Hof als Organismus - 4. Folge von Manfred Klett, 2018

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Hof als Organismus - 4. Folge von Manfred Klett, 2018

Ich wünsche einen schönen guten Morgen. Ich werde Ihnen noch Platz nehmen. Ja, unser bisheriges Bemühen bestand ja darin, ausgehend von dieser Betrachtung über die Polarisierung von Industrie und Landwirtschaft, von da ausgehend jetzt den Organismus Gedanken zu verfolgen, rückwärts in die Vergangenheit und dazu war es notwendig, überhaupt mal eine Art grundsätzliche Betrachtung des geschichtlichen Verlaufes der Menschheit seit dem Ende der Eiszeiten, also seit der urindischen Kultur mal wenigstens kurz mit aller Bedingtheit zu charakterisieren und zu sehen, dass der ganze geschichtliche Verlauf der Menschheit eigentlich die Basis ist, auf der wir heute bewusstseinsmäßig aufbauen.

Wir stehen auf diesem Boden und dann, so wie man in der Landwirtschaft selbstverständlich ein Erkenntnis haben muss seines Bodens, den er da beackert, so müssen wir heute auch unser Bewusstsein entwickeln des Bodens, auf dem wir eigentlich mit unserem menschlichen Bewusstsein heute stehen. Also wir müssen ein bisschen eine Ahnung haben von dem, was wirklich vorausgegangen ist dem, dass wir heute so denken, so fühlen, so wollen, wie wir eben als moderne Menschen sind. Der Goethe hat mal gesagt, ich muss 3000 Jahre mindestens zurückschauen als Mensch, um meiner selbst bewusst zu werden im Hinblick auf das, was ich in der Zukunft tun soll.

Man kommt gar nicht sonst in den sogenannten Entwicklungsgedanken hinein, was eigentlich Entwicklung, Evolution bedeutet. Nun, also das war so ein bisschen der große Rahmen und da haben wir jetzt uns ja zurückbewegt durch die verschiedenen Zeitalter hindurch bis in die urindische Kultur und ich möchte diese Betrachtung jetzt heute noch mal kurz fortsetzen in diesem Sinne und dann aber den großen Schritt tun über die Zeitenwende in die darauf folgende Zeit und wie sich da jetzt dieser Organismusgedanke überhaupt erst langsam, langsam, langsam, schrittweise herausentwickelt und aus dem, was ich genannt habe, den Organismus des Naturwachstums, also wo die Menschheit einfach noch gleichsam in Gegenden ihre Kultur entwickelt hat, wo die Natur selber die Grundlage geschaffen hat für diese Kultur. So und jetzt möchte ich das Ganze nochmal, was ich da so von verschiedenen Aspekten geschert habe, jetzt nochmal zusammenfassen und hinschauen, wie diese Erreichnisse, also die Ergebnisse dieser ganzen Kulturentwicklung, wie die an bestimmte Völkerschaften gebunden waren.

Ganz bestimmt, es war nicht so, dass jeder Mensch irgendwie da irgendwo Landwirtschaft betrieben hat oder in diesem Zusammenhang, sondern das war absolut gebunden, blutgebunden an Völkerschaften. Und die eine große Völkerschaft, ich möchte mal hier so einen Strich machen als die Zeitenwende, so haben wir in der vorchristlichen Entwicklung eine große Völkerströmung. Und das sind die Ackerbauer, das waren die Zarathustristen, das waren diejenigen, die wirklich diese Zarathustrische Entwicklung durch die Zeiten hindurchgetragen haben, nämlich die Erde jetzt nicht nur da oben in die Sonne zu gucken und die Gottheit Ahura Mastau sozusagen zu verehren, sondern die Erde zu ergreifen, die Erde umzugestalten, umzuwandeln.

Und das sind die Ackerbauer. Die Ackerbauer sind eigentlich die Kainströmung. Der Kain ist ja sozusagen ein Repräsentant, der da im Alten Testament erwähnt wird mit seinem Bruder Abel, wobei der Kain derjenige ist, der nun der Menschheit eigentlich alles das vermittelt hat, also so geht der große Mythos, alles das vermittelt hat, was zu Kunst führt, was künstlerische Ausübung ist, was Fantasie ist, wo der Mensch aus sich heraus schöpferisch wird, wo er auch die Wissenschaft, das sind eigentlich letzten Endes ein Ausdruck dieser Strömung, die von Kain ihren Anfang genommen hat.

Und Kain war der Bruder von Abel und hat seinen Bruder ermordet. Das ist ja so geht ja diese Geschichte in der Legende. Das sind alles Bilder, die man sich übersetzen muss.

Und dieser Abel war nun einer, der wiederum Repräsentant ist für eine bestimmte Strömung, die dann durch die ganzen vorköstlichen Hochkulturen hindurch geht. Und das sind die Hirtenvölker. Die Hirtenvölker, das sind die normalisierenden Völkerschaften seit Urzeiten und diese beiden Strömungen stehen absolut polar zueinander.

Wenn man hineinschaut in die Tiefen der Historie, dann wird man immer wieder feststellen, dass diese beiden Strömungen sich feindlich gesonnen waren. Gerade in den frühesten Zeiten fanden die Kriege immer zwischen diesen beiden Strömungen statt. Schon in der urpersischen Kultur war eine riesen Auseinandersetzung, die über 600 Jahre ging, zwischen den Vertretern der persischen Kultur, des Saad Husfa, sesshafte Menschen, Ackerbautreibende Menschen, mit denen nördlich im Kaukasi, also in Kasachstan, in der äußeren Mongolei, in der inneren Mongolei, diese gewaltigen Völkermassen, die da oben lebten als Überbleibsel der vorangegangenen, voratlantischen, also der eigentlichen atlantischen Kulturen, das sind die Mongolen.

Und diese Auseinandersetzungen waren bis aufs Äußerste ein ständiger Kampf und diese Auseinandersetzungen haben sich dann durch die ganzen Folgezeiten immer wieder aufs Neue gezeigt. Jedenfalls, diese Hirtenvölker sind diejenigen, die als Repräsentanten die Abelgestalt haben. Und das bedeutet, dass das alles ein rückwärtsgewandtes Bewusstsein ist.

Diejenigen, die mit den Tieren ihr ganzes Leben umgehen, die sich so sehr mit den Tieren verbinden und so gleichsam ihre ganze Existenz gründen, ihre Herden, die um die herum sind, dass diese Völker die Eigenschaft haben, stärker introvertiert zu sein, stärker etwas zu bewahren, nun in die Vergangenheit sich hinein zu träumen oder die noch zu repräsentieren in gewissem Sinne. Sie waren nicht die Gegenwartsmenschen, diese Hirtenvölker, waren rückwärtsgewandt in ihrem Bewusstsein und auf der anderen Seite die Ackerbauer, die nun die ausgesprochen vorausschauenden, vorausdenkenden, vorauswirkenden Menschen waren. Nun, diese Ackerbauströmung, die wurde improvisiert im Wesentlichen eben dadurch, dass sie sich am schnellsten von ihrer göttlichen Führung abgelöst haben, dass sie sich frei geschwommen haben, der Versuch jedenfalls immer wieder neu sich frei zu schwimmen, innovativ zu sein, aus sich selbst darauf schöpferisch zu werden, sich nicht mehr bestimmen zu lassen von der noch in einer Zeit, wo die Götterwelt, wo sozusagen die Geisteswelt noch unmittelbar in die Menschheitsverlangen eingegriffen hat.

Und ich weiß nicht, ob Sie das Gedicht von Goethe kennen, Prometheus. Keine, kein Arm geht hoch. Kennen Sie das? Das ist also wirklich eines der bedeutendsten Gedichte, die meines Erachtens Goethe überhaupt geschrieben hat, in jungen Jahren, wo er das genau charakterisiert, dieses prometheische Element, das Vorausschauende, das Vorauswirkende, also sich nicht direkt darum kümmern, was die Götter alle sagen und so weiter, sondern ich bestimme mich als Mensch fertig aus.

Und ich suche sozusagen in Selbstbestimmung meine Freiheit. Das war sozusagen der eigentlich prometheische Mensch. Und dieses Gedicht fängt ja so an, dass der Prometheus dem Göttervater Zeus, der oben auf dem Olymp sitzt auf seinem Thron, dann zuruft, bedecke deinen Himmelshäus mit Wolkendunst und übe dem Knaben gleich der Disselnköpf an Eichen, die schon Berge schüren.

Musst mir doch meine Erde lassen stehen und meine Hütte, die du nicht gebaut und meine Herd, um dessen Glut du mich beneidest. Er hat nämlich den Göttern die Feuer gestohlen, der Prometheus. Das Feuer sozusagen auf die Erde gebracht.

Das heißt, das Geist ist Feuer. Dass der Mensch sich aus sich selbst heraus geistig sozusagen sich befeuern lernt. Da hat er sich sozusagen an den Göttern verschuldet.

