Vanessa - Menschen in der Landwirtschaft, 2024

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Die Azubi Vanessa, Interview am Dottenfelderhof am 19. November 2024

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Transkription Interview Vanessa

Einleitung 00:00:16

Hallo, ich bin die Vanessa. Ich bin hier gerade drei Wochen auf dem Dottenfelderhof im Novemberkurs, bin im ersten Lehrjahr und mache meine Ausbildung zur Gemüsegärtnerin. Ja, das kannst du ja rausschneiden, wenn ich zu dir gucke. Oder? Nee, das ist zu knapp. Okay, ich muss länger da reinschauen.

Mein Weg in die landwirtschaftliche Ausbildung 00:00:34

Ich bin auf die Ausbildung ... Es war eigentlich ein ziemlich langer Weg zu der Ausbildung. Ich hatte schon Berührungspunkte in meiner Kindheit mit verschiedenen Bauernhöfen. Bin tatsächlich auch auf einem aufgewachsen. Mein erstes Lebensjahr habe ich da verbracht. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich denke irgendwie, dass es auch da schon was mit mir gemacht hat. Und dann bin ich mit meinen Eltern auch öfters auf dem Bauernhof im Urlaub gewesen, habe da mitgeholfen bei den Kühen und habe da eigentlich immer schon viel Freude gehabt, draußen zu arbeiten und da auch einfach mit einzusteigen in den Hofalltag.

In der Schule war ich dann eigentlich ziemlich lang auf der Suche nach dem, was ich machen soll, in welche Richtung es gehen soll, wo mein Weg hingeht. Und ich habe da auch nicht wirklich die Inspirationen bekommen, die ich vielleicht gebraucht hätte, um dann den Weg einzuschlagen. Deswegen habe ich mir gedacht, ich mache erst mal was anderes nach der Schule. Habe dann ein FöJ [Freiwilliges Ökologisches Jahr] gemacht, ein Jahr.

Entscheidender Wendepunkt 00:01:33

Und das hat wirklich mein Leben verändert. Also ich war da ein Monat dann auf dem Hof und habe eigentlich direkt gemerkt: Das ist genau das, was ich machen will. Das hat mich total erfüllt, die Arbeit mit Freude. Ich war, glaube ich, noch nie so glücklich in meinem Leben, wie auf dem Hof und bei der Arbeit, die ich gemacht habe. Habe so viele tolle Leute kennengelernt in der Zeit, so viele tolle Erfahrungen machen dürfen, mich auch viel besser kennengelernt in der Zeit. Und habe dann eigentlich nach drei Monaten gewusst, ich würde gerne eine Ausbildung machen zur Gemüsegärtnerin, würde gerne da bleiben. Und habe dann mich sehr dafür eingesetzt, dass das klappt.

Gestalterisch Tätig werden 00:02:12

Eigentlich wollte ich was mit Film machen oder künstlerisch, aber da das heutzutage sehr viel mit Medien und Computer verbunden ist, habe ich mich dann eigentlich bei der Richtung besser gefühlt, in der Arbeit besser gefühlt und habe mich dann entschlossen, einfach das zu verbinden.

Die Arbeit, das Künstlerische und das Filmen. Habe das quasi alles auf diesem Hof gemacht, habe die Räume gestaltet, gestrichen, habe kreative Punkte mit in den Hof gebracht, Führungen mitgemacht, Geburtstage mittlerweile geben wir und veranstalten wir dort und genau habe auch gefilmt, wir haben Werbevideos gemacht in der Zeit und habe da quasi eigentlich alles, was ich an Gaben besitze und bekommen habe, dort eingebracht und mit dem gedient, was ich geben konnte und habe aber auch genauso viel zurückbekommen. Ich glaube, das ist immer ein Austausch von geben und nehmen, man sollte sich nirgends so fühlen, dass man nur gibt und niemals bekommt.

Persönliche Erfüllung und Lebenssinn 00:03:05

Aber das war wirklich ein Gleichgewicht und ich glaube, das ist auch so ein bisschen der Sinn, so sein Gleichgewicht zu finden und gerade, wenn man nach der Schule einfach nicht weiß, was man machen soll, macht, probiert irgendwas aus, macht ein FöJ, macht ein FSJ [Freiwilliges Soziales Jahr] und lernt neue Leute kennen, lernt neue Richtungen kennen, euch neu kennen.

