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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 5. Folge von Martin von Mackensen, 2021
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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 5. Folge von Martin von Mackensen, 2021
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Hallo und herzlich Willkommen zu meinem Vortrag. Heute zeige ich euch, wie man mit dem Vortrag einen neuen Vortrag ausführen kann. einen neuen Vortrag ausführen kann.
In diesem Vortrag zeige ich euch, wie man einen neuen Vortrag ausführen kann. Wie man einen neuen Vortrag ausführen kann. Wie man einen neuen Vortrag ausführen kann.
Wir sind gestern an dem Benedikt von Nursia Wir sind gestern an dem Benedikt von Nursia zum Beispiel gewesen. Wir haben ein bisschen uns versucht, ein Bild zu schaffen, was das Ende des Römischen Reiches bedeutet und was die Völkerwanderung bedeutet und was es bedeutet, dass nun dieses beginnende Frühmittelalter da ist. Und ich habe vielleicht eine ganz wichtige Sache gar nicht gesagt, die möchte ich gerne noch nachholen.
Die weiß man aber eigentlich auch aus der Schule. Mit diesem fünften, sechsten, siebten Jahrhundert ist es nicht nur so, dass ganz viele Kulturtechniken irgendwie plötzlich wieder verloren sind, sondern es ist auch so, dass die Bevölkerung Europas ganz massiv zurückgegangen ist. Wir haben nicht mehr diese Größe der Menschen an der Zahl, wie sie eben noch in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt da war.
Ein ganz massiver Rückgang. Und nun haben wir heute zu studieren, was da aber eigentlich dann entsteht. Auch diese Epoche, die wir heute gewöhnlich als eine, ja man kann sagen, rückwärtsgewandte, als eine schwache, als eine entwicklungsarme Epoche bezeichnen.
Auch diese Epoche hat eine unglaubliche Entwicklung, die viel mehr nach innen geht und die man nicht im Außen so ohne weiteres bestaunen kann. Es gibt also keinen neuen großen Palast in der ewigen Stadt Rom. Es gibt keine neue Kanäle.
Es gibt keine Akredukte, die das Wasser der Berge irgendwie 100 Kilometer irgendwo durch die flache Ebene leiten, um eine Stadt mit Trinkwasser zu versorgen oder, oder, oder. Es gibt keine neue Mosaikkunst, die wunderbare Mosaikkunst der letzten Jahre des römischen Imperiums und dann der Völkerwanderungszeit. Also wenn ihr einmal nach Norditalien kommt, dann müsst ihr euch das anschauen.
Ravenna. Ein ganz kleines Städtchen im Osten von Norditalien. Eine Kirche schöner als die andere mit diesen Mosaiken.
Behauene, kleingeschnittene, farbige Glasstücke und unglaubliche Darstellungen in einer intensiven Farbe und einer riesigen Entwicklung der Stile innerhalb von 80, 100 Jahren. Wahnsinnig spannend. Ich kann da nicht tiefer jetzt drauf eingehen.
Alle solche Dinge haben wir nicht, wenn wir in 7., 8., 9. Jahrhundert schauen. Aber wir werden etwas anderes da finden, was insbesondere für uns und insbesondere für unsere Frage der Entwicklung der Landwirtschaft von riesiger Bedeutung ist. Und ich erkläre das jetzt nicht so sehr in seinem Entstehen und in seinem Prozess, sondern ich springe da einfach direkt rein und beschreibe das direkt.
Und das ist die Konstellation, die Art und Weise, die Form, in der das Mittelalter in der Fläche lebt. In ganz Mitteleuropa. Und das kann man nennen die wirtschaftliche Dorfgemeinschaft.
Die hochmittelalterliche, die frühmittelalterliche Dorfgemeinschaft, die eben eine autonome, eine Neuerfindung ist. Und die etwas ist, was es vorher eigentlich nie gab und was es später auch nie wieder gegeben hat, weil sie wirklich eine unabhängige Gemeinschaftsbildung ist. Und das Einzige, was man vielleicht noch vorweg schicken sollte, ist neben der viel dünner besiedelten, großflächigen Welt Mitteleuropas spielt eine große Rolle für die Entwicklung der Dorfgemeinschaft, dass es die Klöster gibt.
Und das hatte ich ja schon angedeutet. Die Klöster sind die Quelle der Innovation, sind die Herrscher über die geistigen Grundlagen der Kultur. Wir hätten heute keinen einzigen der klassischen griechischen Philosophen von vor Christus, 400, 500, 600 vor Christus, wenn nicht das Mittelalter über diese Dinge immer wieder abgeschrieben worden wären, immer wieder aufbewahrt worden wären in den Klöstern.
Bis hin zu den unglaublichen Kenntnissen der arabischen Kultur. Man muss sich vorstellen, in dem arabischen Kulturkreis schon vor Christus gab es eine medizinische, eine astronomische, eine mathematische Wissenschaft mit unglaublichen Lehrbüchern, mit Entdeckungen und Verfahren und Operationen usw. Alles das ist, wenn überhaupt, teilweise erhalten auf einem sehr merkwürdigen Weg durch ganz Nordafrika hindurch, über die Straße von Gibraltar nach Spanien, nach Frankreich in die mittelalterlichen Klöster in Mitteleuropa.
Und da entdeckt die Neuzeit das dann, 15, 16, 17. Jahrhundert. Also viele, viele Jahrhunderte ist sozusagen der Geistesschatz der Welt, übertrieben natürlich, aber der damaligen Welt, aufgehoben, kultiviert, bearbeitet, gehütet, auch zum Teil unter Verschluss genommen, in den Klöstern.
