dieses Prinzip noch absolut Geltung hatte. Der Prinzipsorganismus.
Auch der Mittelpunkt war noch gerade eben noch einigermaßen lebendig. Und dann brach das Ganze wie ein Kartenhaus zusammen in den 60er Jahren. Und zwar der Stickstoff hat schon, das Seine war vorbeigetragen im Laufe des 20.
Jahrhunderts, aber der entscheidende Durchbruch zur Industrialisierung der Landwirtschaft waren die Herbizide. Natürlich auch die Fungizide und dann auch die Insektizide. Klar.
Aber die Herbizide waren so entscheidend, weil der Bauer nicht mehr rausgehen musste mit seiner Hacke oder die ganze Familie und den Rückenkrüppen. Und so sind wir doch über die 8 Ecke gekrochen, auch ich noch als Lehrling. Und zwar wochenlang.
Und da hat man noch gewusst, was Arbeiten heißt. Das weiß man ja heute nicht mehr. Wisst ihr wirklich, was Arbeiten heißt? Da muss man wirklich mal an seine Grenzen geführt werden.
Da muss man sich so erleben als junger Mensch, dass man nicht mehr weiß, schaffe ich das oder schaffe ich das nicht. Und wenn man da durch ist, dass man so eine Woche, 14 Tage, 3 Wochen so richtig mal durch die Mühle getrieben worden ist, da weiß man, was Arbeiten heißt. Das weiß man dann fürs ganze Leben.
Also da hat man noch eben alles gehackt und ist um Knien über den Acker gekauft. Dann hat man die Zuckerrübenpflanzen einzeln gestellt. Früher hat man gesagt, am einen Ende lag die Wurst, am anderen die Schnapsflasche.
Das ist so je, was immer einen angezogen hat. Wenn man so eine 500 Meter lange Reihe vor sich hatte, dann hat man dahinten die Wurst gehabt und da vorne die Schnapsflasche. Das war die Redeweise der Landarbeiter.
Das war dann regelrecht an der Revolution, dass man das nicht mehr machen musste, den Rücken bücken. Und was war die Folge? Binnen 1, 2, 3, 4, 5 Jahren haben die Bauern gesehen, dass sie ihre Hackfruchtflächen verdoppeln. Den Zuckerrübenanbau, da hat eine und dieselbe Familie, die vorher vielleicht 10 Hektar Zuckerrüben angebaut hat, die hat dann plötzlich 20 Hektar angebaut.
Aufgrund der Herbizide. Das war eigentlich die Veranlassung in Richtung Monokultur in der Landwirtschaft. Das entwickelte sich in den 60er Jahren und dann kamen noch die ganzen Insekten, die Insektizide raus, auch synthetisch hergestellt, das DDT, das Lindan, die Gramoxone.
Das waren alles Mittel, die Wunder wirkten und wo man gedacht hat, da könnte man mit dem Hubschrauber die Welt fliegen und breitflächig das Zeug ausspritzen. Das haben sie auch gemacht. Die Amerikaner hatten da keine Schufe.
Die haben ganz New York mit dem Hubschrauber einfach flächendeckend mit DDT behandelt. Dann gab es eine Journalistin in Amerika, Rachel Carson genannt, die hat das Buch geschrieben Silent Spring, der stumme Frühling. Ende der 60er Jahre.
Aufgrund der Erfahrungen, die durch diesen flächendeckenden Insektizideinsatz, welche Katastrophen damit eigentlich ausgelöst worden sind. Die wurde mit Morddrohungen, also Morddrohungen gingen an sie, wie man sich untersteht, hier eine solche Handhabe, die nun wirklich der Menschheit das Glück, die Glückseligkeit bringt, dass man das in Frage stellt. Das war der stumme Frühling, der hat wie eine Bombe eingeschlagen in Amerika, aber dann auch ein bisschen in Deutschland.
Darauf folgte 1970 das Weltnaturschutzjahr. Das ist ganz interessant. Das Bewusstsein der Menschen wachte plötzlich auf.
Vorher hat kein Mensch an die Landwirtschaft gedacht, was sie da so machen. Aber jetzt durch den Einsatz dieses Inputs von Spritzmitteln aller synthetischer Art, da wurden die Menschen unsicher. Der eine oder andere hatte Fragen.
Vorher war es nur ganz wenige. Es war immer eine Oligarchie von Ökologen, die gab es durch ganze 20. Jahrhundert, die gewarnt haben vor diesen ganzen Entwicklungen.
Aber jetzt wurde das Bewusstsein immer weiter und breiter. Dieses Weltnaturschutzjahr war schon ein Auslöser für das Erwecken der ökologischen Frage in den 70er Jahren in der Bevölkerung. Das war ganz evident.
Wie wir hier den Dortmunder Hof angefangen haben, das war 1968, da wurden wir noch mit Hohn und Sport übergossen. Wie man sowas überhaupt machen kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Wissenschaft.
