Januarkurs biodynamische Grundlagen - 1. Vortrag von Martin von Mackensen, 2025

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Martin von Mackensen an der Landbauschule Dottenfelderhof hier klicken um zum Video zu gelangen

+++ es handelt sich um eine maschinelle Rohtranskription, eine Überarbeitung von Hand, Herz und Geist ist noch erforderlich. Gerne kannst du MitTun +++

Einleitung mit Goethe-Zitat 00:00:00

Also, ich möchte zum Anfang ausgehen von einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, und das ist nicht klar, ob das geschrieben ist oder gesprochen, und das lautet folgendermaßen: In dem Augenblick, indem man sich endgültig, endgültig eine Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Bewegungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer du kannst, beginne. Kühnheit trägt Genius, Macht, Magie. Beginne jetzt.

Ich möchte mit dem Anfang mich begnügen. In dem Augenblick, in dem man sich endgültig eine Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge und so weiter. Davon möchte ich ausgehen.

Interpretation von Goethes Vorsehung 00:01:43

Was meint Goethe mit Vorsehung? Das ist ja das Tolle und gleichzeitig auch das Geheimnisvolle bei Goethe, dass er vieles von dem, was er sagt, doch nicht sagt, sondern andeutet und in einem Schleier, in einer Magie, in einem Zauber belässt. Und wir wollen ja jetzt hier einen Einstieg finden in etwas, was für die ganze Menschheit unglaublich entscheidend ist, weil es uns ernährt, die Landwirtschaft, und weil es die Zukunft unseres Planeten so stark bestimmt wie kaum etwas anderes. Deshalb sitze ich hier. Deshalb bin ich hier. Weil uns klar ist, ohne eine vollständige Wendung, ohne eine völlige Veränderung dessen, was wir Landwirtschaft nennen, wird es so gar nicht weitergehen können. Das ganze Leben auf diesem Planeten zu Grunde gehen.

Wir haben es hier mit vielleicht der zentralsten Stelle zu tun, der Veränderung überhaupt, auch der langfristigsten, der schwierigsten, der anspruchsvollsten notwendigen Veränderung.

Klimabruch und die Frage nach der Landwirtschaft 00:04:22

Also, ich nehme jetzt raus, in Bezug auf den Klimabruch, die Energiefrage, die ist so eindeutig, die ist so klar, die ist so handfest, dass man eben sagen muss, ja, das ist doch alles klar, das muss sofort verändert werden. Das weiß auch, wissen auch alle. Und das wissen sie auch seit 20, 30 Jahren. Und die große Frage ist eher, warum passiert nichts oder so wenig?

Aber wenn man ein bisschen tiefer geht und ein bisschen längerfristig schaut, dann ist es eben die Frage, wie bewirtschaften wir diesen Planeten? Wie bearbeiten wir die Erde? Welche Kulturen wachsen da? Und welche Landschaften entstehen da? Und so weiter.

Also, wir wollen einen Einstieg bekommen in diesen vier Wochen in eine Landwirtschaft der Zukunft, in eine Landwirtschaft, die uns eine Perspektive gibt, die uns vielleicht eine Werkstatt eröffnet für das, was ja zukunftsfähig ist und nicht für das, wo wir wissen, ach Gott, es sind ganz viele Kompromisse und ganz viele Probleme und ganz viele Schwierigkeiten, aber irgendwie müssen wir es halt doch so machen. Genau das wollen wir nicht, sondern wir wollen wirklich versuchen, Lösungen, Ideen von Lösungen zu entwickeln, die uns in eine Zukunft führen, wo wir hinwollen und nicht in einem Kompromiss, Verhandlungen eintreten, wie viel Prozent von dem, was wir eigentlich nicht wollen, akzeptieren wir.

Motivation und menschliches Handeln 00:06:07

Also, wir wollen uns um Landwirtschaft bemühen, und dabei ist ganz entscheidend die Frage, wie passiert das denn? Wie hängt es zusammen mit dem Tun? Und unser heutiges Menschenbild, unser heutiges Verstehen in der Gesellschaft von dem, was Tun und Handeln ist, wird geprägt von der Motivation durch Geld. Und auch deshalb sitzt ihr hier, weil ihr merkt, dass das nicht die Lösung sein kann. Ich glaube, das kann jeder für sich deutlich sagen, und ich für mich auch. Wir tun das hier nicht, weil wir darüber uns sozusagen Hoffnung machen, dass wir mit dieser Sache jetzt schnell oder langsam besonders gut und viel Geld verdienen können.

Das heißt, wir kommen hier auch an etwas Zweites, was ganz essenziell ist und was ganz entscheidend ist für das weitere Leben der Menschheit auf diesem Planeten. Was ist unser Motiv? Warum tun wir etwas, und warum lassen wir etwas? Und das ist die Frage nach dem Willen, dem Wollen und dem Tun.

Und zwischen dieser Erkenntnisseite und der Wollensseite gibt es eine dritte, und die hängt zusammen mit dem, was empfinden wir denn? Wie können wir eigentlich als Menschheit, wie können wir eigentlich als Einzelpersönlichkeit mit dem anderen zusammenleben? Wie können wir eigentlich uns austauschen? Wie können wir eigentlich existieren, weil wir zusammen existieren wollen? Und nicht, wie kriegen wir es irgendwie so geregelt, dass wir den anderen möglichst weit weg haben und hier sind hauptsächlich wir oder ich?

