Geologie - 11. Folge mit Manfred Klett und Gunter Gebhard, 2017

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Geologie - 11. Folge mit Manfred Klett und Gunter Gebhard, 2017

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[Sprecher 1]

Ich möchte zunächst mal sagen, für morgen, dass ihr möglichst alle einen Hammer in der Hand habt. Ihr könnt euch erholen vom Christopher, der Christopher hat ja noch einen Hammer, dass man mal notfalls mal auf den Stein kloppen kann. Und außerdem die ganzen übrigen Vorbereitungen im Hinblick auf unsere Mahlzeiten, die trefft ihr.

Also ich weiß noch nicht genau, wie das morgen Abend wird, da waren wir bisher immer eingeladen von den Striffjahrts, aber das ist ein kleiner bäuerlicher Betrieb und wenn wir da zu 14 kommen, 14 sind wir inzwischen, dann weiß ich nicht so recht, ob man das denen zumuten kann.

[Sprecher 2]

Tobias Eickhoff, der war hier auch im Februar, ich kenne den von der Landbauschule am Bodensee, der hatte damals wegen einer Beinverletzung, ich möchte ihn auf jeden Fall sehen.

[Sprecher 3]

Nur wenn er rettet, nur wenn er rettet. Alberto weiß es noch nicht, Alberto weiß nämlich genau, weiß noch nicht, aber gestern Abend wisst ihr es nicht genau.

[Sprecher 1]

Wer? Alberto.

[Sprecher 5]

Also sind wir jetzt fest fünf Leute?

[Sprecher 1]

Bitte?

[Sprecher 5]

Sind wir fünf Leute fest? Steht das fest?

[Sprecher 3]

Nicht mehr.

[Sprecher 5]

Steht nicht fest.

[Sprecher 1]

13 oder 14.

[Sprecher 2]

13 oder 14.

[Sprecher 6]

Ja, dann brauchen wir noch ein Fahrzeug.

[Sprecher 2]

Nein, der Tobias kommt mit dem eigenen Auto, das ist kein Problem.

[Sprecher 1]

Und wie steht es dann mit dem Fahren?

[Sprecher 3]

Wir haben einen Bus und einen Pkw und einen Bus.

[Sprecher 1]

Also neun Sitzer plus.

[Sprecher 3]

Ja, plus.

[Sprecher 1]

Gut, und dann eben zusehen, dass wir möglichst pünktlich dann loskommen. Morgen früh sieben Uhr ist eigentlich Stichstunde, Stichminute und gut zur Orientierung. Und wenn es dann noch ein paar Minuten dauert, dann kann man die noch zugestehen, aber so.

[Sprecher 3]

Also ich glaube es wäre cool, wenn wir heute Abend das Essen und alles zusammen haben.

[Sprecher 1]

Man sollte es mir eh schon einräumen, ja.

[Sprecher 3]

Dann wollen wir uns verabreden zum Mittagessen. Oder es geht gleich um die nachhaltige Zeit, ja. Also ich bin ja abhalb der Zeit.

[Sprecher 1]

Also wir fahren ja dann in die Exkursionen, dass wir so zugekommen, dass wir da besprochen haben. Also die Wundsteinstein-Formation, Muschelkalk, Kolber und Jura. In dieses Gebiet fahren wir.

Das ist die süddeutsche große Beckenlandschaft zwischen Schwarzwald und Bayerischer Wald. Und begrenzt oben nach Norden durch die deutschen Mittelgebirge und nach Süden durch die Geosinklinale, also das Allgäu beziehungsweise das vorgelagerte Gebiet vor der eigentlichen Alpenfaltung. Das ist nirgends in der Welt so schön aufgeschlossen wie dort.

Die sogenannte schwäbische Schichtstufenlandschaft, wo diese ganzen Schichten, wo sie gemeint haben, das kann doch gar nicht sein oder wie. Und dass diese ganzen Schichten so stufenweise übereinander lagern, dass man sie stirnseitig erfassen kann, sehen kann vor Augen, wie die Blätter eines Buches. Also da fahren wir hin und haben da so eine Zichtstation.

Sehr wahrscheinlich entschließe ich mich, einen ein bisschen anderen Weg zu fahren als sonst. Also dass wir uns auf Entdeckungsreise begeben, wo ich nicht weiß, was rauskommt. Das ist eigentlich immer das Schönste, weil man sich dann immer mehr überraschen lassen kann.

Aber eben auf der Suche nach einem Steinbruch im Muschelkalk, der vielleicht etwas ergiebiger ist als der andere, den wir bisher mal aufgesucht haben. Das ist ein bisschen ein Umweg, aber da müssen wir gehen, dass wir uns zeitlich wirklich an die Kandal nehmen. Ja, also wir wollen uns jetzt den letzten Ereignissen zuwenden, der ganzen Erdenentwicklung, die noch in die geologische Uhr fallen.

Also die noch in das Tertiär oder Känozool kommen oder Neozool kommen, wie man es nennt. Oder eben in die Zeit der alten Atlantis fällt. Und da möchte ich aber doch noch ganz kurz nochmal zurückschauen auf das, was wir gestern da angesprochen haben in Bezug auf diesen Lebensaufbruch innerhalb der Atlantis.

Man kann wirklich sagen, das ist die größte Wende eigentlich zu der Entfaltung aller Naturreiche, also insbesondere natürlicher Pflanzen- und Tierreiches. Aber auch die Mineralbedeckung der Erde, also das, was wirklich erdenhaft erscheint an der Oberfläche, das formt sich eigentlich in diesem Zeitalter so aus, wie wir es heute eben auch weitgehend vorfinden in den Großstrukturen. Und da möchte ich nur noch auf zwei Punkte hinweisen.

Erstens die Frage nämlich, wie kommt es, dass man heute eine so unglaublich detaillierte Kenntnis hat in Bezug auf die Flora und Fauna dieser Neozoolikums des Tertiäres. Wie ist es möglich, dass man wirklich bis ins letzte Detail alles erfasst hat, weitgehend, das ist unglaublich. Das ist eine weit, weit vergangene Zeit, lang noch vor den Eiszeiten, die alles verändert haben.

Und da möchte ich nur zwei Beispiele nennen, abgesehen davon, dass man natürlich viele andere Orte auch noch hat. Zwei Beispiele nennen, wo man eben tatsächlich die ganze Flora- und Fauna-En-Miniatur heute noch studieren kann. Es gibt einen kleinen Ort, der heißt Oeningen, das ist bei Stein am Rhein, am Ausfluss vom Rhein vom Bodensee in Richtung Basel.

Und an diesem Ort hat man entdeckt eine Ascheschicht, noch vom Ausbruch der Hegau-Vulkane, also speziell des Hohentwiel. Eine Ascheschicht, die sonstigen Aschen sind noch weitgehend abgetragen, aber das war gerade so eine Schutzzone, wo die sich erhalten hat. Und die hat man da mal irgendwie aufgegraben.

Und darunter fanden sich nun nicht Petrifakte in dem Sinne, sondern einfach erhaltene Organismen aus der oberen Süßwassermolasse. Zur Zeit der oberen Süßwassermolasse gleichsam eine Art tropische, subtropische Landschaft trug. Und da findet sich eine so ungeheure Fülle von Insekten hauptsächlich.

Also alles, was man sich denken kann, allein 500 Käferarten dort gefunden, Käferarten, von denen die meisten heute auch schon längst wieder ausgestorben sind. Und andere derartige Insekten. Also da hat sich sozusagen das Buch der Natur regelrecht vor den Augen der Menschen geöffnet.

Und ebenso Blätter von den Bäumen, die damals da von der Asche bedeckt worden sind, hat man dann auf engstem Raum alles vorgefunden. Und eine ähnliche Stelle gibt es, eine andere Art natürlich, aus dem frühen Tertiär, aus dem Eozoikum, in dem, wie nennt man wieder den Namen nicht ein, da bei Halle, dieses sogenannte, nicht Gänseltal, aber so ähnlich, jedenfalls da ist das Eozehn erschlossen, also die Morgenstunde dieser Sonnenaufgang des ganzen Tertiärs im Eozehn ist da erschlossen. Und da hat man also alle die Formen, oder einen Großteil der Formen an Pflanzen und Tieren gefunden, die zu der Zeit in ihrem Anfangsstadium der Entwicklung waren.

Herrgott, das kann doch nicht sein, das kommt mir nach. Das ist bei Halle, in Halle, wo dieses Eozehn einzigartig erschlossen ist. Also aufgrund solcher Orte hat man wirklich aus den einzelnen Zeiten des Tertiärs, ob das jetzt das Eozehn war oder das Oligozehn, in ihren verschiedenen Unterstufungen wieder, unteres Oligozehn, oberes Oligozehn, wo die größten Braunkohlenbildungen seiner Zeit entstanden sind.

