Pico und Florian - Menschen in der Landwirtschaft, 2018

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Pico und Florian, am 28. Oktober 2018 auf der Herbsttagung der Freien Ausbildung in Berlin. Hier klicken zum Video

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Die Kraft der Ich-Botschaften in der Kommunikation

Aber grundsätzlich finde ich halt, wenn man sich die Zeit nehmen kann, sollte man darauf achten, in Ich-Botschaften zu sprechen, weil das ist, was die Leute auch gefühlsmäßig anspricht. Wenn du denen wissenschaftlich da einen Vortrag hältst, natürlich, da kann man dann daraus Modelle entwickeln und Methoden und so, und das ist gut für die praktische Arbeit, aber die Ich-Botschaften sind insofern einfach total wichtig, weil das gerade Menschen, die von Landwirtschaft keine Ahnung haben oder so, was erzählst du denen von der Fruchtfolge? Klar, die hören sich das an, aber dann ist es wieder weg. Aber wenn du denen von dir erzählst, deinen Bezug zur Landwirtschaft, was du für eine Freude daran hast, wie du eine Freude daran hast, wie du sie gestalten möchtest und so, das bleibt eher hängen.

Der Weg in die Landwirtschaft

Eine Morgenerkenntnis

Gab es bei dir so einen Punkt im Leben, wo du entschieden hast, jetzt gehe ich in die Landwirtschaft, wie wird sich das entwickeln? Also der Punkt mit der frischen Luft, der war so im Juni morgen, ein bisschen erhöht in Dresden, da sollten wir für einen Kaninchenstall, etwas größeren Kaninchenstall, so aus Schacht arbeiten, machen mein Vater und ich, und dann Beton gießen, und da stand ich dann so früh um acht und die frische Luft kam und die Sonne, und da habe ich gewusst, okay, draußen will ich sein. Und die Landwirtschaft kam dann so. Das ist das nahewegenste.

Ein Geschenk des Lebens

Ja, genau. Oder? Es war auch einfach, es war eigentlich mehr ein Geschenk, dieser Hof, auf dem es mir gut gefallen hat, und die Leute konnten auch was mit mir anfangen, ich habe ein halbes Jahr Praktikum gemacht, bevor die Ausbildung dann eben begonnen wurde im März, und ja, ich hatte da einen eigenen Wagen, ich hatte Essen, gutes Essen, ich hatte gute Arbeit, ich habe Möhren geerntet, Porree geputzt und was weiß ich, das war so ein Riesengeschenk, also die Landwirtschaft, die habe ich mir da im Endeffekt unbewusst ausgesucht, weil sie mir so viel Gutes geben konnte in dem Moment, ich war schon ein bisschen down, also 2012 war ein Downer bei mir. Das war kurz bevor du die Ausbildung angefangen hast? Ja, also ungefähr in dieser Zeit.

Eine lebenslange Verbindung zur Natur

Ich würde behaupten, dass es bei mir eigentlich seit meiner Geburt irgendwie feststeht, ganz sicher, vorher wahrscheinlich auch schon, aber ja, es zieht sich eigentlich durch meine Kindheit und meine Jugend, dass ich immer draußen bin, auf Bäumen klettere, über Fuß laufe irgendwie, und auch überhaupt nicht damit umgehen kann, in der Schule zu sitzen, erstmal in einem geschlossenen Raum, dann eben bestimmte Kriterien erfüllen zu müssen, Erwartungen erfüllen zu müssen, ja, wie es eigentlich vielen Menschen oder vermutlich allen Menschen irgendwie geht, und für mich war es irgendwie klar, dass ich draußen arbeite, dass ich auch was Grundlegendes mache, ich wollte irgendwie an die Basics und an die Wurzeln.