Jedes größere, jedes bessere Kloster hatte eine Schreibstube. Das war der einzige beheizte Arbeitsraum im Winter. Der war über dem Ofen, dass man beim Schreiben eben nicht die Hand erstarrte.
Der Mönch, die Nonne, die wurden im Durchschnitt keine 40 Jahre alt. Viele Menschen im Mittelalter sind sehr früh gestorben. Die ganzen Lebensbedingungen waren erbärmlich, würden wir heute sagen.
Das liegt aber auch daran, was ich versucht habe zu beschreiben. Die Menschen haben nicht diesen Bezug zum Außen gehabt. Sie haben nicht so viel Lust an Konsum gehabt.
Sie haben nicht so viel Glanz, so viel Gloria, so viel Schmuck, so viel Zier für sinnvoll und nötig gehalten. Sie waren eigentlich bestrebt, ein demütiges Leben zu führen. Das können wir heute gar nicht.
Wir wissen gar nicht, was das eigentlich heißt, wenn das von innen herauskommt. In unseren Geschichtsbüchern steht das eigentlich immer so, als wären die bösen Umstände daran schuld, dass das Mittelalter so arm und eben so war, wie es war. Und man es dann das dunkle Mittelalter nennt.
Und ich bin ganz sicher, es spielt eine riesige Rolle, dass eben in den Menschen, im Seelischen, im Bewusstsein, im Gefühl, in der Lebensweise, in der Lebenshaltung, insbesondere in der Zuwendung zu einem spirituell-geistigen, dass da etwas Wahnsinniges passiert ist. Da muss man die Innovation, da muss man die Änderung, da muss man das Neue des Mittelalters suchen. Und wir haben ja eine ganze Menge an Mythologie aus dem Mittelalter, die uns das auch wunderbar zeigt.
Da passiert es. Und das ist eben eine Qualität von Demut, von Opferbereitschaft, von Hinwendung zu einem höheren, geistigen, christlich-spirituellen. Und nun die wirtschaftliche Dorfgemeinschaft.
Und ich schildere die jetzt etwas genauer. Und ich bin mir dessen bewusst, dass ich sozusagen eine rausgreife. In jeder Landschaft war das ein bisschen anders.
In dem einen Gebiet, wo es eher flach war, die Landschaft, ist es vielleicht so gewesen, wie ich es hier schildere. In einem anderen Gebiet, wo es vielleicht sehr bergig war, war das Dorf langgezogen, unten im Tal mehr so ein Straßendorf. Im nächsten, vielleicht in etwas mehr wärmeren Gebieten, war es vielleicht mehr auf dem Hügel oben.
In Südeuropa, südlich der Alpen, war es dann vielleicht sogar oben auf den kleinen Mittelgebirgen, obendrauf. Das war sicher überall ein bisschen unterschiedlich. Aber das Grundsätzliche, worum es mir geht, das war doch plus minus mehrere Jahrhunderte über ganz, ja, mindestens mal Mitteleuropa sehr, sehr ähnlich.
Lange, lange Zeit hat das bestanden. Und natürlich hat es sich auch verändert und verbessert und so. Aber es ist, wenn man das studiert, unglaublich erstaunlich, wie lange sich diese Form gehalten hat.
Und diese Form ist nun so, dass man sagen kann, eine Dorf, eine Dorfschaft, eine Dorfgemeinschaft ist der Mittelpunkt einer Gemarkung. Eine Gemarkung zeichnet sich dadurch aus, dass Feld, Wiese, Almände, Gärten, Weiden umschlossen sind von Wald. Und mehr oder weniger lange muss man durch den Wald und dann kommt man in die nächste Dorfgemarkung.
Und so eine Gemarkung wollen wir mal etwas genauer studieren. Da haben wir also außenrum den Wald und in der Regel war der Wald nur teilweise zugehörig zu der Dorfgemeinschaft. Und in unserer Dorfgemeinschaft ist es vielleicht jetzt so, dass da ein kleines Flüsschen, ein kleines, ein größeres Bächlein da irgendwie durch diese Dorfgemarkung durchfließt.
Und zumindest an einer der beiden Seiten gliedert sich an den Bach, an das kleine Flüsschen, die fruchtbarsten Stücke der Landschaft an. Die Wiesen und die Weiden. Vor allem die Weiden.
Die wassernahen, grundwasserhoch stehenden Grünlandstücke, die sehr, sehr wichtig waren. Und die eigentlichen Häuser, die waren jetzt da, wo der Übergang ist. Die meisten Dörfer sind da, wo das flache, fruchtbare, vielleicht auch leicht sumpfige, feuchte ins eher trockene, vielleicht auch hügelige, ackerbauliche übergeht.
Das sind die typischen Standorte der Dörfer bis heute. Und in der Mitte des Dorfes natürlich die kleine Kirche und um die Kirche herum die einzelnen Gehöfte. Und diese Höfe, die muss man sich jetzt so vorstellen, wie sie eben wirklich waren.
Das heißt, einfachste Holzbauten, gestampfte Lehmböden, in der Regel Mensch und Vieh unter einem Dach. Die Tiere wirklich in der Obhut des Menschen 24 sieben, würden wir heute sagen. Und man muss nicht denken, dass in so einer Dorfgemeinschaft die Tiere viel rausgegangen sind und geweidet haben.
