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Geologie - 3. Folge mit Manfred Klett und Gunter Gebhard, 2017
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Einleitung
Ich wünsche einen schönen guten Morgen zur Erntezeit. Normalerweise müssten wir jetzt auf dem Feld sein und mit der Sense das Getreide mähen statt mit dem Mähdrescher. Und dann die Garben binden, schön. Und dann die aufstellen, den Hocken. Das war Ernte, da saß niemand hier in der Zeit, waren alle draußen. Und heute merkt man das gar nicht. Da fährt so ein oller Apparat da über den Acker, rauscht ein bisschen. Und ab und zu schimpft man auch, weil es nicht funktioniert. Aber irgendwo ist dann die Ernte eingebracht und man merkt es gar nicht. So verändern sich die Zeiten.
Ja, also, es freut mich, dass Sie [Dr. Gunter Gebhard] wieder hier sind im Kreise. Und wir müssen mal sehen, wie wir das dann machen. Was ich sage, würden Sie wahrscheinlich etwas anders sagen. Und das muss ich dann irgendwie ergänzen. Es ist ja so, dass Gunther Gebhard übernommen hat in Zukunft diese Geologie-Epoche hier und auch die Exkursion. Ich ziehe mich nämlich ab diesem Jahr zurück aus dieser Angelegenheit. Da bin ich sehr dankbar, dass es so gelungen ist.
Wir hatten ja gestern schon angefangen, zunächst haben wir noch mal darauf hingeschaut, warum wir Geologie in diesem Zusammenhang eigentlich machen. Weil das ja nicht so unmittelbar, wenn man die Wissenschaft der Geologie heute anguckt, mit der Landwirtschaft im Zusammenhang zu stehen scheint. Aber wenn man dann doch, weil wir gehen ja nicht mit den Untergründen der Erde um, sondern wir gehen gerade mit der Erdenhaut oben um, indem wir sie bearbeiten.
Aber es ist jetzt eben doch so, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb ja ein Teil der Erde ist, haben wir ja da gesagt. Also ein Glied der Erde, ein Glied auch der umgebenden Landschaft. Und dass wir es in der Wirksamkeit all dessen, was aus der Erde herauswächst, zu tun haben mit den Erdentiefen und den kosmischen Höhen. Also die Vertikale spielt da eine ganz große Rolle: Erdmittelpunkt, Sonnenmittelpunkt. In dieser Achse vollzieht sich eigentlich die ganze Schöpfung. In gewissem Sinne natürlich auch in der Horizontalen, also in der Horizontalen, da wächst es ja. Aber letztlich, die Pflanze offenbart es ja in ihrem Wachstum selbst, in ihrem ständigen Wachstum, dass sie gleichsam diese Achse materialisiert: Erde, Sonne, Erdmittelpunkt, Sonnenmittelpunkt.
Und dann haben wir uns darüber eine Weile hin und her unterhalten, wie Landschaften eben bestimmte Charaktere haben. Und wie diese Charaktere gewoben sind durch die vier Elemente des Erdig-Festen, des Wässrigen-Flüssigen und der Wärme. Und insbesondere eben durch Wasser und Erde einen besonderen Charakter bekommen. Ein Landschaftscharakter, der sich ergibt aus dem biologischen Aufbau des Untergrundes und dann aus der Geomorphologie der Landschaftsgestalt und auch aus der Hydrogeologie, also den hydrogeologischen Verhältnissen.
Wiederholung zur Geschichte der Geologie (s. 1. Folge)
Und dann sind wir übergegangen zur Geschichte der Geologie. Und ich halte das immer für ungemein wichtig, dass man in allen Betrachtungen sich immer hineinstellt in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Also dass man nicht irgendwo stehen bleibt, nur in äußeren Betrachtungen, das ist der Ausgangspunkt, man muss sich ja an dem orientieren, was einen unmittelbar in der Sinneswelt umgibt. Aber dieses, was da erscheint, hat immer eine Vergangenheit.
Und das gilt für alles. Das gilt für die Pflanze, wenn sie aus dem Samen wächst und schließlich bis zur Blüte kommt, dann stirbt sie schon unten wieder ab. Also es ist immer ein Sterben und Werden, Werden und Sterben. Und daraus ergibt sich auch der Entwicklungsgedanke, den man eben in allen Naturerscheinungen immer berücksichtigen muss, wenn man überhaupt das Gegenwärtige verstehen will, lernen will.
Der Entwicklungsgedanke, sagte ich, ist der vornehmste, der unschätzbarste und, wie ich meinte, der christlichste Gedanke, den wir überhaupt heute haben, denken können, nämlich ein Entwicklungsweg aus dem Vergangenen über das Gegenwärtige zum Zukünftigen. Und dass das Zukünftige immer eine Verwandlung des Vergangenen ist und man deswegen auch überhaupt nicht Zukunft denken kann, wenn man die Vergangenheit nicht versteht.
Und unter diesem Gesichtspunkt haben wir ja auch die Geschichte der Geologie betrachtet und haben gesehen, dass eigentlich das Menschheitsbewusstsein erst in dem Augenblick geologisch wurde, das heißt, aufmerksam auf die Phänomene des festen Erdigen selber, seit dem Beginn der Neuzeit.
Vorher hat man zwar Steine geklopft und alles Mögliche gemacht, die tollsten Sachen, die Pyramiden gebaut, aber eine Erkenntnisfrage in dem, was man da bearbeitet als Stein, war gar nicht vorhanden. Sondern da war noch uraltes Mysterienwissen, was die Menschen noch instinktiv geleitet hat, sodass eine solche Erkenntnisfrage am Irdischen in dem Sinne gar nicht entstehen konnte. Und das zog sich bis ins Mittelalter hinein. Dieses erstaunliche Phänomen, dass man da aus Kalken oder aus Sandsteinen Kirchen gebaut hat und die auch alle geklopft hat und auch überall mal Versteinerungen drin waren, war keine Veranlassung, irgendwie da jetzt besondere Fragen zu stellen.
An der Schwelle zur Neuzeit
Und das fängt eben erst an mit Leonardo da Vinci. Unmittelbar, indem wir über die Schwelle der Neuzeit treten, taucht diese Gestalt auf. Dieser Universalist, dieses Universalgenie, der die Steine aufgehoben hat von der Erde, nimmt Leonardo Steine in die Hand und guckt sie an und sieht, da sind Abdrücke von Pflanzen, da sind Abdrücke von tierischen Organismen, Versteinerungen also, und schaut sie an. Also dieser Blick fixiert sich plötzlich auf diesen Punkt. Das erweckte in ihm ein Interesse. Und er hat auch schon Vergleiche angestellt zwischen diesen Erscheinungen, aber er hat noch keine Frage gestellt: Ja, wie ist das? Das sind ja pflanzliche, das sind tierische Organismen. Wie sind denn deren Umstände, aus denen diese jetzt entstanden sind, dass sie heute als Petrifakte uns vor Augen treten, also Versteinerungen? Also da war der Entwicklungsgedanke bei Leonardo, würde ich mal sagen, in dem Sinne, im modernen Sinne, als das zeitliche Nacheinander von Erscheinungen, für ihn noch nicht zur wirklichen Frage geworden. Und dann sind wir dann durch die Jahrhunderte hindurch gegangen und haben dann, das war ja so 15. bis 16. Jahrhundert, Leonardo, und man könnte da auch andere noch nennen in diesem Zusammenhang.
16.-17. Jahrhundert
Und dann sind wir ins 16. Jahrhundert gegangen, haben darauf hingeguckt, dass Francesco Redi, dieser Arzt in Italien, der zum ersten Mal entdeckt hat, dass eine Imago, der Leberegel in diesem Falle, aus einer Larve hervorgeht und diese Larve aus einem Ei geschlüpft ist. Das war vorher unbekannt, es war auch gar keine Frage in dem Sinne, sondern man hat sich an Aristoteles gehalten, der gesagt hat, alles ist aus dem Schlamm entstanden. Und jetzt hat der Aristoteles widerlegt, es ist fast so ähnlich wie Kopernikus, der gesagt hat, die Erde dreht sich um die Sonne und nicht die Sonne um die Erde, wie das ptolemäische System noch Geltung hatte bis zu Kopernikus.
Also man sieht, das sind richtige Erkenntnisrevolutionen, die sich da vollziehen, dass man durch genaues Beobachten der Einzelheiten jetzt erkennt, Zusammenhänge im Irdischen. Vorher hatte man die Zusammenhänge im Kosmischen, mehr sozusagen im instinktiven Erfassen des Geistigen in der Welt. Aber jetzt schaut man auf die Phänomene genau hin, und dann entdeckt der so etwas, Francesco Redi.
