Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 4. Folge von Martin von Mackensen, 2021

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Grundkurs biodynamische Landwirtschaft - 4. Folge von Martin von Mackensen, 2021

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Hallo und herzlich Willkommen zu meinem Vortrag. Heute zeige ich euch, wie man mit dem Vortrag Wir beginnen mit dem Vortrag mit dem Vortrag, welcher mit einem neuen Vortrag ausgeführt wird. Wir beginnen mit dem Vortrag mit dem Vortrag, welcher mit einem neuen Vortrag ausgeführt wird.

Ja, wir sind ja gestern in den Zeitraum reingekommen, der mit 2.900 vor Christus beginnt, mit den Ägyptern. Und ich habe das kurz gesagt, Es gibt eben auch die babylonische oder die Zwei-Strom-Land-Kultur, die genau so eine Hochkultur ist und die fast parallel ist und die sehr ähnlich ist. Wir haben uns auf das Ägyptische ein bisschen fixiert und das macht auch gar nichts, weil sie eben beide doch auch sehr ähnlich sind.

Und wir sind damit ja reingekommen in ein Zeitalter, in dem es nun schriftliche Dokumente gibt oder bildliche Dokumente. Und das ist schon sehr interessant, weil für uns, für unsere Frage, wie hat sich das menschliche Bewusstsein gewandelt und wie ist die Geschichte Ausdruck des Bewusstseins oder des Bewusstseinswandels und wie ist eigentlich die Landwirtschaft darin zu verstehen? Für diese Frage ist es sehr schön, dass wir plötzlich Bilder haben, weil, das ist fast bis heute, also bis vorgestern so, weil die Landwirtschaft immer das Normale, das Alltägliche ist. Und das Alltägliche, das Normale wird immer ganz schlecht dokumentiert.

Wer also so ein Handy hat mit Fotofunktion und Fotos macht mit seinem Handy oder mit einem Fotoapparat und so und mal so ein paar Jahre zurückguckt und denkt, was habe ich denn da so gemacht und so, der wird sich selber entdecken als denjenigen, der immer fotografiert, wenn was Besonderes ist. Da haben die sich zum ersten Mal geküsst oder da ist ein Heißluftballon hochgegangen oder da waren wir tief im Boden oder irgendwie sowas. Aber das ganz Normale, das ganz Alltägliche, ja das war der Dortmfelder Hof und da war die Treppe und da oben war so der Seminarraum, klick, das macht man nicht.

Und so ist es mit der Landwirtschaft auch. Alle Kulturen haben irgendwie was festgehalten, haben was weitergetragen, haben Mythologien gebildet und so weiter. Aber das Normale, das hält man immer nicht fest.

Das ist eine ganz typische menschliche Situation, weil da ist man ja drinnen. Warum soll man das dokumentieren? Und das kommt dann immer im Nebeneffekt, weil da der Zug der Heiligen von A nach B und so weiter und so weiter und so weiter gezeigt und gebildet wird. Dadurch sieht man auf einmal, wie sahen denn die Kühe da aus? Oder, oder, oder, kommt ihr mit? Also das ist so eine Sache, die uns jetzt dann immer weiter verfolgt.

Je mehr man diese Frage in die Gegenwart treibt, wie ist eigentlich Landwirtschaft, wie hat sich die entwickelt und wie ist der Ausdruck der Entwicklung und so weiter, dass man eigentlich immer die Dokumente sozusagen nur im Nebenbei hat. Und das ist nun plötzlich wirklich der Fall in dieser ägyptischen Kultur. Und ich habe ja, glaube ich, genügend Farbe daran gemacht, dass wir gesehen haben, der Perfektionismus und diese hohe Intensität und Kontinuität über zwei, drei Jahrtausende.

Das ist eigentlich das, wenn man es ganz knapp zusammenfassen will. Und das Düngen schenkt der Nil oder schenkt Euphrat und Tigris. Keine Ahnung, was Düngung eigentlich ist.

Beregnung ja, Düngung nein. Ja, und dann habe ich ja schon ein bisschen angefangen mit den Griechen und der griechischen Kultur. Und da muss man jetzt sagen, die Griechen gibt es sozusagen eigentlich ja gar nicht.

Sondern es ist eben eine Kultur, weil sie immer dieses Sich-Verbindende hat. Weil sie immer Interesse hat an den Menschen, die irgendwo anders leben und mit denen ein Austausch kommt und so. Und so kann man eigentlich viel deutlicher jetzt sagen, es gibt eine griechische Zeit, eine griechische Kultur.

Aber deshalb sind noch längst nicht alle Menschen, die davon betroffen sind oder die darin leben oder die sich damit verbinden oder so, Griechen. Und die griechische Kultur ist eine wunderbare. Ich habe gestern ja so ein bisschen versucht, das auch emotional deutlich zu machen, wie schön die eigentlich ist und ja, was für ein tolles Lebensgefühl das auch sicher gewesen ist.

Und sie hat in Bezug auf die Landwirtschaft nicht wahnsinnig viel Neues hervorgebracht. Sie hat aber doch vor allem eben Neues hervorgebracht bei den mehrjährigen Pflanzen. Also der Ölbaum, die Olive, das ist typisch aus dieser Zeit.

Der Wein, den gab es wahrscheinlich schon vorher in Georgien da am Kaukasus, aber die Griechen haben ihn groß gemacht. Die Griechen haben ihn sozusagen kultiviert. Die haben dieses wilde, lianenartige Gewächs, was eigentlich typischerweise in solchen Fluss-Sumpfgebieten, fruchtbarster Boden, genug Feuchtigkeit, sechs Meter in einem Jahr, diese Pflanze völlig zu etwas anderem zu machen.