Ja, im Herbst, da kommen wir noch drauf, sind sie einmal durch die ganze Gemarkung und haben sozusagen noch von dem übrig gebliebenen, der Brache, haben sie noch sozusagen das Unkraut bisschen geknabbert. Alles mager, mager, arm, arm. Aber im Wesentlichen haben viele der Tiere im Stall gestanden.
Man hat ihnen Futter geholt, in den Stall gebracht. Welcher Vorteil ist damit verbunden? Der Vorteil, dass man ein bisschen Mist hat. Nicht, wenn die Tiere viel draußen sind, ist der Mist draußen.
Wenn man die Tiere viel im Stall hat, hat man viel, viel Mühe. Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe. Aber man hat am Ende ein bisschen Mist.
Und das ist ganz, ganz wesentlich für diese mittelalterliche Dorfgemeinschaft, wirtschaftliche Dorfgemeinschaft, dass sie eben die erste Form ist, in meinen Augen, wo wirklich Ackerbau und Viehhaltung, Tierhaltung, Gemüsebau, Obstbau als Ganzheit verstanden wird und über mehrere Jahrhunderte stabil funktionieren, sich entwickelnd funktionieren. Natürlich auf einem viel, viel geringeren Niveau, als wir das heute kennen, auch in unseren Biobetrieben. Aber eben dauerhaft sein können.
Erste wirkliche intensive Zusammenwirtschaft von Ackerbau, Gartenbau, Obstbau und Viehhaltung. Und die erste intensive Kultivierung der Düngung. Und dabei ist nun etwas sehr Erstaunliches, dass nämlich um die Häuser herum, da gibt es Gärten, die Zone der Gärten.
Und bei diesen Gärten, da ist es durchaus so, dass zu einem Gehöft ein bestimmter Gartenbereich gehört. Die Gärten. Und daran anschließend die Zone des Obstbaus, die Zone vielleicht auch der Bärenkulturen.
Die waren nun schon unterschiedlich. In manchen Gegenden gehörten die auch noch zu dem einzelnen Gehöft dazu. Und in manchen Gegenden war das schon so, wie das eben dann für den Ackerbau ist, dass es gar nicht eine feste Zuordnung im Sinne von Eigentum und Besitz zu einem Gehöft gab, sondern dass es klar war, die ganze Gemeinschaft, die bestimmte Zone des Obst- und Bärenanbaus.
Und beim Ackerbau, da ist das dann wirklich konsequent durchgeführt. Es gibt nicht den privaten Acker des einzelnen Bauern, sondern es gibt die ganze Gemarkung und die ganze Gemarkung wird gemeinsam bewirtschaftet. Und dieses gemeinsam ist ja nicht immer so leicht für die Menschen.
Auch für uns heute ist das mit dem Gemeinsam immer so eine Sache. Und damit das auch wirklich funktioniert, gab es dazu auch einen Zwang. Und diesen Zwang nannte man den Flurzwang.
Und dieser Flurzwang, der bezog sich darauf, dass eben die Stücke, die Flächen des Ackerbaus, die nun definiert waren in ihrer Bewirtschaftung. Und ein erstes Drittel eben so definiert war, dass das, können wir jetzt vielleicht mal römisch 1 nennen, die Winterung war. Und die ganze Gemarkung hat ihre Winterung gemeinsam in diesem einen Drittel angebaut.
Und ein zweites Drittel, das war jetzt alles das, was die Sommerung ist, was also ein Sommergetreide ist. Und das war insbesondere der Hafer, aber auch der Anbau von Sommergerste und von Sommerweizen war bekannt und wurde gemacht. Und das letzte Drittel, das ist nun wirklich das allererstaunlichste eigentlich, das war eigentlich im klassischen Sinne gar kein Ackerbau, sondern das war Brache.
Und jahrhundertelang hat man die Brache erhalten, hat das weitergemacht. Und ich habe mich immer gefragt, warum haben die Menschen nicht verstanden, dass die Brache eigentlich etwas ist, was gar nicht sinnvoll ist. Was eigentlich diese Bodenruhe eigentlich nur eine Inaktivierung des Bodens bedeutet.
Ein Zuende kommen der Umsetzungsprozesse und damit nach der Brache eigentlich keine wirkliche Verbesserung der Bodensituation. Keine Ertragsentwicklung, die irgendwie positiv ist. Dieses Festhalten der Brache, das ist schon etwas ganz, ganz Erstaunliches.
Und ich will das auch gleich erklären, wie das eigentlich zustande kam, welche innere Ansicht da eigentlich maßgeblich ist. Winterung, Sommerung, Brache. Was für eine Haltung ist es, wie kann man das eigentlich verstehen, 500, 800 Jahre festhalten an dieser Drei-Felder-Wirtschaft? Brache.
Ein Wintergetreide, ein Sommergetreide und dann liegt der Acker ein Jahr brach. Warum? Warum hat man das gemacht? Man hatte eben ein Bild, ein Gefühl, ein Verständnis von allem, was wir heute gar nicht haben und was wir gar nicht richtig verstehen können, dass alles belebt ist, dass alles beseelt ist, dass alles sozusagen Gott durchdrungen ist, göttlich gewollt ist. Und so ist der Acker, dem wir unser Leben zu verdanken haben, dem wir unser wertvollstes Nahrungsmittel, das Getreide zu verdanken haben, so ist der Acker natürlich ein lebendiges Wesen, was einmal ruhen muss.
