Biodynamische Pflanzenzüchtung - 3. Vortrag von Martin von Mackensen, 2021

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Martin von Mackensen am 7. Januar 2021 in der Landbauschule Dottenfelderhof

Betriebszusammenhang und Pflanzenzüchtung 00:00:36

Begrüßung und technische Herausforderung 00:00:36

Sprecher 1:* Einen wunderschönen guten Morgen in diese ganze Welt hinaus an die verschiedenen Standorte. Das ist ja wirklich eine Herausforderung da mit dem Gefühl dabei zu sein, wo jetzt überall jemand sitzt. Und das ist ja wirklich ein neues Erlebnis für uns, dass wir so auch zusammenarbeiten können, weil wir es müssen und wollen. Ja, ich möchte den Moment kurz auch nutzen, mich ganz herzlich zu bedanken bei denjenigen, die so spontan diese technischen Herausforderungen hier für diese Arbeit ermöglicht haben. Sowohl bei den Leuten in der Schweiz, aber hier auch eben vor Ort. Insbesondere bei dem Ben und bei dem François Hagdorn, der eben hier auch für die Technik gesorgt hat. Herzlichen Dank.

Ich möchte kurz auf das Gestrige zurückschauen, bevor wir weitergehen. Kann man das so gut sehen? Blendet es nicht? Wir haben gestern gesprochen von dem Gegensatz der Ernährung und der Düngung und sind dann ein bisschen eingegangen auf das, was eigentlich die Pflanzenentwicklung im Jahreslauf ist. Haben das sozusagen versucht, ein bisschen hier über die Winterzeit oder die Anfangszeit bei einem Sommergetreide wäre es eben im Frühjahr. Die Keimung, die erste Entfaltung, wie so ein Vorentwurf ist es ja bis zum Dreiblatt-Stadium. Dann die Bestockung, das Schossen, das Ehrenschieben und dann eben dieser unglaubliche Wechsel, was nach der Blüte passiert. Dieses eigentlich wie nach innen und aus dem Inneren neu in einem Umsetzungsprozess, in einem zweiten, in einem sekundären Prozess, in dem jetzt die Pflanze verwandelt das, was sie gebildet hat, als vegetatives in die Frucht, in das Korn hinein.

Fruchtfolge und Betriebskontext 00:02:42

Und dann haben wir ja gesprochen über die weiteren Fruchtfolgeglieder und da möchte ich heute ein bisschen einen gewissen Schwerpunkt drauflegen, weil ich glaube aus den Fragen und aus dem Gespräch, was ich gestern Abend mit Peter Kunz hatte, dass das vielleicht am sinnvollsten, am konstruktivsten wäre für euch für die Weiterarbeit, dass wir da ein Stück noch vertiefen. Und da könnten wir zunächst einmal so vorgehen, dass ich ein Ganzes des Betriebes andeute hiermit und in gewisser Weise einen Idealbetrieb beschreibe, in dem es eben auch Wald gibt und in dem es Wiesen gibt, Wiesen und Weiden und in dem es Ackerbau und Gemüsebau gibt.

Und jetzt könnten wir uns einmal die Frage stellen, wie ist das eigentlich mit den Erträgen und wie ist das eigentlich mit der Beziehung zur Umwelt. Und indem wir da drauf schauen, könnten wir erkennen, dass die Kulturen da sehr, sehr unterschiedlich sind in dem Verhältnis, was sozusagen nach innen hinein gebildet wird, in den Organismus herein und in dem Verhältnis zu dem, was herausgeht. Und da wird jetzt schon deutlich, dass es im Waldbau auch ein bisschen, aber in dem Moment, wo aus dem Waldbau etwas in den Organismus hineinkommt und wir haben das ja als eine uralte Tradition in der Landwirtschaft. Nicht mal muss nur denken, bei den Brüdern Grimm, jedes zweite Märchen fängt ja so an, dass es da heißt, eine alte Frau geht in den Wald und sammelt Reisig.

