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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 6. Folge von Martin von Mackensen, 2021
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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 6. Folge von Martin von Mackensen, 2021
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Ja, und ich habe gestern schon angedeutet, überall fängt Neuzeit an, sagen wir mal in Mittel- und Norditalien. Und wir haben diese wunderbare Kunst, wir haben die Innovationen des genauen Naturbetrachtens, wir haben die Renaissance, auf einmal bezieht man sich wieder zurück auf das, was die Griechen schon hatten. Was fast ewig gleich bleibt, ist die Landwirtschaft.
1400, 1500, alles ändert sich. Die Menschen haben ganz neue Gesichtspunkte, haben ganz neue Perspektiven. Es wird endlich klar, wir können doch irgendwie diesen Globus auch bereisen.
Es muss doch möglich sein, auch mit den Schiffen auf den Weltmeeren hier zu starten und da anzukommen. All diese Sachen und die Landwirtschaft bleibt eigentlich so, wie sie ist. Und es geht noch einige Zeit weiter.
Natürlich fängt hier und da dies und das an, kleine Veränderungen, aber es ist wie eigentlich eine Art Stau, so kommt es mir immer vor. Wie eine Art Zurückhaltung, wie eine Art Stau. Bis in diese Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, also Anfang Barockzeit, 1700, 1720, 1740, 1780, Bachzeit.
Da auf einmal kommen ganz kleine, zarte Veränderungen, die eine riesige Bedeutung haben. Wir wollen vielleicht ein Detail besprechen aus der Landtechnik, aus der Art, wie man mit der Landwirtschaft umgeht in Bezug auf die Maschinen, auf die Technik. Und habt ihr euch mal Gedanken gemacht, wie das eigentlich mit dem Säen ist? Man sät aus dem Tuch, aus dem Sack, aus der Wanne, Jahrtausende lang.
Und schon die Bibel benutzt dieses Bild und sagt, ja, ein Teil der Körner, die fällt irgendwie auf den Stein. Ein Teil der Körner, die wird von den Vögeln weggeholt. Und ein Teil der Körner liegt irgendwie so, dass sie nicht richtig bedeckt sind mit Erde.
Und ein Teil wird bedeckt und kann loslegen. Wir haben ja in der Fachkunde im Rechnen und so, haben wir ja ein bisschen darüber gesprochen, wie das ist mit der Aussaatstärke und den Bestocken und wie das Getreide eigentlich diese unglaubliche Fähigkeit hat zu kompensieren. Immer wieder neu eigentlich auszugleichen.
Und dennoch, muss man sagen, ist es natürlich ein riesen, riesen Fortschritt, wenn nicht das, was ich sehe, auch wirklich zu 80, 90 Prozent aufläuft. Und vor allem, wenn das gleichmäßig kommt. Wenn alles Getreide in zwei, drei Zentimeter liegt.
Super genial, weil dann kann ich striegeln. Wir haben den Striegel angeschaut, ihr habt es verstanden, wie das Prinzip funktioniert. Wie so kleine, biegsame Bleistifte, die da oben über den ersten Zentimeter drüber kratzen und jedes kleine Klümpchen einmal umdrehen.
Der Haupteffekt des Striegelns ist das Umdrehen der kleinen Klumpen. Das gerade loslegende Unkraut, was noch nicht sich richtig gut verwurzelt hat, einmal oben drüber der Klumpen umgedreht. Das kleine Klumpchen, schon ist das Unkraut kaputt.
Das geht nicht, wenn das Getreide in 0,2, zwei Millimeter unter der Oberfläche, Zentimeter und in drei, vier Zentimeter liegt. Kommt ihr mit? Eine ganz einfache Sache. Allein das Säen mit einem Säschar als Gesichtspunkt, als Fortschritt der Gleichmäßigkeit.
Ein unglaublicher Fortschritt. Eine unglaubliche Sache. Ich will das nochmal ein bisschen genauer zeichnen, weil das eigentlich sehr, sehr wichtig ist, wenn man als Gärtner und Landwirt sich nochmal genau klar macht, was sind eigentlich optimale Saatbedingungen.
Und da kann man ja sagen, jeder Boden hat unten irgendwie einen Untergrund. Ob das nun mehr gesteinsmäßig ist, mehr tonmäßig ist, mehr felsmäßig ist, völlig egal jetzt für diese Frage. Ein Untergrund, ein C-Horizont.
Darüber liegt ein eher festerer Unterboden. Und der hat vielleicht unten sogar eine Verlehmungsschicht. Eine Zone, die besonders dicht ist.
Oftmals was sehr Gutes, was sehr Fruchtbares. Ein B-Horizont. Und da drüber, da ist dann der A-Horizont.
Und nach oben wird er immer lockerer, immer krümeliger. Und ganz oben, da ist es uns gelungen, mit der Ecke ein Saatbett zu erzeugen, wo eben obendrauf kleine Klumpen, kleine Klütchen liegen, Feinboden ist, so dass es beim nächsten Regen nicht eine totale Verschlemmung gibt. Und doch eben, wir säen können in das darunterliegende, feuchtigkeitsführende, etwas festere.
Also das ideale Saatbett bedeutet, ich habe einen Sähorizont, wo ich eben gerne säen möchte. Der ist nach unten etwas rückverfestigt, etwas dichter. Und nach oben liegen lockere Krümelchen.
Nicht zu viel Staub, aber auch ein bisschen Staub ist eine schöne Bedeckung, die es dem Keim ermöglicht, dann schnell ans Licht zu kommen. Und was für einen Effekt hat das? Es hat den Effekt, dass Feuchtigkeit, gerade bei einer Frühjahrssaat, bei einer Gemüsesaat, denken wir an Möhren säen, denken wir an etwas, was kleine Saatkörner hat, was sensibel ist, was langsam, langsam keimt. Ja, Möhren, die brauchen 10 Tage, 12 Tage, bis man da irgendwas sieht, bis da irgendwas herauskommt.
Am besten ist es, wenn in dieser Zeit von unten die Feuchtigkeit kapillar ein bisschen aufsteigt, ein leichter, weiterer Feuchtigkeitsaufzug hier in dem Boden möglich ist, bis genau an diese Grenze. Und von oben wird es trocken. Das ist das Beste, da hat man die besten Ergebnisse.
Man denkt immer, ja, wenn man sät und morgen regnet, damit alles schön nass ist. Äh, äh, das stimmt nicht. Kann man immer wieder beobachten.
Ein gutes Saatbett, was nach unten eine gewisse Rückverfestigung hat, wo vorsichtig, zart, langsam, über Wochen etwas aufsteigen kann an Feuchtigkeit und was nach oben eben diese schönen Krümel hat, die das weitere Austrocknen verhindern, wo aber Licht und Luft und Wärme ein bisschen durchkommen, da hat man die besten Feldaufgänge. Und das kann drei, vier Wochen nicht regnen. Das gute Saatbett, wenn es wirklich gelungen ist, ist gerade dadurch gut, dass es da nicht regnet.
