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Die Dreigliederung des Menschen - ein Vortrag von Manfred Klett, 2023

Transkription
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Vorbereitung zur Bodenprofil-Diskussion 00:00:20
Einführung und Kontext 00:00:20
Wir wollen uns heute ja vorbereitend unterhalten über das, was ihr da draußen gearbeitet habt an euren Bodenprofilen, und ich wollte nur heute eine Vorbereitung hier machen für dieses ganze Gespräch am Donnerstag. Ich muss da sehr weit ausholen, weil wirklich diese ganze Problematik heute der Bodenbeurteilung und überhaupt der sogenannten Bodenbearbeitung derart konfus ist und sozusagen alles so halb in der Luft schwebt, dass man dafür überhaupt erst die Grundlagen einer neuen Erkenntnisart zugrunde legen muss. Und ich möchte da unmittelbar anknüpfen an den Landwirtschaftlichen Kurs. Nun nehme ich an, dass ihr ja natürlich jetzt allwissend geworden seid über die Monate und den Landwirtschaftlichen Kurs auswendig kennt, aber ich will auf zwei Aspekte im Landwirtschaftlichen Kurs eingehen, und die sind so grundlegend für alles, was in der Landwirtschaft, im biologischen und biodynamischen Landbau erforderlich ist an Erkenntnisansätzen, dass ich die hier einfach an den Anfang stellen muss, sonst fischt man im Trüben.
Das ist erst einmal eine Aussage Rudolf Steiners nach dem vierten Vortrag oder am Ende des vierten Vortrags, wo er die Bemerkung macht, der Mensch wird in allen Betrachtungen, um die es hier geht im Landwirtschaftlichen Kurs, zur Grundlage gemacht. Das ist diese eine Aussage: Der Mensch wird zur Grundlage, nicht die Natur primär, sondern der Mensch. Das Zweite ist zu Beginn des zweiten Vortrags ein Satz, den ich hier wörtlich zitiere, da heißt es: „Eine Landwirtschaft – nehmen Sie den Dottenfelderhof oder irgendeinen anderen landwirtschaftlichen Betrieb – erfüllt ihr Wesen im besten Sinne des Wortes, wenn sie aufgefasst werden kann als eine Art Individualität, eine wirklich in sich geschlossene Individualität.“ Und jeder landwirtschaftliche Betrieb müsste sich annähern diesem Ideal, eine solche landwirtschaftliche Individualität zu sein. Also nochmal: Eine Landwirtschaft erfüllt ihr Wesen – das heißt, sie hat es nicht, sie hat es nicht per se von Natur aus –, sondern sie erfüllt erst ihr Wesen, wenn sie von mir als handelndem Menschen, als arbeitendem Menschen draußen auf dem Acker, aufgefasst werden kann als eine Art Individualität. Ich muss das leisten, diese Erkenntnisleistung erbringen: aufgefasst werden kann als eine Art Individualität. Und daran möchte ich jetzt meine ganze Betrachtung anknüpfen.
Die Dreigliederung des Menschen 00:03:52
Schauen wir erst einmal darauf, was eigentlich der Mensch ist im Sinne dessen, dass der Mensch zur Grundlage gemacht wird. Ich nehme an, dass ihr schon durch Martin von Mackensen über die Dreigliederung des Menschen gesprochen habt, anhand des Skelettes, also mehr morphologisch, oder auch letztlich mit der Tochter von Martin, einer Ärztin. Aber ich muss da vielleicht das eine oder andere wiederholen. Jedenfalls möchte ich das mal versuchen, mal ganz schematisch an die Tafel zu bringen. Den Menschen, mal ganz schematisch: Wenn man den Menschen betrachtet, dann wird man feststellen, dass er ein dreigliedriges Wesen ist, und das kann man in jeder Hinsicht beschreiben. Und zunächst mal ist es ja wahrscheinlich hier schon mal beschrieben worden, unter dem mehr physischen Aspekt, das heißt, dass wenn man jetzt mal zunächst die Kopfregion ins Auge fasst, dann ist es ein vollkommen in sich abgeschlossenes Gebilde, eigentlich ein Knochengebilde von außen, allseitig umschlossen, und Sitz der wachenden Sinne des Menschen: das Auge, das Ohr, der Geschmackssinn, der Geruchssinn. Also da konzentriert sich gleichsam das ganze Nerven-Sinnes-System des Menschen.
Das konzentriert sich hauptsächlich im Kopf, aber es setzt sich fort durch den ganzen Organismus, bis zur Fußspitze. Und wenn man jetzt – ich muss mich da jetzt kurz fassen, weil sonst verlieren wir zu viel Zeit – auf den Gegenpol zu dem geschlossenen, in sich geschlossenen Gebilde schaut, was die ganze Sinnesorganisation umschließt, dann kommen wir zu einem System, das genau polar ist zu dem, was das Haupt darstellt. Völlig offen, total offen gegenüber der Welt: die Arme, die arbeitend sind, die Füße, die gehend, schreitend sind, wo man sich sozusagen hineinbegibt in die Welt. Hier im Kopf nimmt man die Welt in sich hinein, und hier begibt man sich hinaus in die Welt. Es ist absolut polar zu dem Nerven-Sinnes-System, dasjenige System, was sich hier ausbreitet, und welches umschließt alle Stoffwechselorgane oberhalb des Beckens, sodass wir hier vom Stoffwechsel-Gliedmaßen-System sprechen müssen.
Polarität und Rhythmisches System 00:08:16
Also hier vollkommene Geschlossenheit, hier Orientierung in die Welt, und wenn man dann untersucht, was hier eigentlich oberhalb des Beckens ist, das sind die ganzen Verdauungsorgane und überhaupt alles das, was den Menschen am Leben erhält. Und dieses Stoffwechsel-System hier in diesem Bereich schickt natürlich ständig über das Blut, aber auch hier über die Atmung hinauf in den Kopf die Möglichkeit, dass der Kopf nicht ständig abstirbt. Der Kopf hat eigentlich die Tendenz, ständig tot zu werden. Und das empfinden wir auch: Wenn wir den ganzen Tag gedacht haben oder uns intensiv mit irgendeiner Sache beschäftigt haben, dann werden wir müde. Und diese Müdigkeit ist nichts anderes als das Ergebnis des Abbaus von Gehirnzellen, die in der Nacht wieder regeneriert werden müssen. Also da ist ein ständiger Strom über den kleinen Blutkreislauf vom Herzen hinauf in den Kopf, der den Kopf immer wieder am Leben erhält.