Was macht sie denn mit dem Reisig? Sie macht da nicht ihren Ofen mit an. Da hätte sie viel zu viel. Sie tut auch nicht damit irgendwas Verrücktes machen, sondern was tut sie damit? Sie streut ihre Tiere ein. Das Stroh, was wir heute zum Einstreuen haben, war viel zu wertvoll, war Futter und war vielleicht auch Baumaterial. Und die Tiere sind vielfach mit dem Streu des Waldes eingestreut worden, um einfach den Mistgut aus dem Stall wieder heraus zu transportieren. Und damit weisheitsvoll, man kann eigentlich sagen, wo hatten die Leute diese unglaubliche Weisheit her, haben sie eben etwas, was im Wald eigentlich zu viel ist. Etwas, was man dem Wald ein Stück weit entnehmen kann, integriert in die Landwirtschaft, mit dem Mist verbunden und das relativ Unverdaubare, das relativ langverdauliche, also was langsam sich verdauen lässt in der Rotte.

Integration von Wald und Wiese 00:06:02

Wald und Bodenfruchtbarkeit 00:06:02

Das Streu, das Astmaterial, das ist jetzt verbunden worden mit dem frischen Kot, mit dem frischen Urin der Tiere und dadurch ist einem der Misthaufen nicht von dannen geflossen, sondern ist eben ein Haufen geworden und es ist eine Rotte entstanden. Und jetzt hat man das in die Gärten und auf die Äcker bringen können. Also das muss man immer mal wieder sich klar machen, das ist eine lange alte Tradition, dass wir den Baum, die Baumkultur, die mehrjährige Kultur, die Kultur, die diese unglaubliche starke Aufrichtekraft hat und die eben sich stofflich manifestiert in der Kohlenstoffbindung, in dem Holz, in der Holzbildung, dass wir das integriert haben in die Landwirtschaft und dass unsere Bodenfruchtbarkeit bis heute doch auch davon geprägt ist, dass das eine Kultur war und wenn wir heute von Agroforsting sprechen, dann springt für mich, da schwingt für mich etwas mit, was das wieder in einer ganz neuen, bewussten Weise ergreifen kann.

Also die Integration desjenigen, was eigentlich eben zur Landwirtschaft doch auch dazugehört. Und jetzt gehen wir weiter und schauen eben auf die Wiese und auf die Weide und merken, aus der Wiese und Weide wird eigentlich nichts verkauft. Und das ist gut so. Man kann ein bisschen Tee sammeln, man kann ein bisschen essbare Kräuter sammeln, das fällt aber alles im Verhältnis doch ganz gering nur aus. Das Wesentliche an der Wiese und Weide ist, dass die Grundlage für den Wiederkäuer, in der Regel für das Rind, aber auch für die Ziege, für das Schaf und so weiter, dass sie das hergibt und dass diese unglaubliche Vielfalt der Wiese und Weide, die ja niemals eine wirkliche Bodenbearbeitung erfährt, dass die nun sich wie selbst ständig neu erhält und regeneriert durch auch ihre Vielfalt und dass da immer sich etwas sehr Spezifisches ausprägt.

Wiese und Wiederkäuer 00:08:07

Man kann sagen, da ist jeder Hof hat da sozusagen seine spezifische Entwicklung und die ist auch nach zehn Jahren eine andere. Und die wird nun in diesen, ich möchte mal sagen, Weisheitssack eines Wiederkäuers hineingeholt und der bearbeitet das und zieht daraus etwas, was ihn selbst nährt und verbindet sich damit. Und in dieser Verbindung mit dem Futter entsteht eben dieses Einmalige, dass dieser Futterstrom, der jetzt ein Düngerstrom wird, der durch das Tier hindurch geht, eine Aufprägung erhält, eine Information, eine Tingierung, eine Gestaltung bekommt, die eben wieder zusammenhängt mit dem Blattartigen und dem Stängeligen.