Das Hofleben und seine Rhythmen

Ja, und da kommen ja dann auch viele Erwartungen und von außen kommt ja dann auch sehr viel rein, wenn du dann draußen arbeitest, in der Landwirtschaft, auf einmal sind dann Tiere, die du gerne versorgst, oder wo du gedacht hast, das mache ich doch gern, und dann wird es irgendwann... Eben, genau das, was dir ein Hofleben zum Beispiel gibt alles, das war für mich, ich bin aus der Schule raus, hab dann erstmal irgendwie ein halbes Jahr, bin ich rumgetingelt, rumgereist, auch Projekte und Höfe besucht, auch Freunde, und auch mal nur ein paar Wochen lang einfach irgendwo hängen geblieben, und dann bin ich auf einen Hof gekommen, das war der Hof Sakkan damals, und da war ich drei Monate, und da habe ich echt so, ja vor allem Rhythmus gekriegt, ins Leben, durch das regelmäßige Aufstehen, ich war im Garten teilweise und auch im Stall, und gerade bei den Tieren, das ist ja so, du hast einen Rhythmus einfach dadurch, dass du den Kühen rhythmisch dienst, so, du stehst jeden Tag um die gleiche Uhrzeit auf, du machst eine Arbeit, und da ist auch die Gefahr, dass es zur Routine wird, was ich auch oft sehe, und auch manchmal erlebe, aber andererseits ist das so ein Geschenk, und eben, du hast eine Hofgemeinschaft, und es ist immer, es wird für dich gekocht, oder du kochst für andere, du hast rhythmische Mahlzeiten, du hast, ja, Begegnungen, und du bist eben immer an diesen Basics dran, die ich gerade meinte, weil wenn ich mir vorstelle, in einem Büro zu sitzen, oder auch in einer Industrie, oder so, da arbeite ich an einem Produkt, was schon ganz weit von seinem Urzustand entfernt ist, und ich kenne den vielleicht gar nicht, auch den Prozess dahin, wo ich jetzt gerade arbeite, und auf dem Acker sitze ich am Gemüse, was ich selber ausgesät habe, wo ich vielleicht sogar die Pflanzen selber vermehrt habe, oder die Samen selber vermehrt habe, und so weiter, da bin ich genau dran, und dann das noch einem Kunden zu geben, und vielleicht sogar zu sehen, was er damit macht, oder was er für Erlebnisse damit hat, mit dem, was du da produzierst, was du hervorbringst aus dem Boden eigentlich.

Die Herausforderungen der landwirtschaftlichen Arbeit

Man malocht ganz schön viel, also das darf man ja auch immer mal gern den Verbraucher noch mit dazu sagen, dass man auch mal zum Chiropraktiker gegangen ist, weil der Rücken weh getan hat, oder so, also das habe ich jetzt in letzter Zeit oft mitgehört, die sind so vielleicht Paaren 30, Paaren 40, oder schon älter, und das zehrt auch an einem, wenn man 14, 15 Jahre arbeitet im Gemüsebau, aber da stellt sich mir wirklich die Frage, was für mich auch ganz wichtig ist, in der Ausbildung und in meinem weiteren Werdegang, wie wollen wir Landwirtschaft eigentlich gestalten, es gibt ja die verschiedensten Betriebe, die verschiedensten Strukturen, und auch Rhythmen auf den Betrieben selber, und was du sagst, mit dem man arbeitet, und geht eigentlich nur noch ins Zimmer zum Schlafen, und im Zimmer sieht es total unordentlich aus, das habe ich auch erlebt, und da ist mein Traum, oder mein Ideal, eigentlich den Hof so zu gestalten, dass Landwirtschaft eben nicht ein Job ist, oder eine Arbeit, sondern, dass es eigentlich das Leben ist, und die Landwirtschaft gehört zum Leben dazu, so wie das Kochen, und das Lernen, das Singen, und das Tanzen, und so weiter, weißt du, ich würde eigentlich ungern sagen, ich bin in der Landwirtschaft, ich versuche eigentlich, meine Füße ins Leben zu stellen, meine Träume auf den Boden zu bringen, und mein Leben so zu gestalten, dass es gesund ist und Freude macht.

Die Organisation der Tagung

Der Beginn des Projekts

Wann haben wir angefangen? Eigentlich vor genau einem Jahr wurde uns diese Tagung überreicht, von dem Lehrjahr über uns, und das Schöne da bei dieser Übergabe war eigentlich, wir sind reingekommen, ein paar Leute, und haben sich echt Zeit genommen, auch ein bisschen zu versuchen zu beschreiben, was ist die Tagung für sie, was wollen sie damit erreichen, was lernen sie selber dabei, und haben uns das dann eigentlich auch mit den Worten übergeben, bevor ihr anfangt zu planen, entscheidet euch, ob ihr das machen wollt oder nicht, weil das ist was Freiwilliges irgendwie, es ist nicht Teil des Lehrprogramms in dieser Ausbildung oder so, sondern ihr müsst euch vorher eigentlich entscheiden, wollt ihr das gemeinsam machen oder nicht, und wenn ihr es wollt, dann macht es, und dann ging es halt los.

