Geologie - 1. Folge mit Manfred Klett und Gunter Gebhard, 2017

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Geologie - 1. Folge mit Manfred Klett und Gunter Gebhard, 2017

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So. Also. Mir ist eigentlich jetzt so überladen mit allem Möglichen, dass ich eigentlich gar nichts mehr sagen brauche, oder?

Vollgestopft mit Eindrücken, mit Wissen, überquellend. Da soll noch was rein. Gibt es da noch Platz?

Wir wollen uns ja mit dem Thema beschäftigen, dass nun, wie es so scheinen mag, ganz abwegig ist zu dem, was eigentlich unser Interessengebiet ist, die Landwirtschaft, das biologisch-namische. Und da ist es eben doch sehr, sehr miteinander verbunden. Denn wenn man darauf hinschaut, auf den landwirtschaftlichen Betrieb, dann ist der ja, bedeckt der ja einen kleinen Teil der Erdoberfläche.

Der Tottenfederhof, eben diese Fläche hier, die ihr ja kennengelernt habt. Und überhaupt jeder landwirtschaftliche Betrieb ist Teil der Erdoberfläche. Und wir betrachten immer nur die Erdoberfläche, das, was gerade eben sinnlich in Erscheinung tritt.

Den Boden, den wir pflügen, den wir ecken, den wir striegeln. Aber was dann aus diesem Boden heraus wächst, die gesamte Pflanzennatur, die wächst nur deshalb, weil dann noch unter dem Boden Erdentiefen sind und über dem Boden der ganze Kosmos sich ausweist. Also das muss man immer ins Auge fassen, dass wir es da mit Kräften zu tun haben, die aus dem Umkreis wirken und solchen, die aus den Erdentiefen wirken.

Und der Boden ist nur sozusagen die sinnfällige Haut der Erde. Und nun ist jeder landwirtschaftliche Betrieb ein Blied der umgebenden Landschaft. Die umgebende Landschaft zeigt dieselben Phänomene plus minus, die man hier auch auf dem Hof findet.

Und so spricht man ja heute von Landschaften und die haben in aller Regel auch einen Namen, interessanterweise. Das kommt aus der Vergangenheit, dass man hier von der Wetterau spricht. Und wer die Wetterau mal so ein bisschen kennengelernt hat, das ist so ein bisschen wie bei der Ackerbaulandschaft, dann muss man sagen, ja, die hat tatsächlich einen ganz eigenen Charakter.

Das ist eine uuuuh alte Kulturlandschaft, die schon seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend kultiviert war, von den Bannkeramikern. Und wenn man dann einfach ein paar Schritte weiter geht, dann kommt man in den Taunus. Ein vollständig anderer Landschaftscharakter, Landschaftstypus.

Taunusgebirge und dann der Hintertaunus wird wieder ganz anders. Und wenn man hier in den Vogelsberg kommt, hier östlich von uns gelegen, ein vollkommen eigener Landschaftstypus und entsprechend auch die landwirtschaftlichen Betriebe, die man dort findet. Und so ist es, wenn man hinter den Vogelsberg rauskommt, da kommt man in die Rhön.

Wiederum ein völlig eigener Landschaftstypus und so könnte man jetzt den Odenwald nennen oder den Südschwarzwald, den Nordschwarzwald, den Südwoglesen, den Nordwoglesen, den Pfälzerwald, die Bodenseelandschaft oder man könnte in Norddeutschland jetzt die verschiedensten Landschaften nehmen, zum Beispiel Schleswig-Holstein an der Ostküste. Mit den Knicks, eine ganz eigene Landschaftstypus gegenüber dem Westholstein, den Sondergebieten und dann wieder den Marschgebieten und so weiter. Die Landschaften haben einen eigenen Charakter.

Und dieser Charakter, das wurde mir zum ersten Mal in meinem Leben deutlich, als ich 17-jährig als Austauschschüler nach England kam. Das war unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, 49, 50. Und da musste ich täglich so zwölf Kilometer mit dem Rad in die Schule fahren und fuhr dann da durch die südenglische Landschaft Sussex und guckte mir diese Landschaft an.

So etwas habe ich noch nie gesehen in meinem Leben, als ich in Süddeutschland aufgewachsen bin. Diese Mars, unglaublich ausladenden Baumkronen, diese Buchen, diese dicken Stämme, diese Hecken an den Straßen dahinter, die deutlich gegliederten Landschaften, aber alles spielerisch, keineswegs systematisch. In England gibt es ja keine Systematik in dem Sinne.

Das hat mich derart erstaunt. Da habe ich mir umgeguckt, welche Stimmung wir in einer solchen Landschaft gewaltet haben. Und da kam es mir vor, wie wenn plötzlich hinter jedem Busch oder jedem Baum irgendeine Gestalt aus den Dramen von Shakespeare hervorkäme.

Forstach oder so einer. Da hatte man wirklich einen guten Eindruck gehabt. Die ganze englische Volksseele lebt in einer solchen Landschaft.

Die hat sich irgendwo ein präges Stempel geschaffen. Und ich schaute dann in die englische Poesie und schaute dann auf die Landschaft draußen und sagte, ja, das ist doch eigentlich identisch. Das war mein damalses Gefühl, was ich hatte.

Und dann kam ich nach Holland. Da habe ich die deutschen Landschaften kennengelernt. Völlig flach, nicht walcheren und so.

Und da habe ich gesagt, die sind doch typisch holländisch. Also so wie die Holländer sind, so sind auch ihre Landschaften. Und dann kam ich nach Schweden.

Und dann wiederum schaute ich in diese schwedischen Landschaften, schaute, wie durchlichtet dort die Wälder sind. Wie durchlichtet überhaupt die ganze Landschaft ist, wenn es sich gerade dunkel ist im Winter. Da ist ja ewig dunkel.

Und da hat man mal dieselbe Malagalöv gelesen. Da habe ich gesagt, dieselbe Poesie, die aus den Schriften der Selma Malagalövs einem entgegenkommt, genau diese Poesie findet man in dieser Landschaft. Und so war das für mich dann auch eine Art Studienobjekt geworden, mehr und mehr einfach einen Blick vor Landschaften zu entwickeln.

Und das empfehle ich sehr. Das ist heute ein Riesenlapsus, ein Armutszeugnis unserer Zeit, weil wir durch unsere Verkehrsmittel heute derart durch die Landschaften rasen, dass wir gar nicht mehr merken, was die für einen besonderen Charakter haben. Und der ist in Europa einzigartig, wirklich vollkommen einzigartig.

Der sieht in anderen Ländern, in Südamerika oder in Nordamerika oder in Asien, wohin man kommt in Afrika, sind die vollkommen anders strukturiert und ganz andere Stimmungen leben da. Also Landschaften haben einen Charakter. Das ist die Frage, woher kommt eigentlich dieser Charakter?

Wenn man zum Beispiel in die Toskana kommt nach Italien oder nach Umbrien kommt in Italien oder sonst wo, Piemont oder wohin auch immer, man merkt, da ist was und man kann es eigentlich nicht richtig greifen. Also die haben einen Charakter. Wenn man jetzt zunächst mal diesen Charakter nur so charakterisiert, dass er im Wesentlichen bestimmt ist, durch das Zusammenwirken der vier Elemente, also Erde, Wasser, Luft, Wärme.

Das sind die vier klassischen Elemente aus diesen Elementen oder für die griechische Philosophie eines Empedokles. Empedokles ist im 5. Jahrhundert vor Christus gelebt, war Sizilianer eigentlich, also aus der griechischen Kolonie aufgewachsen, da in Südsizilien.

Der hat diese Lehre von den vier Elementen am ausführlichsten eigentlich nicht nur dargestellt, nicht philosophisch, sondern auch selber vorgelebt. Für ihn waren diese Elemente so geistdurchdrungen, also nicht sinnlich wahrnehmbar. Das waren Ideen, aber eben wirkende Ideen, nicht so wie wir heute denken, das ist eine Idee, was ist denn das schon?

