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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 2. Folge von Martin von Mackensen, 2021
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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 2. Folge von Martin von Mackensen, 2021
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Hallo und herzlich willkommen zu meinem Vortrag. Heute geht es um die Frage, was ist das, was ist das, was ist das, von Handel, von Dienstleistungen und Landwirtschaft. Und unter Landwirtschaft subsumiere ich jetzt alles, was eben Gartenbau, Viehhaltung, Obstbau, Weinbau, Waldwirtschaft, was das alles ist.
In einem wirklich vernünftigen Sinn. Und wir haben gesehen, dass die heutige Landwirtschaft in der Weise, wie man sie heute betreibt, und davon ist der Ökolandbau und auch der biodynamische in manchen Stellen gar nicht so ausgenommen, dass diese Art von Landwirtschaft sehr stark geprägt ist eigentlich von etwas, was mit der Landwirtschaft gar nichts zu tun hat. Von den Gesetzen der Industrie.
Und wir sind da ein bisschen ins Detail gegangen, haben festgestellt, Produktionsmittel sind in der Landwirtschaft etwas völlig anderes. Sie regenerieren sich nämlich von selber in dem Prozess. Ja, sie werden sogar besser dadurch, dass sie eine vernünftige Landwirtschaft machen.
In Bezug auf das Kapital kann man, habe ich gar nicht so viel gesagt, kann man sagen, das werden wir auch noch später nochmal bearbeiten, das Kapital in der Landwirtschaft ist eigentlich etwas sehr Geheimnisvolles, weil es nicht im Wesentlichen das Geld ist. Das Kapital ist ja in dem industriellen Prozess die Voraussetzung dafür, dass man investieren kann. Und in gewisser Weise ist das Kapital auch dasjenige, was die Möglichkeit erst schafft einer Produktion.
Und insofern ist sie in der Landwirtschaft ähnlich, als sie eben der menschliche Geist auch ist, das Kapital. Aber das Kapital im wirtschaftlichen, ökonomischen, geldmäßigen Sinne ist in der Landwirtschaft genau umgekehrt. Da kann man nämlich sogar sagen, eine Landwirtschaft ist umso besser, je weniger sie im äußerlichen, heutigen, modernen, ökonomischen, industriellen Sinne kapitalbedürftig ist.
Also wenn ich in der Landwirtschaft sehr viel sozusagen über einen Kapitaldienst bezahlen muss, dann habe ich ganz schnell ziemlich große Probleme. In der Industrie, im Handwerk, im Handel, auch im Dienstleistungsbereich ist das, was man Kapital nennt, sinnvoll und richtig. Und das heißt, ist eigentlich immer eine Art von Verbindung durch das, was wir Kapital oder unter Kapital verstehen können, zur Gesellschaft hin.
Das ist in der Landwirtschaft ganz anders. Und das, was da eigentlich Kapital ist, das werden wir später dann nochmal genauer besprechen. Und in Bezug auf die menschliche Arbeit ist es auch eine sehr geheimnisvolle Sache, weil in Bezug auf die menschliche Arbeit, das ist ja das Dritte, was man in der Ökonomie immer betrachtet, da muss man sagen, ist die Landwirtschaft eigentlich viel eher so, wie die Pflegeberufe, wie die Ärzte, wie die Krankenpfleger, wie die Lehrer, wie die Pädagogen, wie die Sonderschullehrer, wie die Pfleger im Krankenhaus, wie diese ganzen sogenannten pflegenden Berufe.
Arbeit, die von selber eigentlich immer mehr wird. Wenn man sich genau beschäftigt mit der Pädagogik, mit den Kindern und so weiter, merkt man, oh, da könnten wir noch was machen, da ist es noch gut und so weiter und so weiter. Und eine gute Gesellschaft stößt immer an ihre Grenzen in Bezug auf die Pflege.
Und insofern muss man ja auch sagen, ist unsere Gesellschaft hat ganz schöne Probleme, dass sie ganz viele grundsätzlichen Pflegetätigkeiten gar nicht wirklich hinkriegt oder diejenigen, die es machen, unter einem unglaublichen Stress stehen und so weiter. Und ich kann jetzt da nicht tiefer darauf eingehen, was eigentlich die Pflegeberufe in unserer Gesellschaft sind und auf was es da eigentlich ankäme und wie die eigentlich den richtigen Wert hätten und so. Ich will nur deutlich sagen, die Landwirtschaft hat denselben Charakter.
Je mehr menschliche Arbeit in die Landwirtschaft hereinfließt, in einem pflegenden Sinne, desto nachhaltiger, desto besser, desto umweltfreundlicher, desto zukunftsoffener, desto sinnvoller für die Gesellschaft wird es eigentlich. Und der Gesichtspunkt, eine Landwirtschaft mit möglichst wenig Menschen zu machen, führt immer genau in diese Sache, die wir gestern gesagt haben, die der moderne Strom ist. Ich will jetzt gar nicht die konventionelle Landwirtschaft irgendwie verteufeln.
Das realisiert sich besonders stark in der konventionellen Landwirtschaft. Ja, vielleicht können wir das dann so erst mal stehen lassen. Das haben wir da gestern ein bisschen uns erarbeitet und sind dann an diesen ganz furchtbaren Zahlen eigentlich, die wir da heute haben, die sind uns da noch mal sozusagen begegnet.