Die Arbeitsaufteilung

Seit dem Tag haben wir uns aufgeteilt in einige Gruppen, und das ist auch so spannend, wie sich dann die Rollen verteilen, also das ist ja von vornherein, läuft das Ganze so, dass jeder eigentlich schaut, was habe ich für Fähigkeiten, und in welchen Bereich kann ich mich bestmöglich einbringen. Es ist nicht so, du hast einen Chef, der verteilt dann die Aufgaben, sondern es läuft eigentlich völlig hierarchielos, und dadurch ist es so produktiv, und effektiv oder effizient oder wie auch immer, dass es jetzt im Nachhinein echt krass zu sehen, was wir da auf die Beine gestellt haben, und ich meine, guck mal, was das alles braucht, die ganzen Essensspenden, die Küche, einen Koch anzustellen, die Finanzen, die ganzen Spenden einzusammeln, und überhaupt alles vor Ort zu organisieren, mit der Schule zu sprechen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit noch dabei, das ist so ein Riesenfeld, und das irgendwie ohne Anleitung, selbst organisiert, mit, ich weiß nicht, 50 Leuten, die das machen, und dann siehst du dich ja auch nicht.

Die Kommunikation im Team

Wir als Lehrer schon, einmal im Monat auf ein Seminar, aber mit den anderen, und das wird alles über Telefon, E-Mail irgendwie kommuniziert, und ja, eigentlich so komplex, und am Ende ist es immer geil. Ja, das ist für mich wirklich ein wichtiger Punkt von dieser Ausbildung, die ja jetzt erstmal mit irgendwelchen Aussatzstärken und Pipapo gar nichts zu tun hat, oder indirekt, ja, die Kurse und so, das ist schon auch der gemeinsame Nenner, aber diese Interaktion, und ja, ich meine, das ist so eine Lebensschule, eine kleine, vier Jahre, und ich fühle mich wirklich gut auf den Weg gebracht, auch gestupst, mal gezogen, das war auch nicht immer einfach. Aber immer auch aufgefordert, selbst zu gestalten. Ja, stetig, und so oft abgelehnt. Das gehört dazu. Auch.

Erfahrungen in der Ausbildungssuche

Leider, muss nicht, ich weiß nicht. Ich kann mich noch erinnern wie 2012, da habe ich auch eine Weile bei meinem Vater gearbeitet, also im Handwerk auch, Altbausanierung, und da habe ich mich dann orientiert, was gibt es für Ausbildungsplätze, was gibt es überhaupt für Ausbildungsberufe, und oftmals habe ich dann gedacht, wenn ich dann wieder jemanden gefunden habe, anschreiben, habe ich vielleicht sogar schon angefangen, da was aufzusetzen, und dann dachte ich mir, dass der Betrieb ausbilden will, weil er einen Gesellen braucht, der weiter in diesem Betrieb arbeitet. Ist ja jetzt bestimmt nicht überall so der Fall, aber ich habe auch mit denen nicht so gesprochen, aber das war so mein Eindruck, oder das was ich gedacht habe, und jetzt bin ich ja so unterwegs, dass ich nicht diese Verpflichtung gegenüber dem Betrieb eingegangen bin, oder da jetzt unbedingt in der Landwirtschaft weiter arbeite, das habe ich jetzt vier Jahre gelernt, und schon ganz am Anfang habe ich mit meinem Ausbilder gesprochen, und er meinte, ob du danach Jura studierst, oder was ganz komplett anderes machst, probiere einfach mal Landwirtschaft aus, er findet, das gehört irgendwie mit dazu, zum Leben, dass es nicht verkehrt sein kann, mal vier Jahre Landwirtschaft zu schnuppern.

Vergleich zur staatlichen Ausbildung

Das fällt mir jetzt gerade so zur Ausbildung, und im Vergleich vielleicht zu diesem staatlichen Angebot ein, abgesehen von den Fertigungsprozessen, wie man da arbeiten soll, oder arbeiten muss, oder was weiß ich, das hat mich auch nicht so angetönt, schlussendlich bin ich ja beim rhythmischen Zeichnen gelandet, zum Beispiel beim Singen, beim Pühlbeobachten, Zeichnen lernen mit einem Kohlestift, Linien, die immer dünner oder immer dicker werden, also ich bin froh und sehr stolz darauf, das gemacht zu haben.