Und dann eben das Miozehn, alles findet sich dort in diesen einzelnen Schichten irgendwo hier in Mitteleuropa ganz besonders. Daher hat man diese unglaubliche Kenntnis dieser ganzen Flora und Fauna. Dann wollte ich noch eine ganz kleine Bemerkung machen, die mich immer wieder beschäftigt hat und wo ich keine so ganz klare Antwort drauf habe.

Nämlich die Tatsache, dass bei diesen letzten großen Gebirgsbildungen, das war natürlich schon bei der waristischen Gebirgsbildung im Paleozoikum und auch in der kaledonischen Gebirgsbildung der Fall, aber jetzt noch einmal in der Gebirgsbildungen während des Tertiärs, der Alpenfaltung zum Beispiel, dieses Phänomen, dass da wieder Granit erscheint und kristalline Schiefe und Gneise und all diese Gesteine, die eigentlich kennzeichnend sind für die Zeiten, als die Erde im Archaikum sozusagen die Granite gebildet hat, als Wiederholung der alten polarischen Epoche, also ein Ausdruck des Wärmekörpers, des alten Saturn, in Wiederholungen und Wiederholungen im Archaikum, dass das jetzt wieder in diesen Gebirgsbildungen auftaucht.

Ganz jung, wieder Granitbildungen, keine uralten und ebenso diese kristallinen Schiefe. Und ich bin eigentlich zu der Erkenntnis gekommen, dass es noch einmal Wiederholungen sind, dieser alten Zeiten, also dieses saturnische Element, das in der Granitbildung zum Meersraumausdruck kommt und eben das Kristallin ganz allgemein, was mehr ein Ausdruck ist der Wiederholung der alten Sonnenperiode, der Sonnenwiederholung der hyperboreischen Zeit. Man findet eben tatsächlich in den Alpen Granite, ältere Granite, das sind mehr die Zentralalpen, also auch in ihrer Struktur, in ihrer ganzen so Eigenart, so Eigen, möchte ich mal sagen, von Ort zu Ort so Eigen in den Zentralalpen.

Und dann findet man plötzlich ganz, ganz junge Granite ganz am Ende der Alpenverhaltung, die noch einmal hervorbrechen in den Südalpen, das sogenannte Bergell. Also das Bergell, das liegt am Ende, am westlichen Ende des Engadin, das ist also, das ist wieder weg, in dem Kanton Graubünden, und zwar ganz im Südwesten unten, wo es an den Comer See anstößt. Und da findet sich das Bergell, das sind solche wunderbaren Granite, ganz jung, man hat das nachgewiesen, wie man das eben so versucht, aber jedenfalls deutlich zeitlich, deutlich jünger als die anderen Granite im Zentralalpen.

So wunderbare Granite, also das lohnt sich allein schon, wegen dieser Granite da mal hinzufahren und da mal zu wandern. Übrigens habe ich damals da auch den Aquamarin gefunden. Also das wollte ich nur noch mal anfügen, dass man auffassen kann, die ganzen großen Gebirgsbildungen der Erde als noch einmalige Wiederholungen ureltester Erdenbildungsvorgänge.

Diese Gebirgsbildungen sind immer eingeschaltet in die großen Zeitalter. Die Alpen in das Neozorikum, die skaledonischen und bariskischen Gebirgsbildungen eben im Altpaläozorikum, beziehungsweise in der Wiederholung der alten Mondenentwicklung. Das ist eine Vermutung von mir, dass es so ist, aber man ist wirklich überrascht, wenn man die übrigen Kalkalpen sieht, also die Südalpen, die Nordalpen, dass das alles Elementgesteine sind, die da aufgetürmt sind.

Aber in der Mitte tauchen dann diese wunderbaren, in aller Vielfalt, Kristallinen, Schiefer und Granit und so weiter auf. Das nur noch zur Ergänzung. Wiederholungsstufen in der Erdenentwicklung bis in die jüngste Vergangenheit.

Jetzt wollen wir uns aber dem letzten großen Ereignis des Tertiäres des Neozorikums zuwenden. Ich habe gestern an die Tafel geschrieben, das Paläozorikum, das Eozorikum, das Paläozenen, Eozenen, Oligozenen, Myozenen und Pliozenen. Das sind die großen Entwicklungsschritte des Tertiäres.

Die Alpenfaltung endet in etwa im oberen Myozenen und dann kommt das Pliozenen und fängt schon im großen Stil auch während der Alpenfaltung selbst die Abtragungen an. Also das Pliozenen ist schon mehr so eine Art beginnende Trümmeransammlung dieser gewaltigen Erdbildungsvorgänge. Aber es finden noch letzte Ereignisse statt.

Ich habe das ja genannt, dass die Rinder, was man die Wiederkäuer nennt, dass die eben da ungefähr erst in Erscheinung treten, als letzte. Die Stoffwechseltiere treten als letzte in Erscheinung. Die Kopftiere treten als erste in Erscheinung.

Da gehören sogar die Protozoen dazu. Das sind alle Kopfbildungen, wo während der Mensch sozusagen sein Nervensinnessystem sich eben ausgebildet hat, eben da etwas ausgesetzt worden ist in die Welt, was alle diesen kopfartigen Charakter hat. Die Cephalopoden, so heißen die ja, Kopffüßler, die Tintenfische und so, in den Weltmeeren.

Und dann gab es eine Zeit, wo mehr die Rhythmustiere, wo mehr das Mittlere des Menschen sich im Tierreich kundgibt, also in den Reptilien und so weiter. Aber dann eben die Säugetiere zuletzt, im Tertiär, ganz schwerpunktmäßig jetzt ihre Entwicklung haben. Und am Ende dieser ganzen Entwicklung stehen eigentlich die Stoffwechseltiere, die das noch, ja wie soll ich sagen, das Lebendigste im menschlichen Leib oder überhaupt im tierischen Leib zur Ausbildung kommt, einschließlich der Extremitäten, also dass sie sich auf die Erde wirklich stellen und nicht so auf der Erde rumkriechen wie Reptilien noch.

Also das ist alles vorausgegangen. Jetzt kommt als letzte Periode des Tertiär, kommt das Pleistocen. Und dieses Pleistocen nennt man auch, hat man früher genannt, das Diluvium, Quartär, Tertiär, Quartär, das Diluvium.

Und es ist eigentlich das Zeitalter der Eiszeiten. Das Eis, die Antikdosen, eine große Veränderung findet statt, also die Erde kühlt sich ab, schon eigentlich seit dem EU10 wird es immer ein bisschen kühler. Im EU10 rechnet man heute noch mit 22 Grad Jahresdurchschnittstemperatur und dann hat sich das so langsam über die folgenden Zeitalter ein bisschen abgekühlt.

Aber jetzt kommt eine Zeit, am Ende des Tertiärs, wo wirklich ein ungeheurer Kälteeinbruch in der nördlichen Hemisphäre zu verzeichnen ist. Und sodass man sagen kann, dass eigentlich das Tertiär oder Neozoikum insgesamt sich ebenso verhält wie auch das Paleozoikum insoweit, als am Anfang eine ungeheure Lebensentfaltung stattfindet und jetzt am Ende eine grenzenlose Zerstörung. Ein Sterben.

Es ist immer wieder dieses Motiv des Werdens in aller Fülle und dann plötzlich kommt es zu Ende, hat seinen Höhepunkt erreicht und überschritten und jetzt kommt es zu einem großen Sterben. Und dieses Sterben des Tertiärs kann man sagen, die Zertrümmerung förmlich des Tertiärs, kann man eben sehen in dieser letzten Phase der Eiszeiten. Und das ist wirklich auch nach wie vor ein großes Rätsel, wie die Eiszeiten zustande kommen.

Ich glaube, da gibt es eine ganze Masse Theorien, aber ich habe mich noch nie zu irgendjemandem bekennen wollen. Man denkt da an die Veränderung des magnetischen, oder des Poles, der Erdachse, die Stellung der Erdachse, dass die gewandert ist, mehr vom Westen an einer bestimmten Kurve macht sie zu dem Punkt, wo sie heute noch Nordpol ist oder Südpol ist, dass die Erdachse sozusagen verschiedene Neigungen hatte gegenüber der Sonne. Das sind so die Gesichtspunkte, die man da hat.

Aber was da jetzt, ob das noch ein viel komplizierteres Zusammenspiel von Kräften ist, das mag jetzt mal dahingestellt sein, dass es eine Tatsache ist.

[Sprecher 2]

Eines dazu, vielleicht sehr interessant, dass man Rhythmusübereinstimmung hat. Die Eiszeiten in der Erdgeschichte und ein Umlauf des Sonnensystems ums Zentrum der Milchstraße, da ist eine gewisse Übereinstimmung. Also da scheinen ganz großrhythmige Dinge in unserer Galaxie mit der Rolle zu spielen.

[Sprecher 1]

Das ist gewaltig. Das ist natürlich gewaltig. Also ich habe das nicht weiter verfolgt, was der heutige Stand der Dinge ist, aber man hatte auch schon vor Jahrzehnten verschiedene Theorien.