Der Kulturwein ist was ganz Neues, ganz tief beeinflusst von Menschen. Diese tiefe, tiefe Wurzel, diese holzige, feste, baumartige Tiefenwurzel und diese Fähigkeit ganz zurückgeschnitten werden jedes Jahr und neu austreiben und dann gleich eben Frucht bilden. Eine unglaubliche Pflanze, die schon sehr interessant ist, typisch für die griechische Kultur.

Und ich habe ja gestern auch schon erwähnt, in der griechischen Kultur mittendrin sozusagen in dieser Zeit, dieses große Menschheitsereignis, die Tatsache, dass der Christus erscheint in der Welt und dass das da eben in dem Gebiet ist von Israel heute. Das ist schon typisch, dass eben der Christus sich jetzt verbindet mit mythologisch oder eben auch in der Bibel und so weiter, mit diesen zwei Kulturpflanzen Getreide und Wein. Brot und Wein.

Das kann man lange drüber nachdenken, könnte man eine ganze Woche lang einen Kurs drüber machen. Was eigentlich der Gegensatz dieser beiden Pflanzen ist, was diese beiden Pflanzen eigentlich sind, was die Zubereitung, die dann nach der Pflanze passiert, was eigentlich das Typische ist, der Weintraube, wie man eigentlich daraus etwas herstellt und wie das Typische eben beim Getreide ist, das Malen, das wieder völlige Zerstören, das Wiederneubefeuchten, als wollte man ihn säen, als wollte sozusagen wieder eine Saat, eine feuchte Periode beginnen. Das treibt der Teig und ist wieder sozusagen im Quellen und das würde man das nur ein, zwei Tage gehen lassen, würde das ja alles umkippen und wäre eigentlich ungenießbar, würde sehr schnell kaputt gehen.

Das lange, lagerfähige Getreide wird zermahlen und befeuchtet und damit wieder ganz plötzlich kommt es wieder ganz in die Zeit rein und jetzt kommt das Backen wieder so ein Hitzeprozess, als wollte es wieder durch eine Reifung gehen, wie ein Sommerhitzeprozess und das Backen und manchmal sogar das zweite Mal Backen, dann hat man Zwieback, zweimal gebackenes, also schon interessant. Das eine ganz stark mit diesem Wärmeprozess und das andere ganz bleibt in diesem saftmäßigen, könnte man jetzt viel über den Zucker und so weiter, könnte man ganz viel rausarbeiten. Ich will das wenigstens sozusagen hier als Gegensatz deutlich haben, das eine eine einjährige Pflanze, das andere die mehrjährige Pflanze und das gehört eben ganz typisch so auch als Gegensatz eben in diese Kulturepoche.

Und dann kann man sagen, bei den Pflanzen haben wir der griechischen Periode, der griechischen Kultur, der mediterranen Kultur könnte man auch sagen, haben wir noch einige Gemüse zu verdanken, die vielleicht schon auch vorher irgendwo da waren, aber die eben groß wurden durch die griechische Zeit und sonst weiter gar nicht viel. Es kommt nicht jetzt zu neuen Haustieren oder irgendwie so. Die Landwirtschaft spielt auch nicht als Entwicklung eine riesige Rolle.

Die Landwirtschaft, die braucht man, davor muss man leben, die muss man irgendwie machen. Aber eigentlich ist dieses riesige Interesse an den anderen, an den anderen Kulturen, an den anderen Sprachen, an den anderen Mythologien, die Griechen waren meisterhaft darin sozusagen irgendwo was mitzunehmen und das wieder in das eigene miteinzubauen und das eigene irgendwo hinzubringen und dazu mitzukriegen, wie das dort mit beeinflusst hat und mit verwandelt hat die Kultur der anderen. Und so kann man sagen, steigt das so an, eben in die griechische Klassik und wir haben ja ein bisschen auch gesprochen über diese Kultur, die menschliche Gestalt irgendwie zu, wie fast zu überhöhen.

Eine griechische Plastik eines Fidias oder so, 400, 300 vor Christus, die ist noch ein bisschen schöner als der Mensch in seiner schönsten Form, noch ein bisschen harmonischer, noch ein bisschen wohlproportionierter und so weiter. Und so ist es auch mit dem Tempel, die ägyptische Pyramide oder die ägyptischen Tempelanlagen, die sind starr und sind sozusagen aus sich innerlich heraus, aus dem, was da eigentlich gewollt ist, diese Frage der Welt hinter der Welt, die Welt des Todes, die Welt nach dem Leben, die hat damit zu tun. Das fanden die Griechen nicht so wahnsinnig.

Dafür haben sie nicht einen griechischen Tempel gebaut. Der griechische Tempel, der ist eine super harmonische Sache in der Landschaft. Also wenn ihr mal wirklich in eurem Leben einen schönen Urlaub macht, dann fahrt nach Sizilien, da stehen die besten griechischen Tempel und schaut vor allem, macht die sozusagen innerlich mit eurer Fantasie wieder zu ganzen Tempeln, das sind ja heute Ruinen, und studiert vor allem, wie die so in der Landschaft sind.