Hier biologische Arme zu wirtschaften und dann noch zu wagen, einen solchen Betrieb vom Staat zu pachten. Das ist ja ein Verrat an der Wissenschaft. Den moralischen Gesicht, was die Wissenschaft in der Öffentlichkeit hat.
Dass man wagt, das alles infrage zu stellen. Mit diesen Problemen hatten wir damals noch sehr zu kämpfen. 1968.
Dann kam eben das Weltnaturschutzjahr und dann dämmerte langsam das Bewusstsein auf. Die Folge dieser ganzen Entwicklungen, und damit schließe ich mal diese ganze geschichtliche Betrachtung ab. Die Folge dieser ganzen Geschichte war, dass im Verlauf oder seit dem Ende der 50er Jahre, bis dato galt das noch.
Und dieses Prinzip hier, dieses integrative Beziehen der verschiedenen Betriebszweige zu einem höheren Ganzen mit einem Mittelpunkt, das wurde zu Grabe getragen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Eine weit über tausendjährige Geschichte seit dem frühen Mittelalter mit allen Metamorphosen, die es durchlaufen hat, wurde endgültig zu Grabe getragen in den 60er Jahren des 20.
Jahrhunderts. Schluss aus. Und an die Stelle taten uns Folgendes, dass man begonnen hat, den Gartenbau, hier der Gartenbau, den heraus zu gliedern und in Monokultur zu bewirtschaften.
Holland ist eines der Länder, die das besonders gut kann. Aber das beherrscht man heute weltweit. Die Blumen, die wir beziehen, die kommen entweder aus Israel, oder aus Kenia, oder sonst woher heutzutage, die dann in Blumenläden verkauft werden.
Meistens sogar Hydrokultur. Also Intensivkulturen, Monokultur überwiegend, der Gartenbau. Das fing schon eigentlich im 19.
Jahrhundert langsam an, dass der Gartenbau sich mehr um die Großstädte konzentriert hat, um auf kürzestem Wege das verderbliche Gemüse auf den Markt zu bringen. Aber jetzt im großen Stil seit den 60er Jahren vollkommen eine Herausgliederung des Gartenbaus, der hatte hier nichts mehr zu suchen. Und dann hat man herausgegliedert hier den Ackerbau, Acker- und Pflanzenbau und in Monokultur, die Spritzmittel, die ganzen Spritzmittel-Input erlaubte es, dass man jetzt den Getreidebau schon Anfang der 80er Jahre habe ich das erlebt, ich war da bei Freunden mit einem konventionellen Landwirt bei Gießen, der hat mich regelmäßig besucht.
Der wollte immer wissen, was wir hier so machen. Und der war ein ganz moderner konventioneller Landwirt, der hat seinen ganzen Stall aufgelöst, die Kühe rausgeschmissen und den ganzen Stall vollgestellt mit großen gewaltigen Fässern, voll mit Flüssigdüngern. Flüssig-Kali, Flüssig-Phosphorsäure, Flüssig-Stickstoff und mit computergesteuerten damals schon, Zusatz von den entsprechenden Spritzmitteln, die man für die jeweilige Kultur zu diesem bestimmten Zeitpunkt braucht.
Und der fuhr nur in einer mächtigen Montur, so wie der Mondmensch, fuhr dann auf dem Acker, damit hat er sich selbst vergiftet und hat seine Erträge, seine weißen Erträge, damals schon auf 80 Doppelzentner pro Hektar berechnet. Und er hat gesagt, wenn es drunter ist, dann werde ich insolvent, wenn ich Verluste mache, wenn ich drüber bin, dann habe ich gewonnen. 80 Doppelzentner, so viel Input war notwendig, um das zu sichern.
Und er war so qualifiziert, dieser Mann, dass er das fast hingekriegt hat, jedes Jahr, wie auch immer das Wetter war, 80 Doppelzentner zu ernten. Damals, da waren die Sorten noch lange nicht so entwickelt wie heute, war eine unglaubliche Leistung, aber er hat mir gesagt, wenn ich Feierabend habe, dann ziehe ich das ganze Ding aus und gehe in den Garten und komposiere. Also sein eigenes Gemüse und seine eigenen Kartoffeln, die hat er natürlich aus seinem Garten bezogen.
Es war auch eine gewisse Schizophrenie, die die Menschen erlebt haben, aber es war ein hochqualifizierter Mann, hatte auch Fragen, aber er hat nicht gewagt, den Schritt zu tun, weil er gesagt hat, das schaffe ich ökonomisch nicht, die Umstellung. Das hat dann dazu geführt, dass der Ackerbau ausgegliedert worden ist und dann hat man den Obstbau ausgegliedert. Obstbau in Monokulturen.
Früher gehörte der Obstbau zur Dorfgemarkung. Das war dieses Glied hier und dieses Glied hier. Das war der Obstbau, Hochstämme aber.