Naja, und das geht jetzt so weiter. Ich könnte jetzt also das ganze Ding zitieren, aber das würde jetzt zu weit führen. Aber das ist sozusagen die Stimmung, die Stimmung, wo er dann sagt, als ich ein Kind war, noch wusste wo aus noch ein, erhob ich mein verirrtes Auge zur Sonne, als ob drüber wie ein Ohr zu hören, meine Klage, ein Herz, wie meine sich das bedrängt und so zu offenbaren und so weiter.

Ich dich ehren wofür. So geht es immer. Also es ist ein tolles Gedicht.

Jedenfalls das Kennzeichen dem Prometheiker. Und der Ackerbauer ist von Haus aus, von Natur aus ein Prometheiker. Er ist ein vorausstrebender Mensch.

Er hat Power, sozusagen würde man heute sagen. Der möchte mehr, als er kann. Er möchte mehr, als er kann und schafft Zukunft, ist risikofreudig, immer sozusagen einen Schritt voraus in der Entwicklung.

Der Prometheiker und der Hirtenvölker sind die richtigen Repräsentanten oder sind repräsentiert durch die Gestalt des Epimetheus, des Bruders von Prometheus in der Legende, in den griechischen Mythos. Der Epimetheus ist der Nachdenkende. Prometheus heißt Vorausdenken, Epimetheus heißt Nachdenken.

Und er ist ja eigentlich derjenige, der sozusagen das Gewordene nachdenkt, sogar in aller Gemächlichkeit und versucht jetzt zu bewahren, zu bewahren, zu bewahren, was an göttlicher Schöpfung da ist. Und er ist derjenige, der eben mit der Tierheit umgeht. Und er ist derjenige, der jetzt den Göttern opfert, das Tier, das Rind.

In der Regel ist es das Rind, interessanterweise. Und die Götter nehmen das Opfer an. Sie begnaden immer wieder den Abel in dem, allen dem, was er erstrebt.

Aber das ist noch eine göttliche Führung sozusagen. Das ist nicht innovativ aus dem eigenen Ich herausgestaltet, sondern er bewahrt, er bewahrt Vergangenheit. Und das ist der epimetheische Mensch.

Derjenige, der eben diese besondere Beziehung zu den Tieren hat und versucht aus deren Wesen heraus die Natur zu ihm sprechen zu lassen. Deswegen spielt die Tierhaltung früher in den Mysterien, in den ganzen frühen Zusammenhängen eine ganz große Rolle im Hinblick auf die Hellsichtigkeit der Menschen. Das ist der Grund, warum zum Beispiel die ägyptischen Götter allesamt irgendwo auch in Tiergestalt abgebildet worden sind.

Die höchste Göttin Ägyptens, die Hathor, die man die Götter die Himmelsgöttin, also über den ganzen Himmel hinweg. Diese Göttin Hathor war eine Kuh und die hatte Hörner. Und zwischen den Hörnern war die Sonnenscheibe.

So wurde sie immer wieder abgebildet. Also für diese Zeiten hatte das Tier noch eine ganz andere Bedeutung, eben eine sakrale Bedeutung, als für uns heute gewusst, dass es ein Nutztier geworden ist. Also das sind die beiden großen Strömungen.

Und ich möchte da kurz eine ganz kleine biografische Bemerkung einfechten. Das Schicksal hat bewirkt, dass ich in Afrika aufgewachsen bin, in Tanzania in meiner frühesten Kindheit. Und am Kilimanjaro und habe da noch erlebt diesen Urgegensatz in Rheinstkultur.

Denn es gibt ja durch die ganze Menschheitsgeschichte immer wieder sogenannte zeitversetzte Kulturen. Zeitversetzt. Das heißt, was früher mal allgemein in der Kulturentwicklung als ein Entwicklungshöhepunkt erreicht war, das verschwindet und neue Kulturen tragen die Entwicklung weiter.

Und von dem, was ursprünglich mal da vorhanden war, lebt dann in einzelnen Völkerschaften nahezu unverwandelt weiter bis in die Gegenwart. Und so sind die Völkerschaften in Afrika ganz stark geprägt davon, sind ja auch sehr unterschiedlich, von diesen urvergangenen vorchristlichen Entwicklungsimpulsen. Und da gibt es also in Ostafrika gibt es die sogenannten Maasai.

Den Namen haben Sie bestimmt auch schon gehört. Die Maasai, die damals noch wirklich ihre alte, uralte Kultur ungehindert weiter gepflegt haben, die waren Hirten. Ein richtiges Hirtenvolk.

Hochgewachsene Gestalten. Also 190 war selbstverständlich bei denen so ungefähr. Wunderschöne Gesichter.

Ganz ebenmäßig. Sie waren ja nicht schwarz, sondern so hellhäutig. Sie waren Hamiten.

Die Maasai sind Hamiten. Also wir auch die Vertreter der alten ägyptischen Kultur. Und was haben die gemacht? Wenn man denen plötzlich begegnete, dass da so ein Mensch stand in der Steppe, völlig aufrecht, Kopf in den Blick, weit, weit in die Ferne gerichtet.

Und hatte die eine Hand, hielt er den Büffellederschild und in der anderen Hand seinen Speer. Und hatte so ein Tuch um sich herum geworfen. Das war es.

Und so schaute er Stunden und Stunden und Stunden, völlig ruhend in sich selbst, bei praller Sonne, sengender Sonne, um sich herum seine Zebuherde, die sich um ihn heran gedrängt hat. Denn da drüben war der Löwe und da der Elefant und da waren die Büffel und da war alles. In dieser Wildnis, da lebte der mit seinen Zebuherden.

Die waren ganz dicht herangedrängt an ihn selber. Und wenn er einen Schritt machte in der Steppe, dann folgte ihm die ganze Herde so mit ihm mit. Mensch und Tier wie eine Einheit.

Oder der Mensch erweiterte sich, seine Wesenheit, in die Tierheit hinein. Das war eine vollkommene Identität. Diese Menschen, die massiv ernährten sich von der Milch und der Blut ihrer Tiere.

Die haben so gut wie kein Wildfleisch gegessen. Überhaupt nicht. Also Jagen, das war nicht ihre Sache.

Die haben nur gejagt, wenn sie angegriffen worden sind. Wenn ihre Herden angegriffen worden sind, von Löwen oder so. Aber sonst nichts.

Und die ernährten sich von dem Blut und der Milch dieser Tiere. Das Blut haben sie abgezapft, hier am Hals. Sonst haben sie gemolken, die Milch haben sie gemischt und das war ihre Nahrung.

Und dann haben sie nur noch als Dietetikon ein paar Würstelchen, die sie genau kannten, von welchen Pflanzen, als Dietetikon gegessen, die einfach notwendig waren, um diese einseitige Ernährung auszugleichen. Und wenn man sich einem solchen Massai genähert hat, in seiner Aufrechte, dann hat er sich noch nie die Mühe gemacht, einen Kopf rumzudringen. Und wenn schließlich jemand nahe kam, dann hat er einen ganz vornehmen Gruß gemacht.

Und das war's. Kein Wort, nichts. Schweigen im Walde.

Diese Menschen lebten in einem Bewusstsein, das sah man ihnen an, das sah man den Augen an, die lebten in einem Bewusstsein, was ganz rückwärts gewandt wird, zu den Ahnen. Sie lebten rückwärts in ihre eigenen Entwicklungen, in den Ahnenstrom zurück. Sie waren alle hellsichtig.

Die letzte Hellsichtigkeit, die es noch auf Erden gab, hatten die Massai in Afrika. Also abgesehen von den Buschmännern weiter südlich noch. Also die haben Martin im Ersten Weltkrieg im Übrigen, der ja zwischen Deutschland und England in Tanzania sich abgespielt hat, haben die die Massai geholt, beide Seiten, die Engländer wie die Deutschen, um sie als Kundschaft da auszuschicken, weil die genau wussten, wo der Feind steckt, da in diesen weiten afrikanischen Landschaften.

Also, das war der Massai. Überhaupt völlig bildungslos, suchte gar keine Bildung, wollte überhaupt nichts lernen. Er war sich selbst, weil er ja in dem Ahnenstrom weit in die Vergangenheit zurück sich erlebte.

Die Ahnen waren das. Und er war nur die Fortsetzung dieses ganzen Ahnenstroms. Und wenn man dann von so einem solchen Massai, wie es hieß, da durch die Steppe, oder durch das Pori, wie es hieß, dieses Buschwerk dort, bewegte, da kam man alles bald irgendwo ein paar Kilometer weiter, da traf man plötzlich solche Rundhütten an.

So Rundhütten, eine kleine Ansiedelung von zehn, zwölf solchen Rundhütten, und kaum näherte man sich einer solchen Ansiedelung. Dann flogen sämtliche Vorhänge auf, also diese Büffellederöffnungen, Türöffnungen, flogen auf, und Jung und Alt strömten heraus auf einen zu, mit lachenden Gesichtern, die lachen gerne, die Bantus sind das nämlich, die lachen den ganzen Tag, unglaublich, also jugendfrisch könnte man sagen, und gehen auf einen zu und fragen, was gibt es Neues in der Welt. Und möchten das Neueste vom Neuen hören.

