Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk: Unterschied zwischen den Versionen

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== Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk ==
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'''Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk''' (* 14. August 1869 in Jakobsdorf, Schlesien; † 28. Dezember 1928 in Breslau) war ein deutscher Landwirt, Gutsverwalter und Anthroposoph. Er ist besonders bekannt als Organisator des [[Landwirtschaftlicher Kurs|Landwirtschaftlichen Kurses]] von [[Rudolf Steiner]] im Jahr 1924, der die Grundlage für die biologisch-dynamische Landwirtschaft legte.
'''Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk''' (* 14. August 1869 in Jakobsdorf, Schlesien; † 28. Dezember 1928 in Breslau) war ein deutscher Landwirt, Gutsverwalter und [[Anthroposophie|Anthroposoph]]. Er ist besonders bekannt als Organisator des [[Landwirtschaftlicher Kurs|Landwirtschaftlichen Kurses]] von [[Rudolf Steiner]] im Jahr 1924, der die Grundlage für die biologisch-dynamische Landwirtschaft legte. Er prägte das Mantram der anthroposophischen Landwirtschaftsbewegung: „Stätten der Liebe und des Friedens gründen, in denen der [[Christus]] auferstehen kann.“


=== Frühes Leben und Ausbildung ===
=== Frühes Leben und Ausbildung ===
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=== Tod und Vermächtnis ===
=== Tod und Vermächtnis ===
Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk starb am 28. Dezember 1928 in Breslau. Seine Asche wurde am 5. Januar 1929 auf dem Gut in Zastruże beigesetzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Friedhof zerstört, doch die Urne überlebte, da sie unter einem Baum vergraben war.  
Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk starb am 28. Dezember 1928 in Breslau. Sein Vermächtnis liegt vor allem in der Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Der Landwirtschaftliche Kurs markierte den Beginn der biodynamischen Bewegung, und Keyserlingks Rolle als Organisator und Gründer des Versuchsringes war entscheidend für deren Entwicklung.
 
=== Die wieder gefundene Urne ===
Seine Asche wurde am 5. Januar 1929 auf dem Gut in Zastruże beigesetzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Friedhof zerstört, doch die Urne überlebte, da sie unter einem Baum vergraben war. Die Urne hat die Inschrift:  <blockquote>„Stätten der Liebe und des Friedens gründen, in denen der Christus auferstehen kann.“ </blockquote>Zu diesem Mantram sagt [[Marcel Waldhausen]]<ref>[[Gegenwart und Zukunft der biologisch-dynamischen Landwirtschaft - ein Vortrag von Marcel Waldhausen, 2025]]</ref>:  <blockquote>„Aber, in den Erinnerungen steht ganz oft das Mantram mit einem Wort falsch. Und das heißt, Stätten schaffen des Friedens und der Liebe "'''auf"''' denen, der Christus aufersteht. Könnt ihr fühlen, dass das ein Unterschied ist zwischen '''"in"''' denen, der Christus aufersteht […] Also erstmal kommt das jetzt zu uns, diese Urne, weil darauf das wahrhaftige Mantram steht. Und wir können eigentlich sagen, dass das '''das Mantram der anthroposophischen Landwirtschaftsbewegung''' ist. Und wenn wir jetzt langsam anfangen, unsere ganzen Sachen, unsere gute landwirtschaftliche Praxis mit der [[Soziale Frage|sozialen Frage]] und mit einer tiefen Esoterik, die zeitgemäß, aber total vernünftig ist, wenn wir das schaffen zu kombinieren und damit gemeinsam in die Zukunft gehen können, dann werden wir Stätten schaffen des Friedens und der Liebe '''in''' denen, der Christus aufersteht. “ </blockquote>Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Schlesien galten viele persönliche Gegenstände der Familie von Keyserlingk, darunter die Urne des Grafen, als verschollen. Die Urne gelangte irgendwann – vermutlich in den Nachkriegsjahren – in den Besitz der Żarowska Izba Historyczna (Historische Kammer in Żarów, Polen), einer lokalen Einrichtung zur Sammlung und Bewahrung regionaler Geschichte. Dort wurde sie etwa acht Jahre vor 2024 (also um 2016) aufbewahrt, ohne dass zunächst ein direkter Zusammenhang zu weiteren Familienrelikten hergestellt wurde.
 
Im Mai 2024 besuchte eine Delegation der Biodynamic Federation Demeter International die Schule in Zastruże (ehemals Jakobsdorf/Schlesien). Zu der Delegation gehörte [[Marcel Waldhausen]], ein Mitarbeiter des Demeter-Verbandes und ausgewiesener Kenner der Geschichte des [[Landwirtschaftlicher Kurs|Landwirtschaftlichen Kurses]]. Durch Recherchen und Kontakte vor Ort identifizierte Waldhausen die in der Żarowska Izba Historyczna aufbewahrte Urne als die verschollene Graburne Carl Wilhelm Graf von Keyserlingks. Am 24. Juni 2024 wurde die Urne zusammen mit weiteren Familienrelikten (darunter Dokumente und Handschriften der Gräfin Johanna von Keyserlingk) offiziell an die Demeter-Vertreter übergeben. Dies geschah in Anwesenheit lokaler Behörden und Medien in Żarów.