Kommt ihr mit? Und das hat man da so streut, wie soll man das hinkriegen? Da kann man noch zweimal mit der umgedrehten Ecke oder mit dem Striegel drüberfahren und machen und tun, was man will und walzen oder gar nichts machen. Es ist immer nur ein kleiner Teil der Körner, dann genau da, wo es eigentlich gut ist. Wo es schnell losgeht, wo möglichst alles gleichmäßig kommt, wo ich drei Wochen später striegeln oder hacken kann und so weiter.
Also es hängt ganz viel davon ab, dass ich genau auf diese Schicht da unter den obersten, anderthalb, zwei, zweieinhalb Zentimetern, da drunter in das leicht festere säe. Und wie funktioniert das Säschar? Jetzt mache ich sozusagen hier eine Art Lupe drum. Das geht also viel tiefer jetzt hier.
Und hier oben sind die Krümel. Und ganz hier unten ist dann mein Graues. Das kann man sich jetzt wie so ein A-Horizont vorstellen.
Das seien jetzt mal so was wie vielleicht 20, 25 Zentimeter. Nur, dass man den Maßstab einfach hat. Und wie funktioniert nun das Säschar? Wenn ich es so sehe, wenn ich es im Schnitt mir angucke, dann habe ich etwas, was so da durchgeht.
Wie so ein Schiff. Und was macht das? Wie ein Schiff, also so ein Säschar. Das ist ja nicht vorne gerade.
Und dann ist unten gerade sozusagen dieses gebogene, dieses bauchige. Sondern es ist wie ein Schiff, wie ein Boot. Geht es vorne so schräg runter und hat eben diese Form.
Und dann ein Stück weiter hinten, da hört es auf, geht nur noch an der Seite weiter. Da ist es wie hohl, da fällt das Korn herunter. Und was macht das, wenn das da so durch den Boden geht, dieses Schiff? Das verdrängt den Boden, wie das Boot das Wasser verdrängt.
Und häufelt die leichten Klümpchen, die leichten Krümelchen an der Seite ein bisschen an. Und drückt ein bisschen die Särille. Fachbegriff, nie mehr vergessen.
Die Särille ist eine leichte Verdichtung, die jetzt hier entsteht. Und hier oben, da liegen jetzt ein paar Krümelchen mehr. Weil das sozusagen ein bisschen wie zur Seite gedrückt, zur Seite geschoben wurde.
Und nun fällt genau da mein Saatkorn hin. Da unten möchte ich es haben. Und jetzt ist mein Schiffchen, mein Säschad, drüber hingefahren.
Das Saatkorn ist da ein, zwei Zentimeter hereingefallen. Und jetzt fährt das Boot weiter. Was passiert mit den leicht angehäufelten, an der Seite leicht geschobenen Krümeln? Die fallen in die Särille.
Und genau das will ich haben. Unten unter dem Saatgut aufziehende Feuchtigkeit, leichte Verdichtung. Obendrauf lockere, schöne, feine Krümel, die es ermöglichen, dass Wärme dahin kommt.
Dass Luftaustausch möglich ist. Dass gerade so gute Bedeckung ist, aber fein ein bisschen Licht auch hineinkommt. Und dass natürlich vor allem der Keimling sofort gut hochgehen kann.
Eine ganz, ganz einfache Sache. Das ist nicht erfunden, erst in der Neuzeit. Das gab es schon früher, aber es war natürlich weg.
Van Gogh malt den Seemann. Nicht, weil er den in irgendeinem Museum findet. In einem griechischen Museum oder persischen Museum oder so.
Sondern weil man das damals immer noch gemacht hat. 1870, 1860. Entlegene Gebiete, rückständige Verhältnisse und so weiter.
Und das war halt so. Das hat man halt so gemacht. Dieses Konservative der Landwirtschaft.
Da kommen irgendwelche Maschinen, gefährlich, gefährlich. Und natürlich waren die ersten kleinen Seeschare, die waren aus Holz geschnitzt. Doch klar, ein Hartholz, ein Eichenholz.
Wenn man das gut da herstellt, das geht einige Jahre. Das muss man halt schön trocken, dann wieder lagern und so weiter. Ein bisschen einölen.
Und dann hat man irgendwann angefangen, vorne ein kleines Stahlblech noch dran zu machen. Weil da wird es immer so zerschlissen. Auf einem Sandboden, das ist, als wenn man den ganzen Tag durch Schmirgelpapier fährt.
Also, ganz, ganz einfache Sachen. Die einen unglaublichen Effekt haben. Ob ich nun mit der Hand sähe, so aus der Tüte oder aus dem Tuch, aus der Schale.
Oder ob ich eben da in dieser Reihe für Reihe dieses Schiffchen da habe, wo genau da mein Saatkorn hinfällt, wo ich es haben will. Das ist ein riesen Unterschied. Ich spare sofort beim Getreide die Hälfte, noch mehr an Saatgut.
Ich komme mit demselben Saatgut doppelt so weit. Ich kann die doppelte Fläche damit säen. Kommt ihr mit? Ist doch klar.
Wenn auf einmal 80% der Körner schöne Halme werden, dann brauche ich eben nur noch viel weniger. Und jetzt muss ich die noch irgendwie an ein Röhrchen machen. Jetzt muss ich die noch irgendwie führen, diese schönen Seeschare.
Jetzt kann ich mir auch noch überlegen, ob ich dahinter eine kleine Rolle laufen lasse, die vielleicht noch ein bisschen andrückt, wenn ich jetzt auf ganz schweren Böden noch ein bisschen was da drauf gedrückt haben will. Oder auf leichteren, mittleren Böden lasse ich jetzt so einen kleinen Striegel dahinter laufen, damit noch ein paar Körnerchen mehr, noch ein paar Krümelchen mehr obendrauf kommen. Alles Feinheiten.
Und ob ich das nun auf zwei Meter organisiere und zwei Räder da an der Seite habe oder ob ich es vier Meter mache oder ob ich es sechs Meter mache und ob ich das Ganze hydraulisch hochgehen lasse und ob ich da noch ein bisschen Seeschardruck erzeuge und ob ich vielleicht noch eine kleine Klappe hintendran habe, dass wenn mein Lehrling mal rückwärts fährt, dass der nicht gleich jedes Seeschar voll mit Erde ist. Könnt ihr euch vorstellen, wenn man ein normales Seeschar auch nur ein paar Zentimeter rückwärts fährt, ist es Katastrophe, weil es ist verstopft. Und wenn dem Lehrling das passiert, ist es nicht so schlimm.
Er muss ja nur absteigen, die Seemaschine hochheben und sauber alles auspuppeln, dass alles wieder fließen kann. Wehe, er vergisst das. Dann ist die Katastrophe groß.
Dann säht er zwei Stunden weiter und dann kommt er irgendwann und sagt, das Saatgut wird nicht weniger und so. Und dann muss man suchen, wo war es denn? Wo ist es denn passiert? Das macht man nur einmal. Und deshalb muss man eben beim Säen auch die Seemaschine im Fahren runterlassen.