Jetzt wurden die Stämme immer kürzer, Halbstämme und dann Niederstämme und dann nur noch Spindelobst. Wo die Zweige sozusagen aus der Erde rauswachsen. Stämme gibt es nicht mehr.
Und wenn man die erntet, so eine moderne Obstkultur, da weiß man nicht, erntet man Kartoffeln oder Äpfel, weil man sich zum Teil bicken muss, um die Äpfel zu pflücken. Die Schweizer sagen nicht umsonst Erdäpfel zu den Kartoffeln. Da hat man den Obstbau ausgegliedert.
Fahren Sie mal nach Südtirol. 3000 Hektar am Stück. Hoch technologisierter Obstbau.
Auch der Weinbau. Früher integriert in die Dorfschaften. Jeder Weinbauer hatte früher 4 Haltungen.
Jeder Weinbauer hatte eine eigene Futterwirtschaft. Und da eben war der Wein noch ein Betriebszweig im Organismus der Landwirtschaft. Jetzt wurde der Weinbau restlos herausgegliedert, zur Monokultur gemacht.
Im großen Stil, so wie es heute ist. Nicht mehr horizontal, sondern senkrecht zur Höhenlinie. Das ist erst ein Verfahren seit den 70er, 80er Jahren.
Das ist erst ein Verfahren seit den 70er, 80er Jahren. Da haben wir die ganzen Weinbergmauern rausgeschmissen. Dabei haben die wesentlich zur Qualität der Weine beigetragen.
Die Wärme, die rückstrahlend ist von diesen Mauern. Also das ist auch der Obstbau. Und schließlich zuletzt, zu guter Letzt, hier auch noch die Viehwirtschaft.
Zuerst die Hühner, die Hühnerbatterien. Dann die Schweine. Und wer gesagt hätte, Anfang der 70er Jahre, man würde eines Tages auch noch die Rinder in Massentierhaltungen haben, dann wäre man für verrückt erklärt worden.
Als letztes waren dann schließlich auch noch die Rinder aus den Höfen rausgeschmissen, in großen Massentierhaltungen. Und da muss man mal in Amerika gewesen sein, in Kalifornien, wo dann der Betrieb, der 900 Kühe hat, der kann es gerade eben rentabel. Bei 300 wird es schon schwierig, wenn man nur 300 hat.
Also so ausgefeilt hat man jetzt die Tierhaltung entwickelt, zur Massentierhaltung. Und damit war dieses Gebilde, Gefiertheit, zu Ende, vorbei. Die Einheit des Organismus der Landwirtschaft war restlos zerstört.
Es war ein einziger Trümmerhaufen der alten Landwagkultur. Und an die Stelle ist getreten, die hochspezialisierte moderne Landwirtschaft, industrieller Prägung, mit ungehohem Input und der Herausrationalisierung des Menschen. Der Mensch sollte eigentlich überhaupt keine Funktion mehr drin haben, außer dass er irgendwo noch einen Computer drückt.
Precision Farming, haben Sie schon mal von dem Begriff gehört? Precision Farming, das heißt so viel wie das, was man heute alles nur noch digital steuert. Da ist man auf einem guten Wege, das auch tatsächlich zu können. Was ist hier jetzt entstanden durch den Zusammenbruch dieses Prinzip des Organismus? Eben die industrialisierte Landwirtschaft, die heute mit ungefähr noch 0,5% der arbeitenden Bevölkerung weit, großflächig die ganze Erde, global mehr oder weniger, technologisch bewirtschaftet, mit ungehohem technischem Input bewirtschaftet.
Mit den größten Problemen, also Dauernachwirkungen, die man heute noch überhaupt nicht abschätzen kann. Man sagt immer, man müsse eine Abschätzung machen der Konsequenzen einer solchen Handlungsweise. Aber kein Mensch traut sich dran, eine wirkliche, grundlegende Abschätzung zu machen, dieser Form der Weltbewirtschaftung.
Hier und dort dämmert es immer mal wieder auf, blitzt es mal wieder auf. Argumente, die darauf hinweisen, ihr könnt nicht so weitermachen. Aber die große Rechnung, die große Bilanz ist nicht gezogen.
Aber das ist fällig, das steht vor uns. Jedenfalls, was ist hier passiert? Wir sind durch dieses Prinzip in den Agnostizismus zurückgefallen. Nicht nur, dass die Kirche nicht mehr funktioniert, da in der Mitte.
Das meine ich damit gar nicht so sehr. Sondern ich meine, wir sind zurückgefallen in das, was in vorchristlichen Zeiten die vier Strömungen des Landbaus waren, wo sie berechtigt waren, aus dem alten mystischen Wesen noch gelenkt und geleitet. Das war noch ein Entwicklungsschritt.
Heute ist es ein Rückschritt. Heute ist es ein Rückfall in agnostische Zeiten. Das Ergebnis des Materialismus ist als Gesamtmenschheitsweltanschauung geworden.