Auch Gustav Steiner hat sich im Übrigen mit dieser Sache sehr beschäftigt in seinen jungen Jahren. Also Tatsache jedenfalls ist, das sind die Eiszeiten. Eine ganz starke Abkühlung in der nördlichen Hemisphäre und gleichzeitig eine starke Erwärmung, beziehungsweise ein sehr temperiertes Klima in der südlichen Halbkugel.

Also die ganze Sahara war damals grün und sehr bevölkert. Und die Wüste hat geblüht und war ergrünt und es war dort eine sogenannte Pluvialzeit. Man nennt es also eine Regenzeit, also wirklich ein sehr mildes Klima.

Und man kann ja, wenn man in die Sahara kommt oder auch überhaupt in Afrika, so in den extremsten Gebieten, wo man genauer guckt auf der Erde, da hat man plötzlich eine Pfeilspitze in der Hand oder irgendeinen Faustkeil in der Hand oder sowas. Also Zeugnisse und überall die Felszeichnungen. Also in der Zentralsahara findet man die tollsten Felszeichnungen, beziehungsweise dann zum Beispiel im Südwesten, in der Wüste Namib, also eine der tollsten Wüsten, die es überhaupt gibt auf der Erde.

Da gibt es also Felszeichnungen von einer derartigen Schönheit, die hätte man überhaupt nicht vermöglicht. Was da die Eiszeitkunst, also was die da hervorgebracht hat, mit wenigen Strichen das Wesen einer Sache zu erfassen. Das ist also die Lage, denn die Südhalbkugel mildes Klima, die Nordhalbkugel eiskalt.

Aber das nicht durchgängig, sondern auch in ständigen Wiederholungen. Das ist auch ein ganz großes Rätsel. Diese nördliche Vereisung hatte ihre größte Aussehnung in Nordamerika.

Nordamerika war von Karawag runter 2500 Kilometer bis in den mittleren Westen hinunter vereist. Also man muss sich das vorstellen, etwa auf der Breite von Sevilla, jetzt auf Europa bezogen, von Sevilla über Sizilien bis nach Athen. Wenn man diese Breite in Amerika aufsucht, bis dahin ist das Eis vorgeschossen, von Nord nach Süd.

Und zwar in einer geschlossenen Eisdecke, von Rockins bis rüber nach Grönland. Und in Europa war aber auch über die Hälfte von Europa von Eis bedeckt.

[Sprecher 4]

Das bezieht sich nochmal an die Frage, und zwar das ganze Eis, das Wasser, was im gefrorenen Zustand auf der Erde liegt und sich jetzt über die Erde bewegt, ist ja letztendlich nicht mehr Teil des Meeres. Wie ist das Verhältnis jetzt mit diesen Wassermassen? Wo ist das Wasser geblieben für diese Bildung dieser Eismassen, die sich ja doch nicht mehr als Wasser zurückgestellt haben?

Das ist ja gebunden gewesen. Wie ist das jetzt verständlich, dass die Erde geblieben ist?

[Sprecher 1]

Also bei den großen Vereisungen war der Meeresspiegel stark gefallen. 100 Meter Tiefe, 80 bis 100 Meter Tiefe bei der größten Vereisung. Also die ganze Nordsee war Festland, bis auf Pfützen sozusagen.

Auch die Ostsee konnte man durchwandern. Man findet heute offenbar, also ich höre das immer wieder, lese das, dass man am Boden der Nordsee sowohl am Boden der Ostsee alte Reste von Siedlungen findet. Die stammen aus dieser Eiszeit, aus diesen Eiszeiten.

Ich komme dann gleich nochmal darauf zurück. Also Europa über die Hälfte vereist. Stellen Sie sich das doch mal so vor.

Und jetzt unterscheidet man vier große Eiszeiten, wobei das auch unsicher geworden ist. Es gibt welche, die behaupten, es seien viel mehr Eiszeiten gewesen, sechs mindestens. Und in Norddeutschland kann man im Wesentlichen drei Eiszeiten unterscheiden.

Es gibt wohl auch noch eine vierte, aber die ist nicht so klar eingrenzbar. Während in Süddeutschland man vier Eiszeiten unterscheiden kann. Wie auch immer, es ist ein gewisser Rhythmus da.

Eine Eiszeit, die sich voll entwickelt und dann plötzlich der Eispanzer wieder zurückschmilzt. Und dann eine Warmzeit, die sich dazwischen schaltet, eine Interglaziale, wie man das nennt. Und wo dann wieder die ganze Vegetation, auch die ganze Tierwelt sich einfindet.

Sogar Bodenbildungen stattfinden. Und dann plötzlich wieder ein neuer Eisvorstoß von Norden nach Süden und von den Alpen ins Vorland. Und mit unter Umständen größter Ausdehnung, das werde ich gleich darauf zurückkommen.

Und dann zieht es sich wieder zurück, wieder ein Interglazial, wieder eine Warmzeit und wieder ein erneuter Vorstoß von Norden nach Süden. Also gewaltige Vorgänge. Also ich möchte mal nur diese Eiszeiten kurz beim Namen nennen.

Weil die sind, es ist ja immer wieder die Rede davon, dass man es mal einordnen kann. Also wir unterscheiden eine nordliche Vereisung von Skandinavien, von Fennoskanja, von Norwegen, Schweden, Finnland, ausgehend nach Süden. Ein riesen Eispanzer, bis zu 3000 Meter mächtig, lagert sich über die Lande, wandert über die Ostsee und beziehungsweise durch die Senken der Nordsee und Ostsee und erreicht also die deutschen Mittelgebirge.

Da prallt der Eispanzer an. Und von Süden, da gibt es ja eine südliche Vereisung von den Alpen nach Norden und auch etwas nach Süden. Nicht so toll, aber nach Norden sehr viel stärker.

Auch ein großer Eispanzer, der aber mehr, das gilt letztlich auch für die nördliche Vereisung, aber dort zieht man es besonders stark in der südlichen Vereisung von den Alpen nach Norden ins Vorland. Also wenn es die Alpen sind, dann hat sich die Vereisung ausgedehnt bis hierher. Das ganze Vorland vergletschert in der äußersten Vereisung.

Bei den einzelnen Eiszeiten verschieden. Und die nördliche Vereisung, die ist vorgedrungen hier bis an die Grenze der deutschen Mittelgebirge. Die nördliche Vereisung und die südliche Vereisung, die erste, die man deutlich unterscheiden kann im Norden, man spricht dann auch noch von der baltischen Eiszeit, weiß man aber nicht so ganz genau, wie das da so ist, oder jedenfalls von einer früheren, aber die, die man deutlich unterscheiden kann, ist die sogenannte Elster-Eiszeit.

Elster-Eiszeit. Und die ist parallelisiert mit einer, also gleichzeitig hat sich da im Süden die Mindeleiszeit entwickelt. Mindeleiszeit.

Also das ist sozusagen, das sind Ablagerungen, die kann man noch ausmachen irgendwo in der Landschaft. Bei der Elster-Eiszeit besonders schön, weil deren äußerste Begrenzung die sogenannte Flintstein-Linie ist an den deutschen Mittelgebirgen vom Harz auswärts bis in die Karpaten. Zieht sich da also eine Feuerstein-Linie, weil diese Eiszeiten von Norden kommend auch die ganze Kreide, die vorgelagert war im Bereich der Ostsee, weniger im Bereich der Nordsee, die großen Kreideablagerungen wurden aufgearbeitet von dem Gletscher und in der Kreide findet sich der Feuerstein.

Also ähnlich wie diese Kieseleinlagerungen im Weißjura, das habt ihr ja gesehen, diese Kieseleinschlüsse, dasselbe Prinzip findet man dann in der Kreide, also solche Knollen von Feinkristallinen, beziehungsweise geronnener Kieselsäure und festgeworben, die finden sich besonders in den Elsa-Ablagerungen und haben am Stirnende des Gletschers, wo ein weit fernster Vorstoß ist, da gibt es heute eine Feuerstein-Linie, die man deutlich im Gelände finden kann. Und es gibt noch andere Phänomene, die man nutzt, auch so in der Mindeleiszeit, da findet man keine Feuersteine drin, das sind alles Ablagerungen, die eben von dem Alpen her, von den Alpengletschern ins Vorland getragen worden sind.

Und dann gibt es ein Interglacial dazwischen hier und dann kommt die Saaleiszeit, die parallelisiert ist mit der Risseiszeit im Süden. Die Bezeichnungen sind immer Flüsse, also immer bis zu denen diese Eiszeiten jeweils vorgestoßen sind, beziehungsweise deren Einzugsgebiete sich besonders entwickelt haben. Aber ja, die Begrenzungen mehr oder weniger dieser Eiszeiten.