Der Schaden, der jährlich entsteht dadurch, dass wir Landwirtschaft machen, am Grundwasser, an der Luft, am Energieverbrauch, an Ressourcen, an Verarmung der Vielfalt und so weiter und so weiter. Und dass dieser Schaden, diese Leistungen, die eigentlich dann von woanders wieder herkommen müssen oder eben gar nicht kommen, dass diese notwendigen Regenerations-, diese notwendigen Wiederbelebungs-, Wiedererhaltungs-, Wiederregenerationsarbeiten und dass diese Leistungen nicht richtig bewertet werden, die sogenannten externalisierten Kosten und dass diese externalisierten Kosten eben ein weites mehr sind als der Umsatz. Warum macht man das dann überhaupt? Ja, jetzt möchte ich einen großen Sprung machen und jetzt fangen wir an, uns zu fragen, wie konnte überhaupt Landwirtschaft entstehen? Was sind eigentlich die Bedingungen? Was sind eigentlich die Verhältnisse? Wie müssen wir das eigentlich verstehen? Wie müssen wir das eigentlich denken? Wie können wir da eigentlich ein Gefühl zu kriegen, wenn wir doch diejenigen sein wollen, die heute handelnd auf dem Land, in der Landwirtschaft tätig sind? Das heißt, die große Frage, wie ist diese sogenannte neolithische Revolution, wie ist die eigentlich zustande gekommen? Was war da eigentlich der treibende Faktor? Wie kam das eigentlich zustande? Diese Jungsteinzeitliche Revolution, wahrscheinlich der größte Wandel, den die Menschheit je gemacht hat, also man hat ja gemeint, die Digitalisierung sei eine wichtige Neuerung in der Gesellschaft oder in der Menschheit.
Ja, vielleicht ist sie auch, also mir macht sie meistens ziemliche Probleme, weil ich nicht so gut da bin, aber wenn ich so die nächste Generation oder euch sehe, das ist, ja, man handhabt das und manches ist auch wirklich anders geworden, aber es ist doch eine ganz kleine Veränderung und natürlich hat es große Veränderungen in der Geschichte der Menschheit gegeben und die sind auch wichtig und ich will die auch nicht runterspielen, aber dieses, dass die Menschheit die Natur ergriffen hat und die Natur verwandelt hat und eine Kulturnatur entstanden ist und sie damit plötzlich an einem Ort leben konnte, das ist wohl doch die größte Veränderung, die es je gegeben hat. Jedenfalls in Bezug auf das Verhältnis des Menschen zu seinem Planeten, zur Erde. Und da möchte ich ja ein bisschen noch vor diesen Punkt gehen, damit wir ein bisschen ein Bild haben.
Nach der großen, ja, Sintflutkatastrophe würde die jüdische Mythologie die Bibel das schildern. Es gibt es auch in anderen Mythologien die große Wasserkatastrophe. Man kann auch sagen, nachdem die Menschheit in einem Gebiet vor allem sich weiterentwickelt hat, was heute eigentlich nicht mehr so besteht, wo heute eigentlich mehr Meer ist, die sogenannte Atlantische Periode, wir leben ja in der Nachatlantischen Periode.
Nach dieser Atlantischen Periode sind zunächst große Wanderungen. Die Menschheit, die sozusagen wieder neu eigentlich die verschiedenen Kontinente, ja, wie besiedelt oder wie ergreift, kombiniert kann man das auch denken, wenn man mehr geologisch oder geografisch denkt, nach den großen Eiszeiten, während den großen Eiszeiten, in den großen Zwischeneiszeiten, es sind ja mindestens vier solche Eiszeiten in den letzten Millionen Jahren gewesen, und eine Menschheit, die jetzt doch sehr, sehr klein ist, sehr, sehr dünn, die vor allem eben unterwegs ist. Und wir haben hier, gerade in Europa, aber auch in Asien, auch in Afrika, auch im Fernost, Zeugnisse dieser Menschheit, durch das, was wir Höhlenmalerei nennen.
Aber es ist eine sehr besondere Sache, dass eine Menschheit, die eben schon 50, 80.000 Jahre vor heute gelebt hat, diese Lust, diese Fähigkeit, diese Qualität hatte, in das Dunkel hineinzugehen und in dem Dunklen mit dem Schein der Fackel, mit dem Schein des brennenden Tiefernastes oder des Spahns, flackerndes Licht, wenig Licht, etwas an die Wände zu bannen. Eine unglaubliche Sache, ja. Und wenn wir heute diese Höhlen anschauen, dann ist das ja beeindruckend, wie diese Bilder, man darf das eigentlich nicht nur als gedruckte Bücher oder Abbildungen anschauen, sondern muss das wirklich im Original sehen, und dann merkt man, dass das so plastisch ist, dass sie da irgendwie reingegangen sind und eigentlich diese Dinge schon wie gesehen haben in diesem Stein, in dieser unebenen Oberfläche und das dann wie rausgeholt haben.
Zum Teil ist es auch wirklich mehr schon wie eine, ja, wie eine Malerei auf einem Hintergrund. Also, und auch zum Teil riesig groß und vor allem, vor allem fast ausschließlich Tiere. Es gibt eigentlich gar keine Pflanzendarstellungen, fast, fast gar keine Menschendarstellungen, fast ausschließlich Tiere.
