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Karl Julius Schröer
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Siehe auch → Karl Julius Schröer
„Karl Julius Schröer (* 11. Januar 1825 in Preßburg, damals Kaisertum Österreich; † 16. Dezember 1900 in Wien) war ein österreichisch-ungarischer Sprach- und Literaturwissenschaftler. Er schrieb auch unter den Pseudonymen K(arl) Julius und Julius Oeser d. J.
Karl Julius Schröer wurde am 11. Januar 1825 geboren als Sohn des Schriftstellers Tobias Gottfried Schröer und der Schriftstellerin Therese Schröer, geb. Langwieser.
Schröer studierte Literatur und Sprachwissenschaft, unter anderem von 1843 bis 1846 auch in Leipzig, Halle und Berlin. Nach 1849 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur in Pest. Dann kehrte er 1851 nach Preßburg zurück und nahm ein Schullehramt an.
Wegen der politischen Entwicklung meinte Karl Julius Schröer Ungarn verlassen zu müssen, und er ging 1860 nach Wien. Er war 1861 bis 1866 Direktor der Vereinigten evangelischen Schulen am Karlsplatz. Im Jahre 1866 wurde er Professor für Literaturgeschichte an der Technischen Hochschule Wien. Einer seiner Studenten war auch Rudolf Steiner:
„Von besonderer Bedeutung aber wurden für mich die Vorlesungen, die Karl Julius Schröer damals über die deutsche Literatur an der technischen Hochschule hielt. Er las im ersten Jahre meines Hochschulstudiums über «Deutsche Literatur seit Goethe» und über «Schillers Leben und Werke». Schon von seiner ersten Vorlesung an war ich gefesselt. Er entwickelte einen Überblick über das deutsche Geistesleben in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts und setzte da in dramatischer Art auseinander, wie Goethes erstes Auftreten in dieses Geistesleben einschlug. Die Wärme seiner Behandlungsart, die begeisternde Art, wie er innerhalb der Vorlesungen aus den Dichtern vorlas, führten auf eine verinnerlichte Weise in die Dichtung ein.
Daneben hatte er «Übungen im mündlichen Vortrag und schriftlicher Darstellung» eingerichtet. Die Schüler sollten da vortragen, oder vorlesen, was sie selbst ausgearbeitet hatten. Schröer gab dann anknüpfend an die Schülerleistungen Unterweisungen über Stil, Vortragsform usw. Ich hielt da zuerst einen Vortrag über Lessings Laokoon. Dann machte ich mich an eine größere Aufgabe. Ich arbeitete das Thema aus: Inwiefern ist der Mensch in seinen Handlungen ein freies Wesen? Ich geriet bei dieser Arbeit stark in die Herbart'sche Philosophie hinein. Das gefiel Schröer gar nicht. Er hat die Strömung für Herbart, die damals in Österreich sowohl auf den philosophischen Lehrkanzeln wie in der Pädagogik die herrschende war, nicht mitgemacht. Er war ganz an Goethes Geistesart hingegeben. Da erschien ihm denn alles, was an Herbart anknüpfte, trotzdem er an ihm die Denkdisziplin anerkannte, als pedantisch und nüchtern.“ (Lit.: GA 28, S. 41f)
In den folgenden Jahren betrieb Schröer die Erforschung des deutschen Volkstums in Ungarn. Im Rahmen dieser Forschungen entdeckte er in unmittelbarer Nähe Preßburgs die volkstümlichen Weihnachtsspiele von Oberufer. Er sammelte Handschriften, stellte textkritische Vergleiche an und veröffentlichte 1857/58 das Buch Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn. Auf diese Arbeit stützten sich viele, vor allem aber Schröers späterer Schüler in Wien, Rudolf Steiner, der nach dem Ersten Weltkrieg die Freien Waldorfschulen begründete, in denen bis heute die Oberuferer Weihnachtsspiele aufgeführt werden.
Schröer wohnte im 3. Wiener Gemeindebezirk (Landstraße) in der Salesianergasse 5 (vgl. GA 38/1, S. 119), wo ihn Rudolf Steiner öfters besuchte und ihm Schröer auch von den Weihnachtsspielen erzählte.
„Vor fast vierzig Jahren, etwa zwei oder drei Tage vor Weihnachten, erzählte mir mein lieber Lehrer und väterlicher Freund Karl Julius Schröer in seinem kleinen Bibliothekszimmer in der Wiener Salesianergasse von den Weihnachtspielen, deren Aufführung in Oberufer in Westungarn er in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts beigewohnt und die er 1862 in Wien herausgegeben hatte.“ (Lit.: GA 274, S. 9)
In Wien tat sich Schröer besonders als Goetheforscher hervor. Er war 1878 Mitbegründer des „Wiener Goethevereins“, dessen Chronik er 1886 herausgab. Er kommentierte Goethes Werke und beschäftigte sich besonders mit der Faust-Forschung, die er in einer zweibändigen Faust-Ausgabe darlegte. Goethes Dramen gab er in sechs Bänden heraus. Schließlich bemühte sich Schröer um die Schaffung eines Goethe-Denkmals in Wien; es wurde 1894 öffentlich ausgeschrieben und von Edmund Hellmann geschaffen. Einen Tag vor Schröers Tod konnte es enthüllt werden.
Gewisse Züge Schröers finden sich in der Figur des Professor Capesius in Steiners Mysteriendramen wieder:
„Nicht die ganze Individualität, aber gerade einige Züge von Schröer sind dann auf meinen Capesius in den Mysterien übergegangen, den Professor Capesius. Man kann schon sagen: Wir haben da ein glänzendes Beispiel für die Tatsache, daß in die Gegenwart herein nur unter gewissen Bedingungen die spirituellen Strömungen des Altertums getragen werden können. Und man möchte schon sagen: In Schröer zeigte sich das Zurückschrecken vor der Intellektualität. Hätte er die Intellektualität erreicht und sie vereinigen können mit der Spiritualität des Plato: Anthroposophie wäre gekommen.“ (Lit.: GA 238, S. 163).“
Glossar
- „… Professor in der Universität … Karl Julius Schröer … Hat dabei übrigens diese Weihnachtsspiele gefunden dort, die Steiner dann später bearbeitet und die heute noch auf manchen biodynamischen Höfen ja auch gespielt werden und an manchen Waldorfschulen.“ | von Mackensen, M. Biographie Rudolf Steiner, 00:36:01