Und diese Saaleiszeit, die hatte nun die allergrößte Ausdehnung in Europa. Und das ist geradezu unglaublich, was sich da vollzogen hat, dass nach so einem Interglacial hier, nach einer warmen Zeit, und die war relativ lang, also das war so warm, dass man Höhlenbeeren gefunden hat in Spitzbergen auf 2000 Meter Höhe. Also keine Eisbeeren, sondern richtige Höhlenbeeren auf 2000 Meter Höhe in Spitzbergen.

Also eine solche Wärme hat dann wiederum ganz Europa das Eis abgeschmolzen, es war alles weg. Und man könnte sagen, das war so eine Zeit, wie wir sie heute haben. Vielleicht kommt dann auch bald wieder mal so ein Eisvorstoß und löscht die ganzen Hochhäuser aus hier.

Das wäre ein gefundenes Fressen. Also das ist eine unglaubliche Warmzeit, die sich hier dazwischen schaltet. Und jetzt kommt dieser riesen Eisvorstoß der Saaleiszeit.

Und der ist auch in Nordamerika am weitesten nach Süden vorgestoßen. Und bei uns eben wurde die ganze Ostsee, die Nordsee, das ganze norddeutsche Tiefland überdeckt von Eis. Und bis hier an die Mittelgebirge, sodass sogar noch die Gletscher, die Täler, raufgekrochen sind in die deutsche Mittelgebirge.

Aufwärts haben sie sich geschoben noch ein Stück weit. Nicht sehr weit, aber immerhin bergauf. Und dann hat der Saalegletscher sogar den Rhein überschritten bei Düsseldorf und ist nach Süden vorgedrungen über Belgien an den Kanal überschritten zwischen England und Belgien, Frankreich, und hat seine großen Ablagerungen auch noch über London abgekippt.

Also da findet man auch die Gesteine und die Gletscherablagerungen zumindest. Man muss natürlich klar sein, dass Schottland damals auch verheißt war. Es war auch eine Eiskappe oben drüber.

Und Nordirland. Aber diese große Vereißerung, die hat sich dann fortgesetzt, also von England hier entlang der deutschen Mittelgebirge, entlang des Riesengebirges, also Schlesien, von Niederschlesien nach Oberschlesien, weit, weit hinein in den russischen Raum. Und ungeheure Massen an Geschieben wurden da von Skandinavien nach Süden transportiert auf diesem Eis.

Ihr wart doch mit Martin in den Alpenmauern. An welchem Gletscher wart ihr? Am Allesgletscher oder so?

[Sprecher 3]

Krone.

[Sprecher 1]

Krone?

[Sprecher 3]

Ja.

[Sprecher 1]

Aber da sieht man nicht mehr viel.

[Sprecher 3]

Aber man kann reingehen.

[Sprecher 1]

Aber der Allesgletscher ist ja da noch ein bisschen imposanter bezüglich. Man sieht, dass dieser Gletscher sozusagen ungeheure Materialmassen auf seinem Rücken transportiert. Das ist so eine Art Mittelstreifen auf dem Gletscherrücken.

Und wenn dann der Gletscher zum Stillstand kommt, dann werden diese ganzen Materialmassen, die da durch Gebirgsstürze usw. auf dem Rücken der Gletscher heruntergestürzt sind, die wandern mit dem Gletscher mit und werden dann an der Stirnseite abgelagert und bilden die sogenannte Stirnmoräne. Und die Stirnmoräne sind meistens gewaltige Schutthaufen voller unterschiedlicher Größen von Material, also vom Schluff über den Feinsand bis zu Grobgehöllen, Felsbrocken, meist schon abgerundet der verschiedensten Art, also Richtertrimmerhaufen.

Und dann gibt es die sogenannten Seitenmoränen, in den Tälern zumindest, wo seitlich auch vom Gletscherrücken allmählich durch Abschmelzen solche Gesteinsmassen angehäuft werden, diese Seitenmoränen. Und dann gibt es die Grundmoränen. Das heißt, das ist die Gebiete, wo der Gletscher sich jetzt drüber bewegt hat und wo fortwährend auch Schmelzwasser sich bildet, was dann unten wegfließt durch alle möglichen Höhlungen usw.

und fein bereits zerriebene Gesteinsmaterial ablagert, sodass die Grundmoränen im Allgemeinen sehr fruchtbare Böden liefern. Das ist feines Material, was sich unter dem Gletscher sedimentiert hat. Und während die Endmoränen sind meistens das allergröbste, was man sich denkt, wo Findlinge, man nennt es Findlinge oder erratische Blöcke, ganz kandidarischer Herkunft sich finden.

Und nun hat man eben festgestellt, dass diese Saale-Eiszeit hier im Norden von Skandinavien herunter diese ganzen Gesteinsmassen transportiert hat, sodass man von London aus bis an den Dschepa in Russland einen Streufächer von den sogenannten Romben-Proführen aus Oslo, aus dem Osloer Raum, gefunden hat. Also Oslo ist natürlich jetzt sozusagen nicht nur der Punkt, das ist natürlich der ganze Umkreis, westlich und östlich, sondern nördlich von Oslo. Diese Gesteinsvorart findet sich in London entlang der ganzen Linie bis an den Dschepa.

Ein riesen Streufächer. Und ebenso hat man dann gefunden von einem zweiten Streufächer, der weiter östlich liegt, die Orland-Inseln, wo man den sogenannten Rapa-Kiwi-Granit, das ist ein ganz spezifischer Granit, der dort ansteht, den hat man gefunden von Holland bis an den Don. Wieder ein irrsinniger Streufächer.

Und dann hat man einen dritten Streufächer gefunden, auch Rapa-Kiwi-Granit von Wilburg, das ist also nördlich von, ja, nordwestlich von Petersburg. Früher gehörte das noch zu Finnland, heute gehört es zu Russland. Das ist auch ein Granit, der dort, ein spezifischer Granit, heißt auch Rapa-Kiwi-Granit, der findet sich jetzt vom Harz bis rüber an das Wolgarknie, also weit, weit, weit tief nach Russland hinein.

Also so muss man sich diese Riesenvereisung vorstellen, wo das meiste Materials von Skandinavien stammt, sodass wir über ganz Norddeutschland und überhaupt in diesem ganzen Riesengebiet Findlinge finden. Man nennt es Findlinge oder erratische Blöcke. Also in Jehova, wo ich ja auch hin und wieder tätig bin in Pommern, hinten in Polen, da habe ich selber mit dem Bagger solche Riesentrümmer tonnenschwer aus dem Boden rausgeholt, weil die Flüge da kaputt gegangen sind.

Und man merkt ja, man ist da mit dem Problem konfrontiert, dass die Steine wachsen. Haben Sie das mal gehört oder gesehen, dass Steine wachsen? Die geben sich immer höher rauf, plötzlich sind sie an der Oberfläche.

Man schließt jedes Jahr Steine, Steine, Steine von den Äckern und plötzlich sind sie doch wieder da. Und dieses Phänomen des Wachsens der Steine, das hängt eben mit den strengen Wintern zusammen, wo die Kälte sehr viel schneller durch die Steine in den Untergrund geleitet wird und dann an der Unterseite der Steine das Wasser gefriert. Und bekanntlich hat das Wasser, wenn es friert, dehnt es sich aus und hebt damit den Stein hoch.

Zusätzlich wird durch das Gefrieren des Wassers noch Kapillarwasser angezogen aus dem Untergrund, sodass es immer mächtiger wird, diese Eisschicht unter den Steinen. Und die heben dabei den Stein immer jedes Jahr ein klein wenig höher, bis er dann plötzlich wieder vom Flugschar erfasst wird und dann voll an die Oberfläche gebracht wird. Das sind also die Findlinge, Riesenbrocken bis zu kleineren Geröllen.

Und aus denen haben die Bauern in Norddeutschland, weit nach Polen hinein, also damals in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, wurden aus diesen Findlingen die Ställe gebaut. Alle Kuhställe, auch sämtliche Ställe, Scheunen wurden gemauert aus diesen Findlingen. Die haben dann diese riesen, abgerundeten Brocken in der Mitte gespalten und dann die gespaltene Außenseite, also nach außen, so eingebaut, die Rundung nach innen, die gespaltene Seite nach außen.

Und genauso an der Innenseite der Wand wie an der Außenseite der Wand, gegeneinander gemauert, das waren immer so dicke Mauern. Und wenn man dann in diese Gegenden kommt, heute sieht man es fast nicht mehr, es ist alles eingerissen. Dann haben, wenn die Sonne morgens aufgegangen ist, hat ein solches Gebäude geglitzert, geglitzert in allen nur reflektierten Farbstrahlungen, die man sich denken kann.

Diese Granite, diese Urgesteine aus Norwegen, Schweden, Finnland, die haben Zusammensetzung von Ort zu Ort, eben eine ungeheure Spielbreite. Und dann glitzert das wie ein Kristallpalast, wie ein Kristallpalast. Aber leider Gottes sind diese Bauwerke heute weitgehend aus den Landschaften verschwunden.