Und vor allem natürlich die großen Tiere, die beeindruckenden Tiere, die Tiere, die, ja, mit denen der Mensch damals irgendwie in Berührung war. Und ich möchte es vermeiden, das irgendwie zu interpretieren. Da gibt es ja tausend Interpretationen.
Ja, das seien also Höhlen gewesen, in denen man gelernt hätte, wie man mit welchen Tieren umgeht und wie man die dann erlegt oder vor welchen man Angst haben muss oder so. Dann gibt es eben also auch riesige Interpretationen, dass man da also die Ängste selber in sich abgebaut hat. Dann gibt es Interpretationen, wo man sagt, die Menschen waren in der Lage, sozusagen das erste Mal das Tier sich gegenüberzustellen.
Wie auch immer. 480 Meter im absoluten Dunkeln, krabbelnd zum Teil, so kleine, dünne, niedrige Durchgänge, dann wieder große Räume, dann geht es wieder ein Stück runter oder ein Stück hoch. Da geht man rein, 480 Meter, die Höhle von Chauvet in der Ardèche zum Beispiel.
Und dann ganz am Ende diese wunderbaren Bilder. Zum Teil Bilder, die sind perspektivisch. Da sind die Tiere hintereinander und es kommt einem wie so eine Herde entgegen.
Also unglaublich, nur mit einem Kohle-verkohlten Holz oder mit roter Erde, mit Ton, 30.000, 31.000 Jahre vor heute, mitten in der Zwischeneiszeit oder am Ende der letzten Eiszeit oder wie auch immer. Also Tiere, die auch heute weit auseinander leben, Löwen und Mammuts, Auerochsen und Tiere, die eigentlich heute in Afrika zu Hause sind. Ganz erstaunlich.
Bei einer Höhle ist dann sogar wirklich die Frage, wie konnte das überhaupt sein? Diese Tiere werden nie zusammengelebt haben, die passen nicht zusammen, die sind aus ganz unterschiedlichen Biotopen. Haben diese Menschen die gesehen und mit sich rumgetragen und 500, 800 Kilometer Wanderungen hinter sich und hatten die immer noch so in sich, dass sie die da raussetzen konnten in dieser unglaublich treffenden Art und Weise? Viele, viele Fragen. Das erste Mal, dass wir etwas haben, was sozusagen so massiv von einer Kultur zeugt, von einem, ja, wie kann man sagen, ein Sich-gegenüber-Stellen des Tierwesens.
Noch einige Zeit früher und fast ausschließlich da, ganz interessanterweise eben in Süddeutschland auf der Schwäbischen Alb, vier Höhlen, in denen jetzt Schnitzereien, plastische Arbeiten auftauchen, die so groß sind, 2, 3, 5 Zentimeter. Ich habe die gesehen, wahnsinnig beeindruckend. Minikleine Pferde mit einer unglaublichen Muskelspannung, mit einer Kraft.
Wenn man sich da so ein bisschen hineinversetzt, dann galoppiert es fast los. Also unglaublich. Oder solche Zwitterwesen, die so halb Tier, halb Mensch sind.
Schnitzarbeiten aus Elfenbein, Mammut-Elfenbein. Also aus einer Welt, in der man eigentlich eine Tundra oder eine Taiga denken muss. Kalt, kalt, kalt.
Und in der es eben große Mammutherden gab und entweder die Zähne der verstorbenen Tiere oder der gejagten Tiere, die man irgendwie entdeckt, mit denen man eben schabend mit Steinwerkzeug Plastiken herstellen kann. Eine Flöte aus einem Vogelknochen. Vogelknochen sind hohl.
Die erste Flöte der Welt. 22.000, 25.000 Jahre vor heute. Unglaublich, eine Kulturmenschheit, die diese Hinterlassenschaften da heute für uns sozusagen bereit hält und uns zeigt, obwohl diese Menschheit keinen festen Sitz hatte, obwohl diese Menschheit keine Kulturpflanzen, keine Haustiere hatte, obwohl diese Menschheit die ganze Metallurgie, die ganzen Metallgeräte nicht kannte, diese unglaublichen Kunstwerke.
Und nun kommt es eben zur ersten größeren, wir nennen das Hochkultur, in Südostasien, in dem, was man heute Indien nennt, aber auch in Hinterindien. Also ein großes Gebiet, in dem es die verschiedenen Hochkulturen gab, die aber doch alle so waren, dass die Menschen noch nicht eine Kultur des Pflanzenbaus oder der Tierhaltung in der Weise hatten, wie wir das heute kennen. Es gab da wohl schon eben Tiere, die nicht in dieser Weise wild und scheu waren vor den Menschen, aber eine sozusagen reguläre Kultur, eine reguläre Haustierhaltung in dieser Weise nicht.