Wie die Berge, wie das Meer, wie die Landschaft und der Tempel. Eine unglaubliche Harmonie, wie kann man so einen Tag, so einen Tempel so umwandern, in ein paar Kilometern Entfernung und einfach mal sehen, wie sieht das von den ganz verschiedenen Perspektiven aus. Kriegt man viel mehr mit, als wenn man irgendwelche Prospekte liest und dann da so eine Touristenführung mitmacht.

Der griechische Tempel in der Landschaft, eine Sache von unglaublicher Harmonie, wie die Landschaft eben ist, überhaupt diese mediterrane Landschaft, und jetzt dieser Tempel da drin, wie das so ist. Und der Tempel ist alle 30, 40 Jahre ein anderer in der griechischen Zeit. Nicht die ägyptische Pyramide und die ägyptischen Tempelanlagen, die sind sozusagen ewig gleich.

Bei den Griechen ist alle paar Jahrzehnte ein neuer Stil, ein bisschen anders, die Säule, die Winkel und so weiter. Ja, also eine solche Kultur. Und wir haben diesen merkwürdigen Wandel nach der Zeit 300 v. Chr., dass der griechische Impuls irgendwie nicht mehr richtig trägt.

Diese Klassik und danach ist eigentlich, es baut sich über Jahrhunderte auf und dann wird es sozusagen ein Stück weit aus dem philosophisch-künstlerischen und dem irgendwie Ergreifen dieses Mittelmeerraums, wird es dann immer, man kann fast sagen, militärischer. Das gipfelt in gewisser Weise in Alexander dem Großen, der bis zum Indus dann kommt und diesen griechischen Impuls noch mal weit nach Osten ausdehnt und dann geht es eigentlich zurück und jetzt kommt das Römische. Und die Römer sind nun ganz anders.

Die römische Kultur besiedelt ja im Grunde genommen denselben Raum, aber die Römer sind ganz anders. Die sind vor allem interessiert abzukupfern. Die haben gar nicht so viel Eigenes.

Das, was sozusagen ihre Hauptsachen sind, ist eben schon durch die Griechen entwickelt, aber es wird eigentlich eher oberflächlich, eher ein bisschen brachialer, eher ein bisschen machtbetonter, eher ein bisschen militärischer genutzt. Und diese Entwicklung der Stadt Rom und des Römischen Reiches bis ziemlich genau zur Zeitenwende ist ja eine spannende Sache. Die kriegt man in der Schule immer breit serviert, weil da gibt es nun viele Quellen und so.

Und da ist ja dann ein unglaublicher Umschwung ungefähr um die Zeitenwende, dass plötzlich eben diese weit entwickelte Demokratie dann wieder ein Cäsarenreich wird, also eigentlich eine Diktatur, muss man sagen. Und als solche dann auch noch jahrhundertelang besteht und immer, immer militärischer und immer gewaltherrschaftsmäßiger wird. Und unsere Frage nach der Landwirtschaft ist eben da so, dass auch da eigentlich das nur benutzt wird, was die griechische Kultur entwickelt hat.

Die Römer haben sehr viel aufgeschrieben. Wir haben wirklich die ersten echten landwirtschaftlichen Bücher, die wirkliche richtige Kolumella und so weiter. Da gibt es so drei, vier ausgiebige Schilderungen, wie Landwirtschaft geht und wie man das zu organisieren hat und so weiter.

Und da muss man schon sagen, auch eine sehr hochentwickelte Landwirtschaft. Da gibt es schon eine ganze Reihe von pfiffigen Bearbeitungsgeräten. Da hat man schon eine Idee, wie man eigentlich Fruchtwächse, wie das eigentlich sein muss.

Und da wird auch viel über die Tiere und die Tierhaltung und die Tierzucht schon auch gewusst und geschrieben. In Klammern, man muss bei den Römern immer sehr vorsichtig sein. Es gibt viel Aufgeschriebenes und vieles stimmt gerade nicht.

Es ist bewusst gelogen. Insbesondere, wenn es um Schlachten geht und militärische Fragen. Weil man als Schreibender für einen General, für einen Feldherren, mit dem man da irgendwo hingezogen ist und jetzt eben berichten musste, wie das alles verlaufen ist.

Da sollte das natürlich toll aussehen, wenn man nach Rom in die Zentrale zurückkam. Dann waren da also riesige Ländereien erobert oder irgendwas. Immer ganz tolle große Zahlen und große Fakten.

Die Wirklichkeit war oft ganz anders. Es ist bewusst unwahrhaftig geschrieben und gesprochen worden, um eben toll dazustehen. Da muss man echt aufpassen.

Aber bei den Landwirtschaftsbüchern, bei den Erträgen ist das wohl auch so. Da muss man auch höllisch aufpassen. Da gibt es auch Berichte, die aus anderen ... Man muss immer wissen, aus welchem Motiv ist hier geschrieben worden.

Da gibt es durchaus astronomisch tolle Vorschilderungen, wie alles so geht. Das stimmt dann gerade nicht, weil jemand zeigen wollte, wie toll sein System ist oder wie wertvoll dieses Stück Land ist. Da muss man aufpassen.

Aber im Grunde genommen kann man schon sagen, wir haben ein sehr, sehr genaues Bild, wie die Landwirtschaft funktioniert hat. Und auch in Bezug auf die Landwirtschaft waren die Römer ein bisschen eine brutale Kultur. Da gab es eben große Gebiete, ganze Bevölkerungen, ganze Völker kann man sagen, die dienten diesem römischen Imperium eben zum Beispiel als Quelle vom Getreide.