Kann nicht stehen und losfahren. Das ist zu gefährlich. Beim Runterlassen könnte sich schon was reindrücken.
Versteht ihr? Sondern der richtige Profi lässt sie immer im Fahren runter und hebt sie sogar auch aus im Fahren. Und wenn er irgendwie anhalten muss und irgendwas machen muss, dann hebt er sie aus, bleibt stehen, macht, tut er, setzt zwei Meter zurück und fährt wieder los, damit er diesen Übergang hat. Und er setzt zurück, weil es eine Weile braucht, bis die Körnchen in der Röhre runterfallen.
Das wird ja angetrieben von den Rädern in aller Regel. Und es dauert ein, zwei Meter, bis es wieder richtig fließt. Aber wir machen jetzt keine Fachkunde.
Aber man sieht, wie die Sachen zusammenhängen. Also eine ganz, ganz einfache Innovation, eine ganz einfache Sache mit einem riesigen Effekt. Und so passiert nun seit dem Barock eine Sache nach der anderen.
Und es sind wirklich gerade die Deutschen, gerade die Französischen, gerade die Englischen kleinen Dorfschmiede, die eigentlich die ganze Landtechnik erfinden. Und die kommen in Konkurrenz. Auf einmal ist die Firma da und die Schmiede dort.
Das ist besser und dann werden die ersten Wettbewerbe veranstaltet. Und ihr bei euch, die Seemaschine, die geht sogar noch. Da kann man und so weiter und so weiter.
Also eine ganz, das kann man sich gar nicht einfach genug vorstellen. Ganz praktisch, ganz simpel. Ja, natürlich waren diese allerersten Seemaschinen so, dass die natürlich für den Pferdezug waren oder auch sogar für den menschlichen Zug im Gemüsebau überhaupt kein Problem.
Das waren leichte, einfache Geräte. Und ich hatte mal hier jemand, der war da so, dem hat das so klick gemacht, dass er das so toll fand. Und der wollte nach seiner Lehre so eine ganz kleine Fläche, hatte irgendwie anderthalb Hektar.
Da wollte er ganz intensiven Gemüse und auch ein bisschen Getreide bauen und sowas machen. Mehr so eine Art, ja, Jugendbauernhof. Und dann hat er sich ausgebeten, hier im Rest seiner Lehrzeit eine Seemaschine bauen zu dürfen.
Hat die komplett aus Holz eigentlich gebaut. Und ich bin ganz sicher, dass sie wunderbar funktioniert. Für so eine kleine Fläche.
Da könnte man das gut machen. Weil es kommt gar nicht darauf an, dass die dann die letzten technischen Innovationen hat. Sondern, dass man überhaupt eben dann und so sehen kann, wie man sich das ausdenkt.
Und damit sind wir bei noch etwas, was ganz, ganz wichtig ist für die Landwirtschaft. Und was man in der modernen Zeit eben nicht mehr hat. Was verloren gegangen ist immer mehr.
Und was für euch und für jeden, der da einsteigen will, genauso für den Gemüsebau, genauso für den Waldbau eine Riesenrolle spielt, das Verhältnis zur Zeit. Beim Säen ist das natürlich ganz, ganz klar und ganz deutlich. Wenn ich zu früh in den, wie der Landwirt so sagt, arschkalten Boden säe, bringt es auch nichts.
Zwei, drei Grad, da keimt auch das Getreide nicht. Das ist einfach zu kalt noch. Also jetzt so eine Situation.
Es ist krümelig obendrauf, es ist nicht sehr feucht. Wenn es jetzt noch mal ein, zwei Mal noch Frost gibt und wieder taut und so, dann ist plötzlich eine schöne, säfähige Krümeligkeit da. Aber es ist einfach noch zu kalt.
Und wie ist das mit den Mondrhythmen und dem Säen und so weiter und so weiter? Also das Feeling, das Verhältnis jetzt ist der richtige Moment. Das ist eben gleichzeitig durch die Technik auch zurückgegangen. Gleichzeitig Abstraktion.
Man entfernt sich von den Lebensbedingungen, indem man sie technisch in die Hand nimmt. Und jetzt ist man eben, muss die Maschine gut funktionieren. Und eigentlich hätte sie vor einer Woche noch besser funktioniert.
Ich bin eigentlich schon zu spät. Weil ich eben mit dem Bewusstsein nicht mehr so in den Naturprozessen bin. Das hat immer alles seinen Vor- und seinen Nachteil oder seine eine und seine andere Seite.
Also verstehen zu lernen, dass jetzt die einfachsten technischen Errungenschaften unglaubliche Effekte haben. Ein zweites, ein ganz anderes. Was auch ein geschichtliches Riesenereignis ist, was leider bis heute nicht wirklich in die Geschichtsbücher gekommen ist.
Und ich muss schon sagen, dass was ich jetzt hier als kleines Kapitel einflechte, hättet ihr eigentlich alle, ich sag mal, in der sechsten, siebten, achten Klasse in der Geschichte lernen müssen. Das ist so etwas Weltbewegendes, dass man es gar nicht versteht, warum die Historiker das nicht an den Unis gut erforscht haben und den Studenten lehren und es in der Schule gelernt wird. So geht ja die Kette.
Deshalb dauert es auch immer so lange, bis was Neues wirklich in der Schule ankommt. Also es geht um nichts Wenigeres, aber auch gleichzeitig sowas Lapidares wie die Besömmerung der Brache. Endlich wird die Dreifelderwirtschaft gesprengt.
Endlich hört man damit auf. Endlich kommt man auf die Idee, diese Brache, das ist ja eine nette Vorstellung der Acker als ein lebendes Wesen und so, aber der würde als lebendes Wesen viel mehr davon haben, wenn da was wächst. Und wenn da was wächst, dann könnte noch jemand ganz anderes was davon haben, nämlich die Tiere.
Und so ist es vor allem einem Mann, der eigentlich ganz im Dunkeln der Geschichte ist, 1780, 1760, 1790, in dieser Zeit gelungen, in Flandern, Belgien, Holland, aus dieser Ecke, nicht nur irgendwas da anzubauen, sondern den Klee, insbesondere den Rotklee. Nicht die Luzerne, eine alte Kulturpflanze, nicht der Weißklee aus der Wiese, sondern der Rotklee aus der Wiese. Und das geht relativ schnell und relativ einfach.
Ich habe das verfolgt bei einem Züchter und man kann innerhalb von zehn, zwölf Jahren schon durch das Herausholen der wilden Rotklee-Arten aus den Wiesen, kann man ganz passable, ackerbaulich nutzbare Rotklee-Pflanzen selektieren, herauszüchten, die dann schon viel wüchsiger sind und auch viel höher kommen und eben auch eine viel kräftigere Wurzel haben. Und so kann man sagen, ist die Integration des Kleegrasanbaus eigentlich eine Weltrevolution. Was hat sie nämlich zur Folge? Auf einmal kann man mehr Tiere satt kriegen.