Sondern wirksame Ideen, wo sozusagen aus dem Geistlichen etwas im Physischen konfiguriert und durch die Durchdringung dieses Geistlichen das formt im Wesentlichen eine Landschaft. Die Durchdringung dieser vier Elemente. Und wenn man nun unter diesen vier Elementen mal diejenigen nimmt, die am allerdeutlichsten eine Landschaft prägen, die Erde und Natur, dann ist es gerade das erdig feste Element und das wässrige Element.

Und nur über der Erde trifft man dann Luft und Wärme so im Wesentlichen an, aber in die Erde selber und die Landschaft wird geprägt von Erde und Wasser. Und dieses Feld nun, dessen hat sich die Geologie als Wissenschaft angenommen. Gerade dem, was die Festen der Erde eigentlich begründet.

Nun, da hat sich zunächst einmal die Geologie als solche angenommen, dem erdig festen, nämlich der Gesteinswelt. Was bildet die Gesteine? Wie lagern sie?

Wie ist überhaupt die ganze Erdkruste durchformt von der Gesteinswelt? Das ist sozusagen das Schwerpunktgebiet der Geologie als solche. Und dann gibt es hier, und das verstehe ich hier, da liegt so ein Buch, Geomorphologie.

Die Geomorphologie ist mit der Geologie engstens verbunden. Die schildert nämlich die Landschaftsgestalt. Wie ist eine Landschaft gestaltet von Festen, auch vom Wässrigen her.

Aber insbesondere vom Wässrigen. Und das ist eigentlich mit, für uns auch das Interessanteste, denn eine Landschaft hat ja eine Gestalt. Der Dortmunder Felder Hof hat eine bestimmte Gestalt.

Wir haben da unten das Unterland, das ist Schwemmland ursprünglich. Ich habe das immer aus Holland bezeichnet. Und dann haben wir ganz da oben, haben wir die Höhen, eine Höhenlage, wo ziemlich bald da drunter auch Gesteine anstehen, das Rotliegende.

Und dazwischen ist so eine Übergangszone, die habe ich immer Toskana bezeichnet. Wo die Bäume stehen, die Obstbäume und so. Also es sind drei Landschaftselemente, die sich hier in einer besonderen Weise vereinigen.

Und die Ausdruck sind eben der Geomorphä, der Landschaftsgestalt. Und wenn man sich damit beschäftigt, also wenn man das nicht nur einfach konstatiert, da gewesen, da gewesen, so ungefähr, hingeguckt und dann war es dann auch. Sondern, dass man sich wirklich Fragen daran stellt, wie kommt es, dass hier so eine Ansteigung, warum das Tal hier ansteigt.

Warum prallt die Lila in Filbel an einen Hang an, der ziemlich steil hoch geht. Und warum ist sie verflachend nach der anderen Seite. Wie kommt es, dass hier eine Anhöhe ist oder ein kleiner Berghügel und hier eben eine Versahlung.

Oder eine Verebenung der Landschaft. Was spricht sich da aus? Und wenn man dem nachgeht, dann trifft man auf die Landschaftsgeschichte.

Das erweckt Fragen, wie hat sich jetzt diese Gestalt an diesem Ort über die Zeiten hinweg so gebildet und nicht anders. Da knüpfen sich Fragen. Und dann stellt man Fragen nach der Landschaftsgeschichte.

Und wenn man solche Fragen hat, dann ist es nicht weit, dass einem der Entwicklungsgedanke aus den Landschaften förmlich ins Gesicht springt. Dass man den Entwicklungsgedanken aus der Natur sozusagen nicht nur jetzt bei der Pflanze studieren kann, nicht nur von mir aus beim Tier, in der Embryologie, sondern der Landschaftsgestalt selber. Wenn man nur fragt, wie hat sich diese besondere Landschaftsgestalt unserer Umgebung hier entwickelt, daran knüpfen sich solche Fragen, die einen in den Entwicklungsgedanken mitten hineinführen.

Da hat sich was entwickelt. Auch die Landschaftsgestalt hat sich entwickelt. Die ist nicht immer so gewesen, sondern hat sich erst in dieser besonderen Weise herausgebildet.

Das ist die Geomorphologie. Das ist ein zweites Gebiet der Geologie. Und ein drittes ist die Hydrogeologie.

Das betrifft das ganze Gebiet der Gewässer, also Quellen, Quellenhorizonte, Rindsale, die sich so Bechen vereinigen, Beche, die sich auf Flüssen vereinigen und schließlich in Seen münden und aus den Seen dann als Ströme ins Meer strömen. Das ist das eine Feld, das sichtbare Feld. Dass da an der Erdoberfläche diese Wässrigkeit in Verbindung mit den geologischen Verhältnissen in einem besonderen Verhältnis steht.

Aber dann gibt es eben eine Hydrogeologie, die man gar nicht sieht. Das ist das, was die Gründe sind, dass eine Quelle überhaupt in Erscheinung tritt. Oder ein Wasserlauf da überhaupt fließt.

Wo kommt denn das Wasser her? Dann wird man verwiesen auf die Grundwasserströme und verwiesen auf hydrogeologische Verhältnisse zu Untergrunden, die ungeheuer kompliziert sein können, sehr unterschiedlich sein können. Und die bedingen eben, dass zunächst einmal das wässrige Element die äußerste Erdkruste insgesamt durchdringt.

Das ist eins mit der Erdkruste. Keinen Stein gibt es, der nicht ein bisschen Wasser enthielte. Der nicht irgendwie mit dem Wässrigen in Beziehung stünde.

So, und jetzt haben wir also drei Gebiete. Die Geologie, die Hydrogeologie und die Deomorphologie. Jetzt kommt noch ein wahnsinniges hinzu, was landschaftsbildend ist.

Das habe ich schon eingangs ein bisschen erwähnt. Das ist die Hand des Menschen. Man hält es eigentlich gar nicht für möglich, wie doch seit Urururzeiten der Mensch aus seiner Wesenheit heraus verwandelnd, verändernd auf die Erde entgewirkt hat.

Und heute tritt es übermächtig in Erscheinung darin, dass wir derart eingreifen, nicht nur in die Pflanzenwelt und die Tierwelt, sondern in die Erdenwelt, im höchsten Grade zerstörend. Es hat sich im 21. Jahrhundert vorbereitet, aber heute ist es als Riesendimension angenommen.

Es war insbesondere die sogenannte Denodation und die sogenannte Eorion. Denodation heißt, dass man am falschen Ort den Boden so bearbeitet hat, dass durch Staubstürme das ganze Erdreich abgetragen worden ist. Das haben die Amerikaner am besten gekonnt, bis zum heutigen Tag.

Kentucky, ein Staat in Amerika, war einstmals der fruchtbarste Standort überhaupt in den Anfängen der Kolonisation. Und das Land des grünen Rohrs hat man das auch genannt. Und dann hat man alles abgeholzt, hat da einen tollen Ackerbau draufentwickelt, sehr kalkreiche Standorte auch.

Und binnen kürzester Frist, in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts, schon Monokulturen angebaut, weißen, weißen, weißen. Der meiste war noch nicht so aktuell.

Und da kam die Staubstürme um den ganzen Oberboden abgetragen. Heute sind es zum Teil ganz arme Standorte geworden, nur durch Winderosion. Und mir ist es so begegnend, ich bin in Nord Dakota.

Das ist ein Staat, also Süd Dakota, Nord Dakota, liegt oben an der kanadischen Grenze, geht über nach Saskatchewan. Das sind alle schwarze Erdeböden, die hatten alle umgeflügt. Das war ursprünglich Paris.

Und da kam ich zu einem Bauern, der hatte ein ganz schwarzes Gesicht und da waren nur so helle Streifen drin, das waren die Schweißperlen, die über das Gesicht gelaufen sind und die Tränen, die ihm kamen, wenn er gesehen hat, wie der Wind die ganze schwarze Erde wegdreht. Also mit einer Geschwindigkeit geht das vor sich, das glaubt man nicht. Ähnlich ist es mir in Brasilien gegangen.

In Brasilien weniger die Winderosion als für mir die Wassererosion. Brasilien ist ein Land, wo sehr regenreich, nicht in allen Gegenden, aber doch ganz wesentlich, einen großen Teil des Amazonas. Also stehe starke Regen unter Umständen und sehr konzentriert im Jahreslauf.