Und da, wo heute Steppe und Wüste ist in Nordafrika, war noch zur Römerzeit eben viel Getreideanbau. Und man kann sagen, gerade Tunesien, Algerien, Libyen, das war eigentlich die Kornkammer des römischen Imperiums. Also da sieht man auch den Klimawandel.

Die Sahara war noch nicht so ausgedehnt, war noch nicht so trocken, war noch nicht so stark eine Wüste. Überhaupt der ganze mediterrane Raum war doch klimamäßig und landwirtschaftlich anders. Und wir müssen natürlich von heute aus schon sagen, so toll diese ganze griechische Periode und römische war, so sehr sie große menschheitliche Fortschritte entwickelt hat, so sehr war sie auch eine zerstörerische Kultur.

Der ganze mediterrane Raum ist entwaldet worden. Kann man sich heute fast gar nicht mehr vorstellen. Wie sah eigentlich Spanien, wie sah eigentlich Italien, wie sah eigentlich Griechenland, wie sah eigentlich Nordafrika, wie sah eigentlich der vordere Orient aus, wie eben noch auf den Gebirgen der wunderbare mediterrane Mischwald war.

An ganz wenigen Orten hat er sich erhalten. Ich kenne es ein bisschen genauer auf dem Gargano in Italien, das ist der Sporn am Stiefel, wenn man so den Italien, das geht ja so ein bisschen nach Südosten herunter, der Stiefel und dann hat er so ein Sporn und dann kommt unten der Hacken. Und dieser Sporn, das ist ein kalkiges Gebirge, das geht so, ja Mittelgebirge, das geht so auf 800, 900 Meter hoch, direkt rundherum, eigentlich fast rundherum das Meer.

Und da ist dieser Wald noch da. Und wenn man da reingeht, gerade im Sommer, ist es 8, 10 Grad kühler. Riesiger hoher Buchenmischwald, wunderschön.

Eine eigene Rasse, eine eigene Rinderrasse, die da heute noch lebt, eine Waldweidenwirtschaft, wunderbare fruchtbare Böden, eine ganz, ganz tolle Sache. Und dieser Wald ist eigentlich in dem ganzen mediterranen Raum weg. Und überall, wo das Gebirge ein bisschen steiler ist, und das ist ja viel Gebirge dort, relativ steil, ist eben mit dem Abholzen dieser Wälder dann auch sehr schnell in den starken Winterregen der Boden weggeschwommen.

Also die Erosion, die Bodenzerstörung dieses riesigen, wunderbaren Kulturraums von Gibraltar bis nach Teheran, von Südfrankreich bis nach Ägypten, das ist sozusagen die negative Folge dieser Bewusstseinsentwicklung der griechischen und römischen Periode. Wir haben heute dort eben diese Makia-Wälder auf diesen Felsen, auf diesen Gebirgen, eine Zweitvegetation, die sich dann langsam, langsam bildet, wenn dieser wunderbare mediterrane Wald mit seinem Boden weg ist. Und man kann sich natürlich auch gut vorstellen, wie stark das Klima dadurch verändert worden ist, weil diese Verdunstung, weil diese Kühlung der Gebirgswälder eben weg ist und so weiter und so weiter.

Wir machen jetzt ja hier nicht sozusagen Ökologie und Entwicklung von Ökologie-Geschichte auch, sondern wir wollen ja eigentlich diesen Bewusstseinsstrom weiter verfolgen. Aber da muss man das doch wenigstens nennen, hier ist sehr, sehr viel Schaden auch entstanden. Und gleichzeitig ist es natürlich so, dass unsere Kultur heute ganz, ganz stark die Folge der griechisch-römischen Kultur ist, weltweit.

Wir sitzen sozusagen da auf. Das ist für uns ganz, ganz tragend bis in die Sprache hinein, bis in unser ästhetisches Verständnis und so weiter und so weiter. Und da ist nun auch noch zu bedenken, jetzt wirklich in Bezug auf die Landwirtschaft, dass immer noch nicht verstanden wird, was Düngung eigentlich ist.

Und das kann man an einer wunderbaren kleinen mythologischen Detail kann man sich das schön klar machen. Das kennt wahrscheinlich der ein oder andere von euch auch, die Taten des Herkules. Herkules ist ja ein griechischer Held, der bis nach Gibraltar kommt und der alles Mögliche macht.

Und einmal muss er eine große Leistung vollbringen. Er muss nämlich einen Stall ausmisten. Und das muss man sich so vorstellen, wie so ein eben typischer griechischer Schafstall, vielleicht auch Milchschafhaltung.

Ja, wie ist das? Da hat man also die Schafe über Jahre immer wieder im Sommer. Im Griechenland hat man ja vor allem Ställe nötig im Sommer, wenn draußen nichts mehr wächst. Im Winter kann man weiden.

Das ist wie umgekehrt wie hier. Und für den Sommer muss man Heu machen. Und im Sommer sind die Tiere auch gerne im Stall, weil es da schattig ist und kühler ist.

Gemauerte, nicht Feldsteine, dicke Wände und so ein flaches Dach. Irgendwie eng sind die da drin. Die werden sich ja auch zusammengetrieben immer jeden Tag.

Und da kommen da rein. Und da kommt auch ab und zu irgendwie noch ein bisschen Äste und Reisig und vielleicht auch irgendwelche organischen Reste, irgendwelche Abschnitte oder so dazu. Und eben die Küttel, die kleinen Miststücke der Schafe und der Tritt der Tiere und die Rotte.

Und Jahr für Jahr. Und so baut sich da auf ein unglaublich festes, angerottetes Paket. Und irgendwann können die Tiere nicht mehr rein, weil die an die Decke stoßen.