Aber aufgrund dieser Todesprozesse schauen wir uns erst mal den mittleren Organismus an. Also hier haben wir einerseits die Lungen, und ich möchte hier auf der rechten Seite das Herz andeuten. Und dieses seltsame Gebiet, was sich zwischenschaltet zwischen Kopf und Stoffwechsel, ist dadurch charakterisiert, dass es auf der einen Seite dem Kopf nahe ist – zum Beispiel durch die ganzen Rippen, die sich hier abbiegen, rhythmisch angeordnet sind – und durch das Zwerchfell, das ich hier in Grün angedeutet habe. Und hier drunter die Lungen, die beiden Lungenflügel. Und das ist das Aufallende: Man muss sich wirklich innerlich naiv machen, ganz naiv, alle Vorstellungen wegwerfen, die man sonst so haben kann, und einfach mal darauf hinschauen. Die Tatsache, dass die Rippen hier sich nach oben schließen gegen den Kopf und nach unten öffnen gegenüber dem Stoffwechsel, das ist doch ein Wunder.
Herz und Lunge als Vermittler 00:11:18
Wenn man sich das mal vor Augen führt, und wenn dann hier auch Organe sich einbetten in diesen mittleren Menschen – die Lunge, die atmend ist, die also von außen ständig Luft hereinsaugt in das Innere, und andere Luft, die aus dem Organismus wieder herauskommt, ausatmet –, also ein rhythmisches Hin und Her, ein ständiges rhythmisches Hin und Her, ein Vorgang, der ständig auch das menschliche Leben unterhält. Ohne diese Funktionen könnte der Stoffwechsel nicht arbeiten, genauso wenig wie der Kopf. Und die intensivste Atmung, physiologisch gesprochen, die überhaupt im Menschen stattfindet, ist im Kopf. Da ist eine ungeheure Masse an Sauerstoff, die direkt aus der Lunge über den kleinen Blutkreislauf in den Kopf geht, um die frei werdende Kohlensäure durch die Abbauprozesse abzufangen und als Kohlendioxid auszuatmen. Und dann das Herz, das Rhythmusorgan schlechthin.
Beide Organe, sowohl das Herz als die Lunge, korrespondieren einerseits mit dem Haupt und andererseits mit dem gesamten Stoffwechsel, der den mittleren Organismus durchzieht. Aber hier haben sie sozusagen ihr Zentrum. Wenn man die ganze Sache – ich möchte mich da nicht länger aufhalten, das ist ein Thema, das es wert ist, dass man sich selber das irgendwie noch in jeder Hinsicht erarbeitet – einmal denkt: Stehen Sie auf, es geht nicht darum, dass man sie hört, das sind Worte, die ich rede, sondern es geht darum, dass man selber empfindend versucht, empfindend zu denken, in einem solchen Zusammenhang so zu denken, dass man sagt: Hier ist etwas Geschlossenes, hier etwas Halboffenes und hier ist etwas ganz Offenes und so weiter. Also jedes dieser drei Organe – das Stoffwechselglied, das rhythmische Glied, das rhythmische Stoffwechselglied – konstituiert den Menschen sowohl physisch als auch physiologisch.
Tod und Leben im Menschen 00:14:01
Polarität von Tod und Leben 00:14:01
Und da möchte ich jetzt nochmal eine Bemerkung dazu machen: Man kann hier oben hinschreiben „im Tod, absterben“ und hier unten „leben“. Und das durchdringt sich hier im physischen, im mittleren System. Und wenn man jetzt darauf hinschaut, mal vom physiologischen Standpunkt aus, dann wird man bemerken, dass eben der Kopf, das Nervensystem, sich selbst nicht regenerieren kann. Das ist auch ein hochinteressantes Phänomen. Es kann sich selbst nicht regenerieren, sondern es kann eigentlich nur anständig absterben. Aber aufgrund dieses Absterbens können wir wach sein. Das ist dann auch wieder so ein Geheimnis: Aufgrund des Todes, der ständig in uns wirksam ist, vom Nerven-Sinnes-System aus, können wir überhaupt ein Wachbewusstsein haben. Wir danken unserem Wachbewusstsein den Todesprozessen in uns.
Und wenn man im Gegenpol anschaut, hier das Stoffwechsel-Gliedmaßen-System, so ist dort sozusagen das Leben vorherrschend. Und physiologisch gesehen: Wie kommt dieses Leben hier überhaupt, wirst du regsam im Stoffwechselglied? Was macht das? Das ist das ganze Drüsensystem. Entschuldigung, ich kann das nicht, meine Hand zittert so, ich kann gar nicht mehr richtig schreiben: Drüsensystem. Das ganze Stoffwechsel-Poly hier in diesem Bereich steckt voller Drüsen. Also nicht nur die Nebennierenrinde-Drüsen oder die Nierendrüsen selber, sondern Pankreas ist eine Drüse, die Milz ist eine Drüse, der ganze Darmtrakt ist durchsetzt mit unendlichen Drüsen, die ständig etwas ausscheiden. Und dieses Ausscheidende reguliert die Lebensvorgänge hier in dem ganzen Stoffwechselorganismus. Also das Drüsensystem ist absolut maßgebend hier für das Stoffwechselglied, und das setzt sich natürlich dann fort für die Gliedmaßen, dass wir uns überhaupt in dieser Weise bewegen können.