Es gibt die Trockenzeiten, die Regenzeiten. Und da hat man dann die Monokultur, sagen wir mal, Zuckerrohr oder sowas. Und gerade das Zuckerrohr ist sehr ähnlich wie der Mais, der das Wasser sammelt über die Blätter und an einem Stängel runterlaufen lässt an den Fuß der Pflanze und von Fuß der Pflanze bildet sich ein kleines Rinnsal.

Und das ist der Anfang einer Erosion. Und am Ende von vielleicht 200, 300 oder 1000 Hektar Zuckerrohr ist dann plötzlich ein Bachlauf geworden mit einer Erosionsrinne von zwei Meter Tiefe. Das geht so rasend schnell.

Und der Mensch hat da in einem hohen Grade heute durch seine modernen Technologien und eben Monokultur und alles das so eingewirkt, dass man berechnet wie von Jahr zu Jahr die kultivierbare Fläche auf der Erde rasend abnimmt. Aber er macht etwas anderes. Und das ist ja gerade der Punkt, wo wir heute stehen, dass wir wirklich ein neues Verhältnis zur Erde entwickeln müssen.

Und dass der Mensch heute aufgerufen ist, dasjenige, was einstmals von Natur aus landschaftsbildend und landschaftsgestaltend war über unendliche Zeiträume hinweg, dass wir heute an die Stelle getreten sind. Wir bewegen heute ganze Landschaften. Wir bauen da so ganze Berge ab mit Steinbrüchen oder wo Eiseneers geworden sind.

Wir haben ganze Berge hier oder Braunkohleabbau ist eines der besten Beispiele. Da werden ja ganze Landschaften total bis zu Tiefen von 30, 40 Metern rumgewühlt und so weiter. Aber wir haben eben daran, gerade dass wir sozusagen den Todesprozess, der allgemein die Erde angeht, denn alles was sich formt und gestaltet und so weiter, ist auch schon erstraunen, dass wir diesen Prozess nur noch impulsieren und weiter stimulieren.

Und angesichts dessen können wir erwachen, dass wir eigentlich eine Mission haben. Und das hat Novalis, der Dichter Novalis, ich komme nachher nochmal kurz auf ihn zurück, hat es ausgesprochen in seinen Fragmenten, in dem er gesagt hat, die Menschheit ist auf einer Mission. Zur Bildung der Erde ist sie berufen.

Ein wunderbarer Ausdruck, zur Bildung der Erde ist sie berufen. Also sie muss fortan, wo wir heute diese unberührenden Fähigkeiten haben einzugreifen in die Erde, müssen wir in uns die Fähigkeit auch entwickeln, jetzt aus höheren Gesichtspunkten heraus, wirklich an der Bildung der Erde zu wirken in die Zukunft. Und Novalis war ein Zeitgenosse Goethes, die haben damals das Kommen sehen, wie man in Zukunft mit der Erde umgeht.

Und so stehen wir wirklich vor der Frage, was ist eigentlich unsere Mission? Und wenn man diese Frage mal so stellt, dann kommt man sofort auf den bioökonomischen Landbau. Man merkt, dass wir die Möglichkeit haben in der Landwirtschaft so einzuwirken auf die irdischen Verhältnisse durch unsere Tätigkeit, durch unsere Arbeit, durch unsere Ideen, die wir haben, dass wir sozusagen das, was vorher vorgebildet war, evolutiv über lange Zeiträume hinweg, dass wir das erkennen und aus der Erkenntnis jetzt weiterführen in die Zukunft.

Der Mensch schaltet sich ein in diesen ganzen Werteprozess, in den Entwicklungsgedanken, in die Zukunft, indem er das alles erkennt, was er heute kaputt macht. Also das ist zunächst mal eine Anlassung. Wenn man dem Tod sich wirklich bewusst wird, dann kann man daran wachsen und kann daran neue Ideen entwickeln, wie es eigentlich sein müsste.

Und es gibt keine Entwicklung ohne Tod. Leben und Tod, das sind die beiden Grundsäulen jeder Entwicklung. Stirbe und Werde, das Stirb und Werde.

Und so sind wir eigentlich aufgefordert angesichts dessen, was geworden ist, und das sagt uns die Geologie, das sagt uns die Geomorphologie und die Hydrogeologie, sagt uns das, was durch die langen Zeiträume der Vergangenheit geworden ist, wo der Mensch nur quasi den Boden gefunden hat für seine eigene Entwicklung hier auf Erden. Dass wir jetzt das alles erkennen, was die Welt vor uns ausbreitet und daraus Ideen in uns wachrufen, die uns in unserer täglichen Arbeit anleiten. Wir sind auf einer Mission, das kann man wirklich sagen.

Nun, das war jetzt nur eine kleine Einleitung und ich möchte den heutigen Vormittag noch darauf verwenden, jetzt einmal den Blick auf die Geschichte der Geologie zu lenken. Weil das eigentlich ein sehr interessantes Kapitel ist, wie überhaupt erst das Bewusstsein der Menschen aufmerksam geworden ist auf das, was die irdische Grundlage hier auf Erden ist. Das ist ganz, ganz jung.

Die Geologie als Wissenschaft hat sich im Wesentlichen erst seit dem 19. Jahrhundert entwickelt. Und wenn wir jetzt zurückschauen nochmal in die Menschheitsvergangenheit, dann wundert man sich eigentlich immer, dass zum Beispiel die Griechen, die alten Griechen vor christlicher Zeit oder die alten Ägypter, dass die nicht irgendwie schon eine Art Verständnis von Geologie gehabt hätten.

Nichts, gar nichts. Ich möchte mal ein Beispiel nennen aus der alten ägyptischen Kultur, dass aus dem Jahre 2750 die ersten Pyramiden gebaut worden sind. Die Cheops-, Schäfrin- und Mykrinos-Pyramide auf Güsee bei Kairo, oben auf dem Nilrand.

Vorher noch die Pyramide von Saqqara, die ist noch älter, das ist eine Stufenpyramide. Und wenn man da hinkommt und guckt sich da die Steine an, dann findet man, dass diese Steine ganz feine, runde, kreisartige gebildet hat. Fast auch wie so Spiralen gebildet.

Und eins am anderen. Und da müsste man doch aufmerksam werden, als Ägypter, wo die angefangen haben die Steine zu kloppen, was das für ein komischer Stein ist, wo diese lauter kleinen, runden Kreise sind. Und heute weiß man, dass es die sogenannten Nomolithen-Kalke sind.

Nomolithen sind Protozoen. Protozoen sind Ur-Tierchen, sind Einzeller. Einzeller, also die Ur-Formen des lebendigen, des tierischen Lebens, wobei man nicht sagen kann, das wäre ein Tier gewesen, das könnte ich auch so gut sagen, es wäre ein pflanzliches Gebilde gewesen.

Ein Pflanzentier, könnte man sagen. So sind diese Kalke aufgebaut. Kein Mensch in dem alten Ägypten sah sich veranlasst, sich so hinzugucken, dass er gesagt hat, ja da ist ja ein Stein und da sind pflanzentierische Gebilde drin.

Das lebte gar nicht als Frage. Die mussten sich mal hineinversetzen. Die haben eine unglaubliche Künste geschafft, ein unglaubliches Wissen gehabt in Bezug auf den Kosmos.

Aber was die Erde da produziert hat, das interessierte gar nicht. Die haben diese Blöcke von 1,20 m x 1,20 m, 3 Tonnen schwer, haben die riesen Steinbrüche von der anderen Seite vom Nil gebrochen und dann über den Nil rüber gebracht, auf die andere Seite da oben rauf geschafft und damit die Pyramiden gebaut. Aber keine Frage, wie es da angeknüpft hat.

Und so nicht bei den Griechen. Und so nicht bei den Römern. Und so nicht das ganze Mittelalter durch.

Die haben ja die mittelalterlichen Kirchen alle aus Sedimentgesteinen gebaut. In aller Regel nicht aus Granit, aus Urgesteinen, sondern aus Sedimentgesteinen. Und da waren überall Versteinerungen drin.

Aber das war keine Veranlassung, auch für den mittelalterlichen Menschen, der ja viel weiter bewusstseinsmäßig vorangeschritten war, daran eine Frage zu knüpfen. Und es musste eben erst eine Schwelle überschritten werden. Das ist die Neuzeit.