Die Philosophie der freien Ausbildung

Ich denke, was ganz entscheidend ist dafür, dass es so funktioniert, wie du es beschreibst in der Landwirtschaft, mir ging es eigentlich auch so, auf beiden Höfen, wo ich mich beworben habe, da habe ich überhaupt nicht dran gedacht, und der Ausbilder hat es auch nicht irgendwie so erwähnt, dass er sich wünscht, dass ich dann als Geselle danach da bleibe, das ist ja klar, es dauert zwei Jahre, bin ich da, und dann guckt man immer noch, ob es irgendwie passt, aber ideal ist es ja, und so erlebe ich es in der freien Ausbildung viel, dass die Bauern eigentlich den Nachwuchs nicht für ihren Betrieb lehren, sondern die haben einfach ein allgemeines Interesse daran, dass es fähige Menschen gibt, die Landwirtschaft machen, völlig unabhängig von ihrem eigenen privaten Betrieb, es geht vielmehr darum, die sehen ja, was auf ihrem eigenen Boden und auch in der Welt überall auf den Äckern und in den Supermärkten und so schief läuft, und die haben einfach ein Bestreben, das allgemein zu verbessern, für die Erde, für die Menschheit, nicht für sich selber, und diesen Ansatz, den müsste man viel mehr ausweiten, und da sind wir in unserem System oft noch weit von entfernt, in der Landwirtschaft, ja, warum ist es da schon so ausgeprägt, vielleicht weil das was Grundlegendes ist, was alle angeht, ich weiß nicht, ich kann es ganz schwer einschätzen, weil wenn ich mich durch mein Leben bewege, durch meine Realität, und auch ein bisschen eine Blase, weil ich ja mit Menschen zu tun habe, die ähnliche Interessen haben wie ich, dann sehe ich eigentlich extrem viele junge Leute, die irgendwie in der Landwirtschaft aktiv sind, die mindestens mal nach der Schule irgendwie Erfahrungen auf Höfen haben, und dort leben und lernen, die sich für, ja, auch für, das sind jetzt so Schlagworte, ganz populär wie Permakultur und Selbstversorgung, da steckt ja überall was dahinter, aber die sich dafür interessieren, und es wird ja eigentlich immer populärer, ich denke schon, auf der anderen Seite, ja, es ist immer noch so, dass viele Menschen aufs Geld gucken und billig einkaufen, und dann wird billig produziert und so weiter, aber das ist, ja, also ich persönlich bin ich da total zuversichtlich, dass sich das ändert, dass sich das einerseits ändern muss, weil wir gezwungen werden, vom Boden, von der Natur, von den Umständen, aber auch, dass die Menschen das immer mehr wollen eigentlich.

Reflexionen über Lernen und Entwicklung

Die Vielschichtigkeit des Lernens

Also sich entwickeln, ja, lernen, wachsen, das sind alles so Begriffe, die hört man in der Schule schon, die hört man sogar in der Wirtschaft, die hört man überall, aber, ja, was für einen Inhalt haben die, und wie erlebt man Lernen selber? Und ich finde, für mich hat das verschiedene Ebenen, vielleicht zwei, vielleicht mehr, aber mir fallen jetzt gerade zwei ein, also eben auf der einen Seite, dass ich immer wieder bewusst meinen Lebensweg anschaue, meine Vergangenheit, wo ich jetzt stehe und den Traum, den ich habe, in die Zukunft zu gehen, und, ja, dabei eben auch sehr verkopft oder so, aber eben bewusst analysiere, ja, wie habe ich mich entwickelt, wo habe ich selber Entscheidungen getroffen, wo wurde ich in eine bestimmte Richtung geschoben oder gezogen, genau, also dieses sich immer wieder auf sich selbst, sich selbst von außen betrachten und schauen, wo bewege ich mich eigentlich, und da kann man ja, ja, da kann man ja Beobachtungen machen, in welchen Momenten hat man besonders gelernt, das sind für mich oft Momente, wo ich auch sehr emotional bin, das sind oft auch leidvolle Momente, die in dem Moment erstmal, ja, schrecklich sind irgendwie, oder wo man das Gefühl hat, es bewegt sich gar nichts, und erst im Nachhinein sieht man, ah, da hat sich besonders viel bewegt.