Dann kommt da der Steno, der misst dann plötzlich irgendwelche Winkel bei Kristallen und stellt fest, dass es eine Winkelkonstanz gibt. Also das ist ein Phänomen, wo jetzt auch wieder punktuell das Bewusstsein sich auf ein solches Objekt richtet und sagt: Wie ist das jetzt gesetzlich aufgebaut? Ist das nur äußerlich so eine Form, oder ist diese Form auch innerlich? Das kann man ja gerade bei diesen Kalkspaten oder Feldspaten wunderbar sehen, dass wenn man mit dem Hammer draufhaut, dann gibt es immer wieder dieselbe Form.
Das 18. Jahrhundert
Dann haben wir ins 18. Jahrhundert geschaut, und da überstürzten sich ja förmlich die Phänomene, indem diese Sammlerleidenschaft die Menschheit in der Aufklärungszeit erfasst hat, und man sammelte und sammelte und sammelte. Was nur irgendwo als Phänomen auffallend war in einer Dorfgemarkung, also kam der Pfarrer oder der Lehrer, der Dorflehrer, und hat angefangen, das zu sammeln: die Herbarien, die Pflanzen und so weiter und so weiter.
Und in dieser Zeit, mitten in dieser Zeit, oder sagen wir, am Anfang des 18. Jahrhunderts, kommt diese Gestalt von Carl von Linné herauf, der jetzt diese ungeheure Fülle von Einzelheiten systematisiert hat. Also ein System daraus gemacht hat, die ganzen Pflanzen nach den Blüten geordnet und die Tiere nach anderen Merkmalen, und hat dadurch sozusagen eine Ordnung in diese Fülle von Erscheinungen gebracht. Rein irdisch, also nicht mehr irgendwo aus großen kosmischen Zusammenhängen heraus gedacht, wie in den alten Mysterien, sondern jetzt ganz nach der äußeren Sinneserfahrung. Und der prägt nun das ganze 18. Jahrhundert, dieser Carl von Linné.
Und in der Mitte dieses Jahrhunderts tauchen dann die Gestalten auf, die den Entwicklungsgedanken umfassend zu denken anfangen. Umfassend. Ich sprach von Lessing, der den Reinkarnationsgedanken am Ende seines Lebens formuliert. Und zur selben Zeit Gottlieb Werner, der Professor war in Freiberg im Harz, an der Berghochschule dort, der maßgebliche empirische Geologe jener Zeit war, im 18. Jahrhundert, und der ja befreundet war mit Goethe.
Goethes Erkenntnishaltung
Und wir haben uns dann länger auch mit Goethe befasst und wie sein Interesse sich auf alle Naturreiche gerichtet hat, aber eben auch auf die Gesteinswelt und zu einer derart umfassenden Weise. Es ging ihm nie darum, nie, in keinem seiner Bemühungen, jetzt irgendwas Neues zu entdecken, zu wollen, zu den Erscheinungen, die sowieso schon entdeckt sind. Sondern das, was er sieht, das zu befragen: Welche Idee hat dich gestaltet? Welche Idee ist eigentlich das treibende Element gewesen, das diese Erscheinung als solche einem vor Augen tritt? Und an der Erscheinung jetzt gleichsam das bewusstseinsmäßig zurückzubilden, in seinem eigenen Erleben, in seinem eigenen Denken. Und dieses Erleben und Denken so innerlich zu objektivieren, dass das wirkende Prinzip in ihm aufleuchtete, was von außen hin diese Gestalt hervorgebracht hat.
Das ist eine Erkenntnisleistung, ich muss sagen, unübertroffen. Dass ein Mensch erkannt hat, wie Goethe, dass man die Natur nicht einfach nur anschauen kann und irgendwie klassifizieren kann und sagen: Das ist es, da draußen. Sondern ich muss sie notwendigerweise in mich hereinnehmen, um in mir das Instrument, das Organ zu schaffen, durch das ich jetzt das wirkende Prinzip, das diese Erscheinung hervorruft, in mir wachrufe. Deswegen konnte Goethe gar nicht anders denken, als dass er sich als Mensch in den Erkenntnisprozess mit einbeschlossen hat und nicht nur als Zuschauer sich der Welt gegenübergestellt hat. Da haben wir uns länger darüber auseinandergesetzt.
Und ich wollte auch nur noch mal den Brief kurz erwähnen, in dem Goethe an Frau von Stein geschrieben hat, mit den abschließenden Worten:
"Wir sind auf die Höhen gestiegen und in die Tiefen der Erde eingekrochen" – im Harz war das – "in den Tiefen der Erde, in der großen, formenden Hand nächste Spuren zu entdecken. Es wird gewiss einer kommen, der da klar sieht; wir wollen ihm vorarbeiten."
Das ist die goethesche Erkenntnishaltung.
Übergang ins 19. Jahrhundert
Und dann sind wir weitergeschritten durch das 18. Jahrhundert hindurch ins 19. Jahrhundert. Und da treten nun Persönlichkeiten auf, die nun noch ganz idealistisch gestimmt sind in ihren jungen Jahren und nachher immer mehr dem heraufkommenden Materialismus seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts verfallen.
Charles Lyell und die Stratigraphie
Das erste ist Lyell, der Begründer der eigentlichen Geologie als Wissenschaft. Also der große Stratigraph, der die ganzen Schichtungen der Erde erkannt hat aus dem Studium der Landschaften in England, in Wales vor allen Dingen, aber auch andernorts. Und erkannt hat, dass es eben Sedimentgesteine gibt, die in diesen mehr horizontal gelagert sind, durch Gebirgsbildungen vielfach verfaltet, und dass es eben andere Gesteine gibt, die anderer Herkunft sind, also die Urgesteine.
Also man hat angefangen, auch hier systematisch zu denken, sozusagen eine gewisse Systematik der Erdkruste zu entdecken. Und da war Lyell der ganz große Mann.
Charles Darwin und die Evolutionstheorie
Und er war befreundet mit Darwin, und er hat es selber ja in Bezug auf die Pflanzen und Tiere dann gemacht, indem er versucht hat, eben den Entwicklungsgedanken aufzugreifen und den jetzt mit den Erscheinungen in Verbindung zu bringen, die er da studiert hat auf seiner Südamerika-Reise und aus der Fülle der Erscheinungen sein ganzes Leben zugebracht hat, um seine Deszendenztheorie zu entwickeln. Darwin. Und das war auch eine große Erschütterung, konnte man sagen. Hat ja unglaubliche Erkenntniskrisen verursacht, Auseinandersetzungen pro und contra. Und heute ist die Sache eingeschlafen. Jeder hält es für selbstverständlich, dass es so ist, wie Darwin das sah, plus minus sich gedacht hat, dass es eine gewisse Linearität in der Entwicklung, eine Linearität gäbe von Primitiven zu den mehr komplexen, komplizierten Organismen.
Ernst Haeckel und das biogenetische Grundgesetz
Wir haben dann noch den weiteren Schritt gemacht zu Haeckel, der das biogenetische Grundgesetz formuliert hat, dass die Individualentwicklung die Wiederholung der Stammesentwicklung ist. Ein ganz kühner Wurf, den er aus der Embryologie heraus entwickelt hat. Er, der eigentlich ein Materialist comme il faut war, Haeckel, ein seltsamer, idealistischer Materialist. Ein Mensch, den Rudolf Steiner deswegen so hoch geschätzt hat, weil er ein konsequenter Monist war. Er hat sozusagen für sich die Folgerungen gezogen für sein ganzes Leben, dass er sich in diesen Bahnen von Darwin weiterbewegt hat und das zu seiner zentralen Weltanschauung erhoben hat.
Der Entwicklungsgedanke und seine Bedeutung
Dann haben wir gesehen, wie der Entwicklungsgedanke, der durch das ganze Bewusstseinsseelenzeitalter langsam gedämmert ist, aufgedämmert ist, von Leonardo an bis zum Höhepunkt in Darwin gefunden hat und unglaublich die Gemüter bewegt hat, dass man so denken kann, dass da ein Vergangenes ist, das mit mir im Zusammenhang steht. Also, dass die ganze vergangene Evolution irgendwo sich in jedem Organismus noch einmal abbildet im Sinne des biogenetischen Grundgesetzes.
Naja, und dann ist der Entwicklungsgedanke ja, wie man ihn heute betrachtet, wirklich in einen jämmerlichen Zustand geraten. Er ist eigentlich so verblasst und so zementiert, durch die heutige Theorie des Urknalls, die wir kurz auch angeschaut haben, dass man darin überhaupt keinen Sinn mehr entdecken kann.