Egoismus und Gemeinschaft 00:07:49

Also, damit ist man sofort in dieser großen dritten Frage, was ist eigentlich der Egoismus? Sind wir wirklich da, um möglichst maximalen Egoismus zu entwickeln? Führt uns das wirklich weiter? Befriedigt uns das wirklich? Das heißt, diese dritte Seite, die Mittelseite, die Herzseite, die Empfindungsseite, die Gefühlsseite, die Seite, wo es darum geht, wie können wir eigentlich wirklich miteinander, wo es eigentlich jeden Moment darum geht, wie kann ich selber einen kleinen Schritt mich verändern? Wie kann ich selber etwas mehr auf den anderen zugehen? Wie kann ich eben ein gemeinschaftliches so gestalten, dass es nicht nur gerade irgendwie aushaltbar ist, sondern dass es freudig ist, dass es humorvoll ist, dass ich da gerne bin und dass ich gerne einen anderen mitnehme in diese wie auch immer geartete Gemeinschaft?

Also, diese drei großen Fragen, wie kann die Erkenntnis gewonnen werden, die uns weiterführt und nicht die Erkenntnis dessen, wovon wir wissen, es geht so eigentlich nicht? Wie kommen wir eigentlich wirklich in ein Handeln? Und wie muss eigentlich unser seelisches, unser empfindungsmäßiges, unser ganzes Menschsein, unser Wohlfühlen darin organisiert sein? Und dass ich das jetzt so rum benenne, ist ganz zufällig. Man könnte das auch mit dem Mittleren anfangen und dann die Erkenntnisseite und dann die Frage, wie kommen wir ins Handeln? Das ist jetzt einfach nur gerade so passiert.

Das heißt, diese drei großen Bereiche, die da vor uns stehen als, man muss schon sagen, als die Forderung, die sich jeder auf diesem Planet heute machen muss, die wollen wir im Auge behalten und dabei aber zunächst jetzt in diesem ersten Kapitel zurückschauen. Wo kommen wir eigentlich her als Menschheit, und was ist Landwirtschaft gewesen? Wie ist die überhaupt entstanden? Und bei dieser Betrachtung gehen wir aus von einem Menschenbild, von einem Weltbild, von einer Erkenntnisseite, die jetzt so etwas mit einbezieht. Dass der Mensch ein Wesen ist, was einen Gedanken fassen kann, der gar nicht in uns nur lebt, sondern der etwas Allgemeines ist. Dass der Mensch eine Fähigkeit hat, mit seinem Empfinden, mit seiner Herzqualität mehr zu sein als eben das Egoistische und Abgegrenzte. Und dass der Mensch ein Wesen ist, was mehr bewegen kann, was mehr erreichen kann, was in der Lage ist zu handeln im Sinne des Guten.

Goethe und die Kraft des Entschlusses 00:11:07

Und da spricht Goethe hier an, indem er das so schön verschleiert oder so schön einpackt oder so schön darstellt. Fasse ich einen Entschluss, dann ändert sich alles. Und darin liegt jetzt ganz viel, darin liegt auf der einen Seite diese Qualität, dass ich etwas fassen kann, dass ich in mir eine Organisation habe, die sozusagen alles auf den Kopf stellen kann. Ich kann heute sagen, ich gehe, und ich komme nicht wieder, und ich mache jetzt nur noch das. Und da werde ich viele Widerstände haben, aber ich kann das. Und ich kann auf der anderen Seite sagen, es gibt eine Welt in mir, die so stark ist, dass sie jetzt alles Äußere verwandelt. Und da sind ganz viele Menschen heute und sagen, jetzt fängt er wirklich an zu spinnen.

Man ist heute eigentlich an der Stelle, dass man das Geistige, was direkt in uns wirksam ist und was zwischen uns wirksam ist und was mit der Erde und dem Kosmos zusammenhängt, dass man das vollkommen negiert, obwohl man es jeden Tag eigentlich mit Händen greifen kann. In ganz einfachen Dingen. Nämlich in diesem, was jeder von uns sofort unterschreiben würde. Ja, es ist so, wenn ich plötzlich sage, jetzt ist der Moment, wo ich anfange, ändert sich alles. Das kennt jeder. Das ist eigentlich überhaupt nichts Besonderes. Und doch ist es wunderbar, weil der Goethe es hier auf einen Punkt bringt, wo dieses Andere ein Anderes ist. Ist es ja gar nicht. Eigentlich ist das, was sich alles ändert, auch ich.

Und dieses da draußen, das bin eigentlich nur ich. Ich bin auch wiederum nichts und ganz in dem. Das heißt, Goethe nimmt hier die Trennung von Ich und Welt weg und sucht eigentlich eine Brücke, eine Identität sogar, wo das, ich will nicht sagen zusammenfällt, aber in einer ganz neuen Weise verbunden ist. Wir sind nicht das getriebene Objekt der Bedingungen nur, sondern wir haben die Qualität und die Fähigkeit und die Möglichkeit zu sagen, hier heute ist alles anders, und jetzt gehe ich los. Und diese Qualität, die ist hier angesprochen, und die ist eben nicht, das ist nicht gemeint, ich will jetzt etwas haben, sondern in dem Moment, wo ich eben einer Aufgabe nachgehe, das heißt etwas tue, was jetzt frei ist davon, dass ich Vorteile dadurch erlange, tritt das ein.