Und ja, also das ist die Saale-Eiszeit, wo man heute damit rechnet, dass sie ungefähr einen Panzer von 3000 Meter Mächtigkeit hatte. Und südlich davon, jetzt die Südvereisung, ist die Risseiszeit. Und die Risseiszeit hat eben auch die größte Ausdehnung hier unten in Süddeutschland gehabt.

Von den Alpen kamen die Gletscher herunter, durch das Rhonetal in der Schweiz, da ging der Rissgletscher noch über die Rhone rüber bei Lyon bis tief nach Frankreich ein. Und dann ist der Rhonegletscher, hat sich das ganze Schweizer Mittelland aufgefüllt und ist sogar noch drübergekrochen über den Schweizer Jura, also weit nach Süden. Und hat sich fortgesetzt, die Schweiz war praktisch total vereist, hat sich fortgesetzt bis in den Schwarzwald, Sigmaringen, Riedlingen und dann hier die größte Ausbuchtung und dann nach Osten sich ziehen.

Eine Riesenausdehnung, der Rheingletscher, der das Rheintal herunterkam über den Bodensee, der ist noch durch die Schwäbische Alp hochgekrochen, also wieder aufwärts. Und ebenso der Gletscher, der aus dem Innental herauskam, immer so große Fächer, die zum Teil dann in der Risseiszeit miteinander verwachsen waren. Große Streufächer von Gletschern, die dann sich miteinander verbunden haben zum Teil jedenfalls.

Später, also hauptsächlich in der Risseiszeit. Und die auch jetzt ungeheure Materialmassen aus den Schweizer Alpen da heruntergebracht haben. Sehr viel Kalke von den nördlichen Kalkalben, aber auch Kristallin aus den Zentralalpen.

Nun, das waren diese beiden. Saale Riss, die größte Vergletscherung in Europa. Wobei man sagen muss, dass diese beiden Vergletscherungen die Überreste von dieser Vorausgegangenen überfahren haben und soweit auch zum Teil getilgt haben, dass man sie nur noch mühsam findet.

Und jetzt haben wir hier wieder ein Interglatial. Und das ist das Saale Weichsel- oder Risswürmglatial. Weichseleiszeit, beziehungsweise die Würmeneiszeit.

Wiederum sind es Flüsse. Im Norden ist es die Weichsel. Also das war auch eine Vereisung, die noch eine ziemliche Aussehnung erfahren hat.

Bei weitem nicht die der Saale-Eiszeit. Also die Weichseleiszeit, die hat sich jetzt entwickelt, von Norden kommend bis in die Mitte von Schleswig-Holstein. Der Westen von Schleswig-Holstein ist Sand.

Dann geht es über die Marsch. Und der Osten von Schleswig-Holstein ist ein schönes, fruchtbares Hügelland mit den ganzen Klicks drauf und Seen sogar. Plöner See und andere Seen.

Die ganzen Seenbildungen, die wir heute haben, die stammen in aller Regel in der letzten Ausformung aus der letzten Eiszeit, also der Weichsel-Würmeneiszeit. Also Schleswig-Holstein ist geteilt. Das Blaue hier sind die Marschen.

Und das Rötliche hier sind die Sandgebiete, die Geest. Und hier ist die Holsteinische Schweiz, nennt man sie ja auch. Ein wunderbar bewegtes Relief und sehr fruchtbar mit Seen.

Und dann zieht sich diese Vereisung, die letzte Vereisung herunter nach Hamburg, knickt dort ab und geht jetzt hier ostwärts auf der Linie Berlin-Frankfurt-Oder nach Westen, nach Osten. Also die geht noch weiter südlich, aber später gab es dann Rückhaltestationen, wo dann der Gletscher beim Rückschmelzen wieder angehalten hat, wieder vorgeschossen ist, oszilliert hat hin und her, mal stärker abgeschlossen, dann wieder gewachsen und so weiter. Also hier man sieht ja die Ausdehnung dieser Würmeneiszeit, der Weichsel-Eiszeitlichen Ablagerung, die geht bei Weitem nicht so weit wie die der Saale-Eiszeit.

Reicht dann weit nach Polen rein eben an die Weichsel. Schafft, arbeitet jetzt noch einmal die vorausgegangenen großen Ablagerungen der Saale-Eiszeit auf. Deswegen gibt es Gegenden, wo man sehr sehr fruchtbare Böden hat, durch die Weichsel-Eiszeit, zum Beispiel ganz Mecklenburg-Vorpommern ist von der Art.

Da gibt es Riesengebiete von Grundmoränen, natürlich auch sehr viele Seen und wo diese Grundmoränen anstehen, hat man einfach gute Böden, tiefgründige sehr gute Böden. Und Wehe aber, wo von dieser letzten, na das ist noch die Saale-Eiszeit, was ich noch schnell sagen wollte. Die Saale-Eiszeit, die hat ja auf ihrem Rückweg, also die vorletzte, diese hier, hat auf ihrem Rückweg immer Zwischenhaltestationen gehabt.

Die hat die größte Ausdehnung und dann auf dem Rückschmelzen, plötzlich mal ein Stillstand, dann ist sie wieder ein bisschen zuvor, wieder zurück. Und an diesen Haltestationen, Rückzugstationen, sind große Entmoränen aufgetürmt worden, die heute noch das Landschaftsbild prägen. Und die, ihre Schmelzwässer dann im Vorland, alles was da abgeschmolzen ist, haben zu große Verlagerungen vorgenommen des dort abgelagerten Materials.

Die Winde haben den Staub aus diesen Sandablagerungen ausgeblasen und übrig geblieben ist der Sand. Und überall, wo heute diese großen Sandlandschaften auftreten, das sind die wesentlichen Bildungen noch aus der Saale-Eiszeit. Und die Saale-Eiszeit hatte ein Rückzugstadium, was längere Zeit angehalten hat und nochmal einen neuen Vorstoß gemacht hat, das ist die sogenannte Warte-Eiszeit.

Die gehört noch zur Saale-Eiszeit, also eine Untergliederung, die Warte-Eiszeit. Die Warte ist ein Fluss, ein Nebenfluss der Oder, die kommt weit aus dem Osten Polens und schließt südlich von Frankfurt-Oder in die Oder. Und diese Warte-Eiszeit hat der Saale-Gletscher sehr lange verweilt, hat zu großen Entmoränen hinterlassen.

Und wie gesagt, die Schmelzfässer haben im Vorland das Material sortiert und übrig geblieben sind Grobsande. Die Mark Brandenburg ist von dieser Art. Die ganze Mark Brandenburg sind Grobsande, ganz fürchterlich.

Oder aber die großen Sandergebiete auf der anderen Seite von der Elbe, die Lüneburger Heide, die ist eine Folge dieser Schmelzwasserströmungen, die in dem letzten Haltestadium des Saale-Gletschers, der Warte-Gletscher, entstanden sind. Ebenso die Gästgebiete, muss ich auch noch sagen, die Gäst, die Gäst in Holland, das ist reine Sande, die schließen an die Marschgebiete an. Genauso durch die norddeutschen Küstenländer, Sandgebiete bis hin dann diese großen Sandgebiete, die Gäst von Schleswig-Holstein.

Das sind alles Folgen der Saale-Eiszeit. Während überall, wo die letzte Eiszeit stattgefunden hat, Weiße Würmer, da findet man nicht mehr diese ausgesprochenen Sandablagerungsgebiete, sondern weit verbreitet Jungmoränen, wie gesagt, Mecklenburg-Vorpommern, die Uckermark, zum Beispiel weit nach Polen rein, sind das Ablagerungen, die noch nicht so sortiert sind. Also Sande und Tone und starres Wechsellagern, manchmal wunderbar bei den Grundmoränen, wunderbar gleich harmonisch im Verhältnis von Sand und Ton.

Und dann wiederum so Endmoränen gebildet, die dann mächtige Schinzlinge enthalten, die man dann zu Bausteinen benutzt hat. Und weil das eine sehr harte Arbeit war, diese Riesenbrocken zu spalten, die hat man immer nur für Fundamente von den Kirchen genommen. Aber die Kirchen, die man noch im 14.

Jahrhundert gebaut hat, 13., 14. bis 15. Jahrhundert im ganzen deutschen Osten, ehemaligen deutschen Osten, die sind alles Backsteine gebaut worden.

Das ist die Backsteingotik, aber auf Findlingsfundamenten gestellt. Und diese Backsteine, die man damals gebrannt hat, die sind heute noch wie neu. So hat man das Handwerk noch verstanden, wie man Backsteine macht.

Ja, also das ist die Weichsel, die letzte Eiszeit im Norden, eine geringere Ausdehnung. Und im Süden ist es die Würmeneiszeit. Und die hat auch eine geringere Ausdehnung als die Saale.

Die Saale hat nicht die Weise erreicht, vor den Alpen herunterzukommen, wie die Saale-Eiszeit, die Risseiszeit, Entschuldigung. Aber hat die ganze Landschaft wunderbar geformt. Und wenn man heute in die Bodenseelandschaft kommt, dann hat man eine Würmeneiszeit, die Landschaft vor Augen.