Das Holz, der Wald, der Baum ist eigentlich das Urbild des Stängelichen, der Stängel und die Wiese ist eigentlich das Urbild des Blattes. Natürlich hat jeder einzelne Grashalm und jeder einzelne Grasblatt und jeder einzelne Löwenzahnblatt auch ein Stängelkomponente und natürlich hat jeder Haselnussstrauch und jede Buche auch ein Blatt Anteil und doch kann man hier eigentlich deutlich sehen, dieses Beides gehört in dieser Weise zusammen, bildet so eigentlich ein Ganzes. Und jetzt wird in dem Verdauungsvorgang des Wiederkäuers völlig neu zusammengefügt das Kohlenstoffmäßige, das Stängelige mit dem Eiweißartigen, mit dem Stickstoffartigen.

Düngung und Dauerfruchtbarkeit 00:10:08

Verdauung und Komposition 00:10:08

Und diese Neukomposition, diese Neuverbindung, die stofflich sich eben äußert in dem Festhalten, in dem Hereinnehmen des Stickstoffs an den Kohlenstoff und damit ihm eine Dauer geben, die ist sozusagen kräftemäßig Teil der Kuh, Teil des Rindes, Teil der Ziege, Teil des Schafes. Und man kann wirklich zurecht sagen, indem wir mit dem Mist in kleinen Mengen dann in der Kompostierung operieren können und das eigentlich wie ein Startinstrument, wie eine Startkraft, wie ein Treiber, wie ein Treibstoff ist in jedem Rotteprozess, haben wir etwas, wo in ganz idealer Weise verbunden ist, Blattartiges und Stängeliges. Und das ist eigentlich die Grundlage aller Dauerfruchtbarkeit.

Dass das verbunden ist und dass jetzt weniger die Masse, die Menge da eine große Rolle spielt in Bezug auf die Düngung, sondern die Komposition, das heißt eigentlich die Information dieser Art von Verbindung. Und davon erzählen uns viele alte Dauerdüngungsversuche, die über viele Jahrzehnte durchgeführt wurden und, und, und, und. Da könnte man jetzt viele vertiefen. Ich muss ein Stück weiter gehen. Also die Verbindung des kohlenstoffmäßig Stängeligen und des eiweißmäßig Blattigen in dem Vorgang der Verdauung, die jetzt zu einer Information einer Kraft wird und die eigentlich die Quelle der Dauerfruchtbarkeit ist.

Dauerfruchtbarkeit als die Lösung, als das, was wir brauchen, wenn wir nicht Raubbau betreiben wollen. Landwirtschaftskurs Rudolf Steiner, die Frage, wie gehen wir gegen den Raubbau vor und Rudolf Steiners Antwort, der Raubbau ist nicht so wahnsinnig interessant in Bezug auf die Stoffe, sondern der Raubbau ist vor allem eine Frage der Kräfte. Und die biodynamische Landwirtschaft in der Weise, wie ich sie jetzt versuche zu schildern, ist die Antwort auf diese Frage, die Liebig eigentlich gestellt hat, wie können wir gegen den Raubbau vorgehen. Der Raubbau nicht als eine Frage der Stoffe, auch der Stoffe, sondern primär als eine Frage der Vitalitäts- und Bewusstseinskräfte, die notwendig sind, um harmonisches, langfristiges, nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.

Züchtung für Organismen 00:12:41

Und eure Aufgabe an dieser Stelle eben, den biodynamischen Betrieben dafür bessere, geeignetere Pflanzen zur Verfügung zu stellen, dadurch, dass sie in diesen Kontexten selektiert sind, dass sie durch eure Zuwendung zu diesen Pflanzen in diesen Kontexten, in diesen Organismen, in diesen Höfen entstehen, das ist eine ganz große Schlüsselfrage für dieses Funktionieren dieses Prinzips. Es geht also nicht nur darum, dass wir einen schöneren und leckereren Salat haben oder bessere Radieschen oder gesünderen Hafer, sondern es geht schon wirklich darum, dass die Züchtung ein wesentlicher Baustein ist für dieses wirkliche Entwickeln dieser Organismen, die das langfristige Überleben überhaupt der Menschheit ermöglichen.