Und ich glaube, dass man, wenn man das gefunden hat, was einen erfüllt, das spürt man. Also wenn man das gefunden hat, was man machen sollte, für was man eigentlich so leben möchte, das spürt man und da geht es nicht um Geld, da geht es nicht um irgendwelche Anerkennung von außerhalb, sondern da geht es um einen selber eigentlich, um das Glücklichsein und das spürt man und ich glaube, das ist das Wichtigste für mich, einfach glücklich zu sein bei der Arbeit, die ich mache und das bin ich.

Also als ich damals auf den Hof gekommen bin, habe ich direkt gemerkt, das ist mein Platz im Moment. Das passt perfekt, da gehöre ich hin. Da ist das gebraucht, was ich geben kann und ich habe einfach eine Wahnsinnsfreude, das auch dort einzubringen und zu geben. Ich glaube aber, dass das nicht bei jedem so direkt ist. Also jeder findet seinen Ort in einem anderen Zeitpunkt, hat nicht das Glück, direkt vielleicht den passenden Ort zu finden und das kann sich ja noch hundertmal ändern. Das Leben spielt nicht immer so, wie man denkt ... und ich glaube, dass man einfach offen bleiben muss oder versuchen muss, offen zu bleiben gegenüber Neuem, aber trotzdem auch irgendwie sich ja, wenn man was gefunden hat, was passt, dann bleibt dran und kämpft dafür.

Humor und Freude bei der Arbeit 00:04:54

Das ist glaube ich so, was ich auch den Leuten mitgeben will. Dass es nicht immer einfach ist, es ist manchmal echt verdammt schwer und es ist ein harter Weg, dahin zu kommen, dass man wirklich sagen kann, man ist richtig, man ist glücklich, das heißt nicht, dass man jeden Tag lacht, aber ich glaube, dass man ja viel, viel Freude bei der Arbeit haben kann, auch durch Humor, das ist glaube ich ganz wichtig. Mir ist es ganz wichtig, dass man irgendwie einfach auch, wenn man bei Arbeit ... bei Arbeiten wie hacken, dass man da irgendwie den Humor behält und Musik hört oder witzige Videos zusammen aufnimmt, die dann auch andere Leute inspirieren, einfach zu kommen und freiwillig mitzuhelfen. Und das funktioniert auch, also wir haben bei uns wirklich schon ein internationales Hack-Team, die dann nachmittags freiwillig kommen und mit uns auf dem Feld stehen und hacken. Und wir haben immer viel Freude daran und ich glaube, dass wenn man harte Zeiten auch schon hatte in seinem Leben, dass man diese Zeiten von wirklich Freude und Glück einfach auch mehr genießen kann und mehr zu schätzen weiß und dass man einfach auch dankbar ist, wenn es einem gut geht und man tolle Leute um sich herum hat.

Medienarbeit und meine Werte 00:06:07

Und die Medienarbeit hilft auf jeden Fall dabei, einfach auch Leute darauf aufmerksam zu machen, was wir da machen. Und dass auch diese Lebensmittel, die wir da produzieren, dass die einfach auch mit einem anderen Gefühl und Gedanken hergestellt werden, produziert werden, angebaut werden. Wir machen das wirklich mit sehr viel Liebe und von Herzen und ich glaube, das merken einfach auch die Leute, die zu uns kommen, dass bei uns einfach so eine andere Mentalität herrscht und wir das einfach mit Freude machen und ich glaube, das schmeckt man dann auch.

Glaube und persönliche Entwicklung 00:06:40

Ich bin nicht so anthroposophisch angelegt, aber mir gibt mein Glaube sehr viel. Das hat schon für mich eine sehr große Bedeutung und das spielt für mich sehr viel mit. Ja, absolut. Ich glaube! Und der Glaube hat mich durchgetragen, absolut.

Nee, ich fange immer mit also an. Ich muss mal einen anderen Anfang machen. Soll ich nochmal von vorn anfangen?

