Vertrauen

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Vertrauen (mhd. vertruwen, ahd. fertruen, got. trauan „treu“ = „stark, fest, dick“; lat. fides „Treue“; griech. πίστις pistis, „Glaube“) von Mensch zu Mensch und zu sich selbst muss künftig immer mehr als Basis jeder sozialen Gemeinschaft erstrebt werden, wenn man die Menschheit vor dem sozialem Zerfall bewahren will, der aus dem fortschreitenden Egoismus resultiert. Vertrauen und Selbstvertrauen bedingen einander dabei wechselseitig. Beide gründen nicht in einem blinden Vertrauen, sondern in der bewussten Einsicht in die geistige Wesenhaftigkeit des Menschen. Voraussetzung dafür ist eine von Liebe getragene, konkrete, individuelle Menschenerkenntnis und ein schöpferischer, selbstverantwortlicher ethischer Individualismus, wie in Rudolf Steiner schon in seiner «Philosophie der Freiheit» beschrieben hat. Nur so kann das sozial zerstörerische Misstrauen entkräftet werden, dass sich sonst durch die von Ahriman geschürte Angst immer mehr verbreiten und schließlich in den Krieg aller gegen alle münden wird.

"Das große Vertrauen, das muß das wichtigste Sozialmotiv der Zukunft werden. Die Menschen müssen aufeinander bauen können. Anders gehen die Dinge nicht vorwärts. Das, was ich Ihnen jetzt gesagt habe, erscheint dem, der es ernst meint mit der ganzen Menschheit, wenn er nur genügend eingeweiht ist in übersinnliche Dinge, in dem Sinne als eine Selbstverständlichkeit, daß er sagen muß: Entweder geschieht dieses oder die Menschheit geht in den Abgrund hinein. Ein Drittes gibt es demgegenüber nicht.

Man kann ja sagen, man könne sich nicht vorstellen, daß eine soziale Ordnung auf allgemeines Vertrauen begründet wird. Darauf kann man nur antworten: Schön, wenn ihr euch das nicht vorstellen könnt, dann müßt ihr euch eben vorstellen: Die Menschheit muß in den Sumpf hinein. - Diese Dinge sind nun einmal ernst, und sie müssen als solche ernst genommen werden." (Lit.: GA 196, S. 75)

"Wenn wir hinschauen auf die Menschen, wie sie heute sind, wenn wir hinschauen auf dasjenige, was an die Oberfläche des Lebens dringt, was das Leben sogar dirigieren will, auf das, was sich etwa in den öffentlichen Verhältnissen auslebt, wie sie sich in den letzten Tagen wieder ausgestaltet haben - wir sehen überall, daß zwei Dinge den Menschen von heute fehlen, die man ihnen nur anwünschen möchte im allerintensivsten Grade: Es fehlt den Menschen heute in hohem Grade das, was man nennen möchte Selbstvertrauen, aber auch das, was man nennen möchte Vertrauen zur Menschheit. Prüfen Sie, meine sehr verehrten Anwesenden, warum die Menschen heute so wenig in sich selber gehen, um sich hineinzustellen tatkräftig in jenes soziale Leben der Gegenwart, welches die Tatkraft so notwendig brauchen würde. Wir finden: Selbstvertrauen fehlt den Menschen. Aber ein Selbstvertrauen ist nur gerechtfertigt und kann nur da sein, wenn es getragen wird von dem Vertrauen zu den anderen Menschen. Wie Nordpol und Südpol zueinander gehören, ohne einander nicht da sein können, so kann Selbstvertrauen nicht da sein ohne Vertrauen zu den anderen Menschen. Niemals wird eine Erziehungswissenschaft, eine Unterrichtswissenschaft in die Menschen dasjenige hineinbringen, was Selbstvertrauen, was Vertrauen zur Menschheit ist, wenn sie nicht herausgeboren ist aus einer solchen Menschenliebe, die aus der Menschenerkenntnis kommt, wie ich sie heute charakterisiert habe." (Lit.: GA 335, S. 176)

"Und wenn nur einmal wenigstens dieses Selbstvertrauen eintreten würde bei einer großen Anzahl von Menschen, dieses Selbstvertrauen, das nicht immer sagt: Ja, ich kann ja doch nicht in die geistige Welt hineinschauen, ich muß doch dem Initiierten nur glauben -, sondern welches sagt: Nun, es wird doch das oder jenes behauptet; ich will aber meinen gesunden Menschenverstand anwenden, um es einzusehen -, wenn dieses Selbstvertrauen, aber wirksam, tatkräftig, nicht bloß abstrakt oder theoretisch, einträte bei einer größeren Anzahl von Menschen, dann wäre es schon gut und dann wäre ungeheuer viel insbesondere für den Weg gewonnen, der gegangen werden muß mit Bezug auf das soziale Problem. Aber das ist gerade der Schaden, daß die Menschen dieses Selbstvertrauen zu ihrem gesunden Menschenverstand mehr oder weniger gerade durch die menschliche Erziehung im neunzehnten Jahrhundert eingebüßt haben. Die schädlichen Eigenschaften, durch die dieses Selbstvertrauen und dadurch der Gebrauch der menschlichen Urteilskräfte eingebüßt worden ist, diese schädlichen Eigenschaften waren in früheren Zeiten auch vorhanden, aber sie waren nicht so schädlich, weil der Mensch nicht im naturwissenschaftlichen Zeitalter lebte, das von ihm notwendigerweise aus gewissen Untergründen heraus verlangt, daß er ein einheitliches Urteilsvermögen wirklich anwendet, daß er seinen gesunden Menschenverstand restlos anwendet. Das aber ist es gerade, was am meisten gefehlt hat in der neueren Zeit." (Lit.: GA 185a, S. 204f)

Geistige Schulung, insbesonders das regelmäßige Praktizieren der sog. Nebenübungen, stärkt das Selbstvertrauen.

"Wenn z.B. jemand zu wenig Selbstvertrauen hat, so wird er nach entsprechender Zeit bemerken können, daß sich durch die Übungen das notwendige Selbstvertrauen einstellt." (Lit.: GA 013, S. 336)“

Glossar

V. in die eigenen Ideen

Manfred Klett betont die Wichtigkeit, seinen eigenen Ideen zu vertrauen, sie lebendig im Bewusstsein zu halten und sie ständig an der Wirklichkeit und den äußeren Widerständen zu prüfen. | Klett, M. Biografie als Film, 2017, 00:46:44

V. i.S. von Kredit

Zum herausragendsten Ereignis im Leben des ehem. Chef der Commerzbank gehört die Erfahrung, dass ein unbesicherter Kredit wichtig und richtig war, und dass ein Kredit heißt: Vertrauen. | Klett, M. Biografie als Film, 2017, 00:59:26

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