Hof als Organismus - 7. Folge von Manfred Klett, 2018

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Dr. Manfred Klett am 16. Januar 2018 in der Landbauschule Dottenfelderhof.Hier klicken um zum Video zu gelangen

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+++ es handelt sich um eine maschinelle Rohtranskription, eine Überarbeitung von Hand, Herz und Geist ist noch erforderlich. Gerne kannst du MitTun +++

Hof als Organismus - 7. Folge von Manfred Klett am 16. Januar 2018

Goethes "Geheimnisse" und der Impuls des 18. Jahrhunderts 00:02:16

Manfred Klett:

So, und da sehen wir, wie bei Goethe da etwas aufleuchtet. Wirklich, aber jetzt doch ganz im Poetischen, im Dichterischen. Aber wenn man "Die Geheimnisse" liest – und das empfehle ich jedem von Ihnen, das mal zu tun – dann kann man etwas wie eratmen dieser verborgenen Geistigkeit, die im Rosenkreuzertum gewaltet hat. Der ganze dichterische Gang ist so, dass man förmlich... also das berührt einen zutiefst, wenn man das liest.

Und das ist ein Fragment geblieben. Und Goethe hat dann versucht, also hat das einfach als Fragment belassen, nie wieder aufgegriffen. Die Metamorphose ist letzten Endes nachher der Faust, vor allem der Faust zweiter Teil. Aber dann haben Studenten aus Göttingen, 25 Jahre später, Goethe gebeten, doch mal dieses Gedicht fortzusetzen. Die waren auch so tief berührt von diesem Gedicht, dass sie gemeint haben, das müsste doch jetzt fortgesetzt werden. Und Goethe hat es dann also nicht gemacht, hat einen Brief geschrieben, hat es auch ein bisschen erläutert, so wie allgemein und so, aber da hat es von sich gewiesen, da noch mal direkt anzuknüpfen. Sondern die ganzen folgenden Dichtungen sind letzten Endes Metamorphosen dieser "Geheimnisse", kann man sagen.

Also das nur nebenbei. Aber auch im 18. Jahrhundert atmete doch dieser Impuls weiter im ganzen geschichtlichen Verlauf. Immer aus den Untergründen kam das herauf.

Das 19. Jahrhundert: Materialismus und Agrikulturchemie 00:05:41

Manfred Klett:

Und dann im 19. Jahrhundert haben wir gesehen, wie da jetzt eine Zeit anbricht, wo noch mal ein ungeheurer Freiheitsimpuls die Menschen bewegt. Sie wollen sich noch mal befreien aus diesen alten Fesseln, kamen in der 48er Revolution zum Ausdruck, 1848. Ging auch schief, total schief, denn die Folge war – na ja, brauche ich jetzt nicht im Einzelnen erzählen – Kirche und Adel haben noch mal den Sieg davongetragen.

Und das 19. Jahrhundert war das technologische Zeitalter. Das ist zum Durchbruch gekommen aufgrund der Entwicklung der Naturwissenschaften. Und ich sagte schon, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein großes Interesse seitens der einzelnen Naturwissenschaften sich hinbewegte in Richtung auf die Landwirtschaft. Und wie kann man eigentlich den Bauern, wie kann man den Landwirten helfen, dass sie aus ihrer Misere rauskommen, der ewigen Armut? Und Naturabhängigkeit, so könnte man auch mal sagen.

Und da habe ich Ihnen ja kurz geschildert, dass die zentrale Frage für die Wissenschaft damals war: Was ist die alte Kraft der Erde, Humus? Und dem versucht man nachzugehen. Aber die meisten dieser Leute, die da jetzt ein gewisses Interesse entwickelt haben, das waren Chemiker. Und einer der herausragenden – also neben Wöhler, der die Harnstoffsynthese entdeckt hat, im Jahr 1828 rundum – war es dann Justus von Liebig, der nun ganz konkret gesucht hat nach Möglichkeiten, wie man den Landwirten unter die Arme greifen kann.

Als Physiker und Chemiker, er hat gesagt: Ich bin Physiker und Chemiker. Das ist meine Wissenschaft und ich kann nur das leisten, was aus der chemisch-physikalischen Betrachtung der Pflanzen für mich möglich ist. Was die Pflanzen zur Pflanze macht, das ist nicht meine Sache. Da kann ich kein Urteil drüber geben. Aber ganz gewiss ist, wie ein Haus aus Bausteinen gefertigt ist, so ist eben auch die Pflanze aus diesen Bausteinen [aufgebaut]. Und jetzt müssen wir nach diesen Bausteinen erst mal gucken, dass wir das Haus richtig bauen können. So hat Liebig etwa gedacht. Ein ganz genialer Geist, ganz noch verwurzelt auf der einen Seite in dem, was vorausgegangen ist, also in der ganzen Goethe'schen Zeit. Und gleichzeitig mit einem anderen Bein schon mitten im Materialismus stehend.

Und das war das Schicksal des 19. Jahrhunderts: Das Heraufkommen des Materialismus als Weltanschauung, der dann die ganzen Naturwissenschaften gefesselt hat, förmlich auch das ganze Bewusstsein der Menschen gefesselt. Es sind drei wesentliche Momente – es gibt zig Momente, aber drei möchte ich mal herausgreifen: Abgesehen von der Entdeckung der Elektrizität und des Magnetismus, der Physik, war es die Entdeckung der Zelle als Grundbaustein des Organismus. Die Zellenlehre Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts. Und das war Schleiden, der das hauptsächlich in Leipzig – Professor in Leipzig – der hauptsächlich diese Zellenlehre entwickelt hat.

Und der nächste mächtige Einschlag, der den Materialismus auch mitbegründet hat, war Darwin mit seiner Deszendenztheorie, also der Entstehung der Arten. Also "The Origin of Species", mit der Schrift 1859 veröffentlicht, hat er die Evolutionslehre à la Darwin begründet. Und alle Entwicklungslehren oder Entwicklungsgedanken, die Goethe gehegt hat, die der ganze Deutsche Idealismus gehegt hat, das war alles vom Tisch. Sondern jetzt war eigentlich die ganze Evolutionstheorie beruhte sozusagen auf äußeren Phänomenen, die man studieren kann, im Tierreich, im Pflanzenreich, und hat dann alles begründet letzten Endes auf materielle Vorgänge, die sinnlich wahrnehmbar sind. Und daraus ist die Evolutionslehre von Darwin entstanden, die heute noch an jeder Schule gelehrt wird. Die nie bewiesen war, nie bewiesen war, bis zum heutigen Tag nicht, und die auch Darwin am Ende seines Lebens nahezu abgeschworen hat. Muss man auch wissen. Aber sie ist natürlich ungeheuer eingängig, ungeheuer eingängig, dass es so ist. Aber man hat dabei eigentlich den Menschen verloren aus dem Auge. Irgendwo muss der Mensch ja auch noch irgendwo angesiedelt sein, und dann blieb einem nichts anderes übrig, als zu sagen: Letzten Endes stammt er eben doch vom Affen ab.

Und das war eben, ich möchte sagen, ein Todesurteil für die eigenen Entwicklungsgedanken, der durch alle Zeiten hindurch als ein bewusstseinsgeschichtlicher seit Ur-Ur-Urzeiten, also seit der urindischen Kulturepoche, sichtbar wird als die eigene Triebfeder für die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit.

Die Illusion der Materie und die Geisteswissenschaft 00:12:35

Manfred Klett:

Ja, und das charakterisiert also den heraufkommenden Materialismus. Sodass auch die ganze Forschung im Hinblick auf die Landwirtschaft immer mehr davon tangiert worden ist. Man muss sich vorstellen, dass in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts man die menschliche Seele erklärt hat als ein elektrisches Phänomen. Die menschliche Seele... also praktisch sind das elektrische Vorgänge, die irgendwo die ganzen seelischen Regungen des Menschen erzeugen.

Sie können sich gar nicht so massiv genug vorstellen, wie ideell materialistisch [das war] – nicht einfach nur materialistisch wie wir heute, [wo wir] sozusagen alle Güter der Welt haben wollen, einen 180 PS Schlepper oder 300 PS Schlepper, dann ist der Landwirt zufrieden. Das ist nicht, sondern das war noch ganz ideell. Der Materialismus wurde in Gedanken so gedacht. Und das ist auch ein Entwicklungsgesetz in der Welt: Alles, was zunächst in Gedanken gedacht wird, wird nachher Wirklichkeit. So illusionär es sein mag.

Oder so atomistisch man auch gedacht hat, letztlich hat man geglaubt, die Atome wirklich entdeckt zu haben, als materielle Körper. Das ist auch noch eine Theorie, die überhaupt nicht bewiesen ist. Sondern es gibt ja im Gegenteil in der ganzen Quantenphysik – möchte ich nur nebenbei bemerken – in der Quantenphysik gibt es heute die massiven Vertreter, die sagen, Niels Bohr gehörte dazu, Heisenberg gehörte dazu, Wolfgang Pauli gehörte dazu, alle Nobelpreisträger, die haben eindeutig gesagt: Es gibt kein Materielles im Raum. Es gibt keine Körperchen, Korpuskeln, wie man sie auch nannte. Es gibt nichts, was irgendwie materiell fassbar ist, sondern alles löst sich in Energie auf, beziehungsweise alles löst sich in Mathematik auf. Ist mathematisch zwar irgendwo fassbar, und aus dem tut man ja auch Modellen dann alle möglichen Atomkraftwerke bauen, irgendetwas funktioniert ja sogar, aber diese Gedanken als solche sind gedacht worden und plötzlich werden sie materiell sichtbar in ihrer Auswirkung.