Das ist nicht in dem Fall gemeint, und logischerweise kann auch jeder nachvollziehen. So, wenn ich losgehe, um jetzt einen Vorteil zu erreichen, dann tritt das nicht ein. Sondern ich muss wirklich auf mich innerlich auf die Suche machen, wo ist das, wo ich sozusagen mich in den Dienst stelle. Eine Formulierung, die man heute ganz ungerne hat. Ich stelle mich in den Dienst, und zwar nicht von einem Herren oder einer Frau oder einer Institution, sondern einer Idee. Darum geht es.

Zusammenfassung und erneutes Goethe-Zitat 00:14:43

Also, dieses alles liegt dem zugrunde, was ich versuche hier zu entwickeln. Soviel vielleicht zur Einleitung, und jetzt lese ich das nochmal ganz vor, damit man es vielleicht nochmal so als Ganzes hat, und dann steigen wir da ein. In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen würden, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung. Und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Bewegungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer du kannst, beginne es. Kühnheit, Trägenius, Macht und Magie. Beginne jetzt.

Ja, ein Schnitt. Wir wollen uns fragen, wie ist diese Sache Landwirtschaft, wie ist diese Tätigkeit Anbau zu machen, Früchte zu erzeugen, wie ist es eigentlich in die Welt gekommen? Und wenn wir uns diese Frage vorlegen, dann stellen wir uns ja eine Frage, die ganz schwer zu beforschen ist, weil sie auf der einen Seite zwar sehr jung ist, aber auf der anderen Seite vor der Zeit liegt, die wir mit Urkunden und Berichten, mit Filmen und so weiter so ohne weiteres erreichen. Wir müssen eben doch einige Jahrtausende zurückgehen, und jetzt ist die Frage, mit welchen Mitteln tun wir das? Wie kommen wir hier zur Erkenntnis?

Methoden der Erkenntnisgewinnung 00:17:00

Und da kann man jetzt sagen, gibt es eigentlich eine ganze Zahl von Methoden, und die will ich kurz benennen, weil es mir darum geht, hier gediegen ordentlich, man könnte sagen wissenschaftlich vorzugehen. Das heißt, wir wollen hier so arbeiten, dass uns die Methodik, die Reflektion, das Hinterfragen immer möglich ist. Und dazu ist es sehr wichtig, dass man sich darüber klar ist, was benutzt man denn? Das ist eigentlich eine Art von Kultur, dass man nicht irgendwas irgendwie behauptet, sondern dass man sich darüber Rechenschaft ablegt, wie eigentlich welche Gedanken, welche Methoden, welche Prinzipien, welche Anschauungen von den Dingen liegen der Sache eigentlich zugrunde.

Und das möchte ich kurz benennen. Das erste ist, dass ich benutze alles, was man aus der Archäologie und aus der nachvollziehenden Archäologie, also aus dem Nachvollzug, aus dem Nachprobieren, aus dem Hereinschlüpfen in das, was man da erforscht oder was man als Fragen aus der Archäologie hat, was man dadurch gewinnen kann. Das ist ja ganz toll. Warum? Weil das auch Menschen waren. Weil das Wesen waren, die im Grunde genommen uns ähnlich empfunden, gedacht und gehandelt haben. Deshalb können wir das. Wenn das ganz andere Wesen wäre, wäre das viel schwieriger. Wir können diesen inneren Nachvollzug machen, der wissenschaftlich ja zu der sogenannten experimentellen Archäologie führt.

Das nächste, was wir tun können, ist eine Quelle, die ja heute auch eigentlich schon, man könnte sagen, methodisch sauber, immer mehr sauber erarbeitet wird. Und das ist, dass wir die Mythologie, dass wir die benutzen, also dass wir eigentlich anknüpfen an das, was man könnte sagen, der innere Bilderstrom, die innere Bilderwelt des Menschen ist. Und da sehen wir, dass es Bilder gibt, die über viele Jahrtausende sehr ähnlich sind und die in ganz verschiedenen Kulturen sehr ähnlich sind. Und dass es also etwas gibt, was in den Menschen lebt, was von Generation zu Generation weitererzählt wird, erst vor ganz kurzem dann aufgeschrieben wurde. Und was ein seelisches, ein Leben beschreibt, was vielleicht viel wichtiger war in vielen Zeiten als das äußere Leben.

Also, wie kann man sich vorstellen, dass das, was innerlich bewegt wird, was von Mensch zu Mensch bewegt wird, etwas erzeugt, was realer ist als das äußere Leben. Das ist eine große Frage für uns so materialistischen Menschen. Aber das ist real, das ist sehr bedeutsam. Also, wo wir das vielleicht am einfachsten greifen können, ist an dem Übergang zu der Urkunden- und Schriftkultur, die wir heute haben. Also sagen wir zum Beispiel bei den Griechen, wenn so 800, 1.000, 1.200 vor Christus diese Kultur dazu kam, dass das Eigentliche geschah. Und das Eigentliche war, dass jemand kam und mit Musik oder eine ganze Gruppe von Menschen kamen und mit Musik die ganze Nacht hindurch. Ein einziges Gedicht, eine riesige Geschichte, ein riesiger Mythos, ein riesiges Bilderwelt, was die ganze, was ist so ein Festival von heute dagegen, blass.