Und jetzt soll der Herkules ausmisten. Zwei Meter vielleicht oder so. Und was macht der Herkules? Er ist pfiffig.

Und den Bach nebendran, den leitet er um. Das ist viel einfacher, die Steine und so weiter, das so ein bisschen umzuarrangieren. Und ein paar Tage lang lässt er den Bach durch den Stall fließen.

Und dann sagt er, guck mal, der Stall ist ausgemistet. Hat auch richtig funktioniert. Nur der Mist war weg.

Beim Bach. Kein Verständnis von dem Wert dieses Mistes. Dass dieser Mist, was sich da über Jahre angesammelt, aus der ganzen Landschaft, dass das die Möglichkeit ist, jetzt einen Garten oder irgendwo etwas besonders fruchtbar zu machen.

Das Bewusstsein besteht eigentlich nicht. Und so kann man das auch dann wirklich studieren. Die erfolgreiche Landwirtschaft, der erfolgreiche Gartenbau ist immer da in dieser ganzen griechisch-römisch-mediterranen Kultur, wo der Boden besonders ist.

Wo sozusagen die Natur diesen Düngungsprozess ein Stück weit besorgt hat. Und da geht es eben Jahrzehnte und Jahrhunderte und irgendwann geht es halt dann auch nicht mehr so gut. Und dann geht man woanders hin.

Ein Verständnis dafür, dass das eigentlich zu entwickeln ist und auch zu mehren ist durch den Menschen und zu verstetigen ist, die Bodenfruchtbarkeit, das ist eigentlich nicht gegeben. Viele technischen Raffinessen, die Nutzung der Tiere für den Zug, für das Pflügen und so weiter, da ist durchaus ganz viel da. Und es sind durchaus auch Erträge da.

Und das ist eine erfolgreiche, auch arbeitsteilige Landwirtschaft. Nicht die ganzen Heere, die versorgt werden, die Stadtkulturen und so weiter. Da ist schon wirklich eine leistungsfähige Landwirtschaft da.

Aber ein Verständnis der Bodenfruchtbarkeit ist eben nicht da. Weil eigentlich kein Verständnis der Düngung da ist. Und in dieser Situation kommt nun dieser völlige Umschwung 410, 450, 490, 520 bis dann eben Ende, also bis ungefähr 600.

Diese 200 Jahre, die wir die Völkerwanderung nennen, diese Zeit der völligen Umwälzungen, die nun endlich dieses römische Imperium beendet. Das römische und auch das byzantinische. Es gab ja das Ostrom und das Westrom.

Wir lernen eigentlich immer nur von dem Westrom und haben so wenig Ahnung von dem Ostrom. Wir haben sowieso aus dem ganzen Rest der Welt wenig Ahnung in dieser Zeit. Aber eben da ist es ganz besonders so.

Das römische, oströmische Reich ist mindestens genauso interessant. Also beide zusammen, ein riesiger Raum, viele, viele Menschen. Und das Ganze geht nun zu Ende.

Dadurch, dass junge, frische, naive Völker aus dem Norden, aus dem Nordosten endlich sagen Schluss damit. Die eigentlich ganz unkultiviert sind. Die eigentlich diese vielen Kulturtechniken der Griechen und Römer gar nicht kennen und können und benutzen und uninteressant finden, sondern die diese unglaubliche Kraft und Vitalität und Bewegungslust haben, die rollen das auf.

Diese Völker, die Goten, die Vandalen und so weiter und so weiter, die eben dieses römische Imperium beenden. Und jetzt gleichzeitig kommt das Christentum aus den Katakomben, aus dem Untergrund. Das Christentum die ersten 300 Jahre eine Untergrundreligion, eine Geheimreligion, eine Märtyrerreligion.

Diese Verbrennungen der Christen in Rom als Schauspiel, als Unterhaltung fürs Volk. Das ist wirklich geschehen. Eine unglaubliche Sache über Jahrzehnte, Jahrhunderte, dass man immer wieder die Menschen zu Tode gequält hat und das noch irgendwie unterhaltsam fand, weil sie diesem neuen religiösen Impuls dienen wollten, sich dem angeschlossen hat der Nächstenliebe.

Da war das Christentum noch ein ganz anderes. Und man muss schon sagen, das Christentum ist dann eben auch mit und nach der Völkerwanderung und vor allem eben dann mit und durch die Institutionalisierung des römisch-päpstlichen Christentums ein ganz anderes geworden. Und wir kommen an diesem Punkt nochmal zurück, dann in den nächsten Tagen irgendwann, wenn wir ein paar hundert Jahre weiter sind und mehr in Mitteleuropa dann sind, nördlich der Alpen.

Hier reicht es jetzt zunächst vielleicht einfach wahrzunehmen, dieses allererste Christentum, wo wir auch von den Kirchenvätern sprechen, wo also das religiöse und das philosophische noch in einer ganz anderen Weise verbunden war als Tragen des Inneres, Geistesgut, Ausrichtung der Menschheit, das geht jetzt eben mit kaputt in der Völkerwanderung. Und es wird ganz anders. Also diese Ur-Situation der ersten 300, 250 Jahre des Christentums, in der es diese unglaubliche Ausbreitung erfahren hat, in der es wirklich darum um seinen eigentlichen Inhalt ging und wo die Verknüpfung mit der Macht noch nicht so gegeben war.