Die Landschaft hat eine ungeheure Harmonie gegeben, die man da so erleben kann. Nicht mit den Ablagerungen, sehr kleinräumig. Mal sind es kleine überfahrene Endmoränen, oder es sind Seitenmoränen, die da in der Landschaft liegen, aber alles en miniature.

Das hat nie einen gewaltigen Charakter, aber eine wunderbar harmonisch ausgeformte Landschaft. Und eben, wo Würmeneiszeitliche Ablagerungen sind, relativ gute Standorte, gute Böden. Also man muss wirklich, wenn Sie irgendwo hinkommen, in Betrieb, dann können Sie sich allein schon durch die geologische Karte, wenn Sie mit einem Messtischplatz 1 zu 25.000 überfliegen, dann können Sie sehen, das ist ein guter Standort. Der hat eine natürliche Begabung, eine Naturbegabung, oder jener Standort, eben aufgrund der geologischen Verhältnisse, keine sehr gute Naturbegabung. Insofern muss man sich wirklich orientieren, wohin man geht, wo ist man eigentlich, was ist da für eine Landschaftsgeschichte vorausgegangen. Nun, diese Würmeneiszeitlichen Ablagerungen sind alles Lockerselemente.

Es gibt zwar aus der Saaleiszeit, gibt es verfestigte Gesteine, die sogenannten Nagelfluh, findet man übrigens am Heidelberg, also am Bodensee, wenn man zum Heiligenberg hochfährt, da sieht man mächtige Felsen und Nagelfluh, auch in dem Schweizer Mittelland findet man plötzlich solche Nagelfluhflänze. Gebackene, verbackene Gerölle, durch im Wesentlichen Calciumcarbonat, verbackene Gerölle, sehehart, und das sind die einzigen Felsbildungen, die man überhaupt noch in den Glatialzeiten, den Eiszeiten, noch findet. Alles andere sind Lockerselemente.

Nun, findet sich in diesen Landschaften, den Glatiallandschaften, finden sich ganz bestimmte Ausformungen, die auf diese gewaltigen Schmelzflüsse der abschmelzenden Glätze entstanden sind. Sie müssen sich vorstellen, was das für Riesenwassermassen waren, die da geschmolzen sind. Dass die Welt, das Weltmeer um 80 bis 100 Meter tiefer lag, es war so ein Großteil des Meereswassers, durch Verdunstung und Niederschlag hat diese riesenhaften Eiskörper gebildet.

Und die haben dann Landschaften hinterlassen, vor allem in Norddeutschland, die einen ganz charakteristischen, eigentlich, wie man es so sieht, gar nicht verstehbaren Profil haben. Das sind die sogenannten Urstromtäler, die berühmten Urstromtäler. Die Elbe zum Beispiel fließt zuletzt in einem solchen Urstromtal.

Die Oder hat sich auch immer wieder gequält durch solche Urstromtäler in die Ostsee. Die haben eine ganz bestimmte Richtung. Die geht von Ost, Südost nach Nordwest oder Nord-Nordwest.

Denn die riesigen Schmelzfässer, das muss man sich mal vorstellen, was das für Wassermassen waren, die mussten ja irgendwo ihren Weg ins Weltmeer finden. Jetzt war das alles versperrt, da in der Ostsee, da konnten die nicht hin. Da lag der große Eispanzer.

Die konnten sich also nur westwärts bewegen, entweder bei der Saaleiszeit weit, weit, weit, gegen den Westen, über den umgeleiteten Rhein in den Kanal. Der Rhein war umgeleitet, er ging viel südlicher als heute, floss er in den Kanal. Oder bei den anderen Vereisungen, bei der letzten, mussten die Schmelzfässer an der Stirnseite des Gletschers eben westlich, nordwestlich fließen, bis sie in die Nordsee kamen.

Später dann in die beginnende Ostsee beim weiteren Rückschmelzen. Sodass da große Eintalungen sind, die relativ flach sind, aber sehr breit angelegt. Und in diesen Urstromtälern haben sich diese Schmelzwässer in Richtung Nordsee hauptsächlich bewegt.

Und die formen heute noch die Landschaft. Und man fährt dann immer durch die Landschaft und guckt, warum ist hier so ein Tal? Da fließt doch nicht mal ein Fluss da unten, noch nicht mal ein Bach, höchstens ein Sumpf, höchstens ein Moor, ein Flachmoor.

Die Flachmoore haben sich ja gerade in diesen Vertiefungen dann ausgebildet, beziehungsweise auch in Flachseen, die dann allmählich verlandet sind. Also das ist ganz charakteristisch, diese Urstromtäler. Und Sie müssen sich das mal vorstellen.

Eine Landschaft, die über tausende Kilometer eigentlich versperrt ist, um ins Weltmeer zu gelangen. Wo sollen die Wässer denn hinfließen? Und da mussten sie sich an den Stirnseiten der Gletscher nach Westen quälen.

Und diese ganzen Schmelzwässer, das möchte ich auch nochmal kurz erwähnen, die müssen ja eine solche Ungeheuerdimension gehabt haben, das macht mir überhaupt keine Vorstellung. Dass das so sich eingegraben hat in die damalige Menschheit und überhaupt in die Mythologien der Völker, die da gelebt haben, dass das eben Teil der Sintflut war. Nicht dass der Begriff der Sintflut, wie man ihn in der Bibel liest, das sind sozusagen so Erinnerungsbilder an Zeiten, wo man glaubte, also die Welt ertrinkt vor diesen jetzt frei werdenden Schmelzwässern der großen Vergletschungen.

Und nun möchte ich noch auf ein weiteres Phänomen hinweisen, diese Vereisung. Und das ist die sogenannte Lössbildung. Sie müssen sich vorstellen, es gab diese Interglatialzeiten, gewiss, zeitlich in zeitlicher Folge, mit diesen dazwischengeschalteten, gewaltigen Vergletschervorstößen.

Aber die Gletscher haben nicht ganz Europa bedeckt, sondern es gab diese große südliche und dann die noch größere nördliche Vereisung. Dazwischen ist der sogenannte Periglatialraum. Periglatialraum, das ist der nicht vergletscherte Raum, der einen tunteren Klima hatte, so wie heute in Sibirien, Nordsibirien.

Die Mittelgebirge waren zum Teil vergletschert, zum Beispiel der Schwarzwald, da hat er eine Eiskurve oben drüber, und auch die Vogesen. Und so einzelne Mittelgebirge hatten Eiskurven, aber im Übrigen war dieser Zwischenraum zwischen Nord und Süd, war unvergletschert. Ein tunteren Gebiet, Thermafrostböden, also die immer nur oberflächlich aufgetaut sind und dann wieder vereist sind über Winter und so weiter.

Und nun muss man sich vorstellen, dass über diese unglaublichen weiten Eiswüsten, höchstwüstenförmig, von Ost nach West reichend, 3.000 Meter in der nördlichen Vereisung mächtig, und dann langsam abfallend gegen den Periglatialraum, gegen die deutsche Mittelgebirge. Was das eigentlich für ein Klima war. Also ständig natürlich gefrierend tagsüber, eine kräftige Sonneneinstrahlung, ähnlich wie man das auf den Gletschern auf den Alpen noch so erleben konnte und kann, bald nicht mehr.

Sie müssen sich vorstellen, das ist eine Eiswüste über 1.500 Kilometern, die sich da von Norden nach Süden erstrecken. Und da peilt jetzt tagsüber die Sonne drauf. Und da schmilzt das oberflächliche Eis, das fließen oberflächlich so kleine Bächlein, Rinnsaale.

Und dabei bei dem Abschmelzen wird Feinstaub freigelegt, der durch den Gletscher zerrieben worden ist, oder allmählich durch mechanische Zerreibung, Staub entstanden ist, der jetzt tagsüber durch das Abschmelzen des Eises freigelegt wird und in der Sonne trocknet, zu Staub, wirklich zu Staub wird. Und dann kommt die Nacht und es kühlt ab. Und dann kommt es dazu, dass jetzt sich die Luft, die schwere Luft sich absenkt über die Gletscher.

Wenn die Luft kalt wird, dann wird sie schwerer und fließt jetzt als Kaltluft talwärts sozusagen, Gletscher abwärts bis ins Vorland, über 1000 Kilometer. Da entstehen natürlich ungeheure Winde, Stürme infolge dieser Fallwinde, die diesen Gletscherstaub aufwirbeln und mitnehmen, mitreißen und dann in einer gewissen Entfernung vom Gletscher selber, 20, 30 Kilometer ins Vorland, dann ablagern, insbesondere dort, wo man es mit Windschattengebieten zu tun hat. Also, wo die Winde dann sich abbremsen und dann allmählich der Staub sich niederschlägt und in Form von Löss.