Was für mich auch eine große Rolle spielt, ist mein Glaube. Ich bin auf den Hof zum Glauben gekommen. Mein Chef ist Christ und er hat mich mit seiner Art, seinen Glauben zu leben, sehr inspiriert. Einfach, weil er das authentisch nach außen lebt und ich hab' noch nicht so viele Berührungspunkte bisher gehabt mit dem Glauben. Meine Oma hat immer für mich gebetet, als ich klein war, immer abends. Das ist mir total in Erinnerung geblieben. Aber meine Eltern haben es mir freigestellt, ob ich mich taufen lasse oder nicht. Bisher war für mich kein Moment da, wo ich gesagt habe, ja, ich will das jetzt machen. Damals mit der Konfirmation hat das einfach nicht gepasst. Von dem ... ja, da ging es mir nicht so gut und dann habe ich mich da jetzt auch nicht weiterhin mit beschäftigt. Der Moment von mir selber kam eigentlich nie, wo ich gesagt habe, ja, jetzt gehe ich zur Kirche und sage, ich will mich taufen lassen.

Dann habe ich aber das auf dem Hof so mitbekommen. Ich war dann auch bei zwei Gottesdiensten eingeladen. Mein erster Gottesdienst war der Ernte-Dank-Gottesdienst damals und dann in der Gemeinde von meinem Chef noch der Gottesdienst. Da hat er mich dann darauf angesprochen, ob ich denn getauft bin. Dann habe ich gesagt, nein. Dann habe ich mich tatsächlich mehr wieder damit beschäftigt. Ich war dann in einem Glaubenskurs, weil er gesagt hat, ich werfe dich nicht einfach nur ins Wasser.

Ich bin dann wirklich tief in den Glauben gekommen und habe mich dann bewusst für Jesus entschieden, habe mich dann taufen lassen am 7. Mai 2023 und ich muss wirklich sagen, mein Glaube hat mich sehr durchgetragen, gerade in der Zeit, wo es mit meinem Ausbildungsvertrag schwierig war, weil unser Hof gerade ne' Umstellung hat, hat mich mein Glaube durchgetragen durch die Zeit, weil ich wusste, Gott hat einen Plan mit mir und er lässt mich nicht allein. Das ist die einzige Beständigkeit in meinem Leben, die sich nicht verändert. Ich habe auch einfach so ein tiefes Gottvertrauen, dass er mich da nicht umsonst hingeschickt hat, dass ich nicht umsonst da bin und dass ich das, was er mir an Gaben gegeben hat, einfach einsetzen kann.

Dieses tiefe Vertrauen, was ich in mir habe, das hilft mir auch oft im Alltag, wenn es im Team schwierig ist oder wenn wir sagen, wie soll das funktionieren, wie kriegen wir das hin? Gerade diese Kombination bei uns aus Pädagogen und Arbeitern, das einfach in ein Team zu bringen, ist, glaube ich, nicht so einfach. Aber ich bin mir einfach sicher, dass wir das hinkriegen. Das ist so eine tiefe Gewissheit, die mir hilft, durch diese Zeiten auch durchzugehen und die anderen zu motivieren und daran zu glauben, dass es was wird. Egal was kommt, dass ich nicht allein bin. Das ist, glaube ich, was, was mir sehr hilft.

Und diese Verbindung auch oder diese Berührungspunkte mit der Schöpfung jeden Tag, wie ich das erlebe und auch gerade Weinstock und Rebe, dass man immer verbunden sein muss und dadurch einfach auch seine Kraft kriegt. Und wenn ich mal keine habe, dann bin ich im Gottesdienst und kriege da meine Kraft. Und auch durch die anderen Menschen da in der Gemeinde, das ist wirklich was, was mir sehr hilft und mich trägt.

Und das gibt mir auch eine ganz große Freude, weil das ändert sich nicht. Und egal, was um mich herum passiert, die Freude trage ich in mir.

Glossar

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A


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B


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C


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D


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E


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F


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G


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H


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I


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J


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K


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L


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M


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N


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O


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P


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Q


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R


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V


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W


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X


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Y


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