Also das soll auch ein bisschen jetzt euch noch mal ein bisschen Wind unter die Flügel blasen für das nächste Jahr oder für die nächste Zeit, welche bedeutungsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe da eigentlich ergriffen wird, indem man auf die Pflanzenzüchtung zugeht. Wenn wir jetzt weitergehen in diesem Zusammenhang, dann kommen wir an den Punkt, wo es hier eben um den Gemüsebau geht und zum Teil passiert ja der Gemüsebau heute innerhalb der ackerbaulichen Fruchtfolge und zum Teil haben wir ja doch auch immer wieder Betriebe und auch innerhalb der Betriebe dann einzelne Äcker oder einzelne Gemüsegärten oder Feldgärten oder so, wo das dann auf Dauer passiert, wo also Gemüse nach Gemüse angebaut wird.

Gemüsebau und Futterbau 00:14:26

Herausforderungen im Gemüsebau 00:14:26

Und da muss ich jetzt, so sehr ich das im ersten Teil jetzt eigentlich sozusagen gelobt habe oder auch gesagt habe, wie das Konzept doch ein großes ist, muss ich sagen, hier gibt es auch wirkliche Schwachstellen in unserem Konzept. Da wird Gemüsebau betrieben in einer Weise, wo man sagen muss, das ist eigentlich nahe eines Raubbaus. Da sieht man ganz schnell nach zwei, drei Jahren, dass man ständig eigentlich von der Substanz lebt. Und das ist zu weit, das geht zu weit in manchen Betrieben und da ist kritisch drauf zu schauen. Und das muss ich euch eben doch sehr deutlich sagen, weil bei euch sind Gemüsezüchter dabei und es macht nicht so wirklich Sinn, in solchen Systemen Züchtung zu betreiben.

Wir müssen wirklich schauen, wie kriegen wir gerade beim Gemüsebau, wo diese unglaublichen Erträge gebildet werden. Ich bin selber ein Stück weit Gemüsebauer, indem ich Futterrüben anbaue. Ich bin erst zufrieden, wenn ich 100 Tonnen Futterrüben auf dem Hektar ernte. Das muss man sich mal gut vorstellen, was für eine unglaubliche Menge Frischmasse, was man da eigentlich erntet. Und das geht nur, indem man den Boden eben lange, über mehrere Jahre mit Getreide und Futterbau und Kleegras und so weiter einen Aufbau betreibt. Und dann kann man das mal ein Jahr machen. Aber wenn das drei Jahre hintereinander gemacht wird und dann kommt eine Regeneration, die vielleicht auch nur ein Jahr ist und die wächst eigentlich auch schwach und so weiter.

Und dann wundert man sich, dass nach 20 Jahren das eigentlich alles ganz schwach wächst und dass es auf jedem Acker, in jedem Straßengraben besser wächst. Da kann man unter solchen Bedingungen nicht wirklich gute Züchtung machen. Und das heißt, wir haben also hier diese große Frage, diese starken Exportströme, die eigentlich durch dieses intensive Wachstum der Gemüsekulturen da ist. Was steht dem gegenüber? Und ich würde mal sagen, hier haben wir dieses eine Fünftel, eine Sechstel der Gesamtfläche, die gut vertretbar ist.