Auf einmal habe ich mehr Milch, mehr Fleisch, mehr Wolle, mehr Leder. Auf einmal habe ich einen fruchtbareren Boden. Und das ist eine Spirale, das geht über zwei, drei, fünf, acht Jahrzehnte.
Immer ein bisschen besser, immer ein bisschen besser. Wir wissen, dass heute die Luftstickstoffbindung, die andere Wurzel, die danach verrottet, die Bodenbeschattung, die Vielfalt der Fruchtfolge überhaupt schon, die feinen Gräserwurzeln, ein ausgeglichenes, ein tolles Futter, Gräser und Klee. Und auf einmal ist mein Weizen, mein Roggen, mein Hafer in der Fruchtfolge immer besser.
Ich habe also nicht nur auf einmal Futter, viel mehr, sondern auch das, was ich sonst erzeuge für die Menschen, wird mehr. Und was habe ich noch mehr? Mist, Dünger. Das ist sozusagen eine weltrevolutionäre Spirale, die da losgeht.
Und vor jedem Kapitel Industrialisierung im Geschichtsbuch und im Geschichtsunterricht müsste das stehen. Weil die ganze Industrialisierung in Mitteleuropa, in Deutschland, in England hat das angefangen, in Frankreich, in den anderen europäischen Ländern, die wäre nicht möglich gewesen, wenn das nicht 40, 50, 60, 80 Jahre vorher passiert wäre. Da muss man sich doch mal fragen, wie konnten denn eigentlich diese Unmengen von Menschen, die die Industrialisierung ja gemacht haben, von was konnten die denn leben? Wer hat die denn ernährt? Wie konnte das denn sein? Jahrtausende ging das ja nicht.
Waren 80, 90 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft und mussten dafür sorgen, dass das, was man brauchte, auch entsteht. Auf einmal, mitten da im 19. Jahrhundert, war es möglich, dass viele, viele Menschen nicht mehr Landwirtschaft machen konnten, nicht mehr Landwirtschaft machen brauchten und von den immer weniger werdenden Landwirten und Gärtnern ernährt wurden.
Da steht ganz eindeutig eben zum Beispiel diese Innovation vielleicht als allererstes, die Einführung des Kleegrasanbaus in den Fruchtfolgen. Kann man sich gar nicht heftig genug vorstellen. Auf einmal ist mehr Stickstoff in den Fruchtfolgen.
Auf einmal kann mehr Humus gebildet werden in den Fruchtfolgen. Also eine richtige, super, super riesige Veränderung, die eben aber einige Jahrzehnte braucht. Und so ist das in der Landwirtschaft, dass die Dinge, die so eben über einige Jahrzehnte gehen, die verlieren wir aus dem Bewusstsein, weil wir nicht so gut vergleichen können, wie war das jetzt hier vor 35 oder vor 45 Jahren.
Also die Einführung des Futterbaus im Ackerbau, eine Weltrevolution. Und das Dritte, was dann da kommt in dieser Zeit, also das Erste sind diese ganz einfachen technischen Innovationen. Das Zweite ist eben dieses Aufhören mit der Drei-Felder-Wirtschaft.
Und das Dritte ist jetzt, das habe ich mit dem Klee eigentlich schon angedeutet, ein anderer Blick auf die Pflanzen. Ein anderer Blick auf die Tiere. Es fängt das erste Mal an, dass man überhaupt sozusagen scharf, genau selektiert auf Ertrag oder auf eine bestimmte Eigenschaft.
Vorher, bis dahin, die ganze, auch im Altertum, die ganze Weisheit des Menschen in Bezug auf die Züchtung war eigentlich eine magische, war eigentlich eine ganzheitliche, aber ein hochspiritueller Akt, der überhaupt nicht auf ein, zwei, drei Merkmale gerichtet war. Ich sage es mal ein bisschen vielleicht unverständlich, aber ich glaube ganz realistisch. Im Grunde genommen war das die Aufgabe von halb eingeweihten, halb, ja, wie soll man sagen, Führern, halb besonderen, hochstehenden Menschen, die besondere moralische Kräfte hatten, die sozusagen eine andere Beziehung hatten zu geistigen Wesen, die ihnen wie eingeflüstert haben, wie sie jetzt da mit den Kulturpflanzen und den Haustieren vorzugehen haben.
Und dann hatte man die und dann hat man die benutzt und dann haben sie sich wieder in ein paar hundert Jahren ein bisschen weiter verändert. Das war nichts, wo irgendwelche Leute sozusagen mit Ratio vorgegangen sind und gesagt haben, wenn ich das so und so mache, da wird es besser, als wenn ich so mache. Muss ich mal vergleichen, messen, biegen, zählen.
Das hat man so gemacht, da hat man aus einer tiefen, inneren, geistigen Empfindung heraus, wusste man, dass man mit dieser Pflanze weitermachen sollte. Und dass diese besser geeignet ist, da diese Stämme und da vielleicht auch von dem Berg oder so, als jetzt das hier unten in der Ebene oder so. Dann hat man das Saatgut gesammelt.
Es war vorbehalten, ganz wenigen einzelnen Menschen, die sozusagen über diese Fähigkeiten verfügten, dass sie so halbbewusst das machen konnten. Jetzt wird es rational. Jetzt ist klar, so muss man da vorgehen.
Wenn das Problem ist, dann müssen wir mal gucken, wo es eine Pflanze gibt, die das besser kann. Vielleicht ein paar Dörfer weiter, vielleicht in der nächsten Region. Da gibt es doch auch diesen komischen Schädling oder diesen Pilz oder so und haben die da nicht bessere Pflanzen? Aha, da holen wir uns mal Saatgut und dann gucken wir mal, wie das Saatgut hier geht.
Ganz einfach, ganz, ganz einfache Sache. Also es beginnt eine neue Art von Züchtung. Das ist das Dritte.
Und diesem Beginn ist es natürlich bei den Haustieren ganz genauso. Ich will das deutlich sagen, das ist nicht der Beginn, man kann das so aufschreiben, natürlich. Aber das Eigentliche dabei ist der andere Blick.
Kommt ihr mit? Ich muss das anders anschauen, damit ich anders selektiere. Das ist nicht mehr sozusagen göttlich geschenkt, sondern das ist unser Handwerk. Das müssen wir hier gut machen und das soll auch Ertrag bringen und davon leben wir schließlich.
Und wir wollen auch einen Umsatz machen mit unserem Betrieb. Ganz, ganz neuer Gesichtspunkt. So hat man jahrtausendelang noch nie Landwirtschaft gemacht.
Ja, und dann kommt eben als Viertes eine Innovation, die wieder besser bekannt ist und die sehr verbunden ist mit dem Namen Justus von Liebig. Und das war auch ein wirklich genialer Forscher. Aber man muss auch sagen, es war schon vor ihm.