Und sodass wir eigentlich heute mit diesem Prinzip, wo es nur noch um die Gewinnmaximierung geht, also die Turnover, wo man wirklich durch den Betriebsmitteleinsatz gegenrechnet gegenüber der entsprechenden Erhöhung der Erträge. Das ist eine rein abstrakte Überlegung, wo man sich fragt, was hat es eigentlich wertbildend in der Bewusstseinsentwicklung der Menschen überhaupt noch? Dass man so denkt, so reduziert, ist ein Gedankenreduktionismus ohne gleichen. Also man ist tatsächlich zurückgefallen in vorchristliche Entwicklungen.
Und jetzt ist die große Frage, wie finden wir aus diesem Loch heraus, aus diesem Gefängnis? Jetzt möchte ich ein paar Bemerkungen machen. Diese Frage ist immer im Hintergrund habend. Welche Entwicklungen haben doch jetzt seit dem 19.
Jahrhundert, im Wesentlichen, nee, 20. Jahrhundert eigentlich, stattgefunden, um einen anderen Weg zu gehen als diesen? Und der erste konkrete und maßgebende Ansatz war der gewesen, dass schon nach dem Ersten Weltkrieg viele Bauern hier sehr verunsichert waren, aufgrund auch konkreter Beobachtungen auf den Höfen, in der Tiergesundheit, in der Pflanzengesundheit, dass zum Beispiel Luzerne, die man früher sieben Jahre problemlos angebaut hat aufeinander, dass sie schon nach zwei Jahren abgängig war, schon so ausgedünnt war, dass man sie eigentlich umbrechen musste. Das waren so Beobachtungen, die die Landwirte gemacht haben.
Auch mit der Tiergesundheit, mit der Fruchtbarkeit der Tiere, überall traten jetzt bestimmte Symptome auf, wo man verunsichert wurde. Und man hat es dann auch auf den Stickstoff zurückgeführt, der dann in der Landschaft eingesetzt wurde. Man war ratlos geworden.
Und so gab es dann einzelne solcher Bauern, die jetzt gemerkt haben, da ist jemand, der hat geholfen, auf anderen Feldern neue Gesichtspunkte einzuführen, in der Pädagogik oder in der Medizin oder in den Naturwissenschaften, überall eigentlich, in den Künsten. Und jetzt müssen wir mal diesen Menschen konsultieren, ob er uns auch nicht helfen kann, hier einen neuen Ansatzpunkt zu finden. Und das war Rudolf Steiner.
Rudolf Steiner, der große Unbekannte. Derjenige, der der Begründer ist der anthropologischen Geisteswissenschaft. Es handelt sich um die Begründung einer Geisteswissenschaft in diesem wörtlichen Sinne.
Die Naturwissenschaft hatte ihre Hochblüte, er war selber Naturwissenschaftler, er hat Mathematik, Physik und Chemie studiert, war Naturwissenschaftler, aber auch gleich im hohen Gerade Geisteswissenschaftler, schon in 22 Jahren Herausgeber der götischen Naturwissenschaft in Schriften. Kirchenhaus Deutsch und Nationalliteratur, das war ein Riesenwerk. Aber als Naturwissenschaftler hat er eine so gründliche, auch Mathematiker, eine so gründliche gedankliche Bildung, dass er ja die erkenntnistheoretischen Schriften geschrieben hat, die eigentlich dem damaligen Leser und dem heutigen Leser noch mehr darauf hinführen müssten, dass die eigentliche Quelle jeder Wissenschaft ein Bewusstsein ist der eigenen Gedankenentwicklung, des eigenen Denkens.
Man muss nicht nur das Denken praktizieren und irgendwo anwenden, wie man das in der Mathematik so macht, aus dem Ärmel schütteln, so die Formeln, sondern in innerer Anstrengung, in innerer Steigerung der Denkkraft sich zu einer Erkenntnis bringen, die einem eine Einsicht vermittelt, die über die Sinneswahrnehmung hinausgeht. Und das kann man jetzt verfolgen, wie in der ganzen Biografie Rudolf Steiners, wie er aus der Naturwissenschaft heraus diese Erkenntnistheorie entwickelt hat und dann die Philosophie der Freiheit begründet hat, also regelrecht begründet, philosophisch begründet, und dann am Ende des 20. Jahrhunderts die anthropologische Geisteswissenschaft darauf aufgebaut hat, als Wissenschaft, eine Wissenschaft vom Geiste, also von demjenigen, was in allen Dingen das Argens ist, das Wirkende ist, das Hervorbringende.
Wir nehmen ja nur immer die Formen wahr. Wenn ich sie vor mir sitzen sehe, dann sehe ich Leute einzelne, ja, das kann man jetzt im Einzelnen beschreiben, Köpfe oder so und so, die und die Kleidung, man sieht nur die Oberfläche vom anderen Menschen, von der Pflanze, vom Tier, vom Stein, von allem. Und was ist jetzt das Argens? Was diese Oberfläche, diese Form so schafft, wie sie jetzt da ist.