Rhythmus als Synthese 00:17:09
Während hier oben sagte ich „absterben“, also hier herrscht Tod, absterben, und während hier in der Mitte eben diese beiden rhythmischen Organe sind, die sozusagen die Synthese dieser Polarität darstellen. Und wenn wir jetzt versuchen, diese Dreigliederung des Menschen, die sich hier zeigt, und zwar in aller Deutlichkeit als Polarität zwischen oben und unten und einer rhythmisch vermittelnden Mitte – das ist die Ur-Dreigliederung schlechthin –, dann muss man sich das wirklich immer wieder versuchen deutlich zu machen. Wenn wir jetzt von der Landwirtschaft als einer Art Individualität sprechen, dann ist das der Mensch. Und jetzt gehen wir mal rüber zur Natur, zum landwirtschaftlichen Betrieb, und fragen uns: Inwiefern kann das überhaupt jene Individualität sein? Kann man überhaupt vom Menschen ausgehen, jetzt einen landwirtschaftlichen Betrieb im Sinne einer Individualität denken, dass er sein Wesen erfüllt?
Nun ist es so – ich habe das jetzt hier mit Grün gemacht –, dass, wenn wir uns den landwirtschaftlichen Betrieb anschauen, das soll dieselbe Farbe sein wie hier, dann ist das Augenfälligste zunächst einmal das, worauf wir eigentlich rumgehen: die Erde und der Boden. Wir betreten ja den Boden immer nur an der Oberfläche, also da ist was, was kontinental umspannend ist oder sich in der Meeresoberfläche fortsetzt. Das ist die Erdenhaut, der Boden. Und wenn man jetzt versucht zu verstehen, was ist eigentlich in diesem außermenschlichen Bereich der Natur, des landwirtschaftlichen Betriebs, der Stoffwechselorganismus, wo treffen wir den eigentlich an? Wo finden eigentlich jetzt gerade hier in einem solchen landwirtschaftlichen Betrieb die Stoffwechselprozesse statt? Im Boden? Im lebendigen Boden?
Die Natur als Individualität 00:19:55
Stoffwechsel in der Natur 00:19:55
Ja, wenn man mal vom Boden abseht… Ach so, aber ja, eigentlich steht es ja Kopf, also der Stoffwechsel findet oberhalb des Bodens statt. Der Stoffwechsel oberhalb des Bodens, da sagen die… Dann machen wir das mal so. Da ist also offensichtlich über dem Boden etwas, was vergleichbar ist dem, was im Stoffwechsel des Menschen sich abspielt. Und wenn man das mal studiert, was da draußen sich abspielt, dann ist das eigentlich ein ständiger Wechselwandel. Nichts bleibt sich auch nur einen Augenblick gleich, von Tag zu Tag durch den Jahreslauf ständige Wandlungen, also Lebensprozesse, die da in ständiger Wandelung begriffen sind und die sich ausdrücken, zum Beispiel im Witterungsverlauf. Die Witterung ist ja eigentlich ein Prozess, also alles, was mit Wind und Wetter zusammenhängt, ist ja ein Prozess, wo alles ständig in uferloser Bewegung ist.
Nichts bleibt sich im Augenblick gleich, sondern hier findet eine Art Verdauung statt im Äußeren der Natur. Jetzt blüht alles im Frühjahr, und im Herbst stirbt alles wieder ab und wird dann über das folgende Jahr sozusagen im Boden verdaut. Also ein ständiges Verdauungsgeschehen, was hier ist, das heißt, wir haben es eigentlich hier mit dem Bauch der landwirtschaftlichen Individualität zu tun, über der Erde, in allen atmosphärischen Geschehnissen, Wind und Wetter, im Entstehen und Vergehen. Und wenn man dann darauf hinschaut – wo finden wir jetzt eigentlich den Kopf? –, ergibt sich ja folgerichtig: Der Kopf breitet sich aus unter der Erde, in all dem, was mineralischer Natur ist, was ständig im Absterben begriffen ist, durch die Verwitterung und all diese Prozesse.
Kopf und Rhythmus im Boden 00:23:24
Und wo Ruhe herrscht – man hat den Eindruck, überall, wo sozusagen die Gesteinsmassen der Erde sich finden, wenn nicht gerade ein Erdbeben ist, das gibt es auch –, aber im Grunde genommen ist es, wie der Kopf ein Ruhepol ist, so ist alles das, was mit den Gesteinsbildungen, der Mineralität der Erde, ein Ruhepol innerhalb des Ganzen. Und da, wo sich diese beiden Welten durchdringen, da entwickelt sich überhaupt erst der Boden. Das ist eine Durchdringung von dem unter der Erde und dem über der Erde. Die Durchdringung von Stoffwechsel und Kopf schafft in der Natur draußen einen Rhythmus im Physischen. Und dieser Rhythmus – also die atmosphärischen Erscheinungen sind ja keine rhythmischen, die sind ja tumultarisch sozusagen –, wird ja immer deutlicher in der gegenwärtigen Entwicklung, der klimatischen Entwicklung, dass nichts mehr berechenbar ist, auf nichts kann man sich noch verlassen, sondern es entstehen ja immer mehr klimatische Katastrophen über die ganze Erde hin.
Zum Beispiel, dass wir so einen nassen Herbst hatten und dann so ein nasses Frühjahr hatten, dass wir nicht in der Lage waren, die Frühjahrsbearbeitung rechtzeitig machen zu können. Das hängt auch mit anderen Faktoren zusammen, aber auch mit diesen klimatischen Gegebenheiten. Die Bauern leiden alle irgendwo sehr verspätet mit den Aussäten. Also das sind Dinge, wo man merkt, das kann man überhaupt nicht berechnen, wie man auch den menschlichen Stoffwechsel nicht berechnen kann. Es ist ein uferloses, konvulsivisches Hin und Her und Vor und Zurück von Wind und Wetter, Stürmen und so weiter, aber dadurch entsteht die Möglichkeit, dass die Natur sich in diese Welt heraufentwickeln kann.