Und nun kommt es etwas weiter zu uns hin, etwas weiter im Westen, ungefähr in dem Gebiet, wo heute Pakistan, Afghanistan, Iran, Persien, Turan, Irak, Südosttürkei, Anatolien, in diesem Gebiet, bis dann rüber ans Mittelmeer, kommt es nun das erste Mal zu diesem, was wir heute eben nennen, die Neolithische Revolution. Und da ist ein Detail, was ich ein bisschen genauer schildern möchte, weil es eigentlich etwas Unglaubliches ist, an dem man eigentlich sehr gut verstehen lernen kann, was da wohl passiert ist. Und das ist diese Kultstätte Göbeplitepe.
Vielleicht ist hier auch ein Beiß. Ach super, ja, klasse. Danke.
Das heißt eigentlich der gebogene, oder man könnte auch sagen, der schwangere Berg oder so, in dieser Landessprache. Das ist 1995 ein deutscher Archäologe und dann auch sehr bald seine türkische Frau und Lebensgefährtin, die auch Archäologin war. Den beiden haben wir das zu verdanken.
Und Klaus Schmidt ist so alt wie ich bin und der ist eben leider vor, glaube ich, sechs oder sieben Jahren in der Ostsee beim Baden im Urlaub ertrunken. Ist verstorben. Mitten in dieser Ausgrabung oder wird heute noch weiter ausgegraben auf diesem Berg.
Wir haben es mit einem ganz merkwürdigen Komplex zu tun. Das ist Südostanatolien, ganz nah am Euphrat, am Oberlauf des Euphrat. Und heute eigentlich fast eine Halbwüstengegend, eine Steppengegend.
In der Zeit ungefähr 10.000 oder 9.500 vor Christus. In dieser Zeit war das dort eine blühende Landschaft. Es hat da mehr geregnet.
Es war sicher zum Teil bewaldet. Und nun finden wir da eine Sache, die ganz, ganz, ganz unverständlich und unglaublich ist. In einem Kreis von 16 Metern Durchmesser sind behauene, große Steinstielen senkrecht aufgestellt.
Die haben ungefähr so eine Form. Und die sind zum Teil bis zu 5 Meter hoch. 3,50 bis 5 Meter.
Die wiegen zwischen 3 und 5 Tonnen. Komplett behauen. Zum Teil hier unten dran wunderschöne Tierdarstellungen und auch hier oben.
Im Kreis. Und dann nochmal zwei in der Mitte. Sicher war da ein Dach drüber.
Oder man muss es vermuten. Und nun nicht ein so ein Kreis, sondern indem man den ausgegraben hat, schräg darunter, kurz daneben der nächste. Fünf solche Gebäude, solche Gebilde, solche Kultbauten.
Wir wissen nicht, was da wirklich passiert ist. Über tausend Jahre ist die insgesamt besiedelt gewesen. Oder ist da Bautätigkeit gewesen? Oder ist das benutzt worden? Und das wäre ja alles so ganz schön.
Aber das Tolle ist eben dadurch, dass das erst in den 90er Jahren entdeckt wurde und dann langsam und sehr professionell ausgegraben wurde, sind die verschiedenen Schichten gut erhalten worden. Und man hat die berühmte Pollenanalyse machen können. Die Pollenanalyse, die ist ja etwas Unglaubliches, dass die Pflanzen den Pollen, die Blütenpflanzen den Pollen in die Luft bei der Blüte verschleudern oder verwehden und der zum Teil ja sehr weit fliegt.
Und diese Pollen wie so fast Kristalle sind, obwohl es eine Eiweißsubstanz ist. Die sind so trocken und so fest, dass wenn sie zum Beispiel in Moore kommen oder in bestimmte Bodenschichten, dass sie konserviert werden können. Und die Pollendatierung und die Pollenanalyse vor allem, die ist heute so weit fortgeschritten, dass man eben so viel Referenzproben hat, dass man sehr genau wissen kann, wenn ich die und die Pollen in der und der Zahl finde, dann habe ich eigentlich eine Pflanzenwelt ungefähr so.
Und wenn ich das finde, ist diese Pflanzenwelt mehr so. Sodass sich eben wirklich ein, ja wie ein Fenster sich öffnet durch die Pollenanalyse einer lange, lange zurückliegenden Zeit und ich sehr genau plötzlich sehen kann, was für Pflanzen da gewachsen sind. Und nun stellt sich eben heraus, an diesem Ort keine einzige Kulturpflanze.
Eine Menschheit, die eine große Tempelanlage baut, über tausend Jahre betreibt, die dort nicht das hat, was wir kennen als Sesshaftigkeit, als Landwirtschaft. Und kurze Zeit später, die Hochblüte ist dann 7500 gar nicht weit weg, 50, 30, 50 Kilometer weit weg, finden wir dann wunderbare kleine Städtchen, kann man sagen, mit der kompletten Landwirtschaft. Getreide verschiedener Arten, Hülsenfrüchte, Bohnen, Erbsen, Linsen, Tiere, Schweine, nee Schweine noch nicht, Hunde, Rinder, Ziegen, Schafe, ja ich glaube das war's, Pferd noch nicht, Schwein noch nicht, Esel kann sein, das weiß ich nicht, müsste ich nochmal nachgucken, Esel kann sein.
Also, eine ganz, ganz merkwürdige Situation. Dieses Göppebli Tepe, der erste große, in Stein oder zumindest teilweise mit Stein gebaute Kultplatz der Menschheit, den wir kennen, ohne Landwirtschaft. Wie kann man sich das vorstellen? Wie kann eine Menschheit so etwas bauen, so etwas betreiben und immer wieder das tun, ohne dass sie wirklich dort sesshaft sein kann? Keine umliegende landwirtschaftliche sesshafte Kultur.