Und hier, wo uns die Bewusstseinsentwicklung eigentlich zentral interessiert, muss man sagen, das war sozusagen eine gewisse Speerspitze in der Gesellschaft. Einige wenige Menschen, die jetzt Landwirtschaft ganz anders angeschaut haben. Die gesagt haben, da wächst etwas, das wird gefressen von den Tieren, das wird von den Menschen zu einem kleinen Teil gebraucht.
Und damit da wieder etwas wachsen kann, muss doch wohl das wieder dahin, was ich da weghole. In Form von Stoffen. In Form von Phosphorsalzen, in Form von Kaliumsalzen, in Form von Calcium, von Kalk, in Form sogar von Stickstoff.
Auf einmal kann ich die Pflanze analysieren, ich kann sagen, da ist irgendwie etwas Mineralisches drin. Das sieht man ja nicht, nie, noch nie habt ihr wirklich Kalisalze in einer Pflanze gesehen. Das ist eine hohe Abstraktion.
Da ist was drin, das kommt irgendwie aus der Erde, wird irgendwie mit dem Wachstum da kommt das aus der Erde, wird da irgendwie in diese Pflanze eingebaut und ich nehme das weg und ich muss doch eigentlich dafür sorgen, dass das da wieder hinkommt. Eigentlich ein ganz toller, nachhaltiger, wie soll man sagen, ein Gesichtspunkt, wo wir heute sagen würden, wow, natürlich darf die Natur doch keine, da das wegräubern. Und das führt zu dem berühmten Begriff, den ihr nicht mehr vergessen solltet, der in jeder landwirtschaftlichen Diskussion eine Rolle spielt, Raubbau.
Das ist der entscheidende Begriff gewesen, wenn die Landwirtschaft doch immer weiter sich entwickelt und das war natürlich seit 1750 mit diesen ganzen Innovationen, ging das unglaublich schnell, zack, zack, zack, jedes Jahrzehnt waren bessere Erträge, jedes Jahrzehnt gab es neue Verfahren, gab es neue Anbausachen, hat man neue Kulturen plötzlich im Acker angebaut und so weiter und so weiter. Und nun traten da so ganz gescheite Herren auf, die da in ihren Laboren alles mögliche untersucht haben, die gesagt haben, Vorsicht, liebe Leute, ihr müsst da aufpassen, dass das nicht plötzlich zusammenbricht und man gar nichts mehr erntet, weil die Böden wie taub, wie leistungsunfähig sind, ausgelaugt. Raubbau.
Und das hat dazu geführt, dass man Versuche gemacht hat. Jetzt in der Frage der Bewusstseinsbildung, was ganz entscheidend ist, dass ich sozusagen, da mache ich was und alles andere mache ich da genauso, nur diese eine Maßnahme mache ich da nicht. Das sind landwirtschaftliche Versuche.
Ganz einfach. Hier habe ich ein bisschen Kalk von irgendeinem Kalkgebirge da und wir sind doch hier auf einem Urgestein, hier ist doch alles ein bisschen sauer und so und das streue ich da ein bisschen Kalk aus und da nicht. Da mache ich so, wie wir es immer gemacht haben.
Und jetzt vergleiche ich das. Das hat man vorher nie gemacht. Mir war dankbar, dass der liebe Gott sozusagen und die Weisheit der Welt mir haben hier was wachsen lassen und ich hatte halt so viel, wie da war und damit musste ich irgendwie zurechtkommen.
Jetzt gucke ich, wenn ich das mache, wird es mehr, wenn ich das mache, wird es weniger, wenn ich das mache, gibt es die Krankheit. Kommt ihr mit? Ein ganz anderes Bewusstsein. Ich bin hier, da passiert das und das und wenn ich so mache, ist es so und wenn so, ist es so.
Ich reduziere das Leben auf bestimmte Fakten, Faktoren. Ich sage, naja, da ist also dieses Boden und Pflanze, die Pflanze wächst da, die braucht was vom Boden und das muss ich da hinbringen und wenn ich das auch mache, dann sehe ich doch. Aha.
Und ich bringe euch da mal so alte Landwirtschaftsbücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Rappelvoll, immer diese Versuche. Ob man die dann in Töpfchen macht oder auf Feldern, da steht dann so ein Schildchen und so. Immer hat man das gehabt, dieses A und B, dieses, ja, wir machen eine Maßnahme und jetzt gucken wir mal ein, zwei Jahre, wie sich das entwickelt und sehen, boah, sieht man doch schon auf dem Foto oder auf der Zeichnung, da gab es ja noch gar kein Foto.
Sofort, also Tabellen, da fängt man an, das genau aufzufassen und so weiter. Und damit zieht jetzt etwas ein in die Landwirtschaft, was auch nie nirgendwo richtig besprochen wird und zu lesen ist, was aber unglaublich wichtig ist, ein anderes Bewusstsein. Das sind eigentlich Klötzchen.
Die Pflanze, die ich da untersuche, die interessiert mich gar nicht, sondern ich will wissen, wie viel Gramm Ehrengewicht oder wie viel Gramm Körner oder wie viel Gramm Salatblätter und so weiter. Eigentlich die ganze Pflanze, wie die wächst, wie ihr Zusammenspiel ist mit der Welt, mit der Bodenwelt und so weiter und so weiter. Gramm, Kilo, das will ich wissen.
Richtig, aber auch eine wahnsinnige Reduzierung. Eigentlich ist es nur störend, dass das lebendig ist und mal so und so reagiert und so. Eigentlich hätte ich am liebsten, dass das so Klötzchen sind, die alle gleich reagieren und dann kann ich das messen.
Dann haben wir einen Fortschritt. In zehn Jahren, wenn ich dann immer aufpasse, wird es alles besser. Also, ich will sagen, die Auffassung, dass der Boden zu düngen ist, und zwar eben nicht nur mit dem, was man seit Alters her getan hat, was von den Tieren und den Pflanzen stammt, sondern dass man ihn zu düngen hat mit Salzen, die wasserlöslich im Boden sein sollten, damit sie möglichst schnell ihre nährende Kraft sozusagen den Pflanzen zur Verfügung stellen.
Diese Auffassung kann man nur haben, wenn man auf das Leben zwischen Pflanze und Boden und das Leben des ganzen landwirtschaftlichen Organismus ganz, ganz anders schaut. Und diese Anschauung, die will ich nicht schlecht machen, überhaupt nicht, sondern ich will sie charakterisieren. Sie ist typisch für die Begegnung des Menschen mit dem Festen, mit dem Klötzchen, mit dem Mineralischen, mit dem Gesteinsmäßigen, mit dem, was man wiegen kann, was man von A nach B schiebt und so weiter.
Nicht, wenn wir in unserer Fachrechnungsschichte da die Dinge zu Trockensubstanz reduzieren. So ist das genau, so ist das da auch. Ich muss erstmal, bevor ich da überhaupt über rote Beete spreche, muss ich mir klar sein, wenn ich rote Beete und Weizen vergleichen will, der Weizen ist trocken, die rote Beete ist nass, die ist frisch.