Leben und Verwitterung in der Natur 00:25:43
Stoffwechselprozesse Oberhalb des Bodens 00:25:43
Sie braucht dieses stoffwechselhafte Umsich, also gerade die Pflanzen, die dann nach oben dem Sonnenlicht entgegenwachsen und so weiter, und wo diese ganzen ständig verändernden Verhältnisse – es muss immer wieder mal regnen, es kommt dann wieder eine Trockenheit – ständig sein Wechsel und Wandel sind. Und mit Bezug auf den Kopf ist es so, dass wir es daher mit der Mineralität zu tun haben. Und die Mineralität, die unterliegt auch ständig im Haus der Natur einem Abbau von oben nach unten. Und dieser Abbau ist sehr unterschiedlich intensiv. In unseren Breiten ist die Verwitterungsintensität, denn darum geht es, noch sehr gemäßigt, geht sehr langsam vor sich. Aber wenn man mal in das Heimatland von Rabi kommt, dann findet man da plötzlich Böden, die vielleicht 40, 60 Meter tief verwittert sind.
Also wo auch selbst das Unverwitterbare, der Quarz, total verwittert ist. Es gibt da nichts mehr, was nicht auch letztlich irgendwo zerfällt, aufgrund der hohen Wärme und der hohen Feuchtigkeit. Also Wärme von oben, Feuchtigkeit von oben sorgt dafür, dass hier ein ständiger Verwitterungsprozess nach unten in die Tiefen der Erde sich vollzieht. Bei uns ist es sehr gemäßigt. Es gibt Böden, die natürlich auch relativ tief verwittert sind, wenn entsprechende Bedingungen herrschen – zum Beispiel im Rheintal, wo man sehr viel mehr Wärme hat und auch sehr viel Niederschläge am Schwarzwaldrand –, da kann es sein, dass die Böden sehr tief verwittert sind. Aber im Mittel kann man sagen, es ist noch absolut überschaubar.
Boden als Rhythmisches Wunder 00:28:14
Man kann hier auch hinschreiben: „Tod“, „Leben“, und diese beiden Pole durchdringen sich also im Jahreslauf hier in einer Mittelschicht, die eigentlich in dem Sinne ursprünglich gar nicht so sehr veranlagt ist, sondern erst ständig im Entstehen ist: das ist der Boden. Der Boden ist nur eine dünne Haut, wirklich nur eine dünne Haut, die aber so gehärtet ist, dass aus ihr jedes Jahr aufs Neue die gesamte Pflanzennatur im Wechsel, das wir jetzt draußen erleben, entsteht, und davon eigentlich Tier und Mensch überhaupt das Dasein haben. Also dieser Boden ist in gewissem Sinne ein Wunder, so wie mir das Herz und die Lunge, das rhythmische Wesen – das habe ich noch vergessen zu sagen, darf ich das nochmal kurz wiederholen –, denn wir haben ja bisher nur den physischen Menschen und den lebendigen Menschen betrachtet.
Seelisch gesehen entwickelt er hier sein Fühlen, hier in dieser Region sein Wollen und hier sein Denken. Da zeigt sich eigentlich die Dreigliederung des Menschen am allerdeutlichsten in diesen drei Seelenfähigkeiten. Und nun ist es so, dass eben im außermenschlichen Bereich der Landwirtschaft man nicht sagen kann, dass da jetzt ein bewusstes Leben wäre oder ein bewusstes Fühlen in diesem Bereich oder ein bewusstes Denken hier unten oder ein Bewusstes – und dennoch, so ganz ist das nicht der Fall. Man hat – das ist natürlich eine Explikation, die man jetzt länger machen müsste, um mal zu beschreiben die Funktion des sogenannten Elementarwesens –, wenn man auf diese Welt schaut, die unsichtbar ist, aber wesenhaft wirksam ist, die sozusagen in der Erde zu Hause ist, in der Luft zu Hause ist, im Wasser zu Hause ist, in der Wärme zu Hause ist, das sind Wesen, die ständig beziehungsschaffend wirken.
Elementarwesen und Natur 00:31:36
Die Rolle der Elementarwesen 00:31:36
Also dass zum Beispiel der Regenwurm dieses beziehungsschaffende Tier sein kann, obwohl es nur ein ganz wässriger Körper ist von 90 Prozent Wasser und eigentlich ein Wurm ist. Was er aber macht, ist so unglaublich weisheitsvoll in jeder Hinsicht. Jede Tätigkeit dieses Tieres ist schöpferisch, möchte ich mal sagen, aufbauend. Und das hängt zusammen eben mit solchen Elementarwesen. Das kann der Regenwurm alleine, als Wurm, wenn man ihn anatomisch auch mal näher untersucht oder wenn man seine Sinnesorganisation untersucht – der hat ja nur Punktaugen an seiner Oberfläche. Der hat keine Augen in dem Sinne, sondern das sind Punktaugen, die kann er so ein bisschen ausstülpen aus der Haut und kann dadurch tasten, seine Umgebung abtasten. Das ist die eigentliche Sinnesorganisation des Regenwurms: ein Tastsinn, möchte ich mal sagen.
Aber dass da eine andere Sinnesorganisation hinzukommt, die das ergänzt, was einseitig ist im Regenwurm – das ist das Elementarwesen, das ist das, was man die Gnome bezeichnet, früher so in den alten volkskundlichen Darstellungen. Die sind aber ganz real wirksam. Das ist eine Ergänzung der Einseitigkeit der physischen Erscheinung eines Tieres. Das ergänzt sich durch ein nicht-sinnliches Wesen, was aber viel, viel, viel intelligenter ist als der Regenwurm selber. Insofern kann man sagen: Hier besteht die Tendenz, dass hier eine Tierwelt tätig ist, die zwar nicht in dem Sinne denkt, aber in Ergänzung, also die niedrige Tierwelt, in Verbindung steht mit Wesenheiten, die sozusagen eine Ergänzung dessen sind, was dem Bodentier fehlt.
Tierwelt und Dreigliederung 00:34:10
Und wenn man dann über das Niveau der Erde geht, dann treffen wir dort auf eine Tierwelt – also wenn wir bei den Elementarwesen mal bleiben –, die immer mehr auch eine Ergänzung sind dessen, was zum Beispiel die Fische im Wasser sind, die Undinen, träumende Wesen, oder aber was eine Ergänzung sind der Vögel. Wenn Sie mal einen Vogel genauer beobachten würden, dann würden Sie erst einmal merken, dass der in der Luft rumfliegt. Der erhebt sich in die Lüfte. Und sein ganzer Leib ist eigentlich nur dadurch flugfähig, dass die Vögel Federn haben. Und Rudolf Steiner hat mal darauf hingewiesen, dass die Federn der Vögel wie materialisierte Gedanken sind. Dass der Vogel eigentlich ein dahinfliegender, ich möchte mal sagen, materialisierter Gedanke ist. So wie die Gedanken fliegen, wie sie beweglich sind im menschlichen Haupt, so hat sich das materialisiert, und der Vogel ist seiner ganzen Natur nach eigentlich ein großer Kopf oder nichts anderes als ein Kopf.