Die Vorgänger, die haben überall noch nach einem Sinn gesucht, da sprach noch irgendwo eine Religiosität herein, bei Darwin ganz besonders. Der wollte ja Pfarrer werden und zuletzt hat er fast seine eigene Theorie wieder sich davon verabschieden wollen. Also, schon ein Erkenntnisinneres Ringen lebte bei den Menschen. Heute lebt ja kein Erkenntnisringen mehr in diesen Zusammenhängen. Der Entwicklungsgedanke ist total verflacht, sinnlos irgendwo geworden, wenn man die Konsequenzen aus dieser Urknalltheorie herausnimmt. Da spielt der Mensch und die Pflanze und das Tier eigentlich gar keine Rolle mehr, außer dass es ein materielles Gebilde ist, das diese Form angenommen hat und dann eines Tages auch wieder verschwindet.
Und dass umgekehrt, eben für uns, das wollte ich nur nochmal wiederholen, dieses Wort des Novalis Geltung hat, dass die Menschheit zur Bildung der Erde berufen ist. Angesichts dieses Zerstörungswerkes, das wir uns da leisten, aus diesen materialistischen Anschauungen heraus, dass wir dadurch in dem Augenblick, wo wir uns selbst erkennen als Mensch, in uns Quellen entdecken, aus denen heraus wir uns erkenntnismäßig als nicht aus der Natur bloß geboren, sondern die Natur aus uns geboren erkennen.
Rudolf Steiners Beitrag zum Entwicklungsgedanken
Und das ist der Ansatz in der "Geheimwissenschaft" Rudolf Steiners. Dass wir uns selbst so erkennen, dass wir vor aller Natur sind, dass wir eine Entwicklung hinter uns haben, die weit, weit vorausschreitet dessen, was wir heute als Schöpfung um uns herum sehen. Und dass alles, was da draußen ist, letztlich in uns auch zu finden ist, aber in verwandelter Gestalt auf der Ebene des geistig-seelischen, was draußen in der Natur auf der Ebene des leiblich-physischen ausgebreitet ist. Und solche Dinge hat Goethe geahnt. Und sie offenbaren sich ja eigentlich erst so richtig durch die anthroposophische Geisteswissenschaft.
Sie geht vom Menschen aus und nicht von der Materie. Das ist einfach ein vollkommen anderer Ansatz. Und indem sie vom Menschen ausgeht, kann sie auch ein Verständnis für die Materie entwickeln. Aber man kann von der Materie aus kein Verständnis für den Menschen entwickeln. Das ist das Problem. Also, so ist eigentlich die größte Herausforderung für den modernen Menschen, das möchte ich nochmal ganz besonders betonen, dass man sich bekannt macht mit dem Entwicklungsgedanken.
Bezug zum biologisch-dynamischen Landbau
Und den geistig-seelisch in sich belebt. Und das ist eigentlich die Grundlage des biologisch-dynamischen Landbaus. Da geht es nicht darum, dass wir irgendwie die äußeren Erscheinungen wieder zu erfassen lernen, die universelle Weisheit, die man in der Natur entdecken kann, und der wieder auf die Beine hilft in Form von einem nachhaltigen Wirtschaften oder einem biologischen Wirtschaften oder einem ökologischen Wirtschaften. Das heißt alles nichts mehr. Da tun wir nur wieder Vergangenheit wiederholen. Sondern es geht darum, dass man im Begreifen des Menschen, seines geistig-seelischen Wesens, die Kriterien überhaupt erst findet, wie man sozusagen jetzt das Wort des Novalis erfüllen kann, dass man eine Mission hat gegenüber der Entwicklung der Erde der Zukunft als Menschheit.
Und die ganze Geologie als Wissenschaft beschreibt eben Dinge, die geworden sind. Man blickt auf die gewordene Welt, nicht auf die werdende. Und die werdende kann man nur verstehen, wenn man sich selbst versteht als Mensch. Und das ist eigentlich unsere Herausforderung, vor der wir stehen. Naja, gut, darum haben wir uns unterhalten.
Wiederholung zur Erforschung des Erdinneren (s. 2. Folge)
Und der nächste Schritt war, dass wir auf die Kugelschalen der Erde geschaut haben, so wie das Bild der heutigen Geologie ist, auf Grundlage der Kriterien, auf Grundlage der Frage, was ist der Bau der Erde. Denn ich kann ja nicht in die Erde reingucken, ich kann in den Sternenhimmel raufgucken und kann Sterne sehen, Monde und Sonnen, aber ich kann nicht in die Erde reingucken. Da ist finster, da oben ist hell, Licht und da unten ist Finsternis. Wie soll ich einen Begriff mir verschaffen in Bezug auf das Erdinnere?
Da haben wir verschiedene Kriterien angeschaut. Also, dass man mal guckt, was da in Steinbrüchen sich dann für den Sinnen darbietet, oder durch Bohrungen oder durch Gebirgsbildungen, die offenbaren, was aus den Tiefen der Erde möglicherweise an die Oberfläche herkommt, an tiefen Gesteinen.
Oder wir haben darauf hingeguckt, auf die Tektonik, die Grabenbrüche und in die großen Erosionsschluchten der Erde, wie der Colorado River und so. Da sieht man dann, wie tatsächlich doch immerhin auf ziemliche Tiefen, im Vergleich zum Erdendurchmesser natürlich, also das ist keine wirklich ernstzunehmende Dimension, aber doch sieht, wie da die Ablagerungen der Erde sich vor den Augen darstellen. Außerdem gibt es eben diese Methodik der Messung der seismischen Wellen, die Seismik, die einem erlaubt, ein Urteil zu fällen in Bezug auf den Aufbau der Erde.
Das Modell der Kugelschalen der Erde
Das haben wir dann versucht auszuloten. Und da ist die moderne Geologie heute als Wissenschaft dazu gekommen, den Bau der Erde im Sinne von ineinandergesteckten Kugelschalen aufzufassen, mit der Kruste außen und dann der Lithosphäre, die sich da noch anschließt, noch krustenartigen Charakter hat. Und dann eben die Asthenosphäre, wo man sagt, dass die Erde zwar auch noch fest ist, aber doch plastisch sich offensichtlich darstellt.
Und auch im äußeren Erdmantel ist das noch der Fall, im Wesentlichen fest, aber doch plastisch und immer plastischer werdend. Und dann gibt es einen Bereich des äußeren Erdkerns, wo sie flüssig ist, aus Gründen solcher seismischen Forschungen, und der Erdkern selber ist wieder fest. Also das ist sozusagen die Auffassung, die heute landauf, landab sich herausgebildet hat, auf Grundlage dieser seismischen Messungen.
Die waren enorm verfeinert in dieser Hinsicht und so weiter. Und das kann man ja so stehen lassen. Es stützt sich auf Phänomene, das muss man auch deutlich sagen.
Es ist nicht nur eine reine Theorie, es ist eine Theorie, die sich an Phänomene anknüpft. Aber diese Phänomene sind durch sich selbst eigentlich zunächst mal ziemlich abstrakt. Also eine Messung von irgendwelchen Wellen, die man nicht sieht und die durch Explosionen oder durch Erdbeben ausgelöst werden und die irgendwo reflektiert werden, dann in Aufnahmegeräten erfasst werden, und jetzt daraus, daran knüpft man Schlussfolgerungen an.
Wiederholung zur Frage der Kontinentalverschiebung (s. 2. Folge)
Naja, und dann haben wir dann als nächstes die Frage gestellt, also ich wiederhole das nochmal, damit Sie sehen, wo wir stehen, die Frage gestellt, wie ist es eigentlich jetzt mit dem, die Tatsache zu verstehen, dass knapp 71% der Erdoberfläche Wasser ist. Es ist gar nicht Land. Also man kann sich nicht aus Wasser inkarnieren, als Mensch. Man kann ja nicht plötzlich ins Wasser fallen und dann irgendwie Mensch sein, sondern man muss auf die Erde fallen, auf das Feste, die Kontinente. Und die sind nur rund so ein Viertel der gesamten Erdoberfläche. Das Feste der Erde ist schon ein verwunderlicher Tatbestand. Und wenn man dann genauer hinschaut, dann merkt man auch, dass es Gegenden auf der Erde gibt, wo sich kein Mensch richtig inkarnieren kann. Also wenn man auf die Antarktis oder so guckt.
Und dann haben wir die Frage gestellt, wie kommt es dazu, dass diese Kontinente diese Anordnung haben, wie sie heute auf Erden vorhanden sind. Ist das schon seit ewigen Zeiten so, im Sinne des Aktualitätsprinzips auch von Lyell, also dass die selben Gesetze, die heute wirksam sind, zu allen Zeiten wirksam waren? Oder haben sie sich verändert und so weiter. Das haben wir dann ein bisschen verfolgt und kamen dazu, zu sagen, dass es aufgrund von Beobachtungen, wirklichen Beobachtungen, Veranlassungen gab, zu sagen, dass es mal anders gewesen sein muss.