Bedeutung der Mythologie 00:21:33

Also, ich habe den Eindruck, das ist etwas, was die Menschen tief, tief bewegt hat und was unglaublich bedeutsam war, wofür man viele Opfer aufgenommen hat, um daran teilzuhaben. Wo Menschen sozusagen bezahlt wurden in dem Sinne, dass sie dafür leben konnten, ihr ganzes Leben, um das zu können, um das weiterzutragen, um das zu transportieren, um das darzustellen. Also der Beginn von allem, was zwischen Kultus, was im Tempel passiert, und Theater, was Unterhaltung ist, wie wir heute sagen, dazwischen liegt. Also dieses, dass eine Kultur dargestellt wird, dass eine Welt dargestellt wird, die man gar nicht sinnlich sieht.

Den Zeus hat nie jemand gesehen, aber den hat natürlich in Grieche viel besser gekannt als viele anderen seiner Nachbarn. Man wusste sehr genau, wie die Götter und die Halbgötter und was die dann und dann getan haben. Und die sind dann auch irgendwie, haben die sehr menschliche Dinge getan und sind in sehr menschliche Probleme geraten und so. Da ist also eine Zwischenwelt oder eine Welt gewesen, in der der Grieche oder diese Kultur, könnte man sagen, und das war sicher für alle Kulturen der Fall, in der der vielleicht viel mehr gelebt hat, als dadrin, dass jetzt hier schon wieder alles so dörr ist oder so viel Regen ist und so Schwierigkeiten in dieser oder jener Hinsicht bestehen.

Vielmehr hat eine frühere Menschheit in dem gelebt, was sie als real, als vielleicht noch viel realer als die sinnlich sichtbaren physischen Probleme angesehen hat, was eben auf der einen Seite Ideale enthielt, Probleme enthielt und so weiter. Das heißt, ich möchte hier auch benutzen das, was aus dieser Quelle stammt, um eine Erkenntnis der Entwicklung der Landwirtschaft zu haben.

Geisteswissenschaft als Methode 00:23:43

Und das Dritte ist, dass ich benutze etwas, was jetzt nicht wissenschaftlich äußerlich ist, sondern innerlich. Das heißt, dass wir mit der Anthroposophie und der Darstellung von Rudolf Steiner etwas bekommen haben als Menschheit, was überhaupt nicht nur bei ihm zu finden ist, was aber bei ihm sehr systematisch ist, wo man sagen kann, es ist eine Darstellung einer geistigen Entwicklung der Menschheit und der Welt. Das heißt, eine Darstellung, wo viel weiter noch zurückgegriffen wird und wo viel genereller der Mensch und die Welt sozusagen als Entwicklungspaket geschildert wird, in Bezug auf die Frage oder ausgehend von dem Gedanken, alles, was wir an Entwicklung haben, ist eine Verdichtung aus Geistigem.

Das ist eine ganz andere Grundvoraussetzung einer Wissenschaft. Alle Erscheinungen sind letztendlich von ihrem Ursprung her Impulse, sind nicht irgendwie zusammengefügte Moleküle, sondern die Moleküle sind aus Impulsen so zusammengefügt. Und diese Impulse sind nichts mehr, was man in den Molekülen finden kann. Also eine ganz grundsätzlich andere Art, erweiterte Art, auf alles zu schauen, nämlich zu sagen, ich suche eigentlich immer den darin wirksamen geistigen Hintergrund. Ich suche eigentlich in allem, was ich vor mir habe, was ich in mir habe, was Welt und was Mensch und Mitwelt, Tier und so weiter bedeutet, suche ich eigentlich dasjenige, was das hervorgebracht hat.

Es ist also eine Erweiterung um die Frage, wo kommt es her? Wie kann ich eigentlich das denken, was mir da erscheint? Nicht nur, wie ist das zusammengesetzt und wie kann ich das sozusagen aus rein physisch-materiell-chemischen Begriffen fassen, sondern kann ich darüber hinausgehen und in der Erscheinung des physisch-chemisch-materiellen suchen und sehen, welche Impulse sind da wirklich? Und das beziehe ich auch ganz entschieden mit ein und will es eben auch gar nicht verschweigen, sondern in dieser Weise, wie ich es eben gesagt habe, auch als Quelle dazunehmen. Und man könnte jetzt schreiben Anthroposophie, aber man kann auch schreiben Geisteswissenschaft.

Das heißt ein Vorgehen, was wissenschaftlich ist, was aber den Inhalt nicht des physisch-äußerlich-chemisch-physischen Materiellen hat, sondern was zum Inhalt hat, dasjenige, was man vielleicht geistigen Impuls nennen kann oder was eben der Goethe hier so wunderschön als Vorsehung benennt. Ja, das wären die drei Methoden, mit denen ich da operiere, und jetzt vielleicht der erste Einstieg.

Leben vor der Landwirtschaft 00:27:26

Was bedeutet es als Menschheit, als Gruppe, als einzelnes Wesen in einer Zeit zu leben, die Landwirtschaft noch nicht kennt? Wie müssen wir uns empfinden, da hineintasten? Wie müssen wir eigentlich spüren, welche Qualität hatte das? Wenn wir denken an ein Leben jenseits vor Landwirtschaft, das sogenannte nomadische Leben, das sogenannte nicht-sesshafte Leben. Und da müssen wir sehen, das ist überall anders. Ganz entscheidend.