Das hört auf und das Christentum wird eben jetzt auch ein Teil der gesellschaftlich-historischen Machtwelt. Und dazwischen ist eben diese Völkerwanderung. Und die Völkerwanderung ist nun für uns und unsere Frage schon sehr interessant, weil jetzt Menschengruppen, Völker kommen aus Gegenden, die sehr, wie man so sagt, weniger zivilisiert waren und diese römische Landwirtschaft und Gartenbau kennenlernen und sehen und kopieren und aber eben auch verändern und so weiter.

Und es wird alles einmal durchgewälzt. Innerhalb von ein, zwei Generationen, von 30, 50, 80 Jahren, ist eine bestimmte Gruppe, eine Volksgruppe, vielleicht ein paar Zehntausend, vielleicht Hunderttausend Menschen aus dem Raum, wo heute vielleicht Lettland, Litauen ist, nördlich der Alpen, in Norditalien, in Südfrankreich, in Spanien und dann in Nordafrika. Also riesige Bewegungen da innerhalb von ein, zwei Generationen.

Und die sind eben so, dass man ständig irgendwo Neues hinkommt und ständig eigentlich assimiliert und aufnimmt und mitbringt und austauscht und in Verbindung kommt mit dem, was dort als Kultur schon ist. Und dadurch kann man sagen, wird dieser ganze europäische Raum noch einmal wie durchgeschmolzen, durchgewechselt, durchbefruchtet eben auch in Bezug auf die landwirtschaftlichen Techniken, in Bezug auf die Sorten, in Bezug auf die Tiere, auf die Rassen und so weiter. Und jetzt tritt das ganz, ganz Merkwürdige auf, dass nach der Völkerwanderung das eigentlich auch ganz viel von dem verloren geht.

Der Beginn des Mittelalters, das frühe Mittelalter, 700 ungefähr, 650, 700, 800, ist eigentlich in ganz Europa wie ein riesiger Rückfall, äußerlich. Die äußere Kultur, der Wohlstand, die Lebenserwartung, die Gesundheitssituation, die Verkehrswege, der Austausch, all das geht zurück. Und es ist nicht eine einmalige Katastrophe, die mit irgendeiner Krankheit, mit irgendeiner Pest oder irgendwie sowas zusammenhängt.

Nein, es geht durch die ganz verschiedenen Länder, durch die ganz verschiedenen Völker, ist das überall mehr oder weniger dasselbe. Überall gibt es diesen Rückgang, überall wandelt sich die ganze Kultur zu etwas viel Einfacheren, zu etwas viel Derberen, zu etwas viel Primitiveren. Viele Kulturtechniken, Geräte, alles Mögliche geht verloren.

Und man fragt sich, warum, was ist da eigentlich los, was nimmt denn zu, zugunsten was, von was passiert denn das? Und das ist schon eine sehr rätselvolle Frage, die Historiker können da eigentlich sagen, ja, das ist so. Mit der Anthroposophie kann man das noch ganz anders beantworten oder kann da ganz andere Fragen dran entwickeln, weil man eben wieder mit dieser Frage, wenn die Geschichte, das, was wir äußerlich als Fakten sehen, Ausdruck ist der inneren Entwicklung, dann wird eben deutlich, ja, da muss sich wieder innerlich was geändert haben. Und zwar ganz unabhängig, ob das jetzt Alemannen waren oder Vandalen oder Menschen, die jetzt plötzlich da in Nordafrika gelandet waren oder Menschen, die in Nordgriechenland plötzlich waren oder Menschen, die in Nordfrankreich oder sogar Großbritannien gelandet sind.

Überall ist das mehr oder weniger der Fall. Und da muss man jetzt sagen, ja, da zieht eine neue Innerlichkeit ein, so würde ich das formulieren. Das ist ganz schwierig, wie man das sozusagen generell sagen kann.

Aber man kann vielleicht sagen, da kommt es zu etwas, wo jetzt dieses Christentum wirklich tiefer eindringt, tiefer wirksam wird in den Menschen, in einer Art, ja, das ist ganz schwer zu formulieren, Duldsamkeit, Demut, vielleicht ist Demut das Beste, Innerlichkeit, das Äußere ist nicht mehr so wichtig. Es gibt sozusagen auch eine Werteverschiebung. Es ist nicht mehr so bedeutsam, dass der Prunk und der Wohlstand und der Luxus und so, sondern offensichtlich sind innere Hinwendungswerte, innere Prozesse entscheidend.

Und dieses beginnende Mittelalter ist schon eine super spannende Zeit, auch wenn sie gleichzeitig ein großer Rückgang auch der Schreibkultur ist, auch die Schriftkultur wird. Erstmal geht überall zurück. Es ist also wirklich, man fragt sich, wie konnte das eigentlich passieren? Und da muss ich jetzt noch mal ein Stück sozusagen diesen selben Prozess noch mal ein bisschen, ja, wie soll ich sagen, innerlicher oder spiritueller beschreiben, um das vielleicht ein bisschen besser zu verstehen.

Mit dem Ende des römischen Imperiums, in dem dann zum Schluss ja das Christentum auch schon institutionalisiert war, mit dem Ende des Imperiums und dem Chaos der Völkerwanderung tauchen nun ganz neue spirituelle Momente auf und alte verschwinden. Mit dem Ende des griechischen römischen Imperiums und dieser Zeit und der Völkerwanderung verschwindet endgültig die tiefe Weisheitslehre, die hinter und innen und tief drinnen in der griechischen Kultur gestanden hat. Und das kann man festmachen an der Zahl 579 nach Christus.