Es sind praktisch... man hat wirklich geglaubt, es wäre ein noch so kleiner, winziger Körper, das Atom, das letzte Unteilbare, um am Ende festzustellen: Es löst sich alles in Mathematik auf, und Mathematik ist eine Geisteswissenschaft und keine Naturwissenschaft. Und eine Geisteswissenschaft, ja, das heißt, alles ist Geist. Alles löst sich irgendwo letztlich in Geist auf. Und es ist interessant, 1929 war ein Kongress der Physiker, der Atomphysiker in Kopenhagen, wo Niels Bohr ja gelehrt hat, und da ging es um die große Streitfrage: Ist die Physik, also die Atomphysik, ist die eine Naturwissenschaft oder ist das eine Geisteswissenschaft? Diese Frage bestand damals. Und da konnten die sich nicht einigen. Und dann haben die abgestimmt. Stellen Sie sich mal so was vor, in der Wissenschaft haben die abgestimmt, wer ist dafür, dass es eine Geisteswissenschaft oder eine Naturwissenschaft ist. Und dann fiel... die Mehrheit hat gesagt, es ist eine Naturwissenschaft, und damit war eigentlich das Rennen gelaufen. Und erst dann im 20. Jahrhundert, durch die Quantenphysik, wurde immer deutlicher: So ist es eben doch nicht. Aber man hat noch nicht die Konsequenzen daraus gezogen.

Liebig, Hellriegel und die Stickstofffrage 00:15:43

Manfred Klett:

Ja, also gut, das war nur nebenbei. Das ist Liebig. Liebig war ein ganz bedeutender Mensch. Ein genialer Mensch. Aber eben einerseits materialistisch dirigiert, der Zweiten Lebenshälfte, und der Ersten ganz idealistisch. Und er gilt ja als der Begründer der Agrikulturchemie generell, aber auch eben der Begründer der Mineraldüngertheorie. Er ist eigentlich derjenige, der die theoretischen Grundlagen geschaffen hat für die Entwicklung des Mineraldüngers, wie man ihn eben heute in der Landwirtschaft anwendet.

Man vergisst aber immer zu sagen, dass Liebig nie ein Vertreter der Stickstoffdüngung war. Im Gegenteil, er hat das abgewiesen. Er hat gesagt: Nein, Stickstoffdüngung, da möge die Natur selber dafür sorgen. Das ist Angelegenheit der Natur, die geht uns überhaupt nichts an. Sondern uns geht nur an Phosphorsäure und Kali. Das sind die von Natur aus nicht regenerierbaren Nährelemente der Pflanze. Der Stickstoff ist en masse in der Luft, immer da. Es kommt nur die Frage, wie kommt er da in den Boden? Und das ist ein biologischer Prozess, fertig, aus. Da haben wir nichts zu tun. Wir haben dafür zu tun, dass das, was Erdenelemente sind, eben insbesondere das Kalium, das ist ein reines Erdensalz. Und auch das Phosphat ist so einbezogen in die Lebensprozesse, in die Eiweißbildung, aber es ist auch ein Erdenelement. Und dafür müssen wir sorgen.

Na ja, und ich möchte jetzt nicht das im Einzelnen noch weiter ausmalen, nur darauf hinweisen, dass dann in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts einer auftrat namens Hellriegel. Und der hat dann tatsächlich nachgewiesen, dass in den Knöllchen der Leguminosen, des Klees, da Bakterien sind, die in Symbiose, Endosymbiose mit den Leguminosen leben und die offenbar in der Lage sind, selbstständig ihr Eiweiß zu bilden. Die brauchen nur die Kohlenhydrate der Pflanze, aber selbstständig bilden die Eiweiß dadurch, dass sie den Luftstickstoff verwerten zur Eiweißbildung. Das hat er entdeckt. Er hat quasi postmortem – inzwischen war der Dings gestorben, von dem ich gerade gesprochen habe, der Gründer der Mineraldüngertheorie, der Name ist mir gerade weggedämmert – und das war quasi eine zentrale Bestätigung seiner Theorie gewesen: Der Stickstoff, da möge die Natur selber dafür sorgen.

Sprecher 2:

Entschuldigung, wie hieß der, der die Knöllchenbakterien genau untersucht hat?

Manfred Klett:

Bitte?

Sprecher 2:

Wie hieß der, der die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien...

Manfred Klett:

Hellriegel.

Sprecher 2:

Hellriegel.

Manfred Klett:

Ja, Hellriegel. Das war ungefähr so 86 rum, wo er das entdeckt hat. Das hat natürlich auch wieder ziemlich revolutionär gewirkt, dass man gemerkt hat, da ist ein Zusammenhang, und das hat die Bauern erst recht noch mal angeregt, jetzt wirklich den Leguminosenanbau in die Fruchtfolgen aufzunehmen.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen und die Genossenschaftsidee 00:19:12

Manfred Klett:

So, und jetzt war da aber noch die zweite Gestalt, die ich kurz wenigstens erwähnen möchte. Und diese Gestalt, dieser Mensch war Bürgermeister in einer Gemeinde hier, auf der rechtsrheinischen Seite, auch nordwestlich des Siegerlandes, einer kleinen Gemeinde ärmlichster Bauern. Und dieser hieß Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Der war Bürgermeister dieser kleinen Gemeinde. Und der hat die unendliche Not der Bauern gesehen. Der hat gesehen, wie diese Bauern sich von Jahr zu Jahr höher verschulden, aufgrund der Tatsache, dass sie ja Saatgut kaufen mussten. Der ganze Saatguthandel war zusammengebrochen im Laufe des 19. Jahrhunderts, weil die alten kirchlichen Institutionen und auch fürstlichen, also Adelsinstitutionen nicht mehr bestanden, die für diesen Handel früher gesorgt haben.

Und die Bauern waren also unendlich verarmt und verarmten sich von Jahr zu Jahr mehr, weil sie die Zinsen nicht bezahlen konnten der Wucherer, die ihnen Geld geliehen haben. Damals gab es ja keine Banken, stellen Sie sich mal vor. Es gab keine Banken für die Landwirtschaft. Und da wussten die gar nicht, wo sollen sie das Geld herkriegen. Irgendwelche Leute haben ihnen – was man heute die großen Investmentbanker nennt, das waren so damals eben Privatleute – die haben dann das Geld geliehen, haben ihre Zinsen verlangt dafür, konnten die Bauern nie erwirtschaften und verschuldeten sich von Jahr zu Jahr mehr.

Das war der Ausgangspunkt für den Raiffeisen jetzt als Bürgermeister zu sagen: Nicht der Einzelne darf mehr sein Problem lösen, sondern wir müssen es gemeinsam lösen. Und daraus entstand ja sein Wahlspruch: Alle für einen, einer für alle. Also ein Wunder, dieses Wort. Alle für einen, einer für alle. Und was hat er gemacht? Er hat gesagt, wer nur irgendwo Geld im Sparstrumpf hat, und der legt es ein zusammen, dann machen wir ein gemeinsames Konto. Und wer arm ist, der kann dann von diesem Konto Geld leihen. Zu erträglichen Zinsen. Und auch der Einleger bekam dann irgendwo einen bestimmten Zinssatz für diesen Sparstrumpf Geld. Und daraus entstand das gesamte Genossenschaftswesen.

Sprecher 2:

Können Sie den kurz zeitlich einordnen?

Manfred Klett:

Einordnen? Das ist so die 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. 92, 93, 94, los. Also da entstand das Genossenschaftswesen. Der hat den Genossenschaftsgedanken entwickelt und hat dann mit den Bauern zusammen seiner Gemeinde gemeinsam das Saatgut eingekauft. Das wurde dann billiger und konnte dann irgendwie gemeinsam bezogen werden. Und das wurde dann verteilt in der Gemeinde und dann fing das an. Dann entstanden die Einkaufsgenossenschaften. Und dann kam die Ernte und dann – die hatten ja alle keine Märkte in dem Sinne – wurden die Märkte erschlossen durch Verkaufsgenossenschaften. Und dann musste man sehen, wie geht man mit dem Geld sachgemäß um. Und dann entstanden eben die Genossenschaftsbanken.

Das Genossenschaftswesen ist eigentlich, man möchte fast sagen, eine Anknüpfung an diesen Impuls. Irgendwo, wenn auch man das vielleicht jetzt nicht genau, jede Spur genau so verfolgen kann, dass es sich belegen lässt, aber im Geist, vom Geistigen her gesehen, der Gedanke "Einer für alle, alle für einen", das ist eigentlich der tiefe Aspekt auch dieses ganzen Impulses hier. Und das hat ja Wunder gewirkt. Wirklich, das geht aus dem Stand heraus, hat sich dann langsam auch durch das Genossenschaftswesen, durch Raiffeisen da im Umkreis immer mehr ausgebreitet, immer mehr ausgebreitet und hat viele Probleme dieser armen Bauern jedenfalls teilweise gelöst.

Die Stickstoffsynthese und der Erste Weltkrieg 00:21:09

Manfred Klett:

Nun ja, jetzt aber der Sprung ins 20. Jahrhundert. Das 20. Jahrhundert wurde ja sehr, letzten Endes sehr entscheidend für das Schicksal der Landwirtschaft, nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt. Und der Auslöser war, oder ein wesentlicher Auslöser überhaupt für die gesamte Geschichte des Abendlandes und der ganzen Welt, das war schließlich und endlich, dass es gelungen war, den Stickstoff aus der Luft zu synthetisieren. Stickstoffsalze aus der Luft zu synthetisieren.