Man kann jetzt so davon ausgehen, dass ursprünglich der gesamte Periglasfernraum hier in Mitteleuropa lössbedeckt war. Also löss war ubiquitär vertreten, überall eine Lössschicht, die eben heute längst abgetragen ist zu unserem Leibwesen. Sondern es gibt eben noch gewisse Gebiete, wo die Lösse in großer Mächtigkeit anstehen und es ist überall dort, wo sie solche Windschattengebiete ausgetan haben, geschützt durch Gebirgszüge oder Hügelzüge.

Und so unterscheiden wir ja hier in unseren Landschaften Mitteleuropas, zum Beispiel die Kölner Bucht. Das sind riesige Lössablagerungen, zögerüben an Baugebieten. Also, da kann man industrialisierte Landschaften betreiben.

Leider Gottes wird diese Böden heute dort abgebaut, weil da drunter Braunkohle liegt. Da muss der Lösch erstmal oben weggeschafft werden und da drunter liegt die Braunkohle, die dann abgebaut wird. Dann gibt es diese Osterbörde, das sind also beste Böden, also tiefgründig.

Überall, wo Löss liegt, hat man es mit tiefgründigen Böden zu tun, wo die Regenwürmer bis zu sieben Meter tief gehen. Da stellen Sie sich sowas mal vor. Die Regenwürmer, die haben nicht nur das obere Bodenmaterial, arbeiten sie durch, sondern sie holen sich sozusagen von da unten den Kalk hoch.

Und dann die Magdeburger Böde. Wo solche Bödenlandschaften sind, das sind die klassischen zögerüben an Baugebieten. Da hat die industrialisierte Landschaft am Ende des 19.

Jahrhunderts angefangen. Als es noch keinen Stickstoffdinger im Großen Stil gab, waren es diese großen humusangereicherten Lössböden, die den Stickstoff freigesetzt haben. Und seit es eben die Haber-Bosch-Verfahren gibt, der Stickstoff-Synthese, kann man heute jeden Boden quasi zu einer Pseudo-Schwarzerde machen.

Da braucht man kein Humus mehr, sondern da wird es einfach von außen drauf gepulvert, was da notwendig ist. Also da legt man sich in die eigene Tasche mit dieser Art von Düngung. Und die Tasche wird zwar voll mit Scheinen und so, aber das hat eben seine Nebenwirkungen.

Die Nebenwirkungen werden zu den Hauptwirkungen. Ein Gesetz heutzutage im sozialen Leben. Ja, also das sind die Lösse.

Das ist eine der letzten Ablagerungen. Und diese ganze Löss im Periglazialraum hat die Landschaften wunderbar ausgeformt. Das ist der eine Grund, warum unsere Kulturlandschaften hier in Europa, besonders auch in Deutschland, diese sehr sanften Ausformungen haben.

Da ist nichts Gewalttätiges in der Landschaft, nirgends. Sondern alles hat eine gewisse Harmonie. Und das hängt einerseits mit dem Löss zusammen, zum anderen hängt es zusammen mit einem Phänomen, was man kennt heute in Sibirien, aber eben damals im Periglazialraum allgemeine Wirksamkeit entfaltet hat.

Das ist das sogenannte Bodenfliesen, die Solifluktion. Das sogenannte Bodenfliesen. Und dieses Bodenfliesen hat eigentlich im Periglazialraum wesentlich für die Ausformungen der Landschaften gesorgt.

Das kommt dadurch zustande, dass im Sommer die Böden auftauchen, bis vielleicht ein Meter Tiefe. Dann bildet es einen sehr wassergesättigten, sehr breiten Standort und drunter ist Permafrost. Und wenn da eine Hanglage ist, dann fangen plötzlich die Böden an zu fließen.

Das ist ein aufgetauchter, wassergesättigter Boden, folgt nun der Schwerkraft und fließt hangabwärts. Sodass wir immer in den Tallagen sehr tiefgründige Standorte haben und in den Hängen sehr viel flachgründigere Standorte haben. Oder vielfach findet man, wenn man so Aufschlüsse sieht, dass da mal auf ein, zwei Meter Tiefe der Bodenmaterial ist, gleichmäßig verbraunt bis unten hin.

Und dazwischen liegen solche Gerülle. Und diese Gerülle, die stammt natürlich von ganz woanders her, die ist nicht an dem Standort gewachsen. Es sind keine Autochtonenböden, die sich am Standort entwickelt haben, sondern Allochtonenböden, die durch Hangfließen verlagert worden sind.

Und wir haben das hier auf dem Dornenflederhof im Übrigen. Jenseits der Straße ist das Oberfeld. Das Oberfeld ist eines unserer schwierigsten Äcker, die wir überhaupt haben auf dem Dornenflederhof.

Dieses Oberfeld hatte eine Bodenentwicklung durch Laufen zur Bildung von Pararenzenen, Parabraunerden. Und diese Parabraunerden haben ja das bekannte Profil A, B, T, C. Das wissen die doch alles aus der Hochschule.

Also der A-Horizont ist der humose Oberboden. Dann kommt der B-Horizont, das ist die Verwitterungszone der Mineralbestandteile. Und dann der B-T-Horizont, das ist der Tonanreicherungshorizont durch Verlagerung von Ton im Untergrund.

Und dann kommt der C-Horizont, das ist das unverwitterte Gestein. Und wenn man jetzt da oben diese Profile anguckt von dem Oberfeld, dann fehlt da oben der B-Horizont. Oder B-E-Horizont, wo die Tone verlagert sind im Untergrund.

Und das ist alles, da stand die Straße nach Gronau noch nicht, auf dem Himmelacker geschwemmt worden. Und das haben wir auf dem Himmelackerböden, die sind sehr stufreich, auch nicht leicht zu bearbeiten. Strukturell sind die sehr schwierig im Oberfeld, weil das alles Elite sind, beziehungsweise Tonminerale, Gröbere, Tonminerale, die noch verwitterbar sind, beziehungsweise Feinsande.

Das ist der typische alte A-E-Horizont, der Verwitterungshorizont. Vom Oberfeld bis da herab durch Solifluktion gewandert auf dem Himmelacker. Und man nennt das gekappte Profile.

Da ist das Bodenprofil einfach gekappt durch Solifluktion. Und dadurch haben wir immer auch tiefgrüniger Boden an den unteren Hanglagen und natürlich in den Zahlungen selbst und eben sehr viel flachgrüniger Boden an den Hängen. Wir haben hier sogar auf dem Donfeldhof eine Renziner.

Das hält man nicht für möglich, das dürfte eigentlich gar nicht sein. Hinten am Kirschberg, da steht noch Löchstrand. Der ist nicht abgetragen.

Und auf der Rückseite, wo die Bahnlinie gebaut worden ist, steht auch Löchstrand. Und da ist hinten eine kleine Eintagung mit Wiese. Da kann man sozusagen nieder runter nach Kronau hin am Ende von unserem Gelände.

Und da gibt es tatsächlich einen AC-Horizont im Karlshof Lösch. Das heißt, nur homoder Oberboden und unverwitterter C-Horizont drunter. Nichts dazwischen.

Ein AC-Horizont, man nennt es auch eine Renziner. Und wir haben aber auch genau das Gegenteil davon hier, auch durch Solifluktion bewirkt, Ranker. Du hast doch mal den Bodentypus Ranker gehört.

Sie kennen das, oder wie?

[Sprecher 4]

Ja, gehört auf jeden Fall. Ich versuche gerade ein Bild, aber ich glaube nicht.

[Sprecher 1]

Das ist genau das Gegenteil von einer Renziner. Wir werden überhaupt unterwegs mal eine Renziner wirklich sehen. Im Extremfall auf der Schwäbischen Alb.

Reiner nur Oberboden aus Humus bestehend und darunter der blanke Kalk. Und der Ranker ist auch ein AC-Boden, aber auf Kiesel. Der eine ist auf Kalk, Renziner.

Der andere ist auf kieselhaltigen Böden, Sandstein. Da bilden sich dann die Ranker aus, das ist auch nur eine Humusauflage oben und drunter ist dann der blanke C-Horizont. Aber diese Ranker verwittern dann doch ein wenig, immer schneller und bilden dann die braune Erde.

Das ist die klassische braune Erde, das ist der verwiterte Ranker. Und wenn das immer weiter geht und immer schneller, zum Beispiel auf sehr sterilen Sandstandorten, wie in der Lidlburger Heide, dann geht es so schnell vor sich, dass die oberste Zone, die Humusdurchsetzte Zone, ausbleicht also grau wird bis weiß wird, durch die Eisenverlagerung. Und das Eisen findet nicht nur eine Tonverlagerung in den Untergrund statt, sondern auch die einzelnen Sandkörner werden von ihrer Eisenhülle entblößt, bleichen aus und das Eisen wandert in die Tiefe und bildet unten einen Eisenhorizont, das sind die Porzollböden.