Da wird offiziell die Philosophenschule von Athen geschlossen. Endgültig ist das vorbei. Das hat viele Höhen und Tiefen gehabt und so weiter und das war die letzten Jahrhunderte auch in vielerlei Hinsicht schon dekadent und so.

Aber endgültig ist sozusagen diese Quelle, wo in geheimnisvoller Weise ganz magisch-mythisches, wenn man denkt an die Kultur der Weissagung bei den Griechen, die noch aus ganz anderen traummäßigen, aus ganz anderen Bewusstseinskräften gebildet wurde, gleichzeitig mit diesem unglaublichen wissenschaftlichen Können, was in die Natur hinausgeht, das mathematische Können, und das wiederum als Grundlage des Denkens der ganzen Künste und so weiter und so weiter. Das wird offiziell Schluss, Aus, Ende. Das ist vorbei.

Und gleichzeitig ist genau das die Zeit, in der jetzt ganz neue Impulse, auch spiritueller Art, aufkeimen beginnen. Und da müssen wir nennen Benedikt von Nursia, einer dieser neuen Impulse. Ein wohlhabender, mehr aus der römischen Kultur stammender Mensch, der in Süditalien, in der Gegend von Neapel, lebt und der mit dem Christentum in eine tiefere Beziehung tritt und eine Art meditative Schulung so erlebt und zu diesem Impuls kommt, das müssen wir leben und das müssen wir in Gemeinschaft leben.

Benedikt von Nursia, der erste, könnte man sagen, Gründer einer spirituell-christlichen Gemeinschaft. Das hat es schon vorher gegeben, mehr im Osten, also im heutigen Äthiopien und so gab es auch schon eine Art Klosterkultur, aber im ganzen Westmittelmeerraum ist das im Grunde genommen das erste offizielle. Und man darf den Benedikt nicht nur ganz toll, ganz groß beschreiben, man muss auch sehen, dass Benedikt natürlich zu dem Impuls gehört, der die sogenannten heidnischen Kult- und Mysterienorte zerstört hat.

Das muss man schon auch sehen, das wird heute nicht so sehr deutlich gesagt, aber wenn man dann ein bisschen tiefer guckt, merkt man das dann schon. Rudolf Steiner weist da sehr deutlich drauf hin, sagt, ja, das hat immer zwei Seiten. Das ist auf der einen Seite die Begründung einer unglaublichen Sache, die dann weit über tausend Jahre von Bedeutung ist, aber es ist eben auf der anderen Seite auch natürlich, hat es auch eine zerstörerische Qualität.

All das, was ich jetzt nur an der Philosophenschule von Athen als einen Punkt so beschreiben kann, das war natürlich eine große und sehr, sehr vielfältige geistige Kultur. Und man muss eigentlich innerlich so ein Bild entwickeln, dass diese ganze hellenistisch-griechische-römische Kultur, dass die möglich war, dadurch, dass die Menschen in der Arbeit auf dem Feld eigentlich immer wussten, für was sie das taten. Also für welche Altäre, für welche Kultstätten, wo sie angedockt waren und wo ihre Produkte auch gebraucht wurden und wo sie sich sozusagen mit verbunden fühlten.

Und das hört da auf. Das ist da zu Ende. Karl Jaspers nennt es dann Aktienzeit, so um 500.

Da ist das vorbei. Die Menschen haben diese Orientierung nicht mehr. Der einfache Mensch auf dem Feld, der einfache Mensch im Haus, die Hauswirtschaft, den Garten und so weiter, die waren alle irgendwie doch angedockt an jeweiligen kulturellen, mythologisch-mystischen Zentren.

Und das ist vorbei. Und jetzt braucht es etwas Neues. Und einer dieser neuen Impulse ist eben dieser Benedikt von Nursia, der, das muss in zwei Anläufen passieren, das ist gar nicht so ganz einfach, eine solche Gemeinschaft begründet, die nun arbeitet und bietet.

Ora et labora. Innere Arbeit und äußere Arbeit. Kommt jetzt, wird jetzt neu, das wird jetzt sozusagen formuliert, das wird Programm, das gab es natürlich vorher auch, aber das wird ganz neu sozusagen als konstitutiv für so eine Gemeinschaft, als bildend, als tragend beschrieben.

Eine Gemeinschaft, die kein Eigentum hat. Eine Gemeinschaft, die innere Hinwendung im Tageslauf, im Jahreslauf das Zentrale ist und die aber eben die Welt gleichzeitig gestaltet, gleichzeitig landwirtschaftlich, gärtnerisch gestaltet. Dieselben Hände, dieselben Stimmen, dieselben Köpfe, die auf der einen Seite gebückt im Garten stehen, sind es die singend in der Kapelle sind und die eben nachts aufstehen, um zu beten und so weiter.

Da muss man sich sehr gut klar machen, dass das auf einmal sozusagen eine andere Sozialstruktur bekommt und in dieser Sozialstruktur, die jetzt äußerlich eigentlich ein Rückschritt ist, viele Kulturtechniken, viele Erträge, viele Straßen, vieles, vieles, vieles geht verloren in dieses Mittelalter hinein, aber es entsteht neu eine innere Haltung, eine innere Demut, ein innerer Bezug zu einer spirituellen, zu einer geistigen Welt und da ist nun dieser Punkt, wo klar wird, die Landwirtschaft, die wir da gestalten, die muss eigentlich lange, die müssen wir eigentlich immer besser machen, die ist eigentlich etwas wie ein Mensch. Da müssen wir uns darum kümmern, dass die fruchtbarer und fruchtbarer wird. Das erste Mal in dieser Konstellation taucht das auf, dass man merkt, da ist eben diese Demutshaltung, es geht nicht nur darum, dass wir hier jetzt toll leben und viel Ertrag haben oder so, sondern dass wir etwas wie aufbauen, dass wir da außerhalb von uns wie eine Welt, wie eine Kultur, wie einen Garten begründen, der immer besser, immer schöner, immer fruchtbarer wird.