Wahrscheinlich ist es viel differenzierter gewesen als unser Leben heute auf diesem Globus. Wir haben so eine Kultur, die sehr, sehr ähnlich ist. Und die betreiben wir auf ganz unterschiedlichen Standorten sehr, sehr gleich. Und das ist sicher auch sehr problematisch. Eine Beurteilung wollen wir erstmal gar nicht im Vordergrund stellen, sondern wir versuchen im Sinne von Wissenschaft zunächst die Dinge überhaupt mal zu erfassen.

Und da kann man sagen, das Leben, was nicht den Standort kennt, der Grundlage des Anbaus ist, sondern das Leben, was eben den Standort kennt als das Gebiet, durch das man zieht, ist so wahnsinnig anders, dass wir uns sehr, sehr bemühen müssen, um vielleicht 0, Promille davon irgendwie zu spüren. Wir sind sehr, sehr weit anders geworden. Und wir haben es sehr schwer, das Seelenleben, das Empfinden, das Wie ist denn das? Wie fühle ich mich denn da? Wie denke ich da? Wie komme ich zu Impulsen? Wie handele ich da, wenn ich in so etwas drinne bin?

Und eins ist auf jeden Fall klar, es spielt eine riesige Rolle, die Weite. Ich lebe eigentlich in der Weite. Und ich brauche eine innere Kraft, vielleicht viel stärker als wir heute, der Fantasie, der konkreten, realen Erinnerung auf der einen Seite und der Möglichkeit, wie es werden könnte, von einer ganzen Zahl von Standorten, von einem riesigen Gebiet. Diese Menschen hatten ja kein, logischerweise kein großes Interesse daran, ein tolles Haus zu haben. Das hätte man gebaut, um es schnell wieder verlassen zu müssen. Sondern Behausung war so knapp wie möglich. Und die musste man immer mitschleppen.

Das heißt, das fiel schon mal ganz weg. Wenn man heute so in eine Tankstelle geht und so Zeitschriften anguckt, dann gibt es ja vieles, was genau damit zu tun hat. Wie kann man sein Haus verbessern und wie kann man überhaupt und so weiter und so weiter. Von der Zeitschrift, die mit den Anlagen Beratungen macht, wie kann ich mein Vermögen vermehren, um ein besseres Haus zu kaufen, bis zu der Zeitschrift Schöner Wohnen und so weiter. All das hat man gar nicht, interessiert auch gar nicht.

Verbundenheit mit der Welt 00:31:04

Völlig bedeutungslos, weil das muss ich jede Woche oder jeden Monat wieder zusammenpacken und mitnehmen. Ich habe gar kein Interesse daran. Also, ich interessiere mich, bin durch das, womit ich verbunden bin, verwiesen, oder es ist definiert, oder es ist völlig klar, es ist eine Tatsache, dass ich mit der Welt verbunden bin und weniger mit dem, was ich da drinnen erbaue. Also, erbauen spielt eigentlich gar keine Rolle, sondern es spielt eine Rolle, die Welt so zu kennen, so zu verstehen, sich darin so zu bewegen, dass das irgendwie gut ist und dass ich darin irgendwie Erfüllung finde in dem Sinne, als dass es mir gut geht, aber auch meinen Kindern gut geht. Und dass es so ist, dass vieles über das reine Existieren hinaus passiert.

Wir stehen vor dem riesigen Rätsel, dass diese Kulturen hohe, hohe Intelligenz, Weisheit, Kunst kannten und kein Motiv hatten, Gebäude zu machen. Das war einfach gar nicht irgendwie angesagt, war gar nicht interessant. Und wenn man nach Süddeutschland geht und auf die Schwäbische Alb geht und diese Höhlen hat in dem Kalk der Schwäbischen Alb, dann tauchen da eben diese Skulpturen auf, so klein, ich habe die im Original gesehen. Ich könnte die jetzt hier zeigen als Bilder, aber das ist eigentlich auch immer nur ein schwacher... Die sind dann zwar riesig groß, und man kann den ganzen Raum dunkel machen und hat wunderschöne Pferde oder Mammuts oder so etwas vor sich, die im Original so groß sind.

Entscheidend ist eigentlich dabei, da gibt es eine unglaubliche Fertigkeit. Das können Menschen vor 60.000 Jahren. Da gibt es die Fähigkeit mit der Hand und mit dem Stein diesen Elfenbein, Mammut-Elfenbein so zu schnitzen, dass man heute denkt, ich habe gerade jetzt neulich einen Archäologen getroffen, der gesagt hat, also Rodin, Michelangelo ist eigentlich nicht besser. Die Fähigkeit in diesem kleinen plastischen Objekt so viel innere Kraft darzustellen, die Oberflächen so zu gestalten, dass dieses Power, so ein Pferdearsch, der so viel Kraft enthält, wie kann man das eigentlich hinkriegen? Was muss da für eine Übung, für ein genaues Hingucken, für ein Mitempfinden im Spiel sein?

