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"Er wurde als ältestes von vier Kindern in eine alt eingesessene Goldschmiedfamilie in Idar-Oberstein geboren. Freigeistigkeit, soziales Verantwortungsgefühl und eine gediegene handwerkliche Gesinnung prägten seine Kindheit und Jugend. Becker war hoch begabt. Mit unbändigem Eigenwillen widersetzte er sich dem Druck durch die Nationalsozialisten und stellte Lehrer und Eltern vor die Tatsache, einen Tag in der Woche in der Schule zu fehlen. An solchen frei gewählten Tagen streifte er durch die Wälder des Hunsrücks, saß an Bächen oder auf Felsen und las philosophische Werke. | |||
18-jährig zog er freiwillig als Kavallerist in den Krieg nach Russland, wo er sich durch außerordentlichen Mut auszeichnete. Nach einer schweren Verwundung erblindete er, gewann dann aber auf einem Auge das Sehvermögen wieder. | |||
In allem, was Becker unternahm, baute er auf seine Geistesgegenwart; sein feuriges Denken war auf das Wesentliche gerichtet, sein Tun war unkonventionell. Auf der Suche nach einer Erkenntnis, die so in die Lebenswirklichkeit vordringt, dass sie gestaltbar wird, studierte er zunächst in Bonn Atomphysik, wandte sich aber dann in Hohenheim dem Studium der Landwirtschaft zu, in der Absicht, die Tauglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis am Umgang mit dem Lebendigen zu prüfen. Durch [[Hans-Jörg Graf von Bothmer|Hans-Jörg Graf Bothmer]] lernte er die [[A:Anthroposophie|Anthroposophie]] kennen und begegnete seiner späteren Frau, Irmgard Albert, die er 1946 heiratete. | |||
Neben und nach seinem Studium durchlief er 1945/46 eine landwirtschaftliche Lehre, erwarb sich Verdienste als Betriebsleiter auf der Domäne Berneburg bei Ruoff, einem der damals renommiertesten Landwirte, und legte 1950 die Meisterprüfung ab. Durch seine Heirat in die alt eingesessene Pächterfamilie Albert, die den 186 ha großen [[Dottenfelderhof]] bei Frankfurt/Main bewirtschaftete, wurde Becker 1946 Mitpächter des Betriebs. Er begann sofort mit der Umstellung des traditionsreichen über 1000-jährigen Hofs auf die [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamische]] Wirtschaftsweise. Durch sein Wirken sollte der Dottenfelderhof ein Zentrum der biologisch-dynamischen Bewegung in Deutschland werden. Der Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, in dessen Arbeitskollegium und Vorstand Becker seit den 50er-Jahren mitwirkte, sollte ursprünglich dort seinen Sitz erhalten. Vom Hof aus pflegte Becker eine rege Beziehung zum Goetheanum, seit 1947 war er Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und seit 1960 der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Bis in seine letzten Lebensjahre hinein arbeitete er in den Verantwortungsgremien der Landwirtschaftlichen Sektion mit. Es entstand eine auf gegenseitiger Schätzung beruhende Zusammenarbeit mit Prof. von Boguslawski, dem bedeutenden Vertreter des Pflanzenbaus an der Universität Gießen. Diese führte unter Leitung von Hans-Jörg Graf Bothmer zum ersten von einer Universität mitbetreuten Forschungsprojekt mit biologisch-dynamischer Fragestellung."<ref>https://dokumentationen.kulturimpuls.org/biografien/1061</ref> | |||
"„Ernst Becker heiratete damals in den Hof ein“, erinnert sich [[Dieter Bauer]], eines der Gründungsmitglieder des Dottenfelderhofs. Der heute 79-Jährige lebt noch immer auf dem Hof, doziert in der Landbauschule. „Ernst Becker stieg aber nach einiger Zeit wieder aus. Die Bewirtschaftung des Hofes verlief damals nicht sehr vorbildlich“, sagt Bauer. Gefängnisinsassen hätten als Arbeiter gedient, als chaotisch beschreibt Bauer die Zustände auf dem Hof vor 1968."<ref>https://www.bad-vilbeler-anzeiger.de/einst-belacht-heute-wegweisend/</ref> | |||
"Auch nach seinem Ausscheiden aus der Bewirtschaftung 1961 blieb er auf dem Hof wohnen und übernahm von dort Aufgaben am [[Forschungsring|Institut für biologisch-dynamische Forschung in Darmstadt]]. Innerlich hielt Becker, jahrelang wachsam abwartend, an der Idee des biologisch-dynamischen Landbaus und der Zukunft des Dottenfelderhofes fest, bis er 1964 Menschen fand, die mit ihm die Initiative zur Wiedergewinnung des Betriebs ergriffen."<ref>https://dokumentationen.kulturimpuls.org/biografien/1061</ref> | |||
Im Jahr 1968 gründete Becker mit [[Dieter Bauer]] (geb. 1938), [[Knud Brandau]] (1931), Johannes Klein (1931-2008), und [[Manfred Klett|Dr. Manfred Klett]] (geb. 1933) die [[Betriebsgemeinschaft Dottenfelderhof|Betriebsgemeinschaft]] des Dottenfelderhof. | |||
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* https://info3-verlag.de/zeitschrift-info3/vier-erwachsene-acht-kinder-und-eine-waschmaschine/ | * https://info3-verlag.de/zeitschrift-info3/vier-erwachsene-acht-kinder-und-eine-waschmaschine/ | ||
* https://www.wetterauer-zeitung.de/wetterau/bad-vilbel-ort112595/jahre-dottenfelderhof-11933046.html | * https://www.wetterauer-zeitung.de/wetterau/bad-vilbel-ort112595/jahre-dottenfelderhof-11933046.html | ||
* https://dokumentationen.kulturimpuls.org/biografien/1061 | |||
== Einzelnachweise == | |||
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[[Kategorie:Biologisch-dynamisch]] | |||
[[Kategorie:Betriebsgemeinschaft Dottenfelderhof]] | |||
[[Kategorie:biologisch-dynamische Landwirtschaft]] | |||
[[Kategorie:Forschungsring]] | |||
[[Kategorie:Demeter]] | |||
[[Kategorie:Dottenfelderhof]] | |||
[[Kategorie:Führungsperson]] | |||
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[[Kategorie:Goetheanum]] | |||
[[Kategorie:Landbauschule Dottenfelderhof]] | |||
[[Kategorie:Landwirtschaftlicher Kurs]] | |||
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[[Kategorie:Weltenlehrer]] |
Aktuelle Version vom 2. Juni 2024, 21:31 Uhr
Ernst Becker (07.05.1923, Idar-Oberstein -09.09.1999 Frankfurt/M.) gehörte zur den Pionieren der biologisch-dynamischen Bewegung. Er gehörte zur 2. Generation nach dem Zweiten Weltkrieg.
"Er wurde als ältestes von vier Kindern in eine alt eingesessene Goldschmiedfamilie in Idar-Oberstein geboren. Freigeistigkeit, soziales Verantwortungsgefühl und eine gediegene handwerkliche Gesinnung prägten seine Kindheit und Jugend. Becker war hoch begabt. Mit unbändigem Eigenwillen widersetzte er sich dem Druck durch die Nationalsozialisten und stellte Lehrer und Eltern vor die Tatsache, einen Tag in der Woche in der Schule zu fehlen. An solchen frei gewählten Tagen streifte er durch die Wälder des Hunsrücks, saß an Bächen oder auf Felsen und las philosophische Werke.
18-jährig zog er freiwillig als Kavallerist in den Krieg nach Russland, wo er sich durch außerordentlichen Mut auszeichnete. Nach einer schweren Verwundung erblindete er, gewann dann aber auf einem Auge das Sehvermögen wieder.
In allem, was Becker unternahm, baute er auf seine Geistesgegenwart; sein feuriges Denken war auf das Wesentliche gerichtet, sein Tun war unkonventionell. Auf der Suche nach einer Erkenntnis, die so in die Lebenswirklichkeit vordringt, dass sie gestaltbar wird, studierte er zunächst in Bonn Atomphysik, wandte sich aber dann in Hohenheim dem Studium der Landwirtschaft zu, in der Absicht, die Tauglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis am Umgang mit dem Lebendigen zu prüfen. Durch Hans-Jörg Graf Bothmer lernte er die Anthroposophie kennen und begegnete seiner späteren Frau, Irmgard Albert, die er 1946 heiratete.
Neben und nach seinem Studium durchlief er 1945/46 eine landwirtschaftliche Lehre, erwarb sich Verdienste als Betriebsleiter auf der Domäne Berneburg bei Ruoff, einem der damals renommiertesten Landwirte, und legte 1950 die Meisterprüfung ab. Durch seine Heirat in die alt eingesessene Pächterfamilie Albert, die den 186 ha großen Dottenfelderhof bei Frankfurt/Main bewirtschaftete, wurde Becker 1946 Mitpächter des Betriebs. Er begann sofort mit der Umstellung des traditionsreichen über 1000-jährigen Hofs auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Durch sein Wirken sollte der Dottenfelderhof ein Zentrum der biologisch-dynamischen Bewegung in Deutschland werden. Der Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, in dessen Arbeitskollegium und Vorstand Becker seit den 50er-Jahren mitwirkte, sollte ursprünglich dort seinen Sitz erhalten. Vom Hof aus pflegte Becker eine rege Beziehung zum Goetheanum, seit 1947 war er Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und seit 1960 der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Bis in seine letzten Lebensjahre hinein arbeitete er in den Verantwortungsgremien der Landwirtschaftlichen Sektion mit. Es entstand eine auf gegenseitiger Schätzung beruhende Zusammenarbeit mit Prof. von Boguslawski, dem bedeutenden Vertreter des Pflanzenbaus an der Universität Gießen. Diese führte unter Leitung von Hans-Jörg Graf Bothmer zum ersten von einer Universität mitbetreuten Forschungsprojekt mit biologisch-dynamischer Fragestellung."[1]
"„Ernst Becker heiratete damals in den Hof ein“, erinnert sich Dieter Bauer, eines der Gründungsmitglieder des Dottenfelderhofs. Der heute 79-Jährige lebt noch immer auf dem Hof, doziert in der Landbauschule. „Ernst Becker stieg aber nach einiger Zeit wieder aus. Die Bewirtschaftung des Hofes verlief damals nicht sehr vorbildlich“, sagt Bauer. Gefängnisinsassen hätten als Arbeiter gedient, als chaotisch beschreibt Bauer die Zustände auf dem Hof vor 1968."[2]
"Auch nach seinem Ausscheiden aus der Bewirtschaftung 1961 blieb er auf dem Hof wohnen und übernahm von dort Aufgaben am Institut für biologisch-dynamische Forschung in Darmstadt. Innerlich hielt Becker, jahrelang wachsam abwartend, an der Idee des biologisch-dynamischen Landbaus und der Zukunft des Dottenfelderhofes fest, bis er 1964 Menschen fand, die mit ihm die Initiative zur Wiedergewinnung des Betriebs ergriffen."[3]
Im Jahr 1968 gründete Becker mit Dieter Bauer (geb. 1938), Knud Brandau (1931), Johannes Klein (1931-2008), und Dr. Manfred Klett (geb. 1933) die Betriebsgemeinschaft des Dottenfelderhof.
Weblinks
- https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/bad-vilbel-ort112595/dottenfelderhof-frueher-belaechelt-heute-wegweisend-10429135.html
- https://info3-verlag.de/zeitschrift-info3/vier-erwachsene-acht-kinder-und-eine-waschmaschine/
- https://www.wetterauer-zeitung.de/wetterau/bad-vilbel-ort112595/jahre-dottenfelderhof-11933046.html
- https://dokumentationen.kulturimpuls.org/biografien/1061