Da ist der ganze Stoffwechselorganismus und auch der rhythmische Organismus ganz eingebunden in das Kopfwesen. Also man kann bei den Vögeln gar nicht von einem Stoffwechsel eigentlich so richtig sprechen. Das geht da ruckzuck. Die Verdauung ist sozusagen sehr oberflächlich. Und auch die Gliedmaßen sind ganz eingebunden in dieses Kopfwesen. Also wenn wir noch weiter schauen in das Insektenreich, dann wird es vollends offenbar, wie da in der Natur Geschöpfe geschaffen sind, die äußerlich bis in die Leibesbildung die Dreigliederung am allerstärksten zeigen. Nehmen Sie mal die Biene oder irgendein sonstiges Insekt: Da sehen Sie eine ganz deutliche Dreiteilung im Kopf, Thorax und Abdomen, also Brust und Rumpf. Und alles ist ungeheuer auf rhythmische Tätigkeit ausgerichtet in der Mitte, und im Kopf sind ungeheure fühlende Sinnesorgane, die Augen, die so ausstreckbar sind. Und der Stoffwechsel, der sehr, ich möchte mal sagen, abgesetzt vom übrigen Leib – da vollziehen sich die Stoffwechselprozesse.
Pflanze und Dreigliederung 00:37:02
Dreigliederung in der Natur 00:37:02
Also wir finden einfach, wenn man in die Natur schaut, durchaus auch stärker ein Denken des Bewusstseins unter der Erde als Ergänzung dessen, was die niederen Bodentiere betrifft, eine Ergänzung dessen, was die Fische im Wasser ausmachen, was die Vögel in der Luft und was die Insekten in der Wärme bewirken. Es ist eine Wunderwelt für sich. Und man muss das alles irgendwo einbeziehen in eine solche Betrachtung, um zu bemerken, wie real eigentlich der Mensch umgestülpt sozusagen in der Natur erscheint, umgestülpt im wahrsten Sinne des Wortes, dass der Kopf polar zum Menschen, der erhoben ist, unter der Erde ist und das Stoffwechselleben über der Erde sich ausbreitet. Wenn wir jetzt eine Pflanze wachsen lassen, wenn wir hier ein Samenkorn in die Erde legen, dann merken wir, dass dieses Samenkorn als allererstes ein feines Keimwürzelchen heruntersendet in den Boden.
Und dass sich das dann immer tiefer, tiefer, tiefer verzweigt. Aber zuerst sind die Wurzeln da, jedenfalls die feine Keimwurzel. Und dass sich dann erst der Spross erhebt und hier sich dann die Blätter in Gliedern bilden und da oben sich dann die Blüte aufsetzt. Dann sehen wir, dass auch die Pflanze eigentlich, indem sie ganz eingefügt ist in diesen auf dem Kopf stehenden Menschen, selber auf dem Kopf steht, in Bezug auf ihre Wurzel, die in die Tiefe geht. Und die Wurzel ist durch und durch der Kopf der Pflanze – in ganzen physiologischen Prozessen kann man das verfolgen –, und auch dann in der Blattentwicklung ist sie ganz umweltorientiert, und in der Blüte offenbart sie ihr eigenes Wesen und entsteht und vergeht gleich wieder.
Boden als Dreigliedriges Prinzip 00:40:16
So, wir machen bis um halb eins oder wie? Was ist das Übliche bei euch? Ja, das Übliche ist ein Viertel nach oder bis halb. Viertel nach, gut. Also jetzt nehmen wir mal dieses Bild hier und betrachten unter diesem Gesichtspunkt der Dreigliederung den Boden. In der Natur ist alles nach dem Prinzip der Dreigliederung geordnet. Der Mensch wird zur Grundlage gemacht, er ist sozusagen das Urbild der Dreigliederung, und alles in der Natur – man kann hinschauen, ob das jetzt ein Elefant ist oder ein Wurm ist oder ein Vogel ist –, überall in unendlicher Abwandlung erscheint dieses Prinzip als das eigentlich Lebenstragende. Und so ist eben die Frage auch mit dem Boden: Wie weit zeigt dieser in sich selbst auch nochmal eine Dreigliederigkeit?
Nehmen Sie mal an, Sie haben jetzt Ihre eigenen Bodenprofile da draußen angesehen und haben festgestellt, dass da eine ganz bestimmte Gliederung drin ist. Aber wenn Sie diese Gliederung in Bezug auf die Prozesse verfolgen, dann werden Sie sehen, dass alles dem selben Prinzip folgt. Das ist nämlich dieser Boden in seinem Oberboden – nehmen wir mal an, das wäre der Oberboden, der normalerweise so 20 Zentimeter tief ist, in unserer Berechnung, das ist die sogenannte Pflugtiefe –, man hat früher nicht tiefer als 20 Zentimeter gepflügt. Verrückt halt heute, auf 30 und 40 Zentimeter zu pflügen. Und diese 20 Zentimeter weisen dann, weil das über Jahrhunderte so geschehen ist – man hat 16, 18, 20 Zentimeter tief gepflügt, nicht tiefer –, dass da der humose Oberboden sich sozusagen in seiner Schwarzfärbung oder Dunkelfärbung zeigt. Und das bezeichnet man ja in der Bodenkunde bekanntlich als den A-Horizont.