Künstlerische Meisterschaft der Frühzeit 00:34:21

Und wenn man jetzt nochmal 20.000 Jahre in unsere Richtung geht und vielleicht 35, 36, 37.000 Jahre vor heute wieder in einer Kalkgegend in der Ardèche in Südfrankreich, diese erste älteste Bilderhöhle, die wir kennen, 500 Meter tief im absoluten Dunkel. Durch enge, durch nasse Löcher, durch riesige Hallen, durch 500 Meter. Tauchen Bilder auf, da hat man erst mal den Kalk ein bisschen geschabt, um es heller zu haben. Dann hat man mit Kohle hintereinander Tiere so dargestellt, wo man den Eindruck hat, es ist fast Perspektive. Und jeder Strich trägt dazu bei, dass ein Wesen mich fast wie anspringt. Und dann ist das noch so gemacht, dass das mit dem unebenen Höhlenwand spielt.

Es ist also so, dass die Unebenheiten genutzt werden für diese Darstellung. Wenn wir heute irgendwas machen, dann wollen wir eine gerade, schöne, glatte, möglichst weiße Wand, und da fangen wir dann drauf an. Da gehen Menschen irgendwie über wahrscheinlich Tage durch diese Höhle durch, und an den hintersten Ecken sind die wunderbarsten Darstellungen, wo man jetzt mit dem Unebenen eigentlich den Eindruck hat, das haben die gesehen, und dann da verdichtet. Das ist nicht, ich gehe jetzt da rein und mache eine Skizze, sondern die leben da irgendwie so drin, dass sie das aus diesem Stein wie angesprungen hat, und jetzt haben sie das rausgesetzt.

Und wir reden von Primitiven oder von Menschen, die wenig Lebenserwartungen hatten oder irgendwie sowas. Also, man hat sofort den Eindruck, wenn man sich damit beschäftigt, das, was wir heute darüber denken, das wird der Sache nicht gerecht. Möglicherweise haben wir eine Menschheit vor uns, von der wir nur einen ganz, ganz, ganz, ganz kleinen Teil erfassen, indem wir diese zufälligerweise dort erhaltenen Darstellungen da sehen und in dieser Weisheit, in dieser Tiefe des Empfindens, in diesem Können des Tuns vielleicht etwas, was weit uns überlegen ist, weil es gleichzeitig ganz gut sich hat verbinden können mit dem, was da war.

Leben im Einklang mit der Natur 00:37:20

Möglicherweise war diese Menschheit viel, wie soll man sagen, mehr in der Lage, mit den Bedingungen, die da waren, so umzugehen, dass sie darin leben konnten und dass sie darin eine Kultur entwickelt haben, eine hohe, hohe Kultur, etwas wirklich aus dem Inneren des Menschen herausgesetztes und doch die Welt nicht geschädigt haben. Also, all diese Fragen stehen da, und immer müssen wir eigentlich sagen, eine Situation, in der der Mensch dadurch leben konnte, dass er orientiert war auf die Weite.

Und natürlich hat das Epochen durchgemacht, Entwicklungen durchgemacht, und wir denken dann heute so mit unseren Kategorien, haben dann so die Kontinente vor uns und sagen, da ist Afrika, und da fängt das an, und dann wandern diese Vormenschen da irgendwie nach Europa oder nach Asien, und dann wandern sie über diese Landbrücke, und dann war das Klima so und so, und das kann man alles sagen, ja, ja, das stimmt ja, und das ist auch sicher richtig, aber verstanden hat man dadurch noch sehr wenig.

Ich glaube, verstanden hätte man, oder wir sollten uns dazu bemühen, in uns wach zu rufen, was bedeutet es eigentlich immer, in Wanderschaft zu sein. Das Haus ist nicht, sondern das Haus ist draußen. Die Welt ist mein Haus, mit den Tieren, mit den Gefahren, mit dem Schönen, mit dem Regen, mit der Sonne, mit der Kälte, mit allem, was dazu gehört. Ich bin so mit dem Draußen, mit dem So-Sein verbunden in diesem Bewegen, wie ich es heute mit eben meinem Bildschirm und meinem warmen Wohnzimmer oder wie auch immer bin.

Der Wandel zum Sesshaften 00:39:30

Es ist wirklich wahnsinnig schwer, aber ich glaube, es ist wichtig, sich darauf einen Moment lang zu fokussieren, weil erst dann versteht man den unglaublichen Wechsel, den unglaublichen Wandel, den das Sesshaftwerden bedeutet. Und das möchte ich eigentlich heute gar nicht tiefer besprechen, aber ich will sozusagen erst einen Einstieg machen und das dann morgen vertiefen. Das geschieht natürlich nicht von heute auf morgen, dass irgendwo ein Befehl kommt, jetzt ist es besser, du bleibst am Ort.

Das denken wir ja auch so. Wir müssen immer aufpassen, wenn wir nach Geschichte fragen, wenn wir uns fragen, wie sind die Dinge geworden, wie war eine Menschheit, die wir heute nicht mehr sind, dann projizieren wir immer unsere Lebensart zurück und merken dann irgendwann, wir verstehen eigentlich nichts. Wir kommen gar nicht da dran. Die waren ja irgendwie sehr dumm. Da sind ja irgendwelche Dinge nachgelaufen, die Quatsch waren oder Illusionen waren. Dann ziehen wir uns wieder raus und sagen, irgendwie war es halt so.