Erste Hinweise auf Kontinentalverschiebung
Die Auslöser waren vor allem die Tatsache, dass man in Südamerika, in Brasilien und bis hinunter nach Feuerland und dann auch an der Westküste Afrikas und dann wieder in Indien und auch in Australien eiszeitliche Geschiebe gefunden hat. Also Geröll, Ablagerungen aus irgendeiner Eiszeit, die weit vor der jüngsten Eiszeit lag. Gerölle, Granite, deren Herkunft man dann festgestellt hat, die tausende von Kilometern woanders waren. Und man fand auch gekritztes Geschiebe, in diesen uralten eiszeitlichen Ablagerungen und auch Kritzen auf der geologischen Unterlage. Also ganz deutliche Kennzeichen, die man auch heute noch wahrnehmen kann in Bezug auf die letzten Eiszeiten. Man stellte die Bewegungsrichtung des Eises aufgrund dieser Ablagerungen sowohl in Afrika wie in Südamerika fest. Und es ist erstaunlich, dass dieser indische Kontinent auch diese Phänomene zeigt, und sogar Australien.
Daraus ergab sich schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts, dass man gesagt hat, irgendwie muss das im Zusammenhang gedacht werden, irgendwie müssen diese Kontinente in einem anderen Verhältnis zueinander gestanden haben. Das weitere Phänomen war, dass man in Ostafrika Versteinerungen pflanzlicher Art gefunden hat, die man dann auch wiederum oben mit Recife, in der Nähe des Knickpunkts von Südamerika nach Westen, gefunden hat. Je weiter man in dieser empirischen Forschung fortgeschritten ist, desto klarer wurde, dass einmal ein ganz anderes Verhältnis geherrscht haben muss.
Wegeners Pionierarbeit
Und das war dann auch Veranlassung für denjenigen, der dann die Kontinentalverschiebungs-Theorie entwickelt hat, nämlich Alfred Wegener. Und Alfred Wegener, der ja 1880 geboren wurde und 1936 im Inlandeis von Grönland ums Leben kam, als Forscher, er hat all diese Tatsachen zusammengetragen und hat dann, sehr exakt, er war ja Geophysiker und Klimatologe, sehr exakt, quasi fast imaginativ, diese ganzen Phänomene zusammengeschaut und daraus seine Kontinentalverschiebungs-Theorie entwickelt.
Die Erforschung der Meere und unterseeischer Gebirgszüge
Er wurde verlacht und verspottet, ohne Ende, und wurde dann vergessen durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, erst danach kam dann die Forschung, die von Amerika ausging mit dem Forschungsschiff Glomar Challenger, wo sie dann auch Tiefsee-Bohrungen gemacht haben, und haben dann tatsächlich zum ersten Mal in den geologischen Betrachtungen gründlich die Meeresgeologie erforscht. Wie ist der Boden der Weltmeere beschaffen? Welche Geographie hat dieser Boden? Ist er überall eben irgendwie, da unten, oder, wie ist da die Landschaft eigentlich gestaltet?
Und ja, das ist von Deutschland ausgegangen, während zwischen den beiden Weltkriegen mit dem Forschungsschiff Meteor, dass sie den mittelatlantischen Rücken auf diese Weise entdeckt haben durch Echolot. Das war schon ein erstaunliches Phänomen für die damaligen Forscher. Da gibt es also Gebirgszüge untermeerisch, die 3.000 bis 4.000 Meter hoch sind, die über dem Meeresboden der Tiefseebecken mehr messen. Und dem ist man dann immer mehr nachgegangen und heute hat man ein ziemlich genaues Bild, nicht nur der kontinentalen Landschaftsgestaltung, sondern auch der untermeerischen.
Das war bis dahin, so weit waren wir ungefähr gekommen.
[G. Gebhard]
Ich glaube vielleicht zu dem Alfred Wegener... Es ist spannend, es war 1912 bis 1916, glaube ich, die wesentlichen Publikationen. Und 1919 entstand dann die Waldorfschule, und in der Waldorfschule wurde Plattentektonik unterrichtet.
[M. Klett]
Und in der Waldorfschule...?
[G. Gebhard]
… Plattentektonik unterrichtet, seit Beginn. Also Rudolf Steiner hat den Wegener gekannt.
[M. Klett]
Das wusste ich nicht.
[G. Gebhard]
Und in den Lehrplanangaben für die Geografie greift es Steiner auf, ohne den Wegener selber zu nennen, sagt, die Kontinente sind vom Kosmos gehalten und schwimmen auf der Erde und bewegen sich. Da erwähnt er auch von Afrika und Südamerika. Also in der Waldorfschule war diese horizontale Geologie erst in den 60er, 70er Jahren, dass Kontinente sich so bewegen. Das war da und ist die ganze Zeit in der Waldorfpädagogik.
[M. Klett]
Ja, und diese Tatsache hat sich eben in den folgenden Jahrzehnten, jetzt im ganzen 20. Jahrhundert, vollauf bestätigt.
Grundbegriffe der Plattentektonik
So, und jetzt möchte ich daran anknüpfen, nochmal auf diese Kontinentalverschiebungslehre-Theorie eingehen, und wie sie sich darstellt für den heutigen Weltgeologen, sozusagen Meeres- und Kontinentalgeologen. Ich stütze mich hier jetzt einfach auf das, was sich in der Literatur findet. Wenn man da einen Schritt macht, von West nach Ost, also durch Südamerika durch und durch den Atlantik durch, durch Afrika, dann mag das vielleicht etwa stümperhaft - wo sind die ganzen Kreiden hingegangen - mag das also so aussehen… [schreibt an der Tafel]
Die ozeanische Kruste
Also wenn wir hier jetzt, sagen wir mal, den Pazifik hätten, der anbrandet an die Westküste von Südamerika, das wäre hier jetzt die Meeresoberfläche […] Dann hat sich ja gezeigt, dass die Erdkruste unter den Weltmeeren außerordentlich dünn ist. Also wir sprachen von einer Mächtigkeit... […] Also, dass die Tiefseeböden sehr viel weniger mächtig sind als die Kontinentale, die Kontinente. Also man rechnet nur zwischen 7 und 13 Kilometer Mächtigkeit der Tiefseeböden.
Jetzt schließt sich also hier, an das Meer, schließt sich der Meeresboden an. Und dieser Meeresboden ist im Wesentlichen basaltisch. Wir kommen auf die einzelnen Gesteine noch zu sprechen. Basalt ist ein sehr schweres, relativ spezifisch schweres Gestein. Dunkel, immer dunkel gefärbt. Die Pflaster hier auf dem Hof, wo man unten auf dem Hof läuft, ist Basalt. Also wir laufen hier auf einem Gestein rum, was die Meeresböden, im Wesentlichen Tiefseeböden bildet.
Und nun erhebt sich hier ziemlich steil aus dem Meere aufragend, die Anden, die dann abfallen wiederum in eine Verebnung und zum Teil im mittleren und nördlichen Südamerika dann wieder ansteigen in ein Randgebirge. Und dann setzt sich das noch in einem Kontinentalschelf fort und das fällt dann auch wiederum ab.
Kontinente und ihre Verankerung im Erdmantel
Und dann bildet sich ungefähr so ein Gebilde aus [zeichnet an der Tafel]. Das ist jetzt meine Zeichnung. Jedenfalls bildet das in etwa ab die Tatsache, dass ein solcher Kontinent, wie Südamerika, Afrika oder jeder Kontinent, je höher er heraufragt über die Erde, je tiefer [ragt] er herunter [...] in den Erdmantel. Die Kontinente sitzen sozusagen wie die Zähne mit ihren Wurzeln im Kiefer drin. Also der Kiefer wäre in diesem Fall der Erdmantel, zähflüssig. Und da sitzen die drin und wenn da Erhebungen nach oben sind, sind auch entsprechende Vertiefungen nach unten.
Schelfe und Tiefseegräben
Und jetzt stößt hier der Pazifik an, an diesen südamerikanischen Kontinent. Und jetzt zeigt sich, dass hier das Meer bis an den Steilabfall dieses Kontinentes, also er hat hier kein Kontinentalschelf... Schelfe nennt man Kontinente, die unter Wasser sind. Also wo sich die Kontinente unter Wasser fortsetzen. Das ist nur an der Ostküste Südamerikas der Fall, aber nicht an der Westküste. Da fällt es also steil ab. Und jetzt setzt sich hier diese verfestigte Erdkruste fort und offensichtlich ist es so, dass sie hier jetzt plötzlich abtaucht. Unter dem südamerikanischen Kontinent abtaucht und zwar in erhebliche Tiefen offensichtlich. Und dadurch entsteht hier ein Tiefseegraben. Also eine Untiefe am Westrand von Südamerika. Eine Kaltströmung, die von der Arktis heraufkommt, eine Meerströmung voller Fische, ein ungeheurer Fischreichtum. Aber eben hier, das ist alles wassergefüllt. Hier ist also eine Untiefe direkt vor dem südamerikanischen Kontinent. Und dieser Tiefseeboden senkt sich jetzt unter dem südamerikanischen Kontinent hier ab. Und hier [unter dem südamerikanischen Kontinent] muss man annehmen, dass auch noch ein solcher Tiefseeboden besteht, der in dieser Weise sich nach dem Atlantik zubewegt.