Man hat seit den 60er, 70er, 80er Jahren des 19. Jahrhunderts hat man Versuche, Versuche, Versuche gemacht. Man hat im elektrischen Lichtbogen versucht, Nitratstickstoff zu erzeugen. Das ging auch, das haben die Norweger hauptsächlich gemacht, weil sie billigen Strom hatten, aber es war viel zu teuer, letzten Endes. Und so hat man immer wieder versucht, da Technologien zu entwickeln, vor dem 20. Jahrhundert – alles misslungen, hatte keinen Sinn. Sondern die einzige Stickstoffquelle bis dato war der Natriumsalpeter aus Chile, aus der Wüste Atacama, das war die einzige Stickstoffquelle in der ganzen Welt. Das ist die Wüste, die von Nordchile bis nach Peru reingeht, Atacama direkt angrenzend an den Pazifik und dann geht es bis in die Gebirge rauf, die tollste Wüste, die man sich überhaupt vorstellen kann. Und dort haben ständige Blitzentladungen stattgefunden in der Vergangenheit und bei diesen Blitzentladungen wurde eben Nitratstickstoff frei, wie das bei jedem Blitz auch der Fall ist.

Deswegen enthält der Regen immer etwas Nitrate. Heute, vor 50 Jahren waren es 7 Milligramm, heute sind es 10 oder 12 Milligramm pro Liter Regenwasser, kommt also Nitrat auf den Boden, durch Regen vom Himmel. Und das ist nicht nur heute, da sind einmal die Blitzentladungen, durch die Nitratstickstoff entsteht, wo der elementare Stickstoff der Luft oxidiert zu Nitrat. Oder aber es sind die Stickoxide, die eben jetzt in die Atmosphäre aufsteigen, durch Autoabgase, aber auch durch die Düngung in der Landwirtschaft. Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft, es lässt ständig eine enorme Masse an Stickstoffen in die Luft wieder zurück, sogenanntes Lachgas, N2O, und das kommt dann irgendwann mit dem Regen wieder runter.

Und jetzt war es also tatsächlich möglich, im großtechnischen Verfahren, ein großtechnisches Verfahren der Stickstoffsynthese zu machen, der sogenannten Ammoniaksynthese. Und das vollzog sich hier in Ludwigshafen am Rhein, durch Haber und Bosch. Haber war der Chemiker und Bosch war der Ingenieur. Und die haben zusammengearbeitet, von 1903 bis 1913. Und der Haber war ein genialer Chemiker, ein genialer Chemiker, aber eben auch ein furchtbares Schicksal. Er war nämlich Jude, Volljude, Bosch nicht, und die haben zusammengearbeitet. Bei den Juden waren jüdische Naturwissenschaftler, die waren ja alle genial. Da muss man von vornherein sagen, ein solcher jüdischer Wissenschaftler hat mehr im Kopf als jeder andere.

Und dieser selbe Haber war der eigentliche Erfinder und Entwickler der Giftgase, die im Ersten Weltkrieg dann zum ersten Mal da in Flandern und so weiter eingesetzt worden sind. Und eben auch jener Gase, die dann später im Zweiten Weltkrieg in den Konzentrationslagern angewendet worden sind. Dieser Mann Haber hat später sogar noch 1918 den Nobelpreis bekommen. Hochbegabter Mann, und er schafft die chemischen Grundlagen für die Synthese des Ammoniaks aus der Luft.

Also wie ist es möglich, drei Teile N, bzw. ein Teil N plus drei O, Sauerstoff zusammenzuführen? Wie ist das möglich? In der Luft ist uferlos Stickstoff, wir atmen 79% der Einatmungsluft ist Stickstoff. Und wenn wir nur Stickstoff atmen würden, würden wir sofort umfallen. Sondern die 21% oder knapp 21%, die in der Luft, die da Sauerstoff ist, die ermöglichen überhaupt, dass wir das Gegenteil erfahren, nämlich lebendig zu sein. Der Sauerstoff macht lebendig, der Stickstoff heißt Stickstoff, weil er einen ersticken lässt.

Und jetzt war das also ganz schwierig, den trägen Stickstoff, der in der Luft immer als Doppelmolekül vorliegt, nämlich als N2, und auch der Sauerstoff in der Luft liegt in O2 vor. Das sind so träge Stoffe, die wollen in keinen Prozess einmünden. Die wehren sich gegen jede Verbindung der Luft. Und es gelingt nur den Pflanzen auf einem sehr, sehr okkulten Wege, möchte ich mal sagen, jetzt diesen Stickstoff tatsächlich zu binden, in Eiweiß umzusetzen, pflanzliches Eiweiß. Die Tiere können das nicht, kann auch der Mensch nicht, können nur die Pflanzen. Und deswegen hat er – wenn mal ein Name gerade mal weg ist, dann kommt er nicht so schnell wieder...

Sprecher 2:

Haber.

Manfred Klett:

Ne, ne, nicht der Haber, der Erfinder der Mineraldünger-Theorie.

Sprecher 2:

Liebig.

Manfred Klett:

Liebig, ja, also weiß Gott. Aber wenn man mal 85 ist, dann schwinden langsam auch die Gedächtniskräfte. Also jedenfalls, der Liebig hat es eben ganz sicher gesehen, dass eigentlich der einzige vernünftige Weg ist, dass Luftstickstoff in die Erde kommt.

Und diese Brüder hier, die beiden, der Bosch und der Haber, mit aller Macht versuchen die jetzt das wirklich großtechnisch zu entwickeln. Es gelingt ihnen, im großtechnischen Verfahren. 1913 ist die Sache fertig, 1914 bricht der 1. Weltkrieg aus. Und die Alliierten ahnten das nicht. Die Alliierten, die Franzosen, also die Westmächte, die hatten davon keine Ahnung. Also vielleicht ein bisschen was, dass da was im Gange ist, aber konnten es nicht beherrschen. Sodass, wenn Sie mal die Geschichtsbücher lesen über den 1. Weltkrieg, dann werden Sie finden, dass sowohl auf deutscher Seite, aber insbesondere auf alliierter Seite, gesagt hat: In zwei Monaten ist der Krieg vorbei.

Die haben nämlich dann die Atlantik-Sperre gemacht, von den Falkland-Inseln bis nach Buenos Aires, Kriegsschiffe stationiert und alle deutschen Schiffe, die von Chile den Natronsalpeter nach Mitteleuropa bringen wollten, die wurden abgefangen. Und so hatten sie geglaubt, in kurzer Zeit könnten sie den Krieg beenden, weil die über keinen Stickstoff zur Herstellung von Explosivstoffen mehr verfügten. Das war ein Trick. Und unversehens ging der Krieg weiter und wurde immer toller. Ein reiner Artilleriekrieg. Ein paar Bomben sind auch gefallen. Aber es war ein Artilleriekrieg. Und es war so fürchterlich, so fürchterlich. Stahlgewitter waren das, Stahlgewitter.

Wenn man mal nach Lothringen fährt, nach Verdun, da ist das Fort Douaumont. Das wurde hart bekämpft, damals 1916. Und da wurde der Boden 15 Meter tief gepflügt von den Granaten. Allmählich bis zu 15 Meter tief war der Boden total durcheinandergewirbelt. Durch ständigen Granatenbeschuss. Das war nur möglich aufgrund dieser Stickstoffsynthese. Haber-Bosch. Und so zog sich der Krieg hin. Und der wäre auch nicht zu Ende gegangen, wenn nicht eine Revolution in Deutschland gewesen wäre. Weil Explosivstoff stand ohne Ende zur Verfügung.

Das Europäische Stickstoff-Syndikat und der Agrarmarkt 00:31:01

Manfred Klett:

Ja, das ist diese Geschichte, wollte ich doch wenigstens mal erwähnt haben. Dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Stickstoffsynthese möglich war. Und nach dem Ersten Weltkrieg wussten die nicht, wohin mit dem Zeug. Konnten ja leider nicht mehr den Krieg weiterführen. Hätten sie gerne gemacht. Die Industrie hat nur profitiert. Inzwischen haben sie die anderen auch kennengelernt. Und da gab [es]... da die erste Zusammenkunft zwischen den feindlichen Mächten nach dem Ersten Weltkrieg war die Begründung des Europäischen Stickstoff-Syndikats. Und da haben die ausgehandelt: Was machen wir jetzt mit unserem Stickstoffüberschuss? Und dann haben sie die Landwirtschaft als den Markt entdeckt. Und da wurde mit ungeheurem Kapital, wurde jetzt Propaganda gemacht für die Stickstoffdüngung der Landwirtschaft. Anfang der 20er Jahre. Und der Stickstoff förmlich in die Landwirtschaft gepumpt. Und das hat natürlich die Ertragsauswirkungen gehabt. Aber auch Negativwirkungen, dass das ganze Getreide gelagert hat. Man beherrschte noch nicht eine harmonische Düngung. Man beherrschte noch nicht Stickstoff plus Kalium, plus Phosphorsäure, plus, plus, plus. Man muss es aufgrund von Bodenuntersuchungen feststellen. Wo sind die Defizite und danach jetzt die Düngung. Und dann konnte man unter Umständen die Sache einigermaßen steuern. Aber sie beherrschen die Leute noch nicht durch die ganze Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.

Sprecher 2:

Ich verstehe nicht, warum es plötzlich einen Stickstoffüberschuss gab.

Manfred Klett:

Weil kein Krieg mehr geführt wurde.

Sprecher 2:

Aber die haben trotzdem noch produziert quasi, oder aus der Luft?