Und die waren die Ersten, die in Tansania damals in die Schulen gegangen sind. Die wollten lernen, lernen, lernen, lernen. Das sind eben diese beiden, das ist der Massai, und das ist der Ackerbauer.

Denn was haben die gemacht, diese Bantus? Die waren festhaft in ihren Hütten, die haben vielleicht eine Ziege gehabt, gut, ja, kann sein, aber sonst haben sie sich rein und ausschließlich mit den Pflanzen beschäftigt. Sie waren Pflanzenbauer, Ackerbauer, Gartenbauer. Es war eine Hackkultur, es war keine Flugkultur wie im klassischen Persien, wo man Getreide angebaut hat, die kannten Getreide so gut wie nicht, sondern die verschiedensten Gemüse, die Natur gab es ja reich her, haben die kultiviert.

Eine Hackkultur. Und dadurch ein ganz anderes Bewusstsein, vollkommen wach und hell, und hier bei den Massai ganz, ganz, ganz weit in die Vergangenheit gerichtet. Das muss man einmal erlebt haben.

Das ist heute so verwischt, wenn man heute nach Afrika kommt, dann erlebt man das kaum noch. Aber das war so polarisiert und die entlebten in einer doch da, da, da einigermaßen friedlichen Koexistenz. Das war sehr außergewöhnlich.

Aber jeder hatte sozusagen sein Reich, das Reich mit den Herden durch die Wildnis zu ziehen und die anderen sesshaft irgendwo sich da eine kleine Insel zu schaffen und die zu kultivieren. So, und diesen beiden Strömungen nun gesellte sich eine zweite, die sich herausgegliedert hat aus dem Ackerbau. Das waren die Gartenbauer.

Die Gartenbauer sind diejenigen, die jetzt nicht Getreide angebaut haben, die nicht im Feldmaßstab irgendwas angebaut haben, sondern sie haben die einjährige Pflanze kultiviert und gezüchtet. Also alles, was Gemüse ist, was herausgezüchtet ist aus den Kräutern, aus der wilden Natur, daraus haben sie dann die ganzen Gemüsepflanzen entwickelt und so weiter. Die Gartenbauer und Blumenbauer.

Also noch ein bisschen scharf, Pahlavis Zeiten, also Anfang der 70er Jahre, in Persien gab es noch die Zarathustristen, so nannten die sich. Und das waren die Gartenbauer. Das waren diejenigen, die jetzt dafür gesorgt haben und zwar durch Generationen hindurch, im Erbstrom, das hat sich im Erbstrom weitervererbt.

Diese Fähigkeiten auch mit den Gemüsepflanzen umzugehen, haben die jetzt das Gemüse und eben alles an Kräutern und Blumen, haben die ganze Stadt Teran versorgt. Das war eine ungebrochene Tradition, könnte man fast sagen, über Jahrtausende. Also der Beruf hat sich eben da absolut blutsgebunden an Völkerschaften entwickelt, entweder man war Hirte und blieb Hirte und war es dann ewig.

Und das in Generationenfolge und genauso gut Garten-Ackerbauer bzw. Gartenbauer. Und dann hat sich noch eine zweite Strömung herausentwickelt, das sind die Holzbauer oder eben die Obstbauer.

Die Gartenbauer haben die ein- oder zweijährige Pflanze kultiviert und die Obstbauer die Dauerpflanze, die Holzpflanze. Die haben sich parallel aus dem Ackerbau herausentwickelt, aber doch parallel innerhalb der urpersischen Kultur. So dass wir sagen können, in dieser vorgerichteten Zeit haben wir es mit vier Strömungen des Landbaus zu tun.

Gebunden an Völkerschaften, gebunden an den Erbgang. Das wurde von Generation zu Generation, wurden die Fähigkeiten weitergeleitet. Man weiß es aus Schilderungen von Columella, das ist ein lateinischer Schriftsteller aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.

Der beschreibt noch die Kunst des Obstbaus und die Kunst des Obstschnitts. Und er beschreibt es so, dass er sagt, es konnte nicht irgendjemand jetzt die Bäume schneiden, das war ganz undenkbar, sondern nur bestimmte Familien, die in ewiger Tradition aus der Vergangenheit diese Fähigkeit hatten, sachgerecht einen Obstbaum zu schneiden. Das konnte man nicht einfach lernen, wie man heute sowas lernt, sondern das war vererbt, die Fähigkeiten waren vererbt, die gingen im Erbstrom weiter.

Aber dann in einem solchen Sinne, dass man sagen konnte, das war zugleich eine Maßnahme der Züchtung, der Obstbaumschnitt. Es war nicht nur jetzt, um möglichst viel Fruchtholz zu schaffen, sondern es war so, dass man eigentlich immer das Wesen des Baumes ganz innerlich erlebt hat und dann gesehen hat, wie muss ich diesen Baum wie jenen Baum schneiden. Die Kunst des Obstbaumschnitts.

Im Erbgang wurde das weiter vererbt. Übrigens, es gingen noch bis ins 15. Jahrhundert hinein.

Da war der Obstbaumschnitt gebunden an Familien, bestimmte Familien, die das einfach konnten. Und jetzt entwickeln sich also diese vier Strömungen, entwickeln sich in diesen vorkristlichen Hochkulturen, nähern sich immer mehr dem an, was man dann das Museum von Golgatha nennt. Wobei heute neutral gesprochen die Zeitenwende.

Und jetzt ist die Frage, nachdem die ägyptische Kultur sich weitgehend entwickelt hat, die metaphotamische Kultur, bis ins griechische hinein, da war die Frage, wie sollte das überhaupt weitergehen. Läppert sich das einfach nur so weiter in alle Zukunft, was da veranlagt worden ist durch diese großen geschichtlichen Ereignisse. Und wenn wir diese Zeit, sagen wir mal, des ersten Jahrtausends vor Christus ins Auge fassen, dann ist es ja die Zeit, wo dann insbesondere die griechische Kultur sich entfaltet.

Seit dem 747, der Gründung von Rom, also das ist ungefähr der Anbeginn, aber das hat sich vorbereitet. Denn alle die Griechen, die vor Troja standen, das war im 12. vorkristlichen Jahrhundert.

Das war zur Zeit des alten Moses. Also da war noch eine gewisse Richtung in der Kultur gegeben. Aber die griechische Kultur, schon im 2. vorkristlichen Jahrhundert, wurde von den Römern überrannt und wurde zerschmettert und da blieb nicht mehr viel übrig.

Und jetzt kann man bemerken, und ich habe Ihnen schon gestern gesagt, ich glaube gestern war es, dass die Griechen diese Hochkultur entwickelt haben in relativ kurzer Zeit. Vom 8. bis zum 4. Jahrhundert war eigentlich die Blüte dieser Kultur und dann zerfiel sie langsam. Und ungefähr um die Seitenwände von Rom war dann nicht mehr viel übrig.

Das ist ein äußerst historisches Kennzeichen, aber insgesamt, wenn man hineinleuchtet, in die ganze historische Entwicklung, dann wird man bemerken, dass die Menschen zweierlei Seelenverfassungen gezeigt haben im Wesentlichen in vorkristlicher Zeit. Die eine war eine tiefe Verzweiflung. Und die hat sich gesteigert immer weiter, immer weiter.

Wie soll es weitergehen in der Welt? Was sind denn noch Zukunftsaussichten? Wo streben wir denn überhaupt noch hin? Gibt es überhaupt noch Antworten auf die in uns jetzt rege werdenden Fragen? Eine tiefe Verzweiflung, der Zweifel überhaupt kam auf. Das ist die eine Strömung. Die ganz modernen, das waren ganz moderne Menschen.

Und auf der anderen Seite waren es diejenigen, die man nennt die großen Propheten. Die Propheten, die in der Folge von Moses, der 1200 vor Christus seiner Zeit gelebt hat, in der Folge auftreten, vor allen Dingen im 5. bis 6. vorchristlichen Jahrhundert. Und die jetzt in ihrer Zeit mitzeilen, es kommt ein Ereignis, wo der Hoffnung wieder neuen Raum gegeben wird.

Es kommt ein Ereignis. Und diese Strömung, die daraus hervorging, die sozusagen die Anhänger jener großen Propheten waren, die lebten in einer tiefen Erwartung. Also es sind zwei auch wiederum gegensätzliche Seelenhaltungen zu sehen in dieser vorchristlichen Zeit.

Auf der einen Seite eine unendliche, grenzenlose Erwartungslosigkeit, nicht zu wissen, wie es überhaupt weitergehen soll. Und auf der anderen Seite diese ganz große Sicherheit. Und die Propheten haben ja bis ins Detail sogar hingewiesen, was da sich abspielen kann.

Da braucht man nur das alte Testament mal lesen. Was ein Jesaja wirklich gesagt hat. 500, 600 vor Christus.