Bodenhorizonte und Verwitterung 00:43:18
Die Dreigliederung des Bodens 00:43:18
Das ist einfach eine Bezeichnungsfrage. Und wenn man dann weiter darauf hinschaut, merkt man, dass da drunter, unter diesem A-Horizont, der Boden heller wird. Und dass die Helligkeit sich dann zeigt, dass es mehr oder weniger eine braun gefärbte Zone ist, die dann ziemlich in die Tiefe geht, unter Umständen hier unten schon eine gewisse Verdichtung zeigt, aber das muss nicht sein. Und das bezeichnet man heute als den B-Horizont. Und dann eben unterhalb dieser verdichteten Zone, der Verwitterungszone, da findet man jetzt das anstehende Gestein. Das nennt man den C-Horizont. Das ist die Ur-Dreigliederung aller Böden. Da ist ein Stoffwechselhorizont hier oben, demgegenüber steht der Mineralboden als der Kopfpol, und hier dazwischen findet sich etwas, was wie ein Wunder ist: der Lehmboden.
Und der Lehmboden entsteht dadurch, dass er sehr plastisch ist, dadurch, dass er durchgesetzt ist von Tonmineralien. Also die Tonmineralien sind Verwitterungsprodukte, die da entstanden sind und die jetzt im Wesentlichen diesen Verwitterungshorizont hier ausmachen. Und wenn Sie jetzt verfolgen, diesen Verwitterungsprozess, der ja einst so war, dass hier oben das Gestein war – findet man heute noch auf Vulkaninseln die Lava noch unverwittert, das ist noch bis oben hin –, mit der Zeit differenziert sich das immer mehr in diesen A-Horizont, in einen solchen Verwitterungshorizont B und das unverwitterte Gestein. Und dieser Vorgang, dass sich das dreigliedert in dieser Weise, hängt engstens zusammen mit der Carbonatversorgung im Boden: Calciumcarbonat.
Kalklösungsfront und Verwitterung 00:47:12
Das Calcium ist dasjenige, was noch lange Widerstand gegenüber der Verwitterung leistet, aber irgendwann wird es doch mobil durch die Bodenacidität, durch die Bodensäure, und wandert dann in die Tiefe und wird hier unter Umständen ins Grundwasser gelangt, schafft eine entsprechende Härte des Wassers. Die Härte des Wassers ist ein Ausdruck von dessen hohem Gehalt an Calciumcarbonat. Oder aber es wird hier wieder ausgefällt, hier im Untergrund, in ganz komplizierten Knollen, die sogenannten Lößkindeln. Beim Löß hat man einen Überschuss von Calciumcarbonat, meistens bis 30 %. Und es dauert also sehr lange, bis ein Löß so weit verwittert ist, dass sich dann diese Lößkindeln bilden im Untergrund. Da wird es wieder ausgefällt, weil das einen sehr hohen Carbonatgehalt hier unten hat. Dann wird es aus dem Wasser wieder ausgefällt, bildet ein Calciumcarbonat, und das ist ein wasserhaltiges Calciumcarbonat. Und das trocknet dann aus und bildet dann regelrechte Kristalle in Form von Calciumcarbonat.
Hier haben wir welche ausgegraben von der Hölle, der Gransch von der Heide. Habt ihr das mal mit Salzsäure oder ein bisschen Traubenzucker verwendet? Ja, ja. Es gibt also Riesendinger. Ich hatte einmal ein Lößkindel, das sah aus wie der De Gaulle, mit dieser großen Nase. Der De Gaulle, das war so ein Typ. Also die Lößkindeln, die machen alles – wie auch der Kalk, das ist ein Allerweltskerl. Ja, sehr schön. Also deswegen kann man Folgendes sagen: Die ganzen Verwitterungsprozesse von oben nach unten vollziehen sich dadurch, dass zunächst einmal das Calciumcarbonat in Bewegung kommt. Es löst sich im sauren Boden und wandert dann in die Tiefen, hier in den C-Horizont, sodass diese Zone hier die sogenannte Kalklösungsfront ist.
Verwitterungsprozesse und Säure 00:50:54
Kalklösung und Bodenhorizonte 00:50:54
Also Sie können immer einen Boden sofort bestimmen, wo der C-Horizont beginnt. Da fängt es wieder an zu brausen mit Salzsäure. Aber es ist die sogenannte Kalklösungsfront. Das kann man ganz präzise feststellen. Nun ist die Frage: Was veranlasst denn eigentlich ein solcher Boden, dass er hier diesen mächtigen Verwitterungshorizont ausbildet? Es gibt ja Böden, die sind keine A-B-C-Böden, sondern die sind A-C-Böden. Da fehlt der B-Horizont restlos. Die sind unverwittert. Findet man überall im Jura, also überall auf Kalkgesteinen. Und vor allen Dingen auch überall da, wo Steilhänge sind, wo es steil abwärts geht, wo die Erosion relativ stark ist oder war. Und da ist es so, dass man einen mächtigen A-Horizont antrifft, sehr humusreich, bis zu 6 % Humus, also schwarz, das ist wunderbar krümelnd. Und darunter ist das unverwitterte Gestein.
A-C-Böden findet man gerade auf diesen Kalkstandorten, überall wo es ein bisschen abschüssig ist, findet man die sehr häufig. Man findet aber auch A-C-Böden auf kieselhaltigen Gesteinen. Aber da ist es eben so, dass das Gestein selber so schwer verwittert, wie zum Beispiel die Quarzite im Taunus. Der Taunus besteht im Wesentlichen aus Quarziten oder Phylliten. Das sind also Gesteine, die so durchkristallisiert sind und kieselhaltig sind, dass sie einfach der Verwitterung Widerstand leisten. Und da kann es dann auch sein, dass man da A-C-Böden findet, einfach weil es sich überhaupt nicht verwittern will. Kalk ist schon gar nicht mehr da, aber der Säuredruck reicht nicht, diese sehr schwer verwitterbaren Mineralien zu lösen.