Manfred Klett:

Ja, ja. Wenn eine Industrie läuft, dann will sie weiterlaufen. Und da steckte viel Kapital drin. Also da steckte massenhaft Kapital drin. Also da wurden die Aktiengesellschaften entstanden dann erst so richtig. In dem Zusammenhang. Nein, nein, das war das Geschäft schlechthin. Und soll man das plötzlich stoppen, weil der Krieg zu Ende ist? Und da musste man nach einem neuen Markt suchen. Und das war die Landwirtschaft.

Ja, und das hat dann dazu geführt, dass zwischen den beiden Weltkriegen in Europa generell, ganz besonders in Deutschland, jetzt der Stickstoff das Düngemittel schlechthin wurde. Und die Erträge stiegen, tatsächlich. Und aber eben auch große Probleme damit. Das lagernde Getreide, das hatte man nicht im Griff.

Na ja, und dann kam der Zweite Weltkrieg. Und dasselbe passierte dann in Amerika, dass sie auch durch den ungeheuren Stickstoff-Überproduktion nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht wussten, wohin damit. Und damit haben sie die gesamte amerikanische Landwirtschaft auf Vordermann gebracht. Die ganzen Südstaaten wurden jetzt umgebrochen, gepflügt – war vorher Weideland dort, wo die Cowboys da ihre Rinder durch die Lande getrieben haben. Das wurde jetzt umgepflügt und mithilfe des Stickstoffs konnte man da Monokultur Weizen, Monokultur Mais, beziehungsweise später Soja [anbauen]. Und alles das, was eben heute im Mittleren Westen Amerikas eine ungeheure Produktionsleistung ausmacht.

Das ganze Vieh, was da in Texas einstmals war, das hat man verlagert an Mastproduktionsstraßen. In den sogenannten Feedlots in der Nähe von Chicago. Da waren ganze Straßenzüge, wo das Vieh gehalten worden ist, gemästet worden ist und zwar gefüttert worden ist in Bandstraßen, Futterbandstraßen nach der jeweiligen Börsennotierung der Getreidebörse von Chicago. Bevor es noch den Computer gab, haben die Berechnungen angestellt, wie jetzt auch genau die Futtermischung sein muss, dass es der Börsennotierung in Chicago entsprach, und damit haben dann das ganze Viehzeug gemästet, was früher auf den Weiden von Texas rumgelaufen war. Also jetzt vereinfacht, vereinfacht ausgedrückt. Jedes Kalb, was geboren worden ist damals in den USA, hat 2.000 Kilometer im Mittel zurückgelegt vom Ort seiner Geburt zum Ort seiner Endmast. Irgendwo geboren und dann konzentriert in diesen gewaltigen Feedlots.

So, aber das jetzt nur nebenbei. Man sieht also, dass durch den Stickstoff das ganze 20. Jahrhundert im Wesentlichen geprägt worden ist. Nicht nur die Landwirtschaft selber hat eine quasi Revolution durchlaufen, sondern auch das soziale Leben in den beiden Weltkriegen, die nur führbar waren durch diese Stickstoffsynthese. Also die Konsequenzen davon – und ich sage immer, es kommt bestimmt noch einer, der mal die Geschichte des Stickstoffs schreibt, also irgendwo mal einen Titel erfindet, um den mal die Konsequenzen der Erfindung der Stickstoffsynthese für die gesamte Entwicklung der Menschheit von Beginn des 20. Jahrhunderts an mal niederschreibt, damit das mal lesbar ist, dass man das mal bemerkt, welche Konsequenzen eine einzige Erfindung hat für das gesamte soziale Zusammenleben der Menschen weltweit.

Der Betriebsorganismus (Areboe 1917) und die Industrialisierung 00:37:19

Manfred Klett:

Ja, und diese ganze Entwicklung hat dazu geführt, dass es noch bis zum Ende der 50er Jahre gedauert hat, dass dann mithilfe der Stickstoffdüngung, aber das andere werde ich nachher noch kurz schildern, dann also der Zusammenbruch des abendländischen Landbaus endgültig geschehen ist.

Jetzt möchte ich zusammen noch kurz was einschalten, nämlich folgendes, hochinteressantes, was gerade auch wieder zeigt, wie die Vernunft dann auch wieder waltet. Da gab es nämlich während des Ersten Weltkrieges einen Professor, der hieß Areboe. Areboe, der war Professor in Hohenheim bei Stuttgart und war früher auch Güterdirektor – was für jeden Professor damals selbstverständlich war, dass man zuerst mal Güterdirektor war, zumindest mal praktische Landwirtschaft kannte. Und der war Betriebswissenschaftler, ja im Grunde der Begründer der landwirtschaftlichen Betriebswissenschaft. Vorher gab es keine Betriebswissenschaft in diesem Sinne, es gab schon Vorläufe im 19. Jahrhundert, aber er hat dann wirklich jetzt eine Betriebswissenschaft entwickelt für den bäuerlichen Betrieb.

Und was hat [er] in seinem klassischen Buch "Ackerbau", 1917 herausgekommen, da schreibt er Folgendes. Er hat gesagt: Jeder landwirtschaftliche Betrieb ist ein Betriebsorganismus, indem er verschiedene Betriebszweige vereint zu einem höheren Ganzen. Also jeder landwirtschaftliche Betrieb ist ein Betriebsorganismus. Da wurde der Begriff des Organismus von der Wissenschaft eingeführt in die Landwirtschaft. Was vorher Bestand hat, einfach existiert hat, jetzt wurde es plötzlich Wirklichkeit in Gedanken. Jeder landwirtschaftliche Betrieb ist ein Organismus, und alle seine Betriebszweige zusammen bilden eine höhere Einheit, eben diesen Organismus.

Der war eben auch ein Praktiker, der hat wirklich auch, weil er mal Betriebsdirektor war, Landwirtschaftsdirektor von Gütern im deutschen Osten, in Schlesien, da hat er seine Erfahrungen gesammelt und hat gesehen: Nein, man kann den nicht auseinanderreißen, den Hof, sondern das ist eine Einheit. Das hat dann dazu geführt, dass die ganzen folgenden Betriebswissenschaftler für die Landwirtschaft in Deutschland zumindest – ich kann es übersehen, wie es woanders war – auch zwischen den beiden Weltkriegen diesen Gedanken aufgegriffen haben und haben die ganze Betriebswissenschaft, die landwirtschaftliche Betriebslehre, begründet auf diesen Grundgedanken. Brinkmann hieß der eine, ein großer Fruchtfolge-Spezialist war das, und dann zuletzt Wörmann in Göttingen, noch in den 50er Jahren habe ich ihn noch persönlich gehört an der Uni, und war begeistert von dieser Darlegung. Das waren echte Könner, wirkliche Könner.

Also durch Jahrzehnte hindurch war der Begriff des Betriebsorganismus das Gestaltungselement der Landwirtschaft. Das heißt, das stimmt natürlich so nicht ganz, weil man ja nicht gestaltet hat, sondern man hat einfach das erhalten, was da war. Die Betriebe waren alle Organismen. Die waren alle so gefügt durch die verschiedenen Elemente: Gartenbau und Obstbau und Ackerbau und Viehwirtschaft, verschiedene Arten Vieh. Das war einfach noch ein Faktum. Und man hat nur... der Areboe hat gesagt, dieses Faktum müssen wir optimieren. Das ist die Aufgabe. Das muss irgendwie noch verwandelt werden, dass es noch viel optimaler funktioniert, aus der Kraft der Bewusstseinsseele heraus. Entstanden ist es aus der Kraft der Verstandesseele, also aus dem Hochmittelalter. Aber das müssen wir jetzt begreifen, wir müssen es durchdringen mit unseren Gedanken, wir müssen es optimieren.

Der Zusammenbruch der Einheit: Herbizide und Monokultur 00:41:46

Manfred Klett:

Na ja, und dann kamen dann die 60er Jahre. Und diese 60er Jahre – schlagartig, schlagartig nach der Entdeckung der Herbizide, der synthetisch und systemisch wirkenden Herbizide, war diese Sache zu Ende. Ich habe das ja alles erlebt. Ich habe da quasi halb mitgewirkt in diesen ganzen Sachen noch. Und das erschlägt einen schier, wie bis Ende der 50er Jahre dieses Prinzip noch absolut Geltung hatte. Der Prinziporganismus, auch der Mittelpunkt, war noch gerade eben einigermaßen lebendig. Und dann brach das Ganze wie ein Kartenhaus zusammen in den 60er Jahren.

Und zwar, der Stickstoff hat schon das Seine dazu beigetragen im Laufe des 20. Jahrhunderts, aber der entscheidende Durchbruch zur Industrialisierung der Landwirtschaft waren die Herbizide. Natürlich auch die Fungizide und dann auch die Insektizide, klar. Aber die Herbizide waren so entscheidend, weil der Bauer nicht mehr rausgehen musste mit seiner Hacke oder die ganze Familie und den Rücken krümmen. Und so sind wir doch über die Äcker gekrochen, auch ich noch als Lehrling. Und zwar wochenlang. Und da hat man noch gewusst, was Arbeiten heißt. Das weiß man ja heute nicht mehr. Wisst ihr wirklich, was Arbeiten heißt? Da muss man wirklich mal an seine Grenzen geführt werden. Da muss man sich so erleben als junger Mensch, dass man nicht mehr weiß, schaffe ich das oder schaffe ich das nicht. Und wenn man da durch ist und das mal so eine Woche, 14 Tage, 3 Wochen so richtig mal durch die Mühle getrieben worden ist, da weiß man, was Arbeiten heißt. Das weiß man dann schon das ganze Leben.