Die Naturwissenschaft schaut auf die Formen. Und jetzt ist die Frage, was ist, gibt es eine Wissenschaft, die es auch, die Formen hervorbringt. Und daraus ist eben diese Geisteswissenschaft entstanden und daraus ist dann alles das hervorgegangen, was dann diese Erneuerung der Pädagogik bedeutet hat, die Erneuerung der Medizin.
Oder die Erneuerung der Naturwissenschaft auf der Basis des Gethianismus. Und die Erneuerung der Künste. Sie können gucken, wohin Sie will, aus der Geisteswissenschaft ist alles erneuert worden.
Insofern allerdings nur, wenn man sich so selber gedanklich da mal hineindenkt, hineinstudiert. So. Und schließlich haben die Landwirte gemerkt, ja, liebe Leute, ihr habt jetzt alle da Erneuerungen bekommen.
Neue Ansatzpunkte für euer eigenes Berufsleben. Und wir sitzen da am Trocknen und sind dann Rudolf Steiner herangetreten. Er möge doch, und das war 1920 etwa, er möge doch Ihnen auch mal einen Kurs geben, wie er den Medizinern Kurse gegeben hat, schon viele, und auch den Pädagogen.
Er möge doch mal einen Kurs geben, wie man die Landwirtschaft erneuern kann auf der Basis, wie sie sich eben aus der Vergangenheit entwickelt hat. Und Rudolf Steiner hat dann immer gesagt, ja, ihr habt eure Fragen noch nicht deutlich genug gestellt. Ihr müsst eure Fragen noch klarer und deutlicher pronunzierter stellen.
Und dann haben die sich bemüht und bemüht und bemüht und sind immer wieder an ihn herangetreten. Das kam nicht zustande. Und aber zwischenzeitlich hat er schon erste Angaben gemacht, einem Landwirt, der war Domänenpächter zwischen Göttingen und Hannover, der hieß Ernst Stegemann, und ein renommierter Landwirt, hat er Angaben gemacht, was er schon vorschlagen kann für eine Verbesserung der Düngung.
Und er hat ihm damals schon das Hornmist- und Hornkiedelpräparat, also das zur biologisch-darmischen Landwirtschaft hinzugehört, hat er dem schon 1922 angegeben. Und dann haben die Landwirte gedrängt, es wurden immer mehr und immer mehr. Und haben gesagt, wir müssen doch jetzt irgendwo noch einen Kurs kriegen.
Und schließlich und endlich hat dann einer von den, ein Großgrundbesitzer, er war kein Großbesitzer, er war Güterdirektor einer Aktiengesellschaft in Schlesien, bei Breslau, mit Sitz aber in Berlin, und die bewirtschafteten 8000 Hektar Schwarzerdeboden rund um Breslau. Die hatten auch eine eigene Zuckerrübenfabrik. Und dieser Güterdirektor hieß Graf von Kaiserling.
Und der war schon länger bekannt mit Rudolf Steiner und hat angeboten, dass auf seinem Gut, 1924 war er mitten in der Inflationszeit, dass da jetzt ein solcher Kurs stattfinden kann, aber der Termin war nicht klar. Und daraufhin hat er seinen Neffen nach Dornach in die Schweiz geschickt und hat gesagt, du kommst mir nicht eher zurück, als dass wir dieses Datum haben für diesen Kurs. Und das hat er dann bekommen von Rudolf Steiner Pfingsten 1924.
Und da kam dieser Kurs nun zustande. Da strömten jetzt Landwirte aus Mitteleuropa, aus nahezu Europa, aus den verschiedensten Menschen strömten da zusammen. Und es fand gleichzeitig noch eine große Tagung der Anthropologischen Gesellschaft in Breslau statt, wo Rudolf Steiner auch hinzugebeten worden ist, da ein Vortragszyklus zu geben.
Zwei Veranstaltungen zugleich. Und da wurde jetzt der landwirtschaftliche Kurs gehalten. Und die Bauern, die haben sich natürlich, weiß Gott, was erwartet davon und waren natürlich einigermaßen geschockt von dem, was sie da gehört haben.
Und einerseits geschockt, es gibt die berühmte Geschichte, dass der Graf Kaiserling nach dem dritten Vortrag des Landwirtschaftlichen Kurses, das ist der schwerste von allen, wo es nur um das Wesen des Stoffes geht. Eine Zentralfrage überhaupt, was ist das Wesen des Stofflichen? Nach dem dritten Vortrag ging er mit dem Grafen Kaiserling zusammen die Treppe runter und da fragte Rudolf Steiner den Graf Kaiserling, haben die den verstanden? Und er antwortete, kein Wort, Herr Doktor. Das war die Antwort.