Im Hinblick jetzt auf das Kommende. Und so gab es eben wirklich diese, insbesondere bei den Israeliten, war das am stärksten ausgebildet, diese Erwartungshaltung. Dass da ein Ereignis eintreten wird, was alles das löst, was unser Problem geworden ist in der Menschheitsentwicklung.

Und dieses Ereignis ist ja dann eingetreten in den Jahre 30 nach Christus. Ist eingetreten nämlich in der Jordan-Taufe. Es ist ja so, dass man das ja heute sagt, das Jahr Null, die Zeitenwende, ist eben die Geburt des Jesus von Nazareth.

Das ist ein Mensch. Und dieser Mensch hat eine ganz bestimmte Generationsfolge, über 42 Generationen seit Abraham. Die werden im Matthäus-Evangelium auch genannt, diese ganze Generationenfolge.

Also da ist ein Mensch geboren aus diesem ganzen geschichtlichen Verlauf seit Abraham. Und ja, das ist ein Mensch. Aber das, was dann im eigentlichen Sinne das Mysterium von Golgatha ausmacht, das ist, dass da jetzt in diesen Menschen sich hinein inkarniert, im Jahre 30 bei der Jordan-Taufe, die eigentliche Christuswesenheit.

Was man die Christuswesenheit nennt. Wo man gar nicht so recht weiß, was man damit eigentlich anfangen soll. Zunächst mal.

Und jetzt wird eben darauf hingewiesen, und das ist auch ein Hinweis, den man aus der Anthroposophie heraus kennenlernen kann, dass diese Wesenheit, die da sich inkarniert hat im Jahr 30 in der Jordan-Taufe und drei Jahre gelebt hat. Und in diesen drei Jahren dann mit den zwölf Jüngern durch die Gegend gezogen ist und die dann ihre Lehre, Lehre war es ja eigentlich gar nicht, unter die Menschen gebracht hat und dann den Kreuz des Todes gestorben ist. Diese Individualität, um die es da geht, das ist dieselbe, und darauf weiß eben Udo Steiner hin, dieselbe, die die alten Inder schon gekannt haben, in der urindischen Kultur.

Sie haben sie Vishwakarman genannt. Vishwakarman. Das war die höchste Sonnenwesenheit, die die alten Inder verehrt haben, Vishwakarman.

Und das ist dieselbe Wesenheit, die dann die Urperse verehrt haben als Ahura Mazdaro. Und es ist dieselbe Wesenheit, die die alten Ägypter in der folgenden Kultur verehrt haben als Osiris. Und diese selbe Wesenheit erscheint jetzt hier in der Zeitenwende als der Christus.

Also heute ist die Sache ungeheuer stark vermenschlich. Irgendwo war das ein bedeutender Mensch und so. Und dann tut man sich immer in Relation zu diesem bedeutenden Menschen setzen und findet dann am Ende ihn gar nicht so furchtbar bedeutend, sondern vielleicht sich bedeutender.

Ja, da ist noch eine Frage. Die urindische Kultur, von der Sie reden, sind das die Veden? Wer das denn? Sind das die Veden, die urindische Kultur, die sie malen? Das letzte habe ich wirklich nicht gehört. Nein, ob das die Veden sind, die urindische Kultur? Segen? Veden.

Wesen? Veden. Veden. Wegen? V-E-D-E-N.

Veden. Hat er schon gesagt, dass das Schriften waren aus der Ur- Ich kann das noch mal sagen. Die Veden.

Wegen. Veden. D. Schreib doch mal eine auf, Mann.

Ich verstehe das eigentlich nicht, sorry. Ich schreibe es auf. Ja, toll.

Ob das aus der vedischen Kultur? Veden, also. Ich habe noch mal wegen gestanden. In Veden.

Ja, die Veden, die weisen darauf hin. Das ist der letzte Ausklang, schriftlicher Ausklang, aus dieser Hochkultur, die ja selber keine Zeugnisse aus der Zeit hinterlassen hat. Die erst Jahrhunderte später, also Jahrtausende später, noch mehrere Jahrtausende später aufgeschrieben worden sind.

Also die Veden sind wahrscheinlich aufgeschrieben um das Jahr 1200 vor Christus. Also dazu braucht es ja auch eine Schrift. Die muss ja auch erst da sein.

Und die ist ja erst in der mesopotamischen Kultur aufgetaucht. Die Keilschrift und so. Und ich habe ja auch schon gesagt, wenn irgendwas zu Ende kommt, wenn es tot wird, wenn es abstirbt, wenn es eigentlich nicht mehr schefferisch wirkt, dann wird es aufgeschrieben.

Und dann müssen wir aus den toten Buchstaben, müssen wir sozusagen das Feuer wieder rausschlagen, um zu verstehen zu lernen, was da eigentlich an tieferen Impulsen wirksam gewesen ist. Es sind die Veden und die Bhagavad Gita. Die hatte ich ja auch schon genannt.

So sehen wir, dass so wie der Mensch herniedergestiegen ist, aus einem Himmelsbewusstsein, und über die urpersische Kultur, die ägyptische, die mesopotamische Kultur bis zum Griechentum, immer mehr erwacht ist in seinem Ich, in seinem eigentlichen Wesenskern, das ist der Wesenskern, der im Menschen der Ewigkeitskern ist. Wir sind ganz völlig zeitgebunden, auch in unserer ganzen Inkarnation hier auf Erden. Wir werden geboren, wachsen heran und sterben irgendwann mal.

Aber der Wesenskern, der ist unzerstörbar. Das war das Bewusstsein von den urindischen Zeiten an, durch alle Zeiten hindurch. Und nur in dem modernen Materialismus ist heute das Bewusstsein von dieser Tatsache völlig verschwunden.

Dass der eigentliche Wesenskern des Menschen, das was den Menschen zum Menschen macht, der der ist. Dieser Wesenskern ist unzerstörbar. Der ist unvergänglich.

Der gehört der Ewigkeit an. Und diese Wesenheiten hier sind eigentlich solche, die sich ursprünglich in der Sonne offenbaren. Diejenigen, die eigentlich die Menschheitsentwicklung begleitet haben und es möglich gemacht haben, dass diese Kulturfortschritte innerhalb der Menschheit in Bezug auf die Ich-Entwicklung stattgefunden haben.

Dass der Mensch ein träumendes Bewusstsein hatte. Oder gar ein schlafendes, wie in der urindischen Kultur. Dann ein träumendes und dann immer mehr erwachtes.

Und im Christentum steht dann plötzlich ein Aristoteles da und tut den Geist in Begriffe hämmern. Plötzlich das Geistige, dieses Geistige, was eigentlich immer bildend die ganze Entwicklung inauguriert hat, tritt da jetzt plötzlich ein Mensch auf und Kraft seines Denkens tut ja den ganzen Geist in ganz wenige Begriffe prägen. Und da ist der gesamte bestehende Inhalt der Welt drin.

Das ist Aristoteles. Man muss wirklich versuchen mal klar zu machen, die Menschen waren nicht damals so wie wir heute. Nur primitiver.

Das ist ein Ungedanke. Ein richtig gehender Ungedanke. Sondern die hatten Fähigkeiten, die wir heute nicht mehr haben.

Auf ihrer Stufe des Bewusstseins. Sonst hätten die nie die Kulturpflanzen entwickeln können. Die können wir heute nicht entwickeln.

Können wir nicht. Das ist einfach die große Illusion zu glauben, wir könnten heute aus einer Wildpflanze ohne weiteres, durch Gentechnik oder irgendwelche Manipulationen, eine neue Kulturpflanze schaffen. Wir schaffen Karikaturen, aber nicht etwas wirklich prinzipiell Neues.

Sondern das waren Fähigkeiten dieser Menschen aus dem erlebten geistigen heraus, aber mehr in einem traumhaften Bewusstsein, jetzt solche Schöpfungen aus der lebendigen Natur entstehen zu lassen. Das hat sich dann verdichtet in diesen Strömungen. Und diese Strömungen nähern sich jetzt hier diesem Zeitpunkt an, wo dieses Ereignis stattfindet.

Und dieses Ereignis, also ich kann hier jetzt nicht einen Vortrag halten, über die ganzen Zusammenhänge des Christusereignisses, die in der Zeit der Begründung des Christentums, das wäre eine Betrachtung für sich selbst. Aber nur, dass man deutlich macht, die ganze Entwicklung bis hierher diente dem Ziel, wie es eigentlich in Aristoteles verwirklicht ist, dass der Mensch erwacht in seinem Denken am Geist. Dass der Geist nicht mehr wie von außen träumend den Menschen verhilft, dass sie Kulturpflanzen züchten, oder irgendwo tolle Leistungen erbringen, in der Architektur, in der Malerei, in der Musik, in den Künsten, sondern dass da jetzt ein Mensch steht und fasst das Ganze in Gedanken zusammen.

Und zwar so zusammen, dass heute noch die Menschheit zehrt von dieser aristotelischen Philosophie, die so exakt ist, dass je mehr man sich auf sie einlässt, merkt man, der war so modern wie wir heute noch nicht mal modern sein können. Das war ein Prometheiker in diesem Sinne, könnte man sagen, höchstens gerade. Also wir sehen, dass hier eine sehr ambivalente Situation am Ausgangspunkt steht und jetzt ein Ereignis stattfindet, was man eigentlich gar nicht begreifen kann.