Säure und Regenwasser 00:53:24
Also dass der Kalk sich löst, das hängt zusammen mit der Tatsache, dass immer alle Böden die Tendenz haben, leicht sauer zu sein im A-Horizont. Und diese leichte Säure hängt zusammen mit dem Regen, weil der Regen immer leicht sauer ist. Es gab ja eine Zeit hier in Mitteleuropa, wo man vom sauren Regen gesprochen hat, weil er viel, viel mehr Säure hatte, als das normal der Fall ist. Das heißt, dass der Überschuss an Säure zustande gekommen ist durch die Industrieabgase. Also bis in die 80er, 90er Jahre war das so. Aber selbst wenn keine Industrieabgase in die Luft gehen, ist das Niederschlagswasser immer leicht sauer, ganz leicht. Das hängt damit zusammen, dass das Wasser ja dissoziiert in sich selbst.
Das heißt, die Tendenz besteht – das ist auch ein Gesetz in Bezug auf das Wasser –, dass das, was man heute das Wassermolekül nennt, was ja auch eine theoretische Vorstellung ist, was man H₂O nennt – das ist eigentlich ein schrecklicher Begriff –, aber man weiß, da ist Wasserstoff und Sauerstoff drin, beides Gase. Aber in dem Augenblick, wo sie zusammentreten, wird es Wasser. Und dieses Wasser wiederum dissoziiert in sich selbst. Das heißt, ein Teil des Zusammenhangs von Wasserstoff und Sauerstoff desintegriert, dissoziiert, und zwar nach ganz strengen Zahlenverhältnissen. Die sind absolut hundertprozentig berechenbar. Das ist ein ganz erstaunliches Phänomen. Wie bei allen Säuren kann man das ja genauestens berechnen. Wie überhaupt in der Chemie und der Physik, soweit es physikalische Chemie ist, alles berechenbar ist.
Säurebildung und Bodenprozesse 00:56:24
Dissoziation und Säurebildung 00:56:24
Also da gilt das, dass wirklich die Welt so berechenbar ist, dass man der Überzeugung ist, alles wäre berechenbar. Das ist der große Irrtum aller Wissenschaften. Sondern es gilt nur für die rein physische Welt. Und da treten Verhältnisse auf der Berechenbarkeit. Und durch diese Dissolution des Wassers, durch feine Staubteilchen in der Luft, die immer da sind – man denke nur an diese Stürme, die jetzt auch über ganz Europa hier weggegangen sind, aus der Sahara, Sandstürme, wo plötzlich die ganze Landschaft gelb wird und der Himmel verhangen von Staub –, also der wird wirklich durch die Lande getragen, über weite Entfernungen hinweg. Aber das ist ein relativ grober Staub. Das muss man sich jetzt immer feiner vorstellen, also ganz feine Tonmineralien sozusagen, die da als Bruchstücke mit der Luft verfrachtet werden.
Und das sind die Kristallisationspunkte für das Wasser. Darum kristallisiert sich der Wassertropfen. Und dadurch, dass hier ein Metallkörper, der Kalzium enthält, sich mit Wasser in Berührung kommt, löst sich da etwas von dem Kalzium und was es auch sonst sein mag. Und um den herum bildet sich so ein Wassertropfen. Und das verändert das Verhältnis von H₂ zu O, zu dem Wasserstoff, zu den O-Ionen, die dissoziiert sind im Wasser. Und durch diese Veränderung des Verhältnisses entsteht die Säure. Und diese Säure regnet vom Himmel und regnet herunter auf den Boden und sorgt dafür, dass eine gewisse Säurestimmung im Boden immer da ist. Alle Böden sind unter pH 7 in unseren Breiten. Es gibt auch Böden, die pH 8 oder 9 oder 10 haben, die finden sich dann in mehr Trockengebieten, zum Beispiel Ungarn oder so.
Säure und Zersetzung 00:59:00
Das sind die sogenannten Salinenböden, wo sich an der Oberfläche Salz bildet. Und das sind dann Böden, die auch wiederum sehr schwer zu bewirtschaften sind, die ganz bestimmte Pflanzen, Kulturpflanzen, nur anbaubar sind. Der pH-Wert, den man da misst, bezeichnet das Verhältnis von Sauerstoff und Wasserstoff in der Luft. Das sorgt für die Acidität, für die Säure der Lösung. Und diese Lösung regnet vom Himmel. Und jetzt kommt noch dazu, dass hier Prozesse im A-Horizont, im Stoffwechselglied des Bodens, stattfinden, dass nämlich die organische Substanz bakteriell zersetzt wird. Und auf dem Wege der bakteriellen Zersetzung werden wiederum Metallionen frei – Kalium oder Kalzium oder Magnesium. Die sorgen dafür, wenn die dann herausgelöst werden, dass der pH-Wert nicht so schnell absenkt.
Aber wenn da keine mehr sind, dann fehlt einem im Boden was. Und dann wird er immer saurer und immer saurer. Und dieses immer saurer Werden des Bodens führt dazu, dass man, wenn man dann die Säure im Grad im Boden misst, dass es plötzlich bei 6 ankommt oder gar bei 5 ankommt oder auf Moorböden bis 4 ankommt. Also eine starke Versauerung der Böden stattfindet. Und je saurer die Böden werden, desto schneller werden sämtliche Metallionen mobilisiert und ausgewaschen. Und deswegen ist die Messung des pH-Wertes, obwohl es eine maßlos abstrakte Angelegenheit ist, immerhin wichtig, es bestimmt den sogenannten Säuregrad. Und der ist wichtig, dass wir den kennen. Denn ein Boden erkrankt in dem Maße, als der Säuregrad immer höher wird.
Verwitterung und Tonmineralien 01:01:32
Verwitterung durch Säure 01:01:32
Durch diese Säure, die sich aus dem A-Horizont mit dem Sickerwasser herunterbewegt in den B-Horizont, sorgt dafür, dass da die Verwitterung weiter schreitet. Also das ist schon mal verwittert, aber das kann jetzt durch entsprechende Säurezufuhr immer weitergehen, die Verwitterung. Und der Verwitterungsprozess als Säure ist ja ein sehr vielfältiger. Vielleicht können wir da am Donnerstag nochmal kurz darauf zurückkommen. Aber zunächst einmal ist es immer eine Säurewirkung, also dass Metallionen – Calcium, Kalium, Magnesium – in Lösung gehen. Und dadurch entsteht ein Verlust an diesen Metallionen. Und dann muss man durch Düngung unter Umständen auch helfen, dass der pH-Wert nicht so weit absinkt.