Und sie glauben, ihr glaubt gar nicht, was das für eine Schwelle war und ist. Welche es zum heutigen Tag ist. Wo plötzlich ein vollkommen neues Bewusstsein die Menschen ergreift, nämlich hinzugucken, punktuell hinzuschauen auf die Welt.

Was finde ich da vor? Welche Pflanze ist das? Welches Gestein ist das?

Was ist das für ein Tier? Gab es vorher nicht. Natürlich hat man Namen für den Löwen gehabt und für den Elefanten und alles das.

Klar, man hat es als gegeben hingenommen. Das gehörte zum gesamten Weltbild ungetrennt dazu. Aber jetzt drückt man plötzlich der Natur gegenüber und stellt Fragen.

Und der erste, den ich hier nennen möchte, das ist Leonardo da Vinci. Ich möchte die mal einfach mal anschreiben. Das sind die großen.

Leonardo da Vinci. 1452 bis 1519. Ich schreibe mal auch die Jahreszahlen hin, weil es einfach wichtig ist, dass man sich mal dann sieht, wie das durch die Jahrhunderte jetzt in einer ganz spezifischen Weise ist.

Dieser Leonardo, der ja eigentlich ein Künstler war, ein Maler, man kennt von ihm ja, aber zugleich ein unglaublicher Technologe. Der ja die ersten großen technischen Erfindungen gemacht hat im Biosphub. Die Belagerung von Städten und so weiter.

Dieser Leonardo, der stammte aus Vinci, daher der Name. Das ist ein bisschen nördlich von Florenz in den Bergen. Und das sind auch relativ junge Ablagerungen, kalkschiefriger Art.

Und da guckt er plötzlich auf den Boden und hebt die Steine auf und nimmt sie in die Hand und guckt sie an. Nicht, dass er sie kloppt wie vorher, die alle wunderschön gestaltet haben, sondern er guckt sie einfach an und sieht, da sind Abdrücke von Pflanzen. Da sind Abdrücke oder Versteinerungen von Tieren.

Das hat ihn interessiert. Das war für ihn plötzlich die Frage, was ist das eigentlich? Und er hatte schon einzelne derartige Petrifakte, wie man sie nennt, also Fossilien, die hat er schon angefangen zu unterscheiden.

Aber es knüpfte sich kein Entwicklungsgedanken daran. Es knüpfte sich kein Gedanke daran, dass dieses Gestein hier einstmals lebendig war und diese Pflanzen und Tiere sehr hervorgebracht hat. Also der Entwicklungsgedanke war noch so jung, den gab es vorher gar nicht.

Den kannten die Ägypter nicht, die Griechen nicht. Er guckte jetzt diese Steine an und sieht, da sind also pflanzliche und tierische Wesen, irgendwo Versteiner drin. Aber der Gedanke, dass das ein Leben war unter ganz anderen Umständen in früheren Zeiten, der knüpfte sich noch nicht daran.

Und dann kommt eine weitere Gestalt, das ist der Francesco Reni. Der hat dann ein Jahrhundert später, also 15. bis 16.

Jahrhundert, 1626 bis 1698 gelebt. Also Leonardo war 14. bis 15.

Jahrhundert und jetzt im 16. Jahrhundert tauchte so ein Kerl auf in Italien, Arzt von Haus aus. Und Schriftsteller.

Damals, wenn man krank war, wurde man zur Ader gelassen. Und wie wurde man da zur Ader gelassen? Wenn man Lungenentzündung hatte oder sowas.

Dann hat man Leberegel genommen. Und die Leberegel, die fanden sich im Schlamm irgendwo. So in wässrigen, schrecklichen Dingern.

Und die haben dann das Blut rausgesaugt aus dem Körper. Und dieser Arzt nun, der sagt, wo kommen die Leberegel eigentlich her? Und dann blüht er da im Schlamm rum und sieht, dass es da Stablarven gab, Stablarven vom Leberegel.

Und dann hat er gesagt, die kommen also aus diesen Larven, die verwandeln sich zu Leberegeln. Und dann hat er gesagt, wo kommen die Larven her? Und dann hat er Eier entdeckt, im Schlamm.

Das war wie eine Offenbarung, eine menschheitliche Offenbarung. Weil nämlich bis dato galt strikt, der leere Satz von Aristoteles, alles Leben entsteht aus dem Schlamm. Und dann hat er gesagt, das stimmt doch gar nicht.

Da ist eine Welt zusammengebrochen damals. Eine Weltanschauung, die über Jahrhunderte gewaltig war von Aristoteles her. Alles Lebendige entsteht aus dem Schlamm.

Und jetzt stellt er fest, der Schlamm ist zwar da und drum herum, aber das Lebendige entsteht immer aus einem Keim, aus einem Ei. Und Sie müssen sich mal vorstellen, was das für eine Bewusstseinsveränderung war. Der hat natürlich den Aristoteles, wenn man das heute richtig verstehen will, total falsch verstanden.

Jetzt ist eine Bewusstseinshaltung entstanden, dass die Menschen genau hingeguckt haben, wie das eine sich aus dem anderen entwickelt. Das hat man vorher gar nicht gemacht. Sondern hat sich immer auf Aristoteles berufen.

Und man hat jetzt plötzlich die Aristoteles in Frage gestellt, weil man den Schlamm anders gedeutet hat als Aristoteles. Der Schlamm ist nur die äußere Bedingung, dass sich hier etwas aus einem Eiüberlauf bis zum fertigen Emago, also dem Leberegel, entwickelt. Und Aristoteles hat einen ganz anderen Begriff von Schlamm gehabt.

Der hat so einen Begriff von Schlamm gehabt, wie man in der Geheimwissenschaft lesen kann, in der alten Mondentwicklung. Also ein Begriff von Schlamm, das heißt, dass alles aus dem Chaos entsteht, aus dem noch Ungeordneten sich Ordnung bildet. Das ist ein ganz anderer Begriff von Schlamm, das Chaotische, was dem anhaftet.

Und die haben das jetzt sinnlich fixiert in dem, was sie als Schlamm bezeichnet haben, und daraus geht auch nichts Lebendiges hervor. Also dieser Francesco Redi, man nannte die Stablarven, die er da entdeckt hat, die Redien auch heute noch. Und dann gab es einen zweiten Arzt jener Zeit, den ich auch noch erwähnen will, der große Bedeutung hat für die ganzen Entwicklungsgedanken, für die Geologie.

Das ist Nikolaus Steno. Aber der hieß eigentlich Nils Stensenden, das war ein dänischer Arzt. Und der lebte von 1638 bis 1686.

Das sind die Vertreter des 17. Jahrhunderts. Und was hat dieser Steno gemacht?

Der hat auch als Arzt natürlich Forschung getrieben und hat dann Messungen der mineralischen Welt vorgenommen und hat dann Kristalle vermessen und hat festgestellt, dass bei einem solchen Kristall, also das ist ein Kalkspat hier, das ist ein typischer Romboeder. Man unterscheidet den Kubus, das ist ein Kubus, das ist ein Pyrite hier. Das ist ein Kubus und wenn ein Kubus gekippt ist, dann entsteht ein Romboeder.

Dann hat er die Kristallflächen vermessen und hat festgestellt, dass dieser Winkel hier zwischen diesen beiden Kristallflächen, dass der bei gleicher mineralischer Zusammensetzung konstant ist. Die Winkelkonstanz der mit der Kristalle gleicher Zusammensetzung, die geht auf Steno zurück. Das war der Begründer der Mineralogie.

Also dazu muss man so ein Kristall in die Hand nehmen und muss dann gucken. Ich stehe hier und da hat der Kristall, das habe ich Fragen. Jetzt fange ich an zu messen.

Ich messe die Winkel und stelle plötzlich fest, dieser Kristall, der hat dessen Winkel hier, alle Winkel sind konstant bei gleicher Zusammensetzung. Oder ein anderes Beispiel, das sind hier also Pyrite. Man kann ja nur staunen, wenn man sowas sieht.