Eigentlich eine tolle Ansicht. Das ist kein Produktionsmittel, wo man durch dieses Salz und jenes Salz und tiefere oder lockere Bearbeitung noch 5% Ertragssteigerung zustande kriegt. Und der setzt sich bei mir aus den und den Körnern und den und den Mineralien zusammen und bei dir eben aus den und den und hat den Anteil an organischer Substanz und fertig.
So wie wir heute so die Dinge anschauen. Sondern das war etwas Heiliges, Lebendiges, Beseeltes, Empfindsames, zu Ehrendes, Wesenhaftes. Und das muss natürlich mal eine Pause haben.
Das kann doch nicht ewig immer nur Kultur tragen. Und wenn man sich das dann anschaut, das Ganze in seinen Erträgen, dann weiß man eigentlich überhaupt nicht, warum die Menschen das so lange gemacht haben. Gerade der Ackerbau, gerade die Dreifelderwirtschaft der mittelalterlichen wirtschaftlichen Dorfgemeinschaft war eigentlich eine furchtbare Sache.
Weil die Erträge waren, wenn es gut ging, drei oder viermal so groß wie die Aussaat. Und in unseren Rechenstunden haben wir so ein bisschen dieses Verhältnis schon gesehen. Wenn man zum Beispiel heute in einem Betrieb Roggen sät und man hat 100 oder 120 oder 150 Kilo oder wenn man Winterweizen sät und man hat 200 Kilo auf den Hektar gesät, dann erntet man zwei Tonnen Minimum.
Das ist das Allerschlechteste. Da ist der Bauer auch der letzte Ökolandbau-Mann auf der Schwäbischen Alb. Mit zwei Tonnen ist er also auf dem schwachen Standort, sagt er.
Das war jetzt wirklich kein toller Ertrag. Und bei vier Tonnen jubelt er auf dem schlechten Standort und wir hier auf guten Standorten sagen, naja, bei fünf Tonnen ist es so ein magerer Durchschnitt. Und bei fünfeinhalb oder sechs Tonnen Weizen, da sagt man, boah, jetzt hat es hingehauen.
Und wenn man fünf Tonnen Weizen denkt und 200 0,2 Tonnen Saatgut, dann sieht man, es ist schon das Fünffache bis zu einer Tonne und dann nochmal das Fünffache von diesem Fünffachen von einer zu fünf Tonnen. Das heißt, das Fünfundzwanzigfache, nicht 600 Kilo, 700, 800 Kilo vom Hektar, sondern eben 6000 oder 5000 Kilo, nicht 300. Also es ist nicht eine Verdopplung oder Verdreifachung, sondern es ist eine Verzehn- und Verzwanzigfachung zwischen dem Mittelalter und heute ökologischer Landwirtschaft.
Im Bezug auf den Getreidebau, im Gemüse, im Obst, auch auf den Wiesen und Weiden, da war das anders. Da kann man das nicht so sehen. Aber im Ackerbau, der ein reiner Getreidebau war, da war das so.
Ja, und nun möchte ich das vielleicht nochmal ein bisschen von innen schildern. Richtig tief von innen kann das heute keiner schildern. Und habe ich das auch schon angedeutet, kann man das gar nicht verstehen, was eigentlich die Menschen jahrhundertelang gehalten hat.
Wie sie das eigentlich haben ausgehalten, wie sie das eigentlich betrieben haben. Aber so ein bisschen ansatzweise möchte ich das versuchen. Man war doch für sich in so einer Dorfgemeinschaft.
Ich habe jetzt hier nur sechs Gehöfte und das Kirchlein in der Mitte gezeichnet. Das können natürlich auch 12 und 15 Höfe sein. Aber das war eine ziemlich geschlossene Geschichte.
Und der Weg zur nächsten und zur übernächsten Dorfgemeinschaft und dann vielleicht irgendwo nach ein oder zwei Tagen auch zu einem mini kleinen Städtchen, vielleicht an einem Fluss, wo auch ab und zu mal ein Schiff vorbeikam, wenn die Wikinger es nicht vorher gecached haben, der war sozusagen eine abenteuerliche Reise von mehreren Tagen. Wenn man zum Beispiel denkt, irgendwo hier im Vogelsberg, dann nach Frankfurt oder nach Mainz oder so. Das waren Dinge, die hat man ein-, zwei-, dreimal im Leben gemacht, wenn man jung war und ganz abenteuerlich war.
Also unbefestigte Wege, da wurde nichts groß transportiert. Das war auch gar nicht nötig, weil diese Dorfgemeinschaft, die war eine autarke Gesellschaft. Die hat eigentlich nichts groß gebraucht und die hat auch nichts groß erzeugt über sich hinaus.
Natürlich ist da ein bisschen Handel passiert und natürlich hat man auch ein bisschen Eisenwaren bekommen und hat Nägel geschmiedet und hat auch Scharspitzen der Flüge dann irgendwann eingeführt. Die Flüge waren natürlich Holzflüge. Und man war glücklich, wenn da unten so ein kleines Stück Metall dran war, um ein bisschen länger mit dem Holzflug arbeiten zu können, ein bisschen tiefer, wir würden ja heute sagen, kratzen konnte.
Also 10, 12 Zentimeter war schon eine ordentliche Flugtiefe. Und nicht immer haben die Tiere die Landmaschinen gezogen. Vielfach waren die Tiere so wenig und so schlapp und so wenig bei Kräften, dass auch die Menschen selber die ackerbauliche Zugarbeit verrichtet haben.