Futterbau und Zuwendung 00:16:41

Und dem muss eben gegenüberstehen der Futterbau, des Kleegras, des Luzernegras. Und da haben wir eben dann etwas im Ackerbau, was ganz ähnlich ist wie das Grünland. Im Futterbau haben wir es wieder mit einer Vielfalt zu tun. Und ich würde, ich predige das ja schon, ich würde mir das also nochmal sagen, das auch gerne nochmal in eurem Kreise und an eure Adresse. Wir brauchen in der Biodynamik auch noch viel mehr Futterbau-Züchtung. Wir müssen Pflanzen entwickeln, die in den Betrieben eben für diese Aufgabe geeignet sind und die durch die Menschen wie euch diese Intentionalität, diese Zuwendung, diese Bestimmung bekommen.

Und damit komme ich jetzt zu einer Ebene, die ich zum Abschluss eigentlich dieser drei Tage besonders hervorheben möchte. Das Ganze, was eben der landwirtschaftliche Organismus ist, das lebt von der Intention, von der Zuwendung, von der inneren, herzerfüllten, gedankenklaren Arbeit durch die Hände in die Natur hinaus. Und ihr beschäftigt euch jetzt über diese drei Tage im Wesentlichen mit der Frage, was ist eigentlich die Interaktion von Umwelt und Pflanze, von Umwelt und Individuum. Und da muss ich schon sagen, bedenkt gut, der landwirtschaftliche Organismus entsteht nur aus der Zuwendung des Menschen.

Züchtung als Neuschöpfung 00:18:22

Menschliche Zuwendung 00:18:22

Und es ist eine Neuschöpfung, auch wenn es so schön romantisch aussieht. Und wenn man da so die alten Bilderbücher hat, für die kleinen Kinder diese Papp-Bilderbücher, und da guckt man, da fährt der Schlepper und da wird jetzt das Heu gemacht und da macht die Kuh Mu und da macht der Hahn auf dem Mist Kikeriki und so. Das sind alles diese wunderschönen Idyllen. Eigentlich ist es gar keine Naturidylle, sondern wirklich eine Heraussetzung aus dem Menschen. Und die Umwelt ist eben nicht nur das Wetter, die Temperaturverhältnisse, die Wärme, die Kälte, die Bedeckung des Himmels oder der klare Himmel, ist nicht nur der Boden, wie feucht ist er und wie sind die Stickstoffprozesse, sondern die Umwelt unserer Kulturpflanzen ist auch die Zuwendung des Menschen.

Und im Grunde genommen geht alles darum, dass man als Züchter in diesen Modus kommt, den der Picasso nennt, ich suche nicht, sondern ich finde. Ich habe das Vermögen, im richtigen Moment die richtige Pflanze aufzusammeln, sozusagen an mein Herz zu holen, sie generationenlang wieder anzuschauen und zu selektieren, zu vereinseitigen, man könnte aber auch sagen, passend zu machen, sie hereinzuholen in diesen Zusammenhang und ihr dort eine völlig neue Funktion geben. Diese Funktion eben im richtigen Verhältnis nach innen, zu den Tieren hin, nach innen zu der Düngung hin und dann eben auch Ertrag nach außen aus dem landwirtschaftlichen Organismus herausbilden zu können.

Zukunft der Biodynamik 00:20:29

Und da ist es dann sofort klar, dass das, was wir heute eben als Züchtung verstehen, wo es um eine bestimmte Art von Ertrag und Qualität geht, dass uns das in diesem Zusammenhang oftmals eher behindert als fördert. Und dass das immer weiter auseinander gehen muss, dass man eigentlich sagen kann, wenn man ein solches Konzept von Landwirtschaft im Hinterkopf hat, wenn man an dem arbeitet, wo wir ja alle erst einen ganz kleinen Anfang begonnen haben, dass wir da unbedingt so wie die Viehhaltung, so wie die Hühner, so wie den Gemüsegarten eben die Züchtung, das heißt die Bearbeitung der Kulturen und jetzt erweitere ich das, die Bearbeitung der Tiere und die Bearbeitung der Böden, dass das unabdingbar dazu gehört.