Das heißt, wir müssen denken, da gab es irgendwie eine Gesellschaft, in der die einen eben mit Jagd und auch den Pflanzen sammeln und so weiter, die anderen miternährt haben, die dieses Gebäude, diesen Ort, diesen Kultplatz gepflegt, gebaut, erhalten haben. Oder dass es eben da einen ständigen Wechsel gab. Wie auch immer.
Es ist eben so, dass dieser wunderbare Archäologe Klaus Schmidt in diesem kleinen Buch, was er darüber veröffentlicht hat, Sie bauten die ersten Tempel, kann man für zwei Euro bei DTV im Internet kaufen, ein wunderbares Buch mit vielen Abbildungen, und da schreibt er so schön, das ist dann auch hinten auf dem Buchdeckel abgedruckt, wir stehen mit Göppebli Tepe an einem Kulturort, wo wir sehen, nicht die Bequemlichkeit, nicht irgendwelche Ratio, die man heute immer so annimmt, hat die Menschheit zu dem gemacht, was wir heute sind, zu sesshaften Menschen, zu landwirtschaftstreibenden Menschen, sondern ganz offensichtlich die Kultur, die Religion, die innere Bemühung, die innere Veränderung an einem Ort sein zu wollen, weil wir da eben diese Gestaltung, diesen Kunstbau, dieses Mysterienort, diesen Kultort brauchen und haben wollen und pflegen und mit einem unglaublichen Aufwand geschaffen haben. Und eben kurze Zeit darauf in derselben Gegend, und es spricht nichts dafür, dass es völlig andere Menschen waren, jetzt eine landwirtschaftliche Kultur. Wir befinden uns in dem sogenannten fruchtbaren Halbmond, also dieser Bogen, der, man kann sagen, von Jericho, von Israel, nach Norden geht, am Mittelmeer entlang, in das heutige Gebiet von Syrien, da, wo diese schrecklichen, furchtbaren Bürgerkriege jetzt getobt haben und immer noch sind, an die Grenze zur Türkei und dann eben darüber in den Oberlauf von Euphrat und Tigris in die südostanatolische Gegend und dann wieder herunter an der Grenze von Iran zu Irak.
Das nennt man den fruchtbaren Halbmond, weil man glaubt, dass dort das erste Mal die Landwirtschaft sozusagen erfunden wurde. Eine ganz besondere Situation, ungefähr vor zwölf, elf, zehntausend Jahren in dieser Gegend, nämlich, dass das Gebirge sozusagen im Rücken, im Norden, der Wald, das Wild, das Wasser, die Flüsse, die Fische und nach vorne, sozusagen nach Süden jeweils hinunter in die offene Steppenlandschaft. Also so an einer Übergangssituation, da muss das das erste Mal passiert sein.
Und mit diesem Göppe-Blit-Hepe haben wir eben etwas, wo wir sagen können, das scheint sozusagen der Motor gewesen zu sein, die innere Veränderung der Menschheit, etwas aufzusuchen, etwas zu brauchen, was an einem Ort ist. Die Menschen sind irgendwie nochmal anders, haben sich innerlich so verändert und dass sie eine andere Beziehung zum Ort gesucht haben. Man kann es vielleicht auch so sagen, die Menschen haben liebgewonnen die Erde, liebgewonnen den Ort, die Örtlichkeit, den einzelnen Platz.
Und das hat eigentlich dazu geführt, dass sie jetzt versucht haben, eben dort etwas völlig Neues zu schaffen. Und dem, das kann man jetzt auch ungefähr seit 20 Jahren ganz sicher sagen, das ist nun wirklich auch Stand der Wissenschaft, das ganze 20. Jahrhundert über hat man immer geglaubt, neolithische Revolution sei eigentlich aus Bequemlichkeit entstanden.
Es sei doch bequemer, es sei doch einfacher, mehr Menschen können doch pro Hektar leben. So etwas haben die natürlich gar nicht gedacht. Sondern es ist wirklich dieses Kulturelle.
Es ist nämlich so, dass wir wissen, zunächst die ersten Jahrhunderte, ja auch mehrere Jahrtausende, ist das nur von Nachteil. Die Menschen lebten kürzer, waren kränker, weil man plötzlich natürlich am Ort geblieben ist mit den Parasiten. Vorher ist man den Schädlingen, den Keimen, den Krankheiten davongewandert.
Weil man Vorratshaltung mühsam, mühsam lernen musste. Vieles erntet man einmal im Jahr. Und das muss jetzt aufgehoben und innerlich rationalisiert, also rationiert werden, dass man das speichern muss.
Und da sind die ersten Erdkeller, da sind auch auf den Dächern die ersten Lagerräume entstanden. Mühsame Arbeit und Kultur, eben das, was man erntet, in die Zeit hinein aufzuheben. Ein völlig anderes Verhältnis zum Ort, ein völlig anderes Verhältnis zur Zeit.