Sein Vermächtnis liegt vor allem in der Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Der Landwirtschaftliche Kurs markierte den Beginn der biodynamischen Bewegung, und Keyserlingks Rolle als Organisator und Gründer des Versuchsringes war entscheidend für deren Entwicklung.
Die Rückgabe der Urne und der weiteren Exponate ermöglichte 2024 eine Ausstellung zu Leben und Werk der Grafen von Keyserlingk, die erstmals seit 1946 verschollene Objekte präsentierte. Marcel Waldhausen spielte eine zentrale Rolle bei der Auffindung, Identifikation und organisatorischen Abwicklung der Rückführung dieser historischen Stücke.


== Quellen ==
== Quellen ==


* http://www.izba.centrum.zarow.pl/artykuly/1605-historia-rodzinnych-pamiatek-hrabiow-von-keyserlingk-z-zastruza
* https://www.erziehungskunst.de/artikel/studientage-zur-landwirtschaftlichen-erneuerung
* http://www.keyserlingk.info/Bibliographview.asp?city=FAMILY
* Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk - Wikipedia. <nowiki>https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Wilhelm_Graf_von_Keyserlingk</nowiki>  
* Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk - Wikipedia. <nowiki>https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Wilhelm_Graf_von_Keyserlingk</nowiki>  
* Karl, Graf von Keyserlingk - Wikidata. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q109807594</nowiki>  
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* Karl Wilhelm von Keyserlingk – Wikipedia, wolna encyklopedia. <nowiki>https://pl.wikipedia.org/wiki/Karl_Wilhelm_von_Keyserlingk</nowiki>  
* Karl Wilhelm von Keyserlingk – Wikipedia, wolna encyklopedia. <nowiki>https://pl.wikipedia.org/wiki/Karl_Wilhelm_von_Keyserlingk</nowiki>  
* Johanna von Keyserlingk: Vessel for the Etheric Christ. <nowiki>https://reverseritual.com/johanna-von-keyserlingk-vessel-for-the-etheric-christ/</nowiki>
* Johanna von Keyserlingk: Vessel for the Etheric Christ. <nowiki>https://reverseritual.com/johanna-von-keyserlingk-vessel-for-the-etheric-christ/</nowiki>
== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 27. Dezember 2025, 20:22 Uhr

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Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk

Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk (* 14. August 1869 in Jakobsdorf, Schlesien; † 28. Dezember 1928 in Breslau) war ein deutscher Landwirt, Gutsverwalter und Anthroposoph. Er ist besonders bekannt als Organisator des Landwirtschaftlichen Kurses von Rudolf Steiner im Jahr 1924, der die Grundlage für die biologisch-dynamische Landwirtschaft legte. Er prägte das Mantram der anthroposophischen Landwirtschaftsbewegung: „Stätten der Liebe und des Friedens gründen, in denen der Christus auferstehen kann.“

Frühes Leben und Ausbildung

Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk wurde am 14. August 1869 auf dem elterlichen Gut in Jakobsdorf (heute Jakubowice) in Schlesien geboren. Sein Vater war der deutschbaltische Forschungsreisende und Zoologe Eugen von Keyserling, seine Mutter die Frauenrechtlerin und Politikerin Margarete Gräfin von Keyserlingk, geborene von Dönniges.

Er absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung und trat anschließend in das Feldartillerie-Regiment „von Peucker“ (1. Schlesisches) Nr. 6 in Breslau ein, wo er in den Bürgerwerder-Kasernen stationiert war.

Familie

Am 21. Januar 1899 heiratete Keyserlingk in Breslau Johanna Clara Skene (* 26. März 1879 in Breslau; † 16. März 1966 in Teinach im Schwarzwald). Das Paar hatte drei Söhne, von denen einer kurz nach der Geburt starb. Die überlebenden Söhne waren Wolfgang (* 1900; † 1962) und Adalbert (* 1905; † 1993). Johanna von Keyserlingk war eine engagierte Anhängerin der Anthroposophie und spielte eine wichtige Rolle in der Organisation des Landwirtschaftlichen Kurses.

Karriere

Nach seiner militärischen Zeit trat Keyserlingk in das Unternehmen seines Schwiegervaters, des Zuckerfabrikanten Karl von Skene, ein. Er wurde Leiter der Landwirtschaft und später Vorstandsmitglied.