Lernen durch Interaktion mit Tieren

Und auf der anderen Seite, dieses Lernen, was man im Moment eigentlich tut, das geht mir ganz stark so mit den Tieren, also ich war jetzt auf einer Alm, da haben wir Hühner, Schweine, Ziegen und Kühe gehabt, und ich war vor allem mit den Tieren beschäftigt, und da ist es für mich so, wenn ich mit den Tieren arbeite, also sie melke oder die Weide pflege oder sie umtreibe, egal was, die spiegeln mir sofort meine Absichten. Also die Tiere spüren, welche Absichten ich mit ihnen habe, und sagen sofort, das ist okay oder das ist nicht okay. Und da hab ich ja immer den Drang, wenn ich das sehe oder wenn mir das entgegenkommt, wie das Tier reagiert, hab ich immer den Drang, noch mehr Beziehungen aufzubauen und noch mehr meine Absichten zu überdenken, was ich mit den Tieren mache, und ihr Wesen irgendwie zu erkennen.

Die Beziehung zu Tieren als Lernprozess

Also jetzt bei einer Ziege, ich meine, eigentlich ganz selbstverständlich, eine Ziege will ich nicht alleine ständig drin im Stall halten und dann halt immer kommen zu melken und sonst irgendwie nach alles automatisch. Also es geht ja darum zu sehen, was ist das Tier und wie kann ich mit dem Tier gemeinsam eine Beziehung gestalten, wo beide eigentlich eine Freude dran haben, wo das Tier freiwillig mitmacht. Das ist für mich immer so eine Art Indiz oder Kriterium. Wenn ich das anschaue, macht das Tier freiwillig mit oder nicht, dann weiß ich eigentlich, ich mach es richtig oder falsch, sozusagen. Und das ist eben, was ich meine. Man geht durchs Leben und bekommt immer Spiegelungen und Reaktionen von allem, was lebt.

Reflexion und bewusstes Erleben

Also auch vom Gemüse und von dir jetzt und von den Tieren und das bringt mich dann immer dazu, zu überdenken, was will ich eigentlich, wie ist meine Beziehung da und was sind meine Absichten und da weiterzugehen. Reflektieren und den Moment bewusst, das sind so diese zwei Sachen, die da ineinander spielen. Für mich sind da auch zwei Sachen, die mir gleich am Anfang gekommen sind und das ist Vergebung und Selbstliebe in meinem Fall.

Vergebung und Selbstliebe im Lernprozess

Nehmen wir jetzt mal das Stromlitzentor und dann hast du es vergessen zuzumachen oder so, warst vielleicht doch nicht ganz so bewusst dabei oder frisch ausgeschlafen und dann hauen dir ein paar Tiere ab oder was weiß ich und sich dann bewusst auch wieder, dann kommt wieder dieser Moment, im Moment kurz innehalten und sich dafür nicht selber geißeln. Das habe ich vielleicht in meinem Leben schon so viel gemacht, mich dann so zu malträtieren für die Fehler, die ich gemacht habe oder so. Und das ist die Vergebung und die Selbstliebe, die kommt dann irgendwie auch automatisch, wenn ich mir schon vergeben habe.

Die Entwicklung des Verständnisses von Begriffen

Also ich meine, vor ein paar Jahren waren die Worte für mich noch ganz schön schwülstig und konnte nicht so richtig, aber mittlerweile… Das ist immer genau das, auch so irgendwelche Aussprüche oder solche starken Worte wie Vergebung oder Rhythmus, die hat jeder schon gehört. Jeder hat jedes Wort irgendwie fast schon mal gehört, aber so ein Wort kann sich halt total verändern auch mit der Zeit, je nachdem, was du in Bezug darauf erlebst und was du dem dann für einen Inhalt gibst, durch eigene Erfahrungen oder durch Belehrungen auch. Und es ist ja krass, dass man zum Beispiel heute in der Politik, im Fernsehen, irgendwo öffentlich überhaupt nicht von Liebe sprechen kann.

Die Abwesenheit von Liebe im öffentlichen Diskurs

Das finde ich immer so krass, dass kein Mensch in der Öffentlichkeit Liebe ernsthaft formuliert oder darüber spricht. Das ist immer was, was irgendwie in Filme gehört oder in Gedichte oder in Kultur oder so, aber im wirklichen Leben hat das eigentlich keinen Standbein sozusagen.

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