Man kann sagen, dass bei allem Niedergang der Kultur in das Frühmittelalter hinein, das erste Mal sozusagen vielleicht nicht programmatisch in Paragrafen ausformuliert, aber doch deutlich aus den historischen, aus den landwirtschaftlich historischen Tatsachen ablesbar, das auftaucht, dass die Menschen wirklich einen Begriff von Düngung in Bezug auf die Fruchtbarkeit bekommen. Und das geht nun weiter und die Entwicklung verlagert sich. Der mediterrane Raum ist nicht mehr der führende.

Das ist ein ewiger Kampf, das geht jahrhundertelang. Der Papst wohnt eben in Rom und irgendwie will er immer noch, dass Rom sozusagen der Mittelpunkt der Welt ist. Aber schon mit den Frankenkönigen, die ja aus der Gegend von Belgien, Flandern, Nordfrankreich da kommen, die Franken, die dann eben von 600 bis 800 plötzlich immer größer werden, ganz naive, ganz unkultivierte Kerle, eigentlich eine Kultur, die sehr gewaltsam ist und sehr auch in gewisser Weise die römischen Techniken und militärischen Errungenschaften einfach ganz unreflektiert übernimmt.

Die dehnen sich aus, die siegen überall, die verbünden sich dann sehr früh schon mit dem Christentum, auch genau in dieser Zeit. Klotwig, der Erste, der 496 zum Christentum übertritt, aber eben nicht mehr südlich der Alpen. Jetzt passiert sozusagen das Entwicklungszentrum, das Innovationszentrum verlagert sich.

Und diese erste fränkische Kultur, die ja dann ganz schnell über ganz Frankreich, Deutschland, Burgund bis Norditalien geht und die dann ja in Karl dem Großen gipfelt, eine furchtbar brutale Kultur. Da bringt man sich gegenseitig in den Familien um. Also so wahnsinnig spirituell ist das nicht.

Aber parallel dazu, nebenbei, auf der anderen Seite gibt es eben die jeweiligen Klosterkulturen. Und wir müssen langsam sehen, dass in dem Mittelalter die geistigen Impulse, die Entwicklungen, die Bibliotheken, das Lesen können, das Schreiben können, das Diskutieren können, das Philosophiemachen können, das alles, das nur noch in den Klöstern passiert. Die Klöster werden jetzt die geistig-spirituellen Zentren, die Universitäten, die Forschungseinrichtungen, die Entwicklungszentren.

Eine völlige Verschiebung, eine ganz starke Veränderung. Und diese Klöster, die dehnen sich aus. Die werden groß, die werden überall präsent.

Die werden viel eigentlich gestaltender, viel entscheidender als diese ja oft doch auch sehr dummen Herrscher. Nicht, Karl der Große lernt im hohen Alter lesen. Der kann gar nicht lesen.

Und das, was eigentlich sozusagen der geistige Untergrund und der bildungsmäßige Untergrund solcher Herrschaften sind, das kommt eben jeweils aus den Klöstern. Die Berater, so ein Alkoiden, ein Berater des Karl des Großen, der kommt natürlich aus einer Klosterschule, aus einem Kloster, aus der Bildung, die es eben eigentlich nur noch in den Klöstern gibt. Ja, da wollen wir dann morgen ansetzen und eigentlich nochmal auf eine ganz andere Weise studieren, wie da Landwirtschaft jetzt wird.

Und wir haben eigentlich jetzt ganz schön, glaube ich, diesen Übergang hingekriegt, wie aus dieser mediterranen, griechischen und dann römischen Epoche durch die Völkerwanderung und das alles eben dann schlussendlich im Mittelalter diese Welt da ist, die doch zunächst so erschreckt. Wo man denkt, wie konnte das eigentlich passieren, dass die Menschen wieder so arm wurden, dass das Leben irgendwie auch so erbärmlich wurde. Warum greift dann im Hochmittelalter oder Spätmittelalter die Pest so wahnsinnig um sich? Weil die Menschen eben in Holzhütten leben, auf gestampftem Lehm.

Und die Pest, die eben von den Ratten übertragen wird, die Ratten haben eben mit den Menschen zusammengelebt. So einen schönen festen Steinboden oder jetzt hier so ein Parkett oder so, auch ein Steingebäude hier, das waren gerade eben die meditativen Räume, die Kirchenräume. Der Mensch selber war ganz, das eigentliche Leben passierte in erbärmlich einfachen Umständen.

Und ganz offensichtlich war das eben nicht so wichtig. Man muss das Mittelalter mehr und mehr verstehen lernen als eine innere Entwicklung, weil äußerlich ist es ein Rückschritt in vielerlei Hinsicht. Und diese innere Entwicklung, die sozusagen mit Demut, mit Frömmigkeit, mit wirklicher innerer Hinwendung zu tun hat, die äußert sich dann eben in den Lebensbedingungen und die äußert sich dann später auch in der Entwicklung der Landwirtschaft und das wollen wir dann morgen genauer studieren.

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