Nicht nur in Bezug auf die Vorratshaltung, auch in Bezug auf das Wannwird, Wannmussmanwiedersäen, Wann wird die Ernte sein? Und so weiter und so weiter. Und schlussendlich sogar eben zu so unglaublichen Dingen wie, jetzt habe ich diese Kultur hier und jetzt brauche ich nächstes Jahr die und übernächstes Jahr die. Also so etwas wie Fruchtfolge.
Setzt sehr, sehr früh ein. Man ist eigentlich erstaunt, diese Geburt der Landwirtschaft ist sozusagen schon fast wie so ein Komplettpaket. Die verschiedenen Kulturen, die verschiedenen Tiere und der Mensch, der den Boden öffnet.
Der den Boden aufreißt, den Boden verändert, das, was da wächst, nicht mehr wachsen lässt. Heute würden also so richtig ökologische Menschen, die würden die Erfindung von Landwirtschaft verbieten, weil man ja das wegschafft, was da ist. Kommt ihr mit? Das ist eigentlich ein tiefer Eingriff, ein unglaublich tiefer Eingriff.
Die Natur selber ist nie blank. Es gibt nie einen blanken Boden. Die Natur ist so wunderbar, dass es immer wieder einen neuen Impuls gibt, immer wieder eine neue Pflanzengesellschaft, die in der Lage ist, auch den schwierigsten Standort zu besiedeln.
Und Landwirtschaft geht nur, indem ich zunächst das wegschaffe, das abtöte, das abhacke, das nicht aufkeimen lasse und so weiter. Und das dort wachsen lasse, was ich jetzt im Moment, in dieser Jahreszeit, da wachsen lassen möchte. Und das gibt diese Möglichkeit, plötzlich an den Ort sich zu binden, über Generationen, in Gemeinschaften und so weiter.
Wir können also sagen, innerhalb dieses fruchtbaren Halbmonds, da im Vorderen Orient, in dieser Zeit 7900, 8000, 7000, 6000 vor Christus, ist die Entstehung der Landwirtschaft eigentlich wie auf einen Schlag. Und es passieren dann schon noch Erweiterungen und Ergänzungen und Verwandlungen. Und die haben wir dann auch zu besprechen in den nächsten Tagen.
Aber es ist schon sehr erstaunlich, dass das eigentlich wie so eine komplette Schöpfung da ist. Und wir können eben sagen, und das kann man eben so richtig seit diesem Pfund, innen, im Menschen, im Bewusstsein, im Empfinden, im Verbundensein mit dem Ort, im Verbundensein mit der Zeit, da hat sich was Wesentliches geändert. Und jetzt können wir das ergänzen und erweitern, das ist nämlich nicht nur an diesem Ort so.
Es gibt noch ganz andere Orte auf der Welt, weit abgelegen, weit verstreut, völlig unabhängig von diesem Ort. Zum Beispiel eben im Fernost, in dem Gebiet von dem heutigen China, in Indonesien, in Afrika, Mittelafrika, Ostafrika, in Mittelamerika sogenannte Vavilov-Zentren. Vavilov, das ist ein russischer Biologe, der um die Jahrhundertwende, oder der ins 20.
Jahrhundert hinein, kann man sagen, gelebt hat. Und der der Erste war, der eigentlich das so gedacht hat, und nach ihm hat man das dann so benannt. Die Menschheit ist ab einem bestimmten Zeitpunkt, entsteht an verschiedenen Kulturzentren.
Entsteht sozusagen jeweils neu diese Landwirtschaft, das ist wie eine Erfindung, die dann plötzlich sozusagen um den Globus geht. Und jedes Mal sind es andere Kulturpflanzen und zum Teil auch andere Haustiere, die da kultiviert werden. Aber es ist wohl doch ziemlich klar, dass es da eben in dem fruchtbaren Halbmond das allererste Mal war.
Wahrscheinlich ist das zweite Zentrum ein, 2000 Jahre später eben das chinesische, aus dem wir den Reis haben. Wahrscheinlich auch später dann die Seidenraupe, auch ein Haustier, ein merkwürdiges Haustier. Dann gibt es aus Fernost also die Taube und so weiter und so weiter.
Die Wawilow-Zentren auf der Welt, Südamerika oder Mittelamerika, der Mais, die Kartoffel, Afrika, der Maniok und so weiter. Also das ist sozusagen ein Impuls, der plötzlich wie die ganze Menschheit erfasst. Martin? Ich habe eine Frage.
Du hast vorher eben so unerlebt, dass diese Umstellung auf die Sesshaftigkeit, dass das ja viel Kraftanstrengung gebraucht hat. Also auch diese Entwicklung, dass man eben ja klar die Landwirtschaft entwickelt und auch das Lagern haltbar machen. Wenn ich mir so vorstelle, dass du immer im Zelt unterwegs bist, wie weißt du, wer ist es unterwegs und wer nutzt die Nahrung? Ich kann mir gut vorstellen, dass ich vielleicht auch auf die Idee kommen würde, Sesshaft zu werden als Nomade.
Ja, also ich würde gerne morgens hier so verfahren, dass man diese Fragen kurz sich aufschreibt. Weil wenn wir jetzt in ein Gespräch kommen, das wäre auch ein interessantes Format und das auch diskutieren oder so. Das können wir auch gerne machen, aber nicht jetzt in diesen Morgensbögen, weil ich muss immer einen ganzen Bogen hinkriegen.