Ohne Staunen geht sowieso nichts. Hier sind diese Würfel. Da sieht man auch, die Winkelkonstanz beträgt hier 90 Grad.

Die Winkelkonstanz beim Würfel beträgt 90 Grad. Hier beim Kalkspat sind es entsprechend weniger. Ich weiß jetzt nicht auswendig, aber das sind über 45 Grad.

Irgendwo was dazwischen. Und beim Felsspat, das ist auch ein Rhomboeder, wie wir noch sehen werden. Felsspäte, die haben ein bisschen einen anderen Winkel, aber konstant.

Alle Felsspäte haben den gleichen Winkel, wie der Kalkspat hier ein anderer. Und so haben alle Kristalle ganz charakteristische, von der Zusammensetzung abhängige Winkel, Kristallwinkel. Die spielen in der Metallurgie eine ganz große Rolle.

Also auch wieder ein Mensch, der auf etwas aufmerksam geworden ist. Ein Arzt, meistens waren es Ärzte. Und wurden dann zum Begründer einer Wissenschaft der Metallurgie.

Steno. Und dann treten wir ein ins 18. Jahrhundert.

Das 18. Jahrhundert ist charakterisiert dadurch, dass die Menschen fast besessen geworden sind, in Bezug auf das, was die Natur eigentlich an Geheimnissen birgt. Da ist jeder, der noch ein bisschen was auf sich gehalten hat, also alle Dorfschullehrer und Pfarrer, und in den Dörfern sind rausgerannt, auf die Äcker und in den Wald und überall, haben Pflanzen genommen, haben Herbarien angelegt, haben die Tiere, Tierwelt studiert, die Schmetterlingsforscher, die Insektenforscher.

Also Riesensammlungen unvorstellbarer Art, die vielfach heute in den Museen zu sehen sind. Man hat gesammelt, gesammelt, gesammelt, gesammelt. Das 18.

Jahrhundert ist das Jahrhundert der Aufklärung. Die Menschheit hat sich aufgeklärt, nicht über sich selbst versucht, sondern über, was die Natur alles an Fülle von Erscheinungen birgt. Dann entstanden auch die großen Gesteinssammlungen dieser Zeit.

Was wir auf den Äckern gefunden haben, in Steinbrüchen, die da überall natürlich waren. Man hat gesucht und gesucht. Man hat es einfach nur mal gesammelt und nebeneinander gestellt.

Da gibt es jetzt wieder eine Gestalt, das ist Karl von Linné. Linné, dieser Linné, genau in diesem Jahr 1707 ist er geboren. 1707 und 1775 ungefähr hat er gelebt.

So. Karl von Linné, habt ihr von dem schon mal was gehört? Also der große Pflanzensystematiker.

Der hat nämlich, der hat jetzt alle dieses, was man da an Fülle plötzlich gesammelt und dessen man bewusst geworden ist, das hat er jetzt systematisiert. Und zwar, eine Wissenschaft fängt immer dann an, wenn man was systematisiert. Und er hat es systematisiert nach den Blüten, nach dem Aufbau der Blüten.

Die ganze Pflanzensystematik baut auf dem Bau der Blüten auf. Und das hat er gemacht. Er war Professor in Uppsala in Schweden.

Und mit einer unglaublichen Lebensleistung hat er die gesamte Pflanzenwelt der Welt, weitgehend, soweit sie bekannt war, der damaligen Zeit, hat er systematisiert, das ist mal im lateinischen Namen versehen. Und so auch die Tierwelt. Goethe, wenn er auf Reisen war, der hatte in der Tasche, seiner Reisetasche, das Kompendium von Linné drin stecken.

Da hat er Pflanzen studiert und so weiter. Dann hat er immer den Linné rausgezogen und hat mal gesagt, wie ist jetzt diese Pflanzenart systematisch einzuordnen. Also der prägt quasi das ganze 17.

Jahrhundert, aber jetzt rein durch eine Systematik der Blütenunterschiede der Pflanzen. Und wie gesagt, in der Zeit wurden dann auch die großen Gesteinssammlungen angelegt, sodass die Geologie jetzt so langsam das Bewusstsein der Menschen ergriffen hat. Die Gesteinswelt, hat man festgestellt, die ist ja mindestens so vielfältig wie die Pflanzenwelt selbst.

Und dann gab es nun, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, gab es nun einen neuen Aufbruch. Da taucht jetzt so eine Gestalt auf, wie Gottlieb Werner.

Da steht heute noch nicht mal in den Lexika drin, dieser Mensch. Sondern der ist der Begründer eigentlich der Geologie vom rein empirischen Standpunkt aus. 1749 bis 1815.

Dieser Gottlieb Werner, der war Professor in Freiberg im Harz, also an der dortigen Bergbauschule. Und ein unglaublicher Kenner der Gesteinswelt. Empirisch, das heißt, rein durch die Sinnesanschauungen hat er sozusagen die ganzen ungeheuren Fülle an verschiedenen Ersten, an verschiedenen Mineralien usw.

studiert. Und war befreundet mit Goethe. Und Goethe war ja nun an allem interessiert, und so eben auch an der Geologie.

Und man könnte sagen, den Geologen in Goethe muss man entdecken. Aber der hat sich seit seines Lebens mit Geologie befasst. Intensiv.

Hat mit allen Zeitgenossen, die auf diesem Felde was zu sagen hatten, so insbesondere der Werner, hat er korrespondiert, hat sich mit denen auseinandersetzt, mit den Theorien, mit allen. Und Goethe selbst hat eine Gesteinssammlung besessen von 18.000 Handstücken. 18.000 Handstücke. Handstücke nennt man ein typisches Exemplar einer bestimmten Gesteinsbildung. Also spezifische Handstücke, nicht irgendwo von einem und demselben, dasselbe nochmal, sondern Handstücke, ganz spezifische Fundstücke und zwar von der ganzen Welt. Er hat noch 1832 in seinem Todesjahr, Goethe, hat noch eine Bestellung aufgegeben für ein spezifisches Zinnerst aus Cornwall in England, was er für seine Sammlung dringend brauchte.

Er hatte verschiedene Zinnerste von anderen Herkünften. Ihn interessierten vor allen Dingen auch die Herkünfte. Wo kommen diese Gesteine her?

Wo findet sich gerade diese besondere Ausprägung? Die hat er ja alle studiert. Das Riesenschubladen hat er, das kann man aufziehen, und da finden sich wohlgeordnet diese Gesteine.

Also, ich schreibe nur nochmal Goethe hin, Johann Wolfgang Goethe, der ist aus der Geologie gar nicht wegzudenken, 1749, wie Werner, bis 1832. So, und dieser Goethe, der war auch stark empirisch orientiert, also hat geguckt, wo findet sich was, wie hat sich hier der Fels ausgestaltet, wie dort, usw. Es ging ihm immer darum, um den Zusammenhang, in dem ein Gestein erscheint.

Und er hatte ja auch Riesenexkursionen gemacht, auch mit Gesteinskundigen, im Fichtelgebirge, im heutigen Tschechien, also von Karlsbad aus, in Italien, wohin kam, hat er die Steine aufgelesen und angeguckt, wie der Leonardo, aber er hat sie schon intensiver, sozusagen in einen Entwicklungszusammenhang gebracht. Und man kann, vielleicht sage ich das noch zuerst, das 18. Jahrhundert war geprägt von zwei Theorien.

Die Theorie der Neptunisten, der gehörte auch Gottlieb Werner an, der war eigentlich der Begründer, Mitbilder, der Neptunisten, die haben gesagt, alles ist aus dem Wasser entstanden. Und haben sich auf Thales berufen, den griechischen Philosophen, ein Vorsokratiker aus dem sechsten, vorchristlichen Jahrhundert, Thales. Alles ist aus dem Wasser entstanden.

Und dem gegenüber standen die Plutonisten, die haben gesagt, alles ist aus dem Feuer entstanden. Und die haben sich berufen auf Heraklits, den großen Geist, der in Ephesus lebte, ein feuriger Geist war das eben auch, und auf den haben sie sich also berufen. Und das war eine richtige Streiterei, eine kräftige wissenschaftliche Auseinandersetzung, weil plötzlich in dieser Zeit, der Mitte des 18.