Ab 1904 übernahm er die Bewirtschaftung des Gutes in Koberwitz (heute Kobierzyce in Polen). 1926 zog er sich aus den operativen Tätigkeiten des fusionierten Unternehmens „vom Rath, Schoeller & Skene“ zurück und verließ es 1928 vollständig. Danach erwarb er die Güter Sasterhausen (heute Zastruże) und Raaben (heute Kruków).

Beteiligung am Landwirtschaftlichen Kurs 1924

Keyserlingk und seine Frau luden Rudolf Steiner 1924 auf ihr Gut in Koberwitz ein, um einen Kurs über die Verbindung von Spiritualität und Landwirtschaft zu halten. Dieser „Landwirtschaftliche Kurs“ gilt als Grundlage der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Keyserlingk war Initiator, Organisator und Gastgeber des Kurses, an dem vor allem Landwirte teilnahmen.

Während des Kurses wurde der „Landwirtschaftliche Versuchsring“ gegründet, dessen erster Vorsitzender Keyserlingk wurde, gemeinsam mit Ernst Stegemann.

Tod und Vermächtnis

Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk starb am 28. Dezember 1928 in Breslau. Sein Vermächtnis liegt vor allem in der Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Der Landwirtschaftliche Kurs markierte den Beginn der biodynamischen Bewegung, und Keyserlingks Rolle als Organisator und Gründer des Versuchsringes war entscheidend für deren Entwicklung.

Die wieder gefundene Urne

Seine Asche wurde am 5. Januar 1929 auf dem Gut in Zastruże beigesetzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Friedhof zerstört, doch die Urne überlebte, da sie unter einem Baum vergraben war. Die Urne hat die Inschrift:

„Stätten der Liebe und des Friedens gründen, in denen der Christus auferstehen kann.“

Zu diesem Mantram sagt Marcel Waldhausen[1]:

„Aber, in den Erinnerungen steht ganz oft das Mantram mit einem Wort falsch. Und das heißt, Stätten schaffen des Friedens und der Liebe "auf" denen, der Christus aufersteht. Könnt ihr fühlen, dass das ein Unterschied ist zwischen "in" denen, der Christus aufersteht […] Also erstmal kommt das jetzt zu uns, diese Urne, weil darauf das wahrhaftige Mantram steht. Und wir können eigentlich sagen, dass das das Mantram der anthroposophischen Landwirtschaftsbewegung ist. Und wenn wir jetzt langsam anfangen, unsere ganzen Sachen, unsere gute landwirtschaftliche Praxis mit der sozialen Frage und mit einer tiefen Esoterik, die zeitgemäß, aber total vernünftig ist, wenn wir das schaffen zu kombinieren und damit gemeinsam in die Zukunft gehen können, dann werden wir Stätten schaffen des Friedens und der Liebe in denen, der Christus aufersteht. “

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Schlesien galten viele persönliche Gegenstände der Familie von Keyserlingk, darunter die Urne des Grafen, als verschollen. Die Urne gelangte irgendwann – vermutlich in den Nachkriegsjahren – in den Besitz der Żarowska Izba Historyczna (Historische Kammer in Żarów, Polen), einer lokalen Einrichtung zur Sammlung und Bewahrung regionaler Geschichte. Dort wurde sie etwa acht Jahre vor 2024 (also um 2016) aufbewahrt, ohne dass zunächst ein direkter Zusammenhang zu weiteren Familienrelikten hergestellt wurde.

Im Mai 2024 besuchte eine Delegation der Biodynamic Federation Demeter International die Schule in Zastruże (ehemals Jakobsdorf/Schlesien). Zu der Delegation gehörte Marcel Waldhausen, ein Mitarbeiter des Demeter-Verbandes und ausgewiesener Kenner der Geschichte des Landwirtschaftlichen Kurses. Durch Recherchen und Kontakte vor Ort identifizierte Waldhausen die in der Żarowska Izba Historyczna aufbewahrte Urne als die verschollene Graburne Carl Wilhelm Graf von Keyserlingks. Am 24. Juni 2024 wurde die Urne zusammen mit weiteren Familienrelikten (darunter Dokumente und Handschriften der Gräfin Johanna von Keyserlingk) offiziell an die Demeter-Vertreter übergeben. Dies geschah in Anwesenheit lokaler Behörden und Medien in Żarów.

Die Rückgabe der Urne und der weiteren Exponate ermöglichte 2024 eine Ausstellung zu Leben und Werk der Grafen von Keyserlingk, die erstmals seit 1946 verschollene Objekte präsentierte. Marcel Waldhausen spielte eine zentrale Rolle bei der Auffindung, Identifikation und organisatorischen Abwicklung der Rückführung dieser historischen Stücke.

Quellen

Einzelnachweise

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