Also so war ein bisschen auch die Stimmung, die Bauern, die waren mit dem, was sie da gehört haben, weit überfordert. Aber kaum war der Kurs zu Ende, stoben die in alle Welt und haben alle stehen und liegen lassen und haben angefangen. Haben sofort Gabel und Schaufel und alle Instrumente in die Hand genommen und haben selber angefangen, biologisch-nahrmäßig zu wirtschaften.
Nach ihrem Verständnis, was sie da in dem Kurs wahrgenommen haben. Eine ungeheure Befeuerung im Willen, eine unglaubliche Begeisterung, mit denen die Menschen da jetzt im Nichts sozusagen irgendwo angefangen haben, diese Wirtschaftsweise auf der Taufe zu heben. Und es ging dann so, dass binnen kürzester Frist, schon Anfang der 30er Jahre, 1931, 1932 gab es in Deutschland schon über 1.000 biologisch-nahrmäßige Betriebe.
Mit wehendes Eile hat sich das entwickelt. Ein neues ökologisches Bewusstsein, durchaus. Und dann kam allerdings das Jahr 1933 der Machtergreifung in Deutschland durch die Nazis.
Und 1935 wurde die biologische Armut wirtschaftsweise verboten von den Nazis. Und dann haben die natürlich mit allen Mitteln versucht zu wehren und haben mit denen verhandelt, mit diesen Brüdern, die keine Brüder waren. Und haben dann noch durchgesetzt, dass ein großes Versuchsprojekt gestartet worden ist, der Vergleich konventioneller und biologisch-nahrmäßiger Landbau, 1937, 1938.
Das erste verlief total schief, zu Ungunsten des biologisch-nahrmäßigen Landbaus. Warum? Weil man denen nachgewiesen hat, dass sie manipuliert haben. Auch von der Seite der Wissenschaft manipuliert, die Ergebnisse manipuliert.
Und dann hat man es durchgesetzt, dass es nochmal wiederholt wird, das war 1938, und da fiel es zu Gunsten der biologisch-nahrmäßigen Wirtschaftsweise aus. Damals. Und dann hat man es gerade noch geduldet bis 1941, dass die da noch so ein bisschen weiter vorhin gequemmert haben.
Aber das war es dann auch. Und dann 1941 wurde es endgültig verboten, nach dem Flug von Hess nach England. Und da kamen die Leute, die Vertreter der biologischen Armut, sogar noch in die KZs.
So, das war dann auch, das schien das vorläufige Ende zu sein. Und dann nach dem Zweiten Weltkrieg war dann ein ganz mühseliges Versuch, das wieder aufzubauen. Die wenigen Menschen, die meisten Betriebe lagen im Osten, also in der nachmaligen DDR, und dann noch weiter im Osten, in den deutschen Ostgebieten einstmals.
Und viele waren gefallen im Zweiten Weltkrieg, von den Vertretern. Und das Häuflein Elend, was übrig blieb, die haben sozusagen versucht, jetzt schon die Dinge, die Sachen neu aus der Taufe zu heben. Weiter brauche ich es jetzt nicht zu erzählen, was sich dann in 50er, 60er, 70er Jahren vollzogen hat, jedenfalls an der Ausbreitung.
Und heute ist der biologisch-armutische Landbau in der ganzen Welt irgendwo vertreten. Am dünnsten, interessanterweise, in den ehemals kommunistischen Gebieten Osteuropas. Bei den Chinesen läuft die Sache rund.
Die machen die Münde auf. Weil sie meinen, da könnten sie doch einen ganz neuen Ansatz für ihre alte Landwirtschaft finden. Und auch in sonstigen Ländern Europas, überall floriert die Sache.
Nur in den ehemals kommunistischen Ländern. Ich bin betraut mit einem großen Grut, einem ehemaligen Grut, in den ehemaligen Westpommern, also Ostpommern damals. Heute Westpommern, Polen.
In Polen also. 1.900 Hektar Betrieb auf Sandböden. Also sehr marginale Böden.
Und da merkt man einfach, was man da vorgefunden hat, da waren Tabula rasa, da war nichts mehr. Alles kaputt, alles ausradiert. Und in Russland noch viel mehr, noch viel ungleich viel mehr.
Die ganzen russischen Dorfschaften waren ausradiert. Und da jetzt neu anzufangen, hat man gemerkt, das ist wie eine Schöpfung aus dem Nichts. Eine echte Schöpfung aus dem Nichts.
Und da konnte man so richtig empfinden, worauf es eigentlich heute ankam. Man kann auf nichts mehr bauen, was da draußen ist. Früher konnte man, wurde man hineingeboren in den Erbstrom, und da war da draußen der wunderbare Organismus seiner Landwirtschaft.
Und man konnte im Generationenstrom immer weitermachen. Und das ist jetzt mit dieser Entwicklung hier zu Ende. Man kann nicht mehr weitermachen, sondern es kommt jetzt auf mein persönliches Urteil an.
Es kommt auf mich an. Ich bin jetzt derjenige, der das Wild sich selber erarbeiten muss. Er kann sich nicht mehr anlehnen.