Also da hat man noch eben alles gehackt und ist auf Knien über den Acker gekrochen, dann hat man die Zuckerrübenpflanzen einzeln gestellt. Früher hat man gesagt, am einen Ende lag die Wurst, am anderen die Schnapsflasche, dass es jeweils immer einen angezogen hat. Wenn man so eine 500 Meter lange Reihe vor sich hatte, dann hat man da hinten die Wurst gehabt und da vorne die Schnapsflasche. Und so ging es dann hin und her. Das war die Redeweise der Landarbeiter.

Also das gab... das war dann regelrecht eine Revolution, dass man das nicht mehr machen musste, den Rücken bücken. Und was war die Folge? Dass binnen 1, 2, 3, 4, 5 Jahren haben die Bauern gesehen, dass sie ihre Hackfruchtflächen verdoppeln. Den Zuckerrübenanbau. Da hat eine und dieselbe Familie, die vorher vielleicht 10 Hektar Zuckerrüben angebaut hat, die hat dann plötzlich 20 Hektar angebaut. Aufgrund der Herbizide. Und das war eigentlich die Veranlassung in Richtung Monokultur in der Landwirtschaft. Und das entwickelte sich in den 60er Jahren.

Und dann kamen noch die ganzen Insektizide rauf, auch synthetisch hergestellt. Das DDT, das Lindan, die Gramoxone. Das waren alles Mittel, die Wunder wirkten. Und wo man gedacht hat, da könnte man eigentlich so mit dem Hubschrauber die Welt fliegen und breitflächig einfach das Zeug ausspritzen. Das haben sie auch gemacht. Die Amerikaner hatten da keine Skrupel. Die haben ganz New York mit dem Hubschrauber einfach flächendeckend mit DDT behandelt.

Und dann gab es eine Journalistin in Amerika, Rachel Carson genannt. Die hat das Buch geschrieben "The Silent Spring". Der stumme Frühling. Ende der 60er Jahre. Aufgrund der Erfahrungen, die durch diesen flächendeckenden Insektizideinsatz, welche Katastrophen damit eigentlich ausgelöst worden sind. Die wurde mit Morddrohungen... also Morddrohungen gingen an sie, wie man sich untersteht, hier eine solche Handhabe, die nun wirklich der Menschheit das Glück, die Glückseligkeit bringt, dass man das in Frage stellt. Und das war "Der stumme Frühling", der hat wie eine Bombe eingeschlagen in Amerika. Aber dann auch ein bisschen in Deutschland.

Darauf folgte 1970 das Weltnaturschutzjahr. Und das ist ganz interessant. Das Bewusstsein der Menschen wachte plötzlich auf. Vorher hat kein Mensch an die Landwirtschaft gedacht, an was die da so machen. Aber jetzt durch den Einsatz dieses Inputs von Spritzmitteln aller synthetischer Art, da wurden die Menschen unsicher. Der eine oder andere hatte Fragen. Und vorher waren es nur ganz wenige. Es war immer eine Oligarchie von Ökologen, die gab es durch ganze 20. Jahrhundert, 19. Jahrhundert hindurch, die gewarnt haben vor diesen ganzen Entwicklungen. Aber jetzt wurde doch das Bewusstsein immer weiter und breiter. Und dieses Weltnaturschutzjahr war schon ein Auslöser für das Erwecken der ökologischen Frage in den 70er Jahren in der Bevölkerung. Das war ganz evident.

Und wie wir hier den Dottenfelderhof angefangen haben, das war 1968, da wurden wir noch mit Hohn und Spott übergossen. Wie man so was überhaupt machen kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Wissenschaft. Hier biologisch-dynamisch wirtschaften und dann noch sich zu wagen, einen solchen Betrieb vom Staat zu pachten. Das ist ja ein Verrat an der Wissenschaft und dem moralischen Gesicht, was die Wissenschaft in der Öffentlichkeit hat. Dass man wagt, das alles in Frage zu stellen. Mit diesem Problem hatten wir damals noch sehr zu kämpfen, 1968. Und dann kam eben das Weltnaturschutzjahr und dann dämmerte langsam das Bewusstsein auf.

Die Folge dieser ganzen Entwicklungen, und damit schließe ich mal diese ganze geschichtliche Betrachtung ab: Die Folge dieser ganzen Geschichte war, dass im Verlaufe oder seit dem Ende der 50er Jahre, bis dato galt das noch... Und dieses Prinzip hier, dieses integrative Beziehen der verschiedenen Betriebszweige zu einem höheren Ganzen, mit einem Mittelpunkt, das wurde zu Grabe getragen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Eine weit über tausendjährige Geschichte, seit dem frühen Mittelalter, mit allen Metamorphosen, die es durchlaufen hat, wurde endgültig zu Grabe getragen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Schluss, aus.

Und an die Stelle tat uns Folgendes, dass man begonnen hat, den Gartenbau – das war hier der Gartenbau – den herauszugliedern und in Monokultur zu bewirtschaften. Holland ist eines der Länder, die das besonders gut können. Aber das beherrscht man heute weltweit. Die Blumen, die wir beziehen, die kommen entweder aus Israel, aus Monokulturen, oder aus Kenia, oder sonst woher heutzutage, die dann in Blumenläden verkauft werden. Meistens sogar Hydrokultur. Also Intensivkulturen, Monokultur überwiegend, der Gartenbau. Das fing schon eigentlich im 19. Jahrhundert langsam an, dass der Gartenbau sich mehr um die Großstädte herum konzentriert hat, um auf kürzestem Wege das verderbliche Gemüse auf den Markt zu bringen. Aber jetzt im großen Stil seit den 60er Jahren, vollkommene eine Herausgliederung des Gartenbaus, der hatte hier nichts mehr zu suchen.

Und dann hat man herausgegliedert hier den Ackerbau, Acker- und Pflanzenbau. Und in Monokultur. Die Spritzmittel, die ganzen Spritzmittel-Input erlaubte es, dass man jetzt den Getreidebau... Schon Anfang der 80er Jahre habe ich das erlebt, ich war da befreundet mit einem konventionellen Landwirt bei Gießen, der hat mich regelmäßig besucht. Der wollte immer wissen, was wir hier so machen. Und der war ein ganz moderner konventioneller Landwirt, der hat seinen ganzen Stall aufgelöst, die Kühe rausgeschmissen und den ganzen Stall vollgestellt mit großen, gewaltigen Fässern, voll mit Flüssigdüngern. Flüssig-Kali, Flüssig-Phosphorsäure, Flüssig-Stickstoff. Und mit computergesteuerten, damals schon, computergesteuerten Zusatz von den entsprechenden Spritzmitteln, die man für die jeweilige Kultur zu diesem bestimmten Zeitpunkt braucht.

Und der fuhr nur in einer mächtigen Montur – so wie der Mondmensch sah der aus – fuhr dann auf dem Acker, auf dem Acker, damit er sich selbst vergiftet, und hat aber... und hat seine Erträge, seine Weizenerträge, damals schon auf 80 Doppelzentner pro Hektar berechnet. Und er hat gesagt: "Wenn es drunter ist, dann werde ich insolvent, wenn... mache ich Verluste. Wenn ich drüber bin, dann habe ich Gewinn." 80 Doppelzentner, so viel Input war notwendig, um das zu sichern. Und der war so qualifiziert, dieser Mann, dass er das fast hingekriegt hat, jedes Jahr, wie auch immer das Wetter war, 80 Doppelzentner zu ernten. Damals, da waren die Sorten noch lange nicht so entwickelt wie heute, das war eine unglaubliche Leistung. Aber er hat mir gesagt: "Wenn ich Feierabend habe, dann ziehe ich das ganze Ding aus und gehe in den Garten und kompostiere." Also sein eigenes Gemüse und seine eigenen Kartoffeln, die hat er natürlich aus seinem Garten bezogen. Also es war auch eine gewisse Schizophrenie, die die Menschen erlebt haben. Aber es war ein hochqualifizierter Mann, hatte auch Fragen, aber er hat nicht gewagt, den Schritt zu tun, weil das, hat er gesagt, das schaffe ich ökonomisch nicht, die Umstellung.

Und das hat dann dazu geführt, dass eben auch der Ackerbau ausgegliedert worden ist und dann hat man den Obstbau ausgegliedert. Obstbau. In Monokulturen. Früher gehörte der Obstbau zur Dorfgemarkung, das war dieses Glied hier und dieses Glied, das war der Obstbau. Hochstämme aber. Jetzt wurden die Stämme immer kürzer, immer kürzer, Halbstämme und dann Niederstämme und dann nur noch Spindelobst, wo die Zweige sozusagen aus der Erde herauswachsen. Stämme gibt es nicht mehr. Und wenn man die erntet, so eine moderne Obstkultur, da weiß man nicht: Erntet man Kartoffeln oder Äpfel? Weil man sich total bücken muss, um die Äpfel zu pflücken. Also es ist schwer am Schweizerischen, die Schweizer sagen nicht sonst Erdäpfel zu den Kartoffeln. Also da hat man auch den Obstbau rausgegliedert, fahren Sie mal nach Südtirol, 3000 Hektar am Stück, hochtechnologisierter Obstbau.