Und das kann dann so verhärten im Untergrund, dass da kein Wasser mehr durchläuft. Das sind außerordentlich saure Böden und stark Grundwasser beeinflusst oder beziehungsweise Stauwasser beeinflusst. Alles Bildungen, die sich dann im Postglacial nach dem Verschwinden des Eises, hier in Mitteleuropa, sagt man, vor 15.000 Jahren, in Skandinavien, sagt man, vor etwa 7.000 Jahren, hat sich das Eis endgültig zurückgezogen und seit dieser Zeit arbeiten die Atmosphärien, das heißt also das Wasser durch Regen oder die Jahreszeiten in unterschiedlichen Temperaturen, arbeiten jetzt so an der Oberfläche der Erde, dass da diese Verwitterungsprozesse dann allmählich die Böden entwickelt haben. Die Böden, auf denen wir heute unsere Landwirtschaft betreiben. Also das Eigenartige ist, wenn man jetzt auf das Ganze nochmal schaut, dass diese Eiszeiten, könnte man sagen, eigentlich Todeszeiten waren, Absterbezeiten des Tertiär bis hin zur Sintflut, zur großen Flut, alles versinkt in Zertrümmerungen und in Wasserfluten und dann bricht eben wieder eine neue Zeit an, ein neues Zeitalter, das ist nicht mehr, wir befinden uns im Holozehn, wie man heute sagt, nicht mehr im Tertiär.

Mit dem Ende der Eiszeiten fängt ein neues Zeitalter an, und das ist nachatlantische Zeitalter. Und in diesem Zeitalter sind wir schon ziemlich weit fortgeschritten, nämlich durch die großen vier Hochkulturen, die die Menschheit durchlaufen hat, während dieser Zeit, die uro-indische, die uro-persische, dann die ägyptisch-pabellonische und dann die griechisch-römische Kultur. Wir stehen jetzt in der fünften nachatlantischen Kultur und sind jetzt zu Menschen geworden, in dem Sinne, oder mehr zu Menschen geworden, in dem Sinne, dass wir zum Selbstbewusstsein erwacht sind.

Wir konnten diese Menschen in dieser atlantischen Zeit noch nicht in diesem Sinne. Sie waren schon ichbegabt und sie hatten auch ihre eigene Kultur entwickelt, so wie die Uro-Inder ihre eigene Kultur, die Uro-Perser, die angefangen haben, die Erde zu bearbeiten, die Pflanzen zu züchten. Die hatten ihre großen Kulturerzeugnisse der Menschheit gegeben und so die ägyptische-pabellonische Kultur und die griechisch-römische auf ihre Art.

Und das finden wir wiederum in einem Kulturzeitalter, was aber geprägt ist dadurch, dass jetzt nicht in der äußeren Natur so gewaltige Veränderungen naturhaft sich vollziehen. Gewiss, es gibt dann mal irgendwo einen Vulkanexplosion und so, das mag ja weitergehen, aber der Mensch ist herausgetreten aus dieser ganzen Entwicklung und ist Mensch geworden. Hoffen wir es jedenfalls.

Also soweit Mensch geworden, dass er jeder Mensch zum Selbstbewusstsein erwachen kann. Und das ist das größte Ereignis, möchte ich mal sagen, der ganzen jüngsten Entwicklung der Erde insgesamt, dass der Mensch in sich selbst die Kraft findet für eine Evolution in die Zukunft. Bisher war er nur geschöpft.

Er war geschöpft dieser ganzen Entwicklung. Und jetzt ist er auf dem Weg, selbst Schöpfer zu werden. Kraft dessen, dass er das in sich entdeckt, in seiner eigenen Leiblichkeit hineingeheimnisst, was die gesamte Evolution der äußeren Natur an Gesetzwilligkeit, an Lebensgesetzwilligkeit und so weiter hat.

Der ganze Kosmos. Er hat sich als Mikrokosmos gegenüber dem Makrokosmos, dem er einst angehört hat, herausindividualisiert, zum Selbstbewusstsein erwacht, um aus diesem Selbstbewusstsein jetzt in Freiheit Schöpfertaten zu verbringen in die Zukunft. Und da hat die Landwirtschaft eben eine so unendliche Aufgabe.

Man kann die Landwirtschaft förmlich als völlig neu begründet denken, so wie ein Zarathustra diesen großen Wurf gemacht hat, den Pflug an die Erde zu setzen und die Saat in die Erde zu legen und Pflanzen zu züchten. So stehen wir heute wieder an dem Punkt, wo wir aus der Kraft des Selbstbewusstseins jeder Einzelne, sich selbstbestimmend in Freiheit, dieses Werk der Vergangenheit ergreifen und versucht es durch sein eigenes Händewerk und nicht nur durch den abstrakten Verstand, durch den Intellektualismus unserer Zeit, sondern vollmenschlich wiederum sich in den Dienst dieser Evolution zu stellen. Und deswegen habe ich Ihnen ja eingangs auch gesagt, dass für mich persönlich der vornehmste Gedanke ist, den wir überhaupt heute denken können, der Evolutionsgedanke, der Entwicklungsgedanke.

Wir müssen überall erkennen, was das eigentlich bedeutet, denn das eröffnet uns die Weitsicht in die Zukunft. Und das ist das, was wir brauchen. Wir sind heute kurzsichtig geworden, furchtbar kurzsichtig.

Wir nutzen gerade den Moment, die Kreide, die vor mir liegt. Und ein bisschen was wissen wir von der Vergangenheit, aber es ist auch ziemlich dürftig geworden. Wir leben in einer sehr ahistorischen Zeit und sind augenblicks dann eintagsfliegen mit unserem Bewusstsein der Gegenwart.

Aber kaum, dass man den Entwicklungsgedanken entdeckt, dann merkt man, dass ich als Mensch völlig unvollendet bin. Dass ich auf dem Wege bin, wo ich sozusagen die Wahrheit und das Leben dann wirklich aus mir selbst heraus bilden und schöpfen kann. Und diese Wahrheit des Entwicklungsgedanken, den in die Welt zu tragen, das ist unsere Aufgabe in die Zukunft.

Dass wir den nicht nur bei uns behalten. Wir wissen, wir sind uns nicht entwickelnde Menschen. Wir haben die Kraft, die ungeheure Potenziale, wenn wir nur wollen, uns entwickeln zu können.

Aber nicht dabei nur stehen bleiben, also nicht nur quasi einen Egoismus in der Selbstverwirklichung suchen, sondern hinauszutreten aus sich selbst heraus in den Entwicklungsgedanken, den schöpferischsten Gedanken, den man sich so vorstellen kann. Ich sage ja auch immer, es ist der christlichste der Gedanke, dass wir den in die Welt tragen. Und darin sehe ich eigentlich die eigentliche Kernaufgabe des biologischen armen Landbaus.

Der knüpft unmittelbar an diese jetzt in groben Zügen so hingeknallten Ereignisse der ganzen Erdenentwicklung. Aber wir stehen an einer Zeitenwende, wenn wir so wollen, auf immer wieder neue Art, dass wir eben entdecken unseres eigenen Selbstbewusstseins, plötzlich sagen, wir haben eine Aufgabe nicht in Bezug auf uns selbst nur. Der Egoismus floriert ja heute wie noch nie.

Sondern das Gegenteil, dass wir altruistisch uns in den Dienst einer solchen Entwicklung stellen, indem wir sie kraftvoll aus eigenen Einsichten und in Freiheit in die Tat umsetzen. Und das bedeutet, dass man von dem Egoismus durch Selbsterkenntnis allmählich den Altruismus als zivilisatorisches Prinzip immer mehr zur Geltung bringt. Also nicht für sich, jeder nur für sich, sondern jeder für den anderen.

Und das auch gegenüber der Natur. Diese innere Seelenhaltung zu entwickeln, das sehe ich als die Verwürdigung des Entwicklungsgedankens. Wir stehen da drin und müssen diese Mission erkennen, die Novalis angesprochen hat, dass wir zur Bildung der Erde berufen sind.

Die Zeit ist wieder um und wir schließen es ab und sehen uns morgen in aller Frühe. Um das in Augenschein zu nehmen, was man abstrakt sieht, doch wirklich sehr abstrakt, ohne ungewahre Anschauungen zu haben, dann doch nachvollziehen kann vielleicht. In diesem Sinne.

Denkt an die Hämmer. Dass es nicht morgen früh noch eine schnelle Suche gibt. Da kriegst du auch...

Also, ein Holz haben wir nicht. Der kann man nicht...

[Sprecher 2]

Außerdem wäre es ein guter Weg, ein, zwei Maise zu haben, wenn es wirklich etwas sehr Schönes gab.

[Sprecher 1]

Ja, das ist ein guter Weg. Man kann zwei Maise noch dazunehmen, dass man ein bisschen was spalten kann, vielleicht einen Schieberbruch. Im Übrigen kann es ein leichter Hammer sein.

Also, um Gottes willen kein schweres. Denn mit einem leichten Hammer kann man ganz gezielt so einen Stein zurechtfinden. Da braucht man gar kein schweres Zeug.

Das ist eine Frage, wie man... Das ist eine handwerkliche Frage.

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