Man kann sich heute anlehnen an die Industrie und kann sich sozusagen die Betriebsmittel von dort beziehen und das irgendwie dann so machen. Und dann vielleicht ein Erfolgserlebnis haben. Aber dann holt man das immer noch von außen.
Heute stehen wir davor, vor dieser ungeheuren Schwelle. Die ist sehr hoch. Der Stab da oben ist ziemlich hoch gelegt.
Diese Schwelle, dass man sich sozusagen wie ein Stabhochspringer über diese Hürde da oben hinüberwindet, um auf der anderen Seite runter zu plumpsen und aufzustehen. Aha, das kann ja der Weg sein. Ich muss über eine Schwelle in mir selbst springen.
Ich muss mir selber einen biografischen Ruck geben und muss wissen, dass es kein Instrumentarium gibt, kein Lehrbuch, was mir die Sache so vermittelt. Ich muss es mir in Gotts Namen und zwar in Praxis selber erobern. In Praxis, nicht theoretisch.
Theoretisch hat das überhaupt keinen Sinn. Da kann man anderen helfen, gewiss, auf sich zu arbeiten. Aber wenn es darum geht, wirklich den Kern dessen zu erfassen, was die Grundlagen des biologischen Arbeitslandbaus sind, da muss man es in Gotts Namen wirklich tun.
Selber Hand anlegen. Man muss es erfahren, auch scheitern. Man muss sein eigenes Scheitern erleben.
Und wenn man dann noch die Durchhaltekraft hat, dann merkt man, ja, jetzt habe ich es. Und das ist ein Weg, ein wirklicher Weg in die Zukunft, der sich da eben auftut. Und, zwei, drei Minuten haben wir noch.
Und jetzt, das dauert vielleicht ein paar Minuten länger, ich weiß es nicht. Also, jetzt war das das Erste. Die Entwicklung des biologischen Arbeitslandbaus.
Das war bis zum Zweiten Weltkrieg eine tolle Entwicklung. Dann brachte es zusammen. Und dann auch noch in den 50er Jahren war man noch ziemlich alleine.
Da entwickelte sich zwar aus der biologischen Arbeitslandwirtschaft heraus eine andere Bestrebung, die Müller-Rosch-Bestrebung. Die war dann auch sehr maßgeblich für die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft, wie sie dann mit verschiedenen Namen heute in der Welt auftritt, im ökologischen Landbau. Der Müller-Rosch, Müller war ein Schweizer Urschweißer, sozusagen einer, der noch am Tell da oben mitgeschworen hat, mit dem Wilhelm Tell seiner Zeit, im 13.
Jahrhundert, so ein Kerl war das. Der tat noch so ganz für die Tradition des alten Bauerntums ein. Und der Rosch war ein Deutscher, war ein Biologe und Mikrobiologe, und der hat die mikrobiologischen Argumente geliefert für eine Entwicklung des ökologischen Landbaus.
Die beiden haben zusammengearbeitet. Und Müller war sehr eingebunden in die biologische Landwirtschaft, aber dann hat er sich herausgelöst. Und hat dann die Müller-Rosch-Bewegung entwickelt.
Und dann entstand daraus allmählich, so in den 70er Jahren, der ökologische, biologische oder alternative oder was immer Landbau. Alle möglichen Bestrebungen, Richtungen. Und man merkte also, dass das Umweltbewusstsein und alle Dinge, Dinge haben Früchte getragen.
Die Menschen haben sich wieder neu besonnen und haben sich insbesondere besonnen auf ihre eigenen Traditionen. Was haben die Väter eigentlich gemacht? Und so hat man sich nochmal rückwärts besonnen. Und dann zog aber die Ökologie als Wissenschaft nach.
Und auch die Universitäten haben das nur langsam, meistens forciert durch die Studenten, haben die auch angefangen, ökologische, wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. Und so entwickelte sich langsam die Methodik des biologischen, biologisch-organischen Landbaus, wie er heute konfiguriert in der Welt. Und wenn Sie mir noch ein paar, zwei, drei Minuten gönnen, dann kann ich die Sache von Anfang zu Ende führen.
Dann erhebt sich angesichts dieser ganzen Entwicklung die Frage, was ist nun eigentlich der Unterschied zwischen biologischem und ökologischem Landbau? Kann man ja mal stellen, diese Frage. Und die ist nicht einfach zu beantworten. Ich möchte Sie mal verantworten versuchen durch ein Bild.
Und zwar eines, das jetzt zurückgreift auf ein Rätsel, was die griechischen Philosophen und Wissenschaftler sich seiner, ihrer Zeit gestellt haben. Es ist ein mathematisches Rätsel. Die Griechen haben Rätsel vor Ungeheuer geliebt.