Und was die damalige Menschheit auch nur ahnend und meistens aus ihren alten Traditionen heraus, eben durch die Propheten und dergleichen, die haben sich immer auf die Propheten berufen, um sich zu bestätigen, dass da etwas ganz Neues hervorgetreten ist. Und seit jetzt über 2000 Jahren sind wir damit beschäftigt, im Grunde genommen dieses Ereignis zu begreifen. Und wir begreifen es eigentlich noch nicht wirklich.

Es sei denn, es sei denn, man begreift sich selbst. Man lernt sich selbst als Mensch zu begreifen. Dann fängt das plötzlich an zu sprechen.

So haben wir immer den Eindruck gehabt, es bedarf irgendwelcher Institutionen, also Kirchen oder so, die diese Traditionen pflegen des Christentums. Das ist alles vorbei. Sondern wir müssen die Kirche in uns selbst bauen.

Jede einzelne für sich. Und welche Kirche ist das eigentlich? Das ist das Ich. Das Ich Erwachen.

Das Erwachen zu sich selbst. Sich selbst bestimmen wollen. In Freiheit.

Ganz auf sich selbst begründet als Prometheiker. Aber allein als Prometheiker geht es. Es muss gleichzeitig auch ein Epimetheiker in mir stecken, der die Vergangenheit realisiert, damit ich sozusagen vorausschauend denken kann.

Der Mensch findet in sich die gesamten moralischen Quellen, wenn er sie sich nur erschließen will. Er findet in sich alles das, was ihn befähigt, neue Tugenden zu entwickeln. Ein neues soziales Leben zu begründen.

Schauen Sie mal, im Grunde genommen ist der Ansatz, jetzt in einem neuen Sinne eine neue Kultur zu begründen, aus dem Ich heraus die sozialen Probleme zu lösen. Das sind wir schwach. Furchtbar schwach heute.

Und dennoch, es steht als Zeitforderung vor jedem einzelnen Menschen, wenn sie jetzt in die Landwirtschaft eintreten wollen, nach ihrer Lehre und wollen irgendwas machen. Alleine können sie es nicht, merken sie sehr bald. Also muss man sich irgendwie mit anderen Menschen zusammentun.

Und dann fängt es an. Das ist eine Herausforderung, die wir heute schier nicht bewältigen. Und doch müssen wir es bewältigen.

Es steht vor uns als eine historische Zeitforderung der Zukunft. Aber dazu müssen wir moralische Quellen in uns erschließen, die uns selbstlos machen. Im besten objektiven Sinne, nicht so quasi, dass man sich jetzt so quasi erniedrigt und nur dem Menschen dient, so wie so ein Diener.

Nein, bei beiden Füßen stehen als Individualität und in Freiheit mit dem anderen zusammenarbeiten. Da fängt eigentlich das Christentum erst an zu blühen. Das hat schon mal geblüht in den großen Mönchsorden.

Es hat hier und immer wieder geblüht, gewiss. Aber heute ist es irgendwie alles weg. Und wir stehen eigentlich vor dem Nichts, kann man sagen.

Und jetzt muss man aus der eigenen Nichterkraftung, aus der Bewusstseinseele heraus versuchen, einen neuen Schritt in eine Zukunft zu tun, wo man am Anderen lernt. Wo der Andere, mit dem man zusammenarbeitet, einem sagt, wer man ist. Wo ich nicht glaube, ich könnte in mir entdecken, wer ich wäre.

Sondern in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen, in der konkreten Verwirklichung dessen, was meine Ideale sind, da erwache ich jeweils an dem Anderen, so quer der sein mag. Aber ich erwache. Und das ist das, da liegt die Zukunft im Wesentlichen in meinen Augen begründet.

Das ist im Grunde genommen die Ich-Gebot aus dem Geiste. Dieser Moment. Die Ich-Gebot aus dem Geiste.

Dies hat sich einmal vollzogen. In der Christuswesenheit. Und das ist wie eine Art Vorschuss für die ganze zukünftige Entwicklung der Menschheit.

Dass jeder versucht jetzt aus seinem Ich heraus, indem er wach wird für sich selbst. Und aus dieser Wachheit heraus anfängt zu sagen, ich will. Ich bin und aus meinem Ich bin, will ich etwas in der Welt.

Egal wie. Ich lasse mich durch nichts darin irritieren. Es muss sozusagen das aus meinem Innersten heraus, muss ich diese Wahrheit erkennen.

Aber keine Predigt, sondern nur mal hinzudeuten, dass hier wirklich eine ungeheure Wende eingetreten ist. Und es soll jetzt noch meine Aufgabe sein, einmal hinzuschauen, wie haben sich jetzt diese vier Strömungen der Menschheit, wie spiegeln die sich jetzt in der nachchristlichen Entwicklung? Ist da ein Zusammenhang zu sehen? Und welche Antwort ergibt sich auf die zweifelnde Fragestellung hier, wie soll es eigentlich in Zukunft weitergehen? Da entsteht plötzlich eine Antwort in der nachchristlichen Zeit. Und wenn man jetzt fragt, wie ist denn jetzt diese Metamorphose, der Vorgriss in der nachchristlichen Zeit, da muss man lange warten.

Zuerst das Urchristentum, das dauert ungefähr 200 Jahre. Christenverfolgung und alle diese furchtbaren Sachen, die da stattgefunden haben. Und noch keine wirklich sichtbare Äußerverwandlung, sondern dieses Urchristentum war im Wesentlichen eigentlich mehr ein introvertierter Prozess, historisch gesprochen, mehr, dass die Menschen sich vergewissert haben, dieser Tatsache, die sich da jetzt vollzogen hat in Palästina.

Es war eine Art innere Vergewisserung, bis dahin, dass sie sich hingestellt haben, der römischen Soldatesca oder dem Cäsar gegenüber und gesagt haben, nein, ich stehe zur Sache. Und dann wurde dem Löwen vorgeworfen in der Arena in Rom. Das war die Antwort.

Also diese Kraft, diese Glaubensstärke, unvorstellbare Glaubensstärke aus der Gemütsseele heraus, weniger aus der Verstandeseele, aber aus der Gemütsseele heraus eine Glaubensstärke zu entwickeln, das war eigentlich die große Kraft, die da im Urchristentum gewirkt und gewaltet hat. Und dann gehen die Jahrhunderte ins Land und man sieht immer noch nicht furchtbar viel. Und dann sieht man plötzlich, wie das ganze riesige Imperium Romanum, das römische Reich, das von Spanien und England und Deutschland und über den ganzen balkanischen Raum bis tief in den Vorderasien und über ganz Nordafrika ausgestreckt ist.

Dieses Riesenreich bricht in sich zusammen. Ausgelöst vor allen Dingen durch den Einfall der Germanen und Kelten aus dem Norden, den Ostgoten und Westgoten im 5. Jahrhundert. Dieses 5. Jahrhundert nach Christus ist das Jahrhundert, wo Europa geschüttelt wird.

Und zwar von Grund in Grund, zu den ganzen Grundfesten. Wo die Völkerwanderung die ganzen Menschen über ganz Europa verstreut hat. Plötzlich, die im Norden lebten, sind sie jetzt plötzlich im Süden angelangt.

Die Ostgoten. Alaric der Ostgote hat 410, stand eher auf dem Areopag in Athen, also dem eigentlichen Zentrum der griechischen Kultur, könnte man sagen, und hat Resen an die damalige Menschheit gehalten. Alaric, der Ostgotenkönig.

Und dann, die Ostgoten folgten ja den Westgoten, waren dann ganze Italien erobert, Rom erobert. Und dann lesen wir mal von Felix Dahn, Kampf um Rom. Das ist heute noch lesbar für jeden eigentlich.

Wunderbares Werk. Also Jesus heißt, da sieht man plötzlich, wie ganz junge Völker, ungebildet bis dorthin aus, aber stark, mütig, so, hier, also Kämpfer, überwältigen jetzt dieses hochkultivierte, aber eben zerbröckelnde römische Reich, dekadent gewordene römische Reich, und etablieren da ein ganz neues, partizipieren an der Bewusstseinsentwicklung der Römer, und andererseits vermitteln sie den Römern sozusagen eine Art Verjüngungsimpuls. Ja, da ist sozusagen die Grundlegung des zukünftigen Europas im 5. Jahrhundert.

Und da taucht nun eine Gestalt auf. In diesem 5. Jahrhundert, 480 geboren, 480 geboren, also man weiß es nicht ganz genau, aber so ungefähr, die nennt sich Benedikt von Nosia. Benedikt von Nosia.

