Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 14. Folge von Martin von Mackensen, 2021

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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 14. Folge von Martin von Mackensen, 2021

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Gut, gibt es noch irgendetwas Organisatorisches? Super, dann können wir weitermachen. Wir sind gestern geendet. Zum Glück haben wir das hier noch.

Da steht noch was, was da nicht hingehört. Bei diesem Punkt, dass wir gesagt haben, eigentlich ist die Landwirtschaft nicht nur Ackerbau, nur Gemüsebau, sondern wir verstehen die Landwirtschaft, die biodynamische Landwirtschaft, die ökologische Landwirtschaft, die Landwirtschaft der Zukunft überhaupt nur. Wir können das überhaupt nur erreichen, wenn wir mit einbeziehen, die Bäume, die Sträucher, die ganze Landschaft.

Und das war vielleicht noch ein bisschen sozusagen wie von außen, mehr prozessual, mehr auch vielleicht landschaftsästhetisch beschrieben. Und ich meine das aber viel, viel konkreter, viel prozessualer, viel handfester, als ihr vielleicht gedacht habt. Es geht wirklich darum, wie kann man von den Sträuchern Futter gewinnen? Wie kann man von den Sträuchern und Bäumen und von dem Laub Kompostgrundmaterial gewinnen? Das wird die Frage sein in Zukunft immer mehr und das ist sie jetzt schon.

Und wir werden immer mehr Handhabungen und Techniken entwickeln müssen, wenn wir wirklich Bodenaufbau hinkriegen wollen. Wenn wir wirklich diesem Anspruch uns stellen wollen, ja, wir können mit den tollen fruchtbaren Standorten in Mitteleuropa auch viele Menschen ernähren. Also es ist wirklich eine Frage, die gravierend ist, die groß ist, die riesig ist, die große Auswirkungen hat, aber die beim einzelnen Laubblättchen, der einzelnen Esche, Erle, Buche, Eiche aus der Hecke, der beim einzelnen kleinen Ästchen der verschiedenen Sträucher und Büsche beginnt.

Es gibt Betriebe, da kann man sagen, jedes Kilo holziges, stängliches Material ist über die Kompostierung, über den Mist ein riesen Gewinn für die Bodenfruchtbarkeit. Man sieht es halt nicht. Die oberirdische Seite der Pflanze, die sieht man so gut.

Man sieht sehr genau, ob der Salat, die rote Beete, die Zwiebel, der Lauch, ob die gut wachsen oder nicht. Aber diese unterirdische Entwicklung, diese Nachtseite, die ist so, die entzieht sich eben so stark unserem Wahrnehmen und deshalb ist es so schwierig. Und wir haben dann gesehen gestern, wie eigentlich der Ackerbau das Labile ist, wie eigentlich dieses Prinzip Ackerbau, wo der Boden aufgerissen wird, wo der Boden sogar gewendet, bearbeitet wird, wo die Getreidepflanzen die Hauptrolle spielen, wo aus der Wiese und aus der Weide sozusagen der Feldfutterbau hereinkommt und wo auf der anderen Seite eben eine unglaubliche Intensität, eine starke Umsetzung, eine wirkliche Mineralisation, ein Abbau der Bodenfruchtbarkeit dadurch entsteht, dass wir aus dem Garten die Intensivkulturen mittlerweile eben im Ackerbau haben.

Und wie das natürlich mit einer ausgewogenen Fruchtfolge nur hinzukriegen ist. Und wie es kein Maßstab sein kann für viele Betriebe zu sagen, naja, ich könnte nochmal doppelt so viel Möhren oder Kartoffeln verkaufen, warum mache ich denn nicht jedes dritte Jahr Hackfrucht? Wo man sozusagen innerlich ein ganz klares Maß braucht, jedes dritte Jahr geht nicht. Es geht auch nicht jedes vierte Jahr, es geht maximal jedes fünfte, besser jedes sechste Jahr, diese intensive Umsetzung.

Und ich habe versucht deutlich zu machen, dass wir eben mit dem Ackerbau dieses labile System haben und gleichzeitig dasjenige, was dann eben wirklich die Menschen ernähren kann. Natürlich der Garten auch. Aber der Garten ist eigentlich etwas ganz ganz Besonderes, was man immer denken muss im Zusammenhang mit dem, was nicht in dem Garten ist.

In viele Gärten kommt eben dann auf Dauer doch viel herein, was die Entwicklung des Bodens, was die Entwicklung der Komposthäufen und so weiter ermöglicht. Und zum Garten muss man eben dann die entsprechenden Wiesen, Weiden und auch Ackerflächen dazuzählen, die damit verbunden sind und die auf die Dauer die Gartenfruchtbarkeit überhaupt erst ermöglichen. Der Garten als geschützter Raum, der Garten als Beregnungs-, als Bewässerungsraum, der Garten als intensiver Anbauraum.

Ich will überhaupt nichts gegen den Garten sagen. Ich will nur sagen, wir werden sozusagen eine Ernährung im größeren Stil nicht nur über die Gärten hinbekommen, sondern wir müssen auch den Gemüsebau in den Acker mit hereinnehmen, zumindestens auf den besseren Standorten. Und da fällt eben dann sofort das Auge darauf, dass Fruchtfolge und dieses Gleichgewicht aufbauende Futterbau, aufbauende Kulturen, Getreide und dann eben ab und zu alle fünf, sechs Jahre die intensive Hackfrucht.

Und das Ganze, das habe ich ja auch schon immer wieder gesagt, hängt zusammen mit dem Vieh, mit dem Wiederkäuer. Und heute möchte ich nun erstmal so weitergehen, dass wir da etwas hineinschauen. Also sozusagen in gewisser Weise einen Schwenk machen aus der ganzen Boden- und Bodenaufbau-Humusfrage, Pflanzenbau, der Landschaft, des ganzen landwirtschaftlichen Betriebes hin zu dem Inneren, zu den Verdauungsvorgängen im Wiederkäuer.

Und das brauchen wir dann wieder, darauf werden wir das wieder beziehen. Aber ich möchte das zunächst einfach mal heute grundsätzlich erklären, dass wir ein bisschen ein Verständnis bekommen, was da eigentlich passiert und was für ein unglaubliches Wunderwerk das ist. Wir haben schon einmal gesprochen über die grundsätzliche Anordnung diesen fünf Sternen, diese fünf Elemente, diese fünf Gesichtspunkte, die eigentlich jede Viehhaltung hat.

Und wir fokussieren uns jetzt sozusagen auf den Fütterungsteil und da eigentlich auch erstmal auf den Inneren, auf den Verdauungsteil. Wir wollen eigentlich Verdauung verstehen. Und werden das dann wieder auf die ganze Fütterung beziehen und von der Fütterung aus wieder auf den ganzen Zusammenhang, also auf die Gesundheit, auf die Züchtung, auf die Haltung, auf den Hof und auch auf unsere innere Haltung und so weiter.

Wir werden also jetzt einfach einmal sozusagen an einem Grashalm, an einem Kleeblättchen hineinschlüpfen in diesen Tierorganismus. Und da ist ja zunächst, wenn man so eine Kuh beobachtet auf der Weide, etwas sehr Rätselhaftes. Dass die Kuh nämlich sehr wohl und die Ziege noch viel, viel, viel, viel mehr und das Schaf doch auch, das Schaf vielleicht noch am wenigsten, ganz stark sich selbst verwirklicht in dem Suchen der Nahrung.

Das ist ein Sinnesprozess. Das ist ein wesentlicher Prozess zwischen Tier und Welt. Und das klingt jetzt so ein bisschen philosophisch und man denkt, naja, das macht ja so zur Einleitung.

Nee, das ist eine ganz, ganz wesentliche Sache. Das Tier tritt in eine Beziehung zur Welt und zwar vor allem zu dieser Welt über dieser Narbe. Ein Tag im Jahr ist diese Beziehung anders.

Der erste Tag im Jahr, bei uns ist das meistens so in der ersten Aprilwoche, wenn die Kühe das erste Mal herauskommen, dann rasen die über die Weide, freuen sich unglaublich an dem Frühlingsduft und an dem Frühlingslicht und an den Vögeln und so weiter. Und wenn da irgendwo die Möglichkeit besteht, dass man mit dem Horn auch mal in die Narbe reinkommt oder womöglich die Bauern da irgendwie einen Graben offen gelassen haben und da liegt noch ein bisschen Erde oder da ist die Narbe schon verletzt, dann kommen alle da rein und wälzen ihren Kopf, ihre Kopfseiten in der frischen Erde, lecken dann da dran rum und haben einen einzigen Tag im Jahr, eine halbe Stunde kann man sagen, eine Beziehung einmal auch zu dem unteren. Ganz merkwürdig, das kann man gar nicht irgendwie rational erklären.

Eigentlich ist die Erde für den Wiederkäuermagen Gift, das ist wirklich ein großes Problem, wenn die Wiederkäuer Erde aufnehmen, aber ab und zu wollen sie das gerne, zumindest den Kontakt, den Geruch, damit irgendwie sich konfrontieren. Ganz merkwürdig, wenn irgendwie die Möglichkeit besteht, kommen mindestens 20 von unseren 80 Kühen richtig verschmiert nach der ersten Stunde, nach den ersten zwei Stunden im Frühling, kommen sie wieder ins Stall und haben sich sozusagen einmal mit der Erde wieder neu irgendwie verbunden. Ansonsten 364 Tage im Jahr und an diesem einen Tag auch nur eine halbe Stunde.

Sonst das ganze Jahr hindurch ist gar kein Interesse an Erdigem und wie gesagt, es ist eben eigentlich Gift im Vormagen und die Tiere nehmen das auch ganz ungern auf. Also die unsauber gewaschenen Möhren oder die unsauber gewaschenen Rüben, das ist ganz schnell so, dass man sagen muss, dann fütter lieber keine. Ein Teelöffel, 10 Gramm Erde pro Tag, pro 20 Kilo Trockensubstanz, 10 Gramm.

Und schon kann man sozusagen messen, wie störend, wie schädigend das in den Vormägen ist. Und 10 Gramm Erde, die hat man schnell an einer einzigen dreckigen Futterrübe. Da braucht nur irgendwo so ein bisschen Verwurzelung sein, so ein kleiner Zwischenraum, der klebt noch so ein bisschen Erde und an der anderen Seite ist es noch ein bisschen verschmiert und wenn man das mal sauber abkratzt, zack, hat man schon diesen Teelöffel voll.

Und ich sehe das mittlerweile sogar am Kot. Wenn ich durch einen Stall gehe, eine ganz bestimmte Struktur des Kotes zeigt deutlich, hier ist ein Problem, hier passiert sozusagen eine Fehlfermentation, eine Fehlgärung. Hier sind Prozesse in der Verdauung, die da nicht hingehören und die hängen zusammen mit dem schmutzigen Futter, dem erdigen Futter.

Ja, also wir haben zunächst diese Merkwürdigkeit, dass die Kuh, dass der Wiederkäuer sich sehr, sehr konzentriert, dass er eine große Energie, dass er eine starke Zuwendung hat zur Landschaft, zum Futterraum, zu dem, was da gerade ist. Und ich habe das schon gestern erwähnt, gerade die Büsche und die Sträucher sind ja das, wo die Kühe so richtig ausflippen, wenn sie doch irgendwie nicht, da wird der Hals immer länger und man kommt so ein Ästchen da irgendwo an einem Haselstrauch. Etwas oder Weide, was die Kühe so wahnsinnig schätzen.

Und das Typische ist eben das Weiden unten auf der Erde, an der Erde. Und da steht die Kuh ja so ein bisschen im Wechselschritt und rupft es ab, zieht es gegen diese Kauleiste, die oberen Zähne fehlen ja. Und da ist sozusagen wie so eine Leiste gegen, die dann so gegengezogen wird und abgerissen wird.

Und ihre Lieblingslänge sind so, die sie da so abrupft, 10, 12, maximal 15 Zentimeter. Und dann bleibt unten nochmal 3, 5 Zentimeter stehen. Wenn das Gras aber mal oder der Aufwuchs mal höher ist als 25 Zentimeter, dann wird es schwierig.

Dann tut die Kuh nämlich gerne in zwei Etagen das Abweiden. Und das kostet ihr Mühe und Zeit und so, das liebt man als Landwirt nicht. Da weiß man schon, das ist jetzt eigentlich für eine Kuh, die frisch gekalbt hat und ein Kalb hat und gemolken wird, ist es eigentlich schwierig, weil sie gar nicht zu der richtigen Futtermenge kommt, die sie eigentlich braucht.

Also die wirklich intensiv zu fütternde, die gut zu fütternde Milchkuh, die jetzt sozusagen im Sommer den Weidegang hat und da ihr Futter aufnehmen soll, die braucht schon gute, gute Wiesen und die dürfen nicht zu klein, nicht zu jung sein und nicht zu alt, sonst kann die gar nicht auf ihre Menge kommen. Und bei diesem Vorgang kann man so beobachten, dass sie da so 3, 4, 5 Mal rupft und dann schluckt sie schon ab und so und dann macht sie zwei Schritte und dann kommt wie so ein Ausstoßen der Atmung und dann wird das wieder so abgeleckt an dem Flotzmaul und dann dreht sie ein bisschen und frisst sie da weiter. Also ein Prozess, wo man merkt, das ist ein Hauchen, Behauchen, Befeuchten des Futters und dann lässt man sich das wieder gegen die Nase, gegen diesen feuchten Bereich kommen und leckt das ab und dadurch entsteht eigentlich eine Wahrnehmung, was aufgenommen wird und was nicht.

Sehr, sehr merkwürdig und ich bitte, das wirklich ernst zu nehmen. Das ist nicht Spielerei, das ist nicht sozusagen irgendwie evolutiver Rest von Verhalten oder so, sondern studiert das, genießt das, nimmt das wahr, das gehört zur Kuh dazu. Das ist so, wie eben die Katze über ein Geländer klettern kann oder eben hochkommt und balancieren kann und diese genauen Wahrnehmungen in der Welt hat und so weiter und dann eben zupacken kann oder so.

So verbindet sich die Kuh mit der Welt im Zusammenhang des Fressens ganz sensibel und das kann man schnell übersehen. Man muss sich da schon mal eine halbe Stunde irgendwie hinsetzen, so zwischen die Kühe oder ganz ruhig da so stehen und das beobachten. Im Sitzen ist das besser, weil man es dann ebener hat, wie das eigentlich vor sich geht.

Ideal ist das im Tau, also wenn es kühl ist morgens und man den Hauch sieht. Dann sieht man das richtig, wie sie das behaucht und wieder aufnimmt und dadurch wie ein Schmeckriechen passiert. Die Kühe riechen und schmecken zusammen.

Man kann sie auch hinters Licht führen oder verarschen. Ich habe einmal ganz am Anfang meiner Landwirtschaftszeit einen Stall betreut, der ganz frisch umgestellt war. Eine Katastrophe eigentlich und wir hatten überhaupt kein Futter.

Und es war Herbst und wir haben dann irgendwann Kohl, konventionellen Kohl, verfüttert. Das durfte man heute gar nicht mehr als Biobetrieb. Und dazu fressen die Kühe dann doch ein bisschen Stroh, weil das war das Einzige, was wir hatten.

Und auf dem Boden, auf dem Heuboden über dem Stall, wo eigentlich 5000 Päckchenballen Heu, wunderschönes Wiesenheu zu liegen hätten, war nichts, außer dem Rest vom letzten Jahr. Und das, was unten aus den Ballen so rauskrümmelt, so die feinen Blättchen, die so liegenbleiben auf dem Boden, die nennt man Heublume. Gibt es auch als Bad, kann man so kaufen.

Und die Heublume, also die feinen Blättchen, die Blüten, die so übrig bleiben, die kann man jetzt dämpfen oder zu Tee machen. Und das haben wir gemacht. Wir haben sie in einem Kartoffeldämpfer einmal aufgekocht und so einen richtigen Sud, so einen intensiven Heutee gemacht und dann warm mit der Gießkanne über das Stroh gegossen.

Und vorher haben die Kühe nicht da gestanden und haben das Stroh gar nicht angerührt. Und kaum war das mit diesen warmen Heutee-Folgen, fingen die an, das zu fressen. Das geht natürlich nur begrenzt.

Das ist eine verrückte Sache. Aber daran kann man das eben sehen. Das ist wie so ein Doppelprozess.

Dieses Tier ist sozusagen ein ganz genauer Wahrnehmer der feineren Wachstums, der feineren Aromen, der feineren Verhältnisse, die da jetzt heute, gerade zu dieser Uhrzeit, auf dieser Weide so sind. Und dann ist das ja merkwürdig, dass bestimmte Flächen sozusagen wie umschifft werden. Da wird nicht gefressen.

Und andere werden zwei-, dreimal ganz kurz abrasiert. Und man denkt dann immer, ja, das sind die Geilstellen, wo Kot hingekommen ist beim Mal davor oder vor zwei Beweidungen oder im letzten Jahr oder so. Oder wo Rhin hingekommen ist oder so.

Das stimmt. Und es stimmt aber eben auch nicht. Es gibt auch andere Gründe.

Man kann es auch gar nicht auf irgendwie eine Pflanze zurückführen, die da vielleicht jetzt irgendwie unschmackhaft ist oder zu reif ist oder irgendwie so. Stimmt und stimmt auch nicht. Man merkt, wie das eine ganz tolle Sache ist.

Wie das eine ganz große Geschichte ist, die zwischen der Kuh und der Fläche eigentlich passiert. Manche Kühe meiden ein bestimmtes Areal. Und dann kommen zwei andere, die gehen da auch dran vorbei.

Eine halbe Stunde später kommt einer und die frisst es aber dann gerne. Also es ist sehr komplex. Und was man eben jetzt hier eigentlich nur festhalten sollte, oder ich will das jetzt auch damit gut sein lassen, die Kuh tritt in eine Beziehung zur Welt durch das Wahrnehmen dieser Feucht-Luft-Licht-Verhältnisse beim Fressen.

Und aus dieser Begegnung, aus dieser Beziehung, aus diesem ständig da in der Welt drin sein mit der Wahrnehmung, ist auch etwas, was wie vergleichbar ist mit Nahrung, mit Fütterung. Sie hat eine Beziehung zur Welt, die sie nährt, die sie stärkt, die sie vitalisiert, die sie braucht, die sie bekräftigt. Und es ist eben kein sentimentales Getue, dass wir sagen, wir müssen die Tiere weiterhin auf die Weide lassen.

Sondern das ist eine Notwendigkeit. Der Wiederkäuer braucht den Zusammenhang zu der Futterwelt, so wie er da ist. Und wenn man die Kühe dann mit Portionsweide, die jede Stunde oder jede halbe Stunde sich bewegt, und die stehen da eigentlich alle wie an so einer Kette, aber da ist nur ein Elektrozaun, der langsam so weitergeht, und die fressen da alle so in Reihe und Glied, dann ist das eigentlich auch wie Stallhaltung, dann kommt das auch nicht zustande.

Also mir liegt da sehr viel dran, bevor wir jetzt zu den Pansen und Vormägen kommen und der Verdauung kommen, doch deutlich zu sagen, die Wahrnehmung, die Beziehung, das Inbeziehungtreten zu der Welt, in der das Futter wächst, ist für die Kuh ein Teil, der zu behandeln ist, eigentlich wie Fütterung, wie Ernährung. Und ja, jetzt gehen wir vielleicht weiter, jetzt wird das aufgenommen und abgeschluckt, und das kann anderthalb, zweieinhalb Stunden gehen. Und da kommt eine ganz schöne Menge zusammen, da können auf einmal durchaus 40, 50 Kilo frisches Gras, nasses, frisches Gras, aufgenommen werden, wenn das Jung ist, Trockensubstanz 20 Prozent vielleicht, also das sind dann eben, ja, ein Fünftel, fünf, sechs Kilo Trockensubstanz, gar kein Problem.

Die werden da auf einmal hintereinander aufgenommen und jetzt ist das wirklich ein ganz schönes Volumen, was die Kuh da aufgenommen hat, da sind mehrere Schubkarren voll, und jetzt kommt es zu diesem Hinlegen, ein Stöhnen, geht es los mit dem Kauen. Und das wollen wir jetzt sozusagen inwendig ein bisschen anschauen. Und dazu skizziere ich jetzt mal hier die Vormägen, und ich will es ganz deutlich sagen, schematisch.

Die Vormägen sind unglaublich kunstvoll in dem Tier sozusagen dreidimensional, wie verschränkt, wie gegeneinander, übereinanderliegend, und egal von welcher Seite man die jetzt anschauen würde, wenn man sie sozusagen aufschneidet oder so, ist es komplex und kompliziert, und ich nehme die sozusagen ein bisschen auseinander, ich tue sie ein bisschen hintereinander zeichnen, so sind sie nicht anatomisch im Tier angeordnet, aber so kann man es besser verstehen. Also das, was ich zeichne, ist sozusagen ein bisschen schematisch auseinandergedreht oder auseinandergenommen. Im Tier ist es viel komplizierter.

Und das allererste ist eben, dass wir diese Schlundröhre haben, die von dem Maul da herunter, den ganzen Hals, die relativ lang ist und die relativ, ja, die relativ, ja, irgendwie bedeutsam ist und relativ komisch auch ist, die ist so mit so Ringen ausgebildet, und die ja was echt Verrücktes ist, weil sie in zwei Richtungen benutzt wird. Acht Stunden von 24 Stunden kaut die Kuh wieder. Acht Stunden lang wird die so und so benutzt.

Und dann kommen acht Stunden Fressen, da geht das nur so natürlich, und dann kommt die Ruhezeit, in der wird die wenig benutzt, da wird nur viel Speichel immer abgeschluckt. Die Schlundröhre, die sozusagen vom anatomisch Speiseröhre, die Schlundröhre, als ein sehr, sehr merkwürdiges Gebilde, wahnsinnig weisheitsvoll, dass das da eben rückwärts gehen kann, ohne dass irgendwie Schaden entsteht. Wenn wir unsere Speiseröhre regelmäßig rückwärts benutzen, geht die kaputt, unwiederbringlich.

Ganz, ganz gefährliche Sache, weil die Magensäure unsere Speiseröhre verätzt. Beim Rind ist es so, bei den Wiederkäuern ist es so, dass die ganzen Vormägen nach dem großen Pansen, der Netzmagen, der Blättermagen und dazwischen eigentlich noch dieser Magen, den man so mal sieht und mal nicht sieht, die Haube, erst danach, nach allen Vormägen, kommt das, was wir Magen haben, der Labmagen und der ist dann sauer. Und da ist auch eine ganz andere Haut.

Bis dahin ist alles evolutiv, entwicklungsmäßig aus der Speiseröhre, aus der Schlundröhre gebildet. Die Vormägen sind Bildungen der Speiseröhre, der Schlundröhre. Ja, das ist jetzt hier schon wirklich schematisch.

Jetzt kommt hier ungefähr in diesem Verhältnis der erste Vormagen, der zweite, der zweite ist ein bisschen kleiner und jetzt ist hier erst der Labmagen. Und da ist diese Grenze, wo eine völlig andere Oberfläche, eine völlig andere Funktion passiert. Hier an dieser Stelle.

Und vorher ist alles eine ganz, ganz andere Haut. Der Netzmagen hier, den ich jetzt hier so ein bisschen violett mache, der Blättermagen oder Buchmagen hier hinten, den ich so ein bisschen grün gemacht habe, Blättermagen, Netzmagen, Pansen. Pansen.

Alle drei und in gewisser Weise die Haube dazwischen, die wir gleich noch uns versuchen klarzumachen. Alle drei haben eine Struktur, eine Haut, eine Oberfläche, die so ist. Alle drei haben eine Oberfläche, die ganz, ganz besonders ist, die es sonst nie im Tierreich gibt.

Eine Hornoberfläche in den inneren Organen. Und es ist eine ganz ähnliche Substanz wie die Klaue, wie das Horn, wie unsere Fingernägel, aber mit tausenden von Zotten, mit mini kleinen Zotten, die kann man gut mit bloßem Auge sehen. Diese Zotten, ungefähr 120.000 Zotten in diesen Pansen.

120 solche Zotten. Und ein Volumen von diesen Pansen von ungefähr 80 bis 120 Liter. 120 Liter oder 100 Liter.

Wisst ihr wie viel 100 Liter ist? Wie viel ist ein Vollbad, eine normale DIN-Badewanne, also keine so eine Whirlpool-Planschbecken, wo man irgendwie zu zweit drin sein kann oder so. Die normale Badewanne nicht, nein, nicht 200 Liter. 120.

Mit 100 Liter ist eine Badewanne schon relativ voll. Und wenn man ein bisschen korpulenter ist und da reingeht, dann läuft es schon über. Jaja, na klar, aber eben.

Wie viel Volumen sind 100 Liter? Da ist die normale DIN-Badewanne eben schon weit mehr als die Hälfte voll. Und man kann eigentlich damit ein gutes Vollbad nehmen. Ein unglaubliches Volumen.

Und man weiß eigentlich gar nicht, wie passt das in die Kuh rein. Wenn man eine Kuh operieren muss, ich habe das ein paar Mal machen müssen mit einem Tierarzt, und man hat die Labmagenverdrehung, das gibt es, das passiert dann hier ganz hinten, da ist sozusagen eine Verdrehung, die muss man dann korrigieren und ein bisschen festnehmen. Und wenn man Glück hat, oder meistens gelingt es auch, dann bleibt es auch, dann ist das mit diesem einen Eingriff wieder, kann für Jahre wieder in Ordnung sein.

Wenn man das machen muss, dann muss man anschließend nach der Operation die Vormägen wieder in die Kuh reinkriegen. Und das ist das Allerschwierigste bei der ganzen Operation. Das ist so weisheitsvoll eingequetscht, könnte man sagen, in dem Tier, dass das von außen, wenn man es mal auch nur ein Stückchen, ein kleines Stück geöffnet hat, ganz, ganz schwierig ist, das wieder irgendwie hinzukriegen.

Also das ist sozusagen, die ganze Kuh ist unglaublich unter Druck innenseitig, weil diese Vormägen die Tendenz haben, immer größer werden zu wollen und das auch tun. Und das ist auch die Ursache, warum Kühe sterben können, wenn in den Vormägen Fehlverdauung, Fehlgärungen stattfinden und es einen Druck gibt durch Gasbildung, der nicht abgerülpst werden kann. So wie das Futter aufgenommen wird, so wie das Wiederkäuen geschieht, so ist ständig eine leichte, zarte Entgasung notwendig, dass aus dem Futterbrei eben Substanzen austreten können, die gasförmig sind, die sich da bilden und die abgerülpst werden müssen.

Und es ist sehr, sehr unterschiedlich, die Zusammensetzung dieser Gase und die Menge, je nachdem, was die Kuh frisst. Und über diese Gase ist in den letzten 10, 15 Jahren sehr viel geforscht worden, weil man rausgekriegt hat, dass das eben zum Teil Methan-Verbindungen sind, die sehr klimaschädlich sind. Und man eben rauskriegen wollte, welche Wiederkäuer, welche Rassen und vor allem welche Futtermittel begünstigen das und welche sind sozusagen günstig dafür, dass möglichst wenig gerülpst wird.

Und interessanterweise hat sich dabei gezeigt, dass eben eine kuhgemäß, eine wiederkäuergerechte Fütterung, eine genügend rohfaserhaltige Fütterung, die das sehr positiv beeinflusst. Und je mehr man die Kuh eigentlich mit hochkonzentrierten Futtermitteln wie ein Schwein füttert, umso stärker sind sozusagen diese Verluste, die jetzt da in eine Gaskombination kommen, die richtig schwierig ist. Gut nachzulesen bei einer Frau, die ich gut kenne und sehr, sehr schätze, eine Kollegin kann man sagen, die dieses Buch gemacht hat, die Kuh ist kein Klimakiller, kein Klimaschädling.

Die, jetzt kommt der Name gerade nicht, die Frau Anita Idel, danke. Tierärztin Dr. Anita Idel, sie macht jetzt noch eine neue Sache, richtig gut. Und da kann man die ganzen Quellen eigentlich finden.

Also, abrülpsen und wenn das nun nicht passiert, es gibt eben Pathologien, es gibt Krankheitsverläufe, da kommen die Kühe nicht mehr hoch, der Pansen hat sich so ein bisschen verdreht, dass hier sozusagen kein Austritt für das Gas möglich ist und jetzt entsteht innerhalb kurzer Zeit ein unglaublicher Druck, diese riesige Masse, gährende Futtermasse erzeugt Gase, Gase, Gase und es kommt Druck, Druck, Druck und jetzt drückt dieser Druck die Blutgefäße zu und die Kuh stirbt elendig, wenn man nichts tut. Also sie, das ist sozusagen sofort lebensbedrohlich innerhalb von ein, zwei Stunden, wenn die Kuh stark gebläht ist und nicht abrülpsen kann. Und der Landwirt muss es dann können, den Tokarstich, diese Hohlnadel, die man hinter der letzten Rippe, muss man wissen genau wo, die man dann eben durch die Haut durch in den Pansen direkt rein, durch die Pansenhaut durchstechen muss, das muss man mit einmal, das muss sitzen, das muss mit ziemlich viel Kraft geschehen und dann spritzt und pustet sich dieses Gas da aus, Vorsicht, nicht rauchen dabei, hochexplosiv, ja ist so, da kann es richtig knallen, muss man echt aufpassen und das schwierige ist natürlich dann, wenn das passiert ist und die Kuh irgendwie wieder zu sich kommt und das alles irgendwie gelingt, wie heilt diese Wunde ab? Das ist ja nun da drinnen, mehr Bakterien gibt es eigentlich nicht auf der Welt, eine infektiösere Mischung als in diesen Pansen, in diesen Vormägen gibt es gar nicht, also das ist sozusagen bakterielle, mikrobiologische Prozess pur und es ist nicht ganz leicht, dass die verletzte, von innen verletzte oder von außen verletzte Pansenhaut wieder heilt.

Also so ein Detail dieses Abrülpsen und die Probleme, die damit verbunden sein können, ich deute das mal so an, dass wir hier ungefähr so, ja man muss es eigentlich so machen, so eine Gasblase haben und hier eine Zone ganz besonderer Art, dann kommt eine größere Zone, die ist wirklich relativ wässrig, wirklich mehr eine Suppe und dann kommt eine Zone, die ist schon ein bisschen breiig, fester und dann gibt es einen Bereich, in dem eben auch wirklich Stängliches ist, das mischt sich hier und da gibt es nun eine nächste sehr, sehr interessante, sehr, sehr weisheitsvolle Sache. Hier oben, da ist bei der Kuh ein kleines Feld, ein Nervenfeld, eigentlich sind sehr, sehr wenig empfindende Nerven in dieser Pansenhaut, eigentlich fast gar nicht, da sind Nerven, die haben eine andere Eigenschaft, da aber an dieser Stelle nicht und jetzt ist diese Pansenperistaltik, diese Pansenbewegung so, dass die Rohfaserstückchen, die hier langsam wie hochgearbeitet werden, dass die hier berühren müssen, in dieser Zone, das ist jetzt alles ein bisschen schematisch gezeichnet, in der Wirklichkeit ist der Pansen auch wie fast viergeteilt, das sind so Halbkammern, die sind so eben Halbkammern und da kommt das hier eben dran und wenn das da an dieser Stelle die Pansenhaut berührt, dann löst das den Ruktus, das Aufschlucken aus. Jetzt muss ich ja mal fragen, wie kann das eigentlich passieren, durch was wird denn das gesteuert, dieses Hochschlucken, dass man was runterschluckt, das kennt man irgendwie, ja, da ist was im Mund und dann kommt dieser Impuls, den kann man ja auch nur teilweise steuern, aber wieso kann dann das rückwärts gehen, wie hat die Natur das denn erfunden, wie geht denn das? Das ist eine tolle Sache, das muss eben so ein bisschen, so zwei, drei Zentimeter Helmchen, piksiges, irgendwie etwas, was eine gewisse Struktur behält, das wird hier langsam bewegt und irgendwann stößt das da an und dann kommt, man sieht es ja richtig den Kühen an, das passiert so von innen heraus, die gucken so, das geht wie automatisch.

Und dieser Ruktus, dieses Aufschlucken, Hochschlucken, wenn man ganz pfiffig ist und mutig ist und Erfahrung hat mit Kühen, dann kann man den Kühen so einen Happen klauen. Ich mache das manchmal, aber ich mache es nicht mehr so gerne mit vielen Leuten, weil das auch ein bisschen brutal aussieht, man muss da schnell sein, bei den Kühen muss man sowieso bei allem Therapeutischen schnell sein. Die Kühe sind so lahm und ihre Nerven sind so langsam, dass man immer gewinnt, wenn man schnell ist.

Und auch beim Spritzen und so, bei allen Behandlungen, tut ihnen auch einen großen Gefallen, weil bis sie es merken, so richtig, ist es schon vorbei. Und so kann man so ein Häppchen klauen und dann merkt man, das ist ganz hell geworden, das frische Gras, die Stängel des Grases, die Stängelchen vom Klee, von irgendeinem Spitzwegericht, von irgendwelchen Kräutern oder Löwenzahn, vielleicht noch ein Ästchen von einer Hasel, alles so ein bisschen hellgrün geworden. Innerhalb weniger Minuten nach dem Schlucken wird das in diesem Brei, verändert sich das schon, fängt eine riesige Auflösung an.

Und dieser Brei ist grünlich und das Futter ist noch grünlich, aber das ist eben heller geworden. Das hat sozusagen vieles von den ganz leichtflüssigen Pflanzenstoffen, die eben die grüne Pflanze ausmachen, schon in diese Lösung abgegeben. Und schon wird das besiedelt von diesen Milliarden und Billionen von Mikroorganismen.

Und wenn es dann nach ein, zwei Stunden wieder aufgeschluckt wird oder nach fünf, sechs Stunden, dann ist es eben etwas heller und jetzt wird da drauf rumgekaut. Und man denkt manchmal, warum musst du denn jetzt eigentlich kauen, das ist doch schon relativ weich. Und dann sieht man, wie eigentlich das jetzt ganz stark eingespeichert wird.

Und das sogar manchmal so bei älteren Kühen tropft da auch mal was. Und wenn man dann weiß, dass das 120, 150, ja sogar 180 Liter Speichel sein können am Tag, dann denkt man sich, na gut, also ein paar Tropfen dürfen da auch raus tropfen. Speicheldrüsen, die wahnsinnig sind, also die eben wirklich innerhalb weniger Minuten da einen ganzen Liter Speichel produzieren und einscheiden in das Maul, sodass eben mit dem Herunterschlucken ständig neuer Speichel hier hereinkommt.

Also man hat eigentlich einen ständigen Transfer hier herein von Speichel und gleichzeitig eine Resorption von Flüssigkeit über diese Zotten, über diese kleinen Zungen, die sind so drei, vier, fünf Millimeter lang, und in den Organismus hinein eine merkwürdige Sache, dass die Kuh da so einen riesigen Flüssigkeitsstoffwechsel hat. Und der Speichel hat nun etwas ganz Tolles, er ist alkalisch. Ungefähr pH 8, pH 8,2, ungefähr.

Während wir im Pansen ein pH haben von zum Beispiel 6,2 oder 6,4, 6,1 in dieser Kategorie. Ganz enges Feld, leicht sauer, und was würde passieren, wenn da eine gewisse Zeit nicht gespeichelt würde? Sehr, sehr schnell würde der Pansen versäuern. Alles Organische, was verrottet mit Mikroorganismen, hat die Tendenz, sehr schnell sauer zu werden.

Und das würde hier gravierend sein, nach wenigen Stunden wird es immer saurer, saurer, saurer. Die Pansenacidose, die Pansenversäuerung, befürchtete Sache, hängt eben mit dem nicht stimmenden Futter zusammen und dem nicht mehr die Möglichkeit, dass die Kuh nicht mehr adäquat in der Verdauung darauf reagieren kann. Eine pH-Regulierung durch den Speichel in einem unglaublichen Umfang.

Also mehr als das Volumen der gesamten Vormägen wird da pro Tag, pro 24 Stunden, eingespeichelt und wieder resorbiert. Also ein ständiger Prozess. Und hier oben im Maul, an diesen Drüsen, sind wirklich Kalkprozesse zugange, die dafür sorgen, dass dieser alkalische Speichel überhaupt entsteht.

Und jetzt ist dieses Futter da drin und unterliegt dieser ganz langsamen, unglaublich weisheitsvollen Bewegung. Man hat das versucht eben rauszukriegen, es ist schon auch furchtbar, wenn man dann so Forschungen liest und sich damit beschäftigt, dann schämt man sich eigentlich für die Menschheit. Weil immer dann wird besonders gut und genau geforscht, wenn man meint, man könne damit eine Optimierung ein Geschäft machen.

Irgendwie ganz bestimmte Bakterien, die man noch dazu tut und dann tickt die Kuh noch besser. Oder irgendwie müsste man doch, wenn die Bewegung vielleicht noch pfiffiger geht, oder wenn man selektiert auf die und die Rasse, die das vielleicht noch besser macht, dann könnte das doch noch optimaler gehen. Also schon eine sehr, sehr merkwürdige Haltung, dass wir immer noch weltweit die Meinung haben, die Kuh müsste optimiert werden.

Die Kuh, die Wiederkäuer sind sozusagen eine Maschine, an der man noch ein bisschen den Wirkungsgrad hochdrehen könnte. Und dann passiert immer tolle Forschung. Und meistens hat das in aller, allermeisten Fällen gar nichts gebracht.

Aber dadurch ist viel, viel Detailwissen bekannt geworden. Und man weiß eben bis heute nicht ganz genau, wie eigentlich diese weisheitsvolle Bewegung, warum die genau so ist und wie die genau gesteuert wird und wie das eigentlich überhaupt auch evolutiv so entstanden ist. Eine wahnsinnige Sache, dass das also ständig leicht in Bewegung ist.

Und der Tierarzt, den man ruft und der in den Stall kommt und dem man sagt, ja, also die hat Fieber und die kaut schon seit einem Tag nicht mehr richtig und die frisst gar nichts mehr und so. Das Erste, was er macht, dann redet man weiter auf ihn ein und er hat sein Stethoskop und hört und sagt, hört, hört, hört. So drei, vier Minuten hört er da, dann guckt er mal ein bisschen an einer anderen Stelle.

Und das müsst ihr einfach irgendwann mal, dann müsst ihr mal einen Tierarzt überzeugen davon oder in einem Seminar, das mal selber zu hören. Das ist schon richtig spannend. Minutentakt, ungefähr ein, zwei Minuten, dann muss man wieder eine Bewegung hören.

Das kann mal eine Minute stillstehen, mehr oder weniger, und dann hört man wieder eine leichte Kontraktion an einer Stelle, dann fließt es wieder ein bisschen weiter, dann kontrahiert es hier, dann wird es da locker. So ist da also eine ganz zarte, langsame, ja, Fließbewegung ist falsch. Plastizität, eine Peristaltik, eine Bewegung dieses riesigen Sackes und eine ständige leichte Mischung, eine ständige leichte Fließbewegungsweitergabe.

Und jetzt kann man sich fragen, wie lange dauert denn das da in den Vormilchen? Was sind denn da für Prozesse am Laufen und wie lange dauern die? Und das ist sehr erstaunlich und daran sieht man auch ganz viel über diese Vormilchen. Da gibt es Stoffe, die brauchen ganze 25 Sekunden, dann sind die hier reserviert. Insbesondere Aromen, ätherische Öle und solche Sachen.

Und dann gibt es Substanzen, die brauchen 2 Tage, 48 Stunden. Dazwischen geht das. Und das ist dann vielleicht so ein kleines Ästchen, was wir da vielleicht irgendwo von so einem Haselstrauch hatten oder eben irgendwas schon relativ holziges, was die Tiere unglaublich gerne zu einem gewissen Teil fressen, was da lange irgendwie drinnen bleibt.

Und der Durchschnitt liegt so bei 22, 24 Stunden. Also ich nehme damit mal so ein Bild, die Kuh frisst und frisst und frisst den ganzen Tag und natürlich fließt es immer weiter und geht immer weiter, aber ungefähr einen Tag später ist so die Hauptmasse dieses Futters dann weitergegangen. Und dieses weisheitsvolle Weitergehen, das kann ich nicht zeichnen.

Ich glaube, das kann man auch nicht mal mit einem Film richtig darstellen. Das beinhaltet jetzt hier ein Organ, was ganz besonders ist, was so machen kann. Und wie so ein, so kann es einmal aussehen, muss man eigentlich sechs verschiedene Stadien abbilden, was so umschließt einen Futterhappen, den wie so ein bisschen anpresst, so ein Stückchen Futter.

Und dann tropft da so noch etwas aus und dann kann das weitergegeben, weiter geschleust werden. So muss man eigentlich sagen. Und dann ist es wieder neutral.

Und dann umfasst es wieder so ein Stückchen und hält es so einen Moment und gibt es wieder weiter. Und das nennt man eben die Haube, die da so eine Art Dosierungsfunktion hat, hier in den Netzmagen hinein. Und der Netzmagen ist wirklich ein Netzmagen, das kann man sehr gut mit bloßem Auge erkennen.

Das ist so ein Netz, was so eine Struktur hat, so ein bisschen eckig, vier-, fünf-, sechseckig, so unregelmäßige, so aneinander. Die dann eben so, wirklich so kleine Stege, die sind so einen halben Zentimeter hoch und bis zu einem Zentimeter groß, diese einzelnen Apartments oder wie soll man sagen, diese einzelnen Abteilungen. Und das ist nun ein Magen, der nicht eine ganz harte peristaltikweite Bewegung macht, sondern die wirklich immer wieder echt gepresst wird.

Wirklich so fast wie reibendes Pressen und wenn man das so fühlt an dem frisch geschlachteten Tier, an dem frisch herauspräparierten Netzmagenoberfläche, ist es richtig rau, richtig hart. Und man kann sich gut vorstellen, wie das Futter da eben so wie ausgepresst und nochmal so geführt wird, dass nochmal Flüssigkeit eben massiv resorbiert werden kann. Es gibt also auch nochmal eine ganz starke Resorption, wie auch in dem Buch oder Blättermarken.

Das sind wirklich wie Lappen, die da reinhängen. Der Futterbrei geht eigentlich mehr unten lang und hier hängen wirklich so 20, 30, wie so Lappen runter. Da geht das Futter so dazwischen und dann wird es gepresst, sodass man da also auch nochmal eine starke Resorption hat der flüssigen Phase, des Flüssigen.

Und dann kommt eben der eigentliche Lappmagen, der Magen, der jetzt ein pH 2 bis 3 hat, der Magen, der eine Magenschleimhaut hat, das ist ja was ganz, ganz Besonderes, dass wir Säugetiere, also der Mensch und die Säugetiere, diese Haut haben, die so viel Säure vertragen kann. Und die Einscheidung dieser Säuren, die Abtötung aller Mikroorganismen. Hier vorne wachsen die in einem unglaublichen Umfang und hier werden sie alle abgetötet, an dieser entscheidenden Pforte hier, die wirklich dicht ist, wo es wirklich keinen Rückwärts gibt.

Und jetzt werden die Mikroorganismen verdaut. Und das kann man sich gar nicht vorstellen, in welchem Umfang das geschieht. 2, 2,2 bis zu 2,5 Kilo reine Mikroorganismenmasse pro Tag.

Reine Mikroorganismenmasse. Also wenn man sich so die Aufgabe stellt, einen so richtig versifften Komposteimer oder Schweineeimer oder so eine Tonne, wo wochenlang immer wieder organische Abfälle reinkamen, wo so ein Leben sich an der Wand gebildet hat. Kennt ihr das? So ein kennt man doch nicht.

Und wenn jetzt gebe ich euch so ein Ding und klopfe das wirklich aus, das ist so ein bisschen angetrocknet, alles Bröselige, alles Pflanzliche fällt runter und jetzt ist nur noch dieser Schleimfilm auf den Wänden. Und jetzt gebe ich euch irgendwelche Löffel und Schaber und sage euch ja, kratzt das, versucht das mal alles, nehmt euch Zeit, zerschneidet diese Tonne, kratzt das, alles super sauber darunter und wir wollen das mal isolieren. Und wenn ihr da am Ende 20, 30 Gramm habt, dann seid ihr ganz gut.

Also nicht bis mal schon ein Gramm reine Mikroorganismenmasse ist schon ganz schön viel. Und hier entsteht das kiloweise. Das ist unglaublich.

Also der Pansen ist ein ständiges, eigentlich ein Bioreaktor für Mikroorganismen, die anschließend schön systematisch alle abgetötet und verdaut werden. Die Kuh kennt keinen essentiellen Aminosäuremangel. Der hat immer alles massig im Überfluss.

Also dass man irgendwelche Aminosäuren da nicht hätte, wie das bei uns Einhöhligen verdauern, Mensch und die anderen Säugetiere der Fall ist, das ist für den Wiederkäuer überhaupt kein Problem. Sie haben alles, was man nur denken kann, immer im Überfluss da. Und nun möchte ich gerne noch einen Schritt weiter gehen und darauf schauen, was hier passiert in Bezug auf Rohphase, auf Stängeliges und auf Eiweißartiges.

Wir bleiben also wieder an unserer Hauptbetrachtungslinie dran, dieser Gegensatz dieser beiden Substanzen, das Verbinden dieser beiden Substanzen. Und da muss man sagen, die holzigen, strohigen, stängelichen Bestandteile des Futters, die brauchen lange, das habe ich schon gesagt, bis zu zwei Tagen. Und die werden nun auch langsam aufgeknackt, aus denen wird langsam durch mikrobielle Prozesse etwas verdaut.

Sie sind auch Träger der Energie für die Mikroorganismen. Und sie brauchen Mikroorganismen, die sozusagen schnell gewachsen sind aus dem frischen grünen Eiweiß. Es kommt also jetzt gerade im Pansen sehr darauf an, dass für die Kuh im richtigen Verhältnis diese beiden Grundsubstanzen der Landwirtschaft, des Lebens, vorhanden sind.

Das Knacken, das Anverdauen des holzigen, der hemizellulosen, der ganzen holzigen Strukturen, der Rohfaserstrukturen, braucht Mikroorganismen, die zunächst wiederum die Aminosäuren aus dem zerspaltenen Eiweißen brauchen. Und für die Spaltung der Eiweiße braucht es wiederum Energie, die aus den mehr kohlenhydratereichen Futtermitteln kommt. Also das bedingt sich gegenseitig.

Und es braucht da das richtige Verhältnis. Und man kann ungefähr sagen, eben diese 20-22% Rohfaser des Futters und diese ungefähr auch 15-18 maximal 20% Rohprotein, das ist so ganz grob mal das richtige Verhältnis. Darüber gibt es sozusagen eine riesige eigene Wissenschaft, dass der Ausgleich, die gute Verhältnismäßigkeit der Proteinverbindungen und der Energie, der Kohlenhydrate, das spielt eine riesige Rolle.

Und die Dämpfung des ganzen Prozesses durch genügend Rohfaser. Und man kann ganz grob sagen, ist die Kuh sehr rohfaserlastig gefüttert, hat sie wenig Milch und einen hohen Fettgehalt. Ist sie sehr eiweißlastig gefüttert, hat sie viel Milch und möglicherweise auch einen relativ hohen Eiweißgehalt.

Aber der hängt von der Energie ab, nicht so sehr vom Eiweiß. Und sie ist schnell gesundheitlich gefährdet. Die große Gefahr ist, dass die Kühe zu viel frisches, junges Eiweiß bekommen.

Das fressen sie gerne und es schädigt sie aber auf die Dauer. Das schafft ihre Leber nicht. Die Verstoffwechslung aus den aufgenommenen Sekreten, aus den resorbierten Flüssigkeiten, die über die Leber umgebaut werden müssen, das kann zu einer Leberüberbelastung führen, die auf Dauer die Kühe einfach nicht schaffen können.

Und das ist ein Thema, was uns Biodynamiker und Ökolandbauleute sehr betrifft. Das betrifft nämlich hier unseren schönen Klee. Der ist das Problem.

Der kann uns zu viel Eiweiß, zu viel Rohprotein, zu viel frisches Eiweißmäßiges in den Pansen bringen. Und da muss sozusagen im richtigen Maß Kohlenhydrat da sein, damit sozusagen energetisch das im Gleichgewicht ist, dass genügend richtige Bakterien wachsen können und entstehen können, die das wieder verwandeln, ohne dass es zu einer riesigen Belastung der Leber führt. Da will ich jetzt tiefer gar nicht drauf eingehen.

In den Seminaren können euch das die Landwirte und auch die Seminarleitungen, das ist gut bekannt, das kann man auch viel nachlesen, da kann man diese ganzen wunderbaren Spielchen machen, der Rationsberechnung auf die Eiweißseite, auf die Energieseite und wie das ausgeglichen sein muss und was man da fütterungstechnisch machen kann. Das hat man sehr gut erforscht und auch sehr bauerngerecht sozusagen in Rechnungen gebracht, die alle nicht wirklich stimmen, die so grobe Annäherungen sind. Da wird dann immer aufs zweite Komma gerechnet und wenn die Leute wüssten, was sie da eigentlich rechnen und wie genau das in der Wirklichkeit ist und wie riesige Schwankungen das von Tag zu Tag in der Kuh sind, dann würden sie sich über sich selber eigentlich kaputt lachen.

Wir haben ja einmal ein Forschungsprojekt, ein halbes Jahr, gemacht zu diesem Thema und das eben wirklich gesehen, wie wahnsinnige Schwankungen, wie groß die Schwankungsbreite da ist. Aber es ist doch eine richtige Sache. Es ist wichtig, das zu beachten, ganz ganz wichtig.

Es hängt mit der Langlebigkeit, mit der Gesundheit der Tiere zusammen und es hängt damit zusammen, dass eben ein guter Dünger entsteht, eine gute Verdauung da ist. Die ist eben nicht nur für die Gesundheit der Tiere maßgeblich, sondern sie ist eben auch, wie wir das ja besprochen haben, wie eine Impfung, wie eine Information, wie ein Aufbaukot für die Bodenfruchtbarkeit von so riesiger Bedeutung. Und man kann natürlich nicht von einer Kuh, die eigentlich ständig nicht im Gleichgewicht ist, erwarten, dass sie einen Mist erzeugt, der dann da in gesunder Weise wirkt.

Ja und jetzt kann man vielleicht noch ein paar Fakten dazu sagen. Ein ganz wichtiges Futtermittel, was immer vergessen wird, das ist das Wasser. 100 bis 150 Liter Wasser braucht die Kuh am Tag, je nachdem wie trocken das Futter ist.

Und was man da vielleicht jetzt auch noch eben dazu sagen kann oder sagen muss, ist dieser ganze weisheitsvolle Vormagen, der nun weitergeht in den Labmagen, der nun weitergeht in den Darm, der wird nun da weiter bearbeitet und ganz am Ende, dann mehr im Dickdarm, ist wieder eine bakterielle Bearbeitung. Wieder eine Besiedlung des Dickdarms, wie auch bei uns mit Mikroorganismen, die jetzt das weiter, ja man muss wirklich sagen, bearbeiten. Und das haben wir schon mal angesprochen, aber ich will es an der Stelle nochmal deutlich sagen, der schöne Fladen, der sozusagen nicht zerfließt, weil er eben viel zu konzentrierte Futtermittel hat und viel zu wenig Rohfaser enthält in der Verdauung, sondern der gut geformte Fladen, der Fladen, der aus der Kuh ist, die gut gefüttert ist, wo die Dinge im Gleichgewicht stehen, wo die Kuh Ruhe hat, eine gute Verdauung zu machen.

Dieser Fladen hat so segmentweise so ein bisschen, ja wie soll man sagen, so ein bisschen reflektierende, so ein bisschen glänzende, dunklere Stücke. Ich weiß nicht, ob ihr das so vor euch habt. Der ist ja nicht einfältig gleichförmig gefärbt, sondern der hat so wie so eine Ringstruktur.

Und wenn man die anguckt und genau bestreicht und befüllt, dann merkt man, es gibt so glatte Stücke, das ist ja aufeinandergefallen. Und dann wird einem deutlich, und so ist es auch wirklich, die Kuh scheidet da ihre eigene Körpersubstanz aus. Der glänzende Fladen glänzt, weil das ist Abschilferung von Darm.

Und es geht ungefähr in den Kilobereich, dass die Kuh täglich an Darmsubstanz ausscheidet. Darm und Verdauung bedeutet Wachstum, Wachstum, Wachstum, Wachstum. Unglaublich, es gibt kein Organ, was so schnell, so intensiv sich regeneriert.

Und dieses Regenerieren ist der Fallschirm, was so stark jeden Tag Substanz bildet, muss man sagen. Und dieses Substanzbilden in diesen Verdauungsstrom hinein, das ist eigentlich Verdauung. Das muss man unbedingt dazusehen.

Das ist eben nicht nur ein Substanzaufnehmen in das Blut oder in die Lymphe oder in die Körperflüssigkeiten, sondern es ist gleichzeitig ein Abscheiden von Darmsubstanz. So muss man sagen, ist eigentlich diese ganze Verdauung eine unglaublich geheimnisvolle und weisheitsvolle Angelegenheit. Was ich jetzt so ein bisschen mir gespart habe, ist die ganze Biochemie dazu und vor allem auch das Verhältnis von Leber, Niere, Harn, wo eben der Harnstoff, der Eiweißüberhang, das zu viel aufgenommene Eiweiß wirklich ausgeschieden wird.

Oder eben diese Einspeichelung wieder in Speichel. Ich schildere da vielleicht noch eine Sache, die ist schon auch gut da zu wissen. Man hat die Harnstoffmessung im ppm-Bereich.

Also da sagt man dann eben 150 ppm, parts per million, 150 parts per million, ein hundertfünfzigstel Millionen. Also unglaublich ganz, ganz geringe Spuren des Harnstoffes, die man eben in der Milch oder im Blut misst. Und daran eben sagt, okay, das ist noch ein Bereich, in dem diese Verhältnisse da im Pansen in Ordnung sind.

Und wenn mehr Stickstoff da über die Resorption in die Körperflüssigkeit übergeht, dann wird das für die Leber zu heftig, dann ist das auf Dauer schädlich. Und dann gibt es aber eben auch die Situation, dass hinten ausgeschieden wird im Harn, im Pipi, gar keinen Stickstoff. Manchmal sehr viel und dann unter einer ganz bestimmten Bedingung gar nichts.

Und das sind die Bedingungen, die kennt ihr auch, eine Rindergruppe, nicht Kühe, sondern Rinder oder trockenstehende Kühe, die haben da nicht die Möglichkeit noch Milch zu erzeugen, stehen im warmen Sommer auf einer Weide. Diese Weide ist knallüberständig, ist wirklich verholzt. Sagen wir mal August und das ist eigentlich noch gar nicht beweidet oder geschnitten worden.

Und die finden ab und zu noch so ein paar Blättchen und im Wesentlichen ist das längst verblüht. Die Gräser sind alle im Samen, es ist eigentlich mehr gelb-braun als grün. Und wenn man die so beobachtet, haben die ein wunderschönes glänzendes Fell und denen geht es irgendwie ganz gut.

Und die liegen vor allem den ganzen Tag und kauen. Und ab und zu grasen sie schon von diesem strohigen alten Heu. Ist ja eigentlich mehr Heu als Gras.

Und eben überständig. Das ist ja auch kein richtiges Heu, Heu ist ja zum richtigen Zeitpunkt geschnitten. Also es ist wirklich überständiges Futter und kauen und kauen und kauen.

Fressen relativ wenig, haben durch die äußere Wärme eine Begünstigung des Stoffwechsels. Und wenn man da den Hahn auffängt, achso, was ich noch vergessen habe, es liegen eigentlich wie Pferdeäpfel rum. Der Kot ist so durchgeformt, ist so durchgestaltet und es geht so langsam und so intensiv die Verdauung, dass es eben gar keinen Fladen, sondern eigentlich mehr Pferdeäpfel gibt.

Und wenn man jetzt den Hahn auffängt, dann ist der Stickstoff frei. Normalerweise ist gerade der Rinderhahn, das Stickige Rinderjauche, ist das der intensivste Stickstoffdünger, den wir überhaupt zur Verfügung haben. Und der kann jetzt in so einem Fall ganz stickstofffrei sein, hahnstofffrei.

Und das nennt man heparuminale Entsparfunktion. Also da wird zwischen Leber, rumen heißt der Pansen, hepa ist die Leber, da gibt es sozusagen einen ganz besonderen Kreislauf, wo es möglich ist, dass dieses weisheitsvolle Tier all den Stickstoff drinnen behält und wieder einscheidet in den Pansen, damit die Verdauung, sozusagen die Ernährung der Mikroorganismen ein Stück weit gewährleistet bleibt. Weil sie mit dem Futter gar keinen Stickstoff, gar kein Eiweiß, ganz, ganz wenig Eiweiß aufnehmen, haben sie dann diese Möglichkeit.

Andersrum haben sie die nicht. Es gibt die Kühe, die haben keine Möglichkeit mit dem zu viel an Eiweiß und zu viel an Rohprotein, zu viel an Aminosäuren, zu viel an Stickstoff umzugehen. Also mit zu wenig kommen sie eigentlich ganz gut zurecht, haben natürlich dann keine Milch mehr und kaum irgendwie große körperliche Zunahmen und so, aber sie können damit gut leben.

Während eben das zu viel sie sofort krank macht. Da muss man unheimlich aufpassen. Leider, leider, leider wird auf vielen biologisch-dynamischen Betrieben, Öko-Betrieben eben zu viel frisches Eiweiß gefüttert und das geht zulasten der Kühe und eben auch zulasten der Milchqualität, zulasten der Fleischqualität und vor allem eben auch zulasten der Qualität des Düngers.

Ja, soweit wollte ich heute kommen mit diesem ersten Einblick in das Innere des Wiederkäuers und mir ist völlig klar, dass man das tage-, wochenlang fortsetzen könnte. Das ist super spannend. Welche Mikroorganismen sind das denn eigentlich? Wo kommen die denn eigentlich her? Dann ist super spannend, wie entwickelt sich dieser Pansen im Lauf oder diese ganzen Vormägen im Lauf des Wachstums vom Kalb zur Kuh? Wo passiert das denn eigentlich? Was ist denn da da, wenn das Tier auf die Welt kommt? Es ist super spannend, da jetzt Schaf, Rind, Ziege, Kamel zu vergleichen und so weiter.

Aber ich glaube, zunächst ist das schon mal so ein gewisser Einblick und eben auch gleichzeitig, was mir am allerwichtigsten ist, eine innere Haltung, wo man sozusagen vor Ehrfurcht nur so erschauern kann oder wo man eigentlich wirklich gebannt ist, wenn man das biochemisch so ein bisschen verstehen lernt, was für ein weisheitsvolles, was für ein unglaublich tolles Gebilde das ist. Und die Biologen sagen ja nicht zu Unrecht, evolutiv, sozusagen entwicklungsmäßig ist der Wiederkäuer die Krone der Schöpfung. Da ist sozusagen von dem, was man eigentlich kann als Organismus, biochemisch, physikalisch und physiologisch, ist das eigentlich am allerweitesten getrieben.

Da ist wirklich eine ganz enorme Entwicklung da. Und wir können mit der Anthroposophie ja sagen, das ist das Stoffwechseltier per se. Niemand kann Stoffwechsel so wie der Wiederkäuer.

Und es macht hochgralig Sinn natürlich, dass wir gerade dieses Tier mit dieser unglaublichen Leistung, mit diesem unglaublichen Vermögen eben in unsere Betriebe ganz sicher und ganz fest mit hineinnehmen. Und eben diese innere, diese seelische Leistung, die damit verbunden ist, diese Wahrnehmung des Futters, diese Verwandlung des Futters, dass wir die mit einbeziehen und dass das eben sozusagen die Grundlage unserer Düngung ist. Herzlichen Dank! Herzlichen Dank!

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