Auch wenn ich sie nach drei Monaten aus dem Lager hol und als Gemüse verzehre. Also ich muss sie erstmal zu Trockensubstanz machen. Das ist ein ganz einfacher Anfang, damit ich das vergleichen kann.
Mach sozusagen Chips daraus. Und das mache ich jetzt eben nicht nur in Bezug auf das Wasser, das mache ich in Bezug auf alles. Ich tue alles reduzieren, immer auf den jeweiligen Fakt.
Wie viel ist von dem da drin? Wie das eigentlich entsteht in der Zeit und dass das bei der einen Sorte mehr so ist und bei der anderen so und dass das auf dem Boden so ist und auf dem Boden so. Das sind alles furchtbar komplizierte Sonderfälle, die es mir eigentlich nur schwer machen, das jetzt mal wirklich genau zu verstehen. Kommt ihr mit? Eine innere Haltung, wo ich das Leben reduziere auf das, was es schafft in Bezug auf das Mineralische.
Mir ist schon klar, dass das Leben was anderes ist als nur irgendwie Moleküle oder wie man das auch immer denkt. Aber um das sozusagen in diesem Sinne zu optimieren, muss ich erstmal diese Frage klarkriegen. Und da hat man riesige Fortschritte erzeugt in kurzer Zeit.
In wenigen Jahrzehnten ist gerade durch die mineralische Düngung gar nicht so sehr durch die Stickstoffdüngung, aber gerade durch die Kalium, durch die Phosphor, durch die Magnesiumdüngung, durch die Kalkdüngung sind riesige Ertragssteigerungen in der Fläche passiert. Und die Bauern, die waren nun ganz ablehnend dem Gegenüber. Die lebten noch ein Stück mehr, die Bauern sind ja eh immer sozusagen die Konservativsten in einer Gesellschaft, die lebten noch viel mehr in so einer alten Welt.
Ja, das ist, wenn man da die Pflanzen so doll beeinflussen kann, dann ist das vielleicht gar nicht so gut. Und was hat man gemacht? Eine Sache, die ihr sehr gut durchschauen müsst. Könnte man hier auch als nochmal einen neuen Fakt dazustellen.
Können wir auch machen, ist vielleicht ganz vernünftig. Ein fünfter Fakt. Man hat die Jungen, die Bauern werden, die hat man an die Hand genommen und gesagt, guck mal hier, wenn man das so macht, da haben wir es gemacht und da haben wir es nicht gemacht.
Siehst du den Unterschied? Komm, wir wiegen den noch zusammen. Und wenn du das auf deinem Hof so machst, dann gehörst du zu den Fortschrittlichen. Der Alte, der erzählt immer so Zeug.
Aber du gehörst doch zu denen, die wirklich, ne? Also es hat eine Art Bildung angefangen, dass diese Menschen, die sozusagen intellektuell und gescheit und schlau und wissenschaftlich da so vorgegangen sind mit der Düngung, dass die jetzt die Bauern sozusagen an die Hand genommen haben und gesagt haben, guck mal, so ist es doch wirklich und mach das doch. Also eine ganz bestimmte Art von Bildung oder ja es ist ja vielleicht auch, wie könnte man das sagen, Verbreitung. Es gehört dazu, das geht dann bis ins 20.
Jahrhundert, es geht im Grunde genommen bis heute so, der Feldversuch. Also, dass man eben solche Versuche irgendwo anlegt und dass die Leute dann dahin pilgern. Und dass man die auch dahin führt, das könnt ihr auch.
Das kriegt ihr im Sommer, wenn ihr bei der richtigen Firma den Dünger kauft, dann fragt ihr euch, dürfen wir euch denn als Geschenk die Busreise zu dem so und so Feldtag finanzieren. Das ist immer noch, dieser Film läuft sozusagen bis heute. Wie kann man das menschliche Bewusstsein sozusagen darauf lenken, mehr Ertrag, mach das doch, das bringt dir was.
Du kaufst dann auch unser schönes Düngemittel und das bringt uns dann auch was. Und das siehst du da und dann fährst du hin und dann bezahlen wir dir den Reisebus und das Bierchen hinterher und so und das ist doch ein netter Ausflug. Ich will das, das darf man, ich habe es jetzt ein bisschen einseitig geschildert, weil es auch so ist und ihr das auch so erleben könnt.
Aber man muss auch das sehr Positive daran sehen, man hat die Bauern sozusagen mitgenommen. Man muss sich natürlich auch klar sein darüber, dass das alles Innovationen sind, die von außen in die Landwirtschaft gekommen sind. Gerade diese Düngungsgeschichte ist nirgendwo aus der Landwirtschaft selber entstanden, sondern die ist aus den Laboren entstanden.
Aus diesen ganz schlauen Köpfen, die diesen Gedanken gefasst haben, in der Pflanze, da ist Substanz und diese Substanz besteht letztendlich aus chemischen Elementen. Und die kann man rausholen und über die kann man sich verständigen und über die kann man nachdenken, wie kommen die denn da rein. Und das kann man optimieren.
Was eigentlich das Leben ist und was eigentlich der Pflanzenbildungsprozess ist usw. Interessiert nicht, sondern wie kommt da mehr davon rein und wie wird die Pflanze größer dadurch. Und ich schildere das vielleicht tendenziös, ich schildere das deshalb tendenziös, dass ich sozusagen den Umschwung merke, weil das ein gravierender, ein riesiger Wandel ist.
Ich will aber das in keiner Weise schlecht machen, sondern ich will das deutlich machen als einen riesigen Umschwung. Vorher hat man eigentlich gelebt in dem Ganzen, das Wetter dieses Jahr und in unserer Gegend und so ist es halt und so machen wir es halt. Und dann hat man diese wunderbaren Sprüche alle gehabt.
Wenn die Bauern sich dann so unterhalten haben, ja der eine hat da und dann hat er dies und der andere, ach der ist immer zu spät und ja das wissen wir schon und so. Aber Weihnachten feiern wir dann zusammen. Also am Ende des Jahres ist er dann doch auch irgendwie fertig.
Hat das dann doch auch geerntet und irgendwie in seiner Scheune. Solche Sprüche, Weihnachten feiern wir dann doch zusammen. Also zur selben Zeit.
Auch für ihn ist irgendwie das Jahr dann Weihnachten zu Ende. Also ich will eigentlich nur sagen, jetzt kommt durch dieses von außen in die Landwirtschaft hereingebrachte Schauen auf Optimierung kommt etwas in die Landwirtschaft, was ganz ganz anders ist. Was eben ins Detail geht, was die Exaktheit, die Genauigkeit und den einzelnen Effekt im Auge hat.