Aber nun kann es eben sein, dass durch diese Verwitterung auch die Tonmineralien angegriffen werden, beziehungsweise dass durch die Verwitterung zunächst einmal Tonmineralien entstehen. Und es ist ja so, dass das Entscheidende neben dem Humus in einem Boden der Ton ist. Man kann nicht ohne Ton – ohne Ton kann kein guter Boden entstehen, genauso wenig wie ohne Humus. Die gehören zusammen. Und dieser Ton entsteht dadurch, dass jetzt also ein kalium- oder magnesium- oder kalkreiches Gestein verwittert, zum Beispiel Feldspat. Der Feldspat ist ein konstituierendes Mineral der Urgesteine. Und wenn Feldspat anfängt zu verwittern, dann bilden sich die primären Tonmineralien, die sogenannten primären Tonmineralien. Und diese primären Tonmineralien sind ziemlich stabil, sind meistens noch sehr kalireich.
Alterung der Tonmineralien 01:04:19
Solange diese primären Tonmineralien noch da sind im Boden, hat man einen relativ hohen Kaligehalt zu erwarten. Aber auch diese primären Tonmineralien können weiter verwittern. Und dann wird das Kalium herausgelöst aus den Zwischenschichtmineralien. Sie wissen ja, wie Martin von Mackensen darüber gesprochen hat, dass die Tonmineralien Schichtmineralien sind, wie aus dem Glimmer: hauchdünne kristalline Schichten liegen übereinander, aber hauchdünn. Und dazwischen, zwischen diesen Schichten, da sitzt das Kalium vom Ursprung her. Und jetzt kann es sein, dass hier immer mehr Wasserstoffionen einwandern in diese Zwischenschicht und das Kalium austauschen. Also H⁺ und K⁺ können sich austauschen, das Kalium verschwindet, und der Wasserstoff sitzt dann hier in den Zwischenschichtmineralien drin.
Und auf diese Weise altern unsere Tonmineralien. Sie verlieren allmählich ihren Alkaligehalt, also Kalium. Kalk sitzt da nicht drin, aber Kalium im Wesentlichen. Und werden immer ärmer und immer mehr von Wasserstoff durchsetzt. Oder es kann passieren – wie bei uns das hier auf den Äckern jenseits der Bahn ist –, dass die Tone so kaliumarm geworden sind, dass jetzt erstaunlicherweise – das kann man heute tatsächlich nachweisen – das NH₄-Ion einwandert. NH₃ ist auch positiv geladen, sodass es zu einer Stickstofffixierung kommt. Also unsere Böden jenseits der Bahn neigen dazu, den Stickstoff zu fixieren, weil Ammonium in diese Zwischenschichten einwandert und den Wasserstoff verdrängt, aber auch das Kalium vorher verdrängt.
Tonmineralien und Bodenbearbeitung 01:07:17
Verlust der Tonstruktur 01:07:17
Und noch mehr: Das war so ein, möchte ich mal sagen, nicht ein äußerer Verwitterungsvorgang, sondern in den Zwischenschichtmineralien spielt sich da ständig ein solcher Verwitterungsvorgang ab. Und es kann dann so weit kommen, dass am Ende überhaupt nichts mehr übrig bleibt von den Zwischenschichtmineralien. Und dann bricht das ganze System zusammen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sich das Kaolin bildet. Kaolin, die Porzellanerde, die ist blendend weiß und völlig unfruchtbar vom Boden. Also das sind die primären Tonmineralien. Und die primären Tonmineralien sind auch alles basische Mineralien. Bitte? Diese primären Tonmineralien sind auch alles basische Mineralien. Das sind basische Mineralien.
Ich mache gerade in meinem Kopf die Verbindung zur Basensättigung. Die sind zunächst basisch, wenn das so genannt wird. Da gibt es auch Alterungsstufen. Das basische Tonmineral sind die Illite. Das ist die erste Stufe der Verwitterung des Feldspars, die Illite. Die sind sehr kalireich. Aber dann kann es passieren, dass hier diese Austauschvorgänge in den Zwischenschichten stattfinden, besonders wenn immer mehr Wasser reinkommt – Wasser, Wasser, Wasser. Dann quillt der Ton auf. Der verliert seine kristalline Verhaftung. Diese einzelnen Schichten treten immer mehr auseinander, er quillt. Daher quillt der Ton durch Wasseraufnahme. Und das beschleunigt natürlich ungemein den Verlust an Alkalien im Boden.
Sekundärmineralien und Bodenpflege 01:09:36
Aber es gibt noch die Sekundärmineralien. Dann können wir vielleicht am Donnerstag mit den Sekundärtonmineralien fortsetzen, weil das allentscheidend ist für unsere Böden. Denn es geht ja wirklich darum, dass man im A-Horizont unserer Böden eine ganze Menge machen kann: durch Humuszufuhr, Nährhumus, Dauerhumus, Kompostierung und so weiter. Das kann man den Stoffwechselpol aufbauen. Im Bezug auf den C-Horizont kann man überhaupt nichts machen. Aber man kann eine ganze Menge machen im Hinblick auf die Erhaltung der Tonmineralien im Boden. Man schenkt dem heute viel zu wenig Aufmerksamkeit. Das betrifft dann auch die Frage der ganzen Bodenbearbeitung. Die Bodenbearbeitung ist heute nur humusorientiert, aber nicht tonmineralorientiert.
Da können wir dann noch am Donnerstag im Gespräch darauf eingehen. Da wird es ja mehr in Gesprächsform geführt. Hoffentlich ist Ihnen ein bisschen deutlicher geworden, wie wichtig es ist, dieses Dreigliederungsprinzip aufzusuchen, wo immer man heute tätig ist. Man findet es überall, aber immer in Variationen. Und sobald man sich dessen bewusst wird, findet man auch Therapien. Sonst fischt man im Trüben. Man muss sehen, wie man das ins Gleichgewicht bringt, die Polarität durch ein Drittel, durch die alles heilende Mitte. Gut, also in diesem Sinne: Vielen Dank.