Auch der Weinbau, vorher integriert in die Dorfschaften. Jeder Weinbauer hatte früher Viehhaltung, jeder Weinbauer hatte eine eigene Futterwirtschaft und da eben war der Wein noch ein Betriebszweig im Organismus der Landwirtschaft. Jetzt wurde der Weinbau restlos herausgegliedert, zur Monokultur gemacht, im großen Stil, so wie es heute ist. Nicht mehr horizontal an der Höhenlinie folgend, sondern senkrecht zur Höhenlinie sind heute die ganzen Reihen, die Obstreihen bis runter. Das ist erst ein Verfahren seit den 70er Jahren, 80er Jahren. Da hat man die ganzen Weinbergmauern rausgeschmissen, dabei haben die wesentlich zur Qualität der Weine beigetragen, die Wärme, die rückstrahlend ist von diesen Mauern.

Also, das ist auch der Obstbau und schließlich zuletzt, zu guter Letzt, hier auch noch die Viehwirtschaft. Zuerst die Hühner, die Hühnerbatterien, dann die Schweine. Und wer gesagt hätte, Anfang der 70er Jahre, man würde eines Tages auch noch die Rinder in Massentierhaltungen haben, dann wäre man für verrückt erklärt worden. Als letztes waren dann schließlich auch noch die Rinder aus den Höfen rausgeschmissen, in großen Massentierhaltungen. Und da muss man mal in Amerika gewesen sein, in Kalifornien, wo dann der Betrieb, der 900 Kühe hat, der kann jetzt gerade eben rentieren. Bei 300 wird es schon schwierig, wenn man nur 300 hat. Also, so ausgefeilt hat man jetzt diese Tierhaltung entwickelt, zur Massentierhaltung.

Und damit war dieses Gebilde, die Vierheit, zu Ende, vorbei. Die Einheit des Organismus der Landwirtschaft war restlos zerstört. Es war ein einziger Trümmerhaufen der alten Landbaukultur und an die Stelle ist getreten die hochspezialisierte, moderne Landwirtschaft, industrieller Prägung, mit ungeheurem Input und der Herausrationalisierung des Menschen. Der Mensch sollte da eigentlich überhaupt keine Funktion mehr drin haben, außer, dass er irgendwo noch einen Computer drückt. Precision Farming, haben Sie schon mal von dem Begriff gehört? Precision Farming, das heißt so viel wie das, was man heute alles nur noch digital steuert. Da ist man auf einem guten Wege, das auch tatsächlich zu können.

Agnostizismus und die Suche nach einem Ausweg 00:58:50

Manfred Klett:

Was ist hier jetzt entstanden durch den Zusammenbruch dieses Prinzips des Organismus? Eben, die industrialisierte Landwirtschaft, die heute mit ungefähr noch 1 oder 0,5 % der arbeitenden Bevölkerung weit, großflächig die ganze Erde, global mehr oder weniger, technologisch bewirtschaftet, mit ungeheurem technischem Input bewirtschaftet. Mit den größten Problemen, also Dauernachwirkungen, die man heute noch überhaupt nicht abschätzen kann. Man sagt immer, man müsse eine Abschätzung machen der Konsequenzen einer solchen Handlungsweise. Aber kein Mensch traut sich dran, eine wirkliche, grundlegende Abschätzung zu machen dieser Form der Weltbewirtschaftung. Hier und dort dämmert es immer mal wieder auf, blitzt es mal wieder auf. Argumente, die darauf hinweisen: Ihr könnt nicht so weitermachen. Aber die große Rechnung, die große Bilanz ist nicht gezogen. Aber das ist fällig, das steht vor uns.

Jedenfalls, was ist hier passiert? Wir sind durch dieses Prinzip in den Agnostizismus zurückgefallen. Nicht nur, dass die Kirche nicht mehr funktioniert in der Mitte. Das meine ich damit gar nicht so sehr. Sondern ich meine, wir sind zurückgefallen in das, was in vorchristlichen Zeiten die vier Strömungen des Landbaus waren. Wo sie berechtigt waren. Aus dem alten Mysterienwesen noch gelenkt und geleitet. Das war noch ein Entwicklungsschritt. Heute ist es ein Rückschritt. Heute ist es ein Rückfall in agnostische Zeiten. Das Ergebnis des Materialistischen, des Materialismus ist Gesamtmenschheitsweltanschauung geworden. Sodass wir eigentlich heute mit diesem Prinzip, wo es nur noch um die Gewinnmaximierung geht, also "the turnover", wo man wirklich durch den Betriebsmitteleinsatz gegenrechnet gegenüber der entsprechenden Erhöhung der Erträge. Das ist eine rein abstrakte Überlegung, wo man sich fragt: Was hat es eigentlich Wertbildendes in der Bewusstseinsentwicklung der Menschen überhaupt noch? Dass man so denkt, so reduziert. Das ist ein Gedankenreduktionismus ohnegleichen. Also man ist tatsächlich zurückgefallen in vorchristliche Entwicklungen. Und jetzt ist die große Frage: Wie finden wir aus diesem Loch heraus, aus diesem Gefängnis?

Rudolf Steiner und der Landwirtschaftliche Kurs 01:00:40

Manfred Klett:

Jetzt möchte ich ein paar Bemerkungen machen. Diese Frage ist immer im Hintergrund habend. Welche Entwicklungen haben doch jetzt seit dem 19. Jahrhundert, im Wesentlichen, im 20. Jahrhundert eigentlich, stattgefunden, um einen anderen Weg zu gehen als diesen? Und der erste konkrete und maßgebende Ansatz war der gewesen, dass schon nach dem Ersten Weltkrieg viele Bauern hier sehr verunsichert waren. Aufgrund auch konkreter Beobachtungen auf den Höfen, in der Tiergesundheit, in der Pflanzengesundheit, dass zum Beispiel Luzerne, die man früher sieben Jahre problemlos angebaut hat aufeinander, dass sie schon nach zwei Jahren abgängig war. Schon so ausgedünnt war, dass man sie eigentlich umbrechen musste. Das waren so Beobachtungen, die die Landwirte gemacht haben. Auch mit der Tiergesundheit, mit der Fruchtbarkeit der Tiere. Überall traten jetzt bestimmte Symptome auf, wo man verunsichert wurde. Und man hat es dann auch auf den Stickstoff zurückgeführt, der dann der Landwirtschaft eingesetzt wurde. Man war ratlos geworden.

Und so gab es dann einzelne solcher Bauern, die jetzt gemerkt haben: Da ist jemand, der hat geholfen, auf anderen Feldern neue Gesichtspunkte einzuführen, in der Pädagogik oder in der Medizin oder in den Naturwissenschaften. Überall eigentlich, in den Künsten. Und jetzt müssen wir mal diesen Menschen konsultieren, ob er uns auch nicht helfen kann, hier einen neuen Ansatzpunkt zu finden. Und das war Rudolf Steiner. Rudolf Steiner, der große Unbekannte. Derjenige, der der Begründer ist der anthroposophischen Geisteswissenschaft. Es handelt sich um die Begründung einer Geisteswissenschaft in diesem wörtlichen Sinne. Die Naturwissenschaft hatte ihre Hochblüte, er war selber Naturwissenschaftler, Mathematik, Physik und Chemie studiert, war Naturwissenschaftler, aber im hohen Grade Geisteswissenschaftler. Schon mit 22 Jahren Herausgeber der Goethe'schen naturwissenschaftlichen Schriften. Kürschners Deutsche Nationalliteratur. Das war ein Riesenwerk.

Aber als Naturwissenschaftler hat er eine so gründliche, auch Mathematiker, eine so gründliche, gedankliche Bildung, dass er ja die erkenntnistheoretischen Schriften geschrieben hat, die eigentlich dem damaligen Leser und dem heutigen Leser noch mehr darauf hinführen müssten, dass die eigentliche Quelle jeder Wissenschaft ein Bewusstsein ist der eigenen Gedankenentwicklung. Des eigenen Denkens. Man muss nicht nur das Denken praktizieren und irgendwo anwenden, wie man das in der Mathematik so macht, aus dem Ärmel schütteln so die Formel, sondern in innerer Anstrengung, in innerer Steigerung der Denkkraft sich zu einer Erkenntnis bringen, die einem eine Einsicht vermittelt, die über die Sinneswahrnehmung hinausgeht.

Und das kann man jetzt verfolgen, wie in der ganzen Biografie Rudolf Steiners, wie er aus der Naturwissenschaft heraus diese Erkenntnistheorie entwickelt hat und dann die Philosophie der Freiheit begründet hat, also regelrecht begründet, philosophisch begründet, und dann, am Ende des 19. Jahrhunderts, dann die anthroposophische Geisteswissenschaft darauf aufgebaut hat, als Wissenschaft. Eine Wissenschaft vom Geiste, also von demjenigen, was in allen Dingen das Agens ist, das Wirkende ist, das Hervorbringende. Wir nehmen ja nur immer die Formen wahr. Wenn ich Sie vor mir sitzen sehe, dann sehe ich lauter einzelne... ja, das kann man jetzt nicht mehr beschreiben, Köpfe oder so und so, und die und die Kleidung, man sieht nur die Oberfläche vom anderen Menschen, von der Pflanze, vom Tier, vom Stein, von allem. Und was ist jetzt das Agens? Was diese Oberfläche, diese Form so schafft, wie sie jetzt da ist? Die Naturwissenschaft schaut auf die Formen. Und jetzt ist die Frage: Was ist... gibt es eine Wissenschaft, die jetzt auch die Formen hervorbringt? Und daraus ist eben diese Geisteswissenschaft entstanden und daraus ist dann alles das hervorgegangen, was dann diese Erneuerung der Pädagogik bedeutet hat, die Erneuerung der Medizin, oder die Erneuerung der Naturwissenschaft auf der Basis des Goetheanismus und die Erneuerung der Künste. Sie können gucken, wohin Sie wollen, aus der Geisteswissenschaft ist alles erneuert worden. Insofern allerdings nur, wenn man sich so selber gedanklich da mal hineindenkt, hineinstudiert.