Und das ist eine ganz entscheidende, das ist absolut, muss man schon sagen, einer derjenigen, der eigentlich im aristotelischen, im prometheischen Sinne wiederum die Zukunft vorausgesehen hat. Der Benedikt von Nosia, in Umbrien ist das in Italien, der hat, war zuerst Einsiedler, wie auch überhaupt in der Zeit des frühen Christentums es sehr viele Einsiedler gab, die durch ihre Einsiedelei sich sozusagen selber geknechtet haben in ihrem physischen Leib, um zu höherer Erkenntnis zu kommen. Also sie haben auf alles verzichtet.

Verzichtleistung, Verzichtleistung auf äußere Reichtümer oder so irgendwas. War langeseit Einsiedler und dann hat er sich herausbegeben und hat seine Einsichten, die er gewonnen hat, in dieser Phase der Selbstkasteiung oder wie man es nennen soll, hat er dann unters Volk getragen und hat dann begründet den Benediktinerorden. Benediktinerorden.

Das ist der erste Orden überhaupt, der entstanden ist. Und das ist ein Landwirtschaftsorden. Das ist ein Orden, der ja eigentlich die Handwerke umfasst, aber auf der Basis der Landwirtschaft.

Und die Begründung ist der Monte Cassino, das Kloster Monte Cassino. Das liegt nämlich von Neapel in Richtung Rom. Monte Cassino.

Im zweiten Weltkrieg übrigens total zerstört. Das habe ich heute wieder aufgebaut. Dieser Benedikt von Mosier, der hat nun Folgendes gemacht.

Der hat das gesamte Wissen, was zu seiner Zeit in Bezug auf den Landbau bestand, also alles das, was hier sozusagen diese Strömungen des Landbaus waren, was sich dann im alten Römertum, die Römer haben das schon auch einen Schritt weitergebracht, das hat er aufgegriffen und hat jetzt einen ganz neuen Impuls gesetzt, dieses Wissen zusammenzufassen und jetzt als Ganzes, nicht nur ein Teilwissen an Gebundenen und irgendwelche Familien im Erbstrom, sondern jetzt zur Grundlage der Tätigkeit seines Mönchsordens zu machen. Die Erde zu kultivieren. Und mit der Kultivierung der Erde den Menschen zu kultivieren.

Und dieser Benedikt von Mosier wurde ja dann auch genannt in der Folge der Vater Europas. Der hat nämlich folgende Slogan in die Welt gesetzt. Wahlspruch, ein großer Wahlspruch, der dann über das ganze Mittelalter gegolten hat.

Ora et labora. Das kennen Sie ja alle, dieses Wort. Bete und arbeite.

Das heißt so viel wie, arbeite nach außen, verwandle die Natur. Arbeite nach innen, verwandle dich selbst. Bete heißt eigentlich, arbeite an dir selbst, verwandle dich selbst.

Und dann werde tätig und verwandle die Welt, die Natur. Das ist der große Wahlspruch, der das ganze Mittelalter beherrscht. Und nun, dieser Orden, der Benediktiner, hat also erstmal die großen Marksteine gesetzt.

Im Beginn des 6. Jahrhunderts. Und jetzt sieht man, wie da eine Strömung sich entwickelt, die jetzt ausstrahlt. Von Italien, von Rom, von Italien ausgehen, auch über die Alpen hinweg.

Da zieht von Süden nach Norden eine Strömung dieses benediktinischen Elementes herüber. Und schon um das Jahr 512 etwa, ist die Stadt Chur in der Schweiz, also im Rheintal, begründet. Da sind die über die Pässe herübergekommen und haben ihre erste christliche Klostergründung da in Chur veranschaltet.

Das war um 512. Und von dort strahlt es immer weiter aus, ins ganze Bodenseegebiet. Und immer weiter, immer weiter nach Süddeutschland.

Das sogenannte Petrinische Christentum. Das Petrinische, was also auf Petrus, also der Fels, das ist sozusagen der Begründer eigentlich dessen, was von Rom ausgegangen ist. Das war ja der Jünger Petrus.

Und das ist die eine Strömung, die jetzt da anfängt im 6. Jahrhundert wirksam zu werden in deutschen Landen. Und dann gibt es da eben noch eine zweite Strömung. Auf die möchte ich nochmal besonders eingehen, die ist nämlich völlig unbekannt.

Alles andere ist eigentlich ziemlich deutlich, heute historisch verfolgbar, was da alles geschehen ist, im 5., 6., 7. Jahrhundert. Aber es gibt eine zweite Strömung, die völlig in der Verborgenheit, damals keineswegs, aber dann in Vergessenheit geraten ist. Und das ist eine Strömung, die jetzt nicht nur noch von Süden nach Norden über die Alpen gekommen ist, sondern von Westen nach Osten.

Und das sind die ieruschottischen Mönche. Man weiß davon, gewiss, aber man weiß nichts weiteres genaues zu verbinden. Diese Iren, die dann auch nach Schottland missioniert haben, aber dann eben aus Irland hinübergekommen sind nach Frankreich und von dort aus über Frankreich dann auch bis in die deutschen Landen ein ganz anderes Christentum vermittelt haben als das Petrinische.

Fast gegensätzlich. Nämlich ein Christentum, wenn man das Petrinische Christentum, das exoterische Christentum nennen soll, also dasjenige, was sich auf äußere Ereignisse bezieht, auf äußere Dokumente bezieht, was einen eigenen Kultus entwickelt hat, anlehend an die alten ägyptischen Kulte, die stecken ja nämlich alle in der katholischen Kirche drin, wo sich die ganze Vergangenheit verdichtet hat in dem Petrinischen Christentum, exoterisch, ist das Christentum, was diese wenigen Menschen, die da von Irland herüberkamen, über den Kanal nach Frankreich und dann nach Deutschland, das waren Menschen, die waren Träger des esoterischen Christentums. Das waren die Fortsetzer der alten hibernischen Mysterien.

Die hibernischen Mysterien haben sich am längsten gehalten, nachdem die alten Mysterien alle schon untergegangen waren, in Griechenland und auch in Ägypten sowieso, haben sich die hibernischen Mysterien im Westen Europas noch am längsten gehalten. Und die haben aus ihren Mysterienwissen und aus ihren Anschauungen heraus, haben die teilgenommen an den Mysterien von Golgatha und haben es erlebt als ein rein geistiges Erlebnis. Die hatten gar keine Dokumente, aber die wussten, es hat stattgefunden.

Die haben gemerkt, da ist in der ganzen geistigen Atmosphäre, da hat sich was gewandelt. Und aus dieser Kenntnis, aus diesem Wissen heraus, stammt das ganze esoterische Christentum dieser Mönche, die da nach Osten gewandert sind und kulturbegründend gewirkt haben. Und einer von denen ist der Kolumban der Jüngere.

Es gibt noch einen Kolumban im Älteren, der hat in Schottland missioniert. Dieser Kolumban der Jüngere mit seinen Genossen, das war eine unbeschreibliche Gestalt. Von dem sagt die Legende, der ist da oben in Nordirland geboren, also in Bankor, das gehört heute noch zum englischen Teil von Irland.

Und da geht die Legende so, dass er jetzt seiner Mutter sagt, ich ziehe fort. Und das hieß immer dieses Wort, auf Nimmerwiedersehen. Und er hat sich seine Mutter vor Verspreiflung quer über die Türschwelle geschmolken, geschmissen, um ihm den Weg zu versperren.

Und er steigt über seine Mutter hinweg und sagt Ade und auf Nimmerwiedersehen, um seiner Mission jetzt zu folgen. Und die Mission bestand darin, das Ende des 6. Jahrhunderts, in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Dann zieht sie wieder nach Frankreich.

Und in Frankreich sind immer noch die heidnischen Könige. Klotwig fängt jetzt zwar an, das Christentum auszubreiten, aber es ist noch so, dass es sehr gefährlich ist, da jetzt irgendwo in diese heidnischen Gegenden jetzt da irgendwo zu missionieren. Er hat zwei Klöster gegründet in den südlichen Burgurgesen, aber dann wurde er rausgeschmissen aus Frankreich und wurde ausgewiesen wieder zurück nach Irland.

Das hat er nicht gemacht, sondern ist dann über die Mosel zurück an den Rhein runtergefahren und dann den ganzen Rhein hoch, über Straßburg, Basel bis an den Bodensee. Und die Legende sagt, 610 setzte Kolumbans seinen Fuß auf die Insel Reichenau. Und das Erste, was er tat, so sagt die Legende, war, das ganze Schlangengezücht in Wildschweingestalt von der Insel zu bannen.

Das ganze Schlangengezücht in Wildschweingestalt von der Insel zu bannen. Nun, dieses Bild ist natürlich sehr zu hinterfragen, aber es sagt ungeheuer viel in meinen Augen. Erstens mal können Wildschweine schwimmen, also wenn sie in Not sind, hätten sie damals über den See schwimmen können.

Aber es geht da um etwas ganz anderes, es sind Bilder. Und damals haben die Menschen sich über Bilder verständigt, nicht in einer begrifflichen Sprache. Und wenn man das jetzt versucht zu übersetzen auf unsere Zeitbewusstseinseele, dann würde ich sagen, das heißt, das ganze Schlangengezücht in Wildschweingestalt von der Insel zu bannen.