Der mittelozeanische Rücken
Und hier [östlich von Südamerika] hätten wir jetzt also den Atlantik. Und hier kann man noch reinzeichnen gewisse Sedimente. Tiefsee-Sedimente, das sind hier Sedimente tertiärer Art, die hier als Sedimente sich allmählich mit der Zeit gebildet haben. So, und jetzt wenn man das fortsetzt, dann haben wir hier also den Pazifik und hier den Atlantik. Und da ist es jetzt ein seltsames Phänomen, nachdem man nämlich den mittelatlantischen Rücken entdeckt hat, schon zwischen den beiden Weltkriegen, hat man festgestellt, dass hier jetzt, also untermeerisch, sich aufwölbt, der Tiefseeboden. Sich aufwölbt und auf dieser Seite, auf der anderen Seite auch sich aufwölbt und dann wieder abfällt gegen den afrikanischen Kontinent, der dann hier sich aufbaut, auch mit einer kontinentalen Wurzel und sich irgendwie so fortsetzt. Meistens in Afrika hat man es mit Randgebirgen zu tun, die aber nicht sehr hoch sind und dann große Tafeln dazwischen. Und hier [ostafrikanischer Teil des Kontinents] ist die Gebirgsbildung weniger [?]. Der afrikanische Kontinent hat eine viel einfachere Geomorphologie als, sagen wir mal, der südamerikanische. Und dann setzt sich hier [östlich von Afrika] der Indik fort, der Indische Ozean. Und auch dieser hat dann einen solchen Tiefseeboden, der sich unter dem afrikanischen [Kontinent] fortsetzt und hier sich anschließt an den atlantischen [Tiefseeboden].
Sima und Sial
Die Kontinente also schwimmen, wie das da gesagt ist, auf dieser quasi plastischen Unterlage, fest und doch plastisch. Und betrachten wir zunächst nochmal die Kontinente selber, dann handelt es sich da um Gesteine ganz anderer Art.
Also hier ist die Gegend [deutet auf den ozeanischen Bereich], wie gesagt, das ist alles basaltisch, hier der Tiefseeboden. [...] Und nach unten geht dann dieser Basalt über in noch dunklere, noch schwerere Gesteine. Das ist der sogenannte Peridotit, der [...] in die Lithosphäre übergeht. Peridotit. Und dieser Peridotit ist ein sehr, sehr dunkles Gestein, sehr schwer, sehr eisenhaltig, magnesiumhaltig, also schon so ein bisschen wie der Basalt, aber eben noch intensiver, hat ein spezifisches Gewicht von 3,2. Also es ist wesentlich schwerer als alles, was sich darüber aufbaut, und besteht im Wesentlichen eben aus Silizium, aber eben ständig abnehmend im Gehalt und Magnesium. Man nennt es die Sima-Schicht.
Während die Kontinente einen anderen Aufbau zeigen, in dem, ja, man kann fast sagen, das Fundament aller Kontinente ist der Granit. Wenngleich auch heute da die Ansichten ein bisschen auseinander gehen, man spricht da nicht mehr vom Granit, es ist nur eine Sonderform der kristallinen Gesteine, der Metamorphite und so weiter. Man tut dem Granit nicht mehr das zusprechen, was der Goethe dem noch zugesprochen hat, aber trotzdem muss man sagen, im Wesentlichen ist das hier alles granitisch, im Untergrund. Also ich schreibe mal hin, Granit, also mehr im Untergrund dieser Kontinente und der Gesteinsaufbau ist eben so, dass da im Vordergrund steht das Silizium und das Aluminium. Deswegen spricht man hier von der Sial, weil es im Wesentlichen Gesteine sind, die sehr siliziumreich und sehr aluminiumreich sind und beides sind Elemente, die spezifisch leicht sind. Also wenn Sie das reine, das elementare Silizium in die Hand nehmen, das ist federleicht, man hält es nicht für möglich. Und SiO2 dann als Quarz hier, da hat es natürlich schon merklich ein Gewicht.
Aber das reine Silizium ist federleicht und auch das Aluminium, das kennen wir ja von den Aluminiumtöpfen in der Küche früher, heute ja nicht mehr, sind auch ziemlich leicht. Also es sind sehr, sehr leichte Minerale. Hier haben wir ein spezifisches Gewicht von 2,4 bis 2,7. Also die Kontinente sind leichter als alles, was da drunter ist. Insofern schwimmen die wie ein Schiff sozusagen auf der Erde herum. Und dasselbe gilt natürlich auch für Afrika. Und da tritt eigentlich das granitische Element bis an die Oberfläche viel, viel umfangreicher zu Tage. Der ganze afrikanische Kontinent ist so richtig ein in sich ruhender Granitbrocken. Das muss man einfach mal erlebt haben, wie dieser Granit da geschaffen ist, das ist unglaublich. Weil da nämlich so gut wie nichts mehr oben drüber liegt. Da tritt der Granit wirklich bis an die Oberfläche in Erscheinung.
Die besondere Stellung des Siliziums
Und nun gibt es aber ein Phänomen, was auch die Geologie als Wissenschaft heute konstatiert und erklärt auf ihre Weise, weil das Silizium so leicht ist, ist es auch da oben an der Oberfläche. Aber das ist eine Anschauung, die man natürlich in dem Augenblick nicht mehr teilen kann, als alleinige Ursache. Weil, wenn man aufsucht, wo das Silizium in der Natur normalerweise vorkommt, bei Menschen oder bei den Pflanzen oder wo, immer an der Oberfläche, immer peripher. Die Augenschleimhaut und alle Schleimhäute, auch im Innern des Körpers, sind immer siliziumreich. Immer wo Wahrnehmungsverhältnisse herrschen, sei es über die Sinnesorgane da intensiv oder auch die inneren Organe, die ja auch wahrnehmen, nur nach innen, da ist das Silizium zu Hause. Und im Landwirtschaftlichen Kurs findet sich dieser wunderbare Ausdruck der Kiesel, also Silizium, als der äußere Sinn im Irdischen.
Und das findet man hier bei den Kontinenten. Überall hier [deutet auf die Kontinente] ist der größte Siliziumreichtum, an der Oberfläche. Natürlich auch die Kalkablagerungen [...], die finden sich hier auch überall. Aber der Granit selber ist das kieselsäurereichste Gestein überhaupt auf der Erde. Rund 80% ist Kieselsäure, sodass man sagen kann, die Kontinente als ganze, aber auch gegen ihre Oberfläche hin, sind wirkliche Sinnesorgane der Erde gegenüber dem Kosmos im weitesten Sinne.
Erdbeben und Vulkane
Und nun nur noch ein Wort jetzt zu dem, was da drunter ist. Auf die Einzelheiten kommen wir dann später noch zu sprechen. Es ist so, dass diese Tiefseeböden, jetzt hier im Falle von Südamerika, unter dem südamerikanischen Kontinent drunter wandern und offensichtlich diese Unterwanderung hier Veranlassung gibt zu sowohl Erdbeben als auch zu vulkanischen Erscheinungen. Also überall da, wo ein untermeerischer Boden heruntersinkt unter den Kontinenten, hat man es mit intensiven Erdbebenerscheinungen zu tun. Und überall da, wo Kontinente an Meere anstoßen, also insbesondere Pazifik, Atlantik, Indik, da finden sich solche Erdbebenzonen, wo es also ständig rammelt, rüttelt und macht. Und das führt man darauf zurück, durch seismische Messungen, dass offensichtlich hier der untermeerische Boden herabsinkt in den äußeren Erdmantel. Also zumindest in die Asthenosphäre. Und dass das hier ein eben hartes, verhärtetes, mineralisiertes Gestein ist [Bereich der ozeanischen Kruste, der sich an der Erdoberfläche befindet], während hier ringsrum, hier unten [unter den Kontinent "abgetauchte" ozeanische Kruste], die Tendenz besteht, dass der äußere Erdmantel wenigstens, wie man es nennt, säkular-plastisch ist.