Wir werden in Zeiten kommen, wo auch die Böden selber Maßnahmen brauchen, die wie Züchtung sind, die eben weit darüber hinausgehen, dass wir sozusagen nachhaltig, ordentlich, regenerativ, humussparend, kohlenstoffspeichernd vorgehen, sondern wir werden Dinge brauchen, die mit der Vielheit der Pflanzen, die mit den Extrakten der Pflanzen arbeiten, die mit den Kräften der Pflanze arbeiten, die mit den Kräften der Bodentiere arbeiten und damit werden wir auch noch ganz andere Erfolge und ganz andere Möglichkeiten entwickeln können. Also ich möchte auch deutlich an diesem letzten Beitrag sagen, gerade den Jungen unter euch, die vielleicht einsteigen in diese Arbeit einer biologisch-dynamischen Züchtung, wow, Leute, ihr habt ein tolles Ding ergriffen.

Hier ist noch ganz viel offen, hier ist noch ganz viel möglich. Das sind alles erste Anfänge. Die Biodynamik ist, ich würde mal sagen, zu 10, 15 Prozent in unserer Hand. Wir werden noch viele Jahre und Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte aus dieser Quelle Neues schöpfen können und weiter vorgehen können in dieser Entwicklung. Wenn wir jetzt hier noch mal ein bisschen auch an die Fragen von gestern anknüpfend genauer schauen wollen, dann möchte ich noch einen Punkt eben deutlich machen, der vielleicht auch fürs Konkrete hilfreich ist.

Vorfrucht und Bodenstruktur 00:22:59

Bodenstruktur und Züchtung 00:22:59

Wenn man also jetzt zum Beispiel hier in diesem Bereich tätig ist und das sind ja die meisten, irgendwo zwischen Gemüse- und Ackerbaukulturen, Getreidekulturen, dann ist es eben unabdingbar in einer biodynamischen Züchtung, dass man wirklich ein Bild hat von der Gare des Bodens, von der Struktur des Bodens auch im Vorjahr. Das heißt, dass ich meinen einzelnen Züchtungsstandort schon kenne, wie er im Jahr vorher war. Was wuchs da und wie gut ist das gewachsen, wie war die Bodenstruktur, wie feucht, wie trocken war das, wie lange hat er im Sommer sozusagen tot in der Trockenheit gelegen, wie nass war der Winter, wie hat sich die Struktur im Frühjahr belebt und so weiter und so weiter. Und wie zeigt sich das im Pflanzenwachstum?

Ich habe selber 1990 hier als Erstes auf dem Dottenfelderhof einen Düngungsversuch gemacht bei Winterweizen, den Hartmut Spieß damals unbedingt haben wollte. Es ging eigentlich um Jauche und Jauchedüngung im Vergleich um ein gutes Bild zu haben, was die Jauche und der Stickstoff der Jauche ausmacht, hatten wir als zweite Komponente Hornmehl. Und um wirklich was zu sehen, haben wir das dann gestaffelt. Das war eigentlich sehr nah an einem konventionellen Düngungsbild. Wir haben sozusagen den Endgehalt 30 Kilo im Herbst und dann haben wir eine zweite Variante gehabt mit 30 und nochmal 30 im Frühjahr und eine dritte mit 30 im Herbst, 30 im Frühjahr und 30 zur Blüte. Und haben also da 90 Kilo Stickstoff gedüngt in organischer Form.

Das kann man im größeren Stil auf größeren Flächen in einem biologischen Betrieb gar nicht machen. Aber eben um Erkenntnisse zu gewinnen, war es eine unglaublich interessante Sache. Wir haben das kombiniert mit wöchentlichen Nitratproben, um die Nitrat-Stickstoffdynamik in den Böden besser zu verfolgen. Und dann war das kurz so Ende Mai, plötzlich tauchte mitten in diesem wunderschönen, großen, randomisierten Versuch, tauchte da ein Streifen auf. Ein dunkler Streifen. Und hinter dem Versuch ging der gerade genau weiter.