Ich kann nicht dulden, wenn ich meine eigene Seele geläutert und verwandelt habe. Als Kolumban. Dann muss die Welt da draußen auch verwandelt werden.

Das muss eine Harmonie sein zwischen innen und außen. Das, was ich erobert habe mir als Mensch, mein Menschenverständnis, das muss die Grundlage sein für meine Arbeit, die ich jetzt zu tun habe in der Natur. Da leuchtet auf andere Art das Ora und Labora wieder auf.

Mensch, verwandle dich selbst und damit gewinnst du die Kraft, die Erde zu verwandeln. Dieser Kolumban, der war nicht der Begründer des Klosters, des Großer Reichenau. Das war erst ein paar Jahrzehnte später durch den Abt Pyramin.

Das war ein westgotischer, aus Südfrankreich stammte der, der Abt Pyramin. Aber dieser Kolumban, der hat lange im Bodenseegebiet gelebt. Und seine Schüler oder Mitstreiter wurden ja dann zu Begründern von allem möglichen, was man heute kennt, zum Beispiel St. Gallen.

Gallus war ein Schüler von Kolumbane Bühne und hat das Kloster St. Gallen begründet. Radolf Zell am Bodensee, das ist auch ein Schüler des Kolumbans gewesen, Radolf. Und so kommt jetzt dieser Kolumban an den Bodensee und trifft auf das exoterische Christentum.

Zu der Zeit waren schon große Klösteransiedlungen vom bethenischen Christentum rund um den Bodensee da. Vor allen Dingen dann im 9. Jahrhundert, sodass da eine ungeheure Kultur aufblühte. Und jetzt kommt dieses exoterische Christentum von Westen den Rhein herauf und befruchtet, die befruchten sich jetzt diese Beine.

Deswegen hat der Bodenseeraum kulturhistorisch eine so ungeheure Bedeutung für die Entwicklung des Abendlandes. Reichenau war das Zentrum. Und die Reichenau muss man aufgesucht haben, um mal zu merken, was das für eine Qualität hatte.

Diese romanische Baukunst, die sich da entwickelt hat. Und überhaupt, in welcher Bewusstseinsverfassung diese damaligen Menschen waren. Und Kolumban hatte die Absicht, nachdem er dann längere Zeit im Bodenseeraum gelebt hatte, über die Alpen rüber zu gehen, um nach Rom zu gehen, um das Exoterische mit dem esoterischen Christentum zu verbinden.

Und ehe er nach Rom kam, in Bobbio in Norditalien, ist er gestorben. Sodass das nie stattgefunden hat. Und das ist eine ungeheure Tragik, könnte man sagen, für die ganze Abendländische Entwicklung.

Dass diese beiden Elemente des Christlichen, des Verständnisses des Christentums, das Exoterische, was recht äußerlich ist, ganz auf Dokumente sich begründet, die ganze Theologie begründet hat, und auf der anderen Seite dieses esoterische Wissen um die Tatsache, dass das Christusereignis ein kosmisches Ereignis war. Ein kosmisch-irdisches Ereignis war. Nicht nur ein irdisches.

Nun, also in dieser Zeit des Kolumbans sehen wir also da so Mönche durch die Gegend ziehen. Durch Europens Wälder. Alles war bewaldet.

Und alles waren Sumpfwälder. Alles war Sumpf. Eigentlich war Europa ein einziger großer Sumpf.

Das hält man heute gar nicht mehr für möglich, weil damals war kein Fluss reguliert. Sondern das waren alles noch sozusagen große, abflusslose, relativ abflusslose Gebiete, Morge, Sümpfe, alles Wald. Und nur die Menschen lebten eigentlich mehr dann in Flussrändern und Seenrändern, wo sie sich auf dem Wasser, auf dem Boden bewegen konnten.

Sonst die Wälder waren nahezu undurchdringlich. Und das war ja auch ein Grund, warum die Römer so furchtbar Angst hatten hier in Mitteleuropa, weil die den Wald nicht aushalten konnten. Die Römer brauchten immer Licht bis auf den Boden unten.

Dann waren sie selber innerlich nicht, dann konnten sie denken. Aber sobald der Wald um sie rum war, dann war das so ein bisschen wie Hänsel und Gretel. Dann war das noch irgendwie atavistisch.

Und die einzige Zeit, wo die Römer wirklich aufs Haupt geworden sind von den Germanen, siegreich, das war ja, weil die Germanen es verstanden haben, sie im Wald zu stellen. Im Teutoburger Wald. Da war ihre ganze Macht gebrochen.

Und die Germanen haben ja diesen riesen Sieg davongetragen, der große historische Folgen auch hatte. Also, da ziehen jetzt so Mönche einsam durch die Lande, tragen das esoterische Christentum in sich. Das heißt, sie haben ein Bewusstsein davon, dass ich mich innerlich selber verwandeln muss, wenn sich überhaupt etwas in der Welt entwickeln soll.

Und dann gehen die da so durch die Lande und kommen plötzlich an irgendeine heidnische Quelle. Irgendeine Quelle, wo ein heidnisches Quellenheiligtum war. Und dann lassen sie sich da nieder und bauen sich eine kleine Kapelle aus Holz zusammengezimmert.

Und fangen an jetzt um diese Kapelle herum, also ich spreche jetzt mal mehr symptomatisch, nicht genau exakt historisch. Um diese eine Quelle herum holzen sie jetzt die Bäume ab. Also, ein Eingriff in die Natur, ohnegleichen.

Sie holzen den Wald ab, den wilden Wald, legen die Sümpfe trocken. Leiten das Wasser ab. Und schaffen um diesen Mittelpunkt ihrer kleinen Kapelle und ihrer Quelle, schaffen sie jetzt eine Lichtung in den Wäldern.

Und nicht allesbald tauchen jetzt alle möglichen Gestalten aus den dunklen Wäldern auf, irgendwo, wo sie eben lebten. Und so haben sie ungefähr gefragt, was machst du da eigentlich? Und dann hat der Missionar ihm seine Geschichte erzählt, was er meint, was man jetzt tun müsste in der Welt. Und dann haben die angefangen ihm zu helfen, die Lichtung von uns abzuerweitern.

Und die Kapelle wurde dann auch zu klein, denn die wurden dann auch unterrichtet im Christentum. Die haben sich da angesiedelt, wollten sich da ansiedeln. Und der hatte in seiner Tasche, der Mensch, der hatte hier in der einen Tasche das Saatgut gehabt, in der anderen Tasche noch ein anderes Saatgut.

Das hat er dann ausgestreut da draußen in der Lichtung. Und so entstand jetzt plötzlich eine neue Landbaukultur. Und das Saatgut war alles das Ergebnis der vorchristlichen Zeit.

Das haben die bezogen aus Rom, beziehungsweise alles. Das war das Kulturerreichnis dieser vorchristlichen Zeiten. Das trug der sozusagen in seiner Tasche.

Und da wurde plötzlich Weißen kultiviert, Roggen kultiviert und so weiter. Es blühte da plötzlich um diesen Mittelpunkt dieser Kapelle, blühte jetzt eine neue Kultur auf. Und die möchte ich jetzt noch kurz charakterisieren.

Also symptomatisch. Ist an jedem Ort ein bisschen anders. Der hat also diesen Impuls in sich getragen, der einzelne Mönch, sonst niemand.

Das hat ihn so ergriffen innerlich, dass er jetzt nach außen eine neue Kultur begründen wollte. Und diese bestand darin, dass er hier sozusagen da eine kleine Kapelle gebaut hat. Es dauerte nicht lange, dass das, was zunächst aus Holz gezimmert war, dann in Steinen gemauert worden ist.

Und diese gemauerten Kapellen, die waren noch ganz gedrungene Gebäude, unglaublich dicke Mauerwerke, ganz schmale Öffnungen von den Fenstern, Rundbogen. Mauern so dick wie Festungen und sich noch immer unter die Bäume duckend. Die haben noch nicht über die Bäume rausgeguckt, also über den Wald.

Und das ist sozusagen das Urbild der heraufkommenden Romanik als Kunstentwicklung in den nördlichen Alpen. Es gab schon die Romanik, die Gründung, die eigentliche romanische Entwicklung hat sich schon in Italien, Norditalien vollzogen. Mailand, diese wunderbaren Kirchen der damaligen Zeit, sind schon eine romanische Baukunst.

Und jetzt dieser Impuls des esoterischen und des exoterischen Christentums vereinigt sich jetzt hier in diesen Bauwerken, die jetzt entstehen, der Romanik, mit den Rundbogenfenstern. Innen ganz dunkel, eine Kapelle, noch kein Turm, zunächst einmal. Und jetzt als dieses Zentrum, und jetzt fangen sich an hier die Menschen drumherum anzusiedeln.

Nicht nur der Mensch, sondern alles was da so an Urbevölkerung in der Gegend lebte, siedelt sich an. Und jetzt vollzieht sich eben dieser wunderbare Vorgang, dass dasjenige, was da einstmals die Hirtenvölker waren, dass das jetzt in Verwandlung durch diesen Impuls hindurch hier plötzlich wieder erscheint. Und zwar so, dass jetzt diese Hirtenvölker nicht mehr durch die Gegend wandern, sondern dass das Rind unter einem Dach mit den Menschen gewissermaßen sesshaft wird.

Dass das Rind als solches sesshaft wird mit den Menschen, mit der Stallhaltung und so weiter. Also dieser Impuls der Hirtenvölker, der normalisierenden Völker, der erscheint hier jetzt wieder, dass jetzt die Menschen, die da gesiedelt haben, unter ihrem eigenen Dach dieses Vieh gehalten haben. Man muss natürlich, um das noch besser in den Zusammenhang zu stellen, sagen, dass die Kelten und die Germanen das alles schon leise vorveranlagt hatten.

Die ganze megalithische Kultur der Kelten und Germanen, die hatte das schon leise voranlagt. Aber jetzt tritt es in völlig verwandelter Gestalt auf. Und jetzt das Nächste ist, dass das, was hier an Gartenausströmung ebenso im Durchgange durch dieses Ereignis hier wieder neu auftaucht, indem jetzt sich hier ein Saum von Bauerngärten herumlegt, um das Zentrum des Dorfes.

Der Bauerngarten, der Klostergarten, wo Kräuter, Heilkräuter, Blumen, Gemüse und so weiter angebaut worden ist, also Viehhaltung, Gartenbau. Und dann als weiteres sehen wir jetzt, wie auch hier der Obstbau sich neu, in einer neuen Konfiguration zeigt, als ein Saum um diesen Obstkern herum. Das kann man heute noch in den Dörfern in Süddeutschland sehen, dass um jedes Dorf herum ursprünglich ein Saum von Hochstämmen angepflanzt war.

Das waren die Kälberweiden, mit Bäumen bestanden, mit Obstbau. Und da waren alle Sorten, die man sich zur damaligen Zeit nur denken konnte, die waren hier versammelt. Und Karl der Große hat sogar seinen untergeordneten Könighöfen zur Pflicht gemacht, dass jeder Hof zentral mindestens einen Obstbaum auf dem Hof stehen hat.

Das war per Dekret sozusagen. Also jetzt taucht hier plötzlich der Obstbau auf und schließlich, und dann war das Ganze eben, kam der Ackerbau auch im Durchgang durch diese Eigenschaft, taucht hier jetzt auf, indem wir hier ein Saum um das Ganze herum. Und in Verbindung mit dem Ackerbau dann die Wiesenwirtschaft.

Denn wo es feucht war, hatte man natürlich das Dauergrünland, da hat sich die Wiesenwirtschaft entwickelt, Weiden gab es nur so nebenbei zunächst mal. Sondern hier hat sich der Ackerbau entwickelt und das Ganze war dann vom Wald umgeben. Ackerbau, Wiesenwirtschaft, könnte dann auch noch, es gab die Almentweide, Weidewirtschaft und dann das Ganze umgeben vom Wald.

Das ist die Grundlegung Europas. Das ist der Organismus der Landwirtschaft. Erst jetzt, bis dato war es der Organismus im Naturwachstum.

Im Naturwachstum, das habe ich ja hier so angefangen. Und jetzt plötzlich erscheint über ganz Europa, im Verlaufe des Hochmittelalters, also Frühmittelalter dann ins Hochmittelalter rein, erscheint über ganz Europa, ob das jetzt England ist, oder ob das Frankreich ist, oder Deutschland, später Skandinavien, da hat es noch lange gedauert, und auch dann der Osteuropa, überall dasselbe Prinzip. Ein Mittelpunkt und darum herum die Ansiedlung in Form des Dorfes und die Viehhaltung hereingenommen nahe an diesen Mittelpunkt, also an Abelbewusstsein, nahe an diesen Mittelpunkt.

Und dann der ganze Gartenbau, direkt um die Bauernbehöfte herum, und dann der Obstbau, der Ackerbau und das Ganze umschlossen vom Wald. Das ist die Urzelle Europas. Die Urzelle Europas, denn damals, wo das sich entwickelt hat, gab es kaum Städte.

Die ganzen Städte, die die Römer begründet haben, nördlich der Alpen, waren alle ausradiert. Bis auf ein paar Reste, wie in Trier zum Beispiel noch, aber im Übrigen waren die flachgelegt. Es gab eigentlich nach der Völkerwanderung überhaupt keine Städte mehr.

Und die eigentliche, möchte man sagen, neue Kulturbegründung Europas, die fußte auf einem benediktinischen und zugleich esoterischen, auf ihrer irischen Grundlage, Bewusstseinsgrundlage, und daraus entstand jetzt dieses in sich abgeschlossene Ganze, eine höhere Ganzheit, ein Organismus, wo sich die Errungenschaften der vorchristlichen Zeit jetzt versammeln zu einer Ganzheit. Und der Bauer, der hier jetzt lebt, ist nicht mehr nur Hirte. Es gab natürlich noch lange den Schweinehirten, es gab noch lange auch den Schafhirten, selbstverständlich.

Aber die waren integriert in das Ganze, und der Bauer war Tierhalter, war zugleich Gartenbauer, Obstbauer und Ackerbauer. In einer Person. Und das ist das Erwachen des Ich.

Das Ich schafft Ganzheiten. Vorher ist man noch irgendwo geistgeführt in der vorchristlichen Zeit, da war man also irgendwo hineingeboren in eine bestimmte Strömung und blieb es Zeitlebens. Und jetzt plötzlich erwacht das Ich in den Menschen, sein Ich-Erwachen, was dazu führt, dass jetzt dieses, was hier mehr oder weniger getrennt sich entwickelt hat, nicht ganz, sie waren selbstverständlich in den vorchristlichen Landschaften, da war das alles präsent.

Aber um uns nochmal diese Geschichte kurz zu erwähnen, bei den alten Ägyptern, die ja ihre Kultur im Niltal unten hatten, die mussten ja, nachdem die Überschwemmung kam, rasend schnell ihren Boden bearbeiten. Da aber, wenn in den großen Überschwemmungen das ganze Tal voll Wasser stand, das ganze Tal, konnten die natürlich keine Tiere halten, konnten auch keine Futterwirtschaft machen. Und was haben sie gemacht, kaum war das Wasser abgeströmt, haben sie dann von den normalisierenden Hirtenvölkern, die von Nubien und Äthiopien am Nilrand oben heruntergezogen bis ins Niltal und dann wieder heraufgezogen sind nach Nubien, das war ein ständiges Hin und Her, haben die Ägypter im Tal unten, haben sich dort die Tiere ausgeliehen, um den Boden zu bearbeiten.

So war das eine Art Koexistenz. Aber der Ägypter hat von sich gesagt, das was Hirten sind, ist für uns ein Gräuel. Die haben den Boden bearbeitet.

Das war wieder sozusagen die, die mehr in diese Richtung orientiert und alles was Hirten ist, haben sie gesagt, das ist für uns ein Gräuel, wir gehen nicht mit Tieren um. Und jetzt plötzlich vereinigt sich das in einem solchen Lebenszusammenhang, einer neuen Kultur innerhalb eines Organismus im Naturwachstum, denn das waren die Wälder Europens, die Sumpfgebiete, das waren alles Organismus im Naturwachstum, die Biotope, Naturbiotope, aber die waren nutzlos für sie, sondern die haben sie gelichtet, die Bäume rausgeschlagen und jetzt hatten sie eine Lichtung und die haben sie jetzt in dieser Weise kultiviert. Und dieses Prinzip finden sie, das ist die Grundlage geworden für die ganze europäische Kultur.

Deswegen hat man auch Benedikt von Morosia den Vater Europas genannt, aufgrund auch dieser Tatsache. So, jetzt bis hierher sind wir gekommen und ich muss das dann morgen weiterführen. Das heißt dann aber, die Spezialisierung in der Landwirtschaft, wie wir sie selbst aus so einem Betrieb wie im Dottenfelder Hof haben, mit den unterschiedlichen Bereichen, widerspricht denn eigentlich dem Erwachen des Ichs? Weil es nicht mehr in einer Person, bei die das nicht mehr alles mitgestalten kann, oder? Naja, hier war es natürlich so, das war ja eine Dorfgemeinschaft.

Also da hat auch nicht der Einzelne irgendwo nur jetzt aus seinem Ich entschieden, sondern die Dorfgemeinschaft, die soziale Gemeinschaft des Dorfes hat sich dann entsprechende Rechte zugebilligt, so zu handeln oder so zu handeln oder so zu handeln. Also, ich möchte mal sagen, das war ein erstes Ich-Erwachen. Wir sind heute viel weiter.

Nur wäre es gut, wenn wir das wüssten, dass es so ist. Ja, also, dann machen wir dann morgen an dem Punkt weiter, wie sich das jetzt entwickelt durch das Hochschulealter bis in die Neuzeit und bis in unsere Gegenwart. Ja, also, schönen Tag.

Vielen Dank.


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