Das heißt, über Jahrhunderte bewegt er sich so ganz zäh, flüssig, nicht flüssig, sondern er bewegt sich zäh in eine bestimmte Richtung. Und jetzt taucht dieses basaltische, harte Unterboden langsam, sinkt er herunter und führt dazu, dass es da eben ab und zu auch mal zu irgendwelchen Störungen kommt. Und die lösen dann eben Erdbeben aus. Und je tiefer dann ein solcher Tiefseeboden heruntersinkt in den äußeren Erdmantel, desto tiefer können die Erdbebenorte sein, wo ein solches Erdbeben ausgelöst wird und führen dann eben zu Erschütterungen, die den ganzen Kontinent, oder jedenfalls Teile des Kontinents, erfassen. Also es gibt Erdbeben bis zu 60 Kilometer Tiefe etwa. Und es gibt auch andere Erdbeben, die sehr viel flacher ihren Auslöser haben.
Beispiel Anden
Und außerdem zeigt es sich, dass immer, wo der Meeresboden absinkt über die Kontinente, auch es dazu führt, dass hier jetzt Vulkanschlote entstehen, die durch den ganzen Kontinent hervorreiten und diese Berge hier oben aufbauen. Die höchste Erhebung in Südamerika - gestern haben wir darüber gesprochen, in Argentinien, die ist ungefähr 6000 Meter hoch - ist ein Vulkan [Anmerkung: der höchste Berg Südamerikas, der Aconcagua (6961m) ist nicht vulkanischen Ursprungs; wahrscheinlich ist hier der 68m niedrigere Nevado Ojos del Salado (6893m) gemeint, der zweithöchste Gipfel Südamerikas, der bis heute vulkanisch aktiv ist]. Also die ganzen Anden sind vom Feuerland bis oben nach Mittelamerika, sehr stark vulkanisch geprägt. Es sind nicht nur vulkanische Gesteine, aber doch in ganz erheblichem Umfange. Und es setzt sich fort durch Mittelamerika bis rauf in die Rocky Mountains, die auch so von Vulkanen begleitet sind. An sich andere Gesteine sind, aber vulkanische Schlote bauen da oben dann vulkanische Kegel auf. Das hängt mit diesen Störungen hier unten [unter den Kontinent absinkende ozeanische Kruste] zusammen, die durch den Fortschritt der Kontinentalverdriftung entstanden sind.
Das Phänomen, was man dabei sehen kann, ist, dass hier ein Steilabfall der Anden bis in die tiefsten Tiefen, also ungefähr noch mal so tief runter, wie sie sich da oben raushacken, ohne Kontinentalschelf ausgebildet ist. Und dass man davon ausgeht, dass durch das Driften der Kontinente in diese Richtung allmählich eben diese Gebirge aufgestaut worden sind, erhoben worden sind, hochgehoben worden sind, dadurch, dass sie kollidieren hier mit der Pazifischen Platte. Wir haben ja über die Platten gestern schon gesprochen. Und diese Platte, die hier anstößt, an den Südamerikanischen, die Nasca-Platte, die relativ klein ist im Verhältnis zur Pazifischen, aber offenbar mit einem ungeheuren Bewegungsdruck in diese Richtung gegen den Kontinent anbrandet.
Frage: Aufstauung oder Vulkanismus?
[Student 1]
Diese Stauung der amerikanischen Platte, dieses Aufwölben der Anden, mit dem Material, mit dem Granit, das sehr hart ist. Und die erste Frage, ist das durch diese Stauung tatsächlich passiert, dass sich diese Aufwölbung ergibt, oder ist es, wie gesagt, dass diese Schlote sich dort durchziehen und die Vulkane den Aufschluss machen, oder ist es dadurch geprägt? Stauung oder durch Vulkane, die Anden?
[M. Klett]
Also, es ist so, es gibt natürlich hier in den Anden auch Faltungen. Aber im Wesentlichen ist das Ganze gehoben. Es ist ein gehobener Meeresboden. Ich habe ja schon das Beispiel Titicaca-See genannt. Der Titicaca-See liegt in Bolivien oben, auf ungefähr 5000 Meter Höhe. So weit ist ein ehemaliger Meeresboden, der da heraufgehoben worden ist. Dieser See enthält Organismen, die noch ihren Ursprung herleiten von Meeresorganismen. Also, man findet dort eine Fauna vor im Titicaca-See, die noch darauf schließen lässt, dass die ursprünglich eigentlich mehr in den Weltmeeren beheimatet waren. Also, es ist im Wesentlichen hier eine Hebung in den Anden. Die Schubkräfte sind auch wirksam. Also, ich war selber noch nicht in den Anden. Ich weiß nicht, wie stark die Faltungen dort sind. Aber ich weiß nur, dass gebirgsbildend hier mehr die Hebungen vorherrschen, ähnlich bei den Rocky Mountains. Also, zum Beispiel die ganze Platte, durch die der Colorado River durchgeht, uralte Ablagerungen, die sich da auftürmen, das ist alles gehoben. Das sind auch ehemalige Tiefseeböden, also mal überflutet gewesene Böden, die jetzt da hochgehoben worden sind auf ungefähr 2.000 oder so was Meter Höhe.
[G. Gebhard]
Also, Alexander von Humboldt beschreibt, die haben, als sie dann mit den Vermessungen ins Land fuhren, mit dem Vermessungsschiff, ein Seebeben erlebt, kommt zwei Tage später an die peruanische Küste, und etwa drei bis vier Meter über dem Meeresspiegel sind noch stinkende Niesmuscheln an den Felsen. Das heißt, dieses Seebeben, das sie erlebt haben, das haben sie nachher gesehen, hatte eine Hebung von mehreren Metern innerhalb von ganz kurzer Zeit. Über vier Meter über dem Meeresspiegel sind noch stinkende Niesmuscheln fest am Felsen klebend. Das heißt, das sind wirklich ganz gewaltige Bewegungen.
[M. Klett]
Also durch Hebungen.
[G. Gebhard]
Im Meterbereich, durch den Stauch verursacht.
Frage: Warum dringt die Magma nach oben?
[Student 1]
Ich habe das, ... ein Verständnis-Ding, warum sich dieses flüssige, dieses zähflüssige Magma durch den ewig langen Weg, durch dieses harte Material sucht, um irgendwo da oben rauszukommen, anstatt sich [...?] einfach den Weg des geringsten Widerstandes zu suchen.
[M. Klett]
Diese ganzen vulkanischen Erscheinungen sind mit der Entwicklung dieser Hebungen mitgegangen. Sie sind ja nicht nur nachträglich entstanden, sondern sie sind ja mitgegangen. Es gibt ja zum Beispiel in Südamerika gewaltige Basaltergüsse, also gewaltigster Art, also insbesondere dann hier in diesem Bereich, die selbstverständlich mit diesen ganzen Vorgängen im Zusammenhang stehen. Also mehrere Schübe von Sedimentationen, zum Beispiel Rio Grande do Sul, das sind Basaldecken von einer Ausdehnung, das ist unglaublich. Und das ist natürlich, die ganze Kontinentalverschiebung hängt zusammen mit ungeheuer starken vulkanischen und sonstigen Erscheinungen. Also es ist nicht, nachträglich irgendwann mal hat sich da ein Schlot durchgebohrt, sondern das sind Spalten, das sind Spaltöffnungen, die seit Urzeiten bestehen, schätzungsweise.
[Studentin 1]
Die vulkanische Aktivität gibt es heute fast gar nicht mehr, in dieser argentinischen Region.
[Studentin 2]
Wo meinst du?
[Studentin 1]
In Vulkan.
[Studentin 2]
Aber wo?
[Studentin 1]
Im Vergleich zur Urzeit.
[Studentin 2]
Das stimmt. Dass es heutzutage nicht so viele Aktivitäten in den Vulkanen gibt, als vorher.
[M. Klett]
Ja, das ist klar. Also die vulkanischen Aktivitäten waren natürlich in relativ frühen Zeiten, denn die Basaltvorkommen hier im östlichen Tiefland von Brasilien, die stammen ja nicht aus diesen Basaltvorkommen, die wir hier haben, aus dem Tertiär, sondern die stammen aus dem Spätpaläozoikum, da kommen wir noch drauf zu sprechen.
Konvektionsströmungen als Antrieb der Plattenbewegungen
Jetzt wollte ich nur noch auf eins hinweisen, dass hier diese unglaubliche Erhebung ist, des Tiefseebodens, und dass hier offensichtlich von unten jetzt Lava aufsteigt, also richtig vulkanisch könnte man sagen, und ständig hier rechts und links Material ansetzt, was dann in diese Richtung hier abdriftet. Das ist ein Phänomen, und dieses Phänomen tritt wunderbar in Erscheinung in Island. Island liegt als Insel mitten auf dem mittelatlantischen Rücken obendrauf, das heißt, das was sonst untermeerisch ist, erscheint in Island an der Oberfläche, einschließlich aller vulkanischen. Island ist ein reines Basaltgewirr, könnte man sagen. Also man muss mal in Island gewesen sein, das ist eines der tollsten Erlebnisse, die man da haben kann, wie da Feuer und Wasser ständig im Wechselspiel stehen. Da kocht der Boden förmlich, die Erde kocht da, und hier hat man das mit wunderschönen Absonderungen basaltischer Säulen zu tun, erhärtet.