Und es ist natürlich sofort klar, das hat natürlich, weil es sich um Leben handelt, es sind lebendige Böden, es sind lebendige Pflanzen, es sind lebendige Tiere. Das Ganze ist ein Organismus, auch im 19. Jahrhundert natürlich.
Und es hat natürlich riesige Auswirkungen auf alles. Das ist ja völlig klar. Das hat einen erstmal überhaupt nicht interessiert.
Man hatte jetzt 20% mehr Weizen. Boah. Und in 10 Jahren nochmal.
Und nach 30, 40 Jahren war es eine Verdopplung ans 100% oder so. Eine Generation. Also diese fünfte Innovation ist, müsste man vielleicht nennen, eine völlig andere Art der Wissensvermittlung, eine völlig andere Art des Bildens, des sozusagen Bilderschaffen in den jungen Landwirten, die eben dann ihre Früchte getragen hat.
Und als letzte Innovation muss man jetzt vielleicht schildern, wie das mit den Tieren ist. Indem ich bei den Tieren jetzt eben anfange zu selektieren auf bestimmte Leistungen, kommen unglaubliche Effekte zustande. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten geht die Milchleistung aus demselben Futter bei derselben Rasse riesig hoch.
Weil ich auf einmal auf diesen einen Fakt gucke. Und die Kälber, die neuen Kälber nur nehme von den Kühen, die bei der Milch die besten sind. Die 10%, die 20% Kühe.
Vorher hat man das ganz anders gemacht. Aus einer Ganzheit hatte man ganz andere Gesichtspunkte für das Kalb, was in Zukunft immer im Stall steht. Versteht ihr jetzt den Punkt? Also es geht darum, wie macht man zum Beispiel in einem ganz normalen Bauernhof, wo man ein ganz normales Milchvieh hält, wie wählt man aus, welches Kalb aufgezogen wird und welches auch aufgezogen wird, aber dann zu Metzger kommt.
Wie entscheidet man, was ist die Kuh der Zukunft? Und da tritt eben jetzt auch dieses Bewusstsein ein, ich will, dass die viel Milch gibt. Das war vorher nicht so. Natürlich hat man da auch drauf geguckt, aber eben auch.
Man hatte ganz andere, mehr sozusagen fast träumerische, fast halbbewusste, ganzheitliche, ja auch Schönheit, Harmonie, Verhalten und so weiter und so weiter. Also Kriterien, die ganz anders waren. Und das war so ein bisschen der Opa, die Oma, die gesagt hat, das ist ein tolles Kalb, zieh das mal auf und so.
Hat man es halt gemacht so, hat man gar nicht verstanden. Wenn man in bestimmte Kulturen dieser Welt geht, da findet man das noch. Ich habe das studiert, also ich habe versucht, das zu finden und das findet man auch.
Dass es Menschen gibt, gerade die Alten, die jetzt nicht mehr so im Alltagsleben so drinnen stehen und die über eine große Erfahrung verfügen, die viele Tiere gesehen haben, die viele Jahre auf dem Buckel haben, die sagen, nimm mal das. Da ist nichts von, die hat 10% mehr Milch, wieso nimmst du die, nimm die, das muss die Mutter sein. Von dem brauchst du einen Kalb.
Und das Leben ist eben nun so, von heute aus kann man das beurteilen bei den Haustieren. Und ich glaube, ich kann das wirklich beurteilen, weil ich habe ja in der Landwirtschaft hauptsächlich meine Zeit sozusagen unter der Kuh verbracht. Ich habe viel gemolken, viel im Stall gearbeitet, viel auch Züchtungsentscheidungen getroffen.
Von heute aus kann man das, glaube ich, wirklich beurteilen. Das geht einige Generationen sehr gut. Das merkt man zunächst nicht, was man sich erkauft, wenn man sehr einseitig selektiert.
Die Krankheiten, die Probleme, die Stoffwechselprobleme und so weiter, die kommen dann erst, das dauert. Zunächst ist das eine unglaubliche Erfolgsstory. Und das 19.
Jahrhundert ist in gewisser Weise diese Erfolgsstory. Plötzlich können relativ wenig Menschen auf dem Land relativ viel erzeugen. Und da hängen die Tiere und die tierischen Produkte ganz, ganz entscheidend, sind da vielleicht sogar das Allerwichtigste.
Man muss sich ja vorstellen, die städtische Kultur, die industrielle Lebensweise, also wenn man so eine Stadt wie Berlin sieht, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedes Jahr irgendwie 20.000, 50.000 Menschen mehr. Jedes Jahrzehnt ist da ein ganzer Stadtteil neu dazugekommen.
Unglaublich, da kommen die Menschen vom Land in großen, großen Scharen, um zwölf Stunden in der Industrie zu arbeiten. Heute fragt man sich, warum haben die das eigentlich gemacht? Das ist ganz wenig Geld, die hatten so wenig Geld, dass sie meistens gelaufen sind zu den Bosch-Werken oder zu wem auch immer. Die hatten noch nicht mal das Geld für eine Droschke oder für eine Tram oder irgendwie so.
Ganz arm, total entwurzelt, auf dem Land ist man ja eingebettet in die ganze bäuerlich-ländliche Kultur. Aber alles furchtbar konservativ, furchtbar arm. Stadtluft macht frei.
Dieses Sprichwort, ohne das kann man auch Industrialisierung nicht verstehen. Ich entscheide, was ich mache. Nicht, weil ich hier geboren bin und da drüben der reiche Bauer ist und da das so und so ist, muss ich das jetzt hier ewig weitermachen.
Ich will das entscheiden. Also das 19. Jahrhundert auch als ein Aufwachen der Menschheit in diesem Moment.
Ich will mein Leben gestalten. Und ohne das kann man diese Industrialisierung und all das gar nicht verstehen. Und dieses muss man sich wirklich gut vorstellen.
Industrialisierung funktioniert, weil das Menschen sind, die aus der Landwirtschaft herausgegangen sind. Zu 90 Prozent. Das sind nicht die Pastoren oder die Professoren oder die wenigen in den Städten intellektuellen Menschen.
Das sind auch nicht die Händler oder das Bürgertum sozusagen in den Städten, sondern es sind wirklich die Menschen vom Lande. Die im allerwesentlichsten Teil in ganz Europa diese Industrialisierung möglich gemacht haben. Und die konnten das nur, weil auf dem Land selber, in der Landwirtschaft selber ein riesiger, riesiger Wandel passierte.
Und in diesem Zusammenhang eben auf dem Land werden die Menschen weniger und noch konservativer in gewisser Weise. Weil wer irgendwie denkt, man kann was ändern in der Welt und man kann auch mit seinem Leben was ändern, der geht. Kommt ihr mit? Es bleiben die, die so sind.
Ja, ich bin halt hier und jedes Jahr und so geht es halt nicht. Und wem beides nicht abenteuerlich genug war, was hat der gemacht? Zur See und nach Übersee. Am besten nach Amerika.