Und jetzt muss man eigentlich denken, diese ganze Gemarkung ist durchdrungen von der Händearbeit der lebenden Menschen in dieser Gemarkung. Dieselben Hände, die das Obst anbauen, die den Winter über die Obstbäume schneiden, das Obst lagern, aus dem Obst irgendwelche Produkte herstellen, die man lagern kann. Dieselben Hände, die die Hauswirtschaft betreiben, die Lagerwirtschaft, die Stallwirtschaft, dieselben Hände, die den Gemüsebau betreiben, die den Ackerbau betreiben, die erhalten auch das kleine Kirchlein, die bauen auch die Häuser.
Diese Hände sind sozusagen universell, nichts von Arbeitsteilung, gar nichts. Alles können alle. So in ganz entlegenen Gebieten in der Schweiz zum Beispiel, in so Hochtälern, da habe ich noch das gefunden von 1905, da haben dann so die Lehrer, die ersten Intellektuellen, die schreiben und zeichnen konnten, die haben aufgeschrieben, welche Weisheit so eine Dorfgemeinschaft noch hatte.
Da gibt es einen universalen Bauplan für den Stall. Und der ist in jedem Dorf ein bisschen anders und in jeder Talschaft natürlich sehr viel anders. Und der Walliser Hochwallis, Oberstes Wallis, der Gomser Stallbau, der ist über Jahrhunderte ein ganz bestimmtes Spiel.
Und jeder Balken hat seinen Namen und jeder Bauer wusste genau, wenn der Name kam, das ist der vierte Balken. Und bei dem fünften müssen wir aufpassen, da ist dann die Öffnung für die Heuluke. Das war sozusagen etwas, was man hatte, da musste man nicht nachgucken oder mit dem Handy anrufen, sag mal, muss ich da jetzt den längeren oder den kürzeren nehmen? Das war alles klar.
Also diese Hände waren ja wie befeuert, wie geführt, wie beseelt von einer Menschlichkeit, die alles durchdrungen hat. Und diese innere Haltung, die selben Hände, die dann eben am Sonntag sich falteten in der Kirche zum Gebet. Und es gibt in Mitteldeutschland, in manchen Gegenden ist es dann sogar so, dass der Kornspeicher der ganzen Gemeinschaft über dem Kultraum in der Kirche ist.
Das ganze Jahr findet unter dem Getreide, von dem man lebt, der Gottesdienst statt. Muss man mal so drüber nachdenken, was das eigentlich bedeutet. Eine Religiosität, eine Geistennähe, von der wir, das können wir überhaupt nicht, das können wir noch nicht mal nachfühlen, nachdenken, aber wir können uns doch ein bisschen das Phänomen gegenüberstellen, welche andere Welt.
Wie haben diese Menschen das gekonnt? Wie haben die das ausgehalten? Was ist da eigentlich die Innovation? Was ist da erübt worden? Was ist da das Ergebnis, was dann in die Kultur weitergegangen ist? Und ich meine eben, es ist diese innere Stärke, diese innere Demutshaltung, diese innere Aushaltekraft. Natürlich war das auch alles furchtbar. Natürlich gab es da unendlich viel Krankheiten, unendlich viel frühen Tod.
Natürlich gab es wahnsinnig viel Leid und Sorgen, wahnsinnig viel Kindersterblichkeit und so weiter und so weiter. Und das ganze Leben bestand aus Arbeit. Aber es hat doch eben über viele Jahrhunderte funktioniert und es ist dabei in die Menschheit etwas wie neu hereingezogen, wie neu erübt worden, was eine innere Haltung betrifft, die sozusagen raus in die Landschaft wirkt.
Die ganze Landschaft, die ganze Dorfgemarkung ist Ausdruck, ist geprägt von dieser inneren Haltung der Menschen, von dieser eben viel mehr einer spirituellen als einer materiellen inneren Haltung. Wenn man nie auf die Idee kommt, 600, 700 Jahre diese Brache vielleicht auch zu besömmern, wie man das dann endlich in der Neuzeit getan hat, nämlich einfach ein bisschen Gras und ein bisschen Kleder anzubauen und den Tieren damit endlich mal genug Futter zukommen zu lassen. Das ist nie eine Frage gewesen.
800, 700 Jahre ist das nein, unantastbar gewesen. Da sieht man diese Haltung, auch eine unglaublich konservative Haltung. Also alles muss so bleiben, wie es ist.
Und wenn man da ein Geist war, der damit nicht zufrieden war, was blieb einem übrig? Man ist geflohen. Da in diesen festgefügten Strukturen, da gab es keine Innovation. Höchstens sie kam auf dem Wege des Kleros, auf dem Wege der Mönche, auf dem Wege der Klöster, über die Priester, über die Kirche, dann schlussendlich bis ins letzte Dorf.
Und das hat Jahrzehnte und Jahrhunderte gedauert und war vielleicht irgendeine kleine Innovation. Ein geringer Viehbesatz, aber ein Viehbesatz, der sinnvoll, rational bewirtschaftet wurde, nicht so sehr in Bezug auf den Ertrag, sondern in Bezug auf die Düngung. Und die Fruchtbarkeit gerade der Gärten, des Gemüsebaus, aber auch des Obstbaus, die kommt eben insbesondere aus dieser Viehhaltung, aus dieser ganzen Gemarkung.