Also hier bildet sich ständig sozusagen ein Jungbrunnen in der Erdenentwicklung, die dazu führt, dass diese untermeerischen Basaltböden jetzt in Richtung nach Westen und offensichtlich auch in Richtung nach Osten strömen. Und da habe ich ganz große Fragen in diesem Zusammenhang, weil nämlich der afrikanische Grundkontinent ein ruhender ist, weitgehend ruhender, zumindest was in seiner ostwestlichen Richtung angeht. Nord-südlich ist es ein bisschen anders. Aber jedenfalls findet man nicht hier [Westküste Afrikas] dasselbe Phänomen wie hier [Westküste (Süd-)Amerikas], unter der Basis Afrikas.
So und jetzt macht man sich natürlich heute Vorstellungen, was sind die treibenden Kräfte, dass hier Erdmantelmassen aufsteigen, zu Lava werden, also erst in Kontakt gegen die Erdoberfläche sich verflüssigen, durch Sauerstoffzufuhr sich verflüssigen, während hier unten die eigentlich zäh, flüssig ist schon noch zu viel gesagt, man stellt sich das vor eben plastisch, plus minus, plastisch, wie auch immer, also die Begriffsbildung ist da schwierig. Und dann stellt man sich jetzt vor, dass unter den Kontinenten dieser äußere Erdmantel in seiner Plastizität ständig in Bewegung ist, und zwar in Konvektionsströmungen, in der Art, dass hier jetzt in dieser Richtung eine Konvektionsströmung nach Westen geht und in dieser Richtung hier eine Konvektionsströmung in Richtung Afrika. Und die setzt sich dann hier fort und taucht hier unter und kehrt hier zurück und taucht hier wieder auf. So etwa denkt man sich das. Das ist also hier, strömt hier weg, kehrt um und strömt dann hier wiederum in Richtung des mittelatlantischen Rückens.
[Studentin 2]
Wie heißt das nochmal?
[M. Klett]
Konvektion.
Globale Verteilung der tektonischen Platten
Und so ähnlich stellt man sich das hier vor [östlich des S-Amerikanische Kontinentes], dass hier auch so eine Strömung hier abtaucht und dann hier irgendwo wieder auftaucht. Es gibt hier auch diese pazifische, die Nasca-Platte, grenzt an die pazifische Platte an und auch da ist eine starke Störungszone, wo vulkanische Tätigkeit ist. Also das ist die Vorstellung heute und da kann man..., da gibt es auch Theorien über Theorien. Und kein Mensch kann das natürlich sehen, sondern man kann nur schließen. Ja, das kann eigentlich nur ein Wärmephänomen sein, dass die Kontinente hier nach Westen driften, Afrika nicht, auf Grundlage dieses ständig neu bildenden Meeresbodens, die dann auseinander drängen und dadurch die Kontinentaldrift verursachen. So denkt man sich das. Kein Mensch hat das gesehen, und insofern sind es also Schlussfolgerungen und damit abstrakt. Aber gut, manche Phänomene deuten darauf hin, dass man das so annehmen muss, aber das löst sich dann auch bald wieder auf, weil andere Phänomene dagegen sprechen.
Jetzt wollte ich nur noch auf eines hindeuten in diesem Zusammenhang. Das ist, dass diese Meeresböden bzw. diese mittelatlantische Schwelle hier, dass da plötzlich auch so Erdmantelmaterial heraufsteigt und die Tiefseeböden bildet und offensichtlich die Kontinente auseinander drängt, dass solche Tiefseeschwellen sich rund um den ganzen Erdball finden. Und das wollte ich doch noch einmal Ihnen zeigen. Da ist mal eine Karte angefertigt worden, die hatten wir hier auch, die ist jetzt aber verschwunden. Irgendwann verschwindet auch alles wieder. Also hier ist jetzt nicht die Gesamtkarte, leider Gottes, drin, sondern nur die Karte des Atlantischen Ozeanes.
Können Sie das einigermaßen erkennen? Hier oben ist Island, Spitzbergen. Von dort über Island hinweg geht hier wie eine große Schlange dieser mittelatlantische Rücken herunter bis an die Antarktis, nicht ganz bis hin. Und dann kommt südlich von Südamerika auch ein solcher Rückenzug, begegnet diesem und setzt sich fort, südlich von der Antarktis und Afrika, und in der Höhe des südlichen Indik, also jenseits von Mosambik, kommt der plötzlich wieder hoch, wendet sich bis in den Golf von Aden. Also ich zeige es mal hier auf der Tafel. Das ist hier der mittelatlantische Rücken, der geht hier so herunter. Und hier kommt vom Pazifik hier auch einer, die treffen sich hier, dann zieht er sich fort und hat hier wieder einen Ableger, der geht herauf bis in den Golf von Aden hier. Und dann setzt sich das Ganze fort, südlich von Australien, Neuseeland und taucht dann hier wieder hoch und zieht sich herauf, hier jetzt in diese Richtung bis an den St. Andreasgraben hier bei San Francisco. Also eigentlich noch südlicher, das ist der Golf von Mexiko hier, dieses Meer. Da verschwindet er unter dem Kontinent, und hier gibt es noch kleine Abzweigungen hier nach Südamerika und Mittelamerika. Und das ist hier die Nasca-Platte, die stößt an diesem Höhenrücken auch an. Und das ist die pazifische Platte hier.
Also wir haben ja von sieben Platten gesprochen, südamerikanische, nordamerikanische, pazifische Platte und dann die afrikanische Platte, dann die Antarktis, Australien verbunden mit Indien, das wird als eine Platte gerechnet, und dann Eurasien. Und kleinere Platten gibt es noch hier in dieser Störungszone, die sogenannte arabische Platte, die türkische Platte hier, die ägäische Platte und dann gibt es hier noch in der Karibik auch noch eine kleinere Platte als Störungszone und dann die Nasca-Platte hier. Interessant ist, dass es sieben Großplatten gibt und fünf Kleinplatten. Und zusammen sind es zwölf. Dann stimmt die Sache wieder. Also so in etwa.
Klimatische Auswirkungen
Und jede dieser Platten wandert gleichzeitig oder reibt sich an anderen und dadurch entstehen dann eben auch diese großen Erdbebenzonen. Und das wollte ich auch nochmal erwähnen, dass wenn man so auf die Erde hinschaut und dann die Gebirgszüge aufsucht, dann wird man finden, dass von den Pyrenäen über die Alpen, die Karpaten, dann über die iranischen Gebirge bis in den Himalaya sich fortsetzen, eine horizontale Gebirgsbildung zu konstatieren ist. So. Und dem steht hier gegenüber die vertikale Gebirgsbildung hier, vor allen Dingen an den westlichen Küstenzonen von Süd- und Nordamerika. Man spricht deswegen von dem Gebirgskreuz der Erde. Gebirgskreuz, eine horizontale.
Deswegen sind die klimatischen Verhältnisse hier auch völlig anders, weil dieser Gebirgszug eben Ost-West geht, während er hier in Nord-Süd geht. Sodass in Amerika einmal die Eiszeiten viel weiter nach Süden vorgedrungen sind. Und andererseits die klimatischen Verhältnisse im mittleren Westen Amerikas also manchmal unerträglich sind. Einerseits unglaubliche Hitzewellen vom Süden, andererseits wieder unglaubliche Kältewellen vom Norden. Das haben wir hier in Europa nicht, wegen dieser Ost-West-Orientierung.
Jedenfalls diese Gebirgszüge hier sind eben sehr stark vulkanisch aktiv und ziehen sich hier oben rüber und kommen hier wieder zurück. Hier über die Philippinen und die ganzen indonesische Archipel setzt sich fort hier runter bis nach Neuseeland und hier die verschiedenen Atolle, die da sind. Es ist der sogenannte zirkumpazifische Vulkanismus oder die zirkumpazifische Gebirgsbildung rings um diesen Raum her. Und das ist mal wichtig in Erinnerung zu behalten, weil wir da vielleicht nochmal drauf zurückkommen werden.
Jetzt habe ich leider auf diesem Bild hier nur den Atlantik abgebildet, aber es gibt auch ein Gesamtbild dieser Tatsache, dass diese untermeerischen Gebirgsschwellen ein ganzes System bilden, rund um den Erdball.