Ich glaube, wir können tiefer reinkommen, indem wir versuchen, zu verstehen, zu empfinden, wie muss das Lebensgefühl gewesen sein, was war wichtig, wie bin ich eigentlich mit dem anderen Menschen umgegangen, was war ein Tier, was waren die Pflanzen, was war die Landschaft, was war das Wetter und so weiter. Und dabei sich deutlich zu machen, nicht nur ich kann mich da reinbegeben, ich kann das nachempfinden, sondern ich könnte auch denken, so anders es auch immer gewesen sein mag, irgendwie könnte ich auch da gelebt haben.

Reinkarnation und Empfinden 00:41:48

Ich kann denken, die Individualität, aus der heraus ich heute so bin, diese Individualität ist vielleicht nicht das erste Mal auf der Erde. Das heißt, das, was man Reinkarnation oder wiederholtes Erdenleben nennt, das möchte ich bewusst und deutlich und explizit nicht ausschließen. Sondern ich möchte sagen, auch das sollte man nicht von vornherein für unmöglich halten. Ich bin nicht in der Lage zu sagen, wie das war, aber ich will sozusagen diese Tür nicht zumachen.

Und damit verstehe ich oder kann empfinden, das ist vielleicht noch viel realer, als nur, dass ich sagen kann, ja, das waren irgendwie Menschen, die ähnlich waren wie ich, eben Menschen. Und deshalb kann ich das auch mitempfinden und nachempfinden, wie es denen wohl gegangen ist. Also, das Leben in der Weite, das Leben im Bewegen, das Auf-Reise-Sein. Wir würden vielleicht heute diesen Begriff Reise nehmen.

Das Leben im, das, was um mich ist, ist in mir, und was in mir ist, ist um mich. Und dieses, was um mich ist, ändert sich aber ständig. Viel mehr, als wir das heute haben. Und vielleicht haben wir auch diesen Bedarf nach dem, was wir so Unterhaltungsindustrie nennen. Daher, weil wir es nicht mehr haben. Versteht ihr? Also, das könnte so eine tiefere Ebene sein. Warum brauchen wir das, suchen das eigentlich auf, dass sich etwas um uns herum ständig in Wandel befindet, damit wir unseren Kern, damit wir unsere eigene Entwicklung daran irgendwie entzünden, erwecken, erfreuen oder abstoßen. Nicht so ein Krimi oder was es auch immer ist.

Kultur und Wandel 00:44:01

Also, vielleicht liegt es dem zugrunde, dass wir in unserer Kultur, wo so vieles so feststeht, nicht der Arbeitsalltag, die sozialen Beziehungen, die familiären, wie auch immer. Und alles ist so, und jetzt brauche ich doch was, was mich davon ablenkt, was mich in eine andere Welt führt. Und das könnte man vielleicht verstehen als einen letzten Ausdruck, als ein Ergebnis, als ein Relikt von diesem, dass der Mensch eigentlich ein Wesen ist. Was sich den Überraschungen, was sich dem Anderssein jeden Tag, ja, was damit eigentlich groß geworden ist, was zu uns gehört.

Und wenn man nun aufsucht den Moment der ersten Selbsthaftwerdung, dann ist das sicher immer noch drinne. Und man muss denken an einen Prozess. Also, das ist etwas, was die Wissenschaft sehr herausfordert, weil da vieles jetzt an großen Fragen auftaucht. War das ein Prozess, der über lange Jahrhunderte, Jahrtausende ging und der sozusagen eine langsame Entwicklung bedeutet? Oder war das ein Prozess, in dem vielleicht über ein, zwei, drei Generationen plötzlich Menschen gesagt haben, nein, wir sind jetzt nicht mehr unterwegs. Und wir bauen eine neue Welt auf, in der wir eben hier an diesem Ort sein können?

Sesshaftwerdung als Revolution 00:45:44

Und man tendiert heute dazu, aus verschiedenen Gründen, eigentlich aus allen drei Ebenen, zu sagen, es muss was fast Momentanes gewesen sein. Weil es als Prozess einfach schlecht vorstellbar ist. Weil man es mit der Logik, mit dem Denken fassen kann, das Interesse daran, an einem Ort zu sein, den Boden, die Pflanzen, die Tiere, sich selber vollkommen zu verwandeln, ist so massiv, dass man das nicht ein paar Wochen im Jahr machen kann und dann wieder anders sein kann. Und dieser Ort würde auch nicht mehr dieser Ort sein können, wenn ich da nur ein paar Wochen bin.

So wie wir heute ein Urlaubshaus betreiben. Man hat dann da irgendwo in Norditalien noch ein kleines Häuschen oder in Finnland oder so. Oder man mietet was und fährt da so hin für ein paar Wochen, so im Sinne von Urlaub. So funktioniert Sesshaftwerdung nicht. Das ist nicht ein Geschehen, was man ein paar Wochen im Jahr betreiben kann und dann wieder lässt. Das ist nicht experimentell, sondern es muss ein ganz massiver Einschnitt da sein. Es muss etwas sein, was sich ganz stark verändert.

Und wenn man an diesem Punkt kurz stoppt und fragt, was ist es denn, was sich verändert hat, damit das passiert? Wenn sich das jeder von euch mal einen Moment fragen würde, was muss sich ändern, damit ich aus diesem Leben in der Weite, in meiner Gruppe, mit meinen Leuten, mit dem, wie das alles so ist, zu diesem Punkt komme, hier. Dann ist es etwas, was so riesig ist, wie nie wieder etwas sich verändert hat. Auch wenn wir heute meinen, die digitale Revolution wäre wirklich eine Revolution, die ist nichts dagegen.