So. Und schließlich haben die Landwirte gemerkt: "Liebe Leute, ihr habt jetzt alle Erneuerungen bekommen, neue Ansatzpunkte für euer eigenes Berufsleben und wir sitzen da am Trockenen." Und sind dann an Rudolf Steiner herangetreten, er möge doch – und das war 1920 etwa – er möge doch ihnen auch mal einen Kurs geben, wie er den Medizinern Kurse gegeben hat, schon viele, und auch den Pädagogen, er möge doch mal einen Kurs geben, wie man die Landwirtschaft erneuern kann, auf der Basis, wie sie sich eben aus der Vergangenheit entwickelt hat.

Und Rudolf Steiner hat ihnen immer gesagt: "Ja, ihr habt eure Fragen noch nicht deutlich genug gestellt. Ihr müsst eure Fragen noch klarer und deutlicher prononciert stellen." Und dann haben die sich bemüht und bemüht und bemüht und sind immer wieder an ihn herangetreten, es kam nicht zustande. Und aber zwischenzeitlich hat er schon erste Angaben gemacht, einem Landwirt, der war Domänenpächter zwischen Göttingen und Hannover, der hieß Ernst Stegemann, und ein renommierter Landwirt, hat er Angaben gemacht, was er schon vorschlagen kann für eine Verbesserung der Düngung. Und er hat ihm damals das schon, das Hornmist- und Hornkieselpräparat, also das zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft hinzugehört, hat er dem schon 1922 angegeben.

Dann haben die Landwirte gedrängt, es wurden immer mehr und immer mehr und haben gesagt, wir müssen doch jetzt irgendwo noch einen Kurs kriegen. Und schließlich und endlich hat dann einer von den... von einem Großgrundbesitzer – er war kein Großgrundbesitzer, er war Güterdirektor einer Aktiengesellschaft in Schlesien, bei Breslau, mit Sitz aber in Berlin, und die bewirtschafteten 8000 Hektar Schwarzerde-Boden rund um Breslau. Die hatten auch eine eigene Zuckerrübenfabrik und dieser Güterdirektor hieß Graf von Keyserlingk. Und der war schon länger bekannt mit Rudolf Steiner und hat angeboten, dass auf seinem Gut 1924 – das war mitten in der Inflationszeit – dass da jetzt ein solcher Kurs stattfinden kann. Aber der Termin war nicht klar und daraufhin hat er seinen Neffen danach in die Schweiz geschickt und hat gesagt: "Du kommst mir nicht eher zurück, als dass wir dieses Datum haben für diesen Kurs." Und das hat er dann bekommen von Rudolf Steiner: Pfingsten 1924.

Und da kam dieser Kurs nun zustande. Da strömten jetzt Landwirte aus Mitteleuropa, eigentlich aus nahezu Europa aus den verschiedensten Menschen, strömten da zusammen und es fand gleichzeitig noch eine große Tagung der Anthroposophischen Gesellschaft in Breslau statt, wo Rudolf Steiner auch hinzugewiesen worden ist, da einen Vortragszyklus zu geben. Zwei Veranstaltungen zugleich und da wurde jetzt der Landwirtschaftliche Kurs gehalten.

Und die Bauern, die haben sich natürlich weiß Gott was davon erwartet und waren natürlich einigermaßen geschockt von dem, was sie da gehört haben. Und einerseits geschockt... es gibt die berühmte Geschichte, dass der Graf Keyserlingk nach dem dritten Vortrag des Landwirtschaftlichen Kurses – das ist der schwierigste von allen, wo es nur um das Wesen des Stoffes geht. Eine Zentralfrage überhaupt: Was ist das Wesen des Stofflichen? Da, nach dem dritten Vortrag ging er mit dem Grafen Keyserlingk zusammen die Treppe runter und da fragte Rudolf Steiner den Graf Keyserlingk: "Haben die den verstanden?" Und er antwortete: "Kein Wort, Herr Doktor." Das war die Antwort.

Also so war ein bisschen auch die Stimmung, die Bauern, die waren mit dem, was sie da gehört haben, weit überfordert. Aber kaum war der Kurs zu Ende, stoben die in aller Welt und haben alles stehen und liegen lassen und haben angefangen. Haben sofort sozusagen wirklich Gabel und Schaufel und alle Instrumente in die Hand genommen und haben selber angefangen biologisch-dynamisch zu wirtschaften. Nach ihrem Verständnis, was sie da in dem Kurs wahrgenommen haben. Eine ungeheure Befeuerung im Willen, eine unglaubliche Begeisterung, mit denen die Menschen da jetzt im Nichts sozusagen irgendwo angefangen haben, diese Wirtschaftsweise aus der Taufe zu heben. Und es ging dann so, dass binnen kürzester Frist, schon Anfang der 30er Jahre, 31, 32, gab es in Deutschland schon über 1000 biologisch-dynamische Betriebe. Was sich dann... also mit Windeseile hat sich das entwickelt. Ein neues ökologisches Bewusstsein, durchaus.

Verbot, Widerstand und Neuanfang 01:11:59

Manfred Klett:

Und dann kam allerdings 33, das Jahr 33, der Machtergreifung in Deutschland durch die Nazis, und 1935 wurde die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise verboten. Von den Nazis. Und dann haben die natürlich mit allen Mitteln versucht zu wehren und haben mit ihnen verhandelt, mit diesen Brüdern, die keine Brüder waren. Und haben dann noch durchgesetzt, dass ein großes Versuchsprojekt gestartet worden ist. Der Vergleich konventioneller Landbau und biologisch-dynamischer Landbau 1937/38. Das Erste verlief total schief, zu Ungunsten des biologisch-dynamischen Landbaus. Warum? Weil man denen nachgewiesen hat, dass sie manipuliert haben. Auch von der Seite der Wissenschaft manipuliert, die Ergebnisse manipuliert. Und dann hat man es durchgesetzt, dass es noch mal wiederholt wird, das war 38, und da fiel es zugunsten der biologisch-dynamischen Landwirtschaftsweise aus. Damals.

Und dann hat man das jetzt gerade noch geduldet bis 1941, dass die da noch so ein bisschen weiter vorhin gedämmert haben. Aber das war es dann auch und dann 1941 wird es endgültig verboten nach dem Flug von Heß nach England. Und da kamen die Leute, die Vertreter der biologisch-dynamischen Landwirtschaft sogar noch in die KZs. So, das war dann auch, das schien das vorläufige Ende zu sein. Und dann nach dem Zweiten Weltkrieg war dann ein ganz mühseliger Versuch, das wieder aufzubauen. Die wenigen Menschen, die meisten Betriebe lagen im Osten, also unter der nachmaligen DDR und dann noch weiter im Osten, in den deutschen Ostgebieten einstmals.

Und viele waren gefallen im Zweiten Weltkrieg von den Vertretern. Und das Häuflein Elend, was übrig blieb, die haben sozusagen versucht jetzt schon... also die Dinge, die Sache neu aus der Taufe zu heben. Und... ja, also... weiter brauche ich es jetzt nicht erzählen, was dann sich dann in den 50er, 60er, 70er Jahren vollzogen hat. Jedenfalls an der Ausbreitung und heute ist der biologische Landbau in der ganzen Welt irgendwo vertreten. Am dünnsten interessanterweise in den ehemals kommunistischen Gebieten Osteuropas. Bei den Chinesen, da läuft die Sache rund, die machen die Münder auf, weil sie meinen, da könnten sie doch wirklich einen ganz neuen Ansatz auch für ihre alte Landwirtschaft finden. Und auch in sonstigen Ländern Europas, überall floriert die Sache.

Nur in den ehemals kommunistischen Ländern. Ich bin betraut mit einem großen Gut, ehemaligen Gut in ehemaligen Westpommern, also Ostpommern damals. Heute Westpommern Polen, in Polen also. 1.900 Hektar Betrieb auf Sandböden, also sehr marginale Böden. Und da merkt man einfach, was man da vorgefunden war, ein Tabula rasa, da war nichts mehr, war alles kaputt, alles ausradiert. Und in Russland noch viel mehr, noch viel ungleich viel mehr. Die ganzen russischen Dorfschaften waren ausradiert und da jetzt neu anzufangen, hat man gemerkt, das ist wie eine Schöpfung aus dem Nichts, eine echte Schöpfung aus dem Nichts.

Und da konnte man so richtig empfinden, worauf es eigentlich heute ankam. Man kann auf nichts mehr bauen, was da draußen ist. Früher konnte man, wurde man hineingeboren in den Erbstrom und da war da draußen der wunderbare Organismus seiner Landwirtschaft und man konnte im Generationenstrom immer weitermachen. Und das ist jetzt mit dieser Entwicklung hier zu Ende. Man kann nicht mehr weitermachen, sondern es kommt jetzt auf mein persönliches Urteil an. Es kommt auf mich an. Ich bin jetzt derjenige, der das Bild hat, sich selber erarbeiten muss. Er kann sich nicht mehr anlehnen. Man kann sich heute anlehnen an die Industrie und kann sich sozusagen die Betriebsmittel von dort beziehen und das irgendwie dann so machen. Und dann vielleicht ein Erfolgserlebnis haben. Aber dann holt man das immer noch von außen.