Es waren aber alles logische Rätsel, also die eigentlich die Logik herausgefordert haben. Und dieses Rätsel geht folgendermaßen. Der Highlife, der große Läufer Fortoria, überhaupt der größte Läufer aller Zeiten, Schnellläufer, schließt eine Wette mit der Schildkröte ab.
Wer schneller sei, er, Achilleus, oder sie, die Schildkröte. Und die Schildkröte geht auf diese Wette ein. Und dann machen sie einen Termin aus, und dann starten Löcher, und jetzt, wer ist jetzt schneller? Dann sagt die Schildkröte, ja, lieber Achilleus, wir wissen ja alle, du bist der größte und schnellste Läufer der Welt, das ist unübertroffen.
Dann kannst du mir ja auch einen kleinen Vorsprung lassen. Das ist ja selbstverständlich gar kein Problem, sagt der Achilleus. Also die Schildkröte starteten ein Stück weit entfernt, schon jetzt, vorneweg, und dann der Achilleus hinterher.
Und das ist jetzt wirklich ein mathematisches Problem, ein Problemreißer-Logik, und da haben die Griechen dann rumgeknobelt. Die haben, das Problem ist unlösbar. Wenn man das rein logisch so denkt, gibt es keine Lösung zu dieser Fragestellung.
Hier ist also der Achilleus gestartet, und hier war jetzt die Schildkröte. Wie die gestartet ist, ist auch er gestartet. Und als der Achilleus hier an dem Punkt angelangt war, da war die Schildkröte schon hier.
Und als er hier angelangt war, da war sie hier. Und als er hier angelangt war, da war sie hier. Und so weiter und so weiter.
Er konnte sie nie erreichen, denn die war immer schon ein Stück weiter. Das müssen Sie denken lernen. Sie sagen, das ist doch klar, dass er sie überholt.
Warum eigentlich? Das ist eine rein eindimensionale mathematisch-logische Betrachtung. Wenn man so sagt, er startet, ist sie hier. Startet sie, und dann kommt er hier an, da ist ein Stück weiter.
Ein Stück weg, immer wieder ein Stück weiter. Er nähert sich hier asymptotisch, aber er kann sie nie erreichen. Warum eigentlich? Weil da nur logisch in einer Dimension gedacht wird.
In dem Augenblick, wo ich zu dieser einen Dimension, einer zweiten Dimension dazu denke, nämlich die Zeit, dann entsteht Geschwindigkeit. In der Physik heißt das Weg mal Zeit, das ist Geschwindigkeit. Dann überholt er sie natürlich.
Aber da muss ich in der zweiten Dimension dazu denken. Also als Gedankengang, dieser Gedankengang, da ist das Problem unlösbar. Ich muss an eine zweite Dimension einführen, nämlich die Zeit.
Dann kommt die Geschwindigkeit ins Spiel, und dann überholt er selbstverständlich die Schildkröte. Das ist ein bisschen das Problem zwischen ökologischem Landbau und biologischem Landbau. Der ökologische Landbau steht auf dem Standpunkt, auch aus den ökologischen Wissenschaften heraus, auf den Standpunkt, wir können nur Natur nahe wirtschaften.
Wir können uns nur der Natur annähern, asymptotisch. Aber wir können sie nie erreichen. Wir können nie das Endziel, was die Natur in der Lage ist, schöpferisch zu schaffen, können wir nie erreichen.
Wir können uns dem nur immer, immer asymptotisch annähern. Und jetzt ist eben in Bezug auf den biologischen und armen Landbau, ich kann das ja morgen nochmal kurz aufgreifen, weil die Zeit eigentlich um ist, das biologische Landbau so, dass dessen Ziel auch das ökologische ist. Selbstverständlich, die eine Dimension.
Aber da kommt eine andere Dimension dazu. Nämlich die, die Frage, kann ich das Geworden in der Natur, kann ich das weiterführen, weiterentwickeln? Hängt das möglicherweise von mir ab? Dass die Evolution des Pflanzen- und Tierreiches und Mineralreiches möglicherweise in Zukunft immer mehr in den Händen des Menschen liegt. Muss sozusagen eine zweite Dimension die sein, dass sich zu den rein materiellen Vorgängen, die man heute studieren kann, naturwissenschaftlich, eine Geisteswissenschaft hinzukommen muss, die dann zusammenwirkend zweidimensional, oder dreidimensional, je nachdem wie viel dimensional, polydimensional, jetzt wirklich eine Evolution in die Zukunft führt, wo der Mensch die Natur an die Hand nimmt, mit ihr seine eigene Entwicklung in die Zukunft führt.
Dass er nicht nur asymptotisch der Natur als der Meisterin sich nähert, in all seinen Handlungen, sondern dass er die Natur in seiner eigenen Entwicklung mit in die Zukunft nimmt. Dann denken Sie eine weitere Dimension dazu und dann ergeben Sie sich Fragen über Fragen über Fragen, wie es dann aussehe. Morgen schauen wir mal weiter, was für einen Schritt wir dann tun.
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