Innere Verwandlung 00:47:45

Und wo kann das herkommen? Das kann nur aus dem Inneren kommen. Das ist eine innere Verwandlung. Ich muss die Welt anders sehen. Ich muss den anderen Menschen anders sehen. Ich muss diese Weite sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes vertiefen wollen. Und ich muss auch auf ganz, ganz viel verzichten. Also, ich will hinweisen auf das, was ich morgen etwas genauer dann ausarbeiten möchte. Der entscheidende Wandel ist erstmal nicht ein Äußerer. Sonst geht das gar nicht. Sonst kann man sich das nicht vorstellen. Sonst kann man das nicht denken. Wirklich klar denken, was alles dazu notwendig ist.

Und man kann es auch nachempfinden, dass alles sich ändert. Und dazu braucht es eine Kraft, einen Entschluss, eine sehr, sehr starke Willensentwicklung, die so stark ist, dass sie einen komplett verwandelt. Und insofern ist es schon berechtigt, dass in vielen Mythologien eigentlich das auftritt, dass eben das kein Übergängliches über Jahrtausende ist, sondern dass es immer jeweils eine individuelle Impulsierung ist.

Mythologie und Entschluss 00:49:22

Und als Bild von diesem individuellen Vorgang wird jetzt in der Mythologie geschildert, dass da einer ist, der sagt, das muss jetzt gemacht werden. Das muss man nicht sozusagen rational, materialistisch verstehen, sondern diese Mythologie-Sprache, die muss man erstmal übersetzen. Und dass da einer sei, der sagt, so ist es jetzt, das heißt eigentlich in der Übersetzung, es muss sich etwas ändern, und es braucht einen Entschluss. Kommt ihr mit? Das ist ein ganz wichtiger Punkt, dass man Mythologie nicht wörtlich nimmt, sondern dass man die Bilder knackt.

Und dass da einer ist, der irgendwas sagt oder eine, das heißt das nicht unbedingt, sondern das bedeutet, hallo, hier ist jetzt etwas, ändert sich ganz massiv. Die Menschen haben ganz anders empfunden, der Herrscher war auch innen. Der war nicht jemand, der mir gesagt hat, jetzt muss ich aufstehen, jetzt muss ich mich hinlegen, jetzt muss ich das und jenes machen, sondern in ihm, in dem Bild, der da halb Gott, halb Mensch ist, ist eigentlich diese innerste Stelle, ich sage mir, was zu tun ist.

Wenn man das mal verstanden hat, dann versteht man diese ganzen Darstellungen in der Mythologie ganz anders. Und überall in der Mythologie taucht das auf, dass dieser Punkt Sesshaftwerdung etwas ist, wo alles sich ändert. Und wo ein tiefer Impuls aus einem größeren Allgemeinen geschildert wird. Und dieses größere Allgemeine ist nicht draußen, sondern ist drinnen zu suchen. Das ist jetzt der anthroposophische, der geisteswissenschaftliche Aspekt, den man auch sofort verstehen kann. Weil das geht gar nicht, dass mir jemand das sagt, dann wird das nichts.

Der Wille zur Veränderung 00:51:11

Das wird nur dadurch etwas, dass ich es will. Doch ganz klar, das ist total klar, man kann niemanden dazu zwingen, das wird nichts werden. Der macht das ein paar Tage, und dann sagt er, oh Gott, jetzt ist Schluss, mache ich nicht mit. Das heißt, wir suchen eigentlich einen Punkt, in dem sich im Inneren des Menschen ganz massiv was gewandelt hat. Und wir leben eigentlich immer noch in der Folge davon. Wir sind das. Und das, was da passiert ist, sind wir.

Ja, sorry, dass ich so heftige Sachen zu Anfang hinstellen musste. Und dass ich jetzt versuchen werde, morgen das dann etwas genauer auszuarbeiten, wie man heute mit diesen drei Methoden versuchen kann, das zu verstehen. Und an einzelnen Beispielen schildere.

Vielleicht machen wir jetzt noch so ein paar Minuten eine Schweigesituation, wo man das Ganze, was ich dargestellt habe, sich innerlich noch mal vor Augen holt. Und die Fragen, die man da hat oder die vielleicht auch die Überraschungen oder das Wesentliche oder so festhält. Und dann machen wir das die nächsten Tage noch so. Und dann machen wir vielleicht nach zwei, drei Tagen einmal einen Break und sagen, jetzt gehen wir erstmal nicht weiter, sondern bearbeiten diese Fragen.

Abschluss und Ausblick 00:52:53

Weil vieles von dem, was jetzt an Fragen wahrscheinlich da ist, wird sich auch wieder anders darstellen oder beantworten mit den Darstellungen der nächsten Tage. Also, es ist ein größerer Block, und es macht Sinn, so vorzugehen. Ich würde einfach sagen, fünf Minuten Ruhe. Wer die schon nicht mehr im Raum zubringen möchte, geht bitte ganz leise raus, dass die anderen sich konzentrieren können und dass man noch mal innerlich fasst, um was ging es jetzt hier? Und wo liegen da eigentlich meine Einwendungen, meine Wünsche der Vertiefung? Wie stehe ich eigentlich dazu?

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