Jahrhunderts, in allen Menschen so etwas regsam wurde wie der Entwicklungsgedanke. Sie fragten, wie ist das entstanden? Wo kommt es her?

Aus dem Wasser? Aus dem Feuer? Die kommen doch nicht aus der Erde einfach nur so, da muss doch irgendwas vorausgegangen sein.

Und der Francesco Redi hat gesagt, es ist aus dem Schlamm, wie der Aristoteles es selbst formuliert hat. Also man merkt, überall regte sich etwas, und Goethe war nun der Mittelpunkt, in gewissem Sinne, in Bezug auf das, was da aufbrach. Man könnte da viele andere Geister nennen, zum Beispiel Lessing.

Also man muss sich einfach mal mit dem deutschen Idealismus befassen, um mal dahinter zu leuchten, was eigentlich menschheitsgeschichtlich da vor sich gegangen ist. Lessing, Gottfreund Ephraim Lessing, der hat am Ende seines Lebens einen Aufsatz geschrieben, der heißt Die Erziehung des Menschengeschlechts. Der muss man einfach mal gelesen haben, das ist ein Stück Weltliteratur.

Und da schildert er nun ganz zuletzt den Reinkarnationsgedanken. Dass der Mensch notwendigerweise, er leitet das ab, also naturwissenschaftlich gesehen, dass der Mensch gar nicht nur einmal auf der Erde sein kann, sondern dass er in wiederholten Malen auf Erden lebt. Der Begründer des Reinkarnationsgedankens in dieser Form ist Lessing.

Aber es gab noch andere, die in diese Richtung gedacht haben. Goethe ganz und gar. Nur Goethe hat seine ganzen Schriften so verborgen.

Aber nehmen Sie mal das Gedicht Der Gesang der Geister über den Wassern von Goethe. Da formuliert er den Reinkarnationsgedanken also wunderbar, einzigartig, einzigartig, der Gesang der Geister über den Wassern. Also Goethe neigte jetzt in gewissem Sinne zum Neptunismus.

Und Gottlieb Werner, der der Begründer des Neptunismus ist, aber er hatte dann doch wieder Vorbehalte. Und so, er war immer irgendwo abwägen, sind es mehr die Plutonisten, sind es mehr die Neptunisten. Und er ist dann selber sozusagen der große geologische Forscher geworden.

Und da wollte ich jetzt Ihnen mal doch was vorlesen. Nehme ich mal das zuerst hier. Er schreibt nämlich da einmal an die Frau von Stein von Ilmenau.

Er hat ja in Ilmenau das Bergwerk wieder neu in Gang gesetzt. Damals als Minister in Weimar. Goethe war ja Minister des Herzogs.

Und hatte die Aufgabe, jetzt diese Bergwerke wieder in Gang zu setzen, um die wirtschaftliche Lage des Herzogstums zu verbessern. Und wurde dann dadurch eigentlich immer intensiver interessiert an der Gesteinswelt. Und da schreibt er nun, das war auf einer Harzreise, oder ist es?

Moment mal. Er schreibt von Ilmenau aus in den Briefen. Da möchte ich mal nur ein paar Zeilen vorlesen.

Da sagt er, wir sind auf den Gipfel gestiegen. Also auf den Harz damals. Harz ist ein Granitkegel.

Wir sind auf die hohen Gipfel gestiegen und in die Tiefen der Erde eingekrochen. Die Bergwerke. Da gab es eine große Höhle, die von Menschenhand entstanden ist, auch durch Abbau.

Und in die Tiefen der Erde eingekrochen und mögten gar zu gern der großen, formenden Hand nächste Spuren entdecken. Der großen, formenden Hand nächste Spuren entdecken. Es kommt gewiss noch ein Mensch, der darüber klar sieht, wir wollen ihm vorarbeiten.

Wir haben recht schöne, große Sachen entdeckt, die der Seele einen Schwung geben und sie in der Wahrheit ausweiten. Das ist Goethe. Goethes Naturforscher der Art.

Es ging ihm nie darum, so einfache Erkenntnisse intellektuell anzurufen. Wie steht ein Mensch seelisch, geistig zu dem, was er da wahrnimmt, was er da entdeckt. Wir sind auf die Höhen gestiegen und in die Tiefen der Erde eingekrochen.

Das ist ein Urmotiv Goethes, dass er immer im Vergleich lebt. Wie stellt sich die Erde dar auf einer Anhöhe, wo man die Weiden schauen kann und wie verengt sie sich, wenn man da in einem Bergwerk unten drin ist. Das hat er nicht nur die Steinswelt angeschaut, sondern er hat es innerlich erlebt.

Er kannte den ganzen Zusammenhang, wie ich vergegenwärte, seelisch, geistig. Und daraus hat sich überhaupt seine tieferen Einsichten herauskristallisiert. Diesen Satz kann ich auswendig, ich brauche eigentlich das Buch, weil es einfach so etwas Wunderbares ist.

Weil darin sich ausdrückt, wie in Goethe der Entwicklungsgedanke auflebte. Wo er sagt, gewiss wird jemand kommen, der da klar sieht, wir wollen ihm vorarbeiten. Das ist eine wissenschaftliche Haltung.

Ihm ging es gar nicht als Riesendruck, Entdeckungen zu machen, Mordsnamen zu haben. Er wollte einfach der Entwicklung des menschlichen Geistes vorarbeiten. Dass da jemand auf dieser Grundlage zu einer noch tieferen Erkenntnis fortschreiten kann.

Das war seine Grundhaltung. Goethe hat sich dann in diese Auseinandersetzungen eingelassen mit den Neptunisten und den Plutonisten. Und kam dann irgendwann dazu, dass das alles ein bisschen Unsinn ist.

Die Art, wie die die Sache behandeln. Wie man das nur ursache-wirkungsmäßig behandelt. Das ganze Thema der Geologie.

Und da schreibt er mal, wahrscheinlich war das auch ein bisschen ärgerlich. Die Sache mag sein, wie sie will. So muss geschrieben stehen, dass ich diese famaledeite Polterkammer der neuen Weltschöpfung verfluche.

Diese Polterkammer, wo die Theologie angefangen hat, die Theorien zu entwickeln, wie das alles so entstanden ist. Ich diese famaledeite Polterkammer der neuen Weltschöpfung verfluche. Und es wird gewiss, irgendein junger, geistreicher Mann, hier taucht nochmal das Thema auf, so aufstehen, oder ein Mann aufstehen, der sich diesen allgemein verrückten Konsens zu widersetzen den Mut hat.

Da spricht der Goethe mal ganz eindeutig, nicht nur poetisch. Also das ist jetzt der Goethe. Der Goethe ist eigentlich der Mittelpunkt dieses ganzen 18.

Jahrhunderts. Nicht nur, weil er ein großer Geologe war, wirklich, muss man wirklich sagen, unglaublich kenntnisreich, sondern er war auch Mineraloge, er war auch ein Anatom, er war eben auch ein unendlich künstlerischer Mensch. Und er war Dichter, er war alles.

Nun stehen wir weiter in das 19. Jahrhundert. Also hier steht ganz zentral in dieser Zeit der Goethe drin.

Ich möchte Ihnen wirklich sagen, er ist im eigentlichen Sinne der Schöpfer des Entwicklungsgedankens. Das hat sich alles vorbereitet, durch die Jahrhunderte hindurch. Und jetzt plötzlich taucht er auf.

Bei Lessing, bei Goethe, bei Schiller, bei Herder, bei Schelling und so weiter, bei Alt und Fichte, da taucht dieser Entwicklungsgedanke auf. Aber Goethe hat ihn gefasst als Idee. Nicht als Polterkammer da unten, nicht als das, was man jetzt ziemlich wahrnimmt, laut ein Stein liegt neben dem anderen.

Und da an ursächliche Verhältnisse, Erklärungen zu suchen. Sondern zu fragen, wie ist dieser Stein entstanden? Wo kommt der her?

Welche sind die Kräfte, die diesen Stein haben entstehen lassen? Also überall im Hintergrund diese Frage nach der Entwicklung. Und ich möchte von mir aus nur sagen, der modernste Gedanken, den wir heute haben, das ist der Entwicklungsgedanke.