Ich habe ein bestimmtes Ziel und eine bestimmte Einteilung der Tage und dann gehen wir darauf ein und dann kommt noch das und das und das dazu. Das ist alles berechtigt und gut, aber das wird dann unser Zeit, das machen wir nachmittags. Das können wir einfach zum Beispiel in die Nachmittagsstunde oder in die Frühabendstunde holen und da nochmal ansprechen und aufbereiten oder so.
Also insofern bitte Entschuldigung, ich gehe jetzt erstmal noch weiter. Wir stehen eben jetzt nach dieser ersten initialen Entwicklung der Landwirtschaft an dem Punkt, wo nun ganz offensichtlich wird, 4.000 vor Christus ungefähr, auch wieder zunächst in diesem fruchtbaren Halbmond, in dem Gebiet, was wir heute Mesopotamien nennen, dass die Menschheit jetzt mit dem Bewusstsein nochmal einen Schritt weiter geht und noch mehr sich verbindet mit dem, was mit dem Ort zusammenhängt, dass nicht nur Steinbauten entstehen, wie da in Göbbelitepe, sondern dass nun auch die halbfeste Erde zu Stein gemacht wird. Was Unglaubliches, was meine ich? Das Tonbrennen.
Dass man sozusagen einen Kunststein sich herstellen kann und dass man in solchen Ton auch eben vorher Gestaltungen bringen kann und damit eben Gefäße erhält. Gefäße, aber auch Schreibtafel. Also eine ganze Kultur über mehrere tausend Jahre, die plötzlich wie eine Schrift hat und diese Schrift in diese Erde, ist ja aus der Erde gewonnen, es ist Ton, in diese Tontäfelchen eingraviert, einritzt, einschreibt und zum Teil werden diese Tontäfelchen jetzt gebrannt.
Zum Teil werden sie auch so belassen, trocknen einfach an der Sonne und sind uns dadurch überkommen. Aber wir finden jetzt auf einmal eben etwas, was wie Schrift, erste Schrift, wie Schrift ist. Das Zweite ist, dass es jetzt so etwas gibt wie Transport, der Mensch organisiert jetzt Transport und es ist diese berühmte Erfindung des Rades.
Unglaublich eigentlich. Zunächst denkt man ja, wahrscheinlich ist das mit sowas wie Stämmen, mit Rollen entstanden und nach kürzerer oder längerer Zeit ist sozusagen die Rolle in Scheibchen geschnitten worden. Jetzt hat man die Scheiben und dann höht man noch die Scheiben aus und kommt eben wirklich zu etwas wie dem Rad und kann jetzt wirklich transportieren.
Dann kommt die Achse und so weiter und so weiter. Und da taucht schon auf, was dann bis heute ja von großer Bedeutung ist, dass die Tiere eben nicht nur Nahrungsspender sind, sondern auch Transportwesen, Transportzugtiere. Das geht ja erst, wenn man ein Rad hat.
Also das Rad, die Schrift und jetzt kommt natürlich das ganze System von Herrschaft. Der König, der seinen Palast hat, der seine Untergeordneten hat, die wiederum ihre Untergeordneten haben, solche Herrschaftspyramiden oder die Königin, die Königsfamilie, überhaupt so etwas wie König. Und natürlich die große Frage ist hier für mich richtig, Landwirtschaft zu machen oder ist es für dich richtig? Wie stehen wir überhaupt zueinander? Sind wir sozusagen irgendwie geordnet? Machen wir hier nebeneinander oder bist du eigentlich jemand, den ich hier nicht habe? Und damit auch wahnsinnig viel Leid, wahnsinnig viele Probleme mit Macht und Ohnmacht, mit Reichtum und Armut, mit Herrschaft und Unterdrückung, mit Rechtschaffung, die oft vielleicht auch ein Unrecht war.
Also all das kommt jetzt. All das ist nicht denkbar ohne diesen Schritt, die Erde an einem Ort lieb zu haben, die Erde an einem Ort zu verändern, eine neue, eine künstliche Welt entstehen zu lassen, die Erde aufzureißen, Pflanzen zu etablieren, die nicht normalerweise dort wachsen, Pflanzen, die auch schon verändert sind durch den Menschen, die zum Teil auch Tiere nähren, die schon anders sind als Wildtiere, Tiere, die ich sozusagen zu mir hereingeholt habe, Tiere, die akzeptieren die Zuwendung des Menschen, Tiere, die die Scheu überwunden haben. Wenn man sich fragt, was ist das Typische eines Haustiers, dann ist es als allererstes, dass die Scheu, die Angst, das Fluchtverhalten vor dem Menschen verloren gehen muss.
Und es geht nur verloren durch Zuwendung. Zuwendung, Zuwendung, Beziehung, Beziehung. Haustier heißt von Anfang an eine positive Beziehung.
Und diese positive Beziehung ist zunächst unglaublich labil. Und ganz viele Tiere, da geht es nicht. Und warum geht es nicht? Auch wenn es vielleicht ein paar Jahre geht, diese Tiere werden nicht fruchtbar, lassen sich nicht so tief darauf ein, verbinden sich nicht so stark damit, dass sie da auch Junge bekommen.