Heute stehen wir davor, vor dieser ungeheuren Schwelle. Die ist sehr hoch, der Stab da oben ist ziemlich hoch gelegt. Diese Schwelle, dass man sich sozusagen wie ein Stabhochspringer sozusagen über diese Hürde da oben hinüberwindet, um auf der anderen Seite da runter zu plumpsen und aufzustehen. Das kann ja der Weg sein. Ich muss über eine Schwelle in mir selbst springen. Ich muss mir selber einen biografischen Ruck geben und muss wissen, dass es kein Instrumentarium gibt. Kein Lehrbuch, was mir die Sache so vermittelt. Ich muss es mir in Gotts Namen – und zwar in Praxis – selber erobern. In Praxis, nicht theoretisch. Theoretisch hat das überhaupt keinen Sinn. Da kann man anderen helfen, gewiss, auf sich zu arbeiten. Aber wenn es darum geht, wirklich den Kern dessen zu erfassen, was die Grundlagen des biologisch-dynamischen Landbaus sind, da muss man es in Gotts Namen wirklich tun, selber Hand anlegen. Man muss es erfahren, auch scheitern. Man muss sein eigenes Scheitern erleben. Und wenn man dann noch die Durchhaltekraft hat, dann merkt man: Ja, jetzt habe ich es. Und das ist ein Weg, ein wirklicher Weg in die Zukunft, der sich da eben auftut.

Müller-Rusch und die Entwicklung des Ökolandbaus 01:18:14

Manfred Klett:

Zwei, drei Minuten haben wir noch. Und jetzt dauert es vielleicht ein paar Minuten länger, ich weiß es nicht. Also, jetzt war das das Erste. Die Entwicklung des biologisch-dynamischen Landbaus. Das war bis zum Zweiten Weltkrieg eine tolle Entwicklung, dann brach es zusammen. Und dann auch noch in den 50er Jahren war man noch ziemlich alleine. Da entwickelte sich zwar aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft heraus eine andere Bestrebung, die Müller-Rusch-Bestrebung. Die war dann auch sehr maßgeblich für die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft, wie sie dann mit verschiedenen Namen heute in der Welt auftritt, im ökologischen Landbau.

Der Müller-Rusch, Müller war ein Schweizer Urschweizer, sozusagen einer, der noch am Tell da oben mitgeschworen hat, mit dem Wilhelm Tell seiner Zeit, im 13. Jahrhundert. So ein Kerl war das. Der tat noch so ganz für die Tradition des alten Bauerntums ein. Und der Rusch war ein Biologe und Mikrobiologe und der hat die mikrobiologischen Argumente geliefert für eben eine Entwicklung des ökologischen Landbaus. Die beiden haben zusammengearbeitet und Müller war sehr eingebunden in die biologische Landwirtschaft, aber dann hat er sich herausgelöst. Und hat dann die Müller-Rusch-Bewegung entwickelt.

Und dann entstand daraus allmählich, so in den 70er Jahren, der ökologische, biologische oder alternative oder was immer Landbau. Alle möglichen Bestrebungen, Richtungen, und man merkte also, dass das Umweltbewusstsein und alle Dinge, Dinge haben Früchte getragen. Die Menschen haben sich wieder neu besonnen und haben sich insbesondere besonnen auf ihre eigenen Traditionen. Was haben die Väter eigentlich gemacht? Und so hat man sich noch mal rückwärts besonnen und dann zog aber die Ökologie als Wissenschaft nach und auch die Universitäten haben langsam, meistens forciert durch die Studenten, haben die auch angefangen ökologische wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten und so entwickelte sich langsam die Methodik des biologisch-organischen Landbaus, wie er heute konfiguriert in der Welt.

Achilles und die Schildkröte: Die zwei Dimensionen 01:20:46

Manfred Klett:

Also wenn Sie mir noch ein paar, zwei, drei Minuten gönnen, dann kann ich die Sache vorhin zu Ende führen. Dann erhebt sich angesichts dieser ganzen Entwicklung die Frage: Was ist nun eigentlich der Unterschied zwischen biologisch-organischem und ökologischem Landbau? Kann man ja mal stellen, diese Frage. Und die ist nicht einfach zu beantworten.

Ich möchte sie mal beantworten zu versuchen durch ein Bild. Und zwar eines, das zurückgreift auf ein Rätsel, was die Griechen, die griechischen Philosophen und Wissenschaftler sich zu seiner, ihrer Zeit gestellt haben. Es ist ein mathematisches Rätsel. Die Griechen haben Rätsel von ungeheuer geliebt. Es waren aber alles logische Rätsel, die eigentlich die Logik herausgefordert haben. Und dieses Rätsel geht folgendermaßen.

Der Achilleus, der große Läufer vor Troja, überhaupt der größte Läufer aller Zeiten, Schnellläufer, schließt eine Wette mit der Schildkröte ab. Wer schneller sei. Er, Achilleus, oder sie, die Schildkröte. Und die Schildkröte geht auf diese Wette ein. Und dann machen sie einen Termin aus und dann starten Löcher und jetzt wer ist jetzt schneller. Dann sagt die Schildkröte: "Ja, lieber Achilleus, wir wissen ja alle, du bist der größte und der schnellste Läufer der Welt. Das ist unübertroffen. Dann kannst du mir ja auch einen kleinen Vorsprung lassen." "Selbstverständlich, gar kein Problem", sagt der Achilleus. Also die Schildkröte startet ein Stück weit entfernt schon jetzt, von vorneweg und dann der Achilleus hinterher.

Und das ist jetzt wirklich ein mathematisches Problem. Ein Problem rein zur Logik und da haben die Griechen da drum geknobelt. Die haben: Das Problem ist unlösbar. Wenn man das rein logisch so denkt, gibt es keine Lösung zu dieser Fragestellung. Hier ist also der Achilleus gestartet und hier war jetzt die Schildkröte. Wie die gestartet ist, ist auch er gestartet. Und als der Achilleus hier an den Punkt angelangt war, da war die Schildkröte schon hier. Und als er hier angelangt war, da war sie hier. Und als er hier angelangt war, da war sie hier. Und so weiter und so weiter. Er konnte sie nie erreichen, denn die war immer schon ein Stück weiter.

Das müssen Sie denken lernen. Sie sagen, das ist doch klar, dass er sie überholt. Warum eigentlich? Das ist eine rein eindimensionale mathematisch-logische Betrachtung. Wenn man so sagt: Er startet, ist sie hier. Startet sie. Und dann kommt er hier an, da ist sie ein Stück weiter. Ein Stück weg, immer wieder ein Stück weiter. Er nähert sich ihr asymptotisch. Aber er kann sie nie erreichen. Warum eigentlich? Weil da nur logisch in einer Dimension gedacht wird.

In dem Augenblick, wo ich zu dieser einen Dimension eine zweite Dimension dazu denke, nämlich die Zeit, dann entsteht Geschwindigkeit. In der Physik heißt das Weg mal Zeit, das ist Geschwindigkeit. Dann überholt er sie natürlich. Aber dann muss ich eine zweite Dimension dazu denken. Also als Gedankengang, dieser Gedankengang, da ist das Problem unlösbar. Ich muss eine zweite Dimension einführen, nämlich die Zeit. Und dann kommt die Geschwindigkeit ins Spiel und dann überholt selbstverständlich der Achilleus die Schildkröte.

Und das ist ein bisschen das Problem zwischen biologisch-dynamischem Landbau und ökologischem Landbau. Der ökologische Landbau, der steht auf dem Standpunkt – auch aus den ökologischen Wissenschaften heraus – auf dem Standpunkt: Wir können nur naturnah wirtschaften. Wir können uns nur der Natur annähern, asymptotisch. Aber wir können sie nie erreichen. Wir können nie das Endziel, was die Natur in der Lage ist, schöpferisch zu schaffen, können wir nie erreichen. Wir können uns dem nur immer, immer asymptotisch annähern.

Und jetzt ist eben in Bezug auf den biologisch-dynamischen Landbau – ich kann das ja morgen noch mal kurz aufgreifen, weil die Zeit eigentlich um ist – den biologisch-dynamischen Landbau so, dass dessen Ziel auch das Ökologische ist. Selbstverständlich, die eine Dimension. Aber da kommt eine andere Dimension dazu. Nämlich die, die Frage: Kann ich das Gewordene in der Natur, kann ich das weiterführen, weiterentwickeln? Hängt das möglicherweise von mir ab? Dass die Evolution des Pflanzen- und Tierreiches und Mineralreiches möglicherweise in Zukunft immer mehr in den Händen des Menschen liegt. Muss sozusagen eine zweite Dimension die sein, dass ich zu den rein materiellen Vorgängen, die man heute studieren kann, naturwissenschaftlich, eine Geisteswissenschaft hinzukommen muss, die dann zusammenwirkend zweidimensional oder dreidimensional – je nachdem, wie viel dimensional, polydimensional – jetzt wirklich eine Evolution in die Zukunft führt, wo der Mensch die Natur an die Hand nimmt, mit ihr seine eigene Entwicklung in die Zukunft führt. Dass er nicht so nur asymptotisch der Natur als der Meisterin sich nähert in all seinen Handlungen, sondern dass er die Natur in seiner eigenen Entwicklung mit in die Zukunft nimmt. Dann denken Sie eine weitere Dimension dazu und dann ergeben sich Fragen über Fragen über Fragen, wie es dann aussähe. Morgen schauen wir mal weiter, was für einen Schritt wir dann tun können.

Glossar

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar A

A


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar B

B


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar C

C


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar D

D


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar E

E


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar F

F


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar G

G


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar H

H


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar I

I


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar J

J


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar K

K


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar L

L


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | 0-9 | Gesamtglossar M

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