Oh Gott, die Zeit vergeht.
Goethes Aufsatz über den Granit
Ob wir das noch hinkriegen, weiß ich nicht zeitlich. Ich wollte Ihnen zum Abschluss nochmal wenigstens ein paar Sätze von Goethe vorlesen über den Granit. Er hat ja diesen Aufsatz geschrieben, wo er so mal richtig ein Verhältnis schildert, wo der Mensch immer mit dabei ist. Also nichts außerhalb, sondern... über den Granit. Das weiß ich nicht, das muss ich glaube ich abkürzen... Die Zeit ist schon so weit hergekommen. Ich lasse mal den ersten Teil weg.
Also da hat er später nochmal von Ägypten, von den Spitzsäulen, das heißt den großen Obelisken, die ja alle aus Granit sind, aus Syenit eigentlich, und da sagt er noch Folgendes:
"Aber diese Meinung verwehte geschwind und die Würde dieses Gesteins wurde von vielen trefflich beobachtenden Reisenden endlich befestigt. Jeder Weg in unbekannte Gebirge bestätigte die alte Erfahrung, dass das Höchste und das Tiefste Granit sei. Dass diese Steinart, die man nun näher kennen und von anderen unterscheiden lernte, die Grundfeste unserer Erde sei. Worauf sich alle übrigen, mannigfaltigen Gebirge hinauf gebildet. In den innersten Eingeweiden der Erde ruht sie unerschüttert. Ihre hohen Rücken steigen empor, deren Gipfel nie das alles umgebende Wasser erreichte. So viel wissen wir von diesem Gestein und wenig mehr. Aus bekannten Bestandteilen, auf eine geheimnisvolle Weise zusammengesetzt, erlaubt es ebenso wenig, seinen Ursprung aus Feuer wie aus Wasser herzuleiten."
Goethe, der zwischen den Neptunisten und den Plutonisten dazwischen stand, weder Feuer noch Wasser herzuleiten.
"Höchst mannigfaltig in der Größeneinfalt wechselt seine Mischung ins Unzählige ab. Die Lage und das Verhältnis seiner Teile, seine Dauer, seine Farbe, ändert sich mit jedem Gebirge. Und die Massen eines jeden Gebirges sind oft von Schritt zu Schritt wieder in sich unterschieden und im Ganzen durch doch wieder immer einander gleich. Und so wird jeder, der den Reiz kennt, den natürlichen Geheimnissen für den Menschen haben, sich nicht wundern, dass ich den Kreis der Beobachtungen, den ich sonst betreten, verlassen und mich mit einer recht leidenschaftlichen Neigung in diesen gewandt habe. Ich fürchte den Vorwurf nicht, dass es ein Geist des Widerspruches sein müsse, der mich von der Betrachtung und Schilderung des menschlichen Herzens, des jüngsten, mannigfaltigsten, beweglichsten, veränderlichsten, erschütterlichsten Teiles der Schöpfung, zu der Beobachtung des ältesten, festesten, tiefsten, unerschütterlichsten Sohnes der Natur geführt hat. Denn man wird mir gerne zugeben, dass alle natürlichen Dinge in einem genauen Zusammenhange stehen, dass der forschende Geist sich nicht gerne von etwas Erreichbarem ausschließen lässt. Ja, man gönne mir, der ich durch die Abwechslungen der menschlichen Gesinnungen, durch die schnelle Bewegung derselben in mir selbst und in anderen manches gelitten habe und leide, die erhabene Ruhe, die jene einsame, stumme Nähe der großen, leise sprechende Natur gewährt. Und wer davon eine Ahnung hat, folge mir. Mit diesen Gesinnungen nähere ich mich euch, ihr ältesten, würdigsten Denkmäler der Zeit. Auf einem hohen, nackten Gipfel sitzend, ..."
... er sitzt oben auf dem Harz, alles Granit,
"... Gipfel sitzend und seine weite Gegend überschauend, kann ich mir sagen, hier ruhst du unmittelbar auf einem Grunde, der bis zu den tiefsten Orten der Erde hinreicht. Keine neuere Schicht, keine aufgehäufte, zusammengeschwemmte Trümmer haben sich zwischen dich und den festen Boden der Urwelt gelegt. Du gehst nicht wie in jenen fruchtbaren, schönen Tälern über ein anhaltend Grab, diese Gipfel haben nichts Lebendiges erzeugt und nichts Lebendiges verschlungen. Sie sind vor allem Leben und über alles Leben. In diesem Augenblicke, da die innen anziehenden und bewegenden Kräfte der Erde gleichsam unmittelbar auf mich wirken, da die Einflüsse des Himmels mich näher umschweben, werde ich zu höheren Betrachtungen der Natur hinaufgestimmt. Und wie der Menschengeist alles belebt, so wird auch ein Gleichnis in mir rege, dessen Erhabenheit ich nicht widerstehen kann. So einsam sage ich zu mir selber, indem ich diesen ganz nackten Gipfel hinabsehe und kaum in der Ferne am Fuße ein gering wachsendes Moos erblicke. So einsam, sage ich, wird es dem Menschen zumute, der nur den ältesten, ersten, tiefsten Gefühlen der Wahrheit seine Seele eröffnen will. Ja, er kann zu sich sagen, hier auf dem ältesten, ewigen Altare, der unmittelbar auf die Tiefe der Schöpfung gebaut ist, bringe ich dem Wesen aller Wesen ein Opfer. Ich fühle die ersten, festesten Anfänge unseres Daseins. Ich überschaue die Welt, ihr schroffen und gelinderen Täler und ihre fernen, fruchtbaren Weiden. Meine Seele wird über sich selbst und über alles erhaben und sehnt sich nach dem näheren Himmel. Aber bald ruft die brennende Sonne, Durst und Hunger, seine menschlichen Bedürfnisse zurück. Er sieht sich nach jenen Tälern um, über die sich sein Geist schon hinausschwang. Er beneidet die Bewohner jener fruchtbaren, quellreichen Ebenen ..."
... und so weiter. Das ist so eine Stimmung, wie ein Mensch sich in ein Verhältnis setzt zu dem, was die Grundlage unserer Kontinente abgibt, der Granit. Und da wollen wir dann morgen fortsetzen an dem Punkt. Also das kann man jederzeit mal den ganzen Aufsatz lesen über den Granit. Da verbindet sich wirkliche Erkenntnis, Menschenerkenntnis mit Naturerkenntnis.
So gut, also bis morgen.
Schlussbemerkung
[G. Gebhard]
Dazu noch ein Satz... Diese Zeichnung ist natürlich extrem überhöht. Also das, was da als Vulkanschlot durchgeht, das sieht hier so aus, wie wenn wer die Höhe hätte, die der Kontinent in seiner Ost-West Ausdehnung hat. Das ist immer wichtig, gerade wenn man das mit der ganzen Plattentektonik sich so klar macht, wenn wir uns unsere Erde mit ihren 12.000 km Durchmesser vorstellen, und die Erdkruste mit ihren 60 km Dicke, das wäre bei einer Erdkugel von einem Meter Durchmesser, zwei Millimeter Oberfläche. Nur, dass man sich das größenordnungsmäßig vorstellt. Das heißt, all dieses Geschehen, das dazwischen Mantel und Erdoberfläche geschieht, in diesen oberen 60, 70, 80 Kilometern, das kann man sich, wenn man einen Baum quer schneidet, vorstellen als das Geschehen am Kambium. Und alles, was nach innen und nach außen ist, das Bild kann man weiter verfolgen, aber das, was da an Dynamik geschieht, das ist eigentlich dieser Mikrozellfluss im Kambium. Das, was da an Lebensbewegung stattfindet, das ist von der Oberfläche dieses hauchdünne geschieht. Und das Rätsel, dass beim Baum innen drin das Holz tot und doch lebendig ist, also diese ganzen Fragen, die kann man auch da wieder, wenn die Erde als Organismus ange[?], nochmal anschauen. Nur, dass man so ein klein wenig innerlich dieses Maßstäbliche sich klar macht. Sie hätten das Maßstäblich überhaupt nicht zeichnen können. So dünne Kreide gibt es nicht und so eine glatte Tafel auch nicht, dass man so dünne Linien zeichnen kann.
[M. Klett]
Wie die Erhebungen einer Orangenschale.
[G. Gebhard]
Nur, dass man innerlich das Bild so ein klein wenig flach macht.
[M. Klett]
Gut, also dann.
[G. Gebhard]
Mittag ist nicht, das ist Morgen.
[M. Klett]
Ich lass die hier mal liegen, das ist sehr wertvoll.
[G. Gebhard]
Calcit, da muss man aufpassen.
[Sprecher 1]
Gut, also dann. Schönen Tag noch.
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