Im Grunde genommen ist die ganze amerikanische Gesellschaft, ist das, sind die Nachkommen dieser Menschen, die gerade im 19. Jahrhundert, insbesondere im 19. Jahrhundert hier in Europa gesagt haben, ach das ist mir alles zu klein, zu festgelegt, zu wenig, hier kann ich eigentlich nicht, loslegen.
Also der Bewusstseinswandel geht so unglaublich tief, ist so wahnsinnig stark, dass er sogar auch ein bisschen die Landwirtschaft erfasst, so muss man es eigentlich sagen. Das, was wir jetzt alles besprochen haben, ist sozusagen von dem großen Wandel, der eben da beginnend im 17., 18., 19. Jahrhundert dann wirklich ganz, ganz stark, der ist so massiv, dass er die ganze Welt verändert und dann sogar eben auch ein bisschen die Landwirtschaft, den Gemüsebau und so weiter.
Ja und jetzt müssten wir noch ein sechstes, das mache ich vielleicht kurz. Die Fruchtfolge haben wir besprochen, ist jetzt nicht mehr die Drei-Felder-Wirtschaft, Sommerung, Winterung, Brache, zweimal Getreide und dann sozusagen Unkraut mit Schafhütung oder Rinderhütung, sondern die Fruchtfolge bekommt den Futterbau und nach kurzer Zeit merkt man natürlich, das Kleegras baut man am besten zwei Jahre an und dann kann man vier Jahre, fünf Jahre Getreideanbau machen und so weiter. Und dann kommt etwas ganz, ganz Wichtiges, man holt aus den Gärten Kulturen in den Acker.
Hackfruchtanbau, 19. Jahrhundert, vorher nicht. Und insbesondere eine Kultur, die eben auch ganz typisch ist für das 19.
Jahrhundert, das ist die Kartoffel. Und um nochmal auf die Industrialisierung gerade in unserem schönen Berlin zurückzukommen, was essen diese Arbeiter? Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln. Und warum können sie das? Weil 100 Jahre vorher der schlaue Friedrich der Große gesagt hat, auf unseren leichten Sandböden zwingen wir die Bauern endlich mal Kartoffeln anzubauen, weil die sind so konservativ, dass sie es nicht machen.
Und dann gab es richtig eine Kartoffelpolizei, die über Land geritten ist und geguckt hat, dass wirklich die Kartoffeln angebaut werden. Ja, es ist so. Ich erzähle nur Wahrheiten.
Und was bedeutet das denn für den Ackerbau? Eine solche Gartenkultur wie die Kartoffel und parallel mehr im Westen, mehr auf den besseren Standorten. Standorten, was war die zweite große erste Hackfrucht? Die Futterrübe. Und mit der Futterrübe, vor der Futterrübe, mit der Futterrübe, die Zuckerrübe.
Die Zuckerrübe ist eigentlich der große Treiber gewesen einer Industrialisierung der Landwirtschaft. Und das ist schon ein sehr interessantes Studienobjekt, der Zuckerkonsum. Das kommt nämlich auch erst in dieser Zeit.
Bis dahin hatte man eigentlich gar keine große Möglichkeit, im größeren Stil Zucker zu haben und Zucker zu konsumieren. Die Zuckerrübe und die Kartoffel, die beiden Kulturen, mit denen sozusagen der Hackfruchtbau im Ackerbau startet. Und überall, wo man das eben konnte, wo man wusste, wie man das macht, wo man bessere Böden hatte, wo man eine entsprechende Menge Vieh hatte und genügend eben organischen Dünger hatte, aber auch dann mineralischen Dünger sehr bald, hat man das gemacht.
Und ihr seid ja jetzt hier im Moment auf dem Dortenfelder Hof und damit können wir dann auch heute enden. Wenn ihr hier hinterlauft, ihr seid da schon drüber gelaufen zu dem Kompost, da kommt man über diese kleine Bahn. Und wenn man genau guckt, läuft man nicht über ein Gleis, sondern über ein zweites.
Das ist mittlerweile nicht mehr da. Ein Abstellgleis des Dortenfelder Hofes. Und von 1870 an standen da im Herbst die Waggons.
Und die Pferdefuhrwerke vom Acker brachten die Zuckerrüben in den Waggon. Viele Jahrzehnte ist genau an dieser Stelle viel, viel Leistung, viel, viel Ertrag, viel, viel Hackfrucht dieses Hofes in die Zuckerindustrie abgeflossen. Und das hat hier für die Pächter viel Geld gebracht.
Und das wurde so extrem gemacht, dass dann in den 20er und 30er Jahren, vor dem Zweiten Weltkrieg, die eigenen Menschen hier auf dem Hof, obwohl das viele waren, das nicht leisten konnten. Das Hacken und das Ernten dieser vielen Zuckerrüben. Das war zum Teil, ich habe die alten Aufzeichnungen, zum Teil auf manchen Äckern ist hier jahrzehntelang jedes zweite Jahr Zuckerrübe angebaut worden.
Und da hatte man so einen Kontrakt mit den Menschen drumherum in den Dörfern, die kleinen Bauernbetriebe, wo viele Menschen waren. Da hat man gesagt, naja, also wenn du mit deiner Familie im Frühjahr drei, vier Wochen im Mai zum Hacken kommst und im Oktober, November zum Ernten, dann gab es dafür einen festen Lohn für einen Morgen Hacken und Ernten. Weil man es gar nicht aus dem eigenen Betrieb schaffte.
Also exzessiver Hackfruchtanbau, der eben diese Zuckerindustrie und auch den unglaublichen Kartoffelverzehr ermöglichte, der jetzt sozusagen in der Menschheit dafür sorgte, dass diese Industrialisierung so gehen konnte, wie sie gegangen ist. Ja, so weit wollte ich heute kommen, dass wir also einmal jetzt ganz schön weit an unsere Gegenwart herangekommen sind. Und am Montag haben wir uns dann zu beschäftigen mit dem Übergang in das 20.
Jahrhundert und mit dem Aufkommen der mineralischen Düngung dann wirklich in der Fläche und als System und seinen Folgen, um dann eben weiterzugehen und zu sehen, wie die ganzen sogenannten Pflanzenschutzmittel, die ganzen Spritzmittel, wie die direkt damit zusammenhängen und was das dann mit der Landwirtschaft gemacht hat. Um dann wahrscheinlich am Dienstag oder Mittwoch zu kommen in die Landwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg, wie sie eben heute dann unsere moderne Landwirtschaft eigentlich geworden ist. Und dann können wir nochmal ganz anders verstehen, was eigentlich die Biodynamik ist, wo sie in der Geschichte ansetzt, genau vor 100 Jahren, an welchem Punkt eigentlich diese Erfindung einer ganz neuen Landwirtschaft sitzt und welche geistigen, welche gedanklichen, welche inhaltlichen Ansätze ihr zugrunde liegen und wie die eben zusammenhängt mit der eigentlichen allgemeinen Entwicklung der Menschheit und der Landwirtschaft.
Soweit, herzlichen Dank. Vielen Dank.
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