Und so bleibt es dann eine einmalige Sache. Erst mit diesem Moment, dass also die Scheu überwunden ist, das Tier irgendwie gesund gehalten wird und seine Artgenossen dabei hat, das männliche, das weibliche Tier und so weiter. Und jetzt gibt es da Anpaarung oder Paarung oder Befruchtung und Jungtiere.
Und jetzt geht es eigentlich erst richtig los, dass ein wirkliches neues Wesen Stück für Stück entsteht. Das sind natürlich Prozesse von Jahrhunderten. Jetzt muss man sich sehr gut klarmachen, dass das Haustier eben ein Tier ist, was der Mensch zu sich holt und zunächst ohne Zweck.
Wieder nicht ist es die Bequemlichkeit, nicht ist es sozusagen das besser Leben können, sondern die Zuwendung. Und ich bin ganz sicher, das ist jetzt meine persönliche These, die kann ich nicht durch irgendwelche wissenschaftliche Forschung belegen, dieser erste Schritt mit den Tieren, wer tut den? Wer in der menschlichen Gesellschaft ist sozusagen derjenige, der zweckfrei in Beziehung treten möchte? Das sind die Kinder. Und wer ist es bei den Tieren? Das sind die Jungtiere.
Und es ist für mich völlig klar, dass das Zusammenkommen von Mensch und Tier, was dann eben zu dieser Beziehung, zu dieser jahrtausendelangen Beziehung der Haustierwerdung führt, dass das von der völlig spielerischen, offenen, zweckungebundenen Haltung ausgeht, der Kinder, die sich die Jungtiere klauen und mit den Tieren spielen. Und eben manche wenige Tiere, die eben auch gerne spielen, zumindest als Jungtiere. Ein gemeinsames Spielen ist da sicher der Anfang, sonst wird das nämlich nicht funktionieren.
Und das kann man in jedem Zoo sehr gut beobachten, wo man heute das ja versucht, dass man sozusagen Wildtiere, damit die Menschen sie anschauen können, da irgendwie einpfercht und hält und mit allem Möglichen dann auch dafür sorgt, dass sie Junge bekommen, aber Haustiere werden die dadurch überhaupt nicht. Kein einziges Haustier ist auf diese Weise in den letzten Jahrhunderten entstanden. Alle Haustiere stammen aus dieser ersten Phase, lange vor Christi Geburt, in der die Menschheit eben noch ganz andere Beziehungskräfte zu den Tieren entwickeln konnte und Durchhaltekräfte und die Tiere vielleicht auch selber noch in einer anderen Konstitution waren, dass das möglich war.
Ja, also soweit wollte ich heute kommen, dass wir sozusagen diesen ersten Bogen haben. Landwirtschaft entsteht wie eine Explosion, ist plötzlich eigentlich da, die komplette Landwirtschaftswelt. Und wir können das nur verstehen durch eine innere Verwandlung des Menschen, natürlich auch eine Verwandlung der Erde, der Pflanzen, der Tiere, die sind dafür auch irgendwie prädestiniert in dieser Periode.
Aber das Wesentlichste ist doch der innere Wandel des Menschen, der eben eine neue Welt schaffen möchte oder schafft. Und ich will schließen mit einer Beschreibung aus der persischen Mythologie, die sicher einige tausend Jahre jünger ist, aber die sich doch wahrscheinlich eben fortradiert hat, die sich fortgeschrieben hat. Da gibt es in den sogenannten Veden die Frage an den großen, übermächtigen, allesbestimmende Gottheit, was Ahura Mazdao, wie kann ich dir dienen? Und dieser Gott vermittelt über seinen auf der Erde irgendwie erscheinenden, weisheitsgetragenen Halbgott oder König oder so, Zarathustra, du wirst am besten der Gottheit gerecht, du wirst am besten dienen, du wirst der beste Mensch sein, wenn du in die Wüste gehst, wenn du dahin gehst, wo die Trockenheit ist, das Wasser dahin leitest und dort die Gräser kultivierst, dort die Gräser wachsen lässt.
Also das ist so ungefähr die wörtliche Übersetzung. Mensch, baue eine Gartenwelt. Mensch, führe, leite das Wasser dahin, wo eigentlich kein starkes Wachstum ist, sorge durch das Wasser dafür, dass Wachstum entsteht, schütze, umzäune, umhüte, ummauere diesen Raum und kultiviere die Pflanzen und kultiviere die Tiere und was wir immer dabei vergessen, was das aller Selbstverständlichste ist, kultiviere den Boden.
Der geöffnete, der mit selektierten, mit von Menschen angebauten Pflanzen, in einer Fruchtfolge angebauten Pflanzen, ist sofort ein völlig anderer Boden. Da kommt zeitweise Licht rein, der ist gelockert, das ist eine völlig andere Struktur, eine völlig andere Mikrobiologie, eine völlig andere Humusbildung und so weiter. Mensch, kultiviere den Boden, Mensch, verändere die Pflanzenwelt, Mensch, verändere die Tierwelt und natürlich Mensch, verändere dich selbst.
Sonst geht das nicht. Ja, soweit wollte ich heute kommen. Herzlichen Dank für das wunderbare Zuhören und wir gehen dann morgen weiter.
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