Und der Wald drumherum diente vielfach als Einstreu, als Streuort, wo man eben reisig und feine Äste holen konnte, um gerade im Winter die Tiere ein bisschen einzustreuen, weil das Stroh bis zum letzten Halm auch Futter war. Viel zu wertvoll. Und das kann man sich ja vorstellen, wenn man so Mist stapeln will und den Misthaufen hat aus dem Stall und die Tiere jetzt vielleicht auch schon ein bisschen was Frisches, Grünes noch gefressen haben, dann ist ja so ein Auskippen von der Schubkarre eigentlich eher so ein Ausfließen.
Und sowas kann man nicht stapeln. Das fließt einem ständig davon. Ich habe noch als kleines Kind im Hochgebirge auf so einem Hof geholfen, wo man so auf so einer uralten Holzbohle, die ja auf dem Mist da so, das schwankte alles so.
Und dann war das eigentlich mehr ein Kippen und Ausleppern als Auskippen des Mistes. Und dann hat man das zwar noch irgendwie mit der Gabel da so ein bisschen geformt, aber ein paar Tage später, spätestens nach dem nächsten Regen, hatte es sich wieder eigentlich so weit verflossen. Die Einstreu nicht nur dafür, dass die Tiere schön warm und trocken und so liegen, sondern die Einstreu auch, damit der Mist überhaupt bearbeitbar ist und hält und nicht davon fließt.
Und natürlich, das können wir von heute aus sagen, die Einstreu, die auch ermöglicht hat, dass ein bisschen Belüftung in dem Misthaufen war, dass ein bisschen Rotte im Misthaufen losgehen konnte. Das kam vielfach aus dem Wald, sodass man sagen muss, die mittelalterliche Dorfgemeinschaft hat eine Art von Dauerfruchtbarkeit der Böden erzeugt und sie war ein autarkes, geschlossenes System und sie hat in unglaublicher Hinwendung und Arbeitsamkeit eine Landschaft geschaffen, die noch heute für uns alle bedeutsam ist. Man muss nur auf einen anderen Kontinent gehen und dann merkt man mit der Zeit, was ist dieses Mitteleuropa doch so schön und so vielfältig, so unglaublich vielfältig in seiner Landschaft.
Die vielfältige mitteleuropäische Kulturlandschaft, die kann man nicht in zwei Jahrzehnten mit möglichst pfiffigen Planierraupen herstellen, die kann man nicht irgendwie künstlich erzeugen, sondern gerade diese wirtschaftliche Dorfgemeinschaft in ihrer Existenz über Jahrhunderte und daneben eben der Wald und dann wieder eine andere Gemarkung und so weiter, gerade die hat vielleicht den höchsten Anteil daran, dass wir diese wunderbare Kulturlandschaft haben, die in jedem Gebiet ein bisschen anders ist. Dann ist der geologische Gestein unten drunter ein bisschen anders, dann ist der Wald ein bisschen anders und schon sind die Tiere ein bisschen anders. Dann hat man nicht mehr dunkelbraune, hellbraune Tiere, sondern hat man vielleicht schwarz und weiße oder rote und dann hat man andere Schafe und dann hat man andere Ziegen und schon ist diese Landschaft wieder eben ganz schön anders, sodass diese feine Ausprägung einer typischen Gebietslandschaft eigentlich etwas ist, was aus dieser Zeit stammt.
Und in manchen solchen Gemarkungen war es dann vielleicht so, dass ganz oben, wenn es jetzt am Hang war, das letzte Stück vor dem Wald, wenn das vielleicht ganz, ganz mager war und da stand der Stein schon an, dann konnte man da eben gar keinen Ackerbau machen und da hat man dann eben eine Magerwiese gehabt und diese Magerwiese, die war einschürig, wie man so sagte. Die war also so, dass man einmal ein bisschen was mähen konnte und dann hat man vielleicht im Sommer noch ein paar schöne Arzneipflanzen sammeln können. Und da hat man natürlich nie Dünger hingeschafft, aber man hat jedes Jahr ein bisschen Heu, man müsste eigentlich eher sagen Stallapotheke, da weggeholt.
Was man auf solchen Wiesen holt, das hat eigentlich mehr Medizincharakter für die Tiere als Futtercharakter und zu was führt das über die Jahrhunderte? Dass dieser Standort noch ein bisschen magerer wird und noch besser die ganz besonderen Gewürz- und Arzneipflanzen eigentlich von selber da gedeihen. Und das bisschen Mist, was über die Jahrzehnte von solchen magersten Wiesen entsteht, das landet dann vielleicht eben mehr in der Nähe des Dorfes auf den intensiv genutzten Flächen und so entsteht innerhalb des geschlossenen eine ganz starke, feine Differenzierung. Kommt ihr mit? Eine Fruchtbarkeitsdifferenzierung.
Das ist ja auch eine Fruchtbarkeit, der ganz magere Standort, der eigentlich, wo sozusagen ein bisschen schwarzer Boden oben auf dem harten Felsen liegt und wo eben die ganzen wunderbaren Kräuter gedeihen, aber eine größere Menge Heu kriegt man da nicht zusammen. Und trotzdem ist es natürlich was unglaublich Wertvolles. Und dass wir eben diese Schmetterlinge haben in Mitteleuropa, das ist dieser Landswirtschaft zu verdanken.