Erfahrung mit Vorfrucht 00:25:23

Und wir rätselten, was ist hier eigentlich los? Warum ist jetzt mitten hier in unserem Versuch so ein Streifen? Und dieser Streifen zeigte sich dann immer dunkler, immer intensiver, immer stickstoffgeprägter, kann man sagen. Und dieser Streifen war nachher ertraglich besser und auch qualitativ besser als die 90 Kilo Variante. Und was war es? Es war einfach im Vorjahr bei den Möhren, die da standen, der Streifen, den man eben nutzte, um die Möhren zu roden dann, in dem eben die Zwiebeln standen. Und dieses Zwiebelaroma hatte man da auch haben wollen, um etwas gegen die Möhrenfliege zu tun.

Und das wussten wir nicht, weil wir waren erst im Herbst da drauf gekommen, als das alles abgeerntet war und hatten das nicht gesehen, als wir diesen Versuch eingerichtet haben. Es hat dann an der Auswertung gar nicht viel gemacht. Aber für mich, ich werde das mein Leben lang nicht vergessen, hat es eben sehr deutlich gezeigt, alles was wir da an Düngung sozusagen stofflich probieren, um den Pflanzen ein gutes Wachstum zu geben, das kann gar nicht kompensiert werden gegenüber dem, was durch die Fruchtfolge, durch die Vorfrucht, durch die Gare, durch die Strukturbildung und das Wachstum der Vorfrucht da ist.

Abschluss und Ausblick 00:26:52

Bodenunterschiede und Bewusstsein 00:26:52

Und etwas ähnlich ist es gestern ja wohl durch die Franker in eurem Zusammenhang geschildert worden, von dem Unterschied auf der Rheinau auf sandigen Böden. Das war übrigens auch bei uns ein Standort, der eben sandig war, relativ leichter Boden. Diese Böden entwickeln sich schnell und sind aber auch eben schnell am Ende. Da muss man viel mehr noch aufpassen, dass man eben dieses Fünftel oder dieses Sechstel der Hackfrüchte der zehrenden Kulturen einhält. Und da ist das ja wohl in Rheinau auch aufgetreten, die Vorfrucht eben Erbse oder Kartoffeln. Bei uns ist es so, auf den schwereren Böden ist die Kartoffel etwas Wunderbares, weil man diesen Damm hat, weil man diese Bearbeitung, diese Belüftung hat und diese Böden eigentlich einen großen Puffer haben, eigentlich eine große Möglichkeit haben, wenn sie stark belüftet werden und gut beregnet werden, richtig loszulegen.

Und dann ist dieses Loslegen eben weit länger als die Kartoffelkultur, sodass wir bei unseren Böden hier auch in diesem anderen Niveau und mit diesem Fünftel Hackfrucht nur oder Sechstel Hackfrucht, dass wir da sogar sagen können, wir haben gerade nach der Kartoffel sehr gute Weizenerträge. Also so sieht man, wie das ganz schnell sehr unterschiedlich ist und es kommt jetzt eben darauf an, dass man mit dem Bewusstsein, mit dem fühlenden, mit dem herzwarmen Bewusstsein in diesen Prozessen drin ist. Sonst kann man alle Selektionen und alle Züchtung vergessen.

Wir sind ja nicht angetreten, um sozusagen abstrakt europaweit unter standardisierten Bedingungen eine Kultur zu züchten, die dann irgendwo in dem Ranking Platz 1 im Ertrag oder in Qualität einnimmt, sondern wir sind ja angetreten mit dieser Pflanzenzüchtung für die Entwicklung der landwirtschaftlichen Organismen dieser Biodynamik und ich wünsche mir ein kraftvolles Weiterarbeiten von euch und viel Gelingen im nächsten Jahr. Herzlichen Dank!

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