Es gibt keinen moderneren als diesen. Wenn man sich den zu eigen macht, dann kann er nichts mehr umschmeißen. Weil man diesen Gedanken selber denken kann, aufgrund dessen, was man selber ist.

Ich bin als Mensch in der Lage, den Entwicklungsgedanken zu erfassen an mir selbst, durch Selbsterkenntnis. Jeder Mensch kann sich selbst erkennen, er hat die Veranlagung dazu, und indem er das tut, merkt er, er ist ein sich entwickelnder. Sowohl im Leben, wie wir jetzt hier so stehen, muss ich nicht morgen dasselbe sein wie heute.

Ich muss sozusagen immer wieder neue Stufen meines Erkenntnisweges gehen. Ich muss mich selber verwandeln lernen, Fehler erkennen und kompensieren. Und auch menschheitlich, durch den Reinkarnationsgedanken.

Jetzt kommen wir ins 19. Jahrhundert. Da tritt geologisch gesprochen eine besondere Gestalt auf, und das waren Schotte.

Richtige Schotte. Charles Lyle. Lyle.

1797 bis 1875. Charles Lyle. Und Charles Lyle, den kann man eigentlich im strengsten Sinne als den Begründer der Geologie als Wissenschaft nennen.

Der war der große Stratigraph. Der hat die Stratigraphie entwickelt. Das heißt, er hat beobachtet in Südengland, also in North Davenshire, dann aber vor allen Dingen in Wales, hat er beobachtet, dass es Erdschichten gibt, die übereinander liegen.

Das ist keinem früher groß aufgefallen. Natürlich, man hatte schon gewisse Vorkenntnisse, die hatte man, aber jetzt hat er die studiert. Und kam jetzt dazu zu sagen, die oberste Schicht ist die jüngste, bei normaler Lagerung noch, die oberste Schicht ist die jüngste, und je weiter man runtergeht, die Schichten sind jeweils die älteren.

Und ganz unten ist die älteste. Also er hat jetzt den Entwicklungsgedanken eingefasst in die Zeit. Er hat gesagt, das ist jung, die oberste Schicht, und dann alle darunterliegenden sind älter.

Also da sind Epochen über die Erde gegangen, Entwicklungsepochen, die diese Ablagerungen bewirkt haben. Und dadurch wurde er der Strategraph. Und der hat praktisch dadurch der Geologie ihr wissenschaftliches Fundament gegeben.

Und noch durch ein anderes. Und zwar hat er es dadurch zur Wissenschaft gemacht, dass er eine Art Prämisse aufgestellt hat, die man heute nicht mehr als Prämisse auffasst, sondern man handhabt sie einfach. Das ist ja auch eine Eigenart in der ganzen wissenschaftlichen Entwicklung, dass man von bestimmten Theorien oder Prämissen ausgeht.

Und zuerst herrscht da noch ein Streit drüber, ob das so stimmt oder nicht stimmt. Und irgendwann ist es eine Selbstverständlichkeit und dann denken wir überhaupt nicht mehr darüber nach. Und so hat er die Prämisse aufgestellt, das Aktualitätsprinzip.

Aktualitätsprinzip, das ist so entscheidend. Damit hat er die Geologie zur Wissenschaft gemacht. Nur durch dieses Prinzip.

Das heißt nämlich, dass die Gesetze, die heute in der Natur gelten, zu allen Zeiten der Entwicklung gegolten haben. Die Gesetze, physikalischen, chemischen, astronomischen Gesetze oder wie auch immer, alles, was nur heute studierbar ist, in Physik und Chemie, in klassischen Naturwissenschaften, diese Gesetze haben zu allen Zeiten gegolten. Das ist das Aktualitätsprinzip.

Jetzt muss man sich mal ganz klar machen, was dieses eigentlich bedeutet, welche Konsequenzen das auch hat. Aber damit hat er quasi einen wissenschaftlichen Boden geschaffen, auf den man jetzt alles bezogen hat. Wenn es sich damals so entwickelt hat, hat es sich aus den selben Gesetzen wie heute entwickelt.

Das war einfach eine Prämisse. Man hat gar nicht gesagt, das könnte ja auch anders gewesen sein. Die Gesetze müssen sich ja auch irgendwie entwickelt haben.

Nein, so wie heute, so schon zu allen Zeiten. Das Aktualitätsprinzip. Damit ist Lyell zum Begründer der Geologie als Wissenschaft geworden.

Und hat die meisten Namensgebungen in Bezug auf die ganzen geologischen Schichten erfolgen, die stammen von ihm. Da kommen wir noch drauf zurück. Na ja, und dann taucht eine zweite Gestalt auf, da im 19.

Jahrhundert. Und die heißt Charles Darwin. Äh, 17...

äh, 1809 bis 1881. Charles Darwin. Auch ein Engländer, kein Schotte.

Und der wollte ja Pfarrer werden. Und am Ende seines Lebens ist er auch fast wieder geworden. Und er hat sich dann auch gezwungen, Und dieser Charles Darwin wurde dann Biologe und ist dann noch seine Weltreise nach Südamerika.

Rund um Südamerika bis in den Galapagos-Inseln. Und hat gesammelt, gesammelt, gesammelt. Alles auf sein Schiff gepackt, ist nach Hause gefahren und hat den Rest seines Lebens damit zugebracht, das zu ordnen und daraus sein System zu entwickeln.

Und sein System bestand eben in der Begründung des Entwicklungsgedankens rein nach äußeren Merkmalen. Also worauf ich hinaus will ist, wie der Entwicklungsgedanke sich durch die Jahrhunderte seit der Neuzeit entwickelt. Im Bewusstsein sich einpflanzt der Menschen.

Und so sucht Darwin nun mit all dem Material, was er da gesammelt hat, zu verfolgen, wie ein Organismus sich auseinander entwickelt hat. Er leitet den Entwicklungsgedanken aus den Organismen ab, die er da studiert hat, gefunden hat. Und begründet dann seine berühmte Theorie 1859.

The Origin of Species, also By Means of Natural Selection, wie er das genannt hat, also die Entstehung der Arten aufgrund natürlicher Zuchtwahl. Das ist sein zentrales Werk und das begründet den Darwinismus. Der Darwinismus besagt nichts anderes als dass sich die ganze Entwicklung von primitiven, sehr primitiven Organismen herleitet, stufenweise voneinander ableitbar, wenn man es genauer anatomisch verfolgt, bis herauf zum Menschen.

Der Mensch ist das höchste Tier in der Tierreihe. Nur dass ihm leider bis zum Ende seines Lebens der endgültige Beweis gefehlt hat, nämlich der Missing Link zwischen Tier und Mensch. Dieser Missing Link, das hat ihm sozusagen die Zeit seines Lebens irritiert, dass er diesen letzten Übergang von den Primaten, also von den Affenähnlichen bis herauf zum Menschen, doch nicht gefunden hat.

Diese Darwinische Theorie hat sich unendlich verfeinert. Im 19. Jahrhundert waren Kämpfe in wissenschaftlichen Kreisen zwischen den Darwinisten und denjenigen, die mit aller Macht gegen diese Theorie opponiert haben.

Diese Kämpfe sind nie ausgefochten worden, also sind nie gelöst worden, aber man ist darüber hinweggegangen. Heute gilt es als selbstverständlich, ähnlich wie das Aktualitätsprinzip von Meyer, wie selbstverständlich, dass das die Grundlage des Werdens der ganzen Schöpfung ist. Da gibt es nur ein paar Verrückte, heute in der Welt sind es die Kreationisten in Amerika, die sich streng an die Bibel halten und die Bibel interpretieren rein materialistisch und sagen, naja, die Welt ist etwa 3500 v.

Chr. entstanden. Die sogenannten Kreationisten halten sich ganz streng an die Bibel und interpretieren sie ebenso materialistisch wie der Francesco Redi den Aristoteles interpretiert hat.

Und dann gibt es natürlich jetzt Erdogan in der Türkei, der verbietet jetzt auch die Entwicklungslehre des Westens. Es darf nicht mehr in den Schulen gelehrt werden. Das widerspricht einfach dem Islam.

Und das Interessante ist, wenn Sie das mal beobachten, der Islam kennt den Entwicklungsgedanken nicht. Das ist die Tragik des Islam. Das ist eine unendliche Tragik, dass seit 622, dem Marsch von Melka nach Medina, seit der Zeit hat sich gar nichts verändert, sondern sie berufen sich immer auf diesen absoluten Ursprung und das ist es, verewigt.

Da ist nichts mehr zu verwandeln. Wer sich erdreistet, dagegen anderer Meinung zu sein, der ist eigentlich von vornherein vom Teufel. Der muss bekämpft werden.

Nun ist Darwin also der Begründer des Entwicklungsgedankens vom naturwissenschaftlichen Standpunkt, indem er streng die Erscheinungsformen der Organismen durch alle Evolutionszeiten der Erde verfolgt und mit einer gewissen Schlüssigkeit ableitet, wie ein Organismus sich aus dem anderen heraus entwickelt hat. Und man muss sehr aufpassen, dass man nicht diesem Gedanken glatt verfällt. Wenn man sich wirklich damit beschäftigt, würde man wirklich sagen, da ist doch ein hohes Maß an Schlüssigkeit in der ganzen Sache drin, wenn es auch den Missing Link nicht gelungen ist.

Und ich sage Ihnen, Rudolf Steiner, der hatte in seinen jungen Jahren vor der Jahrhundertwende, mit seinem literarischen Frühwerk, findet sich ein Satz, dass man als moderner Mensch sämtliche Bilder von den Wänden hängen sollte, diese alten Schinken mit Vorfahrenbildern. Sollen wir alle abhängen und sollen zwei Bildnisse anhängen an die Wand, nämlich das von Darwin und von Lyle. Der hat sich genauerlich beschäftigt mit dem Lyle und auch mit dem Darwin und dann später mit dem Heckel, dass er selber diese Menschen geworden ist.

Der hat sich so hineinversetzt in deren Gedankengänge, um zu prüfen, wo sind da eigentlich die Grenzen, die sie erreicht haben. Also er hat die nicht einfach abgelehnt, weil sein eigener Ansatzpunkt war ja ein ganz anderer, auch schon in seinen jungen Jahren. Sondern er hat davon ganz abgesehen und hat sich hineingedacht in diese Geister und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.

Nun folgte ja dem Charles Darwin, also ich sage nochmal, der Darwinismus hat seine ganz großen Bedeutungen, aber in dem Augenblick, wo ich ihn auf das soziale Leben übertrage, da merke ich, wie katastrophal er ist. Solche Leute wie der Marx oder der Engels oder Lassalle oder wie sie alle hießen im 19. Jahrhundert, die großen Sozialtheoriker, die haben sich alle auf Darwin berufen.

Oder Lenin, ganz und gar. Stalin, ganz und gar. Die Ideologie war so stark, dass es gar keine Rolle spielt, wie viele Menschen hops gehen, über die Klinge springen müssen, nur damit diese Theorie stimmt.

Also das ist nach wie vor ein großes Fragezeichen. Dann gab es einen Nächsten, das war der, ganz bekannt, aber das ist manchmal, ich weiß nicht, hat man einen Checkout. Das ist, ich sage es doch schon, ihr wisst es alle.

[Sprecher 2]

Was hat er denn so gemacht?

[Sprecher 1]

Der hat den Darwin fortgesetzt und hat sozusagen noch wirklich in Deutschland den Darwinismus nochmal erweitert und vertieft und verbreitet.

[Sprecher 3]

Pflanzen?

[Sprecher 1]

Nein, der hat alles gemacht. Der war ein großer Embryologe. Also geboren ist er jedenfalls 1834 und gestorben 1919.

[Sprecher 2]

Das ist, ich sage es doch wirklich, das gibt es gar nicht, Ernst Haeckel, Ernst Haeckel ist das. Ernst Haeckel. Das stimmt auch noch gar nicht.

Ernst Haeckel.

[Sprecher 1]

Und dieser Haeckel, der hat noch gelebt zu Rudolf Sterners Zeiten und der war, der hat die Naturwissenschaft und da hat er deswegen den Rudolf Sterner hoch geschätzt. Der war der Extremste Materialist, den man sich vorstellen kann. Und zwar deswegen, weil er den Materialismus zu seiner Weltanschauung gemacht hat.

Ganz bewusst. Er war Monist. Der Monismus heißt, ich stehe zu dem, was ich denke.

Wenn ich materialistisch denke, dann stehe ich auch dazu. Mit meinem vollen Menschsein verstehe ich mich in diesem Sinne, wie ich denke. Das hat Rudolf Stern an Haeckel anerkannt, die Konsequenz, die er aus seiner eigenen Erkenntnis gezogen hat.

Und trotzdem, Haeckel war ein ganz großer Embryologe und hat formuliert schon in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts das sogenannte Biogenetische Grundgesetz. Und das ist genial.

Biogenetische Grundgesetz. Das heißt, die Individualentwicklung ist die Wiederholung der Stammesentwicklung. Kann man das verstehen?

Die Individualentwicklung ist die Wiederholung der Stammesentwicklung. Das heißt so viel wie, als individuelles Wesen, das sich jetzt hier und jetzt ausgestaltet auf Erden, muss in dieser Ausgestaltung die gesamte Evolution noch einmal wiederholen. Und das hat er geprüft und untersucht, Haeckel in der Embryologie.

Die haeckelische Embryologie ist klassisch. Der hat wirklich die ganzen Entwicklungsstufen von der ersten Zellvermehrung durch alle Stufen in der Durchverfolgung Das ist ja nichts anderes als die Wiederholung der gesamten Stammesentwicklung der Menschheit beziehungsweise der ganzen Naturreiche. Also jeder Organismus wiederholt die ganze Stammesentwicklung in seiner Embryologie.

Das ist natürlich der Gipfel des Entwicklungsgedankens. Er hat es dem Darwin einfach weitergeführt, dass er gesagt hat, kein Organismus ist primär schon einfach da, sondern er muss erstmal in seiner Embryonalentwicklung alle Stufen der Evolution noch einmal durchlaufen. Und der Haeckel war auch ein großer Künstler, der hat nämlich gemalt, gezeichnet, gemalt die ganze niedere Tierwelt.

Da gibt es also ganze Kartonblätter mit einer solchen Präzision. Das sind keine Fotografien von Produktionen, also nicht gerade die Nomoliten, sondern alle möglichen, es gibt ja eine unglaubliche Variationsreichtum dieser Produktion. Entweder kalkschalig und mit Fortsetzungen so künstlerisch, also die Natur hat da sozusagen mit einer Fantasie gearbeitet im Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktion.

Oder dann die Diatomen, die haben eine Kieselschale, die hat er gemalt. Das ist absolut beispielhaft in der ganzen Entwicklung der Naturwissenschaft, dass einer mal quasi die niedere Naturreiche porträtiert hat. Das ist Ernst Haeckel.

Und Rudolf Steiner hat in Berlin, wo der Ernst Haeckel nun die Koryphäe schlechthin war, also da als Naturwissenschaftler, und wo dann Jubiläen waren und Geburtstage gefeiert wurden von Ernst Haeckel, hat er mehrere Vorträge gehalten bei diesen Versammlungen, indem er den Ernst Haeckel in höchste Höhen gehoben hat in Bezug auf seine wissenschaftlichen Leistungen. Und er hat ja mal geschrieben, die Zeit ist schon wieder um, hat er mal die Bemerkung gemacht, dass er die Geheimwissenschaft schreiben konnte, 1909, 10, schreiben konnte, weil durch das Studium der Welträtsel von Ernst Haeckel, des großen materialistischen Humanisten, durch das Studium, der hat sich so hineingedacht in dieses Werk von Haeckel, dass er dazu die Möglichkeit gefunden hat, überhaupt aus der Geisteswissenschaft heraus die Geheimwissenschaft zu schreiben. Und dasselbe gilt, das muss ich ganz zuletzt noch kurz sagen, dasselbe gilt für die Anthroposophie insgesamt. Wo er die Bemerkung machte, ich konnte überhaupt erst die Anthroposophie als Geisteswissenschaft entwickeln, durch drei Menschen des 19. Jahrhunderts.

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