Das wissen wir heute ganz klar, das kann jeder bessere Insektenkundler ganz klar sagen. Die Schmetterlinge gibt es nicht von Natur, sondern diese Schmetterlinge sind an ganz bestimmte Pflanzen gebunden und die entgibt es nur, wenn man eben solche vielfältigen Gemarkungen hat. Die sind heute alle weg, man ist längst durch die konventionelle Landwirtschaft dabei, die Landschaft sozusagen ganz gleich zu machen und all das geht verloren und ist verloren und dann wundert man sich, dass eben eine Schmetterlingsart nach der anderen gar nicht mehr da ist.
Nur um ein kleines Detail mal zu zeigen. Also wir haben es mit etwas zu tun, was wir zwar sozusagen äußerlich verstehen können, faktisch, aber innerlich können wir es eigentlich nicht verstehen. Weil wenn wir da rein versetzt wären, wir würden es einfach schlichtweg nicht aushalten.
Wir würden diese Frömmigkeit, wir würden diese Inbrunst, wir würden diese Aushaltfähigkeit, dieses Erdulden können und das für normal und richtig befinden, das würden wir gar nicht aushalten können. Und das hat aber eben kulturschaffende, landschaftsschaffende Kraft und im Grunde genommen leben wir noch heute davon. Viele wunderschöne Landschaften und aber eben doch auch, dass es eben Standorte gibt, die lange, lange gute Wiesenstandorte waren.
Acht und zehn Prozent Humus und die als solches der Boden eben wie sozusagen geprägt, geimpft, getrimmt darauf ist, erfolgreicher, guter Grünlandboden zu sein. Das bewirtschaften wir heute alles und wissen eigentlich gar nicht, wo es herstammt. Wer das eines Tages vor langen, langen Zeiten eigentlich mal angelegt hat und jahrhundertelang hat entstehen lassen.
Wir leben da drauf, wir nutzen das und wir wissen das eigentlich überhaupt nicht, was wir da nutzen. Ja, hier in so einer Gegend ist das noch nicht so stark zu merken, aber sobald die Böden ein bisschen ärmer werden, sobald man mehr in das Mittelgebirgsmäßige kommt, also da nach Gießen oder nach Schlüchtern, nach Fulda, ins Siegerland rüber oder in den Hunsrück rein, da kann man das sofort finden und sobald man sich da durch so eine Gemarkung mal ein, zwei Tage so durchgeht und den Spaten dabei hat und die Böden anguckt und die Pflanzen anschaut und mit den Bauern redet und so, dann merkt man sofort, da fängt man innerlich an und kann das eigentlich schon wie kartieren. Hier waren eben die Gärten, hier war eben der Obstbau, hier sind diese wunderbaren, fruchtbaren Standorte eigentlich auf einem flachgründigen, auf einem Gestein, was keine besonders fruchtbaren Böden hervorbringt und da hinten, da wo es dann da langsam hochgeht und so ist es so mager, da ist eben der Getreidebau zu Hause gewesen.
Ja, und diese Dorfgemeinschaft, Gemarkung, die hat nun so lange bestanden und hat eben eigentlich als einzigen Input, als einzige Erneuerung, als einzigen Innovationen immer mal etwas aus den mehr oder weniger benachbarten Klöstern abbekommen und irgendwann im Hochmittelalter und Spätmittelalter sind dann die ersten Menschen von dann gezogen, sind die ersten Städtchen 20, 50 Kilometer entfernt ein bisschen größer geworden, sind die ersten größeren Kirchen gebaut worden. Ja, jetzt muss ich vielleicht noch sagen, nicht so ein Kirchlein, der einzige Steinbau, das ist doch unglaublich, wie man lebt auf Lehm im Holzbau und für den Gottesdienst, für das, wo man sich versammelt, um sich einem Höheren zuzuwenden, da hat man einen Steinfußboden, da hat man eine gescheite Mauer. Da können wir doch sagen, ja, da lebt ihr doch gar nicht, ihr seid doch irgendwie blöd, macht doch lieber einen Steinbau da, wo ihr lebt, da seid ihr mal die Ratten los und übrigens, nächstes Jahrhundert kommt die Pest mit den Ratten und dann wäre es doch ganz pfiffig, man hat die Ratten aus dem Haus raus.
Und so, oder die Mäuse und alles, was dazugehört. Nee, so haben die gar nicht gedacht, man sieht eigentlich daran schon, wie die gelebt haben und dieses kleine Kirchlein, das war dunkel, es hatte kleine Fenster, so eine typische romanische Dorfkirche, die ist eigentlich düster, dunkel. Brauchte man keinen hellen, schönen, großen, prachtvollen Bau, weil das ein Prozess war, der nach innen ging, der da stattgefunden hat.
Und in dem Moment, wo das jetzt alles so ein bisschen dekadent wurde, wo das Hochmittelalter 1200, 1300 erreicht wurde, wo den Menschen das nicht mehr genügt hat, da mussten auf einmal als allererstes die Kirchen größer werden. Heller werden, höher werden, lichter werden, breiter werden. Gotik.
Da kann man bis in die Kirchenformen, bis in die Stilepochen, kann man das eigentlich sehr schön nachempfinden, wie die eigentlich Ausdruck sind der inneren Bewusstseinsentwicklung, Seelenentwicklung der Menschen. Für so eine anfängliche Dorfgemeinschaft im 9., 10. Jahrhundert war das ganz unbedeutend, wie das aussah, sondern es musste diese Hinwendungsmöglichkeit geben.
Es musste eine gewisse Schirmung gegenüber der Umwelt, ein gewisser Innenraum da sein. Aber große Fenster brauchte der nicht haben, der musste nicht farbige Fenster haben, der musste nicht wunderbar klingen, da musste man nicht toll drin singen können oder irgendwie das Wort gut verstehen können. Die heiligen Gottesdienste hat sowieso keiner verstanden.
Das muss man sich klar sein, die waren auf Lateinisch, das hat natürlich kein Mensch verstanden. Ja, da wundert man sich, warum viele Lieder, die alten, mittelalterlichen Lieder, und so, es ist ein Ros entsprungen oder sowas, warum die oft so abweichend sind von den Schilderungen des Neuen Testamentes. Die Leute haben das gar nicht verstanden, die haben das sozusagen in eine eigene Bildersprache gebracht und darin sind diese Lieder entstanden.
Kommt ihr mit, so ein bisschen, nicht? Ich versuche mühsam, euch nahe zu bringen, Landwirtschaft kann auch entstehen aus ganz, ganz anderen Motiven, als wir sie heute so kennen. Und dabei kann etwas entstehen, was eben auch Landwirtschaft ist, das wirklich eine Kulturlandschaft entsteht. Und da hatte man natürlich auch die Fische, und da hat man sich natürlich auch am Wassergeflügel gefreut und hat das bewirtschaftet und kultiviert, die Enten und die Gänse und so weiter und so weiter.
Da war alles da, das hätten wir sonst heute gar nicht, ich hätte gar nicht überlebt, diese Haustiere, wenn sie nicht durch dieses Nagelöhr des Mittelalters in seiner Armut, aber auch in seiner unglaublichen Andersartigkeit durchgegangen wären. Da gab es keine Zoos, wo vorne dran steht, hier ist Genreserve, weil es wird in 200 Jahren vielleicht die Gans gebraucht als Einkreuzung oder so, da hält man dann wieder Gänse oder so. Das hat alles da drinnen überleben können, sonst wäre es nicht mehr da.
Und es ist natürlich auch vieles verloren gegangen, das muss man auch sagen. So ist also diese mittelalterliche Dorfgemeinschaft irgendwann in ihrer Autarkie, in ihrem ökonomischen, völligen Autarksein, dann doch überkommen gewesen, einfach weil sie so arm war. Und damit trat nun etwas ein, was wir sehr gut kennen, Abhängigkeit, Abhängigkeit, Abhängigkeit.
Das war sie nämlich nicht. Letztendlich, auch wenn sie zu irgendeinem weltlichen Herrscher gehörte, in irgendeinem herzogbischen Baron, wie auch immer, und natürlich gehörte sie auch zu irgendeiner kirchlichen Organisation, sie gehörte zu irgendeinem Erzbistum oder wie auch immer, aber sie war so arm und da war so wenig zu holen und so weiter. Es war eigentlich bedeutungslos.
Man musste seinen Zehnten vielleicht noch abgeben, das zehnte Teil, die zehn Prozent, aber damit war es das auch. Es war einfach nicht relevant. Aber je mehr das sich entwickelte, je mehr das ganze Mitteleuropa wieder sozusagen auch wirtschaftlich in den Aufschwung kam, desto interessanter waren natürlich die Flächen und die Menschen.
Die Menschen konnten die Burgen bauen, die Menschen konnten die Stadtmauern bauen, die Menschen konnten die Brücken bauen, die Menschen waren sozusagen das Vieh für die Arbeit der großen Gebäude und großen Steinbauten und so weiter. Und die Menschen waren zum Krieg notwendig. Die wurden natürlich geholt aus den Gemarkungen, die jungen Männer, wenn es dann eben aus irgendeinem Grund einen Krieg gab.
Auch das muss man noch dazu denken, das Ausbluten der wirtschaftlichen Dorfgemeinschaft für die Verrücktheiten von irgendwelchen Herrschern oder von irgendwelchen klerikalen Führern. Und damit wurde die Dorfgemeinschaft doch eben beschlagnahmt, wurde doch eben eigentlich Objekt der Herrschaft und verlor ihre Autarkie, ihre Autonomie, ihre Möglichkeit eben ganz aus sich selbst heraus tätig zu sein, sich eigentlich immer nur wieder selber zu erneuern und damit eine Weisheit und eine Harmonie innerlich auf natürlich sehr armen und niedrigem Niveau, aber doch eine autonome eigene Entwicklungskraft zu haben. Das verlor sich dann mit dem Ende des Mittelalters und da werden wir dann morgen einsteigen.
Das sind zunächst gesellschaftspolitische oder geschichtliche Ereignisse und selbst wenn sie dann Bauernkriege heißen, im 16. Jahrhundert, da in der Gegend des Beginns der Neuzeit mit dem Luther und so weiter und so weiter, doch ist es so, dass die Landwirtschaft noch jahrhundertelang so bleibt, wie sie ist, arm, viele Menschen brauchend, weitgehend nicht irgendwie mechanisiert, ohne jede Innovation. Man muss eigentlich sagen, das werden wir dann morgen zum Thema haben, die Neuzeit, dass sich wirklich was ändert, das dauert noch Jahrhunderte.
1700, so und so viel geht es dann überhaupt eigentlich erst richtig los. Also die Landwirtschaft ist etwas so in sich Träges und so Innovationsfeindliches, dass es dieser Riesenumschwung, den wir ja nun gut kennen, die Renaissance, dass in Italien fängt das an, 1300, so und so viel, das dauert dann nochmal fast 500 Jahre, bis es dann auch wirklich in der Landwirtschaft ankommt. Damit werden wir uns morgen beschäftigen.
Herzlichen Dank